Die Auflösung: Here is a nice collection of mugshots from some of music's most revered artists. Most of these people went on to have legendary careers, even the ones with multiple arrests!
- in dem dankenswerterweise auch die widerwärtige Verlogenheit der deutschen Medien zur Sprache kommt, die sich jüngst noch in der immer schlimmer werdenden HAZ (ich mag Sie nicht mehr meine LieblingsHAZ nennen*) zeigte, als am 15.11. der bei dieser Gelegenheit auch noch vom Odium der Margot-Honecker-Freunschaft zu befreienede eitle Greiner Biermann zum 75.sten eine gute halbe Seite bekam und Degenhardt zum Tode eine viertel Spalte:
Degenhardt wurde mit einer organisierten Niedertracht bekämpft, die in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel ist. Zensur gibt es bekanntlich nur in China und Iran, aber Degenhardts Lieder in den öffentlichen Rundfunkanstalten zu spielen, war ab Ende der 70er verboten. Der Arm der Obrigkeit reichte weit hinein in die Branche der Konzertveranstalter. In Zeiten der Berufsverbote und der Sympathisantenhatz konnte sich mit dem Altmeister öffentlich gemein zu machen die eigene berufliche Stellung beschädigen.
An Degenhardt wurde, man muss das in dieser Deutlichkeit sagen, ein Exempel statutiert. Degenhardt war das Beispiel, an dem der Nachwuchs lernen sollte, dass politisches Engagement die Karriere keineswegs fördert - und diese Lektion wurde bis auf den heutigen Tag schrecklich gut verstanden.
Noch zu seinem 75. Geburtstag herrschte - von Freitag, taz, ND und junge Welt abgesehen - immer noch eisiges Schweigen im deutschen Blätterwald....
Auch die großen Romane Degenhardts (für mich: Zündschnüre und Brandstellen) waren lange nicht mehr erhältlich! -Jetzt hat Kulturmaschinen die Werkausgabe editiert!
Während in Frankreich z. B. Georges Brassens oder Georges Moustaki unbestritten zum kulturellen Erbe gehören, ist es hierzulande gelungen, ein solches fast komlett zu tilgen.
An einem guten Beispiel wird in dem Nachruf die denn doch nicht zu unterdrückende Degenhardt-Rezeption deutlich gemacht:
Nehmen wir das Lied "Wölfe mitten im Mai". August der Schäfer hat Wölfe gesehen, aber anstatt rasch die Sensen zu holen und die Wölfe totzuschlagen, wiegt sich das Dorf in trügerischer Sicherheit. Die Wölfe warten auf den günstigsten Zeitpunkt und richten ein Blutbad an.
1965 hatte der Song einen klaren Bezug zum Aufstieg der NPD, die damals in sieben westdeutsche Landtage einzog. Anfang der 90er, als Flüchtlingsheime brannten und Nazi-Pogrome durchs wiedervereinigte Deutschland gingen, war "Wölfe mitten im Mai" erneut ein Lied von unübertroffener Aktualität. (Man kann es auch dieser Tage gut hören). So lernten wir beide, mit dreieinhalb Jahrzehnten Abstand, das gleiche Lied kennen - was auch daran lag, dass wir es jeweils mit dem gleichen, ewigen, braunen Sumpf zu tun bekamen.
Vor allem aber verdankt sich die Wirkung einer hohen poetischen Kunst. Degenhardt - und hier zeigt sich der alte Wandervogel! - schöpft aus dem kollektiven Mythen- und Metaphernschatz archetypische Geschichten und Figuren. Wie viele seiner Lieder funktioniert "Wölfe mitten im Mai" deshalb auch ohne konkreten Bezug, als ein schauriges Märchen, eine Warngeschichte aus früherer Zeit. Auf dieser Bedeutungsebene ist das Lied jedem Kind zugänglich. Die unmittelbar politische und zeitbezogene Bedeutungsebene läuft als Subtext mit, aber erfasst man sie, so ist es, als detoniere der Song in eine neue Dimension. Das ist der berühmte Degenhardt-Effekt. Das ist der Grund, warum man Degenhardt wirklich zuhören muss, um etwas mit ihm anfangen zu können.
August der Schäfer hat Wölfe gehört,
Wölfe mitten im Mai, zwar nur zwei,
aber August der schwört,
sie hätten zusammen das Fraßlied geheult,
das aus früherer Zeit, und er schreit.
und sein Hut ist verbeult.
Schreit: "Rasch, holt die Sensen sonst ist es zu spät.
Schlagt sie tot, noch eher der Hahn dreimal kräht."
Doch wer hört schon auf einen alten Hut
und ist auf der Hut? Und ist auf der Hut?
August der Schäfer ward niemehr geseh'n,
nur sein alter Hut, voller Blut,
schwamm im Bach. Circa zehn
hat dann später das Dorfhexenkind
nachts im Steinbruch entdeckt, blutbefleckt
und die Schnauze im Wind.
Dem Kind hat die Mutter den Mund zugehext,
hat geflüstert: "Bist still oder du verreckst!
Wer den bösen Wolf nicht vergißt, mein Kind,
bleibt immer ein Kind. Bleibt immer ein Kind."
Schon schnappten die Hunde den Wind, und im Hag
rochen Rosen nach Aas. Kein Schwein fraß.
Eulen jagten am Tag.
Hühner verscharrten die Eier im Sand.
Speck im Fang wurde weich. Aus dem Teich
krochen Karpfen an Land.
Da haben die greise zahnlos gelacht
und gezischelt: "Wir haben's ja gleich gesagt.
Düngt die Felder wieder mit dem alten Mist,
sonst ist alles Mist. Sonst ist alles Mist
Dann zu Johannis beim Feuertanzfest
- keiner weiß heut' mehr wie - waren sie
plötzlich da. Aus Geäst
sprangen sie in den Tanzkreis. Zu schnell
bissen Bräute ins Gras, und zu blaß
schien der Mond. Aber hell,
hell brannte Feuer aus trockenem Moos,
brannte der Wald bis hinunter zum Fluß.
"Kinder, spielt, vom Rauch dort wissen wir nichts,
und riechen auch nichts. Und riechen auch nichts."
"Jetzt kommen die Zeiten, da heißt es, heraus
mit dem Gold aus dem Mund. Seid klug und
wühlt euch Gräben ums Haus.
Gebt eure Töchter dem rohesten Knecht,
jenem, der noch zur Not nicht nur Brot,
mit den Zähnen aufbricht."
So sprach der verschmuddelte Bauchladenmann
und pries Amulette aus Wolfszähnen an.
"Wickelt Stroh und Stacheldraht um den Hals
und haltet den Hals. Und haltet den Hals."
Was ist dann doch in den Häusern passiert?
