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Die Frage, wie 49 ooo Küken in eine Antonow-AN 12 kommen/ Der Aufstand der Satten/ TTIP/ Europa und die Ukraine - "Sieg über das Gesetz" oder "Let’s live another way, like heretics and privateers"

Die Frage Wie kommen 49 ooo Küken in eine Antonow-AN 12? treibt mich ja schon länger um.
Nun gibt es einen sehr klugen, unbedingt lesens- und/oder hörenswerten Essay von Mathias Greffrath (*) zu dem Thema:

Der Aufstand der Satten image_fmbg_0_60-1195546797

Sendezeit:
1. Mai 2014, 09:30 Uhr
Autor:
Greffrath, Mathias
Programm:
Deutschlandfunk
Sendung:
Essay und Diskurs
Länge:
28:18 Minuten
Text zum Beitrag:
Der Aufstand der Satten

MP3:
Audio abspielen
    Das Nachdenken über "unser täglich Brot" hat die Esstische und die Kinder der Mittelschicht erreicht. Aber die Politik verzagt vor der Aufgabe einer wirklichen Ernährungs- und Agrarwende. Dabei ist der "Aufstand der Satten" ähnlich explosiv wie die Anti-Atomkraft-Bewegung, schreibt Greffrath.
    Dreißigtausend marschierten zum Kanzleramt, unter dem Banner mit der Aufschrift "Wir haben es satt!" Und wie in den letzten Jahren war es ein bunter Zug: ... So wie zur Gründungszeit der Grünen und der Anti-Atom-Bewegung kommen da sehr unterschiedliche Motive, Gesinnungen und Interessen zusammen. Das Spektrum reicht von den Verfassern überdrehter Gourmetprosa (à la "leichte Rustikalität mit wunderbaren Durchblendungsmöglichkeiten auf eine Bio-Anmutung, die weder aromatisch noch textuell zu dominant ist", wo es eigentlich doch nur um überbackenen Sellerie geht) über biobewusste Mittelschichtler mit ausgeprägter Vergiftungsphobie und kompromisslose Veganer ("Ich esse nichts, was eine Mutter hat"), bis hin zu Kleinbauern, die es bleiben wollen und nicht den Agrarmultis weichen. Gewerkschafter, die für die Rechte rumänischer Werkvertrags-Sklaven in niedersächsischen Schlachthöfen streiten, demonstrierten Seite an Seite mit Gentechnik-Gegnern und global denkenden Ökologen, die gegen das Glyphosat von Monsanto mobil machen, das auf den Sojamonopolkulturen in Argentinien den Boden auslaugt und die Fische in den Flüssen tötet. Viele auch marschierten vors Kanzleramt, die weniger die Sorge um ihre Gesundheit treibt, als die tödlichen Konsequenzen eines Weltmarktes, auf dem das Dumping von schlecht gekühlten Hühnerschenkeln aus deutscher Produktion die kleinen Farmer in Ghana ruiniert. Kurz, es geht in dieser breiten Bewegung um Geschmack und Gülle, um Ackern und Armut, um den eigenen Haushalt und die Ökonomie des Ganzen, um Bauern und Banken, um Urbi und Orbi ...
Greffraths Einschätzung
    Die neue soziale Bewegung, die da entsteht, so vielfältig und ideologisch differenziert sie ist, wird, so glaube ich, in den nächsten Jahren eine Dynamik entwickeln, von deren Heftigkeit die Regierenden überrascht werden dürften. Diese Bewegung wird es einerseits leichter haben als die gegen die Energiekonzerne, weil sie an ein von vielen geteiltes latentes Unbehagen anknüpft, und weil die Gegner diesmal, sagen wir mal der Kürze halber, hässlicher sind: Massentierhalter, Landgrabber, Spekulanten, Lebensmittelfälscher, Bodenvergifter.
    Und diese Bewegung wird es schwerer haben, denn hier geht es nicht nur um die relativ einleuchtende Ersetzung von fossilen durch erneuerbare Energien (was schon schwer genug fällt und immer, wie wir gerade erleben, gefährdet ist von Rückfällen auf Kohle, Atom und Schiefergas), sondern hier handelt es sich um einen Angriff auf Millionen von Grundeigentümern, auf Ernährungs- und Agrarchemie-Multis - und am Ende auf uns selbst, auf unser täglich Fleisch, auf unsere Gewohnheiten. Es geht um sehr viel: um Geschmack und Gerechtigkeit, um Landwirtschaft und Landschaft, um Fleisch und um den Frieden.
kann man teilen, weil er auch deutlich macht, dass die Bewegung politisch werden müsste und ökonomischen Sachverstand bräuchte, erkennen müsste, dass mit dem Freihandelsabkommen mit den USA ein fataler Paradigmenwechsel festgeschrieben wird, der nicht nur Ernährung und Gesundheit, sondern die demokratischen und rechtstasatlichen Entscheidungsstrukturen in ihrer Substanz bedroht.

Dazu heute ein hervorragender Artikel von Andreas Zielcke in der Süddeutschen Zeitung:
"Sieg über das Gesetz"

Was hat das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Europa mit der Amputation der Ukraine zu tun? Der im Abkommen geregelte Investitionsschutz bedeutet Politik nach Wunsch der Wirtschaft, er entstellt das Recht und hebelt die Demokratie aus.
- Lesebefehl!!!
Zielcke verweist auf das Beispiel Uruguay: Der Tabakkonzern Philip Morris verlangt allen Ernstes Milliarden an Entschädigung für die Anti-Rauch-Politik des Staates wegen Entwertung seiner Anlagen = Investitionsschutz, - was nicht gerichtlich, sondern von obsuren Schiedsgerichten entschieden wird.
„Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“ ... und der Ausnahemzustand ist der der neoliberal definierten ökonomischen Rationalität.

Zielcke arbeitet sehr gut heraus, wie diese inzwischen in die Sphäre des Staates und des Rechts injiziert wurde:
Einen kompakten Überblick über die
innere Metamorphose der wertgebunde-
nen Rechtsanwendung zur mehr oder we-
niger wertfreien, aber ganz und gar nicht
interesselosen "Steuerung" bietet ein Auf-
satz des finnischen Völkerrechtlers und Di-
plomaten Martti Koskenniemi mit dem Ti-
tel "Miserable Comforters" (European
Journal 0/ International Relations, 2009).
Anschaulich beschreibt er, wie das fortge-
schrittene Denken auch die alte Begriffs-
welt austauscht: Regeln und Gesetze wer-
den durch "Regulierung" ersetzt. Statt von
Institutionen und Rechtsgarantien spricht
man von anpassungsfähigen "Regimes"
("Menschenrechtsregime", "Handels-
regime", "Sicherheitsregime"). Aus Verant-
wortlichkeit wird "Compliance" (hat je-
mand den Verhaltenskodex gebrochen,
heißt es, er war "non-compliant", als ginge
es nur um eine neutrale Verhaltensalterna-
tive). Statt von Recht und Gesetz spricht
man lieber von "Legitimität" (viele Euro-
Rettungsmaßnahmen widersprechen, so
räumt man ein, den EU-Verträgen, aber sie
seien "legitim")...
Auf der Linie liegt aber auch, dass man
im "Sicherheitsregime" seit den Anschlä-
gen vom 11. September 2001 bei Al-Qaida-
Verdächtigen zu brutaleren Verhörmetho-
den und Haftbedingungen greift, wenn die
bloße Regelbefolgung zu keinen Ergebnis-
sen führt. Die Legitimität ergibt sich aus
der Effizienz, nicht aus der Korrektheit....

