Eine Ewigkeit unterwegs (Text: Jörg Fauser). Zugegeben: eine alberne Inszenierung, aber hören Sie bitte auf den Text und die Musik:
... und einer der davonkommt, macht ein Liebesgedicht .... - und dann die Hammond ...
Allein dieser gelungene Vers lohnt das Anhören:
Ich war auf dieser Erde,
Von Anfang an dabei,
Ich schlüpfte eines Morgens,
Aus einem winzigen Ei.
Die Sonne war ein Ball aus Blut,
Und Drachen tanzten am Strand,
Ich wurde von ihnen gefressen,
Bevor ich was zu fressen fand.
Doch ich kam immer wieder,
In anderer Gestalt,
Oft nur für einen Tag,
Manchmal wurde ich uralt,
Ich war ein Schmetterling,
Ein Affe und ein Wal,
Und eines Tages trat ich
Mit anderen Menschen ins Tal.
Hey - eine Ewigkeit unterwegs,
Auf der Suche nach dir,
Noch einmal um die Welt,
Dann komme ich zu dir,
Uns steh' vor deiner Tür,
Ich bin schon eine Ewigkeit unterwegs.
Milliarden von Menschen,
Leben mlliarden mal,
Gehen zurück in die Wälder,
Und kommen wieder ins Tal,
Leben und Leben lassen,
Bis zum jüngsten Gericht,
Und einer der davon kommt,
Macht ein Liebesgedicht.
Eine Ewigkeit unterwegs,
Auf der Suche nach dir,
Noch einmal um die Welt,
Dann komme ich zu dir,
Und steh' vor deiner Tür,
Ich bin schon eine Ewigkeit unterwegs. Jörg Fauser
This academic investigation concludes that the massacre was a false flag operation, which was rationally planned and carried out with a goal of the overthrow of the government and seizure of power. It found various evidence of the involvement of an alliance of the far right organizations, specifically the Right Sector and Svoboda, and oligarchic parties, such as Fatherland. Concealed shooters and spotters were located in at least 20 Maidan-controlled buildings or areas. The various evidence that the protesters were killed from these locations include some 70 testimonies, primarily by Maidan protesters, several videos of “snipers” targeting protesters from these buildings, comparisons of positions of the specific protesters at the time of their killing and their entry wounds, and bullet impact signs. The study uncovered various videos and photos of armed Maidan “snipers” and spotters in many of these buildings.
The Snipers Massacre on the Maidan in Ukraine
Ivan Katchanovski, Ph.D. School of Political Studies University of Ottawa Ottawa, Paper prepared for presentation at the Annual Meeting of American Political Science Association in San Francisco, September 3-6, 2015
Via Fefe, der vorsichtshalber ergänzt:
Wer sich jetzt denkt, Ivan Katchanovski, das ist bestimmt ein U-Boot der Russen, dessen Erkenntnisse können wir mal direkt ignorieren, für den will ich mal aus der Vita von dem Mann zitieren:
Ivan Katchanovski teaches at the School of Political Studies and the Department of Communication at the University of Ottawa. He was Visiting Scholar at the Davis Center for Russian and Eurasian Studies at Harvard University, Visiting Assistant Professor at the Department of Politics at the State University of New York at Potsdam, Post-Doctoral Fellow at the Department of Political Science at the University of Toronto, and Kluge Post-Doctoral Fellow at the Kluge Center at the Library of Congress. He received his Ph.D. from the School of Public Policy at George Mason University.
Übergang ins geordnete Verfahren: Mauern und Zäune, und noch mehr Zäune
Nach dem Fall der Berliner Mauer war man sich in Europa einig: Nie wieder wollte man Menschen so voneinander trennen. In der jüngsten Flüchtlingswelle hingegen haben Grenzzäune auch in Europa wieder Hochkonjunktur. Mauern und Zäune, und noch mehr Zäune
Eine Bilderserie der NZZ, via Fefe, der sie "schrecklich" nennt. Ansehen!
Das geordnete Verfahren und die Kosten untersuchen The Migrants' Files. Eine informative Darstellung der Rechercheergebnisse finden Sie hier: Festung Europa: Kosten, Wege und Strukturen (derStandard.at)
Laut dieser Studie aus dem Juni 2015 wurden seit dem Jahr 2000 rund 11,3 Mrd. Euro für die gezielte Sicherung der Grenzen gegen unerlaubte Einwanderung ausgegeben. Zu diesen Zahlen verlangt DIE LINKE Aufklärung von der Bundesregierung.
Roger Cole & Paul Barrere are an American blues/rock duo with a wealth of talents and musical experience between them. Roger is a multi-instrumentalist, composer, producer and audio engineer. He has worked with Steve Vai, Dweezil Zappa and The Monkees, amongst many others. Paul Barrere was a member of the feted rock band Little Feat*, and has recorded and performed with Jack Bruce, Robert Palmer and Carly Simon.
“I say to the new members of the party, welcome to our movement. And to those returning to the party who were in it before and felt disillusioned and went away: welcome back, welcome home.”
Jeremy Corbyn delivers his first speech as leader of The Labour Party, after defeating his three rivals in the first round of counting, taking 251,417 (59.5%) of the 422,664 votes cast. Jeremy Corbyn's Victory Speech
Welcome back, welcome home: Der Vorsitzende der hiesigen sog. Labour-Partei, Vizekanzler Sigmar Gabriel (55, SPD), kam am Mittwochmorgen mit dem Button „Wir helfen“ der BILD-Flüchtlingskampagne am dunkelblauen Jackett in den Bundestag.
Dazu in der Süddeutschen ein Interview mit Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Herausgeber des Kursbuch: Das Ende der großen Gesten. Über die offenen Fragen der Flüchtlingskrise.
... wir müssen einen organisierten Realismus im Umgang mit den Flüchtlingsmengen entwickeln, ohne den humanitären Impuls aufzugeben. Wie geht das?
Naiv erscheint mir die Hoffnung, dass es eine europäische Solidarität gibt und man sich auf faire Aufnahmequoten einigt. Deutschland wird eigene Lösungen entwickeln, sich dabei aber auch eigenen Lebenslügen stellen müssen. Viele fordern aus guten Gründen ein Einwanderungsgesetz, ich auch. Doch selten wird die Konsequenz gesehen, dass dies auch eine Begrenzung der Einwanderung zur Folge haben wird - im Gegensatz also zur aktuellen Offenheit. Das lässt sich nicht vermeiden, bedarf aber eben deshalb einer politischen Debatte.
. . . die in neue Rechtssetzung mündet.
Entscheidend wird sein, den Kreis derer, denen ein dem Asyl vergleichbarer Rechtsstatus eingeräumt wird, deutlich und realistisch zu erweitern, auch im humanitären Sinne. Wir vergessen oft, dass es besonders schwer ist, in klassische Einwanderungsländer einzuwandern, die dafür bereits klare Rechtsregeln haben. Aber nur Rechte verschaffen verlässliche Perspektiven, ohne die Integration nicht möglich ist - das können sich Autochthone, die diese Rechte gewissermaßen immer schon genießen, nicht vorstellen. Alle, denen dieser Status mit guten Gründen versagt bleibt, muss dann aber auch, wiederum in rechtsstaatlichen Verfahren, der Aufenthalt hier verwehrt werden können. Auch wenn nur ein kleinteiliger Pragmatismus die Integration im Alltag voranbringen kann, wird dieser rechtliche Faktor die entscheidende Rolle spielen. Wie seinerzeit das Staatsbürgerschaftsrecht muss sich jetzt das Aufenthaltsrecht der völlig neuen Lage annehmen. Alle widersprüchlichen Rationalitäten der Flüchtlingsaufnahme, des humanitären Anliegens, der ökonomischen Rechnung, der kulturellen Welten, der sozialen Erwartungen und Partizipationen, der neuen gesellschaftlichen Weltoffenheit, all diese Dimensionen müssen in verlässliche rechtliche Formen übersetzt werden...
