Zuweilen (II): Czesław Niemen
... bemerkt man erst sehr viel später, bemerkte ich neulich, dass einem etwas fehlt: Volker Kriegel starb am 15. Juni 2003 an Krebs. Am 17. Januar 2004 starb Czesław Niemen in Warschau an Krebs.
Niemen lernte ich Anfang der 70er durch das DDR-Radio kennen, als ich später Polen besuchte, kaufte ich dort seine Platten; noch später konnte man im Westen welche kaufen: Perlen dessen, was damals Jazzrock oder Progessive war und heute Prog oder wie auch immer heißen mag: Es ist immer noch erstaunlich, dass auch in der Musik die alte Blocktrennung weiter exisitert: selten jedenfalls liest man, wenn von Musikern wie King Crimson usw. die Rede ist, von Niemen.
Aber da gehört er hin!
de.wikipedia gibt für uns, die wir kein Polnisch können, einen Überblick:
Niemen wurde geboren als Czesław Juliusz Wydrzycki. Er kam erst mit beinahe 20 Jahren nach Polen, um in Danzig Musik zu studieren. Seine Karriere als Rocksänger begann er Anfang der 1960er Jahre mit Liedern im Stil der Beatles, u.a. innerhalb der Band Niebiesko-Czarni. Ähnlich wie für die Beatles sorgten leichte Liebeslieder im Beat-Stil und romantische Balladen für die ersten großen Erfolge, doch im Verlaufe der 60er Jahre wurde sein Stil komplexer und die Texte sprachen vor allem auch die studentische Jugend an. Sein erstes Soloalbum erschien 1967 und enthielt den bis heute größten Protestsong und die Hymne der damaligen polnischen Jugend Dziwny jest ten świat (englische Version: Strange is the World). Dieses Album sorgte auch für seinen Durchbruch im internationalen Rockgeschäft. Er gab Konzerte in Frankreich, Italien und Deutschland, so 1984 in Ostberlin beim Festival des politischen Liedes. Seine Songs wurden auch von internationalen Radiosendern gespielt. 1968 unterzeichnete er einen Plattenvertrag mit CBS und ging für zwei Jahre nach Mailand.
Anfang der 1970er Jahre entwickelte Niemen seinen Musikstil weiter in Richtung psychedelischer und elektronischer Rock im Stile von Tangerine Dream oder Vangelis, vor allem seine Aufnahmen mit der Band SBB sind aus dieser Zeit hervorzuheben. Er vertonte klassische polnische Poesie von Norwid oder Juliusz Słowacki. In den 1980er Jahren und 1990er Jahren komponierte er zahlreiche Filmmusiken, darunter für Andrzej Wajdas Film Wesele (Die Hochzeit). Er trat weiter mit Konzerten auf und entwickelte sich langsam zur lebenden Legende der polnischen Rockmusik. Er beschäftigte sich in seinen letzten Lebensjahren neben der Komposition mit der Malerei und der Grafik.
Am 17. Januar 2004 starb Czesław Niemen in Warschau an Krebs.
Erhalten bleiben seine Alben, die vor allem durch seine außergewöhnliche Stimme geprägt sind, die ihm durch ein breites Spektrum und Intonationsmöglichkeiten emotional berühren, die auch Menschen ansprechen, die nicht der polnischen Sprache mächtig sind. So beeindruckte er bereits in den 1960er Jahren Marlene Dietrich, die auf Konzertournee in Polen war, mit einem seiner Lieder so sehr, dass sie sich entschloss einen Song von ihm in ihr Repertoire aufzunehmen. Sie schrieb selbst den deutschen Text zu Czy mnie jeszcze pamiętasz und das Lied hieß dann Mutter, kannst du mir vergeben.
Als sein Hauptwerk gilt jedoch Niemen Enigmatic, ein Werk, das er dem Andenken des polnischen Freiheitshelden General Josef Bem gewidmet hat. Mit dem sechzehnminütigen Titelstück gelang Niemen eine überraschende Synthese aus traditioneller Kirchenmusik und avantgardistischer Rockmusik. Dieses Album offenbarte einen tief religiösen, in der Geschichte seiner polnischen Heimat verwurzelten Künstler. Niemen Enigmatic wurde zu einem Meilenstein in der polnischen Musikgeschichte und gilt noch immer als die "beste polnische Rockplatte aller Zeiten" (Tylko Rock).
1999 suchte die renommierte polnische Wochenzeitung Polityka nach den bedeutendsten nationalen und internationalen Künstlern des 20. Jahrhunderts. 60 Prozent votierten damals für Niemen.