Wendet man aber die rein funktionalen
Kriterien des neuen Denkens an, dann hat
Putin mit strategischem Geschick sein
Ordnungskonzept eines "eurasischen
Regimes" vorangebracht. Realpolitischer
Egoismus ist diesem Denkmuster alles
andere als fremd. In der effektvollen Aus-
dehnung der russischen Einflusszone auf
die Ukraine begegnet der Westen dem
rechtsneutralen Governance-Denken in
hässlicher Gestalt.


Dass das rechtsneutrale Governance-Denken im Westen weniger hässlich ist als in seiner russischen Gestalt, kann ich nicht erkennen, aber deutlich wird - mit Bezug zu Greffraths klugen Ausführungen zum Unbehagen der Satten, dass nichts mehr zu trennen ist. Ich komme zurück auf meine 49 000 Küken und die
    Antonow An-12 (NATO-Codename: Cub = Flegel, Tollpatsch, junges Tier) ist ein militärisches Transportflugzeug mit vier Propellerturbinentriebwerken, das aus der An-10, einem Passagierflugzeug mit Druckkabine entwickelt wurde. Der Erstflug fand am 16. Dezember 1957 statt. Bekannter ist die Antonow An-124 Ruslan (NATO-Codename: Condor) - Ende der 1970er von den Antonow-Werken als großes Transportflugzeug für die Sowjetarmee der UdSSR konzipiert ...
    --> Bereits seit 2006 seien zwei Antonow AN-124 am Flughafen Leipzig/Halle fest stationiert, die im Rahmen des sogenannten Salis-Projektes für EU- und Nato-Staaten zu friedenserhaltenden und humanitären Einsätzen weltweit unterwegs sind, erklärte Iliyasov. Eingesetzt würden die Maschinen von der Ruslan Salis GmbH, einer Tochter der russischen Volga-Dnepr-Gruppe und der ukrainischen "Antonov Airlines". "Ruslan Salis hat bisher für die Bundeswehr rund 700 Flüge absolviert und dabei 40 000 Tonnen Fracht transportiert", so Iliyasov. Neben den etwa 100 Flügen im Rahmen des Salis-Projektes pro Jahr werden laut Iliyasov inzwischen auch 150 bis 200 kommerzielle Flüge mit der AN-124 von Leipzig/Halle aus durchgeführt. Das kommerzielle Luftfrachtgeschäft mit Unternehmen soll in den nächsten Jahren ausgeweitet werden.
Gut, - man müsste das alles mal entwirren: Da sind russische und ukrainische Unternehmen für die Bundeswehr tätig, fliegen gleichzeitig meine 49 ooo Küken in alten Antonows durch die Gegend und unsere Beobachter, die hier - bis zur Rückkehr - noch der OSZE zugeordnet werden, schauen mal nach, ob die - zT ja nicht geschlossenen - Verträge eingehalten werden, oder was?!

Das alles zu entwirren fällt schwer. Zielckes Aufsatz ist sehr hilfreich - und ich möchte mich ja auch Prantls Aufruf
Wie Europa unsere Heimat werden kann - Europa darf nicht nur Wirtschaftsgemeinschaft sein, nicht nur Nutzgemeinschaft für die Industrie, sondern muss Schutzgemeinschaft werden für die Bürger. Das geht nicht mit Geschwurbel, das geht nur mit handfester sozialer Politik anschließen, aber ich sehe keine politische Kraft, die das begleiten könnte: Die Grünen machen in antirussischer Scharfmacherei, die Piraten haben sich selbst versenkt und die Linke ....? Was die Selbstorganisationsfähigkeit neuer sozialer Bewegungen angeht - auch wenn die über facebook oder twitter vernetzt ist -, bin ich eher skeptisch. Nicht zu verzweifeln helfen mir u. a. einige meiner alten Rockmusiker; - vgl. dazu die Anmerkung:
__________________________________________________

(*) Von Mathias Greffrath gibt es hier einen wunderbaren Text (bzw. den Link darauf), der in Hannover nach dem Krieg beginnt, in der Kronenstraße 37, wo damals eben Mathias Greffrath und ein zwei Jahre Älterer namens Joachim Krauledat wohnten, der später John Kay (und Sänger von Steppenwolf) wurde:
Ich fand den Jungen aus dem dritten Stock etwas unheimlich, auf jeden Fall für mich unerreichbar. Mit zwölf schon rannte er im schwarzen Trenchcoat herum, trug Röhrenhosen, seine Schuhe waren braun mit weißem Deckblatt. Immer trug er diese dunkle Brille, immer nahm er ein paar Stufen auf einmal, vielleicht musste er zum Essen und war spät dran, oder er wollte nicht angesprochen werden. Er war nur gut anderthalb Jahre älter als ich, aber schon durch den Stimmbruch und groß wie 18. Ich sang Sopran im Schulchor der Leibnizschule: die Freimaurerhymne von Mozart. »Brüder, reicht die Hand zum Bunde.« Das trieb mir die Tränen in die Augen, verschmolz mit den Wochenschaubildern vom 17. Juni und ein paar Jahre später umstandslos mit der ersten Brecht-Lektüre....
Die Geschichte eine Wieder-Begegnung nach 50 Jahren ... (in der ZEIT vom 19. Februar 2008)
Greffrath zitiert besondere Erinnerungen an "Let’s live another way, like heretics and privateers" von John Kays Soloalbum Heretics and Privateers aus dem Jahr 2001.

Exclusive: John Kay of Steppenwolf returns to protect wildlife and human rights

Work and worry's all she's known
Lived by the golden rule since the day she was born
Through all these troubled years
She raised her family, there was no time for tears
She's done her best, the kids are grown
She prayed each day for a life of her own
Last night she disappeared
She's joined another tribe, the heretics and privateers

He's walked this treadmill since '64
Now he shows a little gray and they show him the door
God bless the company
For two weeks severance pay and all that sympathy
All he believed and all he learned
What made him proud and what he thought he had earned
Have now become his fears
He'll join the other side, the heretics and privateers

He's twenty one, she's just nineteen
Ah, but they've learned a lot from what they've seen
They know that blind obedience to the rules
Can leave you shattered, licking your wounds

He holds her close, looks at her face, he says
"Chasing the carrot is a never ending race
Success at any price, demands it's sacrifice
And some part of us will die"
She say's "One size does not fit all
And stepping on others won't make us stand tall
Let's find the last frontier
And live another way, like heretics and privateers
Let's make our own frontier
And raise our children there, like heretics and privateers
."


.... Und so kommen die Geschichten doch noch zu einander!

