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Aus der sozialen Überdruckkammer

Reden und reden lassen ? (II) - «Dresden – in den Musennestern wohnt die süsse Krankheit Gestern» - Bildungsaristokratisch unter dekadenten Himmeln: Tellkamp hat gewalsert

«Der Turm» von Uwe Tellkamp? -«Wieso sollte ich das lesen?»
Sodann dreht einem langsam sein ausdrucksloses Gesicht entgegen und sagt: «Das ist Rotz.»
Warum? «Weil das nicht meine DDR ist, die der beschreibt...»
:

... ein Milieu, in dem ein Kater „Chakamankabudibaba“ (nach dem Märchenonkel Hauff, weniger bildungsbeflissen geht es nicht bei den Türmern) heißt, eine Gespensterwelt namens „Ostrom“, in der oberhalb Dresdens die mächtigen bösen Herrscherfunktionäre schwer bewacht verdämmern? Roman-Bilder, auf die Richard Wagners Parzival-Satz „Zum Raum ward hier die Zeit“ zutrifft? ... ( Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ über die Herrscher und Beherrschten in der DDR ist ein Monster mit tausend Seiten. Nikolaus Festenberg, Tagespiegel 02.10.2012)
    Und jetzt? Heute sieht die Tellkamp-Welt ganz anders aus. All die Rechtspopulismus-Profis und AfD-Experten winken ja mittlerweile schon schnell routiniert ab, wenn sie ein Muster wiedererkennen, und attestieren dann, nun sage auch der- oder diejenige "das Übliche", was man da eben so sage. Aber gegen diese Abgebrühtheit sollte man sich doch noch mal das ganze konkrete Paket an Überzeugungen klarmachen, das der preisgekrönte Autor in Dresden vor großem Publikum gebündelt vorgetragen hat. Es sind folgende: Die Aufnahme von Flüchtlingen war ein Rechtsbruch. Die gleichgeschaltete linke Presse gefährdet die Meinungsfreiheit. Dagegen erfordert es Mut, die eigentlichen Wahrheiten auszusprechen. Kaum ein Flüchtling ist verfolgt, sondern nur Wirtschaftsmigrant. Thilo Sarrazin hingegen kann als Verfolgter gelten. Das Geld für Einwanderer müsste man lieber in die Rentenversicherung stecken. Der gesamte Osten wird vom Westen für braun erklärt, und der Rassismus ist in erster Linie durch solche Kränkungen erklärbar. Der Islam ist gefährlich für unser Land.
    Natürlich darf Uwe Tellkamp rechtspopulistische Thesen herunterbeten. Man müsste dann nur aufzeigen, wo sie in plumpe Ressentiments kippen. Leider will nur gerade keiner der sein, der solche Grenzen definiert.
    Von Johan Schloemann
Nach seinem Streitgespräch mit Uwe Tellkamp wundert sich Lyriker Durs Grünbein über die Ostdeutschen, die in die "Sozialsysteme des Westens" eingewandert seien und "sich heute über den Zuzug aus anderen Erdteilen" beklagten.

Und ich wundere mich über Schloemann, der meint, der Tellkamp sei nun - aus heiterem Himmel - dem Ressentiment verfallen, - habe er doch noch 2012 im Interview mit der ZEIT auf die Frage, was denn für die Ex-DDR-Bürger typisch sei, wenn es Angela Merkel nicht sei, Folgendes geantwortet:
    "Diese Kleinkariertheit, dieses Kleinbürgertum - der Kleingarten mit der Tischdecke! Mit Eierschecke, Wunschbriefkasten und Oberhofer Bauernmarkt. Das ist doch, was die Menschen an gedanklicher Freiheit gehindert hat. Diese niedrige Gesinnung eines Kleinbürgerstaats. Die DDR war ein Kleinbürgerparadies! Der ewige Kleinbürger, der erst die Nazis wählt und der sich dann auch im nächsten Staat einrichtet. Mit portablem Fernseher, mit 'nem Bier, mit Würstchen und Grilletta. Und dafür ist Merkel nun wirklich nicht typisch."
Wenn das nicht Ressentiment war, weiß ich nicht, was Ressentiment ist (oder was Schloemann darunter versteht). Im Übrigen scheint mir dieser hochgejazzte Turm (Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2009), der ja auch als geschichtsphilosophische Deutung der ,friedlichen Revolution’ in der DDR gefeiert wurde, von eben dem ganzen konkreten Paket an Überzeugungen getragen zu sein, das der preisgekrönte Autor in Dresden vor großem Publikum gebündelt vorgetragen hat.
Man soll ja einen Roman nicht mit seinen Rezensenten totschlagen, aber wenn er sich so lesen lässt wie seinerzeit Tillmann Krause in der "Welt":
    Der Autor habe „den ultimativen Roman über die DDR, diese lächerliche sowjetische Satrapie auf deutschem Boden (geschrieben). Und zwar aus der Sicht derer, die nicht eine Sekunde daran zweifelten, dass sie dagegen waren. Das allein ist schon, nach all dem Wischiwaschi der Christa Wolfs, Volker Brauns, Christoph Heins und tutti quanti, eine nahezu erlösende Tat. So klar antikommunistisch, so voller schneidender Verachtung für das Proleten- und Kleinbürgertum, das 40 Jahre lang im Ostteil dieses Landes sein Gift verspritzen durfte, hat noch keiner, der aus diesen Breiten kommt, den Stab gebrochen."
... dann haben wir da (nicht nur) ein Problem mit dem ultimativen Wende-/Bildungs/bürger-Roman und seinem Autor:

Rückblick auf Uwe Tellkamps "Der Eisvogel" - Traum von der konservativen Revolution

von Gregor Dotzauer (Potsdamer Neueste Nachrichten, 14.03.2018)
Es lohnt sich, aus der Perspektive von gestern auf den Tellkamp von heute zu schauen: Ein Rückblick auf seinen Roman "Der Eisvogel" von 2005.
    Der Eisvogel“, konnte man schon 2005 feststellen, „ist das Plädoyer für eine konservative Revolution, und zwar für eine, wie sie Hugo von Hofmannsthal 1927 in seiner Münchner Rede über ,Das Schrifttum als geistigen Raum der Nation’ forderte, lange bevor der Begriff von der Neuen Rechten politisch okkupiert wurde. Durch die Nervenbahnen seiner Prosa kriecht die Kälte von Ernst Jünger, der preußische Romantizismus von Ernst von Salomon, aber eben auch die Magie von Friedo Lampe.“ Ein Irrtum war nur der erste Satz: „Wo dieses Buch herkommt, da war lange keiner mehr, und dort, wo es hinwill, wird es einsam bleiben.“ Eben deshalb lohnt es, aus der Perspektive von gestern auf den Tellkamp von heute zu schauen. Lesen Sie hier die gesamte Rezension, die ursprünglich am 16. März 2005 in der gedruckten Ausgabe des "Tagesspiegel" erschien:
    ...
    Er mag von einer Kap-Hoorn-Fahrt über sturmgepeitschte Meere geträumt haben, angekommen ist er in den Gefilden einer Bildungsaristokratie unter dekadenzverhangenen Himmeln: "Gibt es einen Mozart, einen Bach oder einen Richard Wagner unserer Tage?" Durch die Nervenbahnen seiner Prosa kriecht die Kälte von Ernst Jünger, der preußische Romantizismus von Ernst von Salomon, aber eben auch die Magie von Friedo Lampe. "Der Eisvogel" ist das erste ernst zu nehmende rechte Buch der jüngeren deutschen Literatur, das in einer ursprünglichen Abscheu vor dem "Morbus 68" wurzelt. Wahrscheinlich braucht man wie Tellkamp auch zwanzig Jahre DDR im Rücken, um diesen Ekel so ungehindert zu empfinden. Nicht zuletzt das unterscheidet den Roman von jenem Elitismus, der linksadornitisch sozialisierte Autoren wie Botho Strauß zu Einsprüchen gegen das "herunterdemokratisierte" Bewusstsein getrieben hat oder Hans Wollschläger zu Tiraden gegen die Dummheit "In diesen geistfernen Zeiten". Deshalb führt "Der Eisvogel" aber auch nicht weiter. Denn es ist eins, auf dem existenziellen Ernst des Schreibens und Denkens zu beharren. Und es ist etwas anderes, dabei eine Wahl zwischen Pathos und Ironie zu fordern. Dafür ist es nicht nur historisch zu spät. Beides sind Darstellungsformen - auch der letzten Dinge. Tellkamp klammert sich an den Gestus. Das läuft hinaus auf schiere Restauration.
Insofern kein Wunder, dass der sich endlich outet. Ist wahrscheinlich aber auch ökonomisch zu erklären: Wer soll denn seine Bücher kaufen?!
Die AfD hat die Bundestagswahl in Sachsen hauchdünn vor der CDU gewonnen...
Wie der Markt die Meinung reguliert, fiel mir neulich schonmal auf, als ich mir Dieter Nuhr, Ingo Appelt und Andreas Rebers angetan habe. Literaten und Comedians müssen hat auch schauen, wer Literatur und Comedy nachfragt, - und wenn da 1/3 mittlerweile schwer rechtes Bildungsbürgertum dabei ist, das meint, weil mal was von Thomas Mann gelesen zu haben bedeutet, immer noch was Besseres zu sein als das Tellkamp-mäßig verachtete Kleinbürgertum, dann muss das ja auch bedient werden ...