Ein Widerstreit dominiert die Presseerzeugnisse. Die, die politisch rechts stehen, betonen nun, wie unmöglich sich das Zusammenleben zwischen den Alteingesessenen und den Flüchtlingen gestaltet. Und die, die eher links sind, zeigen Szenen aus einem Idyll. Beides ist unzutreffend.
Das ist erstmal zutreffend, finde ich. In der ZEIT (nicht verlinkt) kritisiert ein gewisser Sarrazin die "völlig einseitige Berichterstattung der Medien" über Flüchtlingspolitik. Da fordert er ein Recht auf Asyl nur noch "für politische Aktivisten gilt oder für Menschen, die im Rahmen eines Völkermords verfolgt werden, aber nicht für jeden, der in einer Diktatur oder einer unvollkommenen Demokratie irgendwie unterdrückt wird" (Florian Rötzer, tp 10.09.2015). Damit hätten wir schonmal ein aktuelles Beispiel für Presseerzeugnisse, die politisch rechts stehen, von heute. Presseerzeugnisse, die eher links sind, wie die WELT, zeigen auch heute Szenen aus einem Idyll:
Hier Idyll, dort Katastrophenszenario. Zwischendrin scheint es wenig zu geben. Aber Abbild der Wirklichkeit ist wohl beides nicht. Nicht der linke Wunsch; nicht die rechte Untergangsstimmung. Nicht das feine Miteinander; nicht das beängstigende Gegeneinander. Überhaupt erinnert mich dieses Dilemma zwischen Miteinander und Gegeneinander stark an Volker Pispers. Der hat mal im Rahmen der allgemeinen Islamophobie und der dauernden Forderungen nach endgültiger Integration auf Düsseldorf verwiesen. Dort lebten viele Japaner. In eigenen Stadtteilen mit eigenen Apotheken und Supermärkten und was es da alles noch so gibt. Deutsche und Japaner lebten nicht gesellig zusammen, aber sie hätten ein gutes Nebeneinander geschaffen. Denn das, so Pispers, sei doch eigentlich richtig. Man muss andere Menschen oder Gruppen ja nicht lieben oder auch nur in allen Facetten verstehen; sie aber neben sich leben zu lassen, das sei schon zivilisatorische Leistung...
Insofern ist natürlich ein Straßenfest mit Flüchtlingen toll. Aber eben eine Ausnahme. Und gar nicht notwendig, um einer Gesellschaft friedliche Strukturen zu gewähren. Miteinander ist eine gute Angelegenheit. Aber nicht die Voraussetzung schlechthin. Da sind Linke und Liberale vielleicht etwas zu romantisch.
Wir müssen jetzt nicht hoffen, dass die Deutschen (trotz vieler Bemühungen im Umgang mit den Flüchtlingen) nun nachhaltig einen auf gelungenes Miteinander machen. Und die Integration ganzer Volksgruppen muss ja auch nicht sein. Jedenfalls nicht im Sinne einer Leitkultur. Jeder kommt wo her und hat seine Herkunft auf die eine oder andere Art gerne. Nebeneinander zu leben – so kann man es aushalten. Ohne Ansprüche an Anpassung. Ohne Ansprüche an Straßenfeste. Wenn es sie trotzdem gibt, na dann schenkt ein und trinkt und nehmt euch noch was vom Couscous. Feiert den Augenblick, da man sich versteht. So wird es ja auch nicht immer sein.
Dieses Nebeneinander ist übrigens die Normalität in Einwanderungsländern. Mit dieser Haltung lässt es sich aushalten. Meistens jedenfalls.
Dem ist erstmal nichts hinzuzufügen!
Vielleicht doch noch dies - ab 5'50 zum Japaner in Düsseldorf:
Götz Aly erinnert an den einstigen Auswanderersaal im Schlesischen Bahnhof von Berlin, dem heutigen Ostbahnhof, dort bis 1933 betrieben vom Hilfsverein der Deutschen Juden. Seit 1901 hatte der von Paul Nathan gegründete Hilfsverein rund 200.000 osteuropäische Juden unterstützt, die vor Armut, antisemitischer Willkür und Pogromen flohen, um sich in Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam oder Antwerpen nach Übersee einzuschiffen, zumeist in das Traumland USA...
In ihrem Jahresbericht für 1930 beklagten die Geschäftsführer des Vereins „die starre Immigrationspolitik“, die fortschreitende „Missachtung von Menschenrechten und Humanitätspflichten“. Sie taten, was in ihren Kräften stand, um die Gestrandeten, „die unglücklichen Opfer der Nachkriegsverhältnisse einem Ziel zuzuführen, das ihnen Entwicklungsmöglichkeiten und Entwicklungsfreiheit gibt, sie vor Verfall und Untergang bewahrt“. Lesenswert!
(Berliner Zeitung, 07.09.2015)
German Jewish Refugees, 1933–1939
The sudden flood of emigrants created a major refugee crisis. President Franklin D. Roosevelt convened a conference in Evian, France, in July 1938. Despite the participation of delegates from 32 countries, including the United States, Great Britain, France, Canada, and Australia, only the Dominican Republic agreed to accept additional refugees... Bald wurde klar, dass sich die Aufnahmebereitschaft der meisten Länder in engen Grenzen hielt. So erklärten mehrere Konferenzteilnehmer, ihr Land sei grundsätzlich kein Einwanderungsland, andere wiesen darauf hin, dass sie lediglich den Transit von jüdischen Flüchtlingen zulassen könnten; im Übrigen würde eine weitere Zuwanderung lediglich dem Antisemitismus weiteren Auftrieb geben. Die Vereinigten Staaten hielten an ihrer Quote von jährlich 27.370 Einwanderern aus Deutschland und Österreich fest ...
During 1938–1939, in an program known as the Kindertransport, the United Kingdom admitted 10,000 unaccompanied Jewish children on an emergency basis. 1939 also marked the first time the United States filled its combined German-Austrian quota (which now included annexed Czechoslovakia). However, this limit did not come close to meeting the demand; by the end of June 1939, 309,000 German, Austrian, and Czech Jews had applied for the 27,000 places available under the quota.
By September 1939, approximately 282,000 Jews had left Germany and 117,000 from annexed Austria. Of these, some 95,000 emigrated to the United States, 60,000 to Palestine, 40,000 to Great Britain, and about 75,000 to Central and South America, with the largest numbers entering Argentina, Brazil, Chile, and Bolivia. More than 18,000 Jews from the German Reich were also able to find refuge in Shanghai, in Japanese-occupied China.
At the end of 1939, about 202,000 Jews remained in Germany and 57,000 in annexed Austria, many of them elderly. By October 1941, when Jewish emigration was officially forbidden, the number of Jews in Germany had declined to 163,000. The vast majority of those Jews still in Germany were murdered in Nazi camps and ghettos during the Holocaust.
(Holocaust Encyclopedia)
Was geschehen kann, wenn mehrere Konferenzteilnehmer erklären, ihr Land sei grundsätzlich kein Einwanderungsland, andere darauf hinweisen, dass sie lediglich den Transit von Flüchtlingen zulassen könnten; im Übrigen würde eine weitere Zuwanderung lediglich dem Antisemitismus - der Ausländerfeindlichkeit - weiteren Auftrieb geben ...
Das Machtgehäuse der Angela Merkel ist deshalb, bläst man
die Mythenschwaden, die über sie verbreitet werden, zur
Seite, ein geleastes: nicht vom Bürger, der ihrer Partei seine
Stimme gibt, sondern von denen, die ihr über das Verfahren
der medialen Kolportage ihre Stimme geben, indem sie
in Kommentaren, Analysen, Reportagen das Gerücht verbreiten,
dem Packer aufgesessen ist: Sie habe keine große
Ideologie, keine Ideen, sie sei blutleer und langweilig. Für die,
die das öffentlich kolportieren, muss und soll sie allerdings
auch keine haben, selbst wenn sie es scheinbar beklagen;
sie muss und soll sie nur übernehmen. Von anderen, die
darüber verfügen wie über ewige Wahrheiten: Auserwählte.
Eingeweihte. Die Avantgarde ...
