Am letzten Wochenende im Schweineberg bei Hameln: Die Märzenbecher kommen durch!!
Das in einem Laubmischwald auf 200 bis 280 m Seehöhe gelegene Areal im Stadtforst Hameln umfasst ca. 3,60 km² und zählt damit zu den größten Vorkommen Deutschlands
Ich weiß, ich wiederhole mich jährlich: Andi Brauers Spring Flowers. Macht nichts, - kann man / muss man immer wieder hören ...
Oldenburg Ende Februar kann sehr neblig und kalt sein. Statistische Daten ebenso. Vielleicht daher mein Unbehagen an dem, was viele der Vorträge auf der Tagung Diagnostik für lernwirksamen Unterricht (28.02.-01.03) als Ergebnisse empirischer Bildungsforschung zu bieten hatten. Nun fiel das auch noch zusammen mit der Lektüre von David Brooks' Kolumne (in der NYT International Weekly - Süddeutsche vom 01.03.) mit dem TitelWhat Data Can't Do, in der die Aporien empirischer (Bildungs-)Forschung selten klar formuliert werden:
The big novelty of this historic moment is that our lives are now mediated through data-collecting computers. In this world, data can be used to make sense of mind-bogglingly complex situations. Data can help compensate for our overconfidence in our own intuitions and can help reduce the extent to which our desires distort our perceptions.
But there are many things big data does poorly. Let’s note a few in rapid-fire fashion:
Data struggles with the social. Your brain is pretty bad at math (quick, what’s the square root of 437), but it’s excellent at social cognition. People are really good at mirroring each other’s emotional states, at detecting uncooperative behavior and at assigning value to things through emotion.
Computer-driven data analysis, on the other hand, excels at measuring the quantity of social interactions but not the quality. Network scientists can map your interactions with the six co-workers you see during 76 percent of your days, but they can’t capture your devotion to the childhood friends you see twice a year, let alone Dante’s love for Beatrice, whom he met twice.
Therefore, when making decisions about social relationships, it’s foolish to swap the amazing machine in your skull for the crude machine on your desk.
Data struggles with context. Human decisions are not discrete events. They are embedded in sequences and contexts. The human brain has evolved to account for this reality. People are really good at telling stories that weave together multiple causes and multiple contexts. Data analysis is pretty bad at narrative and emergent thinking, and it cannot match the explanatory suppleness of even a mediocre novel.
Data creates bigger haystacks. This is a point Nassim Taleb, the author of “Antifragile,” has made. As we acquire more data, we have the ability to find many, many more statistically significant correlations. Most of these correlations are spurious and deceive us when we’re trying to understand a situation. Falsity grows exponentially the more data we collect. The haystack gets bigger, but the needle we are looking for is still buried deep inside.
One of the features of the era of big data is the number of “significant” findings that don’t replicate the expansion, as Nate Silver would say, of noise to signal.
Big data has trouble with big problems. If you are trying to figure out which e-mail produces the most campaign contributions, you can do a randomized control experiment. But let’s say you are trying to stimulate an economy in a recession. You don’t have an alternate society to use as a control group. For example, we’ve had huge debates over the best economic stimulus, with mountains of data, and as far as I know not a single major player in this debate has been persuaded by data to switch sides. ...
Data obscures values. I recently saw an academic book with the excellent title, “ ‘Raw Data’ Is an Oxymoron.” One of the points was that data is never raw; it’s always structured according to somebody’s predispositions and values. The end result looks disinterested, but, in reality, there are value choices all the way through, from construction to interpretation.
Das trifft sehr gut, was als Problem hinter den Versuchen steckte, die diagnostische Kompetenz von Lehrerinnen und Lehrern zu professionalisieren (wogegen ja erstmal nichts zu sagen ist!): aus einer impliziten Alltags-Diagnostik (geleitet allenfalls von Alltagstheorie) eine explizite, wissenschaftliche Diagnostik zu machen (wogegen ja auch noch nichts zu sagen ist, weil ja unstrittig ist, dass das Lehrer-Alltags-Vor-Urteil höchst problematisch ist!).
Problematisch aber wird die postulierte Verwissenschaftlichung auf dem fast durchgängig propagierten Weg, pädagogische Fragestellungen im Kontext von Erziehung und Bildung mit den Mess-Methoden der Psychologie bzw. der empirischen Bildungsforschung "akkurat" beantworten zu wollen.
Und zu meinen, dass sei dann Diagnose, - womit als Diagnosekompetenz dann übrig bleibt die Fähigkeit (= Kompetenz??), die passenden Diagnosetools aus dem Diagnosepool auszuwählen und anzuwenden, und nicht die Fähigkeit, Lernvoraussetzungen, -potentiale und -schwierigkeiten von Schülerinnen und Schülern selbst differenzierter wahrzunehmen und theoriegeleitet zu interpretieren,
u.a. durch Weiterentwicklung der eigenen social cognition (s. o. Brooks: People are really good at mirroring each other’s emotional states, at detecting uncooperative behavior and at assigning value to things through emotion.)
und der eigenen Fähigkeit, Kontexte strukturiert zu erfassen und zu deuten (s. o. Brooks: People are really good at telling stories that weave together multiple causes and multiple contexts. Data analysis is pretty bad at narrative and emergent thinking, and it cannot match the explanatory suppleness of even a mediocre novel. )!
Die Frage, die nicht gestellt wurde, war die, ob Computer-driven data analysis geeinet ist, diese Fähigkeiten weiter zu entwickeln:
In einem Vortrag zur Diagnostik experimenteller Kompetenz: Testverfahren und prozessorientierte Auswertungsmedthoden wurde der Versuch geschildert, eben die experimentelle Kompetenz von Neuntklässlern im Fach Physik so zu modellieren, dass sie - prozessorientiert - messbar werde. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht das nicht oder führt nur zu Aussagen sehr begrenzter Reichweite. Das liegt daran, dass sich der beobachtete Versuchsaufbau eines Schülers wohl in Handlungssequenzen zerlegen lässt, in deren Analyse und Modellierung das Produkt und sogar die fachliche und Arbeitsqualität der jeweiligen Handlungsschritte eingehen können, nicht aber das narrative and emergent thinking, das das beobachtete Subjekt zu den beobachteten Handlungen veranlasst! Um Aufschluss daüber zu erlangen, müsste man das handelnde Subjekt wohl mal befragen: gespannt auf die Erzählung that weaves together multiple causes and multiple contexts.
