... bemerkt man erst später wieder, dass einem etwas fehlt, z. B. wenn ein 50. Todestag zu melden ist. Boris Vians Le Déserteur lernte ich erst nach dem Abi bei den französischen Freunden in Aix kennen, aber das Lied begründete nachträglich nochmal meine Kriegsdienstverweigerung. Die Platte habe ich mir gebraucht in Aix auf dem Markt gekauft; ich habe sie immer noch. Und dann: Die Ameisen ...
Da hat also einer Todestag, und keiner merkt es so richtig (na ja, doch, wir Eingeweihten, wir Adepten und scheuen Liebhaber schon. Mal sehen, welche Zeitung heute etwas bringt). Dieses Vergessenwerden hätte ihn vielleicht sogar ein wenig amüsiert, daß keiner mehr weiß; nein, und er hätte gewiß nichts dagegen gehabt, wenn ein wenig gefeiert und dem Alkohol sowie den Zigaretten zugesprochen würde (aber nur von den Eingeweihten), so wie es vielleicht auf einer der wilden Surprise-Partys, die er grandios-witzig in „Drehwurm, Swing und Plankton“ beschrieb, ohne größere Umstände und Hemmungen betrieben wurde und wie es zu Boris Vians Zeiten im Pariser Quartier Latin, am Saint- Germain-des-Près (und nicht nur dort) in den Vierzigern üblich war zu feiern. All die Tricks, wie man auf Partys die besten Frauen abgreift.
Wer aber war Boris Vian?, werden einige fragen, denn die Informationen über ihn sind nicht sehr breit gestreut. ..
Wir leben in einer alles-entscheidenden Zeit. Wissenschaftler sagen uns, wir hätten nur 10 Jahre um unsere Lebensweise zu ändern, um das Aufzehren von Rohstoffen zu verhindern und um eine katastrophale Entwicklung des Weltklimas zu verhindern.
Jeder Einzelne muss an dieser gemeinsamen Anstrengung teilnehmen ; und um so viele Leute wie möglich darauf aufmerksam zu machen, habe ich den Film HOME gedreht.
Damit der Film die größt-mögliche Verbreitung erhält, muss er um sonst sein ; unser Sponsor, die PPR Gruppe hat dies ermöglicht. EuropaCorp, der den Vertrieb sicherstellt, hat sich bereiterklärt, keinen Gewinn aus HOME erwirtschaften zu wollen, weil der Film nicht auf wirtschaftlichen Erfolg angelegt ist.
Ich hätte gerne, dass HOME auch Ihr Film wird. Verteilen Sie ihn weiter. Und handeln Sie.
Manche mögen sich fragen: Was sind schon die Kosten des Klimawandels gegenüber den Milliarden, die dem Steuerzahler in Rechnung gestellt werden, um Banken vor dem Kollaps zu retten? Diese Rechnung hat einen Haken. Ökologische Schäden sind etwas anderes als ungerecht verteilte monetäre Verluste – es handelt sich um irreversible Schädigungen der Natur mit einem nicht kalkulierbaren Einfluss auf die Evolution. Wir wissen nicht, was wir tun, wenn wir die Aufheizung der Erdatmosphäre fortsetzen.
Vor der UN-Vollversammlung haben die kleinen pazifischen Inselstaaten Palau und Nauru Anfang Juni deutlich gemacht, bei ihnen sei die Katastrophe bereits angekommen. Schon jetzt beantragen die Bewohner Asyl auf festem Land, weil die Inseln in den Fluten zu verschwinden drohen. Es handelt sich vorerst um weniger als 40.000 Menschen. Es könnten mehr werden, wenn der Meeresspiegel infolge des Klimawandels in den nächsten Jahrzehnten um bis zu sechs Meter steigt. Was ist dann mit Millionen Menschen in Bangladesh, dem Niger-Delta, Manhattan oder Hamburg, Amsterdam und Buenos Aires? Vorsorge gegen den Klimawandel, um ein Inferno zu vermeiden, ist also ein kategorischer Imperativ. Aber schon das Ziel, den Temperaturanstieg auf dem Planeten Erde auf zwei Grad Celsius bis 2050 zu beschränken, ist kaum einzuhalten. Die Emissionen von Kohlendioxid müssten in den nächsten Jahrzehnten radikal gesenkt werden, ab 2015 um jährlich etwa drei bis vier Prozent. Doch was passiert heute? Der Anstieg der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre ist mit 3,6 Prozent etwa vier Mal höher als nach Verträgen zum Klimaschutz zulässig. Wenn weniger CO2 ausgestoßen werden soll, müssen weniger fossile Energieträger verbrannt werden. Diese sind aber unverzichtbar – so das Mantra –, um im globalen Wettbewerb satisfaktionsfähig zu sein.