Da ist ja auf den ersten Blick was dran: Man könnte das neue Branding als Flüchtlingskanzlerin so deuten, als habe sie , wie Schacht meint, es gelernt, von Kind auf an, geschmeidig Ideen zu übernehmen, die man selbst nicht hat, Ideologien, denen man genauso wenig glaubt, sie dann aber trotzdem auszusprechen, als wären es die eigenen. Um so vorwärts zu kommen, unter allen Umständen und Bedingungen.... Solch billig psychologisierende Denkfiguren finden sich ja häufig und die kommen ja auch gut an, weil sie dem Alltagsbewusstsein so vertraut sind. Was hier verkannt wird, ist der im Hinblick auf Herstellung von Gouvernementalität gelungene Ansatz Merkels und ihrer Spin Doctors, die ewigen Wahrheiten der Avantgarde ("Deutschland tut das, was moralisch und was rechtlich geboten ist. Und nicht mehr und nicht weniger." ... "Prinzip der Solidarität") für den Nebel zu nutzen, der über die Realpolitik gelegt wird. Ich wiederhole die vozügliche Definition des Merkelianismus [Seeßlens Definition in einem meiner Beiträge von 2006: anything new under the sun?]
... besteht aus einfachen Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt. Darunter: Stärkung der staatlichen Gewalt, Polizei, Überwachung, Militär, Geheimdienst. Darunter: Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft, Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes. Darunter (und da schließt sich der Kreis): Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann.
Folgen wir Pro Asyl, so konterkariert die Politik der Bundesregierung hinter dem Nebel von Wasserflaschen-Harmonie und dem, was sie neuerdings Solidarität nennen, die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung:
Abwehr statt Aufnahme: Große Koalition beschließt Maßnahmenpaket gegen Flüchtlinge
Die Bundesregierung hat sich am Sonntag im Koalitionsausschuss auf ein Maßnahmenpaket zur Asylpolitik geeinigt. Unter der Überschrift „Fehlanreize beseitigen“ werden dort mehrere Maßnahmen der Abschreckungspolitik der neunziger Jahre reaktiviert. Lesebefehl!
Mit der ihm eigenen Nüchternheit hat der Aufklärer Immanuel Kant im Blick auf die Gesetze der Gastfreundschaft das Verhältnis von Philanthropie und Recht durchdacht, als die Französische Revolution Emigrationen und Migrationen, innereuropäische Kriege nach sich zog. Im dritten Definitivartikel seiner Schrift "Zum ewigen Frieden" (1795) stellt er "die Bedingungen der allgemeinen Hospitalität" ins Zentrum des "Weltbürgerrechts". Von vornherein stehen diese Bedingungen im Horizont nicht des einzelnen Staates, sondern des Völkerrechts, und der beiden anderen Definitivartikel: dass die bürgerliche Verfassung in jedem Staat republikanisch und das Völkerrecht auf einen Föderalismus freier Staaten gegründet sein soll. Dies zu sein, würde die Europäische Union von sich behaupten, aber die größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg treibt sie in Konflikte zwischen den Nationalstaaten, in den Dissens über die "Hospitalität", die Kant vielleicht auch deshalb mit einem lateinischen Begriff benannte, um ihren universellen Anspruch hervorzuheben.
"Es ist", stellte er, "wie in den vorigen Artikeln, nicht von Philanthropie, sondern vom Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität (Wirtbarkeit) das Recht eines Fremdlings, seiner Ankunft auf dem Boden eines andern wegen, von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann; solange er aber auf seinem Platz sich friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen." ...
Deutschland ist derzeit nicht nur das Land, auf das sich die meisten Flüchtlinge zubewegen, es erscheint zugleich, trotz der Brandanschläge und Exzesse rechtsradikaler Minderheiten, verglichen mit Ungarn und den osteuropäischen Nachbarn, als der Hauptschauplatz philanthropischer Gastfreundschaft in Europa. Es ist aus zwei Gründen lehrreich, diese aktuelle deutsche Philanthropie aus der Perspektive Kants zu betrachten. Zunächst wegen seiner Gegenüberstellung von Recht und Philanthropie, in der die reine, unbedingte und unbegrenzte Gastfreundschaft, wie sie die Philanthropie anstrebt, in die von rechtlichen und politischen Bestimmungen garantierte Hospitalität überführt werden muss. Diese Gegenüberstellung entspringt der Skepsis gegenüber der Wandelbarkeit hehrer Motive, dem Wissen um die Enttäuschbarkeit der Menschenliebe. Der Fremdling soll sich bei Kant auf das Recht der Hospitalität auch dann verlassen können, wenn die Stimmung umschlägt und ihm nicht mehr spontane Philanthropie entgegenschlägt, sondern Misstrauen, wie es im aktuellen Deutschland der Fall wäre, wenn auch nur ein Flüchtling aus Syrien, Afghanistan oder wo auch immer sich in einem gelungenen Anschlag als eingeschleuster Terrorist entpuppen würde...
Das Element von Selbstgenuss, das im aktuellen Philanthropismus vieler Deutscher mitschwingen mag, lässt sich leicht verschmerzen, und es ist der kühlen Schulter und den Anrempeleien von Flüchtlingen bei Weitem vorzuziehen. Und doch ist es gut, wenn der reiche Mann sich der Skepsis Kants aussetzt, seinem Beharren auf der Asymmetrie zwischen dem Wohltäter und seinem Gegenüber:
"Das Verhältnis des Beschützers, als Wohltäters, zu dem Beschützten, als Dankpflichtigen, ist zwar ein Verhältnis der Wechselliebe, aber nicht der Freundschaft: weil die schuldige Achtung beider gegen einander nicht gleich ist. Die Pflicht, als Freund den Menschen wohl zu wollen (eine notwendige Herablassung), und die Beherzigung derselben dient dazu, vor dem Stolz zu verwahren, der die Glücklichen anzuwandeln pflegt, welche das Vermögen wohl zu tun besitzen."
Da aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, schonte er zu nehmen von seinen Schafen und Rindern, daß er dem Gast etwas zurichtete, der zu ihm gekommen war, und nahm das Schaf des armen Mannes und richtete es zu dem Mann, der zu ihm gekommen war. 2.Samuel 12:4
Platz 6: Heidi Horten
Zwar kann man dumm heiraten und trotzdem viel erben - Wenn man mit 3 Milliarden zu den reichsten Österreichern wie Heidi Horten gehören will, sollte man ordentlich Grips besitzen. Mit 19 Jahren heiratete sie den 30 Jahre älteren Industriellen Helmut Horten. Nachdem dieser 1987 verstarb und ihr rund eine Milliarde Dollar hinterließ, machte sie durch geschicktes Investment drei Milliarden Euro daraus.(news.at: Die reichsten Österreicher)
Gender-, Feminismus- und Eliten-forschungsmäßig wäre irgendwann noch mal zu fragen, wie diese Barbesucherinnen, Zahnarzthelferinnen und Kindermädchen sich so hochgevögelt haben, dass sie hier und heute so viel zu sagen haben. Wäre World's-Luxury-Guide-mäßig soziologisch und auch für junge Frauen sicherlich interessant!
Ich finde das alles eher offshore-mäßig schmuddelig ...
An der Riva dei Sette Martiri am östlichen Rand der venezianischen Altstadt, der unter Benito Mussolini gebauten Uferpromenade zwischen der Einfahrt zum Arsenale und dem Park, der die Insel beschließt, liegen im Sommer die großen Yachten. Immer sind dort einige dieser kolossalen Privatschiffe zu sehen und versperren den Blick auf die Lagune, und oft wird dann ein Zaun über die Promenade gezogen, der von Sicherheitsdiensten bewacht wird. Die größten und prächtigsten Yachten aber kommen in der Regel in der Woche, in der die Biennale der Kunst schon für die Branche geöffnet ist, während das gemeine Publikum noch warten muss...
Der Hamburger Kunsthistoriker Wolfgang Kemp veröffentlichte vor einiger Zeit in der Zeitschrift Merkur einen Essay, in dem er die "Megayacht" erklärt ("Der Oligarch. Ein Beitrag zur Berufskunde", August 2014): Eine Yacht, so heißt es darin, sei zunächst etwas sehr Materielles. Der Reichtum nimmt darin eine unmittelbare, greifbare Form an, in einer Art und Weise, wie das zuletzt in Palästen geschah und dann lange Zeit nicht mehr. Aber die Yacht ist noch viel mehr. In ihr, so Wolfgang Kemp, habe das Prinzip "offshore" feste Gestalt angenommen und sich zugleich selbst übertroffen: Der Symbolort habe sich in ein Vehikel verwandelt, das gegenüber den Cayman Islands oder den Bermudas den Vorteil besitzt, sich schnell durch allerhand internationale Gewässer bewegen und dabei nur sehr bedingt überwacht werden zu können. Dieses Vehikel ist einem einzelnen Menschen zugeordnet, für den es vielleicht Bündnisse gibt, aber keine Kooperationen. Die Yacht "isoliert und eröffnet eine Welt für sich", schreibt Wolfgang Kemp
Ein schönes, aber recht kleines Bespiel für eine Megayacht in Venedig: Die Carinthia VII ist eine Luxusyacht der österreichischen Kaufhauserbin Heidi Horten und belegt Platz 28 in der Liste der längsten Motoryachten der Welt.
Was dieses Hochhaus hier zu suchen hat,
Auf einer Fäche von drei Fußballfeldern
Fährt es von links ins Bild für einen Tag
Und keine Nacht, weiß nur die Shipping Company.
Die droben an der Reling stehn,
Kreuzfahrer ohne Ziel, sie
Schauen aus, man muß sie
Nicht von Nahem sehn,
Als wären sie am liebsten
Nie geboren.
Ein Reichtum, der nicht weiß, wohin
Mit sich als auf dies Schiff,
Das keines ist, Divina heißt
Und keine ist, starrt stumpf auf eine Stadt,
die war so reich, daß ihre Heiterkeit
Für Hunderte von Jahren hielt ...
So müssen wir wohl von dreierlei Reichtum sprechen, denn der Reichtum der Oligarchen (materialisiert in der Megayacht) ist ja noch ein anderer als der der Kreuzfahrer (materialisiert im Kreuzfahrtschiff). Vergleiche Hans-Jürgen Krysmanski: Eliten. Eine Einführung
Die Peripherie dringt ins Zentrum vor... Die Krisen multiplizieren sich, und die Politik kriegt nichts mehr in den Griff. Politiker wirken wie ratlose, ja hilflose Agenten ihrer Sprüche, die sie andauernd ablassen, und die schon niemand mehr hören kann. Politik scheint abgedankt zu haben. Dafür hat man in den Schleppern das Böse ausgemacht, das es fortan zu erledigen gilt. Freilich verwechselt man da permanent Ursache und Folge... Solange Schutzsuchenden aus Kriegsgebieten keine legale Möglichkeit zur Einreise offensteht, sind sie auf Fluchthelfer angewiesen...
Schlepper sind in diesem Spiel lediglich die letzten Erfüllungsgehilfen eines globalen Gesamtirrsinns. Ihre ökonomische Basis ist das fortschreitende Elend dieser Welt. Darauf blühen ihre Geschäfte, und sie blühen blendend. Wenn sich eine Schleusung von Syrien nach Österreich auf bis zu 12.000 Euro beläuft, dann wird daran ersichtlich, dass die Flüchtenden einerseits Hab und Gut veräußern, andererseits (was immer vergessen wird) ein kräftiger Finanztransfer nach Europa stattfindet, einmal mehr umgekehrte Entwicklungshilfe geleistet wird.
Für viele (nicht nur) in Osteuropa ist der Menschenschmuggel eine hervorragende, wenn auch riskante Möglichkeit, an Geld zu kommen, das ansonsten der Markt für sie nie hergeben würde. Das Business richtet sich nach Angebot und Nachfrage, handelt nach marktwirtschaftlichen Kriterien ganz auf der Ebene der „westlichen Werte“. Staatliche Auflagen und Restriktionen erhöhen die Preise, während scharfe Konkurrenz die Qualität der Dienstleistung mindert...
Entsetzen, aufregen, weitermachen – mehr fällt nicht ein. Die EU hat keine Antworten, sie hat noch nicht einmal die richtigen Fragen gestellt. Das gilt für die Nationalstaaten ebenso wie für Regionen und Kommunen. „Sollen doch die anderen“, geben sie unisono zu verstehen. Die einen wollen es nicht wahrhaben und die anderen glauben, es autoritär abwehren zu können. Beides greift daneben, es verschlimmert nur die Situation. Diese globalisierte Welt muss vielmehr als eine Welt erkannt werden. Man muss von diesem kulturalistischen und oft rassistisch aufgeladenen „Wir und Die“ (Huntington) wegkommen. Alles andere ist ein Realismus jenseits der Wirklichkeiten.
Der Süden flieht in den Norden. Oder anders formuliert: Er marschiert ein. Die implizite Rache solcher Regionen besteht darin, nicht einfach auszubluten, sondern sich auf den Weg zu machen, dorthin, wo die Zustände halbwegs stabil erscheinen, wo Geschäft und Recht noch funktionieren...
Eine nüchterne, ernüchternde Analyse, die das Salbadern der Flüchtlingskanzlerin et al. als das nimmt, was es ist:
Marketing im Merkelianismus [Seeßlens Definition in einem meiner Beiträge von 2006: anything new under the sun?]
... besteht aus einfachen Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt. Darunter: Stärkung der staatlichen Gewalt, Polizei, Überwachung, Militär, Geheimdienst. Darunter: Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft, Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes. Darunter (und da schließt sich der Kreis): Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann.
Welch vortreffliche Definition, die es erlaubt Schandls Gedanken noch etwas weiter zu führen: Offenbar ist es mit diesem Branding gelungen, die Marke Deutschland im globalisierten Standortwettbewerb so nach vorne zu bringen (u. a. in den letzten Monaten, als Griechenland und den anderen sozialdemokratisch regierten Ländern der EU demonstriert wurde, mit welchem Rezept man eine Marke in den Markt drückt!), dass sie jetzt so attraktiv ist, dass die Peripherie sich jetzt zu Fuß auf den Weg macht. Übereignung des Geschehens an die kleinen (Schlepper) und großen (Grillo) Spieler des Marktes. Darunter: Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann.
Das verinnerlichen zu lassen, ist offenbar gelungen (vgl. »Gouvernementalität«), was dann auch die neuere Verfeinerung der Marketing-Straegie im Rahmen des aktuellen Krisenmanagements erklärt: Bedient wird immer beides: Harmonie und familiäre Wärme auf der einen Seite ("Deutschland tut das, was moralisch und was rechtlich geboten ist. Und nicht mehr und nicht weniger." ... "Prinzip der Solidarität") und gleichzeitig Härte auf der anderen, wie der Staatsbürger DTLX2011, der gelernt hat, wie's gemeint ist, bei T-Online kommentiert (zur Zeit 4711 likes):
Na klasse, auf einmal und ohne grosses Palaver soll die Verfassung geändert werden. Und das alles auf einmal. Diese Flüchtlingswelle muss kanalisiert werden. Vor allen Dingen muss es hier eine strikte Unterscheidung geben zwischen wirklich bedürftigen Kriegsflüchtlingen aus Syrien etc, und dann den Wirtschaftsflüchtlingen. Die Länder, aus denen die Wirtschaftsflüchtlinge kommen, müssten ähnlich hart angefasst werden, wie Griechenland.Was passiert aber mit den Kriegsflüchtlineg. Das sind zum Teil urstämmige Arabe mit einer strengen Kultur etc. Wie wird sich dort die Integration gestalten? Was wird sein, wenn die erste Hilfseuphorie vorbei ist? Was wird sein, wenn man merkt, es ist doch nicht alles "easy" das mit der Integration, weil es große kulturelle Unterschiede gibt? Wie wird man damit seitens der Regierung umgehen? Es wird Riesenprobleme geben!!! Dürfen wir Deutsche unsere Befürchtungen künftig auch ungeschminkt äußern, ohne als Pack von Populistenpolitikern bezeichnet zu werden?
Ein schönes Beispiel für die Widersprüchlichkeit des deutschen Dispositivs und dafür, dass die simple Unterscheidung von "Pack" und "Willkommenskulturfreund/inn/en" zu kurz greift. Möglicherweise sind ja beide Teil des Nebels, der da erzeugt wurde/wird ... Wieso bitte kann denn erwartet werden, dass von allen Werte geteilt werden, wenn für viele im Wesentlichen der Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft und die Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes konkret erfahren wurden?!
Insofern gilt - beide Analysen zusammengenommen - was Götz Eisenberg zu den Riots der vergangenen Jahre schrieb, auch hier - :
... Die sozialpsychologische Situation der Gegenwart ist dadurch gekennzeichnet, dass immer mehr Menschen in eine anomische Position gedrängt werden, in eine objektive Kränkungs- und Entwertungssituation. Gleichzeitig wird die Fähigkeit, mit Kränkungen angemessen und reif umzugehen, immer weniger erworben. Genau daraus resultiert der immer häufiger zu beobachtende Ausbruch narzisstischer Wut und raptusartiger Gewalt. Die jungen Leute leben im Zustand einer permanenten Frustration: Sie werden tagein-tagaus mit Bildern des Luxus vollgestopft und gleichzeitig verwehrt man ihnen die Mittel, um die Gegenstände auf legalem Weg erwerben zu können. Gleichzeitig bildet sich das zurück, was man Frustrationstoleranz nennt.
Meine „Vandalismus-Formel“ lautet also: Gesellschaftliche Desintegration (also Schrumpfen des Arbeitsmarktes, Mehrfach-Ausgrenzungen) plus psychische Entstrukturierung (also Über-Ich-Schwund, verbreitete Ich-Schwäche, Neigung zu primitiven Formen der Abwehr, unintegrierte, archaische Wut) = Wahrscheinlichkeit, dass raptusartige Gewaltausbrüche zunehmen...
Das alte Asylgrundrecht war ein Leuchtturm im Hafen der Verfassung. Dieser Leuchtturm wurde 1993 abgeschaltet und durch ein Teelicht ersetzt. Die Politik glaubte damals, die Flüchtlinge kämen deswegen nach Deutschland, weil es dieses große und leuchtende Asylgrundrecht gibt. Sie glaubte daher, wenn man das Grundrecht ausschaltet, schalte man das Flüchtlingsproblem aus. An die Stelle des alten Artikels 16 Absatz 2 wurde daher der Artikel 16 a Grundgesetz gesetzt, der aus dem großen Asyl ein ganz kleines machen wollte.
Deutschland habe nun lange genug unter seiner geographischen Lage im Herzen Europas gelitten, so hieß es zu Beginn der neunziger Jahre. Man könne nicht, so hieß es damals landauf landab, "alles Leid der Welt aufnehmen" (die Flüchtlingszahlen lagen damals bei einem Fünftel der heutigen). Man solle sich, hieß es, in der Flüchtlingsfrage diese Lage Deutschlands in der Mitte Europas doch einmal zunutze machen - und die Staaten, die Deuschland wie ein Ring umgeben, zur Auffangzone für Flüchtlinge erklären.
Das tat der neue Artikel 16 a Grundgesetz. Er erklärte, dass künftig nicht Deutschland, sondern vor allem die Nachbarstaaten für die Flüchtlinge zuständig sein sollten. Die Nachbarstaaten wurden zu sicheren Drittländern erklärt; Deutschland umgab sich mit einem Cordon sanitaire, mit einer selbstgezogenen Sicherheitszone, und setzte dieses Modell auch auf europäischer Ebene durch; in der Dublin-Verordnung wurde das festgeschrieben...
Zweiter Theil.
Besondere Beobachtung dessen, was der Erdboden in sich faßt.
Erster Abschnitt. Vom Menschen.
§. 1.
Der Unterschied der Bildung und Farbe der Menschen in den verschiedenen Erdstrichen.
... Man kann sagen, daß es nur in Afrika und Neuguinea wahre Neger
07 giebt. Nicht allein die gleichsam geräucherte schwarze Farbe, sondern auch
08 die schwarzen, wollichten Haare, das breite Gesicht, die platte Nase, die
09 aufgeworfenen Lippen machen das Merkmal derselben aus, ingleichen
10 plumpe und große Knochen.
§. 2.
Einige Merkwürdigkeiten von der schwarzen Farbe der Menschen.
... 1. Die Neger werden weiß geboren außer ihren Zeugungsgliedern
30 und einem Ringe um den Nabel, die schwarz sind. Von diesen Theilen
31 aus zieht sich die Schwärze im ersten Monate über den ganzen Körper.
32 2. Wenn ein Neger sich verbrennt, so wird die Stelle weiß. Auch
33 lange anhaltende Krankheiten machen die Neger ziemlich weiß; aber ein
34 solcher durch Krankheit weiß gewordener Körper wird nach dem Tode noch
35 viel schwärzer, als er es ehedeß war...
Vgl. Eckhard Henscheid / Immanuel Kant: Der Neger (Negerl). Zürich: Haffmans, 1988. Pappband, Fadenheftung, 174 Seiten. Nie wieder im Buchhandel erhältlich.
"Robert Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat", hatte der CSU-Politiker Herrmann in der ARD-Sendung zum Thema Flüchtlinge am Montagabend gesagt - und damit umgehend für Aufregung in den sozialen Netzwerken gesorgt. Meldet SPIEGEL-Online. Was soll die Aufregung - in den sozialen Netzwerken - sonst nirgendwo?!
Wir, die wir - im Unterschied zum Moslem - durch die Aufklärung gegangen sind, wissen doch seit Kant: Die Neger werden weiß geboren außer ihren Zeugungsgliedern und einem Ringe um den Nabel, die schwarz sind. Also: Irgendwie sind wir doch alle gleich! Jedenfalls mal gewesen. So what?
Problematischer wird's da schon, wenn einer wie der Lobo bei der Illner meint, man solle die Flüchtlinge besser Vertriebene nennen. Da sagt der Herrmann (was seltsamerweise nicht solch Erregungspotenzial hat):
"Ich hoffe, Sie meinen es nicht so bös', aber es ist eine Beleidigung der Vertriebenen, der wirklich damals vor 70 Jahren Vertriebenen, die in diesen Kontext zu stellen."
Das - die Aussage und die ausbleibende Erregung daüber - ist ein schönes Beispiel für das deutsche Dispositiv: Wer zum Vertriebenen geadelt wird, bestimmen wir. Entscheidend ist der völkische Abstammungnachweis (wie der der Erika Steinbach).
Es lohnte, diesen Satz genauer zu analysieren im Hinblick auf all die üblen Konnotationen, die angespielt werden, - aber er ist mir einfach zu widerlich ...
Ich schlage i.Ü. vor, den Begriff Displaced Persons zu verwenden. Das Hauptquartier der alliierten Streitkräfte (SHAEF) verstand im Zweiten Weltkrieg unter DPs „alle Zivilisten außerhalb der Grenzen ihrer Heimatstaaten“, die zu ihrem Aufenthalt in der Fremde durch Kriegseinwirkung im weitesten Sinn gekommen waren und die alliierte Hilfe brauchten, um heimzukehren oder sich in einem anderen Land ansässig zu machen.... Die alliierten Armeen rechneten 1944 mit 11,3 Millionen DPs. [wikipedia]
Die Verwendung dieses Begriffs würde die üblen Konnationen des Schmuddelbegriffs Vertriebene vermeiden und auch die Dimension des Problems deutlicher werden lassen: Nach Angaben des UNHCR befinden sich derzeit weltweit knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht (die i.Ü. auch hier als forcibly displaced bezeichnet werden).
On June 28, 1971, Jim Morrison, Pamela Courson, and their friend, Alain Ronay, took a day trip to Saint-Leu-d’Esserent, north of Paris, less than a week before Jim died on July 3. These are the last known photos of Jim...
Jim Morrison and Pamela Courson at the Hôtel de l’Oise in Saint-Leu-d’Esserent, June 1971. Via vintage everyday
When I was back there in seminary school
There was a person there
Who put forth the proposition
That you can petition the Lord with prayer
Petition the lord with prayer
Petition the lord with prayer
You cannot petition the lord with prayer! Archäologie CVII: The Soft Parade
Ab Mitte der 70er Jahre, als sich Foucault mit dem zu beschäftigen begann, was er »Gouvernementalität« oder die »Regierung der Menschen« nannte, verwendet er sehr häufig den Begriff »Dispositiv«:
»Das, was ich mit diesem Begriff zu bestimmen versuche,
ist erstens eine entschieden heterogene Gesamtheit,
bestehend aus Diskursen, Institutionen, architektonischen
Einrichtungen, reglementierenden Entscheidungen, Gesetzen,
administrativen Maßnahmen, wissenschaftlichen Aussagen,
philosophischen, moralischen und philanthropischen Lehrsätzen,
kurz, Gesagtes ebenso wie Ungesagtes, das sind die
Elemente des Dispositivs.
Das Dispositiv selbst ist das Netz, das man zwischen diesen
Elementen herstellen kann.
[...] unter Dispositiv verstehe ich eine Art – sagen wir
– Gebilde, das zu einem historisch gegebenen Zeitpunkt
vor allem die Funktion hat, einer dringenden Anforderung
nachzukommen. Das Dispositiv hat also eine dominante
strategische Funktion. [...]
Ich habe gesagt, dass das Dispositiv von einer wesentlich
strategischen Beschaffenheit wäre, was unterstellt,
dass es sich dabei um eine bestimmte Manipulation von
Kräfteverhältnissen handelt, um einen rationalen und
abgestimmten Eingriff in diese Kräfteverhältnisse, um
sie in irgendeine Richtung zu entwickeln, um sie zu blockieren
oder um sie zu stabilisieren, sie zu verwenden.
Das Dispositiv ist also immer in ein Machtspiel eingeschrieben,
doch immer auch an eine oder an mehrere
Wissensgrenzen gebunden, die daraus hervorgehen, es
aber genauso auch bedingen. Das eben ist das Dispositiv:
Strategien von Kräfteverhältnissen, die Arten von Wissen
unterstützen und von diesen unterstützt werden.«
Die Welt, in der wir leben, präsentiert sich als ungeheure Wucherung von Dispositiven.* Im Leben des Einzelnen gibt es keinen einzigen Moment mehr, der nicht von irgendeinem Dispositiv modelliert, kontrolliert oder kontaminiert wäre...
In seinem kurzen, programmatischen Text entwickelt Agamben eine erhebliche Erweiterung des Dispositivbegriffs, wie er insbesondere von Foucault geprägt wurde. Mit Bezug auf die eigenen Studien zur theologischen Genealogie der Ökonomie verweist er auf den Gebrauch des lateinischen dispositio durch die Kirchenväter als Übersetzung von oikonomia: als ein Ensemble von Praxen, Kenntnissen, Maßen und Institutionen, deren Ziel die Verwaltung, Leitung, Kontrolle und Ausrichtung der Gesten und Gedanken des Menschen ist.
Der Begriff scheint mir hilfreich zu sein, um besser verstehen zu können, was hier gegenwärtig abgeht. Er könnte helfen, über hilflose Verschwörungstheorien und ebenso hilflosen Antirassismus hinauszukommen.
Einen Versuch unternimmt Georg Seeßlen in seinem taz-Kommentar vom 27. 8. 2015:
Das deutsche Dispositiv
... Wenn man sagt, eine postdemokratische Regierung „nutze“ die Dispositive, so beschreibt man zugleich ihre Macht (regieren, ohne dass die Regierten merken oder sich erklären können, dass sie regiert werden) und ihre Ohnmacht (das Dispositiv erfasst die Regierung so sehr wie „das Volk“; keine von beiden kann zurück oder „zur Vernunft kommen“).
An einem entscheidenden Punkt beginnen die Dispositive ihr Eigenleben. Es stimmt, dass postdemokratische Regierungen vermittels Dispositiven regieren, ebenso aber stimmt, dass die Herrschaft der Dispositive sich der postdemokratischen Regierungen bedient. Angela Merkel ist das ideale Zentrum für eine Herrschaft der Dispositive. Die Regierung Merkel surft auf den deutschen Dispositiven.
Die Dispositive entfalten enorme Macht, aber es gibt kein einzelnes Subjekt der Macht über sie, sondern nur attraktive Vorstellungen, Begriffe und Personen (Bilder). In Dispositiven treffen sich alle Elemente einer Gesellschaft im Neoliberalismus: die Ökonomie, das Design, die Medien, die Wissenschaft, die Justiz, die Politik, die Kultur et cetera. Im Dispositiv werden jene Kräfte, die sich in einer demokratischen Gesellschaft wechselseitig kritisieren und kontrollieren sollten, zu Komplizen. Aber sie müssen es nicht zugeben. Vielleicht müssen sie es nicht einmal wissen.
Weil ein Dispositiv etwas anderes ist als ein Diskurs, kann darin ja auch niemand belangt werden. Im Dispositiv verwandelt sich, zum Beispiel, das Restmitleid mit afrikanischen Flüchtlingen, die gerade noch mit dem Leben davongekommen sind, in blanken Hass, sobald sie da sind. Es genügen ein paar Zwischenschritte: die üblen „Schlepper“, die Ungerechtigkeit bei der „Verteilung“ der Flüchtlinge, die Vorstellung von „Wirtschaftsflüchtlingen“ (als dürfte man vor dem Verhungern nicht fliehen), und schon gibt es ein Dispositiv, in dem sich Medienberichte, Regierungshandeln und „Volkes Stimme“ (beim Abfackeln von „Asylantenheimen“) „irgendwie“ zusammenfinden, nämlich zu einem Dispositiv von Abwehr, Entwürdigung und Verachtung... Lesenswert!
Seeßlen sieht die Gefahr, dass die Herrschaft der Dispositive zu einer eliminatorischen Gewalt werden kann. Das erste Opfer des Dispositivs ist die Vernunft. Das zweite ist die Menschlichkeit. Ein schönes Beispiel für einen Beitrag zu einem Dispositiv von Abwehr, Entwürdigung und Verachtung: Ein Herr Herrmann, Bayerns Innenminister, bei Frau Illner: "Ich hoffe, Sie meinen es nicht so bös', aber es ist eine Beleidigung der Vertriebenen, der wirklich damals vor 70 Jahren Vertriebenen, die in diesen Kontext zu stellen."
I.Ü. müsste man allerdings einwenden, dass die ersten Opfer eliminatorischer Gewalt immer Menschen sind (wie schon der gern zitierte Satz „Das erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit“ eigentlich idealistsches dummes Zeug ist) und so wäre zu fragen, wie zum Schutz der Menschen Vernunft, Menschlichkeit und also Diskurs gegen das hegemoniale Dispositiv in Stellung gebracht bzw. in ihre seit der Aufklärung geltenden Rechte eingesetzt werden können!
________________________________
* Interessant ist die Nähe der Formulierung zum ersten Satz in Marx' Das Kapital (Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 23, "Das Kapital", Bd. I, Erster Abschnitt, S. 49 - 98) Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung".
Marx formuliert weiter: ... die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.
Womit also müsste die Untersuchung der ungeheuren Wucherung von Dispositiven beginnen? Gibt es so etwas wie ihre Elementarform? Deren Untersuchung Aufschluss darüber geben könnte, wie sich das Individuum regieren lässt.
+ Ausschnitt aus der BPK vom 28. August 2015: Die Zahl der "rechtsextremen Gefährder" in Deutschland ist seit März um 33% gestiegen. Von 12 auf 16 Personen. Zum Vergleich: Es soll ca. 280 "islamistische Gefährder" im Land geben.
a. Es ist eine heterogene Gesamtheit, die potentiell alles
Erdenkliche, sei es sprachlich oder nichtsprachlich, einschließt:
Diskurse, Institutionen, Gebäude, Gesetze, polizeiliche
Maßnahmen, philosophische Lehrsätze usw.
Das Dispositiv selbst ist das Netz, das man zwischen
diesen Elementen herstellen kann.
b. Das Dispositiv hat immer eine konkrete strategische
Funktion und ist immer in ein Machtverhältnis eingeschrieben.
c. Als solches geht es aus einer Verschränkung von
Macht- und Wissensverhältnissen hervor.
Coming Sept 4, 2015! A brilliant new studio album titled "Find a Way to Care," produced by John Mayall and Eric Corne at the famed House of Blues Studios. See album trailor for Find A Way to Care here:
I've been living with the Bear
In a big house full of blues
Going back through the years
Hear any record you choose John Mayall 1968: Blues from Laurel Canyon (Decca)
Earlier this week, the European Commission 'released' very heavily redacted documents (see PDFs below) concerning their contacts with the tobacco industry on EU trade negotiations, including the ongoing EU-Japan and EU-US trade talks (TTIP). In all four documents (correspondence with and minutes of meetings with tobacco lobbyists) virtually all the content is removed (blacked out) including the names of all tobacco lobbyists and Commission officials involved. In a 14-page letter from British American Tobacco, for instance, less then 5% of the text is visible (a few fairly meaningless sentences about introductory and closing remarks ). In a one-page summary of a meeting with Philip Morris even the date of the meeting is removed and there is no mention of which trade negotiations were discussed. The Commission describes this as "partial access". Corporate Europe Observatory - Exposing the power of corporate lobbying in the EU
Dazu sehr schön: Tilo Jung hat nachgefragt: Wer von der Bundesregierung hat Einblick bei TTIP? - Ausschnitt aus der BPK vom 19. August 2015
Über die Zeitereignisse sage ich nichts; das ist Universalanarchie, Weltkuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahnsinn! Der Alte muß eingesperrt werden, wenn das so fortgeht.
These cities may change
But there always remains
My obsession
Through silken waters
My gondola glides
And the bridge - it sighs ...
I remember
All those moments
Lost in wonder
That we'll never
Find again
There's no more time for us
Nothing is there
For us to share
But yesterdays
Roxy Music At The Manchester Apollo, England, in 1979. Im Vergleich zur Aufnahme aus dem Jahre 2001, live in London, fällt auf, dass Bryan Ferry 1979 eigentlich gar nicht singen konnte. Dennoch hat diese Aufnahme mehr Charme (was nicht an seinem roten Lederanzug liegt), weil die technologische und personelle Aufrüstung der Folgejahre der Musik nicht gut bekommen ist.
Der journalistische Komplexitätsreduzierer Stefan Kornelius, Alpha- Mann der Süddeutschen Zeitung, hat wieder zugeschlagen. Es muss ihn furchtbar ärgern, dass offenbar andere, als eben nur seine eigenen Vereinfachungen, durchaus was zählen. Unter der Titelüberschrift Stunde der Großmäuler- Populisten in der Politik “, - ich nehme an, für die Kopfzeilen kann er nichts, auch wenn er verantwortlich ist -, warnt er vor Persönlichkeiten, die er aktuell für schreckliche Vereinfacher hält.
Es werden von ihm Yanis Varoufakis (Syriza und Grieche), Jeremy Corbyn (Labour und Brite) und Donald Trump (Republikaner und US-Amerikaner) namentlich genannt und gemeinsam an den medialen Marterpfahl gebunden... Ein Blog-Beitrag von Freitag-Community-Mitglied Columbus, - sprachlich/zeichensetzungsmäßig etwas verunglückt, aber lesenswert.
Ich fand Robin Williams nie besonders gut (u.a. weil er in vielen Filmen so etwas Heinz-Rühmann-haftes hat, insbesondere in dem fürchterlichen US-Remake des einzigartigen DEFA-Films von Frank Beyer, Jakob, der Lügner).
Den Stand-up-Comedian Williams kannte ich bisher nicht: Williams erzählt hier von einer deutschen Talkshow, in der er gefragt wurde, warum es in Deutschland so wenig (gute) Comedy gebe.
Seine Antwort: Haben Sie schonmal daran gedacht, dass es daran liegt, dass ihr alle lustigen Menschen umgebracht habt ...
Das versöhnt mit der Schändung von Jakob der Lügner.
Ganz großartig sind auch Williams' Obama/Bush-Nummer und sein Bono-Schotten-Witz:
Bono on stage in Scottland recently. Bono is clappin his hands over his head and says: everytime I clap my hands a child in Africa dies. And from the back of the Scottish audience somebody sreams: Then stop clappin your hands!!
in: We are most amused, - a gala event held at the New Wimbledon Theatre on 12 November 2008, in honour of the 60th birthday of Charles, Prince of Wales, in aid of The Prince's Trust. Diese Show, famos moderiert von John Cleese, müssen Sie sich komplett ansehen! Dann spätestens wissen Sie, was britische von deutscher Comedy unterscheidet und weshalb letztere nicht so genannt werden sollte (sondern vielleicht besser Der Herrenwitz)
Wie werden aus ganz normalen jungen Männern Massenmörder? Warum töten ehrbare Familienväter Frauen und Kinder? Warum verweigerten so wenige den Befehl, obwohl es ihnen freigestellt war?
Wie konnten systematische Erschießungen jüdischer Zivilisten durch deutsche Einsatzgruppen in Osteuropa möglich sein? Das preisgekrönte Nonfiction-Drama von Stefan Ruzowitzky sucht die Ursache des Bösen in einer stilistisch innovativen Herangehensweise.
Der vergessene Holocaust: Rund zwei Millionen jüdische Zivilisten sind von den sogenannten Einsatzgruppen und Polizeibataillonen ab 1941 ermordet worden. Dies geschah am helllichten Tag, öffentlich, zum Teil vor Zuschauern, mit Gewehren und Pistolen, von Angesicht zu Angesicht.
Bis heute verbinden die meisten Menschen mit dem Holocaust vor allem Gaskammern und Konzentrationslager, die grauenhaften "Neuerungen" der Nazimörder. Dass dem ein konventioneller, aber um nichts weniger grausamer Genozid vorangegangen war, mit unglaublichen zwei Millionen Opfern, ist kaum ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gedrungen. Ein Grund für die geringe Bekanntheit dieser Verbrechen war die Gründlichkeit der Mörder. In dem kleinen Städtchen Bibrka, das Stefan Ruzowitzky und sein Team als einen beispielhaften Ort besuchten, sagte der ehemalige Bürgermeister auf die Frage, wie viele Juden von den Nazis ermordet worden seien: "Genau so viele, wie laut Aufzeichnungen hier gelebt hatten." Keine Überlebenden, keine Zeugen, niemand der der Opfer gedenkt.
Das radikal Böse
Dokumentarfilm von Stefan Ruzowitzky, Deutschland 2012
Länge: 93 Minuten 3Sat Mediathek
Aktuelle Hinweise des Auswärtigen Amtes
Am 20.08.2015 wurde für Teile der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (EJR Mazedonien) der Ausnahmezustand ausgerufen. Betroffen sind im Süden die Gebiete an der Grenze zu Griechenland und im Norden die Gebiete an der Grenze zu Serbien. Die mazedonische Regierung setzt militärische Kräfte ein, um den Flüchtlingsstrom entlang der sogenannten grünen Grenze zu Griechenland und am Bahnhof Gevgelija zu regulieren. Die regulären Grenzübergänge und der normale Reiseverkehr sind nach Auskunft der Grenzbehörden hiervon nicht betroffen. Aufgrund der besonderen Situation und des Sommerreiseverkehrs muss jedoch mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.
[Auswärtiges Amt: Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien: Reise- und Sicherheitshinweise]
„Wir sind gekommen, doch wir sind gar nicht da“, sagt der Chor in Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen. Obwohl sie in jüngster Zeit überall präsent sind, die Bilder von Flüchtlingsmengen, die sich auf Booten drängen und die Festung Europa zu erobern suchen, oder von aufbegehrenden Asylbewerbern in deutschen Städten, die auf öffentlichen Plätzen in den Hungerstreik treten; Stimmen haben diese Menschen selten. Anders in Jelineks Text: Hier meldet sich ein Chor aus Flüchtlingen und Asylsuchenden in einer lautstarken Litanei zu Wort und wird doch ungehört bleiben von den Angerufenen. Geschrieben als Reaktion auf jüngste Asylproteste in Wien, wo eine Gruppe von Flüchtlingen die Votivkirche besetzte, und später durch Zusatztexte zur Flüchtlingssituation auf Lampedusa erweitert, überführt Elfriede Jelinek in Die Schutzbefohlenen das Tagespolitische ins uralte Menschheitsdrama von Flucht und Abweisung: Die nur puzzleartig aufscheinenden aktuellen Ereignisse verweben sich mit anderen Texten und Diskursen, unter anderem mit Die Schutzflehenden des Aischylos. Aus den Schutzflehenden in der ältesten bekannten griechischen Tragödie werden aber vor dem Hintergrund von aufgeklärter westlicher Welt und vermeintlich allgemein gültigen humanistischen Werten die Schutzbefohlenen: also diejenigen, denen man verpflichtet ist, Schutz zu geben. Und es wird die Verweigerung dieses Schutzes nicht weniger als zum Verrat am Menschenrechtsgedanken selbst. ...
1. In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1927 wurden im Staatsgefängnis von Charlestown, Massachusetts die beiden aus Italien in die USA eingewanderten Arbeiter Ferdinando „Nicola“ Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die sich der anarchistischen Arbeiterbewegung angeschlossen hatten, hingerichtet. (via trueten.de)
„Ich habe nicht nur mein ganzes Leben lang kein wirkliches Verbrechen begangen, wohl einige Sünden, aber keine Verbrechen, sondern auch das Verbrechen bekämpft, das die offizielle Moral und das offizielle Gesetz billigen und heiligen: Die Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen durch den Menschen. Wenn es einen Grund gibt, warum Sie mich in wenigen Minuten vernichten können, dann ist dies der Grund und kein anderer.“
Bartolomeo Vanzetti
Vgl. Erich Mühsam: Staatsräson. Ein Denkmal für Sacco und Vanzetti
Erich Mühsam: Ausgewählte Werke, Bd.1: Gedichte. Prosa. Stücke, Berlin 1978.
Erstdruck: Berlin (Gilde freiheitlicher Bücherfreunde) 1928. Uraufführung im April 1929 im »Novemberstudio«, Berlin.
2. Vom 22. bis zum 26. August 1992 griffen mehrere hundert junge Rechtsradikale die Flüchtlingsunterkunft und ein von vietnamesischen VertragsarbeiterInnen bewohntes Haus im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen an. Unterstützt wurde der Mob von über tausend "ganz normalen" Deutschen, die Polizei griff kaum ein. Es handelte sich um die massivsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Der von Mark Saunders und Siobhan Cleary produzierte Dokumentarfilm „The truth lies in Rostock“ dokumentiert die Ereignisse. Er entstand 1993 unter maßgeblicher Beteiligung von Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Geschehnisse im attackierten Wohnheim befanden. Deshalb zeichnet sich die Produktion nicht nur durch einen authentischen Charakter aus, sondern versteht sich auch Jahre danach als schonungslose Kritik an einer Grundstimmung in der bundesrepublikanischen Gesellschaft, die Pogrome gegen Migranten oder einfach nur „anders aussehende“ überhaupt erst möglich macht. Nicht umsonst sorgte der Film auch in der Linken für eine heiße Debatte um die Frage, in wieweit die rassistischen Übergriffe mit der „Wiedervereinigung“ Deutschlands und dem darauf folgenden nationalistischen Taumel zu tun hatten. (trueten.de)
Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) erklärte, dass das für Sachsen keine gute Reklame sei:
"Hasstiraden wie jetzt wieder in Heidenau vor der Ankunft der Flüchtlinge sind abscheulich und schaden dem Ansehen von Sachsen. Ausländerfeindliche Aktionen dieser Art schrecken nicht nur Flüchtlinge ab, sondern auch Wissenschaftler und Künstler. Soweit denken aber offenbar die Hetzer und Krawallmacher nicht."
Das ist erstaunlich, dass Hetzer und Krawallmacher nicht soweit denken, dass ihre Aktionen auch Wissenschaftler und Künstler abschrecken! Wenn ich Frau Dr. Stanges Äußerung richtig verstehe, ist das das eigentliche Problem. Der zweite Satz präzisiert die Aussage des ersten, der bereits den möglichen Schaden, den das Ansehen Sachsens nehmen könnte (und nicht den, den die Flüchtlinge nehmen könnten) ins Zentrum rückt, dahingehend, dass das Abschrecken von Flüchtlingen im Hinblick auf das Ansehen von Sachsen nicht das zentrale Problem ist, sondern eher das des Nicht-Weiterdenkens, weil dadurch Wissenschaftler und Künstler abgechreckt werden. Womit offenbar nicht flüchtige Wissenschaftler und Künstler gemeint sind; sonst wären die ja unter dem Oberbegriff Flüchtlinge schon mitgemeint.... - Oder habe ich da etwas falsch verstanden? Stange war von 1981 bis 1988 Mitglied der SED, ist seit 1998 Mitglied der SPD und war von 1997 bis 2005 Bundesvorsitzende der GEW.
Inzwischen hat sich auch ihr Chef, der Tillich zu Wort gemeldet:
"Mich erschüttern die Ereignisse zutiefst. Das ist Menschenhass mit erschreckender Gewalt gegen Polizisten und gegen Flüchtlinge, die bei uns Schutz suchen. Wir lassen uns das nicht bieten, wir werden mit aller Macht dagegen vorgehen. Das ist nicht unser Sachsen. Hier verstößt eine Minderheit brutal gegen Werte und Gesetze Deutschlands."
Auch das eine interessante Äußerung, insofern als zuerst die Polizisten genannt werden, wenn es um die geht, gegen die sich die Gewalt richtet (was zwar faktisch korrekt ist, aber dennoch das Ziel der Gewalt verschiebt), und vor allem deshalb, weil mit dem Einschub Das ist nicht unser Sachsen vor der Feststellung, dass hier gegen Werte und Gesetze verstoßen wird, eine völkische Definition von nicht-abweichendem Verhalten eingezogen wird, die die eingemeinden soll, die nicht gegen Werte und Gesetze verstoßen, weil sie Sachsen sind, und die Minderheit derer ausschließt, die gegen Werte und Gesetze verstößt. Das kann man ja so sagen, wenn man meint, den Sachsen in Schutz nehmen zu müssen, - das Problem ist nur, dass man damit den Verstoß gegen Gesetze hinter der Abweichung vom Sachsentum plaziert und so auf der völkischen Argumentationsschiene derer landet, die Das ist nicht unser Sachsen bereits anders besetzt haben. Oder habe ich da schon wieder etwas falsch verstanden?
Die Strategie der neuen Rechten heißt Diskurshoheit, - so heute Morgen in einer Rezension von NDRinfo (zu "Gefährliche Bürger" von Liane Bednarz und Christoph Giesa) . Sicherlich ein interessantes Buch, - niedlich ist da, wie der Autor zum Begriff Diskurshoheit zitiert wird:
"Das kommt ursprünglich von einem Kommunistenführer aus Italien, Anfang des 20. Jahrhunderts. (...) Da geht es darum, bevor man eine Revolution machen kann, das Gedankengut in eine Gesellschaft einsickern zu lassen, Diskurse zu dominieren (...). Also, die wollen gezielt Leute, die sich vielleicht gar nicht als rechts empfinden würden (...), dazu bringen (...) menschenfeindliche Impulse zu verbreiten."
So kann man Gramscis Begriff kultureller Hegemonie natürlich auch verwursten, aber die Frage ist, wie weit ein Begriff die Analyse tragen kann und ob nicht Diskurshoheit im Vergleich zu kultureller Hegemonie zu kurz springt. - Es ist immerhin ein gewisser Niveauverlust zu konstatieren, zB im Vergleich zu Wolfgang Fritz Haug : Gramsci und die Politik des Kulturellen
Auf deutsch zuerst in: Das Argument 167, 30. Jg., 1988, H. 1, 32-48; überarb. Fassung in: LAKS (Hg.), Kulturarbeit und Ästhetik, Pforzheim 1992, 62-80.
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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