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Locked Down: The NightTripper

Malcolm John Michael Creaux “Mac” Rebennack (born November 21, 1940), better known by the stage name Dr. John hat ein neues Album veröffentlicht. Hören Sie mal rein! Hier oder unten ...

dr-john

Revolution by Dr. John - Lyrics

+ Dr. John in Concert (2008) via npr hier!
... und für Rabennack-Afficionados hier ein Link auf eine tolle Aufnahme von Iko Iko - Live at THE BOTTOM LINE, New York November 8, 1978, feat. Steve Gadd, David Sanborn, Kim Hutchinson, Buzzy Feiten, Neil Larsen, Jim Calhoun(bass), Hugh McCracken, Joyce Kaye, Tami Lynn.

My favourite Mac Rebennack performance: Such A Night with The Band in: The Last Waltz (Martin Scorsese 1978)! --> Die DVD gibt es immer mal wieder bei den einschlägigen Großvernichtern des Tonträgereinzelhandels zum Spottpreis: (trotzdem) Kaufbefehl!
_____________________________________________

Traurige Anmerkung : Am 19. April ist Levon Helm gestorben, Schlagzeuger und Sänger von The Band - zur Erinnerung an ihn hier 2x "Ophelia" - 1976 und 2009:



Work Hard - Play Hard. Oder: Weird Scenes Inside The Goldmine




„Work Hard – Play Hard“ – Notizen aus der Arbeitswelt: die Leistungsdarsteller - eine interessante Besprechung von Bersarin/AISTHESIS; empfohlen sei auch der Kommentar von ziggev

Weird Scenes Inside The Goldmine !!

The Beat Goes On

beatclublogo102_v-mediateaser bremen eins hat einen BeatClub Webchannel, wo Uschi Nerke eine hübsche Auswahl älterer populärer Musik streamt - werbefrei!

Archäologie CCI: Zarah bei Werner Höfer

Seinerzeit verwies ich unter dem Titel "Heute eher von Nachteil" auf diese interessante Notiz:

zarah2_1According to a 2004 book by Anthony Beevor (The Mystery of Olga Chekhova), Leander was in fact working for Soviet intelligence the entire time she was under contract to Goebbels, passing Nazi secrets on to the Russians whenever she visited her home in Stockholm.
Unter dem Titel Zarah Leander, The Shortest Distance from Hitler to The Velvet Underground eine interessante Zusammenstellung bei WFMU's Beware of the Blog .
For the last few years there has been a lot of speculation about Zarah Leander being a spy for Russia. According to Russian journalist Arkadij Waksberg she operated under the name Rosemarie. He also cites the succes of "Rose von Nowgorod" and thinks the song may contain a hidden message... Kluge Frauen sagen nur "vielleicht". Die Akte Zarah Leander - Von Jutta Jacobi; NDR 2004

Nun finde ich endlich - immer auf der Suche nach Filmdokumenten des Internationalen Frühschoppen (mit Rauchschwaden und den bekannten Agenten aus Ost und West) ein Interview von 1966, das Werner Höfer mit Zarah Leander führte. Ab 7:45 ist kurz von "jenen Jahren in Berlin" die Rede bzw. dann doch nicht die Rede ... Höfer, seit 1964 Leiter des 3. Programms des WDR, kannte sich da eigentlich ganz gut aus:
[wikipedia:] 1941 wurde er Pressereferent der Organisation Todt und danach im Rüstungsministerium von Albert Speer. Zeitungsartikel schrieb er danach in freier Mitarbeit. Als die B.Z. am Mittag eingestellt wurde, schrieb Höfer auch für Das 12-Uhr-Blatt. Zudem war er Mitarbeiter der NS-Propaganda-Zeitung Das Reich.
kreiten1Am 3. September 1943 wurde der junge Pianist Karlrobert Kreiten vom Volksgerichtshof wegen Wehrkraftzersetzung zum Tode verurteilt und vier Tage später hingerichtet. Kreiten hatte einer Freundin seiner Mutter gegenüber unter anderem seine Zweifel geäußert, dass Deutschland den Krieg gewinnen könne. Am 15. September hatte Das 12-Uhr-Blatt darüber berichtet. Am 20. September kommentierte Höfer die Angelegenheit darin in einem kurzen Artikel unter dem Titel Künstler – Beispiel und Vorbild mit den Worten:

„Wie unnachsichtig jedoch mit einem Künstler verfahren wird, der statt Glauben Zweifel, statt Zuversicht Verleumdung und statt Haltung Verzweiflung stiftet, ging aus einer Meldung der letzten Tage hervor, die von der strengen Bestrafung eines ehrvergessenen Künstlers berichtete. Es dürfte heute niemand Verständnis dafür haben, wenn einem Künstler, der fehlte, eher verziehen würde als dem letzten gestrauchelten Volksgenossen. Das Volk fordert vielmehr, daß gerade der Künstler mit seiner verfeinerten Sensibilität und seiner weithin wirkenden Autorität so ehrlich und tapfer seine Pflicht tut, wie jeder seiner unbekannten Kameraden aus anderen Gebieten der Arbeit. Denn gerade Prominenz verpflichtet!“

Karlrobert Kreiten - Der Fall Werner Höfer

WeltUNOrdnung: Afghanistan

Aktualisiert: Afghanistan aktuell:

Vorläufige Ergebnisse nach zehn Jahren Krieg

Deutscher Bildungsstandard im Leserbrief (II): Biedermann als Brandstifter

Ich äußerte kürzlich die Vermutung, dass Leserbriefredakteure eine ganz fiese Truppe sind, weil sie Menschen, die aus welchem Grund auch immer einen Brief an eine Zeitung schreiben, in ihrer ganzen Einfalt sich entblößen lassen. Hier nun ein schönes Beispiel aus meiner LieblingsHAZ von heute, bei dem es nicht um Einfalt, sondern um gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit geht, die sich schamlos äußert:
  • Mehr Leistungen
    Mit Verwunderung lese ich, dass selbst Grünen-Politiker im Zusammenhang mit der erhöhten Zahl von Asylbewerbern „einen Ansturm auf die sozialen Netze“ befürchten. Wird man in der HAZ nicht fast täglich mit der Forderung konfrontiert, auch Asylbewerber, die sich nach demokratisch beschlossenen Gesetzen illegal im Land aufhalten, nicht auszuweisen? Folgt man der veröffentlichten politischen Meinung, müsste es doch die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung begrüßen, wenn endlich wieder mehr Leistungen für Flüchtlinge erbracht werden. Hannover K.S.
    27.04.2012 / HAZ Seite 18 Ressort: HANN
Was will uns der Leserbriefschreiber sagen, was ist der Subtext der Nachricht?
Offenbar dies: die "überwiegende Mehrheit der Bevölkerung" will nicht, dass wieder und dann auch noch mehr "Leistungen für Flüchtlinge" "erbracht werden" und lehnt die Humanitätsduselei ab, die offenbar darin besteht, dass auch die HAZ zuweilen nicht umhin kommt zu berichten, dass eine Härtefallkommission zuweilen den schwer abschiebenden Herrn Innnenminister Schünemann kritisiert. Mit der "überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung", hinter der der Verfasser sich verbirgt, trifft er möglicherweise den Kern des Problems, das er aber nicht meint; mit dem "wieder" erinnert er uns an die unhaltbaren Zustände vor der de-facto-Abschaffung des Grundrechts auf Asyl, auf die z. B. die Bevölkerung von Lichtenhagen seinerzeit so eindrucksvoll hingewiesen hat; und mit der Formulierung "Leistungen für Flüchtlinge", die "endlich" wieder "mehr ... erbracht" werden, - macht er klar, was dem gesunden Volksempfinden= eigentlich ihm nicht zuzumuten ist und was er sich geradezu gedrängt fühlt - das muss doch möglich sein in diesem Land mit seiner Diktatur der politisch korrekten veröffentlichten Meinung - auszusprechen, wenn auch doch nicht so ganz direkt, sondern eher verschwiemelt, aber eigentlich:

Frontex: Übernehmen, aber konsequent!
Schünemann: Abschieben, aber konsequent!
Ricklinger: Wenn ihr abfackelt, haben wir - aus den anderen, besseren Stadtteilen - Verständnis - konsequent! !


Der perfide Artikel der HAZ, auf den sich der Leserbriefschreiber meint beziehen zu müssen ...
HAZ_Asyl

... den zu lesen bei der HAZ jetzt € kostet, was hier - wie eigentlich immer - Mühe und Kosten nicht lohnt; - nur dies kostenlos nochmal in Worten: es geht um vierzig Asylbewerber!!!)
aktuelle-zahlen-zu-asyl

... wobei dem Schreiber die Daten des BAMF vermutlich auch nicht helfen würden, seine Xenophobie in den Griff zu kriegen...
... weil Fakten allein (Massen-)Psychosen nicht zu heilen geeignet sind. Was aber dann?

Vielleicht liegt die Wahrheit in Rostock ...

The Fine Art Of Playing The Guitar (XIII): The Post-Les-Paul-Era - Animals as Leaders

Gestern Abend im Musikzentrum Hannover: Animals as Leaders

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Abgesehen davon, dass Herr G., Herr P. und ich deutlich die Ältesten im Publikum waren (- ich kenne auch die Szene nicht, die ProgMetal hört! - aber wir haben nicht gefremdelt ...), war das ein faszinierendes Erlebnis, weil das Konzert mein - wie ich finde nicht gerade borniertes, aber immerhin in fast 50 Jahren bewusster musikalischer Sozialisation gewachsenes - Konzept von "Gitarren-Rockmusik" im wahrsten Sinne gesprengt hat. Gut, - ich empfahl ja seinerzeit King Crimson, habe von G3 = Vai, Satriani & Petrucci gehört und eine DVD vom Meister und Jennifer Batten und hatte ein ähnliches Erlebnis wie gestern mit den Stick Men Levin, Matelotto & Bernier, aber irgendwie war ich der Meinung, das sei nicht mehr zu weiter zu entwickeln.
Die Stücke der Band sind in der Tat gnadenlos hart und laut (also Metal, wenn das irgendwas sagt), komplex (Prog, wenn das irgendwas sagt), haben Stukturen, die aber nicht im ersten Zugriff wahrnehmbar sind, zerlegen vielmehr Erwartetes oder zu Erwartendes (also Elemente des Hardrock, des Jazzrock, klassischer bzw. moderner E-Musik usw.) in einzelne Cluster und synthetisieren die dann zu neuen Klangstrukturen (was jetzt ein wenig verharmlosend klingt angesichts der walls of sound, die da auf einen einbrettern ...). Interessant scheint mir noch der Einfluss der technologischen Entwicklung zu sein: Wie ja auch die Beatles zunächst Berry auf anderen Gitarren und über Vox AC 30 spielten und sich daraus etwas anderes entwickelte, ist hier die technologische Innovation sichtbar und hörbar, wenn da nicht mehr - wie im klassischen 3er LineUp - ein Schlagzeuger, ein Bassist und ein Gitarrist auf der Bühne stehen, sondern zwei mit 8-saitigen Gitarren und schon noch ein Schlagzeuger mit klassischer Hardware (- i.Ü. unglaublich der erst vor kurzem eingestiegene Matt Garstka!!!) - Tosin Abasi erklärt das mit der Gitarre weiter unten ... Faszinierend also wahrzunehmen, wie in der Post-Les-Paul-Strato-/Telecaster-Zeit Virtuosen wie Tosin Abasi, Javier Reyes und Matt Garstka die besten Momente der Tradition, in der sie stehen, durcharbeiten, shreddern und zu Neuem verarbeiten ...