Update Ukraine (XVII): "Expanded West" feat. Zbigniew Brzeziński

Rainer Rilling zitiert auf seinem Blog (on the left side) einige Sätze aus Zbigniew Brzeziński’s Buch „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ (1997; Dt. Ausgabe 1999 mit einem Vorort von Hans-Dietrich Genscher):
    ... Am wichtigsten allerdings ist die Ukraine. Da die EU und die NATO sich nach Osten ausdehnen, wird die Ukraine schließlich vor der Wahl stehen, ob sie Teil einer dieser Organisationen werden möchte. Es ist davon auszugehen, daß sie, um ihre Eigenständigkeit zu stärken, beiden beitreten möchte, wenn deren Einzugsbereich einmal an ihr Territorium einzige Weltmacht grenzt und sie die für eine Mitgliedschaft notwendigen inneren Reformen durchgeführt hat. Obwohl dies Zeit brauchen wird, kann der Westen — während er seine Sicherheits- und Wirtschaftskontakte mit Kiew weiter ausbaut —‚ schon jetzt das Jahrzehnt zwischen 2005 und 2015 als Zeitrahmen für eine sukzessive Eingliederung der Ukraine ins Auge fassen. Dadurch vermindert er das Risiko, daß die Ukrainer befürchten könnten, Europas Erweiterung werde an der polnischukrainischen Grenze haltmachen. Trotz seiner Proteste wird sich Rußland wahrscheinlich damit abfinden, daß die NATO-Erweiterung im Jahre 1999 mehrere mitteleuropäische Länder einschließt, zumal sich die kulturelle und soziale Kluft zwischen Rußland und Mitteleuropa seit dem Zusammenbruch des Kommunismus beträchtlich vertieft hat. Im Gegensatz dazu wird es Rußland unvergleichlich schwerer fallen, sich mit einem NATO-Beitritt der Ukraine abzufinden, denn damit würde Moskau eingestehen, daß das Schicksal der Ukraine nicht mehr organisch mit dem Rußlands verbunden ist. Doch wenn die Ukraine als unabhängiger Staat überleben soll, wird sie eher mit Mitteleuropa als mit Eurasien zusammengehen müssen. Soll sie zu Mitteleuropa gehören, wird sie an den Bindungen Mitteleuropas zur NATO und der Europäischen Union voll teilhaben müssen. Akzeptiert Rußland diese Bindungen, dann legt es sich damit in seiner Entscheidung fest, selbst Teil von Europa zu werden. Rußlands Weigerung wäre gleichbedeutend mit dem Eingeständnis, daß es Europa zugunsten einer eurasischen Identität und Existenz den Rücken kehrt. Der springende Punkt ist, und das darf man nicht vergessen: Ohne die Ukraine kann Rußland nicht zu Europa gehören, wohingegen die Ukraine ohne Rußland durchaus Teil von Europa sein kann....
Rilling weiter: Mehr als ein Jahrzehnt später konstatiert B. in seinem letzten Buch “Strategic Vision, America and the Crisis of Global Power” (2012) eine Krise der globalen Macht USA. Die Dauer ihrer Vorherrschaft datiert er auf noch zwei Jahrzehnte. Von der EU ist er enttäuscht. Die alte Idee der Weltherrschaft eines starken Nationalstaates durch die Beherrschung Eurasiens gibt er auf. Notwendig sei, Rußland und die Türkei so zu verändern, dass sie in das transatlantische Bündnis EU-US eingebaut werden könnten und ein “expanded west” (132) entstünde – als aktuelle Avantgarde beim Einbau der Ukraine in einen solchen erweiterten Westen sieht er wieder die EU unter Führung Deutschlands, dann auch Frankreichs und Polens an. Der “erweiterte Westen” ist das Ziel der US-Strategie seit dem Ende des Staatssozialismus – ob es um Ukraine, TTIP oder Drohnenmärkte geht.
___________________
Brzeziński ist übrigens der Brzeziński: How Jimmy Carter and I Started the Mujahideen, will sagen: der Mann weiß, vovon er redet, wenn es darum geht, fatale Allianzen zu schmieden, um effektive Counterinsurgency zu betreiben.
In seine Zeit als Carters Sicherheitsberater fällt auch die schöne Operation Eagle Claw - Part of the Iran Hostage Crisis. Erinnert mich ein wenig an unsere Militärbeobachter in der Ukraine, nur ohne Hubschrauber.
File:Eagle Claw wrecks at Desert One April 1980.jpg

Vielleicht geht's ja bessser mit dem Field Manual 3-24 Counterinsurgency!?

Archäologie (CCCI): Dr. Strangelove (1964) - The War Room Scene

Aus akutellem Anlass - zur Erinnerung an Cold War 1.0:
    In 1964, with the Cuban Missile Crisis fresh in viewers minds, the Cold War at its frostiest, and the hydrogen bomb relatively new and frightening, Stanley Kubrick dared to make a film about what could happen if the wrong person pushed the wrong button — and played the situation for laughs. Dr. Strangeloves jet-black satire (from a script by director Stanley Kubrick, Peter George, and Terry Southern) and a host of superb comic performances (including three from Peter Sellers) have kept the film fresh and entertaining, even as its issues have become (slightly) less timely. Loaded with thermonuclear weapons, a U.S. bomber piloted by Maj. T.J. King Kong (Slim Pickens) is on a routine flight pattern near the Soviet Union when they receive orders to commence Wing Attack Plan R, best summarized by Maj. Kong as Nuclear combat! Toe to toe with the Russkies! On the ground at Burpleson Air Force Base, Group Capt. Lionel Mandrake (Peter Sellers) notices nothing on the news about America being at war. Gen. Jack D. Ripper (Sterling Hayden) calmly informs him that he gave the command to attack the Soviet Union because it was high time someone did something about fluoridation, which is sapping Americans bodily fluids (and apparently has something to do with Rippers sexual dysfunction). Meanwhile, President Merkin Muffley (Sellers again) meets with his top Pentagon advisors, including super-hawk Gen. Buck Turgidson (George C. Scott), who sees this as an opportunity to do something about Communism in general and Russians in particular. However, the ante is upped considerably when Soviet ambassador de Sadesky (Peter Bull) informs Muffley and his staff of the latest innovation in Soviet weapons technology: a Doomsday Machine that will destroy the entire world if the Russians are attacked.


Filmen, was noch niemand sah: Stanley Kubricks Kino der Grenzüberschreitungen
von Georg Seeßlen

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXXXI): r > g

Ich hatte zu Thomas Pikettys fast tausend Seiten dickem Buch mit dem unbescheidenen Titel: "Le capital au XXI siècle" - "Das Kapital im 21. Jahrhundert" zunächst auch nur die Rezension von Thomas Steinfeld in der Süddeutschen gelesen (dann noch die Übersetzung einer Rezension aus dem Guardian im Freitag). Hörte sich interessant an, aber ich dachte: "Das Kapital" habe ich doch schon, - MEW Bd. 23 .... Na gut, nach 1883 konnte Marx die Kurven nicht mehr verfolgen: Gibt's also was Neues?



Wenn Sie das interessiert, sollten Sie unbedingt bei Rainer Rilling (on the left side) reinschauen, der umfassend auf Rezensionen, Quellen, weitere Texte und Materialien verlinkt!

Cold War 2.0: All we need is Lavrov, Sophie Shevardnadze, die Anstalt und Willy

http://img.rt.com/files/program/39/00/00/00/16.n.jpg
Bright, straightforward, honest, respectful. Questions that stick. Answers that matter. Tune in for the interview show SophieCo with its charming host Sophie Shevardnadze and enjoy good talk. Solid facts, uncommon opinions, thoughtful observations. Every Monday and Friday on RT.

Sopho "Sophie" Shevardnadze
(Georgian: სოფო შევარდნაძე; Russian: Софико Паатовна Шеварднадзе) (born Sophiko Shevardnadze, September 23, 1978) is a correspondent for RT. She is the granddaughter of former Georgian President and Soviet minister of foreign affairs Eduard Shevardnadze, and was known to join him on some high-level meetings between the Soviets and the Americans when she was in her teens. She was born in the Georgian SSR, Soviet Union but moved to France at age 10, then moved to the United States.
She graduated with a cinema degree from Boston University and studied in the masters program in TV-journalism at New York University. After graduation, she worked as a producer for ABC-TV, before returning to work in Georgia. After hearing about the upcoming launch of RT, she moved to Moscow and has been a presenter with the network since the launch ...


Interessante Biografie immerhin! - Ich empfehle durchaus, mal den Feindsender zu sehen, - mir gefällt Sophie* irgendwie besser als Anne und Maybritt; wohl wissend, dass das Medienspiel ja genau auf diese Konstruktion hinaus will: Wer nicht für uns ist, der ist für die anderen (Seeßlen, siehe unten).
Die Formulierung "Cold War 2.0" und der Hinweis auf "All we need is Lavrov" finden sich bei Pepe Escobar (Obama's 'strategy' against 'pariah' Russia - ASIA TIMES Apr 29, '14 ). And here 'tis:



Escobar resümiert - und seine Einschätzung wird mE durch das Lavrov-Interview bestätigt - :
The Kremlin, in a nutshell, has invited Washington to play realpolitik. Not Monopoly. The Obama administration, at best - and we are being very lenient here - plays checkers. Moscow plays chess. A mad drive to instill chaos in Russia's western borderlands while "ignoring" Putin won't change the Kremlin's defense of what it perceives as Russia's national interests.
Let's say the "project" was to seize Ukraine, kick Moscow out of the Sevastopol base, and thus from the Eastern Mediterranean; and then take over Syria, so Qatar - and not Iran-Iraq-Syria - may get "its" share of Pipelineistan via Jordan and a Sunni-ruled Syria towards EU markets. The "project" is miserably failing.