Bisse in Balken und Bett. Welches Fett
hat den Rauchfang verschmiert?
Wer gab den Wölfen die Kreide, das Mehl,
stäubte die Pfoten weiß? Welcher Greiß
glich dem Ziegengebell?
Und hat sich ein siebentes Geißlein versteckt?
Wurden Wackersteine im Brunnen entdeckt?
Viele Fragen, die nur einer hören will,
der stören will. Der stören will.
Doch jener Knecht mit dem Wildschweingebrech
- heute ein Touristenziel - weiß, wieviel
da geschah. Aber frech
hockt er im Käfig, frißt Blutwurst und lacht
wennn man ihn fragt. Und nur Schlag Null Uhr
zur Johannisnacht,
wenn von den Bergen das Feuerrad springt,
die Touristenschar fröhlich das Fraßlied singt,
beißt er wild ins Gitter, schreit: "Schluß mit dem Lied!
's ein garstig Lied. 's ein garstig Lied."
August der Schäfer hat Wölfe gehört,
Wölfe mitten im Mai, mehr als zwei.
Und der Schäfer, der schwört,
sie hätten zusammen das Fraßlied geheult,
das aus früherer Zeit, und er schreit.
Und sein Hut ist verbeult.
Schreit: "Rasch, holt die Sensen sonst ist es zu spät.
Schlagt sie tot, noch ehe der Hahn dreimal kräht."
Doch wer hört schon auf einen alten Hut
und ist auf der Hut? Und ist auf der Hut?
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* Heute hat die HAZ z.B. einen Propaganda-Artikel auf Seite 1, der an Schamlosigkeit und journalistischer Unter-aller-Sau-Haftigkeit kaum zu über- bzw. unterbieten ist:
Mit gutem Willem : Je ne veux pas travailer comme vous voulez ...
Die französische Photografin Fanny Latour-Lambert hat ein hübsches Video zu Pink Martini "Je ne veux pas travailler" veröffentlicht: A sweet french cliché, das in jeder Geste, jeder Bewegung und jedem Blick der jungen Frau mehr politische Sprengkraft enthält als jeder Auftritt der Frau Merkel!
Libyen ist derzeit ein riesiges Waffen- und Munitionslager, das jahrzehntelang durch Produzenten und Lieferanten aus der EU sowie Russland bestens bestückt wurde.
Es ist interessant, den denn doch ins Gerede gekommenen NATO-Einsatz in Libyen im Zusammenhang der Krise einmal so zu betrachten:
Nach Nato-Angaben flogen deren Kampfflugzeuge zwischen März und Oktober 26.000 Einsätze über Libyen. Dazu gehören mehr als 9.600 Angriffe, bei denen laut NATO mehr als 1.000 Panzer, Fahrzeuge und Geschütze zerstört wurden, ebenso wie Gebäude, in denen "Kommando- und Kontrollzentren" vermutet wurden...
Zersört wurde da, was die Rüstungsindustrien der (mächtigsten) NATO-Mitglieder dem Regime Muammar al-Gaddafis vorher geliefert hatten. Aufschluss darüber gibt Andrew Feinsteins Artikel im Freitag:
... Zwischen 1970 und 2003 hat Libyen – trotz des UN-Embargos zwischen 1992 und 2003 – rund 30 Milliarden Dollar für Waffen ausgegeben. Die meisten davon kamen aus der Sowjetunion, später aus Russland. Für hoch entwickelte Systeme kamen westliche Länder auf. Frankreich und Deutschland fuhren mit Umsätzen von 3,2 beziehungsweise 1,4 Milliarden Dollar die reichste Ernte ein, als dieser Handel mit Libyen blühte...
... Waffentransfers, den die Europäische Union zwischen 2005 und 2009 in Richtung Wüstenstaat auf den Weg brachte. In diesen Jahren sind für die EU-Länder Ausfuhren nach Libyen in Höhe von knapp 834 Millionen Euro verzeichnet. Besonders Italien war mit 276 Millionen Euro engagiert – unter anderem durch den Versand von Hubschraubern für 110 Millionen Euro, die Berichten zufolge gegen die Rebellengruppen zum Einsatz kamen. An zweiter Stelle rangierte Frankreich mit 210 Millionen Euro, die Anteile Großbritanniens beliefen sich auf 119 Millionen.
Alles in allem versorgten europäische Lieferanten Gaddafis Libyen mit Kampfausrüstungen, Kleinfeuerwaffen, Munition, elektronischer Ausrüstung (etwa deutschen Störsendern, die vermutlich für den Versuch eingesetzt wurden, Mobiltelefone und Internetverbindungen zu blockieren) und Militärflugzeugen (letztere im Wert von 278 Millionen Euro)...
Ökonomisch betrachtet sind die 26.000 Einsätze über Libyen
Der neue autoritäre Staat wird die Macht haben, die Schulden umzudrehen und vom Staatsbürger einfordern, zur Not mit Gewalt, was dessen Anteil an der zur gemeinsamen erklärten Schuld ist, wobei wiederum die Machtverhältnisse bestimmen, wie hoch wessen Anteil ist:
Zur Erinnerung: "Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht." (Max Weber)
Solch Schuldenuhren laufen ja schon lange; - wie kommt es nun zur Schuldenkrise (und zur verschärften Notwendigkeit der Umverteilung der - warum eigentlich in der Krise steigenden - Schulden)???
... Es ist nicht immer einfach, all diese Operationen als das zu erfassen, was sie sind: eine Abfolge von paarweisen Interaktionen. Die Semantik der "Märkte" blendet eine Seite dieser Paarungen aus. Das gilt auch für das populistische Geschwätz, wonach wir "unseren Kindern" durch Staatsverschuldung immer größere Lasten aufbürden. Die "Kinder", also künftige Generationen, werden nämlich nicht nur als künftige Steuerzahler belastet, sondern sie - oder bessere einige von ihnen - erben auch die Bundesschatzbriefe. Keine Generation kann sich bei der nächsten verschulden. Vielmehr wird das komplette Gläubiger-Schuldner-Verhältnis an die nächste Generation weitergereicht....
Nehmen wir ein Beispiel. In Deutschland gibt es als "drittes Bein" der Altersvorsorge die sogenannte Riesterrente. Damit hat sich die Politik seit 2001 einen Teil des leidigen Rentenproblems durch Privatisierung der Altersversorgung vom Hals geschafft. Seitdem kann man, mit staatlicher Förderung, ein "Riesterprodukt" kaufen. Was man dafür erhält, ist das Versprechen, den Kaufpreis mit Zinsen und Zinseszinsen in 20, 30, oder 40 Jahren als Rente gestückelt zurückzuerhalten. Bis dahin bleibt das Geld dem Verkäufer des Riesterprodukts - einer Bank oder Versicherung - überlassen, und diese "Anleger" können damit auf den Finanzmärkten spielen.