Zuweilen war ich bei diesen Vorträgen geneigt einzuwerfen, dass man das oder wenigstens einiges doch vorher hätte wissen können (vgl. z.B. Hans Aebli: Denken - Das Ordnen des Tuns) und nicht all die wertvolle Arbeitskraft und die Forschungsgelder in Vorhaben hätte stecken müssen, die letztlich nur dazu dienen that our lives are mediated through data-collecting computers (s. o. Brooks). Aber diese Kritik ginge wohl am Wissenschaftsbetrieb, wie er nun einmal ist, vorbei ...
- fragte Rolf Dubs in seinem Vortrag (den zu hören und zu sehen allein den Besuch der Tagung lohnte!), und es wurde - für mich - überzeugend deutlich, dass die Diagnose von Schwierigkeiten beim Lernen im alltäglichen Unterricht zuallererst diagnostischen Optimismus (Dubs) braucht =
- tägliche Sensibilität,
- die individuelle Beobachtung im täglichen Unterricht, -
freilich auf der Grundlage fundierten wissenschaftlichen Wissens über Lerntheorien, Fachdidaktiken und vor allem über Metakognition!
- Aber warum sollten Lehrerinnen und Lehrer sich das nicht aneignen können?! Anstatt s. o. lediglich qualifiziert zu werden tools aus pools zu nutzen!!
Da war dann keine Oldenburger Datenkälte mehr ... Auf hohem theoretischem Niveau reflektierte Erfahrung mit emphatischem Bezug zu pädagogischen Grundwerten (s. o. Brooks: ... data is never raw; it’s always structured according to somebody’s predispositions and values. The end result looks disinterested, but, in reality, there are value choices all the way through, from construction to interpretation.)!
Ich will nicht leugnen, dass das, was Dubs mit professionellem Lehrerhandeln meint, sehr viel schwieriger zu realisieren - und schwieriger auszubilden - ist als das, was aktuell als Diagnosekompetenz gehandelt wird, aber es lohnt sich, das in der Auseinandersetzung mit der herrschenden Kompetenzkatastrophe zu versuchen ...
Wenn ich zuweilen nichts mehr verstehe oder keinen Mut mehr habe, verstehen zu wollen, muss ich immer an diesen Song der Peddlers aus dem Jahr 1970 denken:
The Peddlers waren eine britische Popjazz-Gruppe der 1960er und 1970er Jahre; sie bildete sich 1964 und blieb, personell unverändert, bis 1972 zusammen:
Roy Phillips (* 5. Mai 1943 in Parkstone, Dorset – Gesang, Keyboards), Tab Martin (* 24. Dezember 1944 in Liverpool – Bass) und Trevor Morais (* 16. Oktober 1943 in Liverpool – Schlagzeug). Die drei Musiker hatten vorher schon in unterschiedlichen Gruppen Erfahrungen gesammelt: Phillips als Gitarrist bei der von Joe Meek produzierten R&R-Gruppe The Dowlands, Martin bei den Tornados, ebenfalls einer Meek-Gruppe, und Morais bei Farron’s Flamingos ...
The Peddlers (deutsch: Hausierer, Fliegende Händler) spielten einen oft improvisierenden, cool-jazzigen Stil, der weit vom Rock ‘n’ Roll ihrer vorherigen Gruppen entfernt war. Martin und Morais bildeten eine eingespielte Rhythmussektion, die für Dynamik und Drive sorgte, wobei das Bassspiel mit langen Noten auch melodisch Akzente setzte, und Phillips sang mit einer „tiefschwarzen“ Stimme und beherrschte seine Orgel virtuos.
Das kann man wohl sagen! Wie gut diese Musiker waren, kann man z.B. hier sehen und hören:
From 1971, the great Peddlers with Elmer Bernstein & Hal David's 'Walk on the Wild Side':
Roy Phillps lebt seit Jahren in Neuseeland, auf seiner Homepage findet sich allerlei Interessantes, u. a. zur Bandgeschichte und dazu, was er jetzt so macht.
Bei youtube finden sich einige Songs taken from Roy's "An Evening With Roy Phillips" DVD aus dem Jahre 2007, die unbedingt hörenswert sind.
Die Stimme ist so faszinierend wie damals und die Klänge, die er da Kurzweil-mäßig zaubert, sind wunderschön, kommen aber für mich nicht an das heran, was er aus der Hammond-B3 herausgeholt hat, die er früher gespielt hat.
Zur Feier der B3, des neben dem Fender Rhodes wichtigsten Tasteninstruments in Jazz und Rock, hier Four Hammond B3's playing The Cat : Paul Shaffer, Joey DeFrancesco, Doug Riley, and Dr. Lonnie Smith - Musik ab 2'00:
Jürgen Kaube setzt sich heute in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (S. 63) unter dem Titel "Milchmädchen, bleib sitzen" im Zusammenhang der Debatte um das Sitzenbleiben (die seine Kollegin Schmoll jüngst mit dem Beitrag befeuerte, dann könne man ja gleich die Schule abschaffen) mit der Studie: Klassen-Wiederholungen - teuer und unwirksam (Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung; Grafik hier) auseinander.
Der Studie des renommierten Bildungsforschers zufolge betragen die jährlichen Gesamtausgaben für Klassenwiederholungen in Deutschland 931 Millionen Euro. Diese Berechnung umfasst die zusätzlichen Personalausgaben für die Schulen und die Schulverwaltung, den laufenden Sachaufwand sowie die Investitionsausgaben differenziert nach jedem einzelnen Bundesland. Die Studie berücksichtigt dabei auch die unterschiedlichen Verfahren der Zuweisung von Lehrerstellen (Klassenbezug oder Schülerzahlenbezug) in den Bundesländern...
Kaube bemerkt nicht die feine Ironie, die darin liegt, dass ein Bildungsforscher mit solchen Berechnungen den Widersinn entlarvt, Bildung und Bildungs(irr)wege junger Menschen quantitiv erfassen zu wollen (und das auch noch bezahlt von der B-Stiftung!).
Kaube steigt vielmehr voll drauf ein, hält Klemm für ein Milchmädchen und macht seine eigene Rechnung auf, in der er eine niedliche kleine Schule mit drei Klassen modelliert, in der auf jeder Stufe zwei Schüler sitzenbleiben. ...Also sind sechs Schüler sitzengeblieben, aber die Schule hat nur zwei zusätzliche Schüler, die zusätzliche Kosten verursachen .... Abschließend fragt er: Oder haben wir jetzt etwas übersehen und müssen selbst nachsitzen?
