... Und Du willst mir erzählen wie scharf Dein Verstand ist
Und wie wild Deine Leidenschaft brennt
Und das Dein Geheimnis so tief wie das Meer ist
So tief das es sonst niemand kennt
Ich hab im Krieg die Seiten gewechselt
Und jetzt weiß ich die Zeit war verschenkt
Im Westen nichts Neues
Ein
web-Magazin für digitale Arbeit & Kultur stellt uns eine App zur Vermessung und Optimierung sozialer Kontakte vor:
Die Analyse-App für Beziehungen im Real Life regelt soziale Kontakte und berücksichtigt dabei, dass man sich mehr mit den Leuten trifft, die einem ein gutes Gefühl geben. Kontakte, die einen in Stress versetzen oder langweilen, werden dank Algorithmus in die hinteren Reihe der Kontaktprioritäten gerückt. pplkpr wertet hierfür die körperlichen und emotionalen Reaktionen aus, die der User im Gespräch mit einer Person veräußert. Hierfür kann etwa das Mio Wristband oder ein vergleichbares Wearable genutzt werden, dass über eine Blootooth 4.0 Schnittstelle verfügt und den Herzschlag, beziehungsweise Puls, misst und die Bewegungen registriert. Die kommende Generation der Smart-Watches wie auch die Apple Watch wird hierfür ebenfalls kompatibel sein....
Mit Wearable oder Like-Funktion ...
iOS-App pplkpr lernt dazu ...
Facebook macht auch mit ...
(Vgl. auch mashable und wired.de)
...
dank Algorithmus ist grenzdebil-großartig formuliert; "Algo" hätte auch ausgereicht, um deutlich zu machen, dass man keine Ahnung hat bzw. nicht interessiert ist am "Algorithmus" als Problem und als Synonym für Allmacht. [
Wir werden vermessen - Uwe Jean Heuser; DIE ZEIT Nº 07/2015]
Thorsten Schröder hat die App für die ZEIT getestet:
Die Vermessung der Freundschaft - Wer tut uns gut, wer kostet Kraft? Mit der App pplkpr werden die Beziehungen zu Freunden einer Kosten-Nutzen-Rechnung unterzogen , - dringt aber auch nicht zum eigentlichen Problem vor:
Mit pplkpr wollen die New Yorker Lauren McCarthy und Kyle McDonald die Quantified-Self-Bewegung auf die Außenwelt anwenden. Nicht mehr nur die eigenen Schritte, der eigene Schlaf und die eigenen Körperfunktionen werden protokolliert, sondern eben auch die Freundschaften und Bekanntschaften auf Kosten und Nutzen abgeklopft. Das Ziel bleibt dasselbe: Mithilfe von Technologie sollen wir lernen, gesündere Entscheidungen zu treffen.
Eine furchtbare Vorstellung: Menschen unterwerfen sich und ihre sozialen Beziehungen - einschließlich solcher, die man Zuneigung oder gar Liebe nennen möchte - , freiwillig-quantified-self-mäßig der Kapitalverwertungslogik der Algorithmen des
Abklopfens auf Kosten und Nutzen.
Die Frage ist allerdings, ob das etwas Neues ist! Der derzeit etwas aus der Mode gekommene Ökonom und Politikberater
Karl Marx schrieb 1847 in "Das Elend der Philosophie":
"Kam endlich eine Zeit, wo alles, was die Menschen bisher als unveräußerlich betrachtet hatten, als Gegenstand des Austausches, des Schachers, veräußert wurde. Es ist dies die Zeit, wo selbst Dinge, die bis dahin mitgeteilt wurden, aber nie ausgetauscht, gegeben, aber nie verkauft, erworben, aber nie gekauft: Tugend, Liebe, Überzeugung, Wissen, Gewissen etc., wo mit einem Wort alles Sache des Handels wurde." (MEW)
Stefan Meretz warnte schon 1999 vor einem
technizistisch verkürzten Algorithmusbegriff, denn: Die Entwicklung des Kapitalismus selbst läßt sich als Abfolge qualitativer algorithmischer Umwälzungen denken, als algorithmische Revolutionen. Sehr spannend, diesen Gedanken wieder aufzunehmen, weil sich damit auch die Frage stellt, was eigentlich
Real Life ist?
(Vgl.
Die doppelte algorithmische Revolution des Kapitalismus; Kritische Informatik Juni 1999)
Ich empfehle als erste Impfung gegen den sich immer noch auf höherem technologischen Niveau im Denken und Empfinden weiter verbreitenden Kapitaltransformationsalgorithmus eine
Rückbesinnung auf Erich Fromm:
Erich Fromm, psychoanalyst and social critic, talks to Wallace about society, materialism, relationships, government, religion, and happiness.
The Mike Wallace Interview - 5/25/58
»Wenn unsere gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Organisation darauf beruht, dass jeder auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist, wenn sie von dem Prinzip des Egoismus beherrscht wird, der nur durch die Moral der Fairness in Schranken gehalten wird — wie kann man dann innerhalb des Rahmens unserer bestehenden Gesellschaftsordnung überhaupt leben und gleichzeitig Liebe üben? Bedeutet denn das nicht, alle weltlichen Interessen aufzugeben und in völliger Armut zu leben?«
Erich Fromm. Die Kunst des Liebens. Ullstein Buch Nr. 258 im Verlag Ullstein GmbH 1973
--> Weiter zu verfolgen: Die Frage nach der
Verantwortung der Mathematik:
Das ist keine Magie. Es ist Mathematik.
Vgl. z.B.
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Schulden-Theorie: Excel-Panne stellt Europas Sparpolitik in Frage
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Mathematik und Überwachung im Netz
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Neue Weltsprache