Deutscher Schulpreis und Ministerdenk
Meine LieblingsHAZ schafft es, in einem Artikel in der Wochenendausgabe zur Verleihung des Deutschen Schulpreises an die Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule 1/3 der knapp 50 Zeilen so zu füllen:
Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) beglückwünschte die Schule zu ihrem Sieg, sagte aber, dass mit dem von der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung vergebenen Preis nichts über Gesamtschulen im Allgemeinen gesagt sei. „Hier wurde ein pädagogisches Konzept geehrt, nicht eine Schulform.“ Zudem sei die Zusammensetzung der Göttinger IGS eine für Gesamtschulen untypische. Überdurchschnittlich viele Schüler mit Gymnasialempfehlung besuchten die Lichtenberg-Gesamtschule. Die Landtagsfraktionen von SPD, Grünen und FDP dagegen forderten, das gemeinsame Lernen an Schulen zu stärken.
11.06.2011 / HAZ Seite 6 Ressort: NIED
Abgesehen davon, dass dem zuständigen Redaktuer (lass ich so) hätte auffallen können, dass die Gemeinsam-Lernen-Förderkompetenz der FDP doch eher begrenzt ist (man denke an die entsprechende Performanz in HH) und dass es offenbar doch die Fraktion der Linken war, die dies forderte (wie auch die Süddeutsche Zeitung meldete), - erlaubt die Äußerung des Ministers interessante Einblicke in das Denken eines Hauptmanns der Reserve (Spitzname: "Panzer"):
Auf der Suche nach weiteren Preisträgern aus Niedersachsen: Der Deutsche Schulpreis 2007 ging übrigens an die Robert-Bosch-Gesamtschule, Hildesheim.
Das ideelle Roland-Neßler-Gesamtgymnasium Niedersachsen blieb bisher ohne Sieg.
Und da nicht sein kann, was nicht sein darf, betitelt die HAZ den Artikel so:
Göttinger IGS zur "besten Schule" gekürt
Wenn Anführungszeichen zurücknehmen, was gemeldet wird... - oder wie weiland die DDR nicht anerkannt wurde, indem man sie ohne " " nicht erwähnen durfte ...
Skeptisch darf man freilich auch sein, was die Bereitschaft der allerneuesten rot-grünen Mitte angeht, sich für gemeinsames Lernen einzusetzen: Lern' nicht mit den Schmuddelkindern (im Freitag 23/11)
Es hat sich ein Jargon der Verachtung, der Legitimation sozialer Ungleichheit breit gemacht – in der Politik, den Medien, der Wirtschaft und auch der Wissenschaft. „Seien Sie doch ehrlich, Sie und ich würden auch alles dafür tun, dass unsere Kinder auf ein Gymnasium gehen und nicht mit den Schmuddelkindern spielen“, kann da der Leiter eines Instituts für Schulentwicklungsforschung öffentlich bekennen. „Und eine Partei, die das Ende des Gymnasiums fordert, würde nicht wiedergewählt werden. Deshalb wird es dazu nie kommen. So einfach ist das.“
Weil sie diese Verachtung, dieses Ressentiment, mit ihrer Arbeit praktisch widerlegen: Herzlichen Glückwunsch an Wolfgang Vogelsaenger und Kolleg/inn/en!
