Karikaturen-Streit 2.0
Klaus Stuttmann war früher ein kritischer Karikaturist. Neuerdings macht er dumpfdummes Zeug und verkauft das an den Tagesspiegel (leider auch weiterhin an den Freitag). Im neuen Karikaturenwettbewerb zwischen Tagesspiegel und Wprost fallen Schamgrenzen: hier!- und nicht in der von Springer bereits journalistisch runtergewirtschafteten polnischen Presse:
...
sueddeutsche.de: Wird der antideutsche und antieuropäische Kurs von allen polnischen Medien gestützt?
Urban: Es gab darüber keineswegs einen Konsens in den polnischen Medien. Ich nenne als Beispiel Gazeta Wyborcza oder Polityka. Beide haben sehr kritisch über den Konfrontationskurs der Kaczynskis berichtet. Hier wurde eher die Auffassung vertreten, dass die Polen irgendwann für diese Politik werden bezahlen müssen.
sueddeutsche.de: In Polen sind Blätter aus dem Springer-Verlag - wie Fakt, Newsweek oder die an der Welt orientierte Tageszeitung Dziennik - sehr erfolgreich. Es heißt, zumindest das Boulevardblatt Fakt mische in der antideutschen Berichterstattung heftig mit.
Urban: Das traf zu, als Fakt im Herbst 2003 auf den Markt gekommen ist. Damals brachte das Blatt, wohl um den Beweis zu erbringen, von den Deutschen unabhängig zu sein, ein halbes Jahr lang eine antideutsche Geschichte nach der anderen. Das hat im Sommer 2004 aufgehört und ist auch nicht zurückgekommen. Newsweek und Dziennik treten gemäßigt auf. Sie haben ganz offensichtlich die Anweisung bekommen, deutsch-polnische Fragen nicht zuzuspitzen. Nichtsdestotrotz ist Fakt wesentlich härter als die Bild-Zeitung in Deutschland. Sie hat die Grenzen des guten Geschmacks weit nach unten verschoben.
Fakt ist, dass der Deutsche sich aufführt wie der Moslem im Karikaturenstreit 1.0 und - s.o. - dass einer wie Stuttmann nun offenbar auch meint, mit dem Tabubruch schön rauszukommen.
Zur Illustration des zunehmenden Verkommens der ehemals kritischen Stimmen (Federn) das schamlose Ding, das nun wirklich alles verkennt / verzeichnet, was an dem Kompromiss karikierenswert wäre und nur noch den dumpfen Reflex bedient:
Neulich hat er - im Freitag - schonmal so ein dumpfes Ding abgeliefert, das Herr G. in einem Leserbrief kritisch würdigte, der dann aber seltsam sinnentstellend gekürzt veröffentlicht wurde, weshalb hier der ungekürzte Text zum Bild erscheint, der sehr schön deutlich macht, was einer wie Stuttmann offenbar nicht mehr mitdenkt - oder nicht mehr mitdenken will:
"was soll diese karikatur von stuttmann in freitag 19?
meint er, leute, die antisemiten als solche bezeichnen, sind idioten? das passte natürlich zur berichterstattung des freitag der letzten jahre, in dem ja bevorzugt israel-kritische autoren zu wort kommen, die man natürlich gegen den antisemitismus-vorwurf schützen muss.
das geht hier aber ebenso gründlich daneben, wie öttingers reinwaschung des filbinger vom nazismus. der hätte sich genauso im grabe gedreht bei dem vorwurf, kein nazi gewesen zu sein, wie die frau in der karikatur von sich weisen würde, etwas für juden oder israel übrig zu haben. denn was für eine szenerie ist hier abgebildet? das verwendete ambiente ist kleinbürgerlich bis miefig deutsch. wie verdreht ist dann die aussage einer frau im morgenmantel mit dauerwelle und pantoffeln? also einer frau, die laut umfrage unter deutschen mit einer hohen wahrscheinlichkeit (zwei drittel der bundesbürger denken so) antisemitisch eingestellt ist?
auch diese form der zeitung passt nicht ins "bild", aber vielleicht sieht stuttmann so ja die klientel des freitag und ist der zeit bereits ein wenig voraus.
aktuell wäre es schon besser gewesen, den dynamischen "linken" palästinenserfreund ins bild zu setzen, also eine gründeutsche ikea-küchen-szenerie abzubilden, um der freitäglichen linie im blick auf israel treu zu bleiben."