Vgl. auch
Versagt der Literaturbetrieb?
Telepolis, 15. März 2018, Ralf Hutter
Seit langem gibt die Buchbranche Anlass zur Sorge ob ihrer Schlagfertigkeit gegenüber reaktionären Akteuren. Für die am Donnerstag beginnende Leipziger Buchmesse sieht es wieder nicht gut aus

Aus der sozialen Überdruckkammer (XI): Deutschland als Prothese

  • Reichsbürger horten Waffen, sind antisemitisch und verfassungsfeindlich. Die Gefahr, die von ihnen ausgeht, wird noch immer unterschätzt.
    Interessantes Feature bei swr2. Hier nachzuhören.

    Für mich hat - wie so oft - der Postillon das Phänomen erhellend erledigt:
    Donnerstag, 20. Oktober 2016
    Ausnahmsweise: "Reichsbürger" wird nach Gesetzen des Deutschen Reichs hingerichtet

    Nürnberg (dpo) - Es ist eine historische Ausnahme: Weil er die Gesetze der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennt, soll der "Reichsbürger" Wolfgang P., der am Mittwoch in Georgensgmünd einen Polizeibeamten tödlich verletzte, gemäß den Gesetzen des Deutschen Reiches (1871-1945) hingerichtet werden. Das teilte das Landgericht Nürnberg-Fürth mit...
  • Götz Eisenberg
    Deutschland als Prothese
    Wozu nationale Identität?

    [Der Aufsatz erschien zuerst im August 1996 in der Zeitschrift „Die neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte“. Aufgrund seiner uneingeschränkten Aktualität haben sich Götz Eisenberg und die Redaktion entschlossen, den Aufsatz 21 Jahre später in der Originalfassung erneut zu veröffentlichen.]

    Zeiten der Krise lassen den privaten Wahn und die Idiosynkrasien üppig ins Kraut
    schießen. Der forcierte gesellschaftliche Wandel lockert traditionelle Anpassungsge füge
    und lässt lebensgeschichtlich erworbene Orientierungsmuster und Modi der Selbst-
    wertregulation hinfällig werden. Das wachsende Auseinanderklaffen der lebensgeschichtlichen
    Prägungen und aktuellen gesellschaftlichen Anforderungen macht krank und verrückt:
    Menschen, die an tradierten Denk- und Verhaltensmustern festhalten, die von außen nicht
    mehr gestützt und bestätigt werden, geraten schnell in eine Position abseitiger Starrheit, die
    wahnhafte Züge annehmen kann. Der Wahnsinnspegel innerhalb der Bevölkerung steigt,
    bis eines Tages einer kommt und den Privatwahn zum Prinzip erhebt und politisch in Gang
    setzt. Der Privatwahn verschwindet in der Verrücktheit des Ganzen. Dem einzelnen Halbirren
    wird, nach den Worten von Ernst Simmel, auf diese Weise erspart, ein ganzer zu werden.
    Die Menschen, jene kleinen überspannten Säugetiere, über die die Katastrophe des
    Denkens hereingebrochen ist, haben das unabweisbare Bedürfnis, sich in Raum und Zeit,
    Geschichte und Gesellschaft zu lokalisieren, eine Ortsbestimmung ihres Lebenszusammenhangs
    vorzunehmen. Der Mensch, sagt Ernst Bloch, lebt nicht vom Brot allein, besonders
    wenn er keines hat. Wie immer ist es die politische Rechte, die mit ihrem Billigangebot der
    „nationalen Identität“, früher nannte man das „völkische Gesinnung“, zur Stelle ist, um den
    metaphysischen Hunger der Leute zu stillen...
  • "Die Idee der Nation, in der einmal sich die wirtschaftliche Einheit der Interessen freier und selbstständiger Bürger gegenüber den territorialen Schranken der Feudalismus zusammenfaßte, ist selbst, gegenüber dem offensichtlichen Potential der Gesamtgesellschaft, zur Schranke geworden. Aktuell aber ist der Nationalismus insofern, als allein die überlieferte und psychologisch eminent besetzte Idee der Nation, stes noch Ausdruck der Interessensgemeinschaft in der internationalen Wirtschaft, Kraft genug hat, Hunderte von Millionen für Zwecke einzuspannen, die sie nicht unmittelbar als die ihren betrachten können. Der Nationalismus glaubt sich selbst nicht ganz mehr und wird doch benötigt als wirksamstes Mittel, die Menschen zur Insistenz auf objektiv veralteten Verhältnissen zu bringen."
    Theodor W. Adorno: "Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit" Gesammelte Schriften 10.2. Kulturkritik und Gesellschaft II: Eingriffe. Stichworte. Anhang by Theodor W. Adorno (Suhrkamp: Frankfurt/Main, 1977) 555-572. Via Welcome @ trueten.de

Aus der sozialen Überdruckkammer (X): Renegaten, Verräter, Konvertiten, Überläufer oder Überzeugungstäter - The Next Generation

Tony Fadell war maßgeblich an der Entwicklung des ersten iPhones beteiligt. Zehn Jahre später fürchtet er, dass Smartphones mehr schaden als nützen könnten.:
...Tony Fadell hat auch eine Erklärung für das Elend. Es liege vor allem an den Biografien der Menschen, die vor zehn, 15 Jahren den Grundstein für die technologische Omnipräsenz gelegt haben: Anfang, Mitte 20, männlich, weiß, privilegiert, kinderlos und niemandem außer sich selbst verpflichtet, die Produkte vor allem ihren Vorstellungen und ihrem "limitierten kulturellen Verständnis" gemäß entwickelten. Diese egozentrische Art des Designs falle nun auf die jüngste Generation, die mit ihm aufwachse zurück...

