Meine Lieblings-HAZ füllt heute ein Viertel der Seite 1 mit diesem Text:
Das nennt sich
Content Leadership und wird von einer Volontärin aus diversen Quellen zusammengestückelt - ungenau und lückenhaft übersetzt -. Flüchtige Recherche in der Maschine ergibt als ursprüngliche Quelle das Radaublatt
Daily Record (most-read news heute: Woman who had sex with pit bull filmed sickening acts to 'arouse her boyfriend'), wo man immerhin erfährt:
Now the University of Glasgow is offering a short course entitled D’oh! The Simpsons Introduce Philosophy.
Promotional material for the course, which costs £30, says: “The Simpsons is one of the modern world’s greatest cultural artefacts, partly because it is so full of philosophy. Aristotle, Kant, Marx, Camus, and many other great thinkers’ ideas are represented in what is arguably the purest of philosophical forms – the comic cartoon.
“This day-school will explore philosophy’s most inspiring ideas as presented in Matt Groening’s monument to the absurdities of human existence ...
Das ist etwas anderes als
die Simpsons demnächst philisophisch zu betrachten, und dass der eintägige Kurs nicht
allen Interessierten offensteht, sondern schlappe £30 kostet, erfährt der HAZ-Leser, der schon kurz davor ist, einen Flug nach Glasgow zu buchen, auch nicht ...
Aber das bringt uns immerhin zu wirklich interessanten Einsichten über Prekarität im akademischen Milieu: Der zititierte Dozent, der an meheren Hochschulen in Glasgow als
Convenor,
Course Designer, Lecturer, Tutor arbeitet und dessen
main research interests are in the philosophy of mind, particularly the metaphysics of mind: the problem of mental causation, the mind-body problem, and the prospects for materialist accounts of mental phenomena. I also take an interest in reductive versus non-reductive projects in science more generally, the development of the philosophy of mind in the twentieth century, defending intentionalism in the philosophy of art, and Hume's philosophy of religion, ist vermutlich dringend auf die £30 angewiesen ...
Außerdem erfahren wir heute in der HAZ unter
Kurz gemeldet noch:
Studenten in Thailand lernen den Tod zu studieren
Bangkok. „Schöner Tod“ – so heißt ein neues Seminar, das die renommierte thailändische Chulalongkorn-Universität in Bangkok im Januar auflegt. Studenten sollen lernen, sich auf den Tod vorzubereiten und keine Angst davor zu haben, wie Dozentin Aim-utcha Wattanaburanon am Donnerstag berichtete.
Auch da frage ich mich, wie man darauf kommt, sowas zu melden. Flüchtige Recherche in der Maschine ergibt auch hier eher seltsame Quellen, voran
DER FARANG - Newsportal für Urlauber und Residenten in Thailand! -
Stock News USA weiß allerdings mehr:
′The classroom activities will be designed to offer the students the opportunity to lament the loss of loved ones and to understand that it’s OK to cry′, said the ′beautiful death′ teacher, Aim-Utchim.
The purpose of the course is to help the students to prepare for death, which should be seen as a natural event, and not be afraid of it. The professor added that this training should be both a mental and financial one.
Da kann man wenigstens ahnen, wie die Meldung ins Blatt kam: der
news-robot merkte bei
financial auf, verfasste den Text und setzte ihn unter Culture&Arts ab ... Wenn es noch verantwortungsvolle Redakteure gäbe, müssten die klarstellen:
Leonard Cohen Taught Us How to Die
Der Chief Content Officer der HAZ müsste mir mal erklären, was seine Auswahl von Nachrichten von der von Facebook unterscheidet, - abgesehen davon, dass Facebook individueller ansteuern kann, wo eine HAZ noch von der Idee eines ideellen Gesamtidioten als Adressaten ausgeht, - den man u.a. mit den
täglichen Umfragen ausforscht - wo das Programm allerdings bemerkt, wenn man mehrfach abstimmen will. - Schade, ich hätte gern eine Filterblase gebastelt. (Vgl.
Kölner hat mit einer 25 Cent-Pfandflasche knapp 45.000 Euro ergaunert (Business Insider -
!!))
Gefangen in der Filterblase?
Im Internet sucht jeder nur Nachrichten, die seine Meinung bestätigen. So die allgemeine Auffassung. Eine neue Studie zeigt, dass es in Wahrheit noch viel schlimmer ist. (FAZ, 08.11.2016, von Boris Holzer)
... Es gibt also sowohl eine an politische Unterscheidungen angelehnte Differenzierung der Medienlandschaft als auch ein dementsprechendes, je nach Kanal unterschiedlich stark ausgeprägtes Rezeptionsverhalten. Der Unterschied zwischen „online“ und „offline“ ist aber nicht besonders groß.
Wer besorgniserregende Ergebnisse sucht, findet sie im Kleingedruckten. So stand zwar ein Datensatz von insgesamt 1,2 Millionen Nutzern zur Verfügung, ausgewertet wurden aber nur die Daten von 50 000, weil lediglich vier Prozent des Samples das Kriterium „aktiver Nachrichtenkonsum“ erfüllen. Und dass die befürchtete Selektivität der sozialen Medien keine große Rolle spielt, hat auch damit zu tun, dass nur jeder dreihundertste Klick auf Facebook zu einer Nachrichtenseite geht. Katzenvideos und andere unterhaltende Inhalte haben wesentliche größere Bedeutung...
Ich fürchte, die Strategie des HAZ-Content-Managements, in Konkurrenz zu sog. sozialen Medien ebenfalls auf mehr
Katzenvideos und andere unterhaltende Inhalte zu setzen führt direktemang in die Tonne: Warum soll ich dafür noch 1,70 € ausgeben?
Fuck the Bubble!