Gut finde ich bei Escobar, dass er immer die "projects", die ökonomischen Interessen hinter der Politik rausarbeitet - und das in Formulierungen, die die Dinge sowas von auf den Punkt bringen ....
Das gilt auch für die neue Besetzung der Anstalt, wenn die die NATO-Versteher enttarnt:


Nachträge zum Qualitätsjournalismus:
+ Bericht des Magazins Zapp vom 16.04.2014 mit der Fernsehjournalistin und Dozentin für Journalistik, Gabriele Krone-Schmalz (NDR 16.04.14)
+ Volker Bräutigam, ehem. TV-Nachrichtenredakteur (Tagesschau): Beschwerde wegen Verletzung des NDR-Staatsvertrags (Rationalgalerie)


Um das - vorläufig - abzuschließen: Pathos ist unmodern, aber hilfreich (vgl. auch Hat Josef Joffe auf seinen Laptop gekotzt? Über das deutsche TV-Kabarett im Allgemeinen und „Die Anstalt“ vom 29. April im Besonderen. - von Reyes Carrillo):


______________________
* Wenn Sie das interessiert: Sehen Sie sich dieses Interview (vom 22.01.2011) mal an: RT's Sophie Shevardnadze caught up with the Afghan President in Moscow. She asked Hamid Karzai how he plans to solve the problems that are plaguing his country - and spilling beyond its borders. Ich wusste nicht, dass Karzai in einem Interview eine so klare Einschätzung der ökonomischen Lage Afghanistans mit Blick auf die ökonomische Bedeutung des Drogenanbaus geben würde. Danke Sophie! (So in den hiesigen Sendern nicht gesehen ...)

Aktuell: José Saramago - Die Reise des Elefanten

Kfz1 Zu den aktuellen Machtspielen fiel mir vorhin eine faszinierende Stelle aus einem faszinierenden Roman ein: In "Die Reise der Elefanten" erzählt der portugisische Liternaturnobelpreisträger José Saramago die abenteuerliche Reise eines Dickhäuters von Lissabon nach Wien.... Salomon ist der Name des vier Tonnen schweren und drei Meter großen Helden dieser heiter satirischen Don Quijoterie. Vor gut zwei Jahren ist der Elefant mit seinem Mahut Subhro aus Indien nach Lissabon gekommen. Als verspätetes Hochzeitsgeschenk des portugiesischen Königs Johann des Dritten an Vetter Erzherzog Maximilian und seine Gattin Maria soll er im Jahr 1551 nach Wien reisen. So die Idee der königlichen Gemahlin Katharina von Kastilien. Die Übergabe Salomons wird im spanischen Herrschaftssitz Valladolid erfolgen. Wie der Elefant von da über die Alpen kommen mag, soll Sorge des Vetters sein. Für den Transport nach Valladolid wird im Auftrag des portugiesischen Königs eine stattliche Eskorte zusammengestellt....
Im Verlauf der Reise wird Salomon jedenfalls zum Objekt unterschiedlichster Projektionen, Spekulationen und Kalküle. Als Hochzeitsgeschenk des portugiesischen Königs an den spanischen Herrscher wird er zum politischen Instrument. In Castelo Rodrigo an der Grenze zu Spanien dient er als Vorwand militärischer Machtspiele zwischen portugiesischer Eskorte und einer Delegation des österreichischen Heeres....
[DLF Büchermarkt / Archiv / Beitrag vom 28.07.2010]
Hier (klick oben) ein Auszug, der in Saramagos einzigartiger Art zu erzählen erkennen lässt, wie Gewalt im Kopf entstehen und wie sie eskalieren kann! Lesebefehl!!
Bilderwelten - Weltbilder: Wenn es keine Metzgermeister mehr gibt, könnten Kriegselefanten helfen ...

Bei dieser Gelegenheit:
+ José Saramago: Kain Der liebe Gott muss dringend in Therapie [FAZ 15.08.2011]
... Wie Saramago selbst einmal äußerte, richtet das Buch sich nicht gegen Gott, sondern gegen die Menschheit, die ihn erfunden hat. Ob Christen, Juden oder Muslime: sie alle legten ihrem Glauben dasselbe anthropomorph-patriarchalische Scheusal zugrunde. Wer im Alter von fast neunzig Jahren, im Angesicht des nahenden Todes, dem Bankrott Gottes und seiner Heilsversprechen mit einer ähnlich unverschämten Gelassenheit entgegenblickt, hat zweifellos das epikureische Ideal der Ataraxie erreicht. Aus dieser angstlosen Ruhe heraus setzt Saramago bei den Wurzeln der abendländischen Überlieferung an und versucht, sie spielerisch zu dekonstruieren - um aufzudecken, dass die Seligkeit, die der monotheistische Gott verheißt, eigentlich die Hölle ist. Erst recht die Opfer, die sie kosten soll. „Die Geschichte ist zu Ende, mehr gibt es nicht zu erzählen“....

+ Meine Lieblingsromane von José Saramago: Der Doppelgänger und Das Zentrum
+ Dieter Wunderlich zu: José Saramago: Die Stadt der Blinden (unglaublich, verstörend, eine Herausforderung wie Edgar Hilsenraths Nacht)
+ Der Trailer zur kongenialen Verfilmung durch Fernando Meirelles.

Update Ukraine (XVI): Kriegspropaganda - It's The Economy, Putin-Nicht-Versteher!

Der Focus hat die+++ Ukraine im News-Ticker +++, der ein bisschen erinnert an die CNN-Kampagne zum Irak-Krieg. Vorhin war der noch betitelt "Putin im "Hysteriezustand"? USA und EU drehen an den Daumenschrauben , jetzt schon Enge Freunde: Alt-Kanzler Schröder feiert mit Putin seinen 70. Geburtstag nach.
So schnell ist ein News-Ticker :


[Ein einzigartiges historisches Dokument - als solches sehenswert!]

Der Focus hatte auch einen Ticker zu einem WM-Kampf der Verbände WBO, WBA und IBF, die mir alle nicht bekannt sind, aber Timoschenko-Milizen sein könnten ... Da wurde dann zB gemeldet:
22.46 Uhr: Die Scorpions treten auf und singen "The best is yet to come"
22.35 Uhr: Vitalis Ehefrau Natalia wird später die ukrainische Hymne singen. "Das wird für mich ein ganz besonderer Abend" sagt sie stolz.
22.12 Uhr: Vitali Klitschko ist heute extra aus der Heimat angereist und ist mit dem Herz weiterhin in der Ukraine sagt er.

