(...)
Nikolas Tomski (Klaus Kinski): »Indessen konstituiert sich die Internationale der Proleten. Dagegen etablieren wir die Internationale der Moneten. Sie verdient mehr Vertrauen, glauben Sie mir. Worte wie: ›Kriegführende Alliierte‹ gehören der Vergangenheit an. Wir haben keine ›Freunde‹ mehr, wir haben ›Partner‹. Wir haben keine ›Feinde‹ mehr, wir haben ›Kunden‹. Das Kapital kennt keine Grenzen mehr.«
Xavier Maréchal (Alain Delon): »Die Korruption natürlich auch nicht.«
Nikolas Tomski: »Deshalb wird auch die Veröffentlichung der Akte Serrano nicht das Geringste ändern. Ich werde demissionieren, zwei oder drei Politiker müssen ihren Hut nehmen, Sie landen im Gefängnis. Im Grunde wird sich überhaupt nichts ändern.«
Xavier Maréchal: »Sie vergessen dabei aber völlig die öffentliche Meinung.«
Nikolas Tomski: »In der Lockheed-Affäre hat sie geschlafen.«
Xavier Maréchal: »Und der Fall Nixon?«
Nikolas Tomski: »Da ging’s nicht um Geld, es war eine Frage der Moral.«
Xavier Maréchal: »Ah! Es gibt sie also, die Moral!?«
Nikolas Tomski: »Keine Aufregung, dieser Skandal wird sich nicht wiederholen. Monsieur Maréchal, sie haben eine vorsintflutliche Ehrauffassung. Sie hat keine Beziehung zur Wirklichkeit mehr. War es nicht Ihr letzter großer Staatschef, der einmal gesagt hat, daß sie alle Kälber wären? Und was stört es denn schon, das ›Kalb‹ (Deutungsvolle Geste zu Xav), wenn ein Kabinettschef oder ein Staatssekretär sich schnell mal ein bißchen bereichert? Sind Sie der Meinung, daß dadurch die wirtschaftliche Situation auch nur im Geringsten tangiert wird? Wichtig ist doch nur das Produzieren, das Verteilen. Die Bedürfnisse der ›Kälber‹ zu decken. Ihnen zu fressen, zu saufen und was zum lieben zu geben, mehr brauchen sie nicht. Und vielleicht noch einen kleinen Tapetenwechsel im Jahr...«
(...)
Dieser vortreffliche Dialog zwischen den Schauspielern Alain Delon und Klaus Kinski stammt aus dem Politthriller »Der Fall Serrano« (1977). Er ist nach wie vor aktuell. Oder lassen sich die »Kälber« nach 32 Jahren nicht mehr freiwillig zur Schlachtbank führen?
Last Night I Saw Chet Baker


– Landgren also sang eben diesen Song so wunderbar gleichzeitig einfühlsam in Bakers Interpretation als auch ganz eigen und oder weil weniger kaputt als Baker selbst, dass man hören konnte, dass geniale Musik doch nicht mit Vernichtung verbunden sein muss. Vielleicht war das die musikalische Antwort auf Herb Gellers lyrische Hommage an Baker, in der das Faust-Teufelspakt-Motiv die Selbst-Zerstörung zu erklären versucht. Ich höre gerade Bakers eigene Aufnahme vom April 88 und kann nur sagen: beide berühren mich gleichermaßen (Schade eigentlich, dass es das in der Rock-Musik kaum gibt: Interpretationen eines alten Songs, die wirklich neu interpretieren, indem sie einen neuen Blick auf das Original eröffnen …)
Meine Links auf Bakers Songs sind aufgrund des Urheberrechtsanspruchs der Chet Baker Foundation nicht mehr verfügbar. Was ich noch gefunden habe (selbstverständlich mit der Versicherung, dass dies sofort gelöscht wird, sollten Urheberrechte verletzt werden):
Chet Baker - Live At Ronnie Scott's (1986)
Here is Chet accompanied by Michel Grailler on piano and Riccardo del Fra on bass. Two of Chet's admirers also guest star here: Van Morrison and Elvis Costello.
1. Ellen David
2. Just Friends
3. Shifting Down
4. Send in the Clowns
5. If I Should Lose You
6. My Ideal
7. Love for Sale
8. The Very Thought of You
9. You Don't Know What Love Is
10. I'm a Fool to Want You
Chet Baker - Live At Ronnie Scott's (1986) 1\5
Chet Baker - Live At Ronnie Scott's (1986) 2\5
Chet Baker - Live At Ronnie Scott's (1986) 3\5
Chet Baker - Live At Ronnie Scott's (1986) 4\5
Chet Baker - Live At Ronnie Scott's (1986) 5\5
CHET - FROM A WINDOW
(in memory of Chet Baker 1929 -1988)
The constant onslaught of Amsterdam
surged through Zeedijk
on that hot night
when a full moon
dragged you
flying to your death.
In your room,
in the Prins Hendrik Hotel,
your clothes lay
neatly folded
in your suitcase,
with your body
a foetus on the street below.
Great white hope
fallen
offstage,
a love for heroin never shaken.
Sorrow was your stuff,
a plaintive,
lyrical anguish,
an excess of gloom
and charm.
This undernourished and parched body,
a singing corpse,
searching for an uncollapsed vein,
an expert driver hating the road
and the bleak hotel of his doom.
Such a foolish love.
Oklahoma farmboy on a golden trumpet,
his teeth knocked out in San Francisco,
become chained to an album a day
for a thousand dollars in cash.
And the Italian you learned in a Lucca jail,
your spirit surviving its deportation,
a lonely and melancholy master drifter
whose pianissimo
touched the soul.
Friday 13th May 1988,
Chet’s heart stopped
and his horn
lost its tongue.
KEITH ARMSTRONG
gebattmer - 2009/05/09 21:23