„Structure without life is dead, but life without structure is unseen.“ (John Cage)

Die Musik können Sie sich so vorstellen:




Tosin Abasi stellt Ihnen hier seine 8-String-Ibanzez mit EMG-Pickup vor:


... und falls Sie einen Gitarrenkurs bei Abasi nehmen wollen, finden Sie den hier. Interessant auch: Animals as Leaders at Musicians Institute


GBlog: »The fine art of playing the guitar«

Der Amok-Code

Am heutigen Tag vor 10 Jahren lief ein Schüler am Erfurter Gutenberg-Gymnasium Amok und tötete 16 Menschen und sich selbst. Götz Eisenberg hat auf die damaligen Ereignisse zurückgeblickt und danach gefragt, was aus diesem Massaker wirklich gelernt wurde. Lesen Sie heute den letzten Teil seiner Beobachtungen und seine Schlussfolgerungen. Im Anhang finden Sie eine kommentierte Chronik der zurückliegenden Schulamokläufe. (nds)

Schulen: Verlässliche Orte oder Zulieferbetriebe für Markt und Industrie? Von Götz Eisenberg
  • Im Zentrum des Appels der Erfurter Schüler und Studierenden stand die Forderung, über das Schul- und Bildungssystem und seine Orientierung am Leistungsprinzip nachzudenken. „Wer infolge der Pisa-Studie meint, es komme nur auf eine Steigerung der Leistung und nicht auf eine Verbesserung der Lernbedingungen an, der sollte Erfurt mitdenken“, hieß es in ihrem Aufruf. In den Wochen und Monaten nach dem Massaker gab es einen breiten Konsens darüber, dass ein Zusammenhang zwischen einem einseitig leistungsfixierten Schulklima und der wachsenden Gewaltbereitschaft von Schülern existiert und dass Schulen der sozialen und emotionalen Entwicklung der Schüler mehr Raum und Zeit zur Entfaltung gewähren sollten. Aber die Konsequenzen aus dem sogenannten Pisa-Schock haben schnell die Schlussfolgerungen aus dem Massaker von Erfurt überlagert und beiseite gedrängt.
Ines Geipel - Der Amok-Code
Warum bleiben auch Jahre nach den beiden deutschen Schulattentaten von Erfurt und Winnenden die wichtigsten ­Fragen weiterhin offen? Freitag 13.04.12


Breivik und die Philosophie - Stefanie Voigt tp 30.04.2012
Über den Zusammenhang von Ästhetiktheorie und Amokläufen


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Zu kurz gesprungen, aber auch wichtig:
Viele Schulen schlecht auf Amokläufe vorbereitet

von Christoph Heinzle & Kersten Mügge, NDR Info

Archäologie CC: Was bleibt? Es bleibt die Muttersprache

Günter Gaus im Gespräch mit Hannah Arendt:

... Gaus: Gibt es in Ihrer Erinnerung ein bestimmtes Vorkommnis, von dem Sie Ihre Hinwendung zum Politischen datieren könnten?

Arendt: Ich könnte den 27. Februar 1933, den Reichstagsbrand und die darauf in derselben Nacht erfolgten illegalen Verhaftungen, nennen. Die sogenannten Schutzhaften. Sie wissen, die Leute kamen in Gestapo-Keller oder in Konzentrationslager. Was dann losging, war ungeheuerlich und ist heute oft von den späteren Dingen überblendet worden. Dies war für mich ein unmittelbarer Schock, und von dem Moment an habe ich mich verantwortlich gefühlt. Das heißt, ich war nicht mehr der Meinung, daß man jetzt einfach zusehen kann. Ich habe versucht zu helfen in manchen Dingen. Aber das, was mich dann unmittelbar aus Deutschland weggeführt hat – wenn ich das erzählen soll ... ich habe es niemals erzählt, weil es ja auch ganz belanglos ist –

Gaus: Erzählen Sie bitte....

Le concours « With Bob on our side »

Die Cité de la Musique Paris veranstaltet anlässlich dieser Ausstellung einen interessanten Wettbewerb:
bandeau_paris
le concours « With Bob on our side » organisé en partenariat avec Dailymotion permettra aux nombreux fans de Bob Dylan à travers le monde de partager leurs reprises du chanteur ...

Einen ganz wunderbaren Beitrag zum Wettbewerb habe ich hier entdeckt:


Make you feel my love von Jean-Pierre_Devin

Gouvernementalité neoliberale - oder: Der Totalitarismus des deutschen Modells

Der ökonomische Putsch - oder: Was hinter den Finanzkrisen steckt
Von Roman Herzog bei dradio

Gezielte Spekulationsattacken auf ganze Volkswirtschaften, unantastbare Finanzagenturen, die Regierungen in die Knie zwingen, und ohnmächtige Politiker, die gebetsmühlenartig wiederholen, es gäbe keine Alternative: Europa befindet sich im Wirtschaftskrieg.
Seit Jahrzehnten befinden sich Politiker im Bann neoliberaler Heilsverkünder. Wie entstand dieses heute unumstößlich scheinende System? Das Experimentierfeld Lateinamerika und die Analysen des Philosophen Michel Foucault aus den 70er- und 80er-Jahren machen Dynamik und Reichweite der neoliberalen Umstrukturierungen unserer Gesellschaften deutlich und erhellen die heutigen Finanzkrisen. Zum Vorschein kommt dabei ein Machtergreifungsmodell, das Politik, Gesellschaft und Individuen seit Jahrzehnten formt und konditioniert, ein ökonomischer Putsch, der heute den militärischen coup d'état abgelöst und eine globale Disziplinierung geschaffen hat.


Ein hervorragender Beitrag zum Verständnis des Totalitarimus des deutschen Modells - nachzulesen hier; - aber unbedingt anzuhören, - insbesondere wegen der Foucault-Zitate!!!
Man kann hier verstehen lernen, dass der Neoliberalismus kein US-amerikanisches Modell ist, sondern ein deutsches und dass es eines ist, dass nicht nur Ökonomie, sondern wesentlich Psyche organisiert. - Was letztlich auch erklären kann, warum Deutschland so funktioniert, wie es funktioniert ... Eigentlich ein Horrorszenario, weil Konturen eines Systems erkennbar werden, das offenbar in der Lage ist, Massenloyalität und Legitimation marktgesteuert zu generieren (vgl. Merkel) und so - herrschaftstechnisch gesprochen - effektiver ist als die faschistische Variante, aus der es hervorgekrochen ist: Wie Ludwig Erhard im Januar 1945 zusammen mit dem später gehängten SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf die Soziale Marktwirtschaft erfand ...