...
Darauf bin ich zufällig gestoßen, als ich bei der Hauptstelle für Beantwortungswesen "Axel Ukraine" eingab und eben herauskam: Wladimir Klitschko vernichtet Leapai - Axel Schulz: "Das war ein Witz" - und auf dies:
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Das wollte ich gar nicht wissen, aber die Hauptstelle für Beantwortungswesen klärt so doch immer wieder auf, was die Entrepreneurs unter Marktwirtschaft verstehen. Eigentlich wollte ich etwas über Axel erfahren, den die Ursula (Wohlauf in Gottes schöne Welt: Heute mal mit Ursula nach ...) zu einer Verification Mission in die östliche Ukraine geschickt hat* und der - das muss ich mal wieder kritisch einwenden - so gar nicht meinem Bild von einem deutschen Soldaten entspricht. Als Kriegsdienstverweigerer erwarte ich von Soldaten (wenigstens von deutschen!), dass sie im Operationsgebiet in ordentlicher Uniform auftreten und nicht im karierten Hemd (- wie ich als Atheist von Pfarrern erwarte, dass sie Predigten halten mit Gott und Jesus und nicht mit Kennenlernspielen). Für mich verbinden sich Vorstellungen von einem richtigen Krieg immer mit Soldaten, die hinten auf einem Opel Blitz sitzen und losfahren (deshalb fand ich auch seinerzeit Fernsehberichte albern, in denen gezeigt wurde, wie Soldaten in modernen Reisebussen abgeholt wurden, um von irgendeinem Flughafen (anstatt nach Antalya) nach Afghanistan zu fliegen.
Das ist für mich kein richtiger Krieg!


http://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/0/038ccb8ec16d8337f0196f8b9845c4f4v1_mincrop_305x200_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg
Immerhin: Das ist jetzt doof für Axel, weil er ja auch nicht die Kinder aus der Krippe abholen kann, was Ursula ihm eigentlich zugesagt hatte.
Immerhin beruhigend, dass Ursula noch keine Operation Eagle Claw zur Befreiung der Geiseln vorsieht; - das ist ja auch schonmal grandios in die Tonne gegangen. So wie der Einsatz , den Sie oben sehen in CNN's coverage of the "Shock and Awe" campaign, - die im Übrigen ebenso grotesk in den Arsch ging - also: ansehen!

Anhören!: Was Axel wohl nicht wusste, aber seine Chefin hätte wissen müssen:
Die Ukraine befindet sich derzeit in einer politischen Krise. Dem vorausgegangen ist jedoch eine schwere ökonomische Krise, die hierzulande bei der Berichterstattung kaum Erwähnung findet. Welche wirtschaftlichen Umbrüche und Entwicklungen hat das Land nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion mitgemacht? Warum ist die Ukraine so gespalten in einen Westteil, der Europa zugeneigt ist, während der Osten eine stärkere Anbindung an Russland möchte?
Tomasz Konicz: Ukraine in der Krise (freie-radios.net - Download - Anhören)
Lesen Sie dazu weiter:
Mitgefangen, mitgehangen
Von wegen neuer Kalter Krieg: Was wie ein System konflikt zwischen dem Westen und den staatskapitalistischen Mächten Rußland und China aussieht, ist bloß ein Geraufe um Einflußsphären und Rohstoffe.
Von Tomasz Konicz in KONKRET 5/2014

Konicz' nachvollziehbare Schlussfolgerung:
    Vielleicht erklärt dieser Umstand der schlei­chenden Annäherung von Verfallsformen und Repressionsniveaus zwischen Ost und West auch die ambivalente Haltung der deutschen Öffentlichkeit gegenüber Putin oder China, die ja zwischen Bewunderung und offenem Haß pendelt. In dem Verständnis, das große Teile der Bevölkerung etwa für Putins Agieren in der Krim-Krise aufbringen, kommen die eigenen autoritären Dispositionen, die Sehnsucht nach der harten Hand, die dem Krisenchaos endlich ein Ende. setzen würde, zum Ausdruck, wäh­rend der Haß auf Russland - neben der »atlanti­schen« Ausrichtung der entsprechenden Ak­teure - durch die wichtigste historische Lei­stung Putins wie der chinesischen KP motiviert ist: Sie haben bis zum heutigen Tag verhindert, daß ihre Länder zu einer Peripherie des Westens zugerichtet werden konnten.
- Na gut, dann ist es eben letzteres, was mich zum Putin-bzw.-Russen-Versteher macht. Ganz abgesehen von der Frage, was eine Nation, die die Ukraine mehrfach besetzt und dort furchtbar gewütet hat, berechtigen kann, überhaupt sich dort einzumischen ...
    Die „Putin-Versteher“ sind ja mehrheitlich keine Leute, die diesen Politiker als den Guten im Spiel ansehen. Obwohl das Medienspiel ja genau auf diese Konstruktion hinaus will: Wer nicht für uns ist, der ist für die anderen. Putins Position zu „verstehen“ heißt im Grunde nichts anderes, als das Spiel zu verstehen, und das Verbrechen eines Putin-Verstehers besteht nicht in seinem Verständnis für den Feind, sondern eher darin, dass er das Spiel der eigenen Seite durchschauen könnte. Daher muss der Diskurs hysterisiert werden. Wirklich bezahlen dafür müssen „nur“ die Menschen in der Ukraine. Die gibt es nämlich auch noch. Auch wenn wir sie vor lauter Mythenproduktion vor den militärischen und ökonomischen Interessen kaum noch sehen. Sie wollten Freiheit, und sie bekommen die nächste Version der Postdemokratie.
Wie so oft ist Seeßlen sehr präzise in der Analyse: Über populistischen und ökonomischen Diskurs, Putin-Versteher und Feindbildner

Schön zugespitzt auch in der Anstalt:


_________________________
* "Das ist ein Verstoß gegen alle Standards", Paul Schreyer, tp 29.04.2014, Zur Rolle der Militärbeobachter in der Ukraine
+ Volker Bräutigam, ehem. TV-Nachrichtenredakteur (Tagesschau): Beschwerde wegen Verletzung des NDR-Staatsvertrags (Rationalgalerie)

„Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“

Carl Schmitt.

Der deutsche Staat und der NSU - Land im Ausnahmezustand
Micha Brumlik, Hajo Funke
(taz)
    ... Der deutsche NSU-Skandal macht im Gegensatz zur NSA deutlich, wie eine solche Gefährdung der bürgerlichen Freiheiten im noch analogen Zeitalter vor sich geht: mit Leichen, ängstlichen Volksvertretern sowie verselbstständigten Staatsschutzbehörden jenseits jeder politischen Kontrolle; vor allem aber mit einer Bundesregierung, die zwar immer wieder beteuert, den Inlandsgeheimdienst „Verfassungsschutz“ reformieren zu wollen, diesen Ankündigungen jedoch keinerlei Taten folgen lässt...
    Die nicht anders als kriminell zu bezeichnende Energie aber, mit der die Sicherheitsexekutive und ihre parlamentarischen Wasserträger die Aufklärung des NSU-Skandals verhindern wollen, gefährdet die bundesrepublikanische Verfassung, unterhöhlt das Vertrauen der Bürger in die Demokratie und schafft eine Sphäre jenseits des Rechtsstaates. Beim Nato-Partnerland Türkei ist treffend von einem „tiefen Staat“ die Rede, einer jenseits der oberflächlich funktionierenden modernen Verwaltung wirkenden Koalition aus Militär, Geheimdienst und Polizei.
    Die deutsche Situation stellt sich noch dramatischer dar, führen doch hier nicht nur Dienste und Behörden ein politisch unkontrolliertes Eigenleben, sondern die gewählten demokratischen Institutionen selbst schirmen dieses Eigenleben vor der Öffentlichkeit ab...

Amazing Imelda is back: Tribal

Der Guardian ist begeistert: 4 out of 5
Imelda May: Tribal review – fresh, ferocious rockabilly that feels alive and compelling (Decca)


http://3.bp.blogspot.com/-rz8gy2Ebl5U/U8AZCkaZuTI/AAAAAAAAEYQ/353wc4ahCzw/s1600/Imelda-Mayxxxxxxx.jpg

Amazing Imelda announces release of Tribal - The New Album Out April 28th 2014

Amazing Imelda bei GBlog
+ Imelda und der Meister - Complete Concert (!!)
+ Falls Sie noch keine passende Musik für's diesjährige Weihnachtsfest ausgesucht haben: Imelda May with her own special musical tribute to Barney McKenna singing his favourite song 'I wish I had Someone to love me' - Imelda May & The Dubliners - Geantraí na Nollag featuring Imelda May | Christmas Day Night | TG4 @ 09.15p.m. | Geantraí na Nollag 2012

CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXXX): Schöne Definition: "Then the sadomonetarists moved in."