Ich fürchte, mit Nachsitzen ist es nicht getan, denn Kaube hat wohl übersehen, dass wir hier bildungsmäßig zur Output-Steuerung übergegangen sind, während er noch von einem statischen Inside-Modell ausgeht. Output-Steuerung bedeutet, wenn ich das richtig verstehe, dass vom zu betrachtenden System Schule (S1) ein bestimmtes Quantum an Kompetenz (K) zu einem bestimmten Zeitpunkt (Z) zur Verfügung zu stellen ist, - und das zu einem bestimmten Preis (GK). Da nun Kompetenz blöderweise z. T. immer noch an stoffliche Träger (M) gebunden ist und dem nächsten System (S2) zum Zwecke der Produktion weiterer Kompetenz (K') oder gleich dem übernächsten System (Systemsystem = S'S) zum Zwecke der Vernutzung menschlicher Arbeitskraft denn doch deren stoffliche Träger, also Menschen (M), zugeführt werden müssen, scheint es sinnvoll, die Systeme S1 und S2 als Profitcenter zu betrachten und zu kalkulieren, zu welchem Preis (GK) diese die Ware AK (= K + K') produzieren. Da diese, wie bereits erwähnt, teilweise noch an stoffliche Träger gebunden ist, liegt es nahe, die Gesamtkosten (GK + GK') durch die Anzahl (X) der in bestimmten Zeiteinheiten (Z) hervorgebrachten stofflichen Träger (XM) zu teilen, um eine Idee von den Kosten p.P. (GKpP) zu haben; - was schon wichtig ist, damit der Gesamtprozess G - W(AK + PM) - W' - G' im Hinblick auf die Zuführung kompetenter AK kalkulierbar bleibt. Ich gebe allerdings zu, dass die Annahme, die ermittelte Größe (GKpP) sei von Interesse, nur gilt, wenn man davon ausgeht, dass der Inhaber von G' einen Teil von G' in Form von Steuern abführt und sich für deren effizienten Einsatz interessiert, worauf die einschlägigen Veröffentlichungen der INSM allerdings schließen lassen.
Ich fasse zusammen:
[- wobei der in der Klammer mathematisch modellierte Kostenfaktor sich selbstverständlich nur auf den Anteil der Bildungsausgaben an den wenn überhaupt entrichteten Steuern der G'-Eigentümer in ihrer Gesamtheit bezieht, ansonsten geht das zu Lasten aller anderen, bei denen der Staat (auch: G-Kapitalist) Steuern eintreibt]
Wo also liegt Kaubes Fehler? Er liegt auf der Hand: Kaube - immerhin Diplom-Volkswirt - lässt Z außen vor, also die Zeiteinheit, in der das benötigte Quantum an K (+ K') produziert wird, - ein Fehler, den er schon mit einem Blick auf den Systemwechsel von G9 auf G8 hätte bemerken können - und was i.Ü. nur unter der Prämisse zulässig wäre, dass a. nicht alle stofflichen Träger (M) von K bzw. K' im Prozess G-W-G' benötigt werden, weil immer mehr K' bereits in PM inkorporiert ist, und/oder b. das vom Gesamtsystem benötigte Quantum an K + K' dem Systemsystem (S'S) auch von außen zugeführt werden kann, z.B. durch Ausnutzung von krisenbedingten Wanderungsbewegungen, also Zufuhr von insbesondere K'EU, - was sich insofern rechnet, als die Produktionskosten von K' dann in GR,I, P, E anfallen und hier nur die Kosten zur Herstellung der nötigen Sprachkompetenz (KSp bzw KSp') zu kalkulieren wären, die aber sicherlich auch gern von den stofflichen Trägern der K'EU - im Interesse der Herstellung hiesiger Employability (ED) - selbst aufgebracht werden und insofern vernachlässigt werden können.
Aber Kaube sagt oder weiß ja nicht, dass er von dieser Prämisse ausgeht! Insofern wäre doch zu einer Wiederholung statt nur zu Nachhilfe zu raten: Keine Schule lässt heute noch leichtfertig einen Schüler sitzen, sie bespricht das offen mit den Eltern, sie sucht auch nach anderen Schulformen, die möglicherweise besser geeignet sein könnten ; - es wäre nett, Frau Schmoll, Sie würden in diesem Sinne mal mit den Eltern des Kollegen Kaube sprechen!
P.S.: Für die Formel hätte ich gern einen WiWi-Nobelpreis oder irgendwas in der Art!
Da wir gerade bei guten Photo-Blogs sind, hier noch via POUR 15 MINUTES D'AMOUR (schon mehrfach empfohlen!) die ultimative Illustration zur sog. Brüderle-Sexismus-Debatte, die ja medienmäßig eigentlich schon erledigt ist (das Problem damit offenbar auch): - Plop !
Illustration de George Petty pour Esquire
Und noch ein Bild - und
wenn Bilder die Welt erklären können, dann dieses:
In seiner Dankrede zur Verleihung des Bertolt-Brecht-Preises erzählt Ingo Schulze - bzw. der von ihm zitierte Autor (der er selbst nicht sein will) eines Briefes an Bertolt Brecht - eine schöne Geschichte aus dem Mathematikunterricht der Tochter. Und er stellt Fragen. Und er stellt etwas fest.
Vor einigen Tagen korrigierte ich mit meiner achtjährigen Tochter deren Mathematikarbeit. Sie hatte eine drei geschrieben. Für die Zusatzaufgabe, deren Lösung ihr vielleicht die Note zwei eingebracht hätte, hatte sie null Punkte bekommen. Die Aufgabe lautete: „Marie macht eine Fahrradtour. Am Vormittag fährt sie 8 Kilometer, am Nachmittag doppelt so viel.“
Die Kinder sollten nun: a) selbständig die Frage formulieren, b) den Lösungsweg zeigen und c) das Ergebnis ausrechnen. Unter b) schrieb sie: acht plus sechzehn, unter c) vierundzwanzig, a), ihre Frage allerdings lautete: „Wie lang hält sie durch?“
Ich versuchte ihr zu erklären, warum sie grundsätzlich die richtige Frage gestellt habe, als mich ihre zwei Jahre ältere Schwester mit dem Hinweis unterbrach, das sei doch Mathematikunterricht und im Mathematikunterricht sei das eben falsch. Wie könne ich denn behaupten, das sei richtig?! Die jüngere war verwirrt und eingeschüchtert. Wir hatten eine lange Diskussion. Und ich weiß nicht, ob ich dabei so überzeugend war, dass ich ihre Einschüchterung nicht nur oberflächlich vertreiben konnte. Aber wäre das überhaupt wünschenswert? Vielleicht doch lieber eingeschüchtert als null Punkte?!
Ich erzähle Ihnen diese Episode, weil wir eigentlich nur noch Mathematik betreiben. Und das für selbstverständlich und damit unideologisch gilt. Man muss auch gar nichts mehr entlarven, die Dinge werden in aller Öffentlichkeit verkündet. Schon im Jahr 2000 sprach Rolf E. Breuer in der Wochenzeitung „Die Zeit“ die Kriegserklärung aus, die bis heute Gültigkeit hat: „Politik muss (...) heute mehr denn je mit Blick auf die Finanzmärkte formuliert werden. (...) Offene Finanzmärkte erinnern die Politiker allerdings etwas häufiger und bisweilen etwas deutlicher an diese Zielsetzungen, als die Wähler dies vermögen. Wenn man so will, haben die Finanzmärkte quasi als ‚fünfte Gewalt‘ neben den Medien eine wichtige Wächterrolle übernommen. Wenn die Politik im 21. Jahrhundert in diesem Sinn im Schlepptau der Finanzmärkte stünde, wäre dies vielleicht so schlecht nicht.“
Und Dr. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, also ein Vertreter unseres Gemeinwesens, sagte auf einem Wirtschaftsforum im Juni 2012: „Für den Fall, dass sich ein Land nicht an die Haushaltsregeln hält, ginge nationale Souveränität automatisch in dem Ausmaß auf die europäische Ebene über, dass dadurch die Einhaltung der Ziele gewährleistet werden kann. (…) Denkbar wäre zum Beispiel das Recht, Steuererhöhungen oder proportionale Ausgabenkürzungen vornehmen – und nicht bloß verlangen – zu können. (…) In einem solchen Rahmen könnten Konsolidierungspfade durch die europäische Ebene sichergestellt werden, auch wenn sich hierfür keine Mehrheiten in dem jeweiligen nationalen Parlamenten finden sollten.“
Sie zucken wahrscheinlich zusammen, lieber Herr Brecht, aber die Mehrheit stößt sich daran nicht. Solche Töne sind mehr als nur salonfähig, das ist de facto offizielles Regierungsprogramm, eben genau das, was die Kanzlerin der Deutschen, die zugleich den Titel der beliebtesten Politikerin des Landes führt, unter „marktkonformer Demokratie“ versteht. Warum überhaupt noch Demokratie? Warum überhaupt noch Wahlen? Warum soll ich denn zur Wahl gehen, wenn dann, wenn es hart auf hart kommt, die gewählten Vertreter nichts mehr zu sagen haben und die Kommissare übernehmen. Wem aber sind diese Kommissare überhaupt rechenschaftspflichtig? Ganz gewiss nicht dem Parlament in Straßburg, und auch nicht ihren Regierungen, die sie entsandt haben, denn deren Geschäft sollen sie ja jetzt übernehmen. Wem also dann? Niemandem? Oder vielleicht doch den Finanzmärkten, der fünften Gewalt? Sollte nicht mit Blick auf die Finanzmärkte Politik gemacht werden? Also, ab ins Schlepptau!
Vom Standpunkt eines Mathematiklehrers hat Herr Dr. Weidmann sicher eine gute Note verdient. Die richtige Frage aber muss doch heißen: Wie lange halten wir noch durch? Oder:
Wie lange halten wir noch still? Oder: Wäre es da nicht doch einfacher, die EU-Kommission löste die Völker auf und wählte andere?
Sie lächeln nicht, sehr verehrter Herr Brecht, zu Recht. Denn wenn ich weiter variierte und etwas genauer sagte: „Wäre es da nicht doch besser, Herr Dr. Weidmann löste die Parlamente auf und wählte andere“, wiederhole ich ja tatsächlich nur, was er, ein Vertreter unseres
Gemeinwesens, bereits gesagt und gefordert hat. Deshalb sollte es besser heißen: Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Logik einer Bank?
Sehr verehrter Herr Brecht, es ist höchste Zeit, dass ich zum Schluss komme. Lassen Sie sich sagen: Sie fehlen uns. Aber das liegt nicht an Ihnen, sondern an uns....
Mein Lieblingsalbum bleibt aus biografischen Gründen Shut Down Vol.2 aus dem Jahr 1964, u.a. deshalb, weil die Aufnahmen schon damals einen unglaublichen Druck hatten. "Why Do Fools Fall in Love" kam mit einer solchen Dynamik aus der Musiktruhe, dass meine Singles der Rattles und selbst die der Kinks oder der Pretty Things dagegen flach klangen (so dass ich mich den Beach Boys zuwandte, was damals nicht ganz einfach war, weil man als Beach-Boys-Fan eher - später hätte man gesagt: wegen Warmduscher-Verdachts - verachtet wurde).
Bei den 2012 von Mark Linett noch einmal digital restaurierten Aufnahmen überzeugt tatsächlich, dass diese ungeheure Dynamik noch besser, weil transparenter entfaltet wird. Ich vermag häufig den Audiophilen nicht zu folgen, wenn sie Nuancen rauszuhören meinen, die meinen Ohren nicht zugänglich sind, aber gerade bei "Why Do Fools Fall in Love" , dem ersten Arrangement von Brian Wilson, das einen Phil-Spector-mäßigen Wall of Sound hinter oder über die Beach-Boys-Stimmen legt, ist das tatsächlich hörbar:
Afficionados sei ein Vergleich der ersten, 1990er Bearbeitung Linetts , der akutell restaurierten Aufnahmen und des 2009 New Stereo Mix w/Intro (a previously unreleased version with a piano intro) empfohlen.
Schön dass technischer Fortschritt doch zu etwas gut ist ...
Hier der 2009 New Stereo Mix mit dem Piano Intro (und eher doofenVogelbildern) --> Shut your eyes und versuchen Sie mal die die interessante Instrumentierung in der Rhythm-Section und vor allem bei den Bläsern rauzuhören, die den 50er Doo-Wop-Gesang in die progressive sounds der 60er hochschießt - noch über die Fours Seasons (s. u.) hinaus und ganz anders als Frankie Lymon & The Teenagers, vgl. meinen Hinweis auf Aaron Nevilles neues Album "My True Story" -:
Das ist aber auch ein wunderbarer Popsong mit einer tiefen Wahrheit, die zu artikulieren ja viele gute Popsongs auszeichnet!
Why do fools fall in love?
Why do birds sing so gay
And lovers await the break of day
Why do they fall in love
Why does the rain fall from up above
Why do fools fall in love
Why do they fall in love
Love is a losing game
Love can be a shame
I know of a fool you see
For that fool is me
Tell me why
Tell my why
Auf Franz Josef Degenhardts Album "Wildledermantelmann" aus dem Jahre 1977 (!) findet sich der Titel "Arbeitslosigkeit (Umdenken Mister - umdenken Mister)", an den man denken muss, wenn man von Wanderarbeitern aus Rest-Europa hört, liest oder sieht, die bei Foxconn in Bad Hersfeld e-commerce oder sowas ähnliches zusammenlöten bzw. -packen*:
sehen sie
vor dieser vision
vor dieser echten REVOLUTION
wird alles übrige klein
bedeutungslos
und dafür muß man opfer bringen
jeder
egoistische interessen
haben da mal hintenanzustehen
sicher
ungerechtigkeiten
oder besser noch disparitäten
wird's dabei natürlich geben
wie bei jeder REVOLUTION
damit muß man leben
und ad nützt kein lamentieren
heulen
händchenhalten
wenn paar dinge oder leute auf der strecke bleiben
das ist sowieso meist schrott
brauchbar sind die MOBILEN
die beweglichen
zu beispiel
wenns mal keine arbeit gibt
bei KRUPP in ESSEN
nun
wird eben umgeschult
oder besser noch
dann zieht man dahin wo´s ARBEIT gibt
nach MÜNCHEN oder HAMBURG
und vielleicht sogar
nach RIO oder KAPSTADT
femder Länder
abenteuer
weg von mutterns ofen
ja der ARBEITER 2000
der wird wieder ein nomade sein
mit sack und pack und campingwagen
zieht er durch die welt
ein freier mann
für eine gute ARBEIT zieht er meilenweit
UMDENKEN mister UMDENKEN mister
und zwar schnell
und zwar radikal ...
... Nein, wenn es wirklich etwas Deprimierendes an diesem Film gab, dann war das, wie reibungslos diese ökonomische Selbstmordmaschine funktioniert und wie wir gezwungen sind, als kleine Rädchen im Getriebe gegen unseren Willen dabei mitzumachen. Der Busfahrer, der die Leiharbeiter wie Vieh durch die Gegend karren muss, weil er sonst seinen Job verliert; die Ferienwohnungenbesitzer, die Wohnungen an die Leiharbeiter vermieten müssen, damit sie ausgelastet sind.
Die Manager, Vorarbeiter usw., die ebenfalls um ihren Job fürchten. Die Landräte und Bürgrmeister, die Angst vor Entlassungen und neuen Arbeitslosen haben. Wahrscheinlich ist nicht einmal der Amazonchef ein schlechter Mensch, da er unter Konkurrenzdruck steht. Und zum Schluss die Leiharbeiter selber, die willig mitwirken in der Hoffung auf eine Festanstellung, die sich natürlich nie erfüllen wird. lebowski - Ein Skandal, der keiner ist - im Freitag
Da mag lebowski wohl recht haben (wie Big Lebowski ja eigentlich immer fucking recht hat); weiter als Degenhardt 1977 ist damit aber auch nicht gekommen. Eher weniger weit, also vielleicht näher dran, aber ohne Perspektive. Aber dafür kann er nichts, denn die Grundlage für Degenhardts Optimismus, dass diese Revolution nicht von Dauer sei, - die er im Abspann des 70er-Jahre-Disco-mäßig** arrangierten Songs ab 6:08 in traditionell akustischer Manier - sozusagen unplugged - vorträgt, ist (leider) entfallen.
__________________________
* Die roten Schuhe: Echte Globalisierung ist, wenn chinesische Medien über die schlechte Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in Deutschland berichten, nachdem in deutschen Medien kein gutes Haar an der schlechten Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in China (Foxconn, das Original) gelassen wurde...
** Anmerkung für Musikarchäologen: der funky backing track stammt übrigens von Randy Pie, der Band des Ex-Rattles-Drummers Dicky Tarrach; ansonsten waren Rale Oberpichler und die Gruppe Ougenweide beteiligt.
15.02.2013 Niedersächsischer Philologenverband für Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium
In ungewöhnlich scharfer Form - so meine LieblingsHAZ am Wochenende - hat Niedersachsens Philologenverband die Rückkehr zum Abitur nach 13 statt wie bisher nach zwölf Schuljahren gefordert. Die vor acht Jahren eingeführte Verkürzung der Schulzeit erweise sich „zunehmend als folgenreicher Eingriff in die Bildungs- und Erziehungsarbeit des Gymnasiums“, heißt es in einem Beschluss des Vorstands der Organisation, die die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt. (16.02.2013 / HAZ Seite 1 Ressort: POLI)
Der vorgetragenen Kritik am G8 ist ja zuzustimmen, aber abgesehen davon, dass dieser Verband nicht die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt, sondern die, die in dieser ständischen Organisation organisiert sein wollen, um die ständischen Interessen der Gymnasiallehrer und ihrer Schulform zu vertreten, gehört schon eine gehörige Portion Chuzpe dazu, die Rückkehr zum G9 von der neuen rot-grünen Landesregierung zu fordern (die im Koalitionsvertrag vorsichtig einen „ergebnisoffenen Dialog“ unter anderem zu der Frage angekündigt, ob die Gymnasien eine Wahlmöglichkeit zwischen einer kürzeren und einer längeren Schulzeit bekommen sollen), nachdem eben dieser Verband - trotz anfänglicher Bedenken - der in bildungspolitischen Grundfragen verwandten schwarz-gelben Koalition im Hinblick auf die Ein- und brachiale Durchführung des G8 jahrelang nicht widersprechen mochte. Wobei das wohl zu milde formuliert ist:
Was jetzt kritisiert wird, ist im wesentlichen von den eigenen Leuten, d.h. den unter Schwarz-Gelb ins Kultusministerium und die Landesschulbehörde aufgestiegenen Mitgliedern und Fuktionären des PhVN zu verantworten.
Dass man denen jetzt so vor's Schienbein tritt, lässt auf große Not und Panik schließen.
Die könnten insofern begründet sein, als die neue Landesregierung plant, zunächstmal den Gesamtschulen das G9 zu gestatten (was die Damen und Herren CDU-Kultusminister - von eben diesem PhVN applaudiert - denen verboten hatten, was - nebenbei - die Gesamtschulen zu einer teilweisen Aufgabe ihrer Grundanliegen zwang!). Die Kolleginnen und Kollegen vom PhV wissen auch, dass ihrem Gymnasium - bei Übergangsquoten von in Großstädten über 50% - massiv Schülerinnnen und Schüler verloren gingen, wenn das von Eltern und Schülern bevorzugte G9 eben an IGS/KGS und nicht am Gymnasiun zu haben wäre!
Herr Audritz, der Vorsitzende des PhVN in der Presseerklärung, führte weiter aus, dass auch der verstärkte und begrüßenswerte Zustrom zu den Gymnasien aus allen Bevölkerungsschichten und von Schülern mit Migrationshintergrund in den letzten Jahren zunehmend eine veränderte Situation geschaffen habe: „Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen. Dazu brauchen wir jedoch wieder mehr Zeit.“
Sag ich doch: "Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen." ... Wir, nicht die Gesamtschulen wollen zum Abschluss führen , - und wir bestimmen auch, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist !
Hinter der Anpassung an wohl nicht mehr zu leugnende Tatsachen, was die veränderte Klientel der weiterführenden Schulen angeht, die einen höheren Bildungsabschluss anstrebt, kriecht aus der scheinbar fortschrittlichen Forderung der alte gymnasiale Besserwisser-Standesdünkel hervor.
Mir stellt sich immer noch die Frage, wie man meint wissen zu können, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist ...
1960 hatte es den Musiker Tony Sheridan nach Hamburg verschlagen. Als Sänger trat er auf der Reeperbahn auf, begleitet auch von jenen Liverpoolern, die sich Beat Brothers nannten - die späteren Beatles. Bis heute spricht Paul McCartney von ihm als "Lehrer". Gestern ist Tony Sheridan im Alter von 72 Jahren gestorben.
Nur für Spezialisten:
L'INVITE" de TV5MONDE présenté par Patrick SIMONIN le 2/12/11. L'un a été le premier batteur des BEATLES avec John, Paul et George et l'autre le premier chanteur du groupe lors de ses débuts légendaires à Hambourg. Une rencontre "historique", 50 ans après l'enregistrement de leur premier tube !!
Der seltsame Titel "Les BEATLES n'existeraient pas sans HITLER" ist übrigens so zu erklären, dass Tony Sheridan von der kulturellen Leere der postfaschistischen Bundesrepublik spricht und die These wagt, dass diese eine wesentliche Bedingung der Attraktivität der englischen Bands in den frühen 60er Jahren in Hamburg war.
The horsemeat-for-beef crisis has more than a whiff of a previous "sub-prime" scandal about it, writes Colm O'Regan (BBC News Magazine 16.02.)
This isn't the first time there have been international revelations that dubious products have been marked as fit for consumption.
It's not that long ago that sub-prime mortgages were mixed with slightly better products and marketed as prime cuts. Once bought, these products made their consumers (banks, pension funds) very, very sick. In fact some banks caught the zombie virus from them.
And just like the burgers, the packaging of these minced assets made them seem a whole lot more attractive than they actually were.
The rating agency Standard and Poor's (which would be a great name for a processed food company) is being sued by the US Justice Department for the way it handed out triple-A ratings to securities that the department alleges S&P knew were risky.
In one internal email, an S&P analyst says: "We rate every deal. It could be structured by cows and we would rate it." (And probably if it was structured by horses also.) ...
Update - Vom Standard zu den Poors: ... Wer wenig verdient, muss halt billig essen, soweit sorgt das System immerhin vor ...
Wer es besonders günstig haben möchte, kann sein Pferdefleisch direkt bei Amazon bestellen ‑ eine Dose Dovgan Pferdefleisch im eigenen Saft für zwei Euro fünfzig. Kunden, die diesen Artikel kauften, kauften auch Hundert Prozent Pferdefleisch pur von Scheker und die Vorratspackung Pferd, 30 mal 800 Gramm in Dosen für 117 Euro 99. So eine Bestellung wäre immerhin ehrlich und sauber und nicht angreifbarer, als die empörte Kündigung bei Amazon, die auf dem heimischen Apple-Computer verfasst wird... Pferdefleisch & Amazon – Die verwunderliche Verwunderung; Jörg Magenau, rbb-kulturradio 22.02.2013
Meine LieblingsHAZ bietet gerade eine frei zugängliche Photoauswahl an, die ich denn doch empfehlen möchte: Kennen Sie das historische Hannover?
Ich liebe die alten Photos von Wilhelm Hauschild; wahrscheinlich weil ich z.B. viel vom Lister Platz erzählen könnte ...
Diese Bilder lassen die Vergangenheit etwas putzig erscheinen, - wie da Passanten zuschauen, wie Autos und Radfahrer einträchtig im Kreis herumfahren, ein Schutzmann einem Weltkugel-Ford den Weg nach Berlin weist und andere Passanten ohne Ampel, Schutzmann oder Zebrastreifen (bei genauerer Betrachtung auch ein selten dämliches Wort!) die Straße überqueren können, ohne dass sie von den nahenden Hanomag- und Magirus-Lastern angehupt und umgemangelt werden. Selbst die Besatzungstruppen mit dem Ami-Stern fügen sich friedlich in den Kreisverkehr ein, der eindeutig von Volkswagen - vor kurzem noch KdF-Wagen und noch nicht im Besitz der Familie Porsche - beherrscht wird (allerdings vier unterschiedliche Typen des VW-Käfer: Brezelkäfer in Standard(nicht-synchronisiertes Getriebe)- und Exportausführung, mit und ohne Schiebedach, Kabrio in Zwei-Farben-Lackierung) ! - In der Celler Straße naht ein dicker Büssing, der ein wenig bedrohlich aussieht. Ansonsten ein Bild vollendeter verkehrsmäßiger Harmonie!
... In das sich auch der Henschel/Kässbohrer-Obus 907 an der von 1949 bis 1958 bedienten Endhaltestelle am Lister Platz vor der Abfahrt nach Langenhagen einfügt! (Eine Üstra-Episode: Obusse in Hannover - drehscheibe)
Und als der Obus abgeschafft war, bekam der Schutzmann am Lister Platz ein putziges kleines Häuschen, aus dem heraus er den neuen Herausforderungen viel besser - und auch im weißen Mantel und nicht nur mit weißen Ärmelschonern - gerecht werden konnte; - z. B. einen schönen Ford 17m sicher über den Platz in Richtung Bödekerstraße zu geleiten ...
Hannover wurde zu der Zeit zur "autogerechten Stadt" umgebaut. 1959 berichtete der SPIEGEL unter dem Titel "Das Wunder von Hannover" über den hannoverschen Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht und seine Vision einer Stadt mit einem grandiosen Netz von Schnellstraßen...
Überhaupt wurde unglaublich aufgebaut. Hier ein schöner Ausschnitt aus dem zeitgenössischen Propagandafilm "Alle machen mit" (1960):
Mit diesem Film zeigt der Hannoveraner Redakteur und Pressefotograf Heinz Koberg stolz den Wieder- und Neuaufbau der Stadt Hannover von 1949 bis 1960. Im Mittelpunkt stehen neue Verkehrswege, Wohnviertel, Schulen, Krankenhäuser und Freizeiteinrichtungen, deren Bau nicht zuletzt durch Engagement und Zusammenarbeit der Bürger möglich geworden sei. In der Darstellung wirft Koberg auch einen Blick in den damaligen Schulunterricht, der recht amüsante Szenen offenbart. Quelle: Historische Filmbestände in Niedersachsen
- Amüsant ist das eigentlich eher weniger, was in dem Ausschnitt über Unterricht an Mädchenschulen zu Tage kommt ...
Die andere Perspektive der Mädchen: sehr schön im ersten Kapitel von Eva Menasses neuem Roman ... gleich unten!
Hymnisch bespricht Rezensentin Sandra Kegel - in der FAS vom 09.02. - Eva Menasses Roman "Quasikristalle". Allein der Titel, der auf die von dem Nobelpreisträger Daniel Shechtmann entdeckten, als "verbotene Symmetrien" bezeichneten Kristalle verweist, versetzt die Kritikerin in Entzücken. Geradezu genialisch gelinge es Menasse, die chemischen Strukturen in Literatur umzusetzen, schwärmt Kegel, die hier der multiperspektivisch erzählten, zwischen "Wahrnehmung und Wahrheit" oszillierenden Geschichte der Heldin Xane Molin folgt.... perlentaucher
Ein längerer Ausschnitt erscheint wohl demnächst ist zu sehen und zu hören bei zehnseiten.de - einer empfehlenswerten Seite, die deshalb so heißt, weil man dort Autorinnen/Autoren zehn selbst ausgewählte Seiten aus einem Buch vorlesen lässt!
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag 04.02.2013 – KLEINE ANFRAGE – Drucksache Nr. 17/12147 Todesopfer unter Flüchtlingen in die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union im Jahr 2012
Immer wieder kommen Menschen bei ihrem Versuch in die EU und nach Deutschland zu gelangen, ums Leben. Diese Toten sind der Preis für die Abschottung Europas. Die Linksfraktion fragt die Bundesregierung, inwieweit sie dieser Folgen der von ihr mit vorangetriebenen Abschottungspolitik überhaupt gewahr ist.
Nach Angaben des dabei federführenden Innenministeriums handelt es sich aber nicht um amtliche Zahlen, sondern um Angaben von im Ausland eingesetzten Beamten der Bundespolizei, die dort im Rahmen ihrer Arbeit für die EU-Grenzschutzagentur Frontex waren. Danach sind 2012 mindestens 180 Flüchtlinge bei dem Versuch ums Leben gekommen, irregulär - wie es die Bundesregierung betont - die Grenzen der EU zu erreichen.
(*) "borderline europe" gibt z. B. für diesen "Vorfall" 27 Tote an und berichtet von schweren Vorwürfen gegen FRONTEX.
Die Bundestagsfraktion der Linkspartei vermutet, dass die Zahl der tatsächlichen Todesopfer deutlich höher sein muss. Darauf weise schon alleine die Tatsache hin, dass im Rahmen von Frontex-Operationen 2011 insgesamt 33.000 Personen aus Seenot gerettet worden seien.
"Diejenigen, die nicht gerettet wurden, finden in keiner Statistik Eingang. Es ist davon auszugehen, dass die Abschottung der Wohlstandsfestung EU jährlich tausende Menschen das Leben kostet", so die Innenexpertin der Fraktion, Ulla Jelpke. - s. o. tageschau.de
Dass die Zahl der tatsächlichen Todesopfer höher liegt, ist anzunehmen; vgl. z. B. die Recherchen des Netzwerks Migration in Europa - Februar 2012:
Mehr als 1.500 Migranten sind im vergangenen Jahr beim Überqueren des Mittelmeers gestorben oder verschollen. Über 69.000 Migranten und Flüchtlinge erreichten die europäischen Küsten. Dies geht aus einem Bericht des UNHCR hervor, der Ende Januar vorgestellt wurde.
Ein Metöke (griechisch μέτοικος métoikos ‚Ansiedler‘) war in der griechischen Antike, insbesondere in Athen, ein dauerhaft in der jeweiligen Stadt lebender Fremder, der kein Bürgerrecht (und damit keine politischen Mitwirkungsrechte) besaß, aber meist auch Grieche war. Die Metöken mussten in Athen eine spezielle Steuer (μετοίκιον metoikion, vermutlich eine Drachme im Monat) entrichten und standen dafür unter einem gewissen Schutz des Staates. .. Sie durften in Athen keinen Grundbesitz erwerben und waren daher überwiegend in Handel und Gewerbe tätig ...
Das Wort lebt pejorativ im französischen métèque und nahe verwandten Sprachen (katalanisch: metec; okzitanisch: metèc) fort und bezeichnet einen ungeliebten Fremden. Besonders bekannt geworden im deutschsprachigen Bereich ist dieser französische Begriff durch das gleichnamige Chanson Le Métèque von Georges Moustaki.
Ingrid Cavens bestes Album: Au Pigall's (1978 LP Barclay, Live in Paris, 2001 auf CD Barclay wiederveröffentlicht); daraus mein Lieblingslied: Amour Sans Miracle:
Was die Linke, die Nachfolgepartei der DDR-Kaderpartei SED, wirklich will, hat die Parteivorsitzende Katja Kipping schon vergangenen Sommer klar gemacht als sie sagte: „Ab 40.000 Euro im Monat gibt es kein Mehr an Lebensgenuss.“
Wenn alles Geld über dem Genussdeckel der Linkspartei sowieso nur der „Bestechung von Politikern“ oder der „zerstörerischen Finanzspekulation“ diene, dürfte es beim Deckel für Einkommen nicht bleiben. Man könnte auch Vermögen und Autos mit 40.000 Euro deckeln und letztere gleich aus Pappe herstellen.
Der Untergang der DDR beweist, wohin linke Deckelwirtschaft führt. Deshalb sollte man aufhören, Sarah Wagenknecht als Nachfolgerin von Ludwig Erhard zu feiern.
Georg Seeßlen kommentiert: Eins auf die Presse, mein Herzblatt! (19)
Nun dürfte sich ja die Anzahl jener, die Sarah Wagenknecht für die Nachfolgerin von Ludwig Erhard halten, in ungefähr so überschaubaren Grenzen halten wie jene, die Angela Merkel für die Nachfolgerin von Walter Ulbricht halten. Trotzdem: Wehret den Kader-Anfängen! Nieder mit der Deckelwirtschaft! Es lebe, äh, die freie Kunst des Wirtschaftskommentars...
„Ab 40 000 Euro im Monat gibt es kein Mehr an Lebensgenuss.“ - so ganz falsch ist das ja möglicherweise nicht; - Genau genommen handelt es sich nämlich einfach um die Grenze zwischen zwei Lebensentwürfen im Kapitalismus, dieser „Genussdeckel“ könnte – vielleicht nicht so auf den Euro berechenbar – zum Beispiel die Grenze beschreiben zwischen dem, was Menschen mit Geld anfangen können, und dem, was das Geld mit den Menschen anstellen kann. (Seeßlen)
Das wäre eine Debatte wert; - aber wie werden hier Debatten geführt?!? Hilfreich wäre z. B. ein älterer Debattenbeitrag von Monty Python: Lebensentwurf ohne Genussdeckel: Mr. Creosote :
Maître-D': Today we have for appetisers: moules marinières, pâté de foie gras, Beluga caviar, eggs Benedictine, tart de poireau — that’s leek tart — frogs’ legsamandine, or oeufs de caille Richard Shepherd — c’est-à-dire, little quails’ eggs on a bed of puréed mushroom. It’s very delicate, very subtle.
Mr Creosote: I’ll have the lot.[Pause]
Maître-D': A wise choice, monsieur. And now, how would you like it served? All mixed up together in a bucket?
Mr Creosote: With eggs on top.
Maître-D: But of course, avec les oeufs frites.
Mr Creosote: And don't skimp on the pâté.
Maître-D: Monsieur, I can assure you, just because it is mixed up with all the other things we would not dream of giving you less than the full amount.
Interessant wäre ein Vergleich: Das Motiv Traum/Träume findet sich z.B. bei den Puhdys und bei Ton Steine Scherben (später auch bei Rio Reiser solo).
Leider gibt es nur Versionen im Netz, die zeitlich nicht zueinander passen (das Original der Scherben, ein Remake der Puhdys - und Rio Reisers "Träume" gar nicht).
Nun könnte man an den Texten ja einmal versuchen nachzuweisen, woher sie stammen:
Ich hab geträumt, der Winter wär vorbei,
du warst hier und wir war'n frei
und die Morgensonne schien.
Es gab keine Angst und nichts zu verlieren.
Es war Friede bei den Menschen und unter den Tieren.
Das war das Paradies.
Der Traum ist aus! Der Traum ist aus!
Aber ich werde alles geben, daß er Wirklichkeit wird.
Aber Ich werde alles geben , daß er Wirklichkeit wird.
Ich hab geträumt, der Krieg wär vorbei,
du warst hier, und wir war'n frei
und die Morgensonne schien.
Alle Türen war'n offen, die Gefängnisse leer.
Es gab keine Waffen und keine Kriege mehr.
Das war das Paradies!
Gibt es ein Land auf der Erde,
wo der Traum Wirklichkeit ist?
Ich weiß es wirklich nicht.
Ich weiß nur eins und da bin ich sicher,
dieses Land ist es nicht. Dieses Land ist es nicht.
Dieses Land ist es nicht. Dieses Land ist es nicht.
Der Traum ist ein Traum, zu dieser Zeit,
doch nicht mehr lange, mach dich bereit
für den Kampf um's Paradies!
Wir haben nichts zu verlieren außer unserer Angst,
es ist unsere Zukunft, unser Land.
Gib mir deine Liebe, gib mir deine Hand.
Ich war ein Mensch mit 100 000 Plänen
sie einzulösen fehlte mir der Mut.
Von den Träumen blieb mir nur die Sehnsucht.
Und schon lag die Asche auf der Glut.
Da traf ich einen, der war junggeblieben.
Der sagte mir: Paß auf, eh es zu spät.
Schnell ist man von Fluß der Zeit verrieben.
Versuche alles, sonst ist es zu spät.
Wenn Träume sterben, dann wirst Du alt.
Du bist Dein eigner Schatten nur und holst Dich nicht mehr ein.
Wenn Träume sterben, dann wird es kalt.
Du bist ein Mensch zwischen toten Dingen und bist allein.
Viele sah ich, die warn erst 30 Jahre.
Sie schienen jung und waren doch schon alt.
Da beschloß ich: Wenn ich was bereue,
bereu ich nur, was ich noch nicht getan.
Wenn Träume sterben, dann wirst Du alt.
Du bist Dein eigner Schatten nur und holst Dich nicht mehr ein.
Wenn Träume sterben, dann wird es kalt.
Du bist ein Mensch zwischen toten Dingen und bist allein.
Wenn Träume sterben, dann wirst Du alt.
Du bist Dein eigner Schatten nur und holst Dich nicht mehr ein.
Wenn Träume sterben, dann wird es kalt.
Du bist ein Mensch zwischen toten Dingen und bist allein.
Träume verweh'n, wenn sie nicht wissen, wo sie schlafen sollen,
und bevor der Tag kommt, zieh'n sie mit dem Wind davon.
Die Welten dreh'n, wer von uns weiß, wer seine Freunde sind?
Wenn ein neuer Tag kommt, seh'n wir alle anders aus.
Die Zeit vergeht und so viel bleibt im Straßenstaub.
Wird uns fremd, wie ein Bild von daheim.
Alles längst verschwunden, alles überwunden und doch
war da viel mehr als ein Spiel.
Träume erfrieren, wenn niemand da ist, der sie träumen will,
und bevor der Tag kommt, sind sie mit der Nacht davon.
Jetzt steh'n wir hier, wer von uns weiß noch, welchen Weg er geht?
Wenn ein neuer Tag kommt, ist nichts, wie es einmal war.
Die Zeit vergeht und so viel bleibt im Straßenstaub.
Wird uns fremd, wie ein Bild von daheim.
Alles längst verschwunden, alles überwunden und doch
war da viel mehr als ein Spiel.
Hinweis: zwei sind von Rio Reiser, einer ist von Wolfgang Tilgner!
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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