Aktuelle Zitate der europäischen Presse zum deutschen Modell bei SPON!

Die KolumneHollande, le Schlossgespenst; Thomas Fricke bei ftd - Ein treffendes Resümee der Merkozy-Katastrophe ...

Vgl. auch: Archäologie XXXIX - pensée Tietmeyer (Oktober 1996)

Doch noch zu Grass

"Mich interessiert der Fall nicht die Bohne mehr. Hüben nicht, drüben nicht. Um meine intellektuelle Zahlungsfähigkeit klarzustellen, habe ich es nicht nötig, meine Zeit in die nächste Pfütze zu schmeißen."
Sehr schön formuliert von Hartmut Finkeldey /Kritik und Kunst!

Zugegeben: Wir schwiegen, verschwiegen allzu lange, wie wir uns zum neuesten Gedicht des deutschen Literaten Günter Grass positionieren wollen. Aber das holen wir heute nach, vielleicht mit etwas Verspätung, mitnichten aber "mit letzter Tinte". Im Interview erklärt uns der Verleger Klaus Bittermann, warum Günter Grass eigentlich eine Amöbe und sein schreiberisches Schaffen vor allem Brei auf Stelzen ist. via FRN

Archäologie CXCIX: Was ist der Mensch?

2 trägfähige Definitionsversuche:

1. Hören Sie dazu Ernst Bloch! Faszinierend: Ich habe Bloch nie gehört, - dieser Vortrag kann einen wirklich mitnehmen ... Wohin auch immer ...



2. Und weil der Mensch ein Mensch ist
Ernst Busch recorded these songs between 1935 and 1936 during his exile in Moscow. They were released on four shellac singles on the Gramplasttrest label. via Zero G Sound



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Das Alte im Alten: Deutscher Bildungsstandard im Leserbrief

In der Süddeutschen Zeitung vom vergangenen Wochenende wurde ein Leserbrief abgedruckt, der zum Schutz des Verfassers, der sich nicht nur mit seinem Namen, sondern auch noch als Pfarrer mit Wohnort Ratzeburg zu erkennen gibt, vielleicht besser nicht veröffentlicht worden wäre. (Ich habe schon öfter die Vermutung geäußert, dass Leserbriefredakteure eine ganz fiese Truppe sind, weil sie Menschen, die aus welchem Grund auch immer einen Brief an eine Zeitung schreiben, in ihrer ganzen Einfalt sich entblößen lassen).
Wie auch immer, - dieser Pfarrer F.E. aus Ratzeburg, den es drängte sich zu des Günter Grass ' Gedicht bzw. dessen Schmähungen der Presse mit Berufung auf den ihm bekannten Jesuitenpater Prof. Dr. Rupert Lay zu äußern, meint - egal was er vorher zu dem Machwerk des Gustl0ff-Wiederentdeckers an Meinung absonderte -, diese aufblasen zu müssen durch solch Selbstoffenbarung:

Eingebettet in meinen jüdisch-christlichen Glauben, die Liebe zum Alten Testament, Reisen ins Heilige Land, Freundschaften unter anderem mit dem Juden Prof. Dr. Alexander Jehuda Schwarz aus Jerusalem und vieles mehr kann ich mir nicht erklären, weshalb es in unserem Land unmöglich ist, Günter Grass' Kritik sachlich zu diskutieren. Dieser Bildungsstandard war in meinem Studium vor 20 Jahren Voraussetzung, um einen Studienabschluss zu erreichen.

Wahrscheinlich ist das heute hierzulande "Bildungsstandard": einen "jüdisch-christlichen" Glauben imaginieren, Freundschaft mit einem, sogar namentlich zu benennenden Juden nachweisen können, ohne zu bemerken, wie widerlich der Verweis auf "den Juden" ist, und einen 20 Jahre alten Studienabschluss vorzuweisen, bei dem nicht klar ist, worauf er beruht: "Dieser Bildungsstandard", den der Verfasser offenbar zur Voraussetzung eines Abschlusses macht - und damit insinuiert, dieser Standard sei heute nicht mehr gegeben - bezieht sich grammatisch auf nichts; - es sei denn kontextuell auf einen obskuren Glauben, eine Freundschaft zu einem Juden und eine Liebe zum alten Testament.
Im Vergleich dazu sind BaMa-Bologna-Abschlüsse möglicherweise sogar näher an - wie soll ich's nennen - Bildung? intellectualitas? Argumentationskompetetenz? ...

Auf der Suche nach dem Alten im Neuen

Lesen Sie den Dada! Das könnte helfen!! Setzen Sie irgendwo im Text "Jahr 1 des Weltfriedens" die Chiffren ESM und ESFS ein und Sie werden sich fühlen wie der verstorbene Oberdada!

Der Dada. Edited by Raoul Hausmann, John Heartfield, and George Grosz. 1919-1920. 3 Numbers. - bei UBUWEB

Der-Dada-1_cover

No. 1 (Berlin, June 1919) [PDF, 2.5mb]

N° 1 (June 1919) - N° 3 (April 1920).
Edited by Raoul Hausmann (N° 1-2); Groszfield, Hearthaus, Georgemann [= Hausmann, Heartfield, Grosz] (N° 3). Published by Raoul Hausmann (N° 1-2) and Malik Verlag, Berlin (N° 3).
24-28 cm.
See also Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus - DadA.

CONTRIBUTORS
Texts by Johannes Baader , Erwin Bloomfield, Raoul Hausmann , W. Höch, Richard Huelsenbeck, Jefim Golyscheff, Francis Picabia, Tristan Tzara. Illustrations by Hans Arp, Johannes Baader, George Grosz, Raoul Hausmann, John Heartfield.