Vor fünf Jahren haben nun die "Anleger" diese Rücklagen für die alten Tage in US- Hypothekenpapieren angelegt, von denen sie sich einen ordentlichen Ertrag versprachen. Als sich herausstellte, dass das keine gute Idee war, weil die Immobilienpreise in den USA implodierten - nachdem sie mithilfe großzügig vergebener Hypotheken an oft sehr einkommensschwache Häuslekäufer aufgebläht worden waren -, ließ sich unser Riesterproduktproduzent wegen drohender Zahlungsunfähigkeit vom Staat retten. Das mussten die Regierenden, wenn auch unter Knurren, schon deshalb tun, weil es dumm ausgesehen hätte, wenn sie erst den Kauf von "Riesterprodukten" subventionieren, aber sich dann die so angelegten Ersparnisse in Luft auflösen.
Im Vergleich mit amerikanischen, spanischen oder britischen Hypotheken galten Staatsanleihen als fast risikofrei. Denn Staaten gehen selten bankrott und können zur Not immer Steuern eintreiben (so jedenfalls die Annahme). Also begannen die geschockten "Anleger" von unserem - vom Staat aus Steuermitteln wieder aufgestockten - Geld vorzugsweise Staatsanleihen zu kaufen, also Schuldscheine eines Staats, der verspricht, die Schulden plus festgelegten Zinsen in einer bestimmten Frist zurückzuzahlen.
Vor Kurzem mussten die "Anleger" in Staatsanleihen allerdings feststellen, dass auch diese Käufe keine gute Idee waren. Denn in Griechenland, Irland und Portugal, aber scheinbar auch in Spanien und Italien ist der Staatsschuldenberg so stark gewachsen, dass jeder, der bis drei zählen kann, sich ausrechnen kann: Das Geld kommt nicht zurück, jedenfalls nicht ohne "haircut". Wer das zuerst merkt, hat ein schönes Objekt für Baisse-Spekulation gefunden. Gelingt sie, fallen die Preise, und deshalb versuchen immer mehr "Anleger" diese Staatsanleihen zu verkaufen.
In der verqueren Sicht der Finanzmärkte wird dieses Ereignis allerdings nicht als das dargestellt, was es ist, nämlich ein herber Verlust für alle, die diese Papiere einmal teurer gekauft haben, als sie sie nun verkaufen. Vielmehr ist primär von einer Staatsschuldenkrise die Rede, die sich an dem steilen Anstieg der "Erträge" etwa auf griechische Staatsschuldenpapiere ablesen lässt.(5) Diese Erträge gelten als Risikoaufschläge. So entsteht der Eindruck, als müssten Portugal oder Griechenland sofort höhere Zinsen für ihre Schulden zahlen.
Das ist aber nicht der Fall, jedenfalls dann nicht, wenn der betroffene Staat aktuell keine neuen Staatsschuldenpapiere ausgibt. Die ausgerufene Krise ist vielmehr ein Zweitmarktproblem, es geht also um den Handel mit bereits in privaten Händen befindlichen Papieren. Wenn der betreffende Staat seine Zahlungsverpflichtungen einhält, erzielen die neuen Käufer tatsächlich höhere Erträge. Wenn nicht, haben sie sich verspekuliert, und die Verkäufer hatten recht, weil sie ihre Verluste klein halten konnten.
Der Witz an dieser Art, das Risiko von Anlagen in Staatsschulden mithilfe der aktuellen Erträge auf bereits ausgegebene Staatsobligationen darzustellen, besteht vor allem in dem erzeugten Eindruck, dass nicht die privaten Halter der Staatspapiere in der Krise stecken, sondern der betreffende Staat, auch wenn er, etwa weil er unter den Eurorettungsschirm gezwungen wurde oder die EZB interveniert, aktuell gar nicht auf dem Markt auftritt. So entsteht politischer Handlungsbedarf. Da die Wirtschaftsmedien davon ausgehen, dass die "Märkte" immer recht haben, steht nun ein Staat als hochriskanter Schuldner dar. Also fragt sich auf einmal alle Welt, was zum Beispiel in Griechenland los ist.
Dabei kommt dann naturgemäß einiges zutage, aber selten etwas wirklich Neues: Vetternwirtschaft, schlechte Steuermoral, ein aufgeblähter öffentlicher Sektor. Was bedeutet dies für den betroffenen Staat? Er hätte ein akutes Problem mit den "Märkten" erst dann, wenn er entweder umschulden oder neue Schulden aufnehmen müsste. Er hat zweitens jedoch ein Problem mit seinen "Rettern", der EZB, den anderen Euroländern und dem IWF, die auf Sanierung der Staatsfinanzen mittels Privatisierungen und drastischer Sparprogramme pochen. Dummerweise wird dabei der Patient nicht gesund, weil die Austeritätspolitik die Wirtschaft einbrechen lässt, womit die Aussichten auf Stabilisierung hinüber sind... Le Monde diplomatique Nr. 9623 vom 14.10.2011 - sehr lesenswert!
Als Anmerkung zu Und vergib uns unsere Schulden
Jeder Umsturz, jede Revolution beginnt mit Schulden, welche die Gesellschaft nicht mehr bezahlen kann. David Graebers großes Buch „Debt“ zeigt uns, wo wir heute stehen. Eine Befreiung. Von Frank Schirrmacher :
... Graebers Werk zeigt, dass Schulden, so sehr sie uns auch an Ratenzahlungen und den Otto-Versand erinnern mögen oder an die Abstraktion von Billionen Euro aus Brüssel, der revolutionäre Kern unaufhaltsamer gesellschaftlicher Veränderung sind. Es geht um viel mehr als überzogene Dispokredite. Das erste Wort für Freiheit in menschlicher Sprache überhaupt, zeigt Graeber, ist das sumerische „amargi", ein Wort für Schuldenfreiheit. Unsere Vorgänger, so Graeber, die Könige und Kaiser der alten Zeit, die Fürsten und Gouverneure, hatten am Ende nur drei Auswege. Sie taten nichts, dann ging es ihnen meistens an den Kragen. Sie entschuldeten sich und die Banken, dann entstand eine revolutionäre Lage, manchmal über Generationen hinweg. Oder sie entschuldeten alle.
Man lese diese letzten Seiten in Graebers Buch. Sie sind, werden die Ökonomen sagen, die reine Utopie. Die Schöpfung aus dem Nichts. Aber sie tun etwas mit dem Gehirn und dem Bewusstsein: Sie machen klar, dass wir es selber sind, die über unsere Symbole und deren Macht entscheiden.