Hellzapoppin (1941) In der Hölle ist der Teufel los
Ein einmaliges Filmerlebnis, - jetzt auf DVD erschienen (siehe GBlog&watch). Irgendwann in den frühen 70ern im Apollo (wo damals Herr Flebbe begann, ein Programmkino in Hannover zu entwickeln), als Herr F. hinten im Zuschauerraum ganz laut lachte, als Stinky Miller nach Hause gehen musste, weil seine Mutter das wollte, und ich mich freute, dass Herr F. auch da war ....
Probably the greatest Lindy hop sequence ever filmed. Whitey's Lindy Hoppers:
Eine meiner Lieblingszeitschriften, die ADAC-Motorwelt, kündigt in der aktuellen (nicht Kamera sondern) Ausgabe ein Konzert an:
60 Jahre Deutsches Grundgesetz (??, der Verf.) und 20 Jahre Wiedervereinigung - zwei Gründe, um ... an der ehemaligen Mauer (??, der Verf.) in Hötensleben bei Helmstedt zu feiern. Bei dem Open-Air-Konzert treten unter andem die Scorpions, ... Slade und Sweet auf ...
Dass die Scorpions da spielen, wo sie hingehören, gefällt mir gut, noch besser fast die Liste derer, die da GG und DE feiern: - schade, dass Brian Connolly schon tot ist, der hätte sicher gern mitgemacht und mit Eppelmann einen gehoben...
Noch besser gefiele es mir, wenn die Scorpions im weiteren Programm - evtl. mit ihrem Freund Grobatschow zusammen - auftreten würden ...
03.10.2009 Zum Tag der Deutchen Einheit am Grenzdenkmal Hötensleben Führungen mit Turmbesichtigung und Rundfahrten mit Fahrzeugen DDR Grenztruppen
18.11.2009 Händelkonzert in der evangelischen Kirche mit anschließendem Gedenkmarsch zum Grenzdenkmal und dem Aufstellen von Kerzen
19.-21.11.2009 Festveranstaltungen zum 20. Jahrestag des Mauerfalls und der Grenzöffnung Hötensleben/Schöningen
... z.B. bei den Rundfahrten zur Deutcheneinheit mit Fahrzeugen der DDR Grenztruppen mit Klaus Meine und Rudolf Gorbatschow oder so ähnlich ....
This is the Monterey fairgrounds.
BB must have thought he died and went to heaven!
Both the most influential figures in electric blues guitar.
via Rock y Blues
ob sich das ergebnis gestern auch schon alsbodenbildungsehen lässt?
"Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis haben sich am
Sonntag 56,7 Prozent der Wahlberechtigten nicht an den Wahlen zum
Europaparlament in Deutschland beteiligt.
Für CDU und CSU zusammengenommen entschieden sich 16 Prozent der
zur Stimmabgabe Aufgerufenen. Die SPD kommt nach dieser Zählweise
auf 8,8 Prozent. Von den Grünen möchten 5,1, von der FDP 4,6
und von der Linken 3,1 Prozent der Wahlberechtigten im Brüsseler
Parlament vertreten werden."
ich finde, da ist noch platz nach unten. und generell verweise ich bei
anlässen wie diesen immer gerne wieder auf diesen altenbeitrag, in dem es um den unsinn der einbildung geht, dass sog. "wahlen" irgendetwas verändern würden.
Die Anwendung wahlatlas.net erlaubt die kartographische Darstellung von Wahlergebnissen mit einem Webbrowser. Mit diesem Atlas können Karten interaktiv gestaltet und analysiert werden. Damit wird die politische Situation in den unterschiedlichen Regionen sichtbar.
NRC International hat eine hochinteressante interaktive Landkarte über die Wirtschaftskrise in der EU veröffentlicht: Economic crisis in European Union. Die Karte zeigt
the figures for all the member states by year and
quarter and lets you compare budget deficit, unemployment rate,
national debt and economic contraction.
Sie können die einzelnen Länder anklicken und sich detailliert zeigen lassen, was Sache ist.
16. Juni 2009 - 20:00
Große Ur-Lesung mit Betonung und Hut aus dem neuen Roman
von Kurt Appaz
Mit
Helga Lauenstein, Claire Lütcke, Laetitia Mazzotti, Mark
Eichenseher, Wolfram Hänel, Christoph Linder, Frank "Flaco"
Matzke, Peter Przychodniak, Harald Schandry, Richie Thurlow.
Dramaturgie: Ulrike Gerold, Hilkje Hänel
Eine Kooperation von Kurt Appaz, dem Theater an der Glocksee und dem Kleckstheater / hannoversche Kammerspiele.
Gefördert vom Kulturbüro der Stadt Hannover.
Büchertisch: Lehmanns Buchhandlung, Hannover.
Ein Mann mit einem Beil im Kopf kommt frühmorgens aus der U-Bahn
gewankt, ein anderer bringt seine Beate Uhse-Puppe zur Tankstelle, um
Luft aufzufüllen, im Luxusschrebergarten serviert eine Sternekoch
Bratwürstchen für den Ex-Kanzler - und Appaz und Kerschkamp
fahren 33 Jahre nach dem Abitur auf ein Klassentreffen ins Landheim des
Gottfried-Wilhelm-Gymnasiums. Aber während die ehemaligen
Mitschüler zunehmend belanglose Anekdoten aus der gemeinsamen Zeit
zwischen 1966 und 1975 erzählen, haben Appaz und Kerschkamp mit
der Schule noch eine Rechnung offen, die sie gerne begleichen
würden. Als dann plötzlich jemand auftaucht, an den sich
keiner mehr erinnern kann, gerät die Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit unerwartet außer Kontrolle.
"Ein großer Generationenroman zwischen Witz und Melancholie, der
mit erfrischender 'Political Incorrectness' auch die Konfrontation mit
den vorgeblichen Helden von heute nicht scheut. Ein Stück
deutscher Geschichte, das '1968' noch einmal aus dem Blickwinkel des
damals Zwölfjährigen lebendig werden lässt: Es geht um
den Ausbruch aus der häuslichen Spießigkeit, um 'Beatmusik',
lange Haare, das erste Moped, den ersten Joint, den ersten Sex und den
Traum von der Revolution – und es geht um die Generation der
Eltern und Lehrer, deren hilflose Überforderung nur allzu oft in
Ignoranz und Repression umschlug ... Gleichzeitig eine dramatische
Schülergeschichte, die sich unter veränderten Vorzeichen auch
heute noch oder wieder genau so ereignen könnte!" (R. Sikora) www.haenel-buecher.de www.kurt-appaz.de
bemerkt man, dass etwas einem früher etwas bedeutet hat: Das Ostzonen-Fernsehen in meiner Kindheit - mit Meister Nadelöhr und Pittiplatsch: Nun sind alle tot, wie Ostberlin Beatet Besseres meldet:
Pittiplatsch der Liebe ist, wie gerade bekannt wurde, am 22. April 2009 gestorben. Im Gedenken an Puppenspieler Heinz Schröder, der Stimme von “Pittiplatsch” ...
Der Schriftsteller Peter Glaser (der seinerzeit - 2002 - in Klagenfurt mit dem wunderbaren Text "Geschichte von Nichts" reüssierte, in dem sich so gr0ßartige Sätze finden wie dieser: "Das Universum ist wie Liz Taylor.") rezensiert in Technology Review regelmäßig zweifelhafte Produkte. Im jüngsten Verriss finden sich kluge Anmerkungen zum ökonomischen Sinn des Individualiserungswahns:
Heute gibt es den Bihänder unter den Verrissen: zwei Produkte – ein und derselbe falsche Gedanke.
My Room II
von Yamaha sieht auf den ersten Blick aus wie Werkzeughüttchen
für den Garten, ist allerdings für das Wohnzimmer gedacht und
auch da nicht für Werkzeug: der holzverkleidete Würfel mit
zwei Metern Seitenlänge kostet 700.000 Yen (etwa 5.300 Euro),
verfügt über eine eigene Klimaanlage, ist fensterlos und hat
aber immerhin einen schmalen Glasstreifen in der Tür. Laut
Hersteller eignet sich das Mikrozimmer, das man in seinen eigentlichen
Wohnraum stellen kann, ideal für Dinge, die man im großen
Zimmer nicht tun würde – etwa Karaokesingen, studieren, laut
fernsehen und so weiter. Mich erinnert das ganze eher an einen
Grabkammernsimulator, bestenfalls an eine Trainingseinrichtung für
jemanden, der vorhat, sein Leben in den Legebatterien von
Großraumbüros zu verbringen. Auch wenn in japanischen
Ballungsräumen, vor allem im Großraum Tokio, Wohnraum extrem
knapp beziehungsweise teuer ist, bin ich sicher, dass das Geld besser
angelegt wäre, wenn man sich damit ein paar Rendezvous oder
Verabredungen mit potenziellen Freunden gönnt, die einem
später sein kleines Wohnzimmer lebenswerter machen können
(oder man lädt seine Nachbarn ein, die sich dann bestimmt nur noch
zurückhaltend beschweren, wenn man wieder einen
Elvis-Nachsing-Koller kriegt).