Die Jungfrau Maria um Schutz Deutschlands angerufen
Die Erhebung der unbefleckten Empfängnis zur Staatsreligion bevorstehend

Der-Dada_1919-1920_No_Copie

Auf der Suche nach dem Neuen im Alten

1. Bedürfnisse ERmitteln oder VERmitteln?
Wie wird aus gesellschaftlichen Bedürfnissen Produktion? Das war die interessante Fragestellung bei der Jahrestagung der Loccumer Initiative ... Warum weder Markt noch Plan eine Antwort sein können und warum stattdessen die commons-basierte Peer-Produktion der richtige Ansatz ist, hat Stefan Meretz in seinem Vortrag dargestellt:

2. Alex Demirovic – Was ist Kritische Theorie?
Im Vortrag wird das Selbstverständnis von kritischer Theorie umrissen. Diese kann nicht als Theorie einzelner Personen verstanden werden. Vielmehr handelt es sich um ein Projekt, das tief in der bürgerlichen Gesellschaft verankert ist und an dessen Entwicklung viele Menschen seit vielen Jahrzehnten beteiligt sind. Entsprechend den historischen Veränderungen und gesellschaftlichen Herausforderungen verändert sich auch das Verständnis von kritischer Theorie. Es geht kritischer Theorie um Aufklärung und Emanzipation, um Mündigkeit, Einrichtung einer vernünftigen Welt, Weltfrieden, Demokratie. Seit Marx ist kritische Theorie nicht mehr naiv, sondern stellt die Frage danach, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit sich solche Ziele verwirklichen lassen. Horkheimer und Adorno haben danach gefragt, wieweit die Tradition der kritischen Theorie nicht naiv im Verhältnis zu sich selbst ist. Zu wenig kritisch gegenüber der eigenen Praxis, kann auch kritische Theorie autoritär werden. So stellt sich heute, angesichts einer neuen Phase kapitalistischer Vergesellschaftung die Frage nach einer erneuerten Befreiungstheorie.

3. Im Übrigen nochmals empfohlen:
Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis
- dort insbesondere "Au­dio­phil":

File Added: Ador­no­_vs_­Geh­len-​1965-​30­min.​mp3
File Added: Ador­no-​Er­zie­hung nach Ausschwitz.​mp3
File Added: Can­di­de oder Hof­fen ler­nen nach Voltaire.​mp3
File Added: Det­lev Claus­sen im Ge­spräch über Adorno.​mp3
File Added: F. Wheen. Über 'Das Ka­pi­tal'.​mp3
File Added: Ernst Toller. Eine Jugend in Deutschland
und: - unbedingt anhören! -
Robert Gernhardt: Denk ich an Heine in der Nacht

Lese- Hör- bzw. Downloadbefehl!

Archäologie CXCVIII: The Facebook History of the World

Stefan Sasse verweist in seinem Geschichtsblog auf die facebook news feed history of the world bei CollegeHumor (und auf USA Erklärt, wo noch einiges erklärt wird).

Ich halte das für einen Weg weisenden Beitrag zur deutschen Geschichtsdidaktik, angesichts des Niveaus, auf dem diese und die ihr folgende, durch KCs und Zentralabiturvorgaben weiter eingebruzzelte Unterrichtspraxis angekommen sind:
Hier wären doch Lebensweltbezug und Schülernähe sowas von gegeben, historische Distanz endlich völlig aufgehoben und somit Verstehen historischer Prozesse noch unter GuidoK-Niveau möglich! Die Ironie des Projekts wäre ja eh unterrichtlich nicht vermittelbar...
2 Kostproben:

22-wwii

...

28-2000s

___________________________________________


Mögliche Aufgabe für das Fach Politik im Zentralabitur:</b
Schreibe
bei facebook eine Nachricht an Assad, in der Du Dich kurz auf R2P beziehst.

Die allererste Forderung an Erziehung

Nochmals:

Adorno-Erziehung nach Ausschwitz by oldshoe
via Audioarchiv

Archäologie CXCVII: Nostalghia

Tarkowskis Nostalghia (1983) (eine ausführliche Würdigung von Klaus Kreimeier hier!) wurde größtenteils in Bagno Vignoni gedreht. Ich fahr da jetzt mal hin, um dies nachzustellen:



Nachtrag nach Rückkehr:

Nachstellen ging nicht, - wenn Wasser drin ist, sieht es so aus:
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Ansonsten sieht die Umgebung so aus, wie man sich das Val d'Orcia in der Toskana vorstellt und wünscht ...

DSCI0176

Splitter: -Parteien V

Roberto J. De Lapuente hat wieder nachgerechnet. Das ist angenehm, weil verlässlich; - man muss nicht jedesmal selbst umrechnen.

Bei der Landtagswahl im Saarland wählten...

... 38,4 Prozent aller Wahlberechtigten niemanden.
... 21,3 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU.
... 18,5 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
... 9,7 Prozent aller Wahlberechtigten die Linken.
... 4,4 Prozent aller Wahlberechtigten die Piraten.
... 3,0 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
... 0,7 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.

Die geplante Große Koalition hat einen Rückhalt von 39,8 Prozent in der wahlberechtigten Bevölkerung - sie ist damit unwesentlich größer als das Lager der Nichtwähler. Die Opposition setzt sich aus 17,1 Prozent zusammen. Die FDP ist zu einer marginalisierten Randgruppe geworden, die eine Handvoll mehr Wähler als die NPD, aber weitaus weniger Wähler als die Familien-Partei (1,1 Prozent aller Wahlberechtigten) aufweist.

De omnibus dubitandum - ad sinistram

Parlamentarischer Friedenskampf der Linken - Oder: Soldatensender 935 Relaunch

Wie ich höre, fordert die Linke im Bundestag mit eigenem Antrage (17/8795) "Umfassende und kostenfreie Kommunikation für Soldaten im Auslandseinsatz", also maW die steuerfinanzierte Flatrate für Berufs-------.
Das verdient die Note erstaunlich, zumal der Genosse Gehrke das auch noch als irgendwie subversiv begründet. Damit das besser durchgeht, beruft sich die Fraktion auf den Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus (FDP), der das Kommunikationsangebot als nicht zufriedenstellend bezeichnet habe.
Gehrke greift dabei wahrscheinlich auf Lenins „Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution“ zurück, wo der darlegt, daß antiimperialistisch-demokratische Umwälzungen in dem Maße zur sozialistischen Revolution hinübergeleitet werden können, wie die Arbeiterklasse unter Führung ihrer Partei ihre Hegemonie verwirklicht und in der Lage ist, ein festes und breites Bündnis mit anderen werktätigen Klassen und Schichten einzugehen. So ergeben sich auch bei eigener zahlenmäßiger Schwäche revolutionäre Perspektiven, wenn die eigenen politischen Strukturen gut organisiert und die potentiellen Bündnispartner zahlenmäßig stark entwickelt sind, - was ja bei Königshaus' Truppe(n) in jeder Hinsicht der Fall ist.

Ich vermute, dass in Gehrkes Subversionsstrategie ein Relaunch der legendären Projekte Deutscher Freiheitssender 904 und Deutscher Soldatensender 935 als Internet-Radios geplant ist, um die Truppe durch ein zufriedenstellendes Kommunikationsangebot zusätzlich von innen aufzuweichen:



soldatensender

PS & Bekenntnis:
180px-Sternchen_radioIch habe als wohl 14Jähriger diese Sender spätabends im Bett mit einem Mittelwellentransistorradio gehört, weil die immer die neuesten Hits sendeten. Ich meine mich zu erinnern, hier zum ersten Mal Sam The Sham's Wooly Bully gehört zu haben, - sozusagen sponsored by the Nationalen Verteidigungsrat der DDR ... Wenn das der Gauck mitgekriegt hätte, als er noch Unterlagenbeauftragter war ...

Im Übrigen bleibe ich dabei: Archäologie LXXXVI: 9. Januar 1890 - 21.Dezember 1935 - Kurt Tucholsky und frage mich mit Pete Seeger weiterhin: When will they ever learn?

Andi Brauers Spring Flowers

Maerzenbecher
Kürzlich nahe Alfeld auf der Hohen Tafel: Märzenbecher



Hören Sie mal genau hin, wie der Sänger bei 2.20' singt "Ein Politiker spricht sanft von Freiheit und Demokratie" - dieser Ton erklärt alles ... Andi Brauer, der dies wunderschöne Frühlinglied singt, war Mitglied der Lokomotive Kreuzberg (von der es wenige Aufnahmen in Netz gibt), - die ich 1973 für das erste große Sommerfest der Uni Hannover engagierte. Wunderbare Erinnerungen ... Die Lok Kreuzberg wurde später die Nina Hagen Band und dann Spliff. Da hat Andi Brauer nicht mehr mitgemacht, aber noch einen interessanten Beitrag zur Frage Politrock, was is'n das? veröffentlicht. Danach hat er Filmusik komponiert und arbeitet gegenwärtig u. a. mit den Stimmbanditen in Berlin.

Zugabe, die erklären mag, warum ich mich so für Andi Brauer interessiere:
Für mich hat er das anrührendste Liebeslied überhaupt geschrieben und gesungen - zu einem Text von Peter Maiwald -:
Andi Brauer "Hanna"




Politrock, was is'n das? - Ist sowas von aktuell! Lokomotive Kreuzberg - Fette Jahre (Pläne 1975)


Urheberrechte unklar! Ich bitte um Mitteilung, wenn wer was weiß. Diesen Musikern möchte ich wirklich nichts vorenthalten!!

Urheberrechte kontrovers

Sven Regeners Wut-Rede "Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert"

Kritik und Kunst : Urheberrechte kontovers

Kim Schmitz ist nichts anderes als das, was unser gemeinsamer Sonderkorrespondent Dr. Karl Marx einmal so herrlich als Lumpenproletariat bezeichnet hat. Und wenn ihr alles umsonst haben wollt, dann lasst doch Kim Schmitz alle Songs singen, die ihr hören wollt.
Youtube gehört Google. Das ist ein milliardenschwerer Konzern, der nicht bereit ist, pro Klick zu bezahlen. Nun hat aber weder Youtube noch Google uns irgendetwas zu bieten, außer das, was andere Leute geschaffen haben und da rein gestellt wird. Und da sind wir an dem Punkt, wo die Musiker sagen und die Gema sagt – und die Gema sind wir, die Komponisten und Textdichter – und wir sagen: ‘Nein, für dieses Geld kriegt ihr unseren Kram nicht. Wir sehen nicht ein, dass da Milliardengeschäfte gemacht werden, auch mit Werbung in diesem Bereich, und wir kriegen davon nichts ab. Wir sind sozusagen die Penner in der letzten Reihe. Das ist eine Unverschämtheit.”
“Das sollte sich jeder, auch junge Mensch, genau überlegen, ob er sich wirklich zum Lobbyisten von so einem milliardenschweren Konzern wie Google machen möchte. Und das sind große Lobby-Verbände diese Internetfirmen, und viel stärkere als zum Beispiel die Plattenindustrie. Und die bringen dann als Hilfstruppen die ganzen Deppen ins Spiel, die sagen: ‘Warum kann ich denn das Video nicht auf Youtube gucken?


Vgl. auch Regener: Der alte Mann und das Internet bei publikative.org

Obama's Data Mining - oder: Questa Nuova Realtà 2.0

Wenn ich das richtig sehe, gilt hierzulande auch unter kritisch eingestellten Menschen, auch solchen, die sich für sensibel halten, was den Umgang mit Daten angeht, Barack Hussein Obama II als "ein Guter" oder als "i.w.S. korrekt" (- auch wenn er Guantanamo nicht geschlossen hat).

