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Grammatik einer Geburt: Ein Königshaus fabriziert einen Satz. Oder: Making Thinking Visible: Semantische Rolle und syntaktische Funktion.

    Her Royal Highness The Duchess of Cambridge was safely delivered of a daughter at 8.34am. [Pressemeldung des Britischen Königshauses, auch per Twitter]
Die Passivkonstruktion "was delivered of a daughter" klingt gediegen altmodisch und damit very royal – und sie hat den Vorteil, dass ihre ex-bürgerliche königliche Hoheit, die Gräfin von Cambridge, als eher unbeteiligt an der ganzen Sache dargestellt wird. Sie hat kein Kind zur Welt gebracht, sondern sie ist (wörtlich übersetzt) „von einem Kind befreit worden“. Das passt erstens gut dazu, dass die eingeheiratete (und im Fall der Fälle jederzeit entsorgbare) Gräfin ja eigentlich nur als vorübergehendes Gefäß für das waschechte, in der Thronfolge immerhin an vierter Stelle stehende Königskind gedient hat, und zweitens dazu, dass Frauen sich bei Geburten sowieso nicht immer so in den Vordergrund drängen sollen.
Im Englischen ist das Verb deliver im Geburtszusammenhang perfekt dazu geeignet, die Gebärende in den Hintergrund zu stellen.
Dazu eine kleine Grammatikstunde:
Im Sprachlog
____________

Aber zunächst lade ich zu einem Umweg ein: Ich durfte heute eine Englisch-Stunde in Klasse 7 beobachten, in der die Lehrerin (34!!) Schülerinnen und Schülern im Sinne entdeckenden Lernens die Möglichkeit eröffnete, an Beispielen die Unterschiede in den Modes of Agency wahrzunehmen, zu beschreiben und sogar selbständig als Regeln zu formulieren.
Es war (wieder einmal) sehr spannend zu beobachten, wie Schüler/innen Denkwege (welche?) auswählen, ausprobieren, beschreiten ... und zu welch interessanten Ergebnissen sie dabei kommen. Was sie entdeckten und wie sie das begrifflich zu fassen versuchten, rechtfertigt unbedingt das Zutrauen in ihre Fähigkeiten, das die Lehrerin mit diesem Lernarrangement vermittelt hat.
Fruchtbarer noch war zu versuchen, der von den Schüler/innen nicht selbst zu überwindenden Barriere, die zur Lösung des Problems überwunden werden muss, auf die Spur zu kommen. Sehr schön wird diese Herausforderung in diesem Beitrag einer Schülerin zu dem Beispielsatz deutlich:
    A doctor examined the car driver and his passenger. / The car driver and his passenger were examined by a doctor.
    S: In the active sentence the subject is in front of the verb and in the passive sentence the subject is behind of the verb.
Im ersten, schnellen Zugriff könnte L klarstellen: Falsch! SPO!! ... Das Subjekt wird zum ... na??

Faszinierend aber, was L damit zertreten hätte:

1. Die Schülerin formuliert ihre Erkenntnis in der Fremdsprache, weicht nicht ins Deutsche aus, und es gelingt ihr mit den ihr zur Verfügung stehenden Redemitteln das beobachtete Phänomen hinreichend präzise zu benennen.
2. Die Schülerin versucht in ihrer Deutung das Problem zu lösen, dass da etwas nicht passt: Das Subjekt ist nicht mehr Subjekt, bleibt aber Subjekt - so wie sie Subjekt versteht -, und sie löst das so, dass sie dessen- veränderte- Stellung im Satz benennt. Und zwar die Stellung des Handelnden, den sie sinnvoller Weise, weil ihr ein anderer Begriff dafür fehlt, weiterhin als Subjekt bezeichnet (obwohl da was nicht passt).
3. Der Schülerin kann ein Bewusstsein davon unterstellt werden, dass ein Subjekt sich dadurch auszeichnet, dass es handelt (handlungsfähig ist), und so besteht sie darauf, dass auch in der Passivkonstruktion die Person, die zwar erst nach dem Verb genannt wird, dennoch die handelnde bleibt.

Wo also war die Barriere = dass da etwas nicht passt, die die Schülerin (und die anderern 33 mit ihr) nicht selbst überwinden konnte, wofür sie also eine didaktische Hilfe zur Überwindung bräuchte (und eben nicht eine Richtigstellung!)??

Was ihr offensichtlich fehlte, war die Denkmöglichkeit, logisches und grammatisches Subjekt, also semantische Rolle und syntaktische Funktion zu unterscheiden (was Schüler/innen dieser Alterstufe nicht können können - Piaget! - und also Hilfen benötigen):
    Das Agens (lat. agere „handeln“) bezeichnet in der Linguistik die semantische Rolle desjenigen Aktanten eines Satzes, der über die vom Verb des Satzes ausgedrückte Handlung Kontrolle ausübt bzw. sie verursacht. Der Gegensatz zum Agens ist das Patiens. Das Agens ist eine semantische Rolle, aber keine syntaktische Funktion, weshalb auch zwischen Agens und Subjekt klar unterschieden werden muss.
Das der Schülerin so zu sagen, wäre wenig hilfreich. In einem nächsten Schritt wäre also zu überlegen, wie die Analyse, dass eine Unterscheidung zwischen Agens und Subjekt hilfreich ist, überführt werden kann in eine Konzeption didaktischer Hilfen, die an den vorhandenen Denkwegen ansetzt und einen weiteren Denkschritt ermöglicht:
Dazu können wir zurückkommen auf die kleine Grammatikstunde im Sprachlog zur Grammatik einer Geburt:
    In aktiven Sätzen (z.B. Kate küsst William) ist das grammatische Subjekt (Kate) auch das logische Subjekt, also die handelnde Person, während William das grammatische Objekt (und das Objekt der Begierde) ist. In passiven Sätzen (William wird von Kate geküsst) ist William zwar das grammatische Subjekt, aber das logische Subjekt (die handelnde Person) ist immer noch Kate, obwohl sie nur noch am Rande vorkommt und sogar ganz weggelassen werden kann (William wird geküsst). Passive Sätze können so dazu dienen, den passiveren Beteiligten einer Handlung in die Subjektposition zu bringen (daher ja die Bezeichnung „passiver Satz“ oder „Passivsatz“), ohne diesem aber dadurch eine aktivere Rolle zuzugestehen (wenn William geküsst wird, heißt das nicht, dass er etwas dazu beiträgt).
Sehr schöne Ansätze, Schüler/innen Denkhilfen zu geben, liegen zuweilen sogar in den Begrifflichkeiten der Grammatiken selbst:
Im Englischen wird das im Deutschen mittels Präpositionalphrase ergänzte Agens (... von Kate geküsst) als by-agent bezeichnet. Das hat doch ein hohes Anschaulichkeits- und damit Merkpotenzial für Schüler/innen einer 7. Klasse:
The by-agent ist und bleibt der Handelnde, aber - betrachten wir den Satz als Satz - OOPS!: ist er nicht mehr das grammatische Subjekt!!
Die didaktische Herausforderung besteht dann wohl darin, das oops zu nutzen: Hier gibt es ja zwei Sichtweisen!
The Agent and the Sentence! (-ein fieser Link: The Signal and The Noise)

Eine solche Unterscheidung im Grammatikunterricht der Jahrgangsstufe 7 anzulegen, könnte helfen, die Denkmöglichkeiten zu erweitern (Ich spreche jetzt bewusst nicht von Kompetenzzuwachs!).

Denken und Denken lernen vs. Death by Worksheet

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"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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