    I’m using that term (coined by William Keegan of The Observer) advisedly, not just to be colorful. At least as I define it, sadomonetarism is an attitude, common among monetary officials and commentators, that involves a visceral dislike for low interest rates and easy money, even when unemployment is high and inflation is low. You find many sadomonetarists at international organizations; in the United States they tend to dwell on Wall Street or in right-leaning economics departments. They don’t, I’m happy to say, exert much influence at the Federal Reserve — but they do constantly harass the Fed, demanding that it stop its efforts to boost employment.
    And when I say that the dislike for low rates is visceral, I mean just that. While sadomonetarists may offer what sound like coherent analytical rationales for their policy views, they don’t change their policy views in response to changing conditions — they just invent new rationales. This strongly suggests that what we’re looking at here is a gut feeling rather than a thought-out position.
Paul Krugman, Sweden Turns Japanese; NYT APRIL 20, 2014

Kürzlich am Bodensee (II): Günter Schöllkopf entdeckt

Sollen doch die anderen herauslesen, was ich hineingeschrieben habe.
Günter Schöllkopf und seine Bildwelten
- entdeckt im Höri-Museum: Ein interessanter Zeichner, Grafiker und Maler, den ich nicht kannte, den es zu kennen lohnt. Faszinierend sein Stauffenberg-Bild, - hier mit störenden Reflexen, dafür aber mit einem sehr schönen Text von Martin Walser, als der noch klar im Kopf war ...



...

Forms & Feelings (VI): Kürzlich am Bodensee

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Alt wie ein Baum ...

Forms & Feelings

Update Ukraine (XV): The Stooges doctrine of post-modern warfare

Man kann das ja auch mal so sehen:
    The US State Department, via spokeswoman Jennifer Psaki, said that reports of CIA Director John Brennan telling regime changers in Kiev to "conduct tactical operations" - or an "anti-terrorist" offensive - in eastern Ukraine are "completely false". This means Brennan did issue his marching orders. And by now the "anti-terrorist" campaign - with its nice little Dubya rhetorical touch - has degenerated into farce.

    Now couple that with NATO secretary general, Danish retriever Anders Fogh Rasmussen, yapping about the strengthening of military footprint along NATO's eastern border: "We will have more planes in the air, mores ships on the water and more readiness on the land."
    Welcome to the Two Stooges doctrine of post-modern warfare.

    Ukraine is for all practical purposes broke. The Kremlin's consistent position for the past three months has been to encourage the European Union to find a solution to Ukraine's dire economic mess. Brussels did nothing. It was betting on regime change to the benefit of Germany's heavyweight puppet Vladimir Klitschko, aka Klitsch The Boxer.

    Regime change did happen, but orchestrated by the Khaganate of Nulands - a neo-con cell of the State Department and its assistant secretary of state for European and Eurasian Affairs Victoria Nulands. And now the presidential option is between - what else - two US puppets, choco-billionaire Petro Poroshenko and "Saint Yulia" Timoshenko, Ukraine's former prime minister, ex-convict and prospective president. The EU is left to pick up the (unpayable) bill. Enter the International Monetary Fund - via a nasty, upcoming "structural adjustment" that will send Ukrainians to a hellhole even grimmer than the one they are already familiar with.

    Once again, for all the hysteria propagated by the US Ministry of Truth and its franchises across the Western corporate media, the Kremlin does not need to "invade" anything. If Gazprom does not get paid all it needs to do is to shut down the Ukrainian stretch of Pipelineistan. Kiev will then have no option but to use part of the gas supply destined for some EU countries so Ukrainians won't run out of fuel to keep themselves and the country's industries alive. And the EU - whose "energy policy" overall is already a joke - will find itself with yet another self-inflicted problem.

    The EU will be mired in a perennial lose-lose situation if Brussels does not talk seriously with Moscow. There's only one explanation for the refusal: hardcore Washington pressure, mounted via the North Atlantic Treaty Organization (NATO).

    Again, to counterpunch the current hysteria - the EU remains Gazprom's top client, with 61% of its overall exports. It's a complex relationship based on interdependence. The capitalization of Nord Stream, Blue Stream and the to-be-completed South Stream includes German, Dutch, French and Italian companies.

    So yes, Gazprom does need the EU market. But up to a point, considering the mega-deal of Siberian gas delivery to China which most probably will be signed next month in Beijing when Russian President Vladimir Putin visits President Xi Jinping...
Ukraine and the grand chessboard. By Pepe Escobar

Da liegt nämlich - so Escobar - der Schlüssel zum Verständnis der Ukraine-Strategien der USA und der EU. So in der hiesigen Presse noch nicht beleuchtet:
    Gazprom CEO Alexey Miller had met with China National Petroleum Corporation chairman Zhou Jiping in Beijing on Wednesday. They were on their way to sign the 30-year, mega-contract deal to supply China with Siberian natural gas "as soon as possible". Probably on May 20, when Putin goes to Beijing.

    Now this is the genuine article. Pipelineistan meets the strategic partnership Russia-China, as solidified in the BRICS and the Shanghai Cooperation Organization, with the tantalizing prospect of pricing/payment bypassing the petrodollar, otherwise known as the "thermonuclear option". Ukraine, compared to this, is a mere sideshow...
Breaking bad in southern NATOstan. By Pepe Escobar

Vgl. auch Dr. Strangelove ist zurück

Archäologie (CCC): Die jährliche Easter Parade

Der sehr geschätzte Herr Rau (Lehrerzimmer) ist wie ich ein großer Bewunderer von Fred Astaire und hat Neues entdeckt: Kriege ich jetzt erst mit, dass Fred Astaire in den späten 1950ern und den 1960ern jede Menge Fernsehen gemacht hat! Fernseh-Specials und guest host bei Hollywood Palace.
Dazu stellte er vor kurzem eine schöne Sammlung von Clips zusammen; am besten gefällt mir "Miss Otis Regrets" (das es auch in einer wunderbaren Aufnahme von Bryan Ferry on his 1999 album As Time Goes By gibt!) und das ich mir erlaube hier zu übernehmen (mit Grüßen an Mrs. Mop - miss you! - falls die mal reinschaut):


aus der NBC-Show Astaire Time (1960 - da war Astaire 61!!)

+ "Vorhang auf für Mrs. Eleanor Powell. The One And Only. The Goddess." (Mrs. Mop im Kommentar - Danke!)


Vor etwa einem Jahr verwies ich anlässlich des bevorstehenden Osterfests auf Fred Astaire and Ann Miller in "Easter Parade" - Osterspaziergänge.

Das war's dann erstmal ...

Update Ukraine (XIV): Debatten über Preßfreiheit und was man wissen kann, wenn man will. Und ein Nachtrag, den Gaspreis und das Völkerrecht betreffend

Es ist bekannt, daß eine gewisse Psychologie das Große aus kleinen Ursachen erklärt und in der richtigen Ahnung, daß alles, wofür der Mensch kämpft, Sache seines Interesses ist, zu der unrichtigen Meinung fortgeht, es gebe nur »kleine« Interessen, nur die Interessen stereotyper Selbstsucht. Es ist ferner bekannt, daß diese Art Psychologie und Menschenkunde besonders in Städten sich vorfindet, wo es dann noch überdem für Zeichen eines schlauen Kopfes gilt, die Welt zu durchschauen und hinter den Wolkenzügen von Ideen und Tatsachen ganz kleine, neidische, intrigante Mannequins, die das Ganze am Fädchen aufziehen, sitzen zu sehen. Allein es ist ebenfalls bekannt, daß, wenn man zu tief ins Glas guckt, man sich an seinen eigenen Kopf stößt, und so ist denn die Menschenkunde und Weltkenntnis dieser klugen Leute zunächst ein mystifizierter Stoß an den eigenen Kopf. [Karl Marx - Debatten über Preßfreiheit ...]

Passt das nicht wunderbar zu den akutellen Putin-Deutungen des Musters Interessen stereotyper Selbstsucht? Ansonsten:

080414_1

In Burks' Blog finden Sie den Eintrag Afrika ist überall oder: Kamikaze Economics and the EU’s leg breaker und dort sehr interessante Informationen und Links, z.B. auf das “Briefing Paper” (pdf) vom “Royal United Services Institute for Defence and Security Studies” (via Fefe) von Igor Sutyagin and Michael Clarke: “Ukraine Military Dispositions – The Military Ticks Up while the Clock Ticks Down”. Die Autoren analysieren, warum es eher wahrscheinlich ist, dass Russland bestrebt ist, die Ukraine aufzuspalten – wie es der Westen mit dem ehemaligen Jugoslawien gemacht hat....
Ein weiterer Punkt ist, dass die russische Militärindustrie zu einem relevanten Teil von Importen aus der Ukraine abhängt...
Sehr hübsch auch die Pointe, dass der ukrainische Konzern Yushmash, vom dem die interballistischen Raketen Russlands hergestellt werden, im letzten Jahr einen Kooperationsvertrag mit der deutschen Firma Claas abgeschlossen hat – natürlich nur über “landwirtschaftliche” Maschinen...

Lesebefehl!!

Nachtrag, den Gaspreis betreffend:

Das verstehe ich nicht: Die Ukraine will den Gaspreis für die Bevölkerung ab dem 1. Mai drastisch um 50 Prozent erhöhen und damit die Voraussetzung schaffen für nötige Kredite des Internationalen Währungsfonds; entsprechend hat Russland den Gaspreis für die Ukraine erneut deutlich erhöht - und dann ist das auch wieder nicht recht ...
Wer soll denn nun den Gaspreis für wen erhöhen??

Ich kann erstmal nur festhalten: Mein Gaspreis wird gefälligst nicht erhöht, sonst ... .... Fracking! Oder Fuck me running ...

Nachtrag zur völkerrechtlichen Bewertung dessen, was auf der Krim stattgefunden hat:
Sezession, Referendum, Beitritt ist etwas anderes als Annexion (FAZ 07.04.2014)
Reinhard Merkel
lehrt Strafrecht und Rechtsphilosophie an der Universität Hamburg:
Hat Russland die Krim annektiert? Nein. Waren das Referendum auf der Krim und deren Abspaltung von der Ukraine völkerrechtswidrig? Nein. Waren sie also rechtens? Nein; sie verstießen gegen die ukrainische Verfassung (aber das ist keine Frage des Völkerrechts). Hätte aber Russland wegen dieser Verfassungswidrigkeit den Beitritt der Krim nicht ablehnen müssen? Nein; die ukrainische Verfassung bindet Russland nicht. War dessen Handeln also völkerrechtsgemäß? Nein; jedenfalls seine militärische Präsenz auf der Krim außerhalb seiner Pachtgebiete dort war völkerrechtswidrig. Folgt daraus nicht, dass die von dieser Militärpräsenz erst möglich gemachte Abspaltung der Krim null und nichtig war und somit deren nachfolgender Beitritt zu Russland doch nichts anderes als eine maskierte Annexion? Nein....

Augen-Blicke: Mein Zwetschgenbaum blüht

... der letzte Baum auf meiner Wiese, die mal voll war mit Apfel-, Birn- und Zwetschengenbäumen - zu Zeiten, als es die Wiese meiner Eltern oder gar meiner Großeltern war. Ich freue mich auf den wunderbaren Geschmack der Zwetschgen im Spätsommer und ich vermisse den Geschmack der Äpfel und besonders den der Birnen. Die hießen Grisecke oder so ähnlich, aber die lassen sich im Netz nicht finden. Vielleicht gibt es die ja auch gar nicht, - siehe unten: Hirnforschung ... Und den Geschmack könnte man hier eh nicht mitteilen. Das ist so ähnlich wie mit dem Geruch in der Vorratskammer von Tante Hermine in Brockensen.

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Noch schöner heute: Wenn man von Groß Hilligsfeld den Holzeweg zum Schweineberg hochgeht, kommt man zu dieser Allee wilder Kirschbäume:

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Diese Blüte kann man ja nur einige Tage lang sehen. Ein starker Regen und Wind morgen und das is so nicht mehr wahrzunehmen. Schön dass wir heute da waren ....

IMAG0661_560

Bertolt Brecht: Der Kirschdieb

An einem frühen Morgen, lange vor Hahnenschrei
Wurde ich geweckt durch ein Pfeifen und ging zum Fenster.
Auf meinem Kirschbaum, Dämmerung füllte den Garten
Saß ein junger Mann mit geflickter Hose
Und pflückte lustig meine Kirschen. Mich sehend
Nickte er mir zu, mit beiden Händen
Holte er die Kirschen von den Zweigen in seine Taschen.
Noch eine ganze Zeitlang, als ich wieder in meiner Bettstatt lag
Hörte ich ihn sein lustiges kleines Lied pfeifen.


GBlogs Augen-Blicke

Lernen: Der status praesens der Hirnforschung

Sehr aufschlussreich heute Abend bei 3Sat: Gert Scobel - Enttäuschte Hoffnungen. Das Manifest der Hirnforschung kann die Erwartungen nicht erfüllen.
Ich empfehle, die Seite mit vielen weiteren hoch interessanten Verweisen anzusehen. Alle Beiträge und Hinweise sind verfolgenswert. Die Sendung selbst können Sie hier nachsehen.

Mein vorläufiges Fazit nach der Sendung: Was uns die "Bindestrichwissenschaften" Neuro-Pädagogik und insbesondere die Neuro-Didaktik in den letzten Jahren geliefert haben, ist mit größter Vorsicht zu genießen. Aber das konnte man wissen.
Vgl. This Is Your Brain on Schadenfreude, GBlog - 2006/01/29

Update Ukraine / Krim (XIII): Verstärkte Routineoperationen im Bündnisgebiet und das Tabakreferat des Wirtschaftskommandos Krim

Sehr schön bei Burks' Blog die Bebilderung der folgenden Meldung:
Nach längeren internen Debatten hat sich die Bundesregierung nach Informationen des SPIEGEL bereiterklärt, die osteuropäischen Mitgliedstaaten der Nato militärisch zu unterstützen. Deutschland werde sich, wo immer es sinnvoll sei, an verstärkten Routineoperationen im Bündnisgebiet beteiligen, heißt es aus dem Umfeld von Außenminister Frank-Walter Steinmeier.

Z. B. so:
Bundeswehr in der Ukraine
Deutsche Soldaten bei Routineoperationen im Bündnisgebiet bei Lwiw (Lemberg)
Weiterlesen!!

Nicht selbst kommentieren muss man das Krim-Album aus dem Foto-Archiv Reemstma (im Museum der Arbeit Hamburg)
    Die Firma Reemtsma auf der Krim
    Am 22. Juni 1941 begann der Krieg gegen die Sowjetunion. Drei Monate später erreichten die Truppen der Wehrmacht den Zugang zur Halbinsel Krim. Im Oktober und November 1941 wurde die Krim fast vollständig von deutschen Truppen besetzt. Die deutsche Herrschaft dauerte mehr als zwei Jahre...
    Für die deutsche Kriegswirtschaft stand die Eroberung der Krim nicht nur aus militärischen Gründen im Vordergrund. Die ausgedehnten Ackerflächen im nördlichen Teil der Halbinsel (der „Steppenkrim“) sollten von deutschen Siedlern in Besitz genommen werden. Der südliche Teil der Krim (die „Gebirgskrim“) war wegen der vielfältigen landwirtschaftlichen Erzeugnisse (Tabak, Wein, Obst, Früchte) für die Versorgung des Deutschen Reiches und der im Osten kämpfenden Truppe von besonderer Bedeutung.
    Aufgrund ihrer Nähe zur Ostfront erhielt die Krim nie den Status eines besetzten Gebietes mit deutscher Zivilverwaltung. Sie blieb immer militärisches Operationsgebiet, in dem Zivilisten nicht erwünscht waren. Dies machte die Tätigkeit deutscher Wirtschaftsunternehmen schwierig. Die Weiterführung der Landwirtschaft und die Wiederingangsetzung von Fabriken erfolgten deshalb durch spezielle Dienststellen der Wehrmacht. In Simferopol, der Hauptstadt der Krim, wurde zu diesem Zweck das „Wirtschaftskommando Krim“ eingerichtet, das seinerseits ein eigenes Tabakreferat unterhielt.
Das ist immer recht hübsch bebildert mit Bewohnerinnen der Krim, die die Tabaksetzlinge einbringen, ...
Krim07
Die Bilder zeugen [auch] vom Interesse des Fotografen an der Lebensweise der Krimtataren... Sie figurieren als (wenn auch fremdartige) Elemente des Lebens auf der Krim. Anders als im Fall der — im Album an keiner Stelle vertretenen — Juden erscheint eine Koexistenz offensichtlich möglich. [????]*

... oder auch bebildert mit Tätern wie
Paul Schätz und Helmut Wagner (Foto links oben) [Die] gehörten zu den ersten Reemtsma-Angestellten auf der Krim. Sofort nach ihrer Ankunft in Simferopol im Dezember 1941 organisierten sie die Verladung des erbeuteten Rohtabaks ins Reich. Nach der Stabilisierung der militärischen Lage leiteten sie den Wiederaufbau der Tabakfabriken der Krim für die Firma Reemtsma in die Wege.
Krim01
Der Reemtsma-Angestellte Otto Wiesemann (Foto links unten) war vor dem Krieg als aktiver Propagandist der SA hervorgetreten.* Im Krieg leitete er das Tabakreferat des Wirtschaftskommandos Krim. Nach dem Krieg musste Wiesemann aus politischen Gründen vom Reemtsma-Konzern entlassen werden.

... Da kann einem ja der Wiesemann fast leid tun und wenn er noch lebte, würde er bestimmt die Timoschenko oder den Poroschenko tabakreferatsmäßig unterstützen wollen bei der Integration der Tabakproduktion auf der Krim in den Europäischen Binnenmarkt. Da war er ja in der Gündungsphase dabei ...

Nun müssten wir noch etwas erfahren über die Geschichte der Karl Marx Kiev Confectionery Factory (siehe unten) während der der 778 Tage deutscher Besetzung Kiews.
Wahrscheinlich hat sie unter der Leitung des Schokoladenreferats des Wirtschaftskommandos Ukraine Scho-Ka-Kola für Sprengel hergestellt ...
___________________
* Wer verantwortet eigentlich solche Texte (Text: Rainer Fröbe, Alla Ehrlich) ??? HistorikerInnen, die meinen die Perspektive des Fotografen zu rekonstruieren, aber darüber jede Perspektive und jede Sensibilität verlieren dafür, was man sagen kann. Oder HistorikerInnen, die einfach nur mietmaulmäßig für Reemstma schreiben ...

Vgl. Karl Heinz Roth
Reemtsma auf der Krim
Tabakproduktion und Zwangsarbeit unter der deutschen Besatzungsherrschaft 1941 - 1944

Update Ukraine (XII): Charlie Marx and the Chocolate Factory - Petro Poroschenko als Willy Wonka

Erstaunlich, was sich auftut, betrachtet man die Realität als in Filmen vorweggenommen. Das war bei 9/11 mit den Katastrophenfilmen so; dass nun allmählich rauskommt, dass die €-Maidan-Ukraine-Geschichte auf einem Kinderbuch von Roald Dahl und der Verfilmung von Tim Burton beruht, ist schon härter. Betrachten Sie zunächst die Inszenierung des Auftritts von Wonka-Poroschenko:



The Kiev Gate ist sofort zu erkennen, die Massen vor dem Tor und die Auserwählten, die das Reich des Schokoladenmoguls betreten, sind unschwer zu identifizieren: Julia Timoschenko als Violet Beauregarde und Viltali Klitschko (wahlweise Frank Steinmeier) als Augustus Gloop. Zu klären bleibt nur noch, wer in der aktuellen Inszenierung die Umpa-Lumpas (engl. Oompa Loompas) sind.
Der Oligarch als Retter (Florian Rötzer, tp 30.03.2014) wird im Film wunderbar vorweggenommen; leider bleiben Violet-Julia und Vitali-Augustus auf der Strecke, aber die Roshen-Schokoladen werden ihren Weg finden in die fucking EU, die die Untertitel zum Film zu schreiben versucht.

johnny-depp-as-willy-wonka-in-charlie-and
Johnny Depp - übrigens ganz großartig in der Rolle des Willy Wonka - im Gesprach mit Petro Poroschenko!

Sehr schön, dass es das Schokoladen-Branchenbuch "Schoko Guide" gibt mit einem Eintrag über Roshen. Hier können wir erfahren, dass zum Imperium auch die Karl Marx Kiev Confectionery Factory gehört, was als Ironie der Geschichte durchgehen kann, wenn Marx' Laden jetzt in die EU drängt.
Es gibt aber auch einen sehenswerten Dokumentarfilm:
Michael Blum, Charlie Marx and the Chocolate Factory, 2008
Charlie Marx and the Chocolate Factory started as an investigation of the link between politics and chocolate, at the Karl Marx Confectionary Factory in Kiev, Ukraine ... and unravels as a reflection on its own failure, and yet keeps on investigating what has always been at stake: the shift from public to private property (and from analog to digital technology), dialectics of permanence and change, language as a mirror of ideology, and post-Soviet oligarchy culture.
Recommended for Marxists with a sweet tooth!



Michael Blum
sagt In dem Interview am Ende des Films:

If Poroschenko is today's update of Willy Wonka, I wonder who Karl Marx' update will be.

Dass wir nicht allein waren mit der Idee, dass Poroschenko und Wonka etwas mit einander zu tun haben, hätten wir nicht gedacht. - Nach einer Idee von Alissa B.

Update 25.04.:

Wie ich jetzt erfahre findet die “Osteuropasprecherin” der Grünen, er sei die beste Wahl:
“So seltsam es klingen mag: Ich wäre durchaus erleichtert, wenn der Schokoladen-Oligarch Petro Poroschenko Ministerpräsident würde. Er hat meines Erachtens die Autorität und Klugheit, den Zusammenhalt des Landes zu organisieren.... Ein Modernisierungsprozess bedeutet aber, dass es auch Verlierer geben wird und die werden eher im Osten der Ukraine leben."
Und auf die Frage: Wie blickt Bremen nach Kiew? (- weil sie doch für die Bremer Grünen im Bundestag sitzt), antwortet sie:
"Ich bin sicher, dass in Bremen das Bewusstsein da ist, dass Ost- eigentlich Mitteleuropa ist.”
Da geht es den Bremern wahrscheinlich wie den US-Bürgern, von denen auch nur jeder 6. weiß, wo die Ukraine genau liegt ...

Vgl. auch Der Volkstribun vom Maidan bei Feynsinn

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

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