(Süddeutsche _ Netzkolumne, 10.07.)

egozentrische Art des Designs / limitiertes kulturelles Verständnis

Mit-dem-Konto-verbundene-Apps

Aus der sozialen Überdruckkammer

Oder einfach nur zu blöd/inkompetent


Wie viele deutsche Ökonomen irren
130 deutsche Professoren irren systematisch. Das liegt daran, dass sie selbst die Grundbegriffe ökonomischen wissenschaftlichen Arbeitens nicht beherrschen.

Von Heiner Flassbeck (Makroskop, 14.07.)

Aus der sozialen Überdruckkammer (IX): Renegaten, Verräter, Konvertiten, Überläufer oder Überzeugungstäter

Unbedingt lesenswerter Artikel von Georg Seeßlen (getidan, 1. Juli 2017) (wenn Sie sich i.w.S. für "links" interessieren.)
Sehr treffend die
    4. These: Die biographischen Bruchlinien

    Links-Sein war für viele Menschen der Nachkriegsgesellschaft eine biographische Notwendigkeit der Selbstbefreiung: Der Bruch mit dem Elternhaus, der Bruch mit der Tradition, die Verweigerung von Rollenmodellen und Karriereplänen etc. Die linke Biographie war mit dem Erreichen bestimmter Ziele verbunden, sie verknüpfen im übrigen das Berufliche, das Soziale und das Familiäre miteinander, und das Erreichen wie das Verfehlen dieser Ziele führt zu einer Neuorientierung: Nehmen wir an, der „Linke“, der seine biographischen Ziele erreicht hat, neige eher zu einer Verbürgerlichung oder zu einer Einrichtung in einer, sagen wir, post-linken, selbstreflexiven Schrumpfkultur, so können wir im Konvertiten wohl einen Menschen sehen, der noch immer nicht geworden ist, was er hat werden sollen.

    Der im Rechtsextremismus gelandete Ex-Linke bekämpft nun nicht allein „die Linke“, die ihn irgendwie nicht hat werden lassen, was er hat werden sollen, sondern auch das Linke in sich selbst. Die Konvertiten unter den Rechtsextremisten versuchen ihre neuen Kameraden nicht nur an Härte und an „Größe“ zu übertreffen, sondern auch an der grotesken (negativen) Emotionalität.

    In der Verbürgerlichung und Rationalisierung der Linken hat sich ein Konzept zunichte gemacht, nämlich den Vorrang der Politik in einem Leben. Der politische Mensch (nach Carl Schmitt einer, der zwischen Freunden und Feinden unterscheiden kann) hat eine bestimmte Subjekt/Welt-Beziehung gewählt. Er ist paradoxerweise nur in der Politik „zuhause“ und verachtet daher den liberalen Gutmenschen, der das Private mit dem Politischen arrangiert, ebenso wie jenes „Establishment“, das die Welt einrichtet und sich in ihr einrichtet. Der Hass auf das Establishment, den es in einer linken wie in einer rechten Version gibt, entstammt möglicherweise weniger der politischen Überlegung als der Subjekt-Konstruktion, und der Hass auf den „Gutmenschen“ meint einen, der sich nicht vor der Geschichte (und dem „Der Zweck heiligt die Mittel“) sondern vor sich selbst und vor seinen Mitmenschen verantwortet.

    Im Einzelfall aber geht es darum, sich erneut „neu zu erfinden“ und einen neuen Echoraum für die eigene Persona zu haben. Das „Epater les bourgeois“ ist von rechts gekapert worden, mit ihm eine spezielle Ästhetik der Rebellion und der Jugend. Im Weg nach rechts scheint man einen Teil der Jugend zu bewahren, denn das Linke ist „alt“ aber in vielerlei Hinsicht auch normal und eben selber: bourgeois. Das linksgrünalternative Milieu ist auf eine furchtbare Weise verspießert und gelähmt, hier kann man „unruhig“ nicht mehr leben.

    Der „politisierte Mensch“ muss sich eine neue äußere Wahrheit suchen, da er mit seinem Inneren allein nicht leben kann. „Ich bin rechts, weil es keine Linke mehr gibt“, erklärte der Konvertit Bernd Rabehl im Jahr 2011 einem Reporter der Zeit. Der Satz kann als komplett paranoider Irrsinn gelesen werden. Oder als ziemlich bittere Wahrheit über eine Wanderungsbewegung, die über beides Auskunft gibt: Wo einer herkommt, und wo einer gelandet ist.
____________________
Auch bei der Linken ist das Links-Rechts-Shift-Problem offensichtlich vermintes Gelände. Es reicht ein Verdacht, eine Denunziation, um zB meinen alten Freund Manfred Lauermann aus der Historischen Kommission der Linkspartei zu entfernen. („Linker“ Hexenhammer von Erhard Crome | 19. Juni 2017) - Ich wüsste gern mehr darüber ...