Gestern in Deutschlandradio Kultur: Julius van de Laar im Gespräch mit Susanne Führer
    Führer: Wie sehen die Vorbereitungen für den Wahlkampf im Netz aus, was passiert da jetzt gerade?

    van de Laar: Obama startet natürlich in diesen Wahlkampf 2012 mit einem enormen Vorsprung. Wir wissen alle, wir können uns alle an den Wahlkampf 2008 erinnern, der so revolutionär im Internet geführt wurde. Viele Datensätze davon - und wir reden insbesondere im Wahlkampf im Netz, über den Datenwahlkampf insbesondere dieses Jahr 2012. Obama hat einen gigantischen Vorsprung, er hat im Moment 25 Millionen E-Mail-Adressen, 25 Millionen Freunde auf Facebook, die ihm folgen, 10 Millionen Leute auf Twitter, die er per Nachricht erreichen kann. …

    Führer: Also Daten werden erst mal gesammelt.

    van de Laar: Ja, ganz richtig, das ist ein ganz wichtiges Thema. Es geht natürlich darum, so viele Menschen, so viele Wähler wie möglich zu erreichen, aber noch viel wichtiger, die richtigen Wähler zu erreichen. Und da helfen uns natürlich Daten, genau vorzusortieren: Wer ist ein potentieller Wähler, wer ist jemand, der sowieso schon für Obama wählt, wo wir keine Ressourcen mehr verschwenden müssen, diesen Wähler anzusprechen. Wir wollen den transparenten Wähler haben, den gläsernen Wähler, wo wir ziemlich genau wissen: Was sind dessen Vorlieben, wie viel verdient er, ist er verheiratet, welche politischen Themen interessieren den, wollen dann sehr, sehr genau zugeschneiderte Botschaften genau an diesen Wähler kommunizieren.

    Führer: Und wie passiert das, wie finden die das raus?

    van de Laar: Das ist eine Kombination aus verschiedenen Schritten. In erster Linie muss man verstehen, dass es in den USA eine gigantische Datenbank gibt, die offen zugänglich ist für alle Kandidaten. Das ist die Voter File, also die große Datenbank aller Wähler, die einfach dadurch entsteht, dass sich Wähler in den USA registrieren müssen. Das heißt, ich habe da schon mal den Vornamen, den Nachnamen, die Anschrift in den meisten Fällen, vielleicht sogar eine Telefonnummer. Das sind so die Grunddaten, die ich habe. Das hilft mir aber noch nicht so wirklich wahnsinnig viel.

    Führer: Ach, und diese Daten, die können dann einfach von den Demokraten oder den Republikanern… die nehmen die sich einfach?

    van de Laar: Richtig, die werden erhoben von den Behörden und werden sozusagen zur Verfügung gestellt für Kampagnen, müssen natürlich auch gekauft werden, aber die werden zur Verfügung gestellt. Wie gesagt, die Daten sind schon mal ein guter Grundstock, helfen aber noch nicht wirklich viel mit dem Targeting, also den wirklich zugeschnittenen Botschaften versenden. Was wir uns jetzt vorstellen müssen, und wir kennen alle in Deutschland die Payback-Karten, also diese Punktekarten, wo Leute mit einkaufen gehen und ihre Daten gesammelt werden, wir kennen die Miles-and-more-Karten, unsere Flug-Freakin'-Flyer-Karten, die wir nutzen, wenn wir fliegen. Diese ganzen Datensätze von den verschiedensten Anbietern werden von den Kampagnen aufgekauft.

    Das heißt, da weiß ich auf einmal, was eine Person so im Supermarkt einkauft, wohin sie fliegt, dazu kommen natürlich noch sämtliche andere Datensätze, zum Beispiel, wenn ich mir eine Zeitung abonniere und ich vielleicht noch angebe, was ich im Jahr verdiene, diese ganzen Daten kommen dazu und werden mehr oder weniger direkt obendrauf gelegt. Also diese Daten von der Datenbank aller registrierten Wähler und diesen ganzen Lifestyle-Daten, wie wir sie nennen, werden zusammengeführt. Das heißt, ich bekomme da schon ein ganz gutes Gefühl dafür, wie so ein Wähler tickt, was er sich kauft, was für Vorlieben er hat, in was für einer Familiensituation er ist, diese ganzen Daten werden zusammengeführt. Und jetzt, 2012, kommt noch der X-Factor dazu, und das ist Social Media und das Internet, in dem wir so wahnsinnig viele Daten von uns preisgeben. Stellen Sie sich vor, die ganzen Likes, die jeder einzelne von uns auf Facebook hat - Obama hat 25 Millionen Facebook-Freunde, Leute, die ihn gut finden … und wie viel Daten wir alle über uns preisgeben, indem wir einfach sagen, uns gefällt dies und uns gefällt jenes und so etwas, daraus kann man wahnsinnig viele Rückschlüsse führen. Diese Daten werden noch mal oben drauf gelegt. Und da kommt schon ein ziemlich gläsernes Wählerprofil zusammen.

    Führer: Okay, aber was machen die denn damit, ich meine, sie werden ja nicht für jeden Einzelnen einen eigenen Wahlwerbe-Videoclip drehen, oder? Also für die verschiedenen - da gibt es die alleinerziehende Mutter, 30, hier gibt es den Rentner, 65, also …

    van de Laar: Genau, das Ganze wird noch mal runter segmentiert, und da kommt jetzt wirklich das wirklich Spannende dabei in diese Datenanalyse. Da gibt es Analysten, die nichts anderes machen den ganzen Tag, als verschiedene Scores, wie wir es nennen, Punkte für unterschiedliche Kriterien, hinzuzufügen. Das heißt, Sie müssen sich vorstellen, wir haben diesen kompletten Datensatz, diese Daten, und dann wird dort in die Datenbank reingegeben und es werden Umfragen in diese Datenbank eingegeben, also mit den Leuten, die sich dort dahinter befinden.

