Am 17. Juli 1936 war es dann so weit: Unter der Führung von General Francisco Franco, der sich schon 1934 bei der blutigen Niederwerfung des asturischen Bergarbeiterstreiks hervorgetan hatte, putschte eine Clique von Offizieren gegen die rechtmäßige Regierung der Frente popular. Der Putsch begann in Spanisch-Marokko und griff am 18. Juli aufs Mutterland über. Deutsche Flugzeuge errichteten eine Luftbrücke über die Straße von Gibraltar und flogen die marokkanischen Truppen nach Andalusien. Die Putschisten hatten angenommen, leichtes Spiel mit einer schwachen Regierung zu haben, stießen aber auf den erbitterten Widerstand des Volkes selbst. In Madrid und in Barcelona hatten die Arbeiter die Kasernen erstürmt und sich bewaffnet. Die Bauern holten ihre alten Gewehre vom Dachboden. Die Milizsoldaten exerzierten in Städten und Dörfern mangels Waffen mit Stöcken. Unter ihnen gab es anfangs zahlreiche Frauen, die genauso kampfentschlossen waren wie die Männer. Und obwohl die Putschisten beinahe vom ersten Tag an von Italien und Deutschland mit Waffen und Soldaten unterstützt wurden, geriet ihr Vormarsch ins Stocken. Entscheidend für die militärische Lage war das Schicksal Madrids und Barcelonas. Franco, der rasch den Süden erobert hatte und nach Norden vorgestoßen war, wurde auf der Straße Burgos-Madrid aufgehalten und konnte Madrid im ersten Anlauf nicht nehmen. Die Truppen der Volksfront hielten das Dreieck Madrid-Valencia-Barcelona in langen Kämpfen. Im September 1936 entschloss sich die sowjetische Regierung, der bedrohten Republik mit Waffenlieferungen beizuspringen. Zudem hatte die Komintern mit der Rekrutierung von Freiwilligen aus dem Ausland begonnen, die die sogenannten Internationalen Brigaden bildeten, deren bekannteste die nach dem deutschen KP-Chef Ernst Thälmann benannte war. Im Laufe des Krieges bestanden die Internationalen Brigaden aus circa 40.000 Freiwilligen aus 53 Ländern, darunter auch 5.000 aus Deutschland. Im Spätherbst 1936 trafen auch die ersten Deutschen des als Legion Condor bekannt gewordenen Luftwaffenkorps in Spanien ein, die im Frühjahr 1937 die baskische Kleinstadt Guernica in Schutt und Asche legten. Als deutsche Besatzungssoldaten Jahre später in Picassos Pariser Atelier eindrangen und eine Reproduktion von Guernica sahen, fragten sie ihn: „Haben Sie das gemacht?“ Picassos Antwort: „Nein, ihr.“ [...]
Die Siedler Francos
Ein Dokumentarfilm von Lucía Palacios und Dietmar Post
Der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte eines spanischen Dorfes, das nach wie vor den Namen des Diktators Francisco Franco trägt. Der Film porträtiert die Bewohner/-innen von Llanos del Caudillo (Die Ebenen des Führers), die sich sehr unterschiedlich zum Erbe der Franco-Diktatur äußern. Das Dorf wird somit zu einem Spiegelbild für die gesamte spanische Gesellschaft. Wie umgehen mit dem historischen Erbe der Franco-Diktatur?
In den Jahren der Franco-Diktatur von 1939-1975 werden in ganz Spanien ca. 300 neue Dörfer mit Modellcharakter gegründet. Ziel ist die Ansiedlung verarmter Bauern. Einerseits will man so der zunehmenden Landflucht Herr werden und andererseits sollen die neuen Siedler die Fruchtbarkeit der kargen spanischen Landschaft erhöhen. Ideologisch dient das Siedlungsprogramm zur Erziehung eines neuen Menschen - fleißig, gottesfürchtig und regimetreu.
Nachbemerkung zur Frage, ob man aus der Geschichte lernen kann, und wenn ja: was?
Barcelona, das furchtbare Bombardements zu überstehen hatte, fiel am 26. Januar 1939, Madrid am 28. März 1939. In Windeseile erkannten Franzosen, Englänger und Amerikaner das Franco-Regime als rechtmäßige Regierung an und fielen damit der republikanischen Regierung und allen auf ihrer Seite Kämpfenden in den Rücken... Am 19. Mai 1939 hielt Franco eine große Siegesparade in Madrid ab, am 22. Mai setzte Ernst Toller in einem Hotelzimmer in New York seinem Leben ein Ende. Er hatte sich mit viel Energie darum bemüht, Hilfe für spanische Kinder zu organisieren.
Und Simone de Beauvoir fragte in Paris resigniert: „Gab es denn keine Stelle mehr auf dieser Erde, an die die Hoffnung sich klammern konnte?“
Nicht dass ich die Sowjetunion und die Komintern zu der Stelle auf dieser Erde hochjubeln will, an die sich Hoffnung klammern könnte, wenn sie noch existierten. Andererseits:
1936 entschloss sich die sowjetische Regierung, der bedrohten Republik mit Waffenlieferungen beizuspringen. Zudem hatte die Komintern mit der Rekrutierung von Freiwilligen aus dem Ausland begonnen, die die sogenannten Internationalen Brigaden bildeten, deren bekannteste die nach dem deutschen KP-Chef Ernst Thälmann benannte war. Im Laufe des Krieges bestanden die Internationalen Brigaden aus circa 40.000 Freiwilligen aus 53 Ländern, darunter auch 5.000 aus Deutschland.
In unseren Zeiten findet sich die schöne Idee, als Ausdruck der Solidarität als Zärtlichkeit der Völker (Che Guevara) so etwas wie Internationale Brigaden zu bilden, gekapert von den global agierenden Terrorkonzernen, Rackets wie ISIS o.ä. und umkodiert in die Brutalität des Djihat im Geschäftsfeld Barbarei mit dem dem Logo:
Es ist besser, kieend zu sterben als stehend zu leben! Pasarán!
Der Sieg der nackten Marktlogik über die Idee, es könne im Hier und Jetzt eine gerechtere, solidarische Gesellschaft geben, die in der Folge der Implosion der SU/Komintern zum Verschwinden gebracht werden konnte, bringt eben dies hervor.
„Wer die Welt, in der solches immer häufiger und schrecklicher geschieht, nicht anders einrichten will oder nur nach dem Muster der vorangegangenen Anschläge, mit den bekannten Resultaten, mit immer mehr Terror, immer mehr Kriegen, immer mehr Toten, neunundneunzig Prozent davon nicht in Pariser Cafés oder amerikanischen Bars, sondern im Irak, in Syrien, auf dem Grund des Mittelmeers, mit immer mehr staatlicher Gewalt, mehr Polizei, mehr Militär, mehr Bomben, Waffen, Überwachung, privaten Milizen – prima Geschäftsideen allesamt – , mit der Verelendung von zwei Dritteln der südlichen Untermenschheit und eines Dritteln der nördlichen, der hat eine rosige, eine blutig rote Zukunft vor sich.“
Ich fürchte, das ist, was man aus der Geschichte lernen kann. No pasarán! oder Pasarán - oder wie man heute sagt: Ficken oder gefickt werden! - Augenblicklich sieht es mehr nach Geficktwerden aus. Fuck me running!!
Auch hier: Das Dilemma der vorschnellen Berichterstattung - Wolfgang Michal, 17 Juli 2016
Orlando, Dallas, Nizza, Istanbul: Die Menge an Zeilen, die heute über ein Ereignis geschrieben werden, die Zahl der Bilder, die von einem Ereignis gezeigt werden, hat sich vertausendfacht. Fast zeitgleich mit dem Eintreten des Ereignisses plappern und senden Medien und Netzwerke munter drauflos....
Eigene Erfahrung, Nacht zum Samstag: Ich sah Bilder (bei BBC und CNN) und ich sah: Nichts!
Und:
Wenn es eine Zeit gibt, um sich in Verschwörungstheorien zu ergehen, dann ist es während eines Umsturzversuches. Dieser geht ja zwangsläufig mit einer Verschwörung derjenigen Machtzirkel einher, die im Geheimen den Sturz einer Regierung planen. Ohne Verschwörung kann eine Junta logischerweise niemals erfolgreich sei. Generell gehören Verschwörungen zu den ältesten Machttechniken, die schon im frühen Altertum, am Beginn des Zivilisationsprozesses im Zweistromland, zur Anwendung gelangten.
Der manische Verschwörungstheoretiker hingegen, der überall Verschwörungen wittert und diese in alle historischen Großereignisse und gesellschaftlichen Umbrüche hineinprojiziert, will die ganze Welt als eine ewige Weltverschwörung begreifen. Er geht somit an den fetischistischen gesellschaftlichen Verhältnissen im Kapitalismus irre - die Verschwörungstheorien verfestigen sich bei ihm zu einer "Verschwörungsideologie". Das Kapital bringt auf gesamtgesellschaftlicher und globaler Ebene eine widerspruchsvolle marktvermittelte Eigendynamik uferloser Selbstverwertung hervor, die den Menschen als eine fremde Macht gegenübertritt ("Die Märkte") und die Gefühle der Ohnmacht und Heteronomie hervorruft, die die Brutstätte für Verschwörungsideologien bilden.
Im Fall des jüngsten Militärputsches in der Türkei ist es aber - wie ausgeführt - absolut legitim, Verschwörungstheorien auszustellen, da dieser zwangsläufig mit einer Verschwörung einherging. Erdogans Röhm-Putsch. Tomasz Konicz, Telepolis 17.07.2016
Und wieder, wie schon anlässlich des Tötens vieler Menschen durch durchgeknallte Männer - in Paris, San Bernardino, Orlando ... - ist im Zusammenhang mit dem Mann, der in Nizza mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge auf der Promenade des Anglais gerast ist, von Selbstradikalisierung die Rede. Ehe man auf mögliche Motive kommt, tut sich ein sprachliches Problem auf: In der Tagesschau zB ist von einem Anschlag die Rede. Was aber ist ein Anschlag? In den USA spricht man in solchen Fällen auch von mass shootings und mass killings, doch "Massentötung" ist uns so unheimlich, dass wir sie allenfalls für die Opfer der Massentierhaltung verwenden. Und "Massenmord"? Darin waren wir Deutschen mal sehr gut. Wir wollen das Wort am liebsten gar nicht mehr verwenden. (Sehr hilfreich: Ein "Shooting" ist keine "Schießerei" - Jörg Häntzschel, Süddeutsche Zeitung, 12. Juli 2016)
Besonders bizarr ist der "Amoklauf", mit dem man bis vor kurzem immer die school shootings übersetzte. Damit lassen sich die Tatmotive in eine so unzugängliche Zone der Täterpsyche verlegen, dass sich die Suche nach rationalen Erklärungen eigentlich erübrigt.
Was die Suche nach rationalen Erklärungen angeht, ist es hilfreich zurückzublicken, woher der Begriff kommt und was er zu erklären vermag. Und da geht es eben nicht um die unzugängliche Zone der Täterpsyche, sondern um gesellschaftliche Zusammenhänge, die politisch - und nicht psychopathologisch - zu verhandeln wären:
Kassel: Kann im Prinzip jeder zum Extremisten werden oder muss man dazu bestimmte Voraussetzungen mitbringen?
Saß: Ich denke, dass es bestimmte Voraussetzungen braucht, die meist in der Persönlichkeit liegen und/oder in der sozialen Situation. Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die dazu führen, dass eine Radikalitätsentwicklung erleichtert wird. In der sozialen Situation sind das Dinge wie Enttäuschung, Verbitterung, sozial nicht eingeordnet sein, unangenehme Dinge erlebt zu haben, benachteiligt zu sein. In der Persönlichkeit sind es bestimmte Eigenschaften, etwa eine gewisse Rigidität, also Starrheit, eine gewisse Empfindlichkeit und Kränkbarkeit, vielleicht auch eine Neigung, sich selbst stark im Mittelpunkt zu sehen und sich selbst auch zu verabsolutieren in der Weise, dass man glaubt, der eigene Standpunkt ist der richtige und die Umgebung hat alles falsch.
Kassel: Ist es streng genommen überhaupt korrekt, zu sagen, Menschen radikalisieren sich, oder werden sie nicht doch in der Regel von anderen radikalisiert?
Saß: Ich denke, es gibt beides. Zum einen möchte ich aber auch sagen, Radikalisierung ist natürlich ein sehr genereller Begriff, und die Menschen, die da hineinkommen, sind sehr unterschiedlich. Wir haben es bei Gesunden, wir haben es bei Kranken, wir haben es in Gruppen, wir haben es einzeln. Wir haben es offen, wir haben es heimlich. Es gibt ganz unterschiedliche Arten, wie man hineinkommt, sodass sich ein generelles Erklärungsmuster nicht sagen lässt. Wir haben, wenn Sie fragen "radikalisieren sich", wir haben Leute, die sich ganz allein in so etwas hineinentwickeln. Denken Sie an den Breivik in Norwegen. Der war ja mehr oder weniger isoliert. Wir haben andere, da gehört das Gruppenleben unbedingt dazu. Ein Beispiel sind die Hooligans, zum Beispiel, die das nur in der Masse tun...
... Nach Klaus Theweleit sind die Täter nicht krank, sie wollen es auch nicht sein. Sie verkörpern eine männliche Seinsform, in der sich ungehemmt „Machtrausch-Blutrausch-Tötungslust“ manifestiert, wenn sie denn kann oder könnte, und das nur: „In der absoluten Gewissheit, über dem Gesetz zu stehen.“ In „Männerfantasien“ nannte er das den „soldatischen“ Mann...
Klaus Theweleit gibt an, „in den Gewaltakten Männer“ drei Wahrnehmungs-identitäten gefunden zu haben, die sich ständig wiederholten: die Wahrnehmungsidentität , < blutiger Brei> und . Dazu sei kurz erläutert, dass S. Freud in der „Traumdeutung“ (1900) im VII. Kapitel auf den Begriff der „Wahrnehmungsidentität“ im Zusammenhang mit seiner Konzeption der Befriedigungserlebnisse eingeht. Er unterscheidet zwischen dem Primärvorgang, in dem eine unmittelbare Triebabfuhr erfolgt, und dem Sekundärvorgang, der unter dem Einfluss von Hemmung und Aufschub der Erregung zu einer Ablenkung führt (Denkidentität). Primärprozesshafte halluzinatorische Wunscherfüllung würde nun auf dem kürzesten Weg zu einer Wahrnehmungsidentität führen, d.h. das ursprüngliche Befriedigungserlebnis in der Triebabfuhr würde ohne sekundärhafte Umwege erreicht. Klaus Theweleit nimmt nun an, dass in den Wahrnehmungsidentitäten < Leerer Platz>, , „ dann alle drei (in verschiedenen Intensitäten) zu einer momentanen körperlichen Erleichterung, die sich bevorzugt in exzessivem Gelächter Bahn bricht, (führen)“. Er erläutert den jeweiligen psychophysischen Vorgang beim Täter: 1. Bei geht es um „Beseitigung allen der äußeren Welt, das sich in den Weg stellt“, „Wegschießen von allem “, „was etwas anderes denkt: falsche Religion, falsche Ansichten, falsches Sexualverhalten, falsches Selbstbewusstsein. Jede Art fehlender Unterordnung unter das Gebotene (= Gesetze der eigenen Organisation) ist aus dem Weg zu ballern“ (S.229). 2. Bei geht es darum, das Empfinden „sein(es) eigene(n) fragmentierte(n) durch den Tötungsakt nach außen zu kehren. Nicht , die Anderen – das Andere – sind der blutigen Matsch“. Es dient dem „Erreichen einer (vorübergehenden) Homöostase“ (S.228). 3. Das Erreichen der Wahrnehmungsidentität bedarf eines gleichwertigen Gegners, den es zu vernichten gilt. Pogromartiges Gemetzel wäre nur die Beseitigung von . Ein wahres ist dann identisch mit dem Sprung „to paradise“...
Vorläufige Antwort: Schnelle Selbstradikalisierung scheint es nicht geben zu können ...
... Die "große Erzählung" muss die von Gedeon aufgewärmte Verschwörungstheorie auch deshalb ausscheiden, weil sie die Rolle der Deutschen in dieser Erzählung gefährdet. Marc Jongens Einsicht, "dass es einer Selbstverkleinerung gleichkommt, sich als Opfer einer verschwörerischen Matrix zu sehen", ist an die Parteiführung der AfD adressiert. Ihr entspricht die Empfehlung, den Holocaust nicht zu verharmlosen, sondern in das deutsche Selbstbild zu integrieren: "Was wäre das für ein armseliges Selbstbild einer Nation, aus dem die bösen Aspekte ausgespart blieben?"
Die "Annahme des Ganzen unserer Geschichte" (Kubitschek) hat einen großen politischen Vorteil, den Jongen klar formuliert: "Ich möchte weiterhin die heuchlerischen politischen Instrumentalisierungen des Holocaust kritisieren können, ich möchte nicht schweigen müssen, wenn unsere Bundeskanzlerin die Torheit begeht, die Verteidigung des Staates Israel zur Staatsräson Deutschlands zu erklären. Wie kann ich das noch glaubhaft tun mit einem Wolfgang Gedeon in der eigenen Partei, der uns kaum verklausuliert erklärt, dass 'die Juden unser Unglück sind'?" Es geht beim Konflikt um Gedeon nicht um den Einzelfall....
Nachtrag:
Wer auf die Idee käme, Experten-Gutachten zu bestellen, ob die Erde eine Scheibe ist oder ob das Einmaleins mathematischer Logik folgt oder auch, ob Hitler und Stalin liberale Demokraten waren, der würde nur ausgelacht. Und das zu Recht, denn es geht um Tatsachen, die evident jenseits von Mutmaßung und Gefühl sind. Freilich steht es jedem offen, an existierende Realität nicht zu glauben. Er nimmt, wenn er solches öffentlich macht, allerdings in Kauf, dass man ihn für einen Narren hält. Möglicherweise findet der Realitätsverweigerer jedoch Gleichgesinnte. In der Causa Gedeon ist das offensichtlich der Fall. Wovon ist die Rede? Wolfgang Benz: Die "Alternative für Deutschland" und der Antisemitismus (bpb, 26.7.2016)
View on YouTube At Last The 1948 Show - The classic series that preceded and inspired Monty Python starring John Cleese, Graham Clapman, Tim Brooke-taylor, Marty Feldman, Aimi MacDonald and David Frost (Executive producer).
Episode 3 includes Intro, Someone Has Stolen The News, Topic: Feedom Of Speech, A Train Carriage, Studio Tour
Zuweilen bemerkt man erst (wie ich schon häufiger feststellte), wenn man vom Tod eines Menschen erfährt, wie wichtig er einem war. Am 25. Juni 2016 ist Manfred Deix nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren gestorben.
Bereits am 2. Juni ist Häns’che Weiss im Alter von 65 Jahren gestorben (In Memoriam – June 2016). Das Häns'che Weiss Quintett habe ich mal in den frühen 70ern auf einem UZ-Pressefest gesehen und die Musik Deutscher Zigeuner (heute korrekt gipsy swing) entdeckt. Diese Platte habe ich mir damals gekauft (- habe ich noch!). Dem Deix hätt's auch gefallen.
Herr Sloterdijk, wir sitzen hier auf Schloss Reckahn bei Brandenburg/Havel, eben haben Sie im Zuge des Festivals „Lit:Potsdam“ über Martin Luther und das Ende der Einheitskirche gesprochen. Stehen wir seit dem Brexit auch vor dem Ende der EU, die gerade in West-Europa zunehmend als gängelnde, dogmatische Einheitskirche begriffen wird?
Peter Sloterdijk : Europa war nie eine Kirche, Europa hat seit 1945, in einigen Ländern schon länger, die Struktur eines Verfassungsraumes. Seit der Implosion im Jahr 1990 der osteuropäischen Zwangsstaatengruppe sind einige dazugekommen. Das Spezifikum des europäischen Raumes ist das Leben unter Verfassungen. Das ist etwas, das viele Menschen gar nicht als eigenständigen Sachverhalt verstehen, weil man immer noch den ganzen Qualm von Ideologien, Konfessionen, Religionen oder sogar Weltanschauungen hat. Für ein Leben unter einer Verfassung hat man hingegen immer noch kein griffiges Instrumentarium. Das ist eigentlich die exakte Definition dessen, was man heute als Populismus bezeichnen muss: Das Nichtbegriffenhaben, was das Leben unter einer Verfassung bedeutet.</cite
„Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben“, sagte Sloterdijk im Gespräch mit dem Magazin Cicero (Februarausgabe), „diese Abdankung geht Tag und Nacht weiter“.
„Wir haben das Lob der Grenze nicht gelernt“, sagte Sloterdijk. In Deutschland glaube man immer noch, „eine Grenze sei nur dazu da, um sie zu überschreiten“. Innerhalb Europas schere Deutschland damit aus. „Die Europäer werden früher oder später eine effiziente gemeinsame Grenzpolitik entwickeln. Auf die Dauer setzt der territoriale Imperativ sich durch. Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung....
Der Lügenäther ist so dicht wie seit den Tagen des Kalten Kriegs nicht mehr.“
ZEIT: Der Brexit stärkt den deutschen Einfluss. Schon bislang wurde Deutschland als Hegemon empfunden. Wie konnte es zu dieser Wahrnehmung kommen?
Habermas: Die Wiedergewinnung einer vermeintlichen nationalstaatlichen "Normalität" hat zu einer Veränderung jener Mentalität in unserem Lande geführt, die sich in der alten Bundesrepublik in jahrzehntelangen Auseinandersetzungen herausgebildet hatte. Dem entsprachen ein zunehmend selbstbewusster Stil und die immer forscher betonte "realistische" Ausrichtung der Politik der Berliner Republik nach außen. Seit 2010 sehen wir, wie die deutsche Regierung die ihr ungewollt zugewachsene Führungsrolle in Europa weniger im gemeinsamen als im eigenen Interesse wahrnimmt. Selbst ein Leitartikel der FAZ beklagt die kontraproduktive Wirkung der deutschen Politik, "weil sie europäische Führung zunehmend mit dem Durchsetzen eigener Ordnungsvorstellungen verwechselt" (FAZ vom 29. 6. 2016). Deutschland ist ein widerwilliger, zugleich unsensibler und unfähiger Hegemon, der das gestörte europäische Machtgleichgewicht zugleich nutzt und verleugnet. Das weckt Ressentiments insbesondere in den Ländern der Euro-Zone. Wie muss sich ein Spanier, Portugiese oder Grieche fühlen, der im Zuge einer vom Europäischen Rat beschlossenen Sparpolitik seinen Arbeitsplatz verloren hat? Er kann die deutschen Regierungsmitglieder, die diese Politik in Brüssel durchgesetzt haben, nicht belangen. Denn er kann sie weder wählen noch abwählen. Stattdessen konnte er während der Griechenlandkrise lesen, dass dieselben Politiker eine Mitverantwortung für die sozial desaströsen Folgen, die sie doch mit solchen Sparprogrammen billigend in Kauf genommen hatten, entrüstet ablehnten. Solange diese undemokratische Fehlkonstruktion nicht abgeschafft wird, darf man sich über antieuropäische Stimmungsmache nicht wundern. Demokratie in Europa lässt sich auf keine andere Weise erreichen als durch eine Vertiefung der europäischen Kooperation.
Die Analyse kann ich weitgend teilen; irritierend finde ich Habermas' anhaltendes Vertrauen in die Sozialdemokratie ... Aber vielleicht ist ja wirklich niemand anders da!
4. Von politisch-ökonomischen Sachverstand gesättigte Analysen von Tomasz Konicz finden Sie bei Telepolis:
Europäische Kernspaltung. Der drohende Brexit könnte einen enormen Desintegrationsschub in Großbritannien und der EU auslösen, der an die Endphase der Sowjetunion erinnert http://www.heise.de/tp/artikel/48/48685/1.html
5. Eine andere als die vielleicht beschränkte eurozentristische Perspektive macht Pepe Escobar auf: Hot off Brexit, Vladimir Putin goes to China
As the whole planet attempts to digest the implications of Brexit, the real heart of 21st century action once again shifts to Beijing, where President Vladimir Putin on Saturday pays a visit to Chinese President Xi Jinping.
Business will include clinching a $6.2 billion high-speed rail deal; increased supply of Russian wheat to China – by building a Trans-Baikal grain terminal; and steps towards deeper military cooperation. They are already cooperating on an engine that will power the new Russia-China airliner.
Zuweilen bemerkt man erst (wie ich schon häufiger feststellte), wenn man vom Tod eines Menschen erfährt, wie wichtig er einem war. Götz George hat in Theodor Kotullas Aus einem deutschen Lebenden Kommandanten des Vernichtungslagers Auschwitz so gespielt, dass man begreifen kann, wie das funktioniert hat:
Auf der Grundlage des 1952 veröffentlichten Romans "Der Tod ist mein Beruf" von Robert Merle porträtiert Theodor Kotulla den fiktiven Auschwitz-Kommandanten Franz Lang in 14 durch Zwischentitel deutlich getrennten und beinahe dokumentarisch wirkenden Episoden. Dabei wird deutlich: Der Protagonist ist weder ein Sadist noch ein Psychopath, sondern ein pflichtbewusster Schreibtischmörder, der Befehlen blind gehorcht und sich keine eigene Meinung zugesteht.
Die Biografie der Roman- bzw. Filmfigur deckt sich weitgehend mit der des Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß (1900 - 1947), der nach dem Krieg als Bootsmaat "Franz Lang" mit falschen Papieren bei der Marine untergetaucht war.
Über ihn schreibt der Historiker Martin Broszat: "Am Falle Höß wird in aller Eindringlichkeit klar, dass Massenmord nicht mit persönlicher Grausamkeit, mit teuflischem Sadismus, brutaler Roheit und sogenannter 'Vertiertheit' gepaart zu werden braucht, welche man sich naiverweise als Attribut eines Mörders ausdenkt. Höß’ Aufzeichnungen widerlegen diese allzu einfachen Vorstellungen radikal und offenbaren stattdessen als Porträt des Mannes, bei dem die Regie täglicher Judenvernichtung lag, einen Menschen, der alles in allem recht durchschnittlich geartet, keineswegs bösartig, sondern im Gegenteil ordnungsliebend, pflichtbewusst, tierliebend und naturverbunden, ja auf seine Weise 'innerlich' veranlagt und sogar ausgesprochen 'moralisch' ist."
En la sistemática documentación que ha emprendido Valentín Vallhonrat de aviones militares en bases aéreas, exhibiciones o ferias de armamento, han desaparecido de las carcasas y de las alas todos o prácticamente todos los signos de identificación, incluso los escudos o los colores nacionales; también han desparecido contextos y ambientes reconocibles. Los cazas se encuentran en mitad de la nada, en una pista sin paisaje, en una pista de cemento que es como un plano «metafísico», solo dotado de un impreciso horizonte lejano y un cielo medio cubierto de nubes neutras. Además, los cazas también son fotografiados desde atrás mostrando la potencia de los reactores como auténticos agujeros negros y desde delante exhibiendo la violencia de una velocidad y una penetración sin piedad. También fotografía las pistas con cielos nublados o lluviosos, como paisajes vacíos, de cemento o de asfalto, abandonadas en la nada, sin apenas horizonte que aparece como una delgada línea de realidad difuminada. Estas pistas acaban funcionando como silencios, como espacios suspendidos.
El sentido de estas imágenes, desde la repetición estructural de la máquina en los diversos modelos, hasta su variedad y multiplicidad estética como armas letales y de «destrucciónmasiva», nos sitúa en un extraño espacio y «estado de excepción». La mirada se inserta en la contradicción de la conciencia ética, en la paradoja de la belleza tecnológica que, sin embargo, produce la destrucción.
El tema central que entonces aquí nos ocupa no es tanto el poder como símbolo, cuanto la necesidad de que se imponga el poder de la destrucción y que este aparezca como un imponente «ángel exterminador» de acero.
Die Bilder sind erstmal schwer zu entschlüsseln. Man muss erst bemerken, dass die Jagdbomber, Drohnen etc. ihrer Nationalitäten und Umgebungen entkleidet in wechselnd ähnlich bedrohliche Räume gesetzt wurden: El sentido de estas imágenes, desde la repetición estructural de la máquina en los diversos modelos, hasta su variedad y multiplicidad estética como armas letales y de «destrucciónmasiva», nos sitúa en un extraño espacio y «estado de excepción». La mirada se inserta en la contradicción de la conciencia ética, en la paradoja de la belleza tecnológica que, sin embargo, produce la destrucción.
So inszeniert sehen sie, wenn man genauer hinsieht, wozu einen Vallhonrat zwingt, so ekelhaft aus, wie sie sind.
Um zu beginnen, um über die reine
gespaltene Rose, über den Ursprung
von Himmel und Luft und Erde – hier den Willen eines Gesangs
mit Ausbrüchen, das Verlangen
eines unermeßlichen Gesangs, eines Metalls, das
aufgreift Krieg und nacktes Blut.
Spanien, Kelch-Kristall, nicht Diadem,
aber zermalmter Stein, bekämpfte zärtliche Liebe
von Weizen, Fell und brennendem Tier.
Morgen, jetzt, durch deine Schritte
ein Schweigen, von Hoffnungen ein Staunen
wie eine höhere Luft: ein Licht, ein Mond,
abgenützter Mond, Mond von Hand zu Hand,
von Glocke zu Glocke!
Mutter, heimatlich, Faust gehärteten Hafers,
Planet,
dürr und blutig, der Helden!
Unequal Scenes portrays scenes of inequality in South Africa from the air.
Discrepancies in how people live are sometimes hard to see from the ground. The beauty of being able to fly is to see things from a new perspective - to see things as they really are. Looking straight down from a height of several hundred meters, incredible scenes of inequality emerge. Some communities have been expressly designed with separation in mind, and some have grown more or less organically.
During apartheid, segregation of urban spaces was instituted as policy. Roads, rivers, “buffer zones” of empty land, and other barriers were constructed and modified to keep people separate. 22 years after the end of apartheid, many of these barriers, and the inequalities they have engendered, still exist. Oftentimes, communities of extreme wealth and privilege will exist just meters from squalid conditions and shack dwellings.
My desire with this project is to portray the most Unequal Scenes in South Africa as objectively as possible. By providing a new perspective on an old problem, I hope to provoke a dialogue which can begin to address the issues of inequality and disenfranchisement in a constructive and peaceful way.
"1. Der Krieg ist nur weiter zu führen, wenn die gesamte Wehrmacht im 3. Kriegsjahr aus Rußland ernährt wird.
2. Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern, wenn das für uns Notwendige aus dem Lande herausgeholt wird."
Dieses Ergebnis einer Arbeitsbesprechung des Generalrats der Vierjahresplanbehörde, der die militärischen und wirtschaftlichen Aspekte der Angriffsplanung koordinierte und dem die Staatssekretäre aller wirtschafts- und sozialpolitisch wichtigen Ressorts sowie der Wehrwirtschaftsgeneral des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) Georg Thomas angehörten, bildete eine wesentliche Grundlage für die deutsche Besatzungspolitik in der Sowjetunion. Das "Unternehmen Barbarossa" 1941 - von Wigbert Benz
Am 22. Juni 1941 überfiel das nationalsozialistische Deutschland die Sowjetunion und führte dort einen beispiellosen Vernichtungskrieg: flächendeckende Verfolgung von Zivilisten, millionenfacher Mord an der Zivilbevölkerung und an Kriegsgefangenen. Dennoch haben die Opfer bis heute keinen angemessenen Platz im Gedächtnis Deutschlands gefunden. Memorandum: „Aus dem Schatten der Erinnerung“*
Die Sowjetunion hat die meisten Toten des Zweiten Weltkrieges zu beklagen. Die staatlich festgelegte Opferzahl von 20 Millionen wurde seit 1985 zur historischen Überprüfung freigegeben. Seither schwanken seriöse Schätzungen zwischen 25 und 40 Millionen sowjetischen Todesopfern. Ein staatliche mehrjährige Überprüfung ergab bis 2009
27 - 37 Millionen sowjetische Kriegsopfer
Christian Hartmann vom Institut für Zeitgeschichte gab 2011 eine Gesamtopferzahl dieses Krieges in der Sowjetunion von 26,6 Millionen Menschen an: darunter 11,4 Millionen sowjetische Soldaten, von denen 8,4 Millionen durch Kampfhandlungen und drei Millionen in deutscher Kriegsgefangenschaft starben. Neben den 1,1 Millionen in sowjetischer Kriegsgefangenschaft gestorbenen deutschen Soldaten, fielen an der Ostfront 2,7 Millionen Wehrmachtssoldaten, also knapp über die Hälfte der insgesamt 5,3 Millionen im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen deutschen Soldaten. Die Mehrheit der Opfer – 15,2 Millionen Menschen – waren demnach sowjetische Zivilisten.
- aus einem insgesamt ekelhaften wikipedia-Eintrag zu "Deutsch-Sowjetischer Krieg" ( ????) - 9 Ergebnisse 9.1 Tote und Verletzte
In Worten: dreihundertsechzehntausendvierhundert Gefallene der sowjetischen Truppen einschließlich der Verluste der 1. und 2. Armee der Polnischen Volksarmee in den letzten drei Wochen vor der Befreiung Berlins
_______________________________________________
* Anmerkung: Mitunterzeichner des Memorandums „Aus dem Schatten der Erinnerung“ damals: Dr. h. c. Joachim Gauck, Vorsitzender »Gegen Vergessen – für Demokratie«, über den der mdr heute zu berichten weiß: Bei Gedenkveranstaltungen war der Bundespräsident am Mittwoch nicht, weil derzeit durch Osteuropa tourt. Unwilliges Gedenken an den Angriffskrieg 1941
Ganz großen Dank den Kolleginnen und Kollegen für die so freundliche und wertschätzende Verabschiedung heute (die sogar den GBlog eingeschlossen hat!).
Gut gemacht, - Anstalts-Niveau! Zeigt auch nochmal die Ähnlichkeit von leading Conservative figures such as Boris Johnson und Rassisten wie UKIP leader Nigel Farage mit Leuten wie Gauland, Höcke, Poggenburg usw. Bedenkenswert in diesem Zusammenhang finde ich Alan Poseners (ansonsten ja eine schillernde Figur) Argumentation gegen einen EU-Austritt Großbritanniens :
In the event of Brexit, the increasingly influential Alternative für Deutschland could make Germany a danger to itself, Europe and the west - German nationalism can only be contained by a united Europe
For most people in Britain, it’s difficult to even imagine the emotional pull that an open Europe has on the German imagination. Throughout history, Germany’s borders have fluctuated – due to foreign invasion, by the Swedes, say, in the 17th or the French in the 18th; or due to German aggression and its failure in the 19th and 20th centuries. To be “surrounded by friends”, as chancellor Helmut Kohl put it, was a completely new experience, and given our history, a piece of good fortune for those who were “born late”.
Kohl’s opposite number in Britain – Margaret Thatcher – was less prone to believe that the “late-born” Germans were different from their fathers and mothers. “By its very nature, Germany is a destabilising, rather than a stabilising force in Europe,” Thatcher wrote in her memoirs, explaining why she had tried to get Mikhail Gorbachev to oppose German reunification. She also met with leading historians in order to understand the German “national character”. According to the memorandum of the meeting, this included “angst, aggressiveness, assertiveness, bullying, egotism, inferiority complexes and sentimentality”.*
Kohl himself might have agreed with her; his predecessor Helmut Schmidt certainly did. Both saw the European Union as a means to contain German nationalism. Indeed, this has been the raison d’être of European integration since the very start...
Mehr Hintergründe (It's the economy, stupid!) hier: Wirtschaftspolitik, Migration und das Brexit-Referendum
Wie schlecht durchdachte Wirtschaftspolitik Migration verursacht
Vermutlich geht Queen Elizabeth nicht "Should I stay or should I go?" am 23. Juni durch den Kopf, Punk Rock is not amusing. Dabei steht die Frage von The Clash direkt mit der ihren in Verbindung, die sie 2008 der London School of Economics und der Bank of England gestellt hat: Warum hat niemand die Krise vorausgesehen? Denn ohne Krise würden das Vereinigte Königreich und die Europäische Union koexistieren wie vor 2008. Seitdem benötigt die Weltwirtschaft lebenserhaltende Maßnahmen, Griechenland ist dauernd bankrott, die EU benötigt Reformen dringender denn je und Politiker jeder Couleur suchen nach dem bequemsten Ausweg und beschuldigen wie üblich Randgruppen, diesmal sind es die Migranten. (Oliver Pahnecke, Telepolis, 22.06.2016)
* Eine Anmerkung:
Ganz abgesehen davon, dass ich es gut fand, dass zu ihrem Ableben 'Ding Dong! The Witch Is Dead' No. 1 on UK Singles Chart werden sollte (denied by the BBC), finde ich ihre Analyse - und die der Historikerkonferenz - in Teilen durchaus zutreffend (wohingegen der Mikhail Gorbachev sich eher geirrt haben dürfte, was der Steinmeier jetzt immerhin vorsichtig andeutet): “By its very nature, Germany is a destabilising, rather than a stabilising force in Europe,” Thatcher wrote in her memoirs, explaining why she had tried to get Mikhail Gorbachev to oppose German reunification. She also met with leading historians in order to understand the German “national character”. According to the memorandum of the meeting, this included
“angst, aggressiveness, assertiveness, bullying, egotism, inferiority complexes and sentimentality”.
Angst, Aggressivität, Durchsetzungsvermögen, (eine Neigung zum) Mobbing, Egotismus (entlehnt dem engl. egotism, bezeichnet die übertriebene Neigung, sich selbst in den Vordergrund zu stellen), Minderwertigkeitskomplexe und Empfindsamkeit/Rührseligkeit/Empfindelei (übermäßiger od. unechter Gefühlsausdruck, Rührseligkeit, Überempfindsamkeit) - letzterer übrigens ein wunderbar treffender Begriff, den ich gar nicht kannte.
Welch treffende Charakterisierung unseres Nationalcharakters durch die Baroness! - Wenn es denn so etwas wie einen Nationalcharakter gäbe.
Mir scheint es eher immer noch einen (global anzutreffenden) autoritären Charakter zu geben, mit zugegeben spezifisch deutscher Ausprägung, dessen Zustandekommen eher mit sozialen und ökonomischen Strukturen als mit Nationalitäten erklärt werden kann. Wenn es doch einen gäbe, setzten wir der Baroness unseren Nietzsche entgegen: "Das ist keine philosophische Rasse - diese Engländer. ... Der Engländer, düsterer, sinnlicher, willensstärker und brutaler als der Deutsche - ist eben deshalb der Gemeinere von Beiden."
Wiedergefunden
Passt gut zu den antietatistischen, antidemokratischen Affekten der neuen autoritären Charaktere, die gegen Zentralen, Eliten, Genderismus und Political Correctness rebellieren:
Am 3. April 2016 trat der Mitbegründer von The Velvet Underground, John Cale, in der Philharmonie de Paris auf und spielte noch einmal das erste Album der Band: The Velvet Underground & Nico...
John Cale gab noch einmal jene Songs zum Besten, die die Rockmusik verändert und ganze Generationen geprägt haben. Dabei wurde er von zahlreichen Gästen unterstützt, darunter Étienne Daho, Peter Doherty und Carl Barât von der britischen Band The Libertines, Animal Collective, Mark Lanegan, Saul Williams und Lou Doillon. Allein der unterschiedliche musikalische Background der Gastmusiker verdeutlicht die Bedeutung der musikalischen Revolution, die mit The Velvet Underground begann. Ihr Einfluss überdauerte die Jahrzehnte und ist noch heute spürbar, sie waren die Wegbereiter für Punk, New Wave, Grunge und sogar für das French-Pop-Revival.
In Würdigung der Blütezeit von The Velvet Underground wurden die Auftritte von John Cale und seinen Gästen mit Bildern aus Andy Warhols Multimedia-Shows ergänzt. Ausschnitte aus „Exploding Plastic Inevitable“ wurden auf die Bühne, auf die Musiker und auf das Publikum projiziert. Eine wahre Zeitreise in die 60er Jahre.
Das Konzert, bei dem das berühmte „Bananenalbum“ noch einmal auf die Bühne kam, fand anlässlich der Ausstellung The Velvet Underground New York Extravaganza statt, die vom 30. März bis zum 21. August in der Philharmonie de Paris zu sehen ist.
... Bisschen doofer Test, aber unbedingt sehens-/hörenswert:
In meinem Beitrag Symbolpolitik und Gitarrenbands vom 2005/06/28 hatte ich auf die großartige kanadische Indie-Rock-Gruppe HOT HOT HEAT hingewiesen. Ich fand damals (und finde immer noch) das Album Elevator , insbesondere diesen Song (und das Video) ganz großartig:
... 2. Abgrenzungen zwischen Journalismus, Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Unterhaltung, die mehr als hundert Jahre lang die moderne Öffentlichkeit geprägt haben, büßen ihre Wirksamkeit ein. Unüberwindlich waren diese Scheidelinien nie. Der Boulevardjournalismus beispielsweise setzt auf Unterhaltung und ahmt Methoden der Werbung nach. Die Unterhaltung übernimmt als Kabarett und Comedy journalistische Kontrollfunktionen. Die Öffentlichkeitsarbeit organisiert Werbekampagnen und spannt den Journalismus ein. Die Werbung produziert Unterhaltung in Gestalt von TV- und Kinospots. Das war schon immer so. Seit geraumer Zeit haben wir es aber mit einer grundlegend anderen Situation zu tun: Computer eröffnen auf der Basis der Digitalisierung für die öffentliche Kommunikation neue Dimensionen. Mit der Digitalisierung wird Aufmerksamkeit endgültig zu einem knappen Gut, mit dem sich wirtschaften lässt, während die Information – das ist ohnehin ihr Grundcharakter – beliebig vermehrt werden kann und ja auch – im Dienste der Demokratie – möglichst kostenfrei verbreitet werden soll. Um mit Aufmerksamkeit Geld zu machen, braucht es den Journalismus nicht mehr....
Vorbemerkung: Die Zugriffsstatistiken zeigen Dir wie oft die Top 25 Beiträge in Deinem Weblog abgerufen wurden:
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1. 30788 23.05.08 Scham heute III - WEIBLICHER KöRPER
Ich vesuche es noch einmal mit einem Impulszitat: Kreislauf der Erregung
Etwas abseits des Offensichtlichen erscheint der Fall als Paradebeispiel jener Gesellschaftsbeschreibung, die Paul B. Preciado in dem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch Testo Junkie gibt. Die These des Buches lautet, kurz gefasst, dass wir seit Mitte des 20. Jahrhunderts einem „pharmapornografischen Regime“ unterworfen seien, das die Körper durch und durch reguliere. Preciado wehrt sich gegen die derzeit gängigen soziologischen Analysen, die von „postmateriellem Kapitalismus“, von „immaterieller Arbeit“ oder auch von „Feminisierung der Arbeit“ sprechen. Sie alle, so meint Preciado, drückten sich um „den feuchten Kern“ der Wahrheit herum, dass der postfordistische Kapitalismus wesentlich auf Produktivmachung und Ausbeutung unserer Genussfähigkeit ziele, also auf Erregung beziehungsweise den ewigen Sucht-Kreislauf von Erregung-Frustration-Erregung. Pharmapornografisch nennt Preciado dieses System, weil pharmazeutisch-synthetische Stoffe und die intendierte Lustproduktion die Gesellschaft wie zwei Tentakel im Griff hätten. In dem den Körper durchdringenden Biokapitalismus wird alles zum Artefakt. Von der Botox-Behandlung bis zur Reproduktionsmedizin ist nichts mehr natürlich...
Vielleicht reicht das ja wieder, um 30788 Klicks zu kriegen.
Und vielleicht gibt es ja auch einen Zusammenhang zur politisch enthemmten Mitte.
Roedig gibt da einen Hinweis:
Die eigentliche Frage aber ist: Wieso dachten Sebastian C. und Pardis F. mit ihren Fliegenhirnen, dass sie viel Geld bekommen können für ein Video, das zeigt, wie sie eine ausgeknockte Gina-Lisa Lohfink vergewaltigen? Dieser Porno als Reality-TV bestätigt die alte These, dass sexuelle Gewalt nicht Befriedigung sexueller Triebe will, sondern Macht. Die Gina-Lisa-Subversionspower funktioniert, aber sie provoziert auch Gewalt und die verfickte männliche Freude darüber, eine Frau zu „schänden“, weil es offenbar nicht zu ertragen ist, Frauen nicht zu besitzen...
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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