Das deutsche Pendant dieser Art von Innenarchitektur für Klaustrophobie-Aficionados ist das Inhouse-Zelt Piilo des Industriedesigners Markus Michalsky,
das als "private, insgeheime Rückzugsmöglichkeit" gedacht
ist. Der futuristische, faltbare Jalousie-Kokon soll "Gefühle der
Zugehörigkeit und Sinnlichkeit" hervorrufen. In sowas
reinzukriechen, wird aber eher an jene Gefühle anknüpfen, die
einen als Kind anwandelten, nachdem man sich ein Zelt aus Decken gebaut
hatte – nach kürzester Zeit wurde man darin von Langeweile
und der drängenden Frage "Und was jetzt?" überfallen.
Die fortschreitende Individualisierung, von der der Nachkriegszeit
an vor allem aus wirtschaftlichen Interessen betrieben, schuf immer
kleinere gesellschaftliche Einheiten. Aus der Großfamilie
schnürten sich Kleinfamilien ab, die ihr eigenes Haus und Auto und
Zeug besitzen wollten. Danach der einzellebende Mensch, ob in einem
Wohngemeinschaftszimmer oder als waschechter Single, dem man neuerlich
jeweils eine Haushaltsgrundausstattung undsoweiter verkaufen konnte.
Danach wurde es schwierig. Wie kann man das Individuum weiter
atomisieren, um ihm wieder neue Dinge anzubieten? Zwar konnte man dem
linken Arm nicht etwas anderes verkaufen wie dem rechten, aber man mit
verschiedenen Identifikationsmustern funktionierte es. So ließen
sich aus einem konsumierenden Subjekt virtuell mehrere machen –
was zudem nicht mehr als Verkleinerung der Gemeinschaftlichkeit
empfunden wurde.
Es gibt durchaus Vereinzelungsbedürfnisse, die man mit einer
gewissen Toleranz für andere Kulturformen als zwar sonderbare,
aber pragmatische Lösungen ansehen kann, etwa die Ein-Personen-Sauna für prüde Amerikaner oder verschämte Briten, öffentliche Glaskäfige für Raucher oder für notorisch nichtöffentliche Menschen wie etwa Geheimdienstler etwas wie den extrem abhörsicheren WhisperRoom.
Andere Verkleinerungsformen stießen an biologische Grenzen.
Mit der seit den siebziger Jahren rapide zunehmenden Miniaturisierung
wurde ein übermütiger Konstrukteursgeist geweckt, der
Armbanduhren mit eingebauten Superwinztastaturen hervorbrachte –
die sich allerdings von keinem Finger mehr bedienen ließen, weil
sie einfach zu klein waren. In einem jahrzehntelangen Hinundher wurden
Gebrauchsgegenstände oder ihre Bedienelemente kleiner (downsizing)
und wieder größer (rightsizing), während der
menschliche Körper sich als Maß aller Dinge
verhältnismäßig veränderungsresistent zeigte
(außer durch veränderte Konfektionsgrößen infolge
kollektiver Überernährung).
Hart an der Grenze zum Zynismus sind Kunstprojekte wie das von Michael Rakowitz mit dem Namen ParaSITE,
im Zuge dessen er aufblasbare Großstadt-Biwaks für
Obdachlose entwickelt. Die ParaSITE-Zelte nutzen die Abwärme von
Gebäuden, um sich aufzublasen und die Wärme zu speichern. Die
Verkleinerungstendenz beim persönlichen Lebensraum
stößt schnell auf konservative Barrieren. Freiwillig
einpferchen lässt sich der wie alle Lebewesen äußerst
auf sein Revier bedachte Mensch nur zeitweise (Dusche, Toilette), bei
spezieller Veranlagung auch etwas länger (U-Boot-Matrose,
Kampfjägerpilot, Astronaut) oder wenn ihm besonderes
Vergnügen verheißen wird (Samadhi-Tank).
Den schaurigen Kern von My Room II und des Piilo-Kokons legte der australische Künstler Adam Norton frei. Seine Generic Escape Capsule
ist ein modifizierter Kleiderschrank, in dem ein Mensch nur noch auf
eine Weise existieren kann, die, wenn sie einem Kriegsgefangenen
zugemutet würde, die Vereinten Nationen in Gang setzen würde.
Ein Zeitfenster ist ein für ein bestimmtes Ereignis zur Verfügung stehendes Zeitkontingent (maximal verfügbare Zeitspanne).
Zeitfenster existieren in allen Bereichen und Situationen. Der Begriff wird so v.a. in der Technik und in der Betriebswirtschaft verwandt (Arbeits-, Projekt- und Aufgabenzeit).
Das Ereignis, bei dem die Pufferzeit grenzwertig wird, nennt man zeitkritisches Ereignis. Hierdurch entsteht sogenannter Zeitdruck. Die Bemühungen für die Erledigung dieses kritischen Pfades müssen somit forciert werden.
Stimmen zum Zusammenhang von Weltwirtschaftskrise,
Kapitalismus und Krieg
1. Christian Frings: "...Wenn die hier
skizzierte historische Einordnung zutrifft, dann werden wir in den nächsten
Jahren oder vielleicht schon Monaten den Zusammenbruch des Weltwährungssystems
erleben, einen dramatischen Anstieg von Arbeitslosigkeit und Elend, wachsende
Konkurrenz und Rivalität im Staatensystem, den Zusammenbruch ganzer Staaten;
damit verbunden wird die Gefahr steigen, dass die Herrschenden in Kriege als
letzte Ablenkungsmanöver flüchten oder dass selbst kleine Konflikte gewollt oder
ungewollt zum Flächenbrand eskalieren; und wenn diese Phase globaler
Instabilität wie in der Vergangenheit 20 oder 30 Jahre andauert, dann wird sich
mit oder ohne atomare Verseuchung durch Kriege die ökologische Katastrophe
weiter zuspitzen..." den ganzen Artikel lesen:
Die Krise im Lebenszyklus des Kapitalismus (ak - analyse & kritik - zeitung
für linke Debatte und Praxis / Nr. 536 / 20.2.2009).
2.
Immanuel Wallerstein: "...Ich denke in der Tat, dass wir seit 30 Jahren
in die Endphase des kapitalistischen Systems eintreten... Für die Kräfte, die
die Lage zuvor beherrschten, wird sie chaotisch und unkontrollierbar. So sieht
man einen Kampf aufkommen, und zwar nicht nur zwischen Herren und Gegnern des
Systems, sogar auch zwischen allen Beteiligten untereinander, um zu bestimmen,
was das System ablösen wird. Das Wort `Krise´ benutze ich ausschließlich für
solche Situationen. Nun gut, wir sind heute in einer Krise. Der Kapitalismus
berührt sein Ende..." den ganzen Artikel lesen: Der Kapitalismus berührt sein Ende | Interview Immanuel Wallerstein,
deutsche Übersetzung | "Le capitalisme touche à sa fin", "Le Monde" 11. Oktober
2008 - dazu auch:
"In 30 Jahren wird es keinen Kapitalismus mehr geben", telepolis, 06.02.2009
3. Historiker
Eric Hobsbawm:
"Es wird Blut fließen, viel Blut"
Die Politiker pumpen Billionen Euro und Dollar in die Wirtschaft, um der
globalen Krise Herr zu werden. Alles umsonst, fürchtet Eric Hobsbawm, einer
der wichtigsten Historiker der Gegenwart. Er hat Angst, dass der Kapitalismus
sich über eine fürchterliche Katastrophe rettet.
Bei der Bewältigung der Finanzkrise geht es um "das Überleben der Menschheit",
sagt der Historiker Eric Hobsbawm in einem Interview in der neuen, am
Donnerstag erscheinenden Ausgabe des stern. Der 92-Jährige, der als einer der
bedeutendsten lebenden Geschichtswissenschaftler der Welt gilt, fürchtet, dass
die Situation noch dramatischer ist als während der Großen Depression in den
30ern.
Aus der damaligen Krise, die erst durch den Zweiten Weltkrieg beendet wurde,
habe man nichts gelernt. Eine "rationale Analyse des Kapitalismus" sei auch in
den letzten 40 Jahren "systematisch verweigert worden", so Hobsbawm im stern.
Noch immer hänge die Menschheit einer "primitiven Ideologie" an, die nur auf
"Habgier aufgebaut" sei und keine Basis für eine stabile Gesellschaftsordnung
biete. Hobsbawm: "Der Kapitalismus wird verschwinden, früher oder später."
Sogar einen dritten Weltkrieg will Hobsbawm nicht ausschließen und nennt als
möglichen Anlass die wachsende wirtschaftliche Konkurrenzsituation zwischen
den USA und China: "Entweder hören wir mit der Ideologie des grenzenlosen
Wachstums auf, oder es passiert eine schreckliche Katastrophe. ( endlich gefunden: ein link auf das vollständige Interview mit Hobsbawm im stern, Heft 20/2009)
Anmerkung zur Quelle: Lesen Sie nicht die Leser-Kommentare. Es ist unglaublich, wie sich da Menschen entblödenentblößen, indem sie sich über einen "Hobbsi" äußern ...
Interessante Frage zu dem Satz von Wallerstein "Wir befinden uns in einer der seltenen Perioden, wo die Krise und die Ohnmacht der Mächtigen der Willensfreiheit des Einzelnen Raum lassen: heute gibt es ein Zeitfenster, wo jeder von uns die Möglichkeit hat, die Zukunft durch sein individuelles Handeln zu beeinflussen.":
Gibt es einen Zeitpunkt, zu dem Handeln mit der Chance auf eine Beeinflussung der Zukunft noch bzw. nicht mehr möglich ist, und kann der von den potentiell Handelnden oder Handlungsfähigen (einschließlich der teilnehmenden Beobachter) erkannt werden? M. a. W.: Wann kippt eine Krise (Das System kann die erforderlichen Strukturen nicht hervorbringen, alle Krisenlösungsversuche wirken als neue Krisenverursacher.)?*
Wallersteins Formulierung legt ja den Schluss nahe, dass das Zeitfenster irgendwann geschlossen ist (offenbar das Wesen von Zeitfenstern): Ist dann Zukunft durch individuelles Handeln prinzipiell nicht mehr beeinflussbar? Oder müsste nicht nur das Handeln ein anderes sein, weil sich die Bedingungen verändert haben (weil ja nur das für ein bestimmtes Ereignis zur Verfügung stehende Zeitkontingent erschöpft ist - steht jetzt also für ein neues bestimmtes Ereignis wieder ein Zeitkontingent zur Verfügung)? Oder ist Zukunft durch individuelles Handeln grundsätzlich gar nicht beeinflussbar?
Oder könnte es ein, dass "Zeitfenster" ein untauglicher Begriff ist, Bedingungen menschlichen Handelns zu beschreiben ...
* Als Beispiel: Gibt es einen Zeitpunkt, zu dem 1932/33 erkennbar gewesen wäre, dass die Machtübergabe an die Hitlerfaschisten nicht mehr verhinderbar ist? Oder gibt es nur eine Konstruktion ex post eines solchen Zeitpunkts, dass die Machtübergabe nicht mehr verhinderbar war, dass die Krise gekippt war?
... im Funkhaus des NDR in Hannover: Ein tolles Konzert mit dem NDR Pops Orchestra, der NDR Bigband (Dirigent: Jörg Achim Keller) und mit Nils Landgren (Posaune und Gesang) und Herb Geller (Altsaxofon). Unglaublich: Landgren war Landgren, aber seine Stimme klang, als wäre Chet Baker noch da (obwohl der, wäre er noch da, noch brüchiger klingen würde als bei den letzten Aufnahmen. Ich musste auch an die jüngsten Live-Aufnahmen von Brian Wilson denken …). Landgren sang frühe Stücke aus den 50ern und als Finale – nach der Einspielung des Original-Intros von „My Funny Valentine“ aus dem Konzert vom 28. April 1988 (am gleichen Ort mit eben der NDR Bigband und dem damaligen Rundfunkorchester des NDR Hannover, -beide unter der Leitung von Dieter Glawischnik, - Bakers letztem großen Konzert, bevor er am 13. Mai 1988 aus dem Fenster eines Hotels in Amsterdam stürzte-???-)
– Landgren also sang eben diesen Song so wunderbar gleichzeitig einfühlsam in Bakers Interpretation als auch ganz eigen und oder weil weniger kaputt als Baker selbst, dass man hören konnte, dass geniale Musik doch nicht mit Vernichtung verbunden sein muss. Vielleicht war das die musikalische Antwort auf Herb Gellers lyrische Hommage an Baker, in der das Faust-Teufelspakt-Motiv die Selbst-Zerstörung zu erklären versucht. Ich höre gerade Bakers eigene Aufnahme vom April 88 und kann nur sagen: beide berühren mich gleichermaßen (Schade eigentlich, dass es das in der Rock-Musik kaum gibt: Interpretationen eines alten Songs, die wirklich neu interpretieren, indem sie einen neuen Blick auf das Original eröffnen …)
Meine Links auf Bakers Songs sind aufgrund des Urheberrechtsanspruchs der Chet Baker Foundation nicht mehr verfügbar. Was ich noch gefunden habe (selbstverständlich mit der Versicherung, dass dies sofort gelöscht wird, sollten Urheberrechte verletzt werden):
Chet Baker - Live At Ronnie Scott's (1986)
Here is Chet accompanied by Michel Grailler on piano and Riccardo del Fra on bass. Two of Chet's admirers also guest star here: Van Morrison and Elvis Costello.
1. Ellen David
2. Just Friends
3. Shifting Down
4. Send in the Clowns
5. If I Should Lose You
6. My Ideal
7. Love for Sale
8. The Very Thought of You
9. You Don't Know What Love Is
10. I'm a Fool to Want You
CHET - FROM A WINDOW
(in memory of Chet Baker 1929 -1988)
The constant onslaught of Amsterdam
surged through Zeedijk
on that hot night
when a full moon
dragged you
flying to your death.
In your room,
in the Prins Hendrik Hotel,
your clothes lay
neatly folded
in your suitcase,
with your body
a foetus on the street below.
Great white hope
fallen
offstage,
a love for heroin never shaken.
Sorrow was your stuff,
a plaintive,
lyrical anguish,
an excess of gloom
and charm.
This undernourished and parched body,
a singing corpse,
searching for an uncollapsed vein,
an expert driver hating the road
and the bleak hotel of his doom.
Such a foolish love.
Oklahoma farmboy on a golden trumpet,
his teeth knocked out in San Francisco,
become chained to an album a day
for a thousand dollars in cash.
And the Italian you learned in a Lucca jail,
your spirit surviving its deportation,
a lonely and melancholy master drifter
whose pianissimo
touched the soul.
Friday 13th May 1988,
Chet’s heart stopped
and his horn
lost its tongue.
Nikolas Tomski (Klaus Kinski):»Indessen konstituiert sich die Internationale der Proleten. Dagegen etablieren wir die Internationale der Moneten. Sie verdient mehr Vertrauen, glauben Sie mir. Worte wie: ›Kriegführende Alliierte‹ gehören der Vergangenheit an. Wir haben keine ›Freunde‹ mehr, wir haben ›Partner‹. Wir haben keine ›Feinde‹ mehr, wir haben ›Kunden‹. Das Kapital kennt keine Grenzen mehr.«
Xavier Maréchal (Alain Delon):»Die Korruption natürlich auch nicht.«
Nikolas Tomski:»Deshalb wird auch die Veröffentlichung der Akte Serrano nicht das Geringste ändern. Ich werde demissionieren, zwei oder drei Politiker müssen ihren Hut nehmen, Sie landen im Gefängnis. Im Grunde wird sich überhaupt nichts ändern.«
Xavier Maréchal:»Sie vergessen dabei aber völlig die öffentliche Meinung.«
Nikolas Tomski:»Da ging’s nicht um Geld, es war eine Frage der Moral.«
Xavier Maréchal:»Ah! Es gibt sie also, die Moral!?«
Nikolas Tomski:»Keine Aufregung, dieser Skandal wird sich nicht wiederholen. Monsieur Maréchal, sie haben eine vorsintflutliche Ehrauffassung. Sie hat keine Beziehung zur Wirklichkeit mehr. War es nicht Ihr letzter großer Staatschef, der einmal gesagt hat, daß sie alle Kälber wären? Und was stört es denn schon, das ›Kalb‹ (Deutungsvolle Geste zu Xav), wenn ein Kabinettschef oder ein Staatssekretär sich schnell mal ein bißchen bereichert? Sind Sie der Meinung, daß dadurch die wirtschaftliche Situation auch nur im Geringsten tangiert wird? Wichtig ist doch nur das Produzieren, das Verteilen. Die Bedürfnisse der ›Kälber‹ zu decken. Ihnen zu fressen, zu saufen und was zum lieben zu geben, mehr brauchen sie nicht. Und vielleicht noch einen kleinen Tapetenwechsel im Jahr...«
(...)
Dieser vortreffliche Dialog zwischen den Schauspielern Alain Delon und Klaus Kinski stammt aus dem Politthriller »Der Fall Serrano« (1977). Er ist nach wie vor aktuell. Oder lassen sich die »Kälber« nach 32 Jahren nicht mehr freiwillig zur Schlachtbank führen?
Richie Havens, den die meisten wahrscheinlich mit Freedom und Woodstock verbinden, macht heute noch unglaublich gute Musik. Wie bei vielen (naja, vielleicht doch eher einigen) dieser Generation ist die alte Stimme noch besser als die junge. Havens hat 2008 das fantastische Album "Nobody left to crown" veröffentlicht.
Tupelo Honey & Just like a Woman Live at the BBC 1974
Freedom
Hands of Time with the Groove Armada
Indian Rope Man
a/k/a African Herbsman
Words by Havens, Roth, Price
Fog dangling thick
Can't see the right road
Streets are sick,
The eight day mill
It might grind slow, but it grinds fine
Indian rope man, while lookin' on
Tells common clay he's heavenly born
Retired layman looks on in scorn,
With a transplanted heart
Kiss him quick, he has to part.
Yeah...yeah
Indian rope man sees the times,
Splitting loose the edge of minds
Catching losers in his line, in his line, yeah
Kiss him quick, he has to part.
Yeah...yeah
Indian rope man flexes his eye,
Dissolving the fog
Revealing the lie
Indian rope man holds my trick in his heart, yeah
Kiss him quick, he has to part
Yeah... yeah
Indian rope man sees all strife
Cutting down eternal life
When his soul transcends his heart, oh
Kiss him quick, he has to part.
Yeah... yeah
Matthias Matussek im SpOn, das ist nicht bloß irgendeine Chance in der Krise, das ist die Gelegenheit - zu einem Vergnügen der anderen Art:
Die Lebensmaximen des Spätkapitalismus seien jetzt umzuprägen. Bedürfnisaufschub, Disziplin, Dienst und Pflicht - Matussek legiert ein bleigraues Amalgam aus protestantischer Arbeitsethik und katholischer Krypto-Masturbation. Unter Rekurs auf Peter Sloterdijk*, Ralf Dahrendorf und Wolfram Weimer poliert er reaktionäres Altmetall zu postmodernem Glanz, um sodann daraus die Matrize für den allerneusten Menschen, den ÜBERBÜRGER, zu schlagen. Ach, lest den Mist doch selbst.
In der Tat: Eine Wortkotze ohnegleichen, syntaktisch hemmungslos und mit schwach verankerten Sinngeländern:
Die überreife Kultur der Ironie, so Weimer (schreibt Matussek), bringt sich selbst ins Wanken - wenn Schulden nur als virtuelle Größe wahrgenommen werden, dann holt die Wirklichkeit diese Gesellschaften ein. Doch auch Weimer begreift die Rezession als Chance: "Wir wären ansonsten in unseren Wohlstandslounges bei Chillout-Musik eingeschlafen." In einem Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der "Brisanzkrise" empfiehlt Weimer einen "geistigen Instrumentenkasten", einen "Risikoschirm der Haltung, um unsere weltanschaulichen Einlagen abzusichern".
Schon klar: Wes weltanschauliche Einlagen strukturierten junk swaps gleichen, der schläft schon mal in der Lounge ein und hält das Wir der Anwesenden für den ideellen Gesamtburger dieser Gesellschaften und kann dann auch nicht anders, als in den Schirm-Metaphern der Bundesregierung weiterzudenken, sollte er noch mal wieder aufwachen. Ich war schon skeptisch, als die Konstruktivisten von einer umbrella theory zu reden begannen ... Das Fenster zu dem, was sie als Realität wahrnehmen, wird immer kleiner:
Der Mensch wird zum Übenden, und als Übender ist er ein Spezialist der Askese. Wir lebten in einer Situation, so Sloterdijk, in der die Siege des Eigenen nur mit der Niederlage des Fremden zu bezahlen waren. In ihr herrschten die Egoismen von Nationen und Unternehmen. Doch nun habe die Weltgesellschaft den "Limes" erreicht.
Limes? Erreicht? Der Mensch als Spezialist der Askese? ... siehe unten: Demon Alcohol!
Update:
So ähnlich: Villenviertel-Jan und Gutmenschen-Kai Rudolf Stumberger 12.06.2009
Die neue Wahlverwandtschaft: Wo sich Spiegel und Bildzeitung geistig umarmen
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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