- oder wie Ganßmann (s. o.) formuliert:
Die "Märkte", gegenüber denen sich die Politik ohnmächtig stellt, sind ein Fetisch. In Anlehnung an den trotzigen Ruf: "Wir sind das Volk!" ist es Zeit für den Ruf: "Wir sind der Markt!" Das bedeutet, die "Märkte" in die Verfügung derjenigen zurückzuholen, die sie ermöglichen und zugleich von ihnen betroffen sind. So wie wir politische Repräsentanten haben wollen, die auf vernünftige Weise unsere langfristigen Interessen wahrnehmen, brauchen wir Finanzinstitutionen, die sich verantwortlich um unser Geld kümmern. Die sollen also nicht nur den Geldwert stabil halten, sondern die Spekulation durch Entschleunigung, Besteuerung und Reregulierung in sozialverträgliche Grenzen bannen.
Es stellt sich allerdings erstens die Frage, ob es tatsächlich wir selber sind, die über unsere Symbole und deren Macht entscheiden, - oder ob das des Neulinken Schirmmacher schwer naive Utopie ist = wer also Ganßmanns Volk ist, und zweitens die Frage, wessen Schulden wessen Schulden sind und wer jeweils die Gläubiger sind :
Hannover. Im Stadtgebiet können derzeit 13 Prozent aller Erwachsenen ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen, die Quote liegt um 0,2 Prozentpunkte höher als 2010. Die Landeshauptstadt nimmt damit unter Deutschlands Metropolen nach Duisburg und Dortmund einem unrühmlichen dritten Platz ein... HAZ Lokal 14.11.11
Wo ist der Rettungsschirm für Linden-Limmer und Hannover-Nord???
Oder - wie ich neulich schon fragte - was ist eigentlich mit meinen Verbindlichkeiten??
Was war denn los? Papandreou frech geworden, betrogen die, die doch helfen wollen, gepokert (und verloren) ...
Politikunterricht: Fragen Sie mal Schülerinnen und Schüler in den Jahrgängen 10 und 11, wo "Europa" unterrichtet wird, - dann war's genau so! Die TINA-Kinder können sogar noch argumentieren, die demokratisch zustande gekommenen Beschlüsse der EU müssten doch nun von jedem Mitgliedsstaat umgesetzt werden ... was ja korrekt wäre vor dem Hintergrund des Wissens, das sie erworben haben über die 3 Säulen und die Insitutionen der EU. Nur leider stimmt das alles nicht mehr, denn haben wir genau hingehört, wer sich da geeinigt hat, und haben wir wahrgenommen oder vermisst, dass die Kommission oder das Parlament nicht beteilt waren???
Erhellend und wohltuend differenziert: Warum hat Giorgos Papandreou Europa dieses Chaos angetan? Hinter den Kulissen waren mächtige Kräfte am Werk. Für eine angemessene Analyse der Krise muss man diese Kräfte wohl mal benennen: Das tut Richard Parker, Professor an der Harvard Kennedy School in Cambridge/Massachusetts und Berater des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou in der ftd:
... Auch die Einigung vom Oktober birgt einen fatalen Mangel: Der neue “Plan” ist im Grunde nur ein Umriss eines Rettungsplans, kein Plan an sich. Wichtige Details fehlen, und die sollten in 60 Tagen geklärt werden. Aber für Griechenland und für Papandreou war der Zeitraum zu lang – fast eine untragbare Ewigkeit. Europas Banken, so stellte sich später heraus, haben dem freiwilligen Schuldenschnitt um 50 Prozent tatsächlich niemals voll zugestimmt. Bald schon signalisierten sie den Griechen, dass sie – mit Zahlenspielereien am tatsächlichen Abschlag und dem Barwert der Papiere – beabsichtigen, sich über das Kleingedruckte einen Großteil der 50 Prozent zurückzuholen, auf die sie in den Schlagzeilen angeblich verzichtet hatten. Gleichzeitig stürmten die griechischen Anleger panisch ihre Konten bei den ohnehin schon klammen Banken. Hinter den Kulissen aber spielte sich noch etwas anderes ab: Die mächtigen Eigner der griechischen Banken, gewöhnt daran, dass die Institute ihre weit verzweigten, krakenhaften Unternehmen finanzieren, waren entsetzt über die Brüsseler Einigung.
Papandreou hat sich voll und ganz für den Brüsseler Deal eingesetzt – aber er stand in einem Feuersturm und musste an mehreren Fronten kämpfen: In seiner Partei wollten Rivalen seinen Job; einige Abgeordnete wollten die neuen Sparmaßnahmen nicht mittragen; der Oppositionsführer Antonis Samaras und die konservative Nea Dimokratia verharrten in ihrer ganzen Unnachgiebigkeit; und die Wirtschaft stand vor dem Kollaps, bevor die Rettung eintraf. Eine Volksabstimmung war das einzige Instrument, mit dem Papandreou alle Feuer bekämpfen konnte: Er wollte die griechischen Politiker und ihre mächtigen Unterstützer im Zaum halten und Europas Führung zurück an den Verhandlungstisch drängen, um die Details der Rettung festzuzurren.
Papandreou hat hoch gepokert – und verloren... (via nds)
On 21 April 1967, as the Greek military executed its infamous coup d’état, 14-year-old George Papandreou had a gun held to his head by soldiers who had stormed his family’s villa. The aim was to force George’s father, the Socialist leader Andreas Papandreou, to surrender to the military as it carried out mass arrests of politicians, leftists and anarchists. Distressed by the sight of his son being held at gunpoint, Andreas dutifully gave in, and there followed a seven-year military dictatorship known as The Regime of the Colonels.
In November 2011, George, now 59 years old and prime minister of Greece, is once again having a gun held to his head. This time, though, it’s a metaphorical one, and it is being wielded, not by Greek colonels hellbent on taking power, but by suits in Brussels, by a gang of commissioners and bankers determined to install in Greece a government to their liking. Using extreme financial blackmail, these external coupists are pressuring Papandreou, and all other Greek politicians, to suspend political debate, shelve normal democratic procedures and install an EU-approved, austerity-enforcing government of bank managers. A Regime of the Technocrats, if you like. Quelle: sp!ked via nds
The Athens Polytechnic uprising in 1973 was a massive demonstration of popular rejection of the Greek military junta of 1967-1974. The uprising began on November 14, 1973, escalated to an open anti-junta, anti-US and anti-imperialist revolt and ended in bloodshed in the early morning of November 17 after a series of events starting with a tank crashing through the gates of the Polytechnic.
Gedichte des - im Abspann zitierten - Yiannis Ritsos finden Sie - in englischer Übersetzung - hier. Und fragen Sie mich bitte nicht, wie das alles zu unterrichten sei ...