Lichtenberg sagt:
Ein Narr, der sich einbildet, ein Fürst zu sein, ist von dem Fürsten, der es in der Tat ist, durch nichts unterschieden, als daß jener ein negativer Fürst und dieser ein negativer Narr ist, ohne Zeichen betrachtet sind sie gleich. [A 117]
Der Bauer, welcher glaubt, der Mond sei nicht größer als ein Pflug-Rad, denkt niemals daran daß in einer Entfernung von einigen Meilen eine ganze Kirche nur wie ein weißer Fleck aussieht, und daß der Mond hingegen immer gleich groß scheint, was hemmt bei ihm diese Verbindung von Ideen, die er einzeln alle hat? Er verbindet in seinem gemeinen Leben auch wirklich Ideen vielleicht durch künstlichere Bande, als diese. Diese Betrachtung sollte den Philosophen aufmerksam machen, der vielleicht noch immer der Bauer in gewissen Verbindungen ist. Wir denken früh genug aber wir wissen nicht daß wir denken, so wenig als wir wissen daß wir wachsen oder verdauen, viele Menschen unter den Gemeinen erfahren es niemals. Eine gnaue Betrachtung der äußeren Dinge führt leicht auf den betrachtenden Punkt, uns selbst, zurück und umgekehrt wer sich selbst einmal erst recht gewahr wird gerät leicht auf die Betrachtung der Dinge um ihn. Sei aufmerksam, empfinde nichts umsonst, messe und vergleiche; dieses ist das ganze Gesetz der Philosophie. [A 130]
Vernunft und Einbildungskraft haben bei ihm in einer sehr unglücklichen Ehe gelebt. [B275]
... was man sich in Bezug auf Ministerdenk dr.Kutz-mäßig ungefähr so vorstellen muss:

... eine wohl ungewollt brilliante Darstellung des status praesens dessen, was reserveoffiziersbildungsmanagementmäßig von Bildungsdebatten übrig geblieben ist: PISA ... BLACKBOX und OUTPUT!
Putt-Putt-Modelle ...
Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) beglückwünschte die Schule zu ihrem Sieg, sagte aber, dass mit dem von der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung vergebenen Preis nichts über Gesamtschulen im Allgemeinen gesagt sei. „Hier wurde ein pädagogisches Konzept geehrt, nicht eine Schulform.“ Zudem sei die Zusammensetzung der Göttinger IGS eine für Gesamtschulen untypische. Überdurchschnittlich viele Schüler mit Gymnasialempfehlung besuchten die Lichtenberg-Gesamtschule. Die Landtagsfraktionen von SPD, Grünen und FDP dagegen forderten, das gemeinsame Lernen an Schulen zu stärken.
11.06.2011 / HAZ Seite 6 Ressort: NIED
Abgesehen davon, dass dem zuständigen Redaktuer (lass ich so) hätte auffallen können, dass die Gemeinsam-Lernen-Förderkompetenz der FDP doch eher begrenzt ist (man denke an die entsprechende Performanz in HH) und dass es offenbar doch die Fraktion der Linken war, die dies forderte (wie auch die Süddeutsche Zeitung meldete), - erlaubt die Äußerung des Ministers interessante Einblicke in das Denken eines Hauptmanns der Reserve (Spitzname: "Panzer"):
- Ein Preis reicht nicht, - es muss schon ein Sieg sein ...
- der aber auch eigentlich keiner ist, weil ja nur ein pädagogisches Konzept geehrt wurde und nicht die Schule = eine Gesamtschule, und dann noch eine untypische,
- womit eigentlich gesagt wird, dass das Konzept allein deshalb preiswürdig sein konnte, weil es nur mit vielen Göttinger Akademikerkindern mit Gymnasialempfehlung funktioniert und nicht an typischen IGSn mit vielen hauptschulempfohlenen Proletenkindern, und eigentlich also auch nicht die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer der Schule preiswürdig sein kann, sondern die Begabung der Schülerinnen und Schüler, deren schulempfehlungsmäßiges Vorhandensein vorauszusetzen ist und also eigentlich auch nicht gefördert werden kann ...
- Der Minister weiß etwas über die Validität von Schullaufbahnempfehlungen, das sonst keiner weiß.
Der Minister ist wohl für Gruppenarbeit im Unterricht, aber anhaltend gegen Gesamtschulen, wenn die nicht eigentlich Gymnasien sind und dann doch auch lieber so heißen sollten, gratuliert aber trotzdem, wie es sich für einen Offizier gehört;
und - soweit sie/er LehrerIn ