Kompetenzkatastrophe (IX): "Digitales Lernen" (??) Thorsten meint, der größte Hemmschuh der digitalen Bildung seien die Lehrer ... Freedom of Speech
Meine Lieblings-HAZ hat heute (22.03. - Print S. 19) wieder Alles auf dem Schirm
Zur Cebit ist ein Streit um Computer im Unterricht entbrannt. Der Vorwurf: Lehrer sind der Hemmschuh der Digitalisierung. Aber stimmt das wirklich? Oder sind die neuen Medien nicht längst Standard im Klassenzimmer? Ein Unterrichtsbesuch.
Was war geschehen?
Thorsten Dirks, ... der Präsident des Digitalverbandes Bitcom, hatte bei der Cebit-Eröffnung moniert, der größte Hemmschuh der digitalen Bildung seien die Lehrer.
Naja, - wenn das einer sagt, der von Oktober 2014 bis Dezember 2016 Chief Executive Officer (CEO) der Telefónica Deutschland Holding AG war, muss man dem schonmal nachgehen. Zuvor war Dirks sieben Jahre Vorsitzender der Geschäftsführung der E-Plus Gruppe, die heute Teil von Telefónica Deutschland ist und die damals den großartigen Slogan "Freedom of Speech" rausgehauen hat. Ein ausgewiesener Didaktiker also. Und meine Lieblings-HAZ meldet vorauseilenden Gehorsam:
An Deutschlands Schulen steht die digitale Revolution auf der Schwelle zu den Klassenzimmern. In der 8c ist sie schon einen Schritt weiter. „Meldet euch bitte bei Quizlet an“, sagt Englischlehrer XY zu Beginn der Stunde. Und die Achtklässler der Humboldtschule greifen so selbstverständlich zu ihren iPads, wie ihre Urgroßeltern einst zur Schiefertafel griffen.
Vorne auf dem Whiteboard, der interaktiven Tafel, ploppen die Namen der Schüler auf, die sich anmelden. Tom. Anna. Frank. Dann setzen diese sich in Gruppen zusammen und klicken sich durch ein Vokabellernspiel. In Echtzeit erscheint auf der Tafel, welches Team gerade führt....
Na Klasse: digitalisierte behavioristische Lückentexte oder Multiple-Choice-Textverstehensabfragen von Schulbuchverlagen, die wegen der Punkte, die man damit sammeln kann, und der Levels, die man damit erreichen kann, zum Lernen anspornen sollen, - wie ich bereits bemerkte. Lerntheoretisch welcome back to the fifties! ... Die iPads haben die Kids übrigens mit Unterstützung des Madsack Media Stores (Meine "Lieblings-HAZ" ist oder war mal das Flaggschiff der Madsack-Gruppe ... - jetzt ist sie ein Anzeigenblatt, in dem man zwischen Anzeigen-Specials etwas redaktionellen Text suchen muss!).
Die Schüler der iPad-Klasse jedenfalls schwärmen vom praktischen Nutzen der Tablets: „Jetzt müssen wir nicht mehr so viele schwere Bücher schleppen“, sagt der 14-jährige Chigo. „Und beim Tippen von Texten bekommt man keinen Schreibkrampf“, ergänzt sein Mitschüler Matty.
Immerhin: Frau Döhner interviewt auch einen sehr geschätzten Kollegen:
Meine Anmerkungen zum Schwachsinn des "digitalen Lernens" : Kompetenzkatastrophe (VII): "Digitales Lernen" (??) = "System der Schülerbeobachtung" - Oder auch: „Social Media, Data Mining, Data Matching“ + „Micro-Targeting“
Die GBlogSuche nach »Kompetenzkatastrophe« hat Resultate geliefert.
Noch einmal:Die neuen Zeitalter beginnen nicht auf einmal.
Brecht - Die neuen Zeitalter
Zur Cebit ist ein Streit um Computer im Unterricht entbrannt. Der Vorwurf: Lehrer sind der Hemmschuh der Digitalisierung. Aber stimmt das wirklich? Oder sind die neuen Medien nicht längst Standard im Klassenzimmer? Ein Unterrichtsbesuch.
Was war geschehen?
Thorsten Dirks, ... der Präsident des Digitalverbandes Bitcom, hatte bei der Cebit-Eröffnung moniert, der größte Hemmschuh der digitalen Bildung seien die Lehrer.
Naja, - wenn das einer sagt, der von Oktober 2014 bis Dezember 2016 Chief Executive Officer (CEO) der Telefónica Deutschland Holding AG war, muss man dem schonmal nachgehen. Zuvor war Dirks sieben Jahre Vorsitzender der Geschäftsführung der E-Plus Gruppe, die heute Teil von Telefónica Deutschland ist und die damals den großartigen Slogan "Freedom of Speech" rausgehauen hat. Ein ausgewiesener Didaktiker also. Und meine Lieblings-HAZ meldet vorauseilenden Gehorsam:
An Deutschlands Schulen steht die digitale Revolution auf der Schwelle zu den Klassenzimmern. In der 8c ist sie schon einen Schritt weiter. „Meldet euch bitte bei Quizlet an“, sagt Englischlehrer XY zu Beginn der Stunde. Und die Achtklässler der Humboldtschule greifen so selbstverständlich zu ihren iPads, wie ihre Urgroßeltern einst zur Schiefertafel griffen.