This is the way the euro ends — not with a bang but with bunga bunga. Not long ago, European leaders were insisting that Greece could and should stay on the euro while paying its debts in full. Now, with Italy falling off a cliff, it’s hard to see how the euro can survive at all. [...]
First, if you look around the world you see that the big determining factor for interest rates isn’t the level of government debt but whether a government borrows in its own currency. Japan is much more deeply in debt than Italy, but the interest rate on long-term Japanese bonds is only about 1 percent to Italy’s 7 percent. Britain’s fiscal prospects look worse than Spain’s, but Britain can borrow at just a bit over 2 percent, while Spain is paying almost 6 percent.
What has happened, it turns out, is that by going on the euro, Spain and Italy in effect reduced themselves to the status of third-world countries that have to borrow in someone else’s currency, with all the loss of flexibility that implies.[...]
The other thing you need to know is that in the face of the current crisis, austerity has been a failure everywhere it has been tried: no country with significant debts has managed to slash its way back into the good graces of the financial markets. For example, Ireland is the good boy of Europe, having responded to its debt problems with savage austerity that has driven its unemployment rate to 14 percent. Yet the interest rate on Irish bonds is still above 8 percent — worse than Italy.
Quelle: New York Times
Whenever a disaster happens, people rush to claim it as vindication for whatever they believed before. And so it is with the euro...
So, just to say what should be obvious, the countries in trouble are not in any way marked out by having especially generous welfare states. You can use a number of indicators; here’s the OECD measure of “social expenditure”, measuring (separately and together) both public spending and private spending that is channeled and regulated by public policy, like US employer-based health insurance.
Sweden, with the largest social expenditure, is doing just fine. So is Denmark. And Germany, which is the up side of the pulling-apart euro, has a bigger welfare state than the GIPS.
Not that the facts will convince anyone on the right, but the blame-the-welfare-state meme is nonsense.
WinloadNews meldet: Mit der ‘Audiopedia’ plant die altehrwürdige BBC wohl eines der ambitioniertesten Medienprojekte der nächsten Zeit. Alle verfügbaren Audioaufnahmen ab den 40er Jahren sollen kostenlos und für alle zugänglich gemacht werden.
Davon kann man in Deutschland nur träumen: Während hierzulande öffentlich-rechtliche Sendeanstalten gezwungen sind, ihre Beiträge nach meist einer Woche wieder zu ‘depublizieren’, geht die British Broadcasting Corporation den genau umgekehrten Weg. Innerhalb der nächsten 12 Monate soll die Audiopedia entstehen – das wohl größte Archiv von Audioaufnahmen der Welt.
Wie der Telegraph meldet, soll die Audiopedia alle noch verfügbaren Sprechbeiträge enthalten, die die BBC noch besitzt. Die Aufnahmen gehen bis in die 40er Jahre zurück...
Bereits jetzt verfügbar sind 500 Episoden der Desert Island Discs. Ein Format, das bereits seit 1942 besteht und in dem Prominente gefragt werden, welche Musikalben sie mit auf eine einsame Insel nehmen würden.
Auf Desert Island Discs habe ich bereits anlässlich des 70. Geburtstags von Terry Gilliam hingewiesen.
Weitere Kostproben:
Sun, 19 Oct 08 - Kirsty Young's castaway is singer-songwriter Randy Newman
Sun, 10 Jun 07 - Kirsty Young's castaway is artist Yoko Ono.
oder von Radio 6: John Peel Lecture
6 Music presents an annual discussion on music and music-related media, in honour of one of Britain's most iconic broadcasters: Can Peelism Survive The Internet? 04 Nov 11
Pete Townshend examines the current state of music media and asks the question: Can John Peelism survive the Internet? In an age of free downloads and a disposable attitude to music, can creative people earn a living, and without radio how can the "unpolished" music that John Peel championed find an audience?
Talkin bout my generation: Townshend sieht ein wenig aus wie Genscher mit Bart ...
Zweifel an einem raschen Schuldenabbau bei GBlog haben zur Kursverlusten an den Börsen – wie hier in Frankfurt – geführt.
Das mangelnde Vertrauen der Investoren in die Zahlungsfähigkeit des GBlog-Betreibers hat am Mittwoch die internationalen Finanzmärkte schwer belastet. Vor allem am Rentenmarkt kam es zu einem Beben, nachdem GBlog-Betreiber Gerardo Berlusconti mitgeteilt hatte, dass er sich den letzten Kontoauszug der Stadtsparkasse noch einmal angesehen hat:
Aktuelle Sollzinssätze am Abrechnungstag:
12,8900 v. H. für Kredit bis 47.000,00
17,3900 v. H. Überz-Zins für Kontoüberziehungen
„Berluscontis Reaktion, dagegen seien die griechischen und die italienischen Zinssätze doch Peanuts, hat die Märkte eher weiter verunsichert“, sagte Fondsmanager Christian Jimenez von der Vermögensverwaltung Diamant Bleu Gestion.
Im Deutschen Aktienindex kamen besonders die Aktien der Allianz unter die Räder, sie gaben um 5 Prozent nach. Vor allem über seine italienische Tochter hatte Europas größter Versicherer Ende 2010 etwa 28,2 Milliarden Euro in GBlog-Anleihen investiert. Die Aktien der Commerzbank fielen um 6 Prozent und die der Deutschen Bank um 4,4 Prozent. „Jetzt wird mal durchgerechnet, was die Banken so an GBlog-Anleihen in den Portfolien halten und was an Abschreibungen auf sie zukommen könnte“, erklärte Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research.
Die Euro-Finanzkrise hat sich somit noch einmal stark beschleunigt. Der Euro-Rettungsschirm EFSF ist für GBlog zu klein...
Für mich die schönste Wortfolge des Tages, - das muss man sich auf der Zunge oder sonstwo zergehen lassen: Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research
Sprechen Sie mir nach: laut!:
Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research
Fondsmanager Christian Jimenez von der Vermögensverwaltung Diamant Bleu Gestion
Fondsmanager Christian Jimenez von der Vermögensverwaltung Diamant Bleu Gestion
Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research
Fondsmanager Mohamed El-Erian, Chef des Investmenthauses Pimco, einer Tochter der Allianz
Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research
Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research
Fondsmanager Mohamed El-Erian, Chef des Investmenthauses Pimco, einer Tochter der Allianz
Fondsmanager Christian Jimenez von der Vermögensverwaltung Diamant Bleu Gestion
Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research
Fondsmanager Mohamed El-Erian, Chef des Investmenthauses Pimco, einer Tochter der Allianz
Fondsmanager Mohamed El-Erian, Chef des Investmenthauses Pimco, einer Tochter der Allianz
Kapitalmarktstratege Jens Beulke von Silvia Quandt Research
Fondsmanager Christian Jimenez von der Vermögensverwaltung Diamant Bleu Gestion
The Economist's World debt comparison The global debt clock
Our interactive overview of government debt across the planet
... und wer daran verdient:
Lucas Zeise - Keine Angst vor der Notenpresse (ftd von gestern)
Die EZB soll nicht die Schulden von Staaten finanzieren, sagen Kritiker - diese Scheinheiligen wollen aber in Wahrheit nur, dass Privatbanken weiter als Mittler daran verdienen können. ...
Die Lizenz zum Gelddrucken haben in unserem Geldsystem die privaten Geschäftsbanken. Sie können alles Geld, das sie in Form von Einlagen oder sogar Eigenkapital zur Verfügung haben, in Staatsanleihen investieren. Diese Staatsanleihen reichen sie als Sicherheit bei der Zentralbank ein und holen sich zum Leitzins frisches Geld, mit dem sie sich wiederum frische Staatsanleihen besorgen – und immer so weiter.
Die Zentralbank finanziert also in unserem Geldsystem bereits ganz ordinär und regelmäßig den Staat. Sie tut es allerdings vermittelt durch Intermediäre, wie die Banker sich zuweilen nennen und bei denen denn auch der Gewinn vorwiegend hängen bleibt. Das bei uns geltende Verbot der Staatsfinanzierung durch die Zentralbank müsste eigentlich, um der gängigen Praxis Genüge zu tun, korrekt lauten: Die Zentralbank darf andere Staatsinstitutionen nur unter Gewinnbeteiligung von Privatkapital finanzieren.
Wer die Staatsfinanzierung durch die Zentralbank ablehnt, tut dies mit dem Inflationsargument. […] Nehmen wir einmal an, es gelänge, den scheinheiligen Widerstand der deutschen Notenbanker und ihres zahlreichen Anhangs bei Banken und in der Publizistik zu überwinden. Nehmen wir also an, die EZB würde im großen Stil Schulden der Euro-Staaten auf ihre Bilanz nehmen: Müssten wir mit massiver Geldvermehrung rechnen? Hätten wir eine galoppierende Inflation zu befürchten, wie im Deutschen Reich 1919 ff., als die Kriegskosten monetarisiert wurden? Nichts davon... (via nds)
Als Mitglied der Deutsch-Polnischen Gesellschaft erhalte ich regelmäßig Dialog - Das Deutsch-Polnische Magazin. Nicht immer interessiert mich alles, aber immer die hervorragende polnische Grafik und diesmal eigentlich das gesamte Heft zum Thema Polen denkt Europa. Es sei hiermit empfohlen.
Dem Heft liegt eine Audio-CD bei mit Gedichten von Czesław Miłosz, gelesen von Barbara Nüsse, Teil eines Projekts anlässlich der aktuellen EU-Ratspräsidentschaft Polens (von der man eigentlich recht wenig hört, weil andere laut tönend die EU übernommen haben): The Polish Presidency's tribute to the legacy of Miłosz is just as vibrant, featuring recitations, stagings and concerts of works inspired by the Nobel Prize winning writer. The flagship programme is focused on the publication of ten new audiobooks of select poems by Czesław Miłosz, recorded by recognised actors and writers in ten capitals across Europe and Asia.
Besonders berührt hat mich
Czsesław Miłosz
"Campo di Fiori"
In Rom auf dem Campo di Fiori.
Körbe, Oliven, Zitronen
Wein fließt über das Pflaster
Zwischen den Blumenresten.
Rosige Früchte des Meeres
Schütten die Händler auf Tische,
Bündel von dunklen Trauben
Fallen auf Pfirsichdaunen.
Auf diesem selben Markte
Verbrannte Giordano Bruno,
Das Feuer, geschürt vom Henker,
wärmte die Neugier der Gaffer.
Und kaum war die Flamme erloschen,
Füllten sich gleich die Tavernen,
Körbe Oliven, Zitronen
Trugen die Händler auf Köpfen.
Ich dachte an Campo di Fiori
In Warschau an einem Abend
Im Frühling vor Karussellen
Bei Klängen munterer Weisen.
Der Schlager dämpfte die Salven
Hinter den Mauern des Ghettos
Und Paare flogen nach oben
Hinauf in den heiteren Himmel.
Der Wind trieb zuweilen schwarze
Drachen von brennenden Häusern,
Die Schaukelnden fingen die Flocken
Im Fluge aus ihren Gondeln.
Der Wind von den brennenden Häusern
Blies in die Kleider der Mädchen,
Die fröhliche Menge lachte
Am schönen Warschauer Sonntag.
Vielleicht wird hier jemand folgern,
Das Volk von Rom oder Warschau
Handle, lache und liebe
Vorbei an den Scheiterhaufen;
Ein anderer noch die Kunde
Von der Vergänglichkeit dessen
Empfangen, was schon vergessen,
Bevor die Flamme erloschen.
Ich aber dachte damals
An das Alleinsein der Opfer.
Daran, daß Giordano
Den Scheiterhaufen bestiegen,
Er keine einzige Silbe,
Menschliche Silbe gefunden,
Von jener Menschheit, die weiter
Lebte, Abschied zu nehmen.
Schon liefen sie, Wein zu trinken,
Seesterne zu verkaufen,
Körbe Oliven, Zitronen
Zu tragen mit lustigem Lärmen,
Und schon war er ihnen ferne,
Als wären Jahrzehnte vergangen,
Als hätten sie niemals gewartet
Auf seinen Abflug im Feuer.
Auch diese Opfer sind einsam,
Bereits von der Welt vergessen,
Und fremd ist uns ihre Sprache,
Als käm sie vom andern Planeten.
Bis alles dann zur Legende
Erkaltet und später nach Jahren
Auf neuem Campo di Fiori
Ein Dichterwort aufruft zum Aufruhr.
Warschau 1943 1945 Errettung
aus: Sto wierszy polskich/Hundert polnische Gedichte. W wyborze i tłumaczeniach Karla Dedeciusa/ausgewählt und übertragen von Karl Dedecius, Wydawictwo Literackie, Kraków 1982, 1989, ISBN 83-08-00721-X S. 169
als-ob-leben ? verweist immer mal wieder auf peak-oil.com mit dem tipp, besonders die aktuellsten vier bis fünf beiträge zu lesen. wer glaubt, dass die aktuelle ökonomische krise "irgendwann" wieder vorbei sein wird, auch wenn´s ein paar jahre dauern mag, hat die rechnung ohne die basis jeglicher ökonomie - und zwar ganz gleich, wie sie organisiert sein mag - gemacht: energie.
So ist es wohl:
Die Treibhausgas-Emissionen wachsen weiter, und einige Industriestaaten werden in ihrem Energieeinsatz sogar ineffizienter. Derweil will RWE DEA auch noch den letzten Tropfen Öl aus dem hochsensiblen deutschen Wattenmeer pumpen...