#Heidelberg: Vom Tweet zur Tat : Germany hate crime - Nebst Fragen, ob es nicht "Nutz_er_in", "potenzielle_r Tät_er_in" und "Gefährd_er_in" heißen müsste

Gerüchten und Falschmeldungen zu der Todesfahrt von Heidelberg tritt das Polizeipräsidium Mannheim über seinen offiziellen Twitter-Account ungewöhnlich offensiv entgegen. Zudem würden rechtliche Schritte gegen beleidigende Tweets geprüft.
(heise online News 2017 KW 8 Polizei geht hart gegen beleidigende Tweets nach Todesfahrt von Heidelberg vor)
    1.Nutzer: "...He's a fucking Muslim. Fuck the lot of them out ofthe West." (etwa: Er ist ein verfluchter Muslim. Sie sollen sich aus dem Westen verpissen.)
    Polizei Mannheim: "WTF are you talking about?" (Über was zum Teufel reden Sie?)

    2. Nutzer: "EIL: Laut Freunden bei der Polizei ist der angeschossene Täter von #Heidelberg ein sogenannter #Flüchtling"
    Polizei Mannheim: "Nö, ist er nicht."

    3. Nutzer: "Wie sieht der Täter aus was für Herkunft hat der Täter? Erzählen Sie die ganze Wahrheit oder halten Sie ihr Maul."
    Polizei Mannheim: "Gute Kinderstube vergessen oder nie genossen?Alles zu seiner Zeit, sprich, wenn die Ermittlungen so weit sind."

    4. Nutzer: "Verstärkte Abschiebung muss von allen Bundesländern eingehalten werden ! Kein weiterer Zuzug !)"
    Polizei Mannheim: "Was willst Du uns mit diesem Tweet sagen? By the way: Keine Leerzeichen vor dem Ausrufezeichen!!!"

    5. Nutzer: "You should know how the person looks at the very firststages of the investigation. #Heidelberg" (Sie sollten schon zu Beginn der Ermittlungen wissen, wie die Person aussieht.)
    Polizei Mannheim: "What does the look of a person state" (Was sagt das Aussehen über eine Person aus?)

    6. Nutzer: "VIDEO #Anschlag - Muslimische Terrorist rast in#Heidelberg mit Auto in Menschenmenge #islam #Terror #deutschland"
    Polizei Mannheim: "Wie kommst du drauf?"


Germany hate crime: Nearly 10 attacks a day on migrants in 2016

Nearly 10 attacks were made on migrants in Germany every day in 2016, the interior ministry says.
A total of 560 people were injured in the violence, including 43 children.
Three-quarters of the attacks targeted migrants outside of their accommodation, while nearly 1,000 attacks were on housing.
Chancellor Angela Merkel’s decision to open up Germany to people fleeing conflict and persecution has polarised the country and boosted hate crime.
Germany is struggling with a backlog of asylum applications and there are fears about security following a series of terrorist attacks across Europe.
The interior ministry figures
    3,533 attacks on migrants and asylum hostels in 2016
    2.545 attacks on individual migrants
    560 people injured, including 43 children
    988 attacks on housing (slightly fewer than in 2015)
    217 attacks on refugee organisations and volunteers
But the number of asylum seekers arriving in Germany in 2016 was 280,000, a drop of more than 600,000 from the previous year, following the closure of the Balkan migrant route and an EU deal with Turkey.
Quelle: BBC via NachDenkseiten



... Also:
    Potenzieller 1. Täter

    Potenzieller 2. Täter

    Potenzieller 3. Täter ...

... oder hätte es heißen müssen: Potenzielle_r 1. Tät_er_in? Sorry!
Oder waren Sie in diesem Fall - also hier und oben bei Heise - bereit, die fehlende geschlechtersensible Formulierung vielleicht unbewusst (?) zu akzeptieren und also von einer männlichen Täterschaft auszugehen - obwohl Sie schonmal von Beate Tschäpe gehört haben - ?

Müssten die Nutz_er_innen nicht doch als Gefährd_er_innen klassifiziert werden?


