Archäologie (CDLXI): Pablo Neruda - Flucht und Leben und Tod: Voy a vivir / Ich werde leben - Pablo Neruda "höchstwahrscheinlich" doch ermordet
In den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verfasste der Nobelpreisträger Pablo Neruda, während er auf der Flucht war oder im Gefängnis saß, den umfangreichen Gedichtszyklus Canto General.
Pablo Neruda - Fragmente zu einem Portrait
Nach aktuellen Kriterien der Bundesrepublik Deutschland, die keine sind, wäre Pablo Neruda auf der Flucht immer eine Person mit erkennbarer Nicht-Bleibeperspektive gewesen, weil immer eingereist aus rückkehrpolitisch relevanten Drittstaaten [neusprech.org]
Voy a vivir
Yo no voy a morirme. Salgo ahora
en este día lleno de volcanes
hacia la multitud, hacia la vida.
Aquí dejo arregladas estas cosas
hoy que los pistoleros se pasean
con la “cultura occidental" en brazos,
con las manos que matan en España
y las horcas que oscilan en Atenas
y la deshonra que gobierna a Chile
y paro de contar.
Aquí me quedo
con palabras y pueblos y caminos
que me esperan de nuevo, y que golpean
con manos consteladas en mi puerta.
Ich werde leben
Ich werde nicht sterben. In diesen Tagen
voller Vulkane gehe ich fort,
neuen Möglichkeiten entgegen, dem Leben zu.
Ich lasse alles geordnet zurück,
heute, da Banditen sich herumtreiben
mit der "westlichen Kultur" im Arm,
mit Händen, die in Spanien morden,
und den Galgen, die schwanken in Athen,
und der Schande, die Chile regiert,
und ich schweige.
Ich bin bereit,
mich auf die neuen Worte, Menschen und Wege
einzulassen, die mich erwarten,
die mit Bangen an meine Tür klopfen.
Die atemraubende Vertonung durch den griechischen Komponisten Mikis Theodorakis (1973/ 1974) beinhaltet 12 Lieder, dazu kommt das Requiem, das Theodorakis seinem Freund Pablo Neruda widmete, der am 23. September 1973, wenige Tage nach dem Militärputsch in Chile und unmittelbar vor der geplanten Uraufführung gestorben war.
Ob Neruda gestorben ist oder ermordet worden ist:
Pablo Neruda "höchstwahrscheinlich" doch ermordet. Von Klaus Ehringfeld, Mexiko-Stadt, SPON 06.11.2015
Vgl. auch: Tod eines Mörders
Die Militärdiktatur in Chile war keine Einzelveranstaltung eines sadistischen Generals, dem als nun senilem Greis das Patent des Kriminellen verliehen wird. Es war dies in Wahrheit das Pilotprojekt für die folgende Einführung neoliberalen Wirtschaftens auf dem Globus. Mit viel Applaus von vielen Seiten: Dem Rackett der »Chicago Boys« um Milton Friedman, von Lady Thatcher und der CDU und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es war dies aber auch noch etwas anderes – unvergessen: die mörderische Intervention gegen ein sozialistisches Experiment auf dem südamerikanischen Subkontinent. Vielen, die heute Pinochet verurteilen, war er damals grade recht. Erst dieser Blick auf die Vergangenheit erlaubt das historische Urteil.
Pablo Neruda - Fragmente zu einem Portrait
Nach aktuellen Kriterien der Bundesrepublik Deutschland, die keine sind, wäre Pablo Neruda auf der Flucht immer eine Person mit erkennbarer Nicht-Bleibeperspektive gewesen, weil immer eingereist aus rückkehrpolitisch relevanten Drittstaaten [neusprech.org]
Voy a vivir
Yo no voy a morirme. Salgo ahora
en este día lleno de volcanes
hacia la multitud, hacia la vida.
Aquí dejo arregladas estas cosas
hoy que los pistoleros se pasean
con la “cultura occidental" en brazos,
con las manos que matan en España
y las horcas que oscilan en Atenas
y la deshonra que gobierna a Chile
y paro de contar.
Aquí me quedo
con palabras y pueblos y caminos
que me esperan de nuevo, y que golpean
con manos consteladas en mi puerta.
Ich werde leben
Ich werde nicht sterben. In diesen Tagen
voller Vulkane gehe ich fort,
neuen Möglichkeiten entgegen, dem Leben zu.
Ich lasse alles geordnet zurück,
heute, da Banditen sich herumtreiben
mit der "westlichen Kultur" im Arm,
mit Händen, die in Spanien morden,
und den Galgen, die schwanken in Athen,
und der Schande, die Chile regiert,
und ich schweige.
Ich bin bereit,
mich auf die neuen Worte, Menschen und Wege
einzulassen, die mich erwarten,
die mit Bangen an meine Tür klopfen.
Die atemraubende Vertonung durch den griechischen Komponisten Mikis Theodorakis (1973/ 1974) beinhaltet 12 Lieder, dazu kommt das Requiem, das Theodorakis seinem Freund Pablo Neruda widmete, der am 23. September 1973, wenige Tage nach dem Militärputsch in Chile und unmittelbar vor der geplanten Uraufführung gestorben war.
Ob Neruda gestorben ist oder ermordet worden ist:
Pablo Neruda "höchstwahrscheinlich" doch ermordet. Von Klaus Ehringfeld, Mexiko-Stadt, SPON 06.11.2015
Vgl. auch: Tod eines Mörders
Die Militärdiktatur in Chile war keine Einzelveranstaltung eines sadistischen Generals, dem als nun senilem Greis das Patent des Kriminellen verliehen wird. Es war dies in Wahrheit das Pilotprojekt für die folgende Einführung neoliberalen Wirtschaftens auf dem Globus. Mit viel Applaus von vielen Seiten: Dem Rackett der »Chicago Boys« um Milton Friedman, von Lady Thatcher und der CDU und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es war dies aber auch noch etwas anderes – unvergessen: die mörderische Intervention gegen ein sozialistisches Experiment auf dem südamerikanischen Subkontinent. Vielen, die heute Pinochet verurteilen, war er damals grade recht. Erst dieser Blick auf die Vergangenheit erlaubt das historische Urteil.
gebattmer - 2015/11/08 19:42
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