Wolfgang Pomrehns Energie- und Klimawochenschau bei tp.
Vgl. auch Peak Oil (I)
The Eichmann Trial Channel contains over 200 hours of trial sessions and a compilation of testimonies. The Channel is a joint effort between Yad Vashem and the Israel State Archives.
Eichmann war am 11. Mai 1960 von Agenten des israelischen Geheimdienst Mossad in San Fernando, einem Vorort der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, entführt worden. Dort hielt sich der SS-Obersturmbannführer mit seiner Familie versteckt, er nannte sich Ricardo Klement. Akten des US-Geheimdienstes CIA belegen, dass der Aufenthaltsort Eichmanns sowohl dem BND und der westdeutschen Regierung als auch der CIA seit 1958 bekannt war. (Die ZEIT)
Die vollständige Verhandlung von der Eröffnung am 11. April 1961 bis zur Urteilsverkündung am 15. Dezember desselben Jahres: Wer will, kann sich - ein halbes Jahrhundert danach - das Verfahren gegen Adolf Eichmann komplett ansehen. Auf YouTube. Aber was stellt das mit dem Zuschauer an? - Ein sehr lesenswertes Tagebuch eines Selbstversuchs von Peter Praschl im sz-magazin. ...
Was ich aber durch die Eichmann-Videos endlich verstanden habe, ist, wie Zivilisation funktioniert. Dass sie exakt dort ist, wo sie sich die Form des Eichmann-Prozesses gibt. Ein Gerichtsverfahren. Zur Ermittlung der Wahrheit. Mit dem Vorsatz, Gerechtigkeit walten zu lassen. Der Bereitschaft, Trauma-Erfahrungen zuzuhören. Und der Bereitschaft, auch jenen, der die Zivilisation in Hektolitern von Blut erträndken will, zu behandeln, als gehöre er zu ihr. Er bekommt die Gelegenheit, sich zu verteidigen. Er darf lügen, sich rechtfertigen, um sein Leben reden. Die Zivilisation glaubt nicht einmal, dass es den Menschen dadurch besser geht, wahrscheinlich wäre es bekömmlicher, nicht darüber zu reden. Aber sie tut es, weil es das Richtige ist. ... Zivilisation ist nicht der kurze, sondern der lange Prozess.
Der SPIEGEL sah das 1960 freilich anders; ich vermute mit ihm große Teil der westdeutschen Öffentlichkeit:
Der Schauprozeß in Tel Aviv aber, aus einem Unrechtsakt hervorgegangen, von einem Staat inszeniert, den es zur Zeit der Eichmannschen Verbrechen noch nicht gab und auf dessen Boden Eichmann sie nicht begangen hat, ist unklug von den praktischen Interessen der Judenheit her und unweise vom Standpunkt der allgemeinen Moral.
Immerhin erstaunlich, wie sich der SPIEGEL-Autor Moritz Pfeil um die Interessen der "Judenheit" sorgt und im Besitz der Weisheit allgemeiner Moral wähnt ...
Une image choisie dans l'édition 2012 du calendrier Lavazza qui fête ses vingt ans: le mois de mai par le photographe Eugenio Recuenco. Culture et donquichottisme. Lucidité. - par POUR 15 MINUTES D'AMOUR
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Lucidité: Et les intellectuels ? En France comme ailleurs, tous n'ont pas, loin s’en faut, une pleine lucidité sur cette précarité galopante. Les nuages sociaux qui s'accumulent les requièrent diversement. — (Alexis Lacroix, Quand le justice sociale redevient une idée neuve, dans Marianne, n°665, du 16 janvier 2010)
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Na gut, aus dem Lavazza-Kalender für 2012, aber ich finde, das Photo hat was:
Man sollte schon bedenken, auf welchem Warhorse man sitzt, wenn man seinen Espresso in der Bibliothek der europäischen Aufklärung nimmt, und
Want to buy some illusions,
Slightly used, second hand?
They were lovely illusions,
Reaching high, built on sand.
They had a touch of paradise,
A spell you can't explain:
For in this crazy paradise,
You are in love with pain.
Want to buy some illusions,
Slightly used, just like new?
Such romantic illusions -
And they're all about you.
I sell them all for a penny,
They make pretty souvenirs.
Take my lovely illusions -
Some for laughs, some for tears
In diesem Zusammenhang wäre - weinend - zu fragen, warum die Kommentatoren, die wie Augstein, Schirrmacher oder heute Prantl in der Süddeutschen - lobenswerterweise - auf der Idee der Volkssouveränität bestehen, nicht zur Kenntnis nehmen, was Power Structure Research und Systemdesign schon wissen?! Eine Antwort auf diese Frage sucht auch
Colin Crouch: Das lange Leben des Neoliberalismus
… Heute jedoch besteht die Aufgabe nicht darin, den Untergang des Neoliberalismus infolge der von ihm selbst herbeigeführten Krise zu erklären, sondern vielmehr die Tatsache, dass er nach dem Zusammenbruch der Finanzmärkte politisch einflussreicher dasteht denn je. Obwohl die Krise durch das marktwirtschaftliche Agieren der Banken ausgelöst wurde, sucht man ihre Folgen zu bekämpfen, indem man den Sozialstaat stutzt und die Ausgaben der öffentlichen Hand beschneidet. Und da der Neoliberalismus ein internationales, ja sogar globales Phänomen ist, ist das nicht nur in England der Fall. Wir müssen uns also fragen, wie es zu dem überraschenden Ergebnis kommen konnte, dass der Neoliberalismus nicht untergegangen ist.
Von zentraler Bedeutung ist dabei die Tatsache, dass der real existierende Neoliberalismus bei weitem nicht so sehr auf freie Marktwirtschaft setzt, wie es seine Theorie behauptet. Stattdessen beruht er auf dem politischen Einfluss von Großkonzernen und Banken… Eine Debatte, die allein um das Verhältnis von Markt und Staat kreist, verfehlt daher die entscheidenden Fragen...
Quelle: Blätter für deutsche und internationale Politik via nds
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* "The Screen Guild Theater" broadcast a 30 minute radio adaptation of the movie on March 9, 1950, die allerdings dort nicht zu finden ist, stattdessen aber - als No 125: Casablanca - Es lohnt sich hier weiter reinzuhören ....