Aktuell gibt es hier eine gute Übersicht über seine Alben.
Terra Deflorata - Czesław Niemen (1989)
Niemen lernte ich Anfang der 70er durch das DDR-Radio kennen, als ich später Polen besuchte, kaufte ich dort seine Platten; noch später konnte man im Westen welche kaufen: Perlen dessen, was damals Jazzrock oder Progessive war und heute Prog oder wie auch immer heißen mag: Es ist immer noch erstaunlich, dass auch in der Musik die alte Blocktrennung weiter exisitert: selten jedenfalls liest man, wenn von Musikern wie King Crimson usw. die Rede ist, von Niemen.
Aber da gehört er hin!
de.wikipedia gibt für uns, die wir kein Polnisch können, einen Überblick:
Niemen wurde geboren als Czesław Juliusz Wydrzycki. Er kam erst mit beinahe 20 Jahren nach Polen, um in Danzig Musik zu studieren. Seine Karriere als Rocksänger begann er Anfang der 1960er Jahre mit Liedern im Stil der Beatles, u.a. innerhalb der Band Niebiesko-Czarni. Ähnlich wie für die Beatles sorgten leichte Liebeslieder im Beat-Stil und romantische Balladen für die ersten großen Erfolge, doch im Verlaufe der 60er Jahre wurde sein Stil komplexer und die Texte sprachen vor allem auch die studentische Jugend an. Sein erstes Soloalbum erschien 1967 und enthielt den bis heute größten Protestsong und die Hymne der damaligen polnischen Jugend Dziwny jest ten świat (englische Version: Strange is the World). Dieses Album sorgte auch für seinen Durchbruch im internationalen Rockgeschäft. Er gab Konzerte in Frankreich, Italien und Deutschland, so 1984 in Ostberlin beim Festival des politischen Liedes. Seine Songs wurden auch von internationalen Radiosendern gespielt. 1968 unterzeichnete er einen Plattenvertrag mit CBS und ging für zwei Jahre nach Mailand.
Anfang der 1970er Jahre entwickelte Niemen seinen Musikstil weiter in Richtung psychedelischer und elektronischer Rock im Stile von Tangerine Dream oder Vangelis, vor allem seine Aufnahmen mit der Band SBB sind aus dieser Zeit hervorzuheben. Er vertonte klassische polnische Poesie von Norwid oder Juliusz Słowacki. In den 1980er Jahren und 1990er Jahren komponierte er zahlreiche Filmmusiken, darunter für Andrzej Wajdas Film Wesele (Die Hochzeit). Er trat weiter mit Konzerten auf und entwickelte sich langsam zur lebenden Legende der polnischen Rockmusik. Er beschäftigte sich in seinen letzten Lebensjahren neben der Komposition mit der Malerei und der Grafik.
Am 17. Januar 2004 starb Czesław Niemen in Warschau an Krebs.
Erhalten bleiben seine Alben, die vor allem durch seine außergewöhnliche Stimme geprägt sind, die ihm durch ein breites Spektrum und Intonationsmöglichkeiten emotional berühren, die auch Menschen ansprechen, die nicht der polnischen Sprache mächtig sind. So beeindruckte er bereits in den 1960er Jahren Marlene Dietrich, die auf Konzertournee in Polen war, mit einem seiner Lieder so sehr, dass sie sich entschloss einen Song von ihm in ihr Repertoire aufzunehmen. Sie schrieb selbst den deutschen Text zu Czy mnie jeszcze pamiętasz und das Lied hieß dann Mutter, kannst du mir vergeben.
Als sein Hauptwerk gilt jedoch Niemen Enigmatic, ein Werk, das er dem Andenken des polnischen Freiheitshelden General Josef Bem gewidmet hat. Mit dem sechzehnminütigen Titelstück gelang Niemen eine überraschende Synthese aus traditioneller Kirchenmusik und avantgardistischer Rockmusik. Dieses Album offenbarte einen tief religiösen, in der Geschichte seiner polnischen Heimat verwurzelten Künstler. Niemen Enigmatic wurde zu einem Meilenstein in der polnischen Musikgeschichte und gilt noch immer als die "beste polnische Rockplatte aller Zeiten" (Tylko Rock).
1999 suchte die renommierte polnische Wochenzeitung Polityka nach den bedeutendsten nationalen und internationalen Künstlern des 20. Jahrhunderts. 60 Prozent votierten damals für Niemen.
Aktuell gibt es hier eine gute Übersicht über seine Alben.
Terra Deflorata - Czesław Niemen (1989)
gebattmer - 2007/01/09 00:05
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