    Das heißt, wir machen eine Umfrage und sagen, wie wählen denn Leute, die etwa 35 sind, verheiratet sind, Kinder haben und ein Durchschnittseinkommen von - ich weiß nicht - 60.000 Dollar im Jahr haben, wie wählen die, und das selbe wird für die meisten Wählergruppen rausgefunden. Dann kann man eben darauf Rückschlüsse bieten, das heißt, diese Milliarden von Daten werden noch mal zusammengefügt, verdichtet, und dann in unterschiedliche Segmente verteilt, dass ich vielleicht am Schluss 15, 20, 35 verschiedene Segmente habe, die dann wiederum sehr, sehr spezielle Botschaften bekommen. ...
orwell_1984Das vollständige Gespräch können Sie hier anhören. Sehr empfehlenswert, weil der sehr kompetente Herr van de Laar Ihnen anschaulich erkärt, wie data mining funktioniert und was man mit aggregierten Daten in der Politik macht:

Message Matters
Wähler mit der eigenen Botschaft zu erreichen und die Werte und Gefühle der Bürger zu treffen wird im heutigen 24/7 NewsCycle immer schwieriger. Richtig genutzt, verschaffen Online- und Offline-Kampagnen den Zugang zu den gewünschten Zielgruppen. Doch nur das richtige Framing aktiviert und mobilisiert den einzelnen Wähler.
Framing the Debate
Wie erlange ich in der Kampagne die Deutungshoheit und definiere den Rahmen des öffentlichen Diskurses? Welche Attribute und Werte sollen den politischen Gegner charakterisieren? Mit welchen Werten soll der Wähler mich in Verbindung bringen? Die passende Botschaft, Authentizität und das treffende Framing entscheiden den heutigen politischen Diskurs.
Julius van de Laar - Strategische Kampagnen & Kommunikation

Das kann 1. wahrscheinlich Frau Schröder-Köpf ganz gut und das ist 2. im Ergebnis wohl das, was Schramm meint ... Mit demokratischer Willensbildung hat das offensichtlich so viel zu tun wie ein Puff mit Liebe (siehe unten)!

Siehe auch: Big Brother is watching you - critically correct
oder auch: Amazon Kindle sammelt heimlich Nutzerstatistiken ... und löscht "1984" von Kindles ...

Kommen Sie in das Puff, das Freiheit heisst

    Kommen Sie in das Puff, das Zukunft heißt
    und Wachstum, Profit und Ordnung!
    Wenn Sie auch einer sind, der aufs Weiterleben pfeift,
    dann sollten Sie das sofort tun.

    Wir bieten Ihnen Wohlstand und Sicherheit
    und unverwundbare Seelen.
    Sie geben Ihr Hirn am Eingang ab
    und brauchen sich nie mehr zu quälen.

    Zwar: Es hat in diesem Leben
    vieles nicht den rechten Sinn,
    denn der eine muß marschieren,
    und der andre sagt wohin.

    Doch wer soll das schon verstehen,
    besser hält man seinen Mund.
    Gestern war die Welt noch eckig,
    heute ist sie kugelrund.

    Kommen Sie in das Puff, das Freiheit heißt,
    die Kloake der Illusionen!
    Wer brav ins Töpfchen der Wahrheit scheißt,
    hat freies Essen und Wohnen.

    Die Nächte sind sternklar wie eh und je
    unter unserem künstlichen Himmel -
    im Sommer gibt´s Bräune, im Winter gibt´s Schnee,
    und das Lieben besorgt der Pimmel.

    Zwar: Es ist in diesem Leben
    vieles nicht im rechten Lot,
    denn die einen machen Menschen
    und die andern schlagn sie tot.

    Doch wer soll das schon verstehen,
    besser hält man seinen Mund.
    Gestern war die Welt noch eckig,
    heute ist sie kugelrund.

“Zwischen dem Starken und dem Schwachen ist es die Freiheit, die unterdrückt, und das Gesetz, das befreit.” Rousseau

    Die Freiheit, das sind die Märkte und das Gesetz, das ist der Staat. Aber der Staat ist ins Gerede gekommen, und das Heil liegt im Privaten.
    Das ist die Ideologie der Starken, derer, die es sich leisten können, auf öffentliche Infrastruktur zu verzichten. Sie haben in einem Generationenprojekt durchgesetzt, dass die Steuern gesenkt wurden. Die Einnahmen, die dem Staat entgingen, wurden durch Schulden ersetzt. Dadurch konnte der Staat seine Leistungen eine zeitlang mehr oder weniger aufrechterhalten. Das war die erste Phase der Umerziehung.
    Jetzt kommt die zweite: die Schulden werden zurückgefahren. Weil aber die Steuern nicht erhöht werden, muss sich der Staat zurückziehen. Es bleiben die Schulen auf der Strecke, die Sportplätze, die Freibäder, die Jugendzentren. Es bleibt die Öffentlichkeit auf der Strecke. Man bringt den Leuten seit 30 Jahren bei, dass das der richtige Weg ist.
    Und sie glauben es.

    Die Ideologie der Starken - Eine Kolumne von Jakob Augstein bei SPON
Da ist Augstein mit seinem Bezug zu Rousseau unbedingt zuzustimmen: Ohne eine nähere Bestimmung des Begriffs der Freiheit im Sinne von "Freiheit von" und "Freiheit zu" bleibt Freiheit müllerwesternhagener Kitsch = falsches Gefühl.
Das ist auch ein schöner Kommentar zum Freiheitsgeseire des Herrn G., der hier jetzt den Bundespräsidenten und vergessen machen will, dass Demokratie gerade etwas blöd ist . Die Krisenländer brauchen jetzt alternativlos harte Reformer und gnadenlose Konsolidierung. Da stört der Bürger nur. Die Sache muss jetzt einfach mal durchgezogen werden und fertig...
(Thomas Fricke – Selbsterfahrungsgruppe Troika, ftd).

In Ergänzung zu Augstein:
'Big Government' Isn't the Problem, Big Money Is
Robert Reich - in: The Nation

Conservatives love to rail against “big government.” But the surge of cynicism engulfing the nation isn’t about government’s size. It flows from a growing perception that government doesn’t work for average people but for big business, Wall Street and the very rich—who, in effect, have bought it. In a recent Pew poll, 77 percent of respondents said too much power is in the hands of a few rich people and corporations...

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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