Fragt auch Peter Eisenberg in seinem Essay: Das missbrauchte Geschlecht
Wie kann man Frauen in der Sprache sichtbarer machen? Muss man sich dafür zum Herren oder zur Herrin über die Grammatik aufschwingen? Mit dem Gendern gehen sprachpolizeiliche Allüren einher. (Süddeutsche Zeitung, 03.03.2017)


In diesem Zusammenhang möchte ich noch empfehlen:
Wulf Krause: Die Trump-Wahl und der Fundamentalirrtum des Feminismus (13 Dez, 2016, Gender-Diskurs)

Aus der sozialen Überdruckkammer (VIII): Denunziant erster Klasse

Eine schöne kleine Milieustudie von Wiglaf Droste (junge welt 27.09.2016)
    Freund Axel aus Hamburg erzählt, wie er von Berlin aus mit dem ICE zurückfuhr. Der Zug, bestehend aus zwei aneinandergekoppelten ICEs, hielt auf freier Strecke. Die Lautsprecherdurchsage meldete einen »technischen Defekt«; weitere Informationen würden folgen. Sie folgten: Einer der beiden Züge war defekt, die Fahrgäste wurden gebeten, in den anderen Zug umzusteigen. Axel, im Besitz einer Fahrkarte zweiter Klasse, sah sofort, dass die Reisenden sich in der zweiten Klasse ballten, stapelten und zusammenklumpten, und tat, was jeder vernünftige, halbwegs eigenständig entscheidungsfähige Mensch in einer solchen Situation tut: Er suchte sich einen freien Platz in der ersten Klasse und setzte sich.

    Die Schaffnerin vulgo Zugbegleiterin kam durch den Waggon; sie kontrollierte die Billetts der Fahrgäste nicht. Ein Erste-Klasse-Reisender stand auf und machte sich lauthals bemerkbar. Ob sie denn die Fahrkarten nicht kontrollieren wolle, fragte er die Schaffnerin, er habe das Gefühl – wobei er einmal von oben herab ins Rund sah –, dass jetzt auch Zweite-Klasse-Fahrgäste in der ersten Klasse säßen.

    Die Zugbegleiterin ließ das kalt. Sie werde nicht kontrollieren, konterte sie, die Fahrgäste könnten schließlich nichts dafür, dass einer von zwei Zügen defekt sei. Sie ging ihrer Wege; ein First-Class-Denunziant, der Geld mit einem Statussymbol verwechselte, mit einem Mittel der Hie­rarchisierung, sah ihr missmutig nach. Seine erkauften Privilegien waren hinfällig, und so blieb ihm nichts als er selbst, eine Mischung aus Blasiertheit, Denunzianz und Ignorantentum. Das Blasenleben ist verratzt, wenn die Dünkelblase platzt.
Via Axel Martens (Facebook)


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Deutsche Leitkultur (III): Mit deutscher Musik in einem tieferen Sinne Deutscher sein - Sir Simon Rattle braucht einen Eimer

Gremliza nimmt sich in seinem aktuellen express (Konkret 09/2016) den Tilman Krause, Leitender Feuilletonredakteur der WELT, vor:
Deutsch werden und sein – das ist harte Arbeit! (Die WELT, 30.07.16 - Sie müssen das jetzt nicht lesen, lieber den Gremliza!)
Ein Auszug reicht:
    ... Wir selbst mögen unsere Literatur, heute speziell die der klassischen Moderne, für die Namen wie Thomas Mann oder Franz Kafka stehen, in ihrer existenziellen Dringlichkeit für wichtiger halten. Aber assoziiert werden wir nun mal vor allem mit musikalischen Hervorbringungen, und auch das nicht so sehr ihrer Qualität wegen, die ohnehin umstritten ist und auch Konjunkturen unterliegt.

    Nein, was die deutsche Musik so einzigartig macht, ist eine bestimmte Gefühlskultur, die in ihr zum Ausdruck kommt. Und wer mit der nichts anfangen kann, wer für sie unempfänglich ist, der sollte sich in der Tat mal fragen, ob er wirklich in einem tieferen Sinne Deutscher ist.

    Es gibt, beginnend mit Mozart und auslaufend in den Spätromantikern, in der deutschen Musik ein rauschhaftes Schwelgen in großen Gefühlen, von der tiefen Verzweiflung bis zum höchsten Jubel, das in dieser Amplitude nirgendwo sonst vorkommt..
Dazu fällt mir ein:
    Musik von Richard Wagner kann nach Ansicht des britischen Dirigenten Sir Simon Rattle zur Gefahr werden. "Wagners "Tristan" kann einen wahnsinnig machen", sagte der Chef der Berliner Philharmoniker dem Magazin der "Süddeutschen Zeitung". "Die narkotische Musik kann zur Obsession werden."

