Ähnlichkeit und Ästhetik: Ein geschenkter Gaul.
Toll, wie die Makatsch die alte Knef spielt - und Heino Ferch als Kai Hawaii!!! Klasse!
- Alles angespielt: Von Hildes Flirt mit den Nazi-Punks ("Führer, grüß mir die Sonne"*) bis zum banalen Ende ...
Überhaupt ist die Ähnlichkeit frappierend, was aber nichts daran ändert, dass man in "Hilde" über die Knef so gut wie nichts erfährt. Der Film ist weniger eine Biografie als ein Schaufenster des deutschen Unterhaltungskinos. Er zeigt, wie unsere Produzenten ihre Erfolge zu erringen hoffen: Mit geschmeidigen Inszenierungen, ordentlichen Schauwerten und dem unvermeidlichen historischen Nazi-Kolorit.
Der einzig aufschlussreiche Teil des Films spielt in den Wochen vor und nach der deutschen Kapitulation. In den letzten Kriegstagen schließt sich Hildegard Knef dem Volkssturm an, versteckt ihr verräterisches Haar unter einem Stahlhelm und gerät, von marodierenden Soldaten unbehelligt, in russische Gefangenschaft. Mit dem Lagerarzt findet sich ein Arrangement, das der Ausflucht der Anonyma ähnelt, von Wessel aber nur angedeutet wird. Bei Knefs Heimkehr sagt ihre Mutter dann zur Begrüßung: Ich will gar nicht wissen, was dir alles zugestoßen ist.
Mutters Wunsch ist Wessel Befehl. In "Hilde" wird eine Form der Erinnerung gepflegt, die deutsche Schuld und deutsche Sühne ständig dunkel heraufbeschwört, von beidem aber eigentlich nichts wissen will. Richtig kurios wird diese Methode, wenn die Opfer des Nazireichs in Hildes Leben treten. Kurt Hirsch, ihr erster Ehemann, hat seine Familie in den Konzentrationslagern verloren und ist als amerikanischer Besatzer in die Heimat seiner Eltern zurückgekehrt. Eines Tages führt er die junge Hilde zu einer Filmvorführung des russischen Kommandos aus, wo sie zum ersten Mal Bilder von den Leichenbergen sieht. Auf der Rückfahrt beschwört Hirsch seine Geliebte, sich deswegen nicht schuldig zu fühlen: "Wir sind doch alle Überlebende."
Natürlich sind wir das, und außerdem wurden aus Liebe schon ganz andere Dummheiten gesagt. Doch steht Hirsch mit seiner Sorge nicht allein. Auch der von den Nazis aus dem Land gejagte Filmproduzent Erich Pommer fühlt sich berufen, die als Nazi-Liebchen verdächtige Protagonistin symbolisch von allen Sünden freizusprechen und sich gleich noch für etwaige moralische Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Das alles ist zwar gar nicht so weit von der bundesrepublikanischen Wirklichkeit entfernt: Erstaunlich schnell fanden die Westmächte, Deutschland habe genug gelitten, und bauten es als sicheres Bollwerk gegen den Feind im Osten auf. Trotzdem kann man sich nur wundern, dass ein deutscher Film seine Heldin auf diesem heiklen Umweg exkulpiert.
fr-online 11.03.09
(* ganz üble Dinger übrigens bei youtube unter "Flieger, grüß mir die Sonne" ....)
- Alles angespielt: Von Hildes Flirt mit den Nazi-Punks ("Führer, grüß mir die Sonne"*) bis zum banalen Ende ...
Überhaupt ist die Ähnlichkeit frappierend, was aber nichts daran ändert, dass man in "Hilde" über die Knef so gut wie nichts erfährt. Der Film ist weniger eine Biografie als ein Schaufenster des deutschen Unterhaltungskinos. Er zeigt, wie unsere Produzenten ihre Erfolge zu erringen hoffen: Mit geschmeidigen Inszenierungen, ordentlichen Schauwerten und dem unvermeidlichen historischen Nazi-Kolorit.
Der einzig aufschlussreiche Teil des Films spielt in den Wochen vor und nach der deutschen Kapitulation. In den letzten Kriegstagen schließt sich Hildegard Knef dem Volkssturm an, versteckt ihr verräterisches Haar unter einem Stahlhelm und gerät, von marodierenden Soldaten unbehelligt, in russische Gefangenschaft. Mit dem Lagerarzt findet sich ein Arrangement, das der Ausflucht der Anonyma ähnelt, von Wessel aber nur angedeutet wird. Bei Knefs Heimkehr sagt ihre Mutter dann zur Begrüßung: Ich will gar nicht wissen, was dir alles zugestoßen ist.
Mutters Wunsch ist Wessel Befehl. In "Hilde" wird eine Form der Erinnerung gepflegt, die deutsche Schuld und deutsche Sühne ständig dunkel heraufbeschwört, von beidem aber eigentlich nichts wissen will. Richtig kurios wird diese Methode, wenn die Opfer des Nazireichs in Hildes Leben treten. Kurt Hirsch, ihr erster Ehemann, hat seine Familie in den Konzentrationslagern verloren und ist als amerikanischer Besatzer in die Heimat seiner Eltern zurückgekehrt. Eines Tages führt er die junge Hilde zu einer Filmvorführung des russischen Kommandos aus, wo sie zum ersten Mal Bilder von den Leichenbergen sieht. Auf der Rückfahrt beschwört Hirsch seine Geliebte, sich deswegen nicht schuldig zu fühlen: "Wir sind doch alle Überlebende."
Natürlich sind wir das, und außerdem wurden aus Liebe schon ganz andere Dummheiten gesagt. Doch steht Hirsch mit seiner Sorge nicht allein. Auch der von den Nazis aus dem Land gejagte Filmproduzent Erich Pommer fühlt sich berufen, die als Nazi-Liebchen verdächtige Protagonistin symbolisch von allen Sünden freizusprechen und sich gleich noch für etwaige moralische Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Das alles ist zwar gar nicht so weit von der bundesrepublikanischen Wirklichkeit entfernt: Erstaunlich schnell fanden die Westmächte, Deutschland habe genug gelitten, und bauten es als sicheres Bollwerk gegen den Feind im Osten auf. Trotzdem kann man sich nur wundern, dass ein deutscher Film seine Heldin auf diesem heiklen Umweg exkulpiert.
fr-online 11.03.09
(* ganz üble Dinger übrigens bei youtube unter "Flieger, grüß mir die Sonne" ....)
gebattmer - 2009/03/11 18:05
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/5575417/modTrackback