... Entgegen dem Wortlaut des UN-Auftrages, die Zivilbevölkerung zu schützen, habe die Gewaltanwendung der Nato "Tausende Libyer eben jenes Leben gekostet, das zu schützen der Auftrag gewesen ist". Es sei illegal, illegitim und verwerflich, jedes politische Ziel, das man außer dem autorisierten mit seiner Gewaltanwendung noch verfolgt (und wäre es für sich genommen wünschenswert), unter einen zur Gestaltlosigkeit gedehnten Begriff von "Schutz" zu subsumieren, damit alle Grenzen der erlaubten Gewalt zu sprengen und dies von Tausenden der solcherart "Beschützten" mit dem Leben bezahlen zu lassen. Reinhard Merkel --> Lesebefehl!!
Der Titel der Ausstellung des Brühler Max Ernst Museums zitiert nicht nur das berühmte, 1844 entstandene Gedicht von Heinrich Heine, sondern nimmt auch Bezug auf ein verschollenes Grosz-Hauptwerk von 1918, über das es kurze Zeit später in der ersten Grosz-Monographie von Willi Wolfradt heißt: »… jene futuristische Melange von Bordell, Fabrik, guter Stube, Kirche und Kaserne, patronisiert von einem biederen Reserveoffizier bei Bier, Braten und Lokalanzeiger, und unten jene Heiligentypen der Zeit: Pfaffe mit Brevier, General mit Stern, Professor mit schwarzweißrot bebänderten Bakel und – natürlich! – seinen Goethe in der Hand …«.
Zu dem Gemälde ist im vorigen Jahr eine bedeutende Vorstudie in Aquarell aufgetaucht, in der alle Hauptmotive bereits angelegt sind und die nun erstmals in einem Museum der Öffentlichkeit vorgestellt wird.
via Philosophische Schnipsel
Zweite Ausstellungsstation ist die Stiftung Ahlers Pro Arte / Kestner Pro Arte, Hannover (17. Februar – 28. Mai 2012).
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein,
Und wollen nicht mehr darben;
Verschlemmen soll nicht der faule Bauch,
Was fleißige Hände erwarben.
Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
Und wachsen uns Flügel nach dem Tod,
So wollen wir euch besuchen
Dort oben, und wir, wir essen mit euch
Die seligsten Torten und Kuchen.
Ein neues Lied, ein besseres Lied!
Es klingt wie Flöten und Geigen!
Das Miserere ist vorbei,
Die Sterbeglocken schweigen.
Die Jungfer Europa ist verlobt
Mit dem schönen Geniusse
Der Freiheit, sie liegen einander im Arm,
Sie schwelgen im ersten Kusse.
Immer mal wieder wert gelesen zu werden! ... Leider ächzst die Hure Europa momentan in einem Dauer-gangbang mit hässlichen Finanzmarkt-Junkies; - aber eine ihrer vielen hübschen Töchter könnte ja nochmal mit dem schönen Genius der Freiheit im ersten Kusse schwelgen ... Want to buy some illusions,
Slightly used, second hand?
Mit rotem Feuerwehrhelm auf dem Kopf und auch sonst ganz rot vor Freude bespricht Willi Winkler die 40 Jahre verspätete Veröffentlichung der Aufnahmesessions des Beach-Boys-Albums "Smile", das seinerzeit Brian Wilson, mit dem sich Alexander Menden im Interconti auf ein Gespräch getroffen hat, mit viel LSD in den Wahnsinn getrieben hatte - Süddeutsche Zeitung via Perlentaucher:
... Smile ist eine Ansammlung strahlender Ruinen, nichts Ganzes und nicht einmal was Halbes und längst nicht die geplante amerikanische Siedlungsgeschichte, as told by Brian Gershwin Wilson. Aus der Konkursmasse Smile ließen sich später nur ein paar Singles retten. "Heroes And Villans" und vor allem "Good Vibrations", der einzige schlüssige Gottesbeweis, der seit Thomas von Aquin vorgebracht wurde...
So hart würde ich nicht urteilen, - es gibt wundervolle Versionen von z.T. erst später veröffentlichten Stücken wie "Surf's Up" und Variationen von "Heroes And Villans", die immer noch bezaubern ..., aber Winklers Satz mit dem Gottesbeweis ist göttlich!
44 Jahre lang schlummerte "Smile" in den Archiven. Nun ist die Platte der Beach Boys in der Realität angekommen: Instrumentalstücke, einige kurze Skizzen von Songs, düstere Musik. Der Produzent Van Dyke Parks über die Bedeutung des Werks im Gespräch mit Marcel Anders
Repulsion is a 1965 film directed by Roman Polanski on a scenario by Gerard Brach and Roman Polanski. It was Polanski's first English language film, and was filmed in Britain. The cast includes Catherine Deneuve, Ian Hendry, John Fraser, Yvonne Furneaux, with a cameo appearance by Roman Polanski himself. It is widely considered a masterpiece of the psychological thriller.
In Catholic theology, an indulgence is the full or partial remission of temporal punishment[1] due for sins which have already been forgiven ...
Lucky Strike hatte offenbar schon immer Sinn für hintergründigen Humor in der Zigarettenwerbung!
We have a new type of rule now. Not one-man rule, or rule of aristocracy or plutocracy, but of small groups elevated to positions of absolute power by random pressures and subject to political and economic factors that leave little room for decision.
They are representatives of abstract forces who have reached power through surrender of self. The iron-willed dictator is a thing of past.
There will be no more Stalins, no more Hitlers.
The rulers of this most insecure of all worlds are rulers by accident. Inept, frightened pilots at the controls of a vast machine they cannot understand, calling in experts to tell them which buttons to push.
—William S. Burroughs, “No More Stalins, No More Hitlers,” from Dead City Radio, Island Records, 1990; and Interzone, Viking Books, 1989.
Sowas Schönes findet man bei WogBlog - all things beatle, wo auch THE BEATLES WITH TONY SHERIDAN: FIRST RECORDINGS: 50th Anniversary Edition angekündigt wird: Polydor executive and big band leader Bert Kaempfert discovered the group in a German nightclub, signing them to his own company and then releasing the songs through Polydor. The night they signed the contract at Kaempfert’s kitchen table, the four Beatles wrote brief autobiographies, reproduced here in their original handwriting. Auf dem Cover das legendäre Hugo Haase Foto:
... und wegen der unglaublichen Besetzung des Orchesters sei hier auch "Basketball Jones", a 1974 animated short film based on the Cheech and Chong song "Basketball Jones featuring Tyrone Shoelaces" from their album Los Cochinos präsentiert:
Credits:
Cheech Marin - Tyrone Shoelaces (voice)
Darlene Love - Cheerleader (voice)
Michelle Phillips - Cheerleader (voice)
Ronnie Spector - Cheerleader (voice)
George Harrison - lead guitar
Klaus Voormann - bass
Jim Karstein - drums
Jim Keltner - percussion
Carole King - electric piano
Nicky Hopkins - piano
Tom Scott - saxophone
Billy Preston - organ
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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