    "Als ich meinen ersten "Tristan" dirigiert habe, stand ein Eimer neben mir, damit ich mich jederzeit übergeben konnte, so schlecht und schwindelig war mir", verriet Rattle. Wenn er über einen längeren Zeitraum Wagner probe, wache er nachts auf und spüre, wie die Musik in ihm arbeite. Sie habe ihn im Griff und sauge ihn wie ein Parasit aus, sagte der 61-Jährige, der im Herbst 2017 Chefdirigent des London Symphony Orchestra wird.
Oder auch:
    ...wenn man Platens Gedicht mit dem bezeichnenden Titel «Tristan» wieder liest, dessen Anfangszeilen sich Generationen von Lyrikliebhabern eingeprägt haben:

    Wer die Schönheit angeschaut mit Augen, Ist dem Tode schon anheimgegeben

    Thomas Mann hat diese Verse als «platonisches und rauschvoll musikalisches Seelenwunder voll Faszination und Verführung» charakterisiert. Kaum verwunderlich, dass sich der Verfasser des «Zauberbergs» in dieser romantisierenden Konjunktion von Liebe und Tod wiedergefunden hat. «Platen - Tristan», diese zutiefst Wagner'sche Gleichung Thomas Manns hat jedoch vor der Geschichte nicht standgehalten. Der Verklärung des Liebestods steht bei Heine die so viel nüchternere Sicht auf die Sinnlosigkeit des Massensterbens in der Moderne gegenüber, die er in den «Pariser Zuständen» anlässlich der Choleraepidemie des Jahres 1832 evoziert: «Man kann an den Sterbebetten das Sterben lernen und nachher mit heiterer Ruhe den Tod erwarten; aber das Begrabenwerden unter die Choleraleichen, in die Kalkgräber, das kann man nicht lernen.» Mit dieser Radikalität konnte nur der jüdische Aussenseiter in seinem Pariser Exil die Absurdität des anonymen Massentods wahrnehmen, der zum Signum der gesellschaftlichen Moderne im 20. Jahrhundert geworden ist, und damit eine Gegenposition formulieren zu der ästhetischen Auratisierung des Liebestods, deren deutsche Tradition von der schwarzen Romantik bis zu Thomas Mann und darüber hinaus reicht.
    (Der Streit zwischen August Graf von Platen und Heinrich Heine, NZZ 6.7.2002)

Ästhetische Auratisierung des Liebestods vs. Absurdität des anonymen Massentods, der zum Signum der gesellschaftlichen Moderne im 20. Jahrhundert geworden ist


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Auf der Suche danach, was eine intensivere, gefühlvollere Bindung an das eigene Volk ermöglicht, als es als nur "Verfassungspatriotismus" könne (weil es ja durchaus legitim sei, wenn identitäre Bewegungen inzwischen in allen Ländern Europas einklagen, dass die Liebesgeschichte, die die meisten von uns mit ihrer Nation haben (und die auch den Hass umfassen kann), ausgelebt, will sagen gefeiert werden darf.), entscheidet sich der Leitende Feuilletonredakteur für die ästhetische Auratisierung des Liebestods und landet im romantisch-deutsch-nationalen Geschwurbel einer bestimmten Gefühlskultur, für die man empfänglich sein muss, um Deutscher sein zu können: Seelenwunder voll Faszination und Verführung
So Xavier-Naidoo-mäßig! ... Fefe meldet: Schusswechsel zwischen Polizisten und Reichsbürgern, Verletzte auf beiden Seiten.

https://3.bp.blogspot.com/-Z2buxXdgqjM/V72Mpfu38NI/AAAAAAAANDs/l33zHtpLgHo58H7nK9JjkD92kfXrCyjmACLcB/s1600/rk.jpg
via If Charlie Parker Was a Gunslinger ...


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Augmented Reality: Pokémon players don't understand the forces they're dealing with (II)

Sehr schön: Der Pokémon-Wahnsinn. Von Götz Eisenberg (Der neue Landbote, 18. August 2016)
    Hanswurste der Geräte

    Die Pokémon-Jäger verbindet überhaupt keine Idee, die diesen Namen verdient. Sie sind Kinder des Konsumismus; Lemminge, die sich auf Kommando von der digitalen Klippe stürzen; Hanswurste der Geräte, hinter denen sie herlaufen und in deren Anhängsel sie sich verwandeln. Mit Pokémon-Go werden die Überflüssigen bei Laune gehalten. Und die Leute zahlen auch noch für ihre eigene Verblödung und Versklavung. Dass sie nur bloß nicht zum Nachdenken kommen! Das Schlimmste am Handywahnsinn scheint mir zu sein, dass die Leute sich um das Schönste bringen, was das städtische Leben zu bieten hat: Das Herumflanieren mit offenen Augen und wachen Sinnen. Früher verließ man das Haus und hing seinen Gedanken nach. Schon diese Formulierung werden die meisten Zeitgenossen nicht mehr verstehen. „He, was? Seinen Gedanken nachhängen, was soll’n das sein?“ ...

    Die Pokémon-Spieler bilden ... ein Kollektiv, das seine Einheit von außen und oben (buchstäblich: durch einen Satelliten) empfängt. In Termini Sartres, der in seinem Buch "Kritik der dialektischen Vernunft" eine Theorie der menschlichen Kollektive entfaltet hat: Die Hippies waren eine „Gruppe“, während die Pokémon-Spieler eine Ansammlung mit einer „serieller Struktur“ bilden. Noch in der Masse bleiben sie isoliert und atomisiert. Sartre erläutert den Begriff der „Serie“ anhand eines Beispiels: Stellen wir uns eine Ansammlung von Leuten vor, die auf einen Bus warten. Obwohl sie ein Kollektiv bilden, bleiben sie isolierte Einzelne, die miteinander nichts zu tun haben, außer dass sie zufällig mit semselben Bus zur Arbeit fahren. Sie nehmen keine Beziehung miteinander auf, außer als Nummer in einer bloß quantitativ bestimmten Serie. Die Mitglieder eine Serie sind austauschbar. Ihre flüchtige Einheit wird durch ein Ding hervorgerufen, in diesem Fall einen Bus. Wir brauchen nur den Bus durch das Smartphone und die auf ihm vorhandenen Apps zu ersetzen und schon erkennen wir: Auch die Gruppenbildung der Pokémon-Spieler ist eine vom Typus der Serie. Man kann sehen, dass jeder einzelne austauschbar, unwesentlich, abgesondert und isoliert ist. Eine Beziehung besteht zwischen den Spielern und ihren Geräten, nicht aber untereinander. Das ist kennzeichnend für einen neuen Vergesellschaftungs-Typ, den man Vernetzung nennen kann. Die Macht, die ehedem darauf fußte, dass sie zerteilte, zerlegte, segregierte, stellt nun auf einer höheren Ebene zwischen den Segregierten und Atomisierten auch wieder Verbindungen her, telekommunikative Vernetzungen, die zugleich der Kontrolle von Herrschaft unterliegen und ihrer Aufrechterhaltung und Verfeinerung dienen...

Kompetenzkatastrophe (VI): ...

https://scontent.ftxl1-1.fna.fbcdn.net/v/t1.0-9/s851x315/13178960_1781350642099351_6722754795240049938_n.jpg?oh=a8a443941e7142752a3977a4ed200e01&oe=57E73762

... nichts gegen Tattoos. Hier geht's ja um etwas anderes. Gut gemacht. Laut gelacht.

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CRISIS , WHAT CRISIS ? (CIV): Folk Devils and Moral Panics

Folk devil is a person or group of people who are portrayed in folklore or the media as outsiders and deviant, and who are blamed for crimes or other sorts of social problems.
The pursuit of folk devils frequently intensifies into a mass movement that is called a moral panic. When a moral panic is in full swing, the folk devils are the subject of loosely organized but pervasive campaigns of hostility through gossip and the spreading of urban legends. The mass media sometimes get in on the act or attempt to create new folk devils in an effort to promote controversy. Sometimes the campaign against the folk devil influences a nation's politics and legislation.


1.
    Die „moralische Panik“, die nach Cohens Modell periodisch in Gesellschaften wie der unseren auftritt, ein kollektives Gefühl der Bedrohtheit, das in Aggression umschlägt, ist nicht ohne die Wirkung der jeweils aktuellen Medien zu sehen. Sie sind vielleicht nicht die Erzeuger, wohl aber die Verstärker dessen, was Cohen die „Abweichungsverstärkungsspirale“ (Deviancy Amplification Spiral) nennt: In einer Gruppe von Menschen, die sich durch eigene Charakteristika identifizieren, werden alle die Elemente übersteigert und rituell beschworen, die sich als bedrohlich oder auch nur „anders“ darstellen. Der Mainstream der Gesellschaft gruppiert sich um die Abwehr des Abweichenden und kommt bemerkenswerterweise – Stanley Cohens Hauptarbeitsgebiet war die Kriminologie – überein, bestimmte Werte und Gebote außer Kraft zu setzen. Im Zustand der moralischen Panik erlaubt sich die Gesellschaft passiv den Verzicht auf Gebote von Solidarität, Nächstenliebe oder Toleranz und aktiv die Hetze, die Abwertung und schließlich die Gewalt. Eine solche moralische Panik kann sich in einer Straße ausbreiten, in der sich etwas „Abweichendes“ oder „Fremdes“ niederlässt; zu einem makrosozialen Ereignis aber kann sie nur durch die mediale Verbreitung werden....
Georg Seeßlen, PEGIDA, AfD und die moralische Panik, GETIDAN 4. Mai 2016
Vgl. auch Suicide CCLXVIII – Deviancy Amplification Spiral und
Suicide CCCXCIII – KITNO (Killing In The Name Of)
Und vgl. auch CRISIS , WHAT CRISIS ? (XVI): Mechanismen der Eskalation - und ihre Bearbeitung im Politikunterricht

2.
Freihandel versus Demokratie – Sind CETA und TTIP mit der Demokratie vereinbar?
Audio von Markus Metz und Georg Seeßlen, GETIDAN 3. Mai 2016

Zündfunk Generator – Bayern 2 (Sendung von Sonntag, 24.04.2016)

Lesen/Hören!!


Die GBlogSuche nach »Crisis what crisis« hat 138 Resultate geliefert.

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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