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sueddeutsche.de: Wird der antideutsche und antieuropäische Kurs von allen polnischen Medien gestützt?
Urban: Es gab darüber keineswegs einen Konsens in den polnischen Medien. Ich nenne als Beispiel Gazeta Wyborcza oder Polityka. Beide haben sehr kritisch über den Konfrontationskurs der Kaczynskis berichtet. Hier wurde eher die Auffassung vertreten, dass die Polen irgendwann für diese Politik werden bezahlen müssen.
sueddeutsche.de: In Polen sind Blätter aus dem Springer-Verlag - wie Fakt, Newsweek oder die an der Welt orientierte Tageszeitung Dziennik - sehr erfolgreich. Es heißt, zumindest das Boulevardblatt Fakt mische in der antideutschen Berichterstattung heftig mit.
Urban: Das traf zu, als Fakt im Herbst 2003 auf den Markt gekommen ist. Damals brachte das Blatt, wohl um den Beweis zu erbringen, von den Deutschen unabhängig zu sein, ein halbes Jahr lang eine antideutsche Geschichte nach der anderen. Das hat im Sommer 2004 aufgehört und ist auch nicht zurückgekommen. Newsweek und Dziennik treten gemäßigt auf. Sie haben ganz offensichtlich die Anweisung bekommen, deutsch-polnische Fragen nicht zuzuspitzen. Nichtsdestotrotz ist Fakt wesentlich härter als die Bild-Zeitung in Deutschland. Sie hat die Grenzen des guten Geschmacks weit nach unten verschoben.
Fakt ist, dass der Deutsche sich aufführt wie der Moslem im Karikaturenstreit 1.0 und - s.o. - dass einer wie Stuttmann nun offenbar auch meint, mit dem Tabubruch schön rauszukommen.
Zur Illustration des zunehmenden Verkommens der ehemals kritischen Stimmen (Federn) das schamlose Ding, das nun wirklich alles verkennt / verzeichnet, was an dem Kompromiss karikierenswert wäre und nur noch den dumpfen Reflex bedient:
Neulich hat er - im Freitag - schonmal so ein dumpfes Ding abgeliefert, das Herr G. in einem Leserbrief kritisch würdigte, der dann aber seltsam sinnentstellend gekürzt veröffentlicht wurde, weshalb hier der ungekürzte Text zum Bild erscheint, der sehr schön deutlich macht, was einer wie Stuttmann offenbar nicht mehr mitdenkt - oder nicht mehr mitdenken will:
"was soll diese karikatur von stuttmann in freitag 19?
meint er, leute, die antisemiten als solche bezeichnen, sind idioten? das passte natürlich zur berichterstattung des freitag der letzten jahre, in dem ja bevorzugt israel-kritische autoren zu wort kommen, die man natürlich gegen den antisemitismus-vorwurf schützen muss.
das geht hier aber ebenso gründlich daneben, wie öttingers reinwaschung des filbinger vom nazismus. der hätte sich genauso im grabe gedreht bei dem vorwurf, kein nazi gewesen zu sein, wie die frau in der karikatur von sich weisen würde, etwas für juden oder israel übrig zu haben. denn was für eine szenerie ist hier abgebildet? das verwendete ambiente ist kleinbürgerlich bis miefig deutsch. wie verdreht ist dann die aussage einer frau im morgenmantel mit dauerwelle und pantoffeln? also einer frau, die laut umfrage unter deutschen mit einer hohen wahrscheinlichkeit (zwei drittel der bundesbürger denken so) antisemitisch eingestellt ist?
auch diese form der zeitung passt nicht ins "bild", aber vielleicht sieht stuttmann so ja die klientel des freitag und ist der zeit bereits ein wenig voraus.
aktuell wäre es schon besser gewesen, den dynamischen "linken" palästinenserfreund ins bild zu setzen, also eine gründeutsche ikea-küchen-szenerie abzubilden, um der freitäglichen linie im blick auf israel treu zu bleiben."
gebattmer - 2007/06/26 22:19
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