Vorne auf dem Whiteboard, der interaktiven Tafel, ploppen die Namen der Schüler auf, die sich anmelden. Tom. Anna. Frank. Dann setzen diese sich in Gruppen zusammen und klicken sich durch ein Vokabellernspiel. In Echtzeit erscheint auf der Tafel, welches Team gerade führt....
Na Klasse: digitalisierte behavioristische Lückentexte oder Multiple-Choice-Textverstehensabfragen von Schulbuchverlagen, die wegen der Punkte, die man damit sammeln kann, und der Levels, die man damit erreichen kann, zum Lernen anspornen sollen, - wie ich bereits bemerkte. Lerntheoretisch welcome back to the fifties! ... Die iPads haben die Kids übrigens mit Unterstützung des Madsack Media Stores (Meine "Lieblings-HAZ" ist oder war mal das Flaggschiff der Madsack-Gruppe ... - jetzt ist sie ein Anzeigenblatt, in dem man zwischen Anzeigen-Specials etwas redaktionellen Text suchen muss!).
Die Schüler der iPad-Klasse jedenfalls schwärmen vom praktischen Nutzen der Tablets: „Jetzt müssen wir nicht mehr so viele schwere Bücher schleppen“, sagt der 14-jährige Chigo. „Und beim Tippen von Texten bekommt man keinen Schreibkrampf“, ergänzt sein Mitschüler Matty.
Immerhin: Frau Döhner interviewt auch einen sehr geschätzten Kollegen:
- Herr Gieseke, Sie haben manchmal lieber ein Buch in der Hand, als im Internet zu lesen. Hemmen Lehrer wie Sie die digitale Bildung in den Schulen, wie der Präsident des Bitcom-Verbandes gesagt hat?
Schüler können aus Büchern eine andere Art der Informationsentnahme lernen. Exzerpieren statt Kopieren macht eine Verlangsamung nötig und kann dadurch eine größere Durchdringung des Inhalts möglich machen. Für wissenschaftliches Arbeiten ist es oft auch sinnvoll, mehr Bücher aufzuschlagen, in ihnen zu blättern und Informationen parallel verfügbar zu haben. Grundsätzlich löst ein Buch auch eine andere Lesestimmung aus als ein Tablet. Digitale Medien können unterstützen, aber die pädagogische Verantwortung will ich als Lehrer nicht aus der Hand geben.
Haben Sie sich über die Äußerung des Bitcom-Chefs geärgert?
Bitcom ist ja ein Interessenverband, der andere Interessen verfolgt als ein pädagogisch-didaktisch ausgerichtetes Konzept von Lernen. Konventionellen Unterricht, der nur noch mit Büchern arbeitet, gibt es ja auch gar nicht mehr. Eine Verordnung eines digitalen Klassenzimmers wird nicht funktionieren, da auch dann für manche Lernphasen auf konventionelle Medien und Methoden zurückgegriffen werden muss. Insofern kann mich nur die Ignoranz ärgern, mit der sich Nicht-Pädagogen aus zum Teil finanziellen Interessen in die Bildungsdiskussion einmischen.
Ist ein Tablet für Schüler aber nicht reizvoller als herkömmlicher Unterricht?
Elektronische Medien üben in der Schule zunächst einen Reiz aus, da sie dort noch eher unüblich sind. Wenn Schüler aber täglich mit elektronischen Medien zu tun haben, ebbt der Reiz schnell ab. Bildung geschieht vor allem durch Interaktion.
Meine Anmerkungen zum Schwachsinn des "digitalen Lernens" : Kompetenzkatastrophe (VII): "Digitales Lernen" (??) = "System der Schülerbeobachtung" - Oder auch: „Social Media, Data Mining, Data Matching“ + „Micro-Targeting“
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Noch einmal:
Die neuen Zeitalter beginnen nicht auf einmal.
Mein Großvater lebte schon in der neuen Zeit
Mein Enkel wird wohl noch in der alten leben.
Das neue Fleisch wird mit den alten Gabeln gegessen.
Die selbstfahrenden Fahrzeuge waren es nicht
Noch die Tanks
Die Flugzeuge über unsern Dächern waren es nicht
Noch die Bomber
Von den neuen Atennen kamen die alten Dummheiten.
Die Weisheit wurde von Mund zu Mund weitergegeben.
Brecht - Die neuen Zeitaltergebattmer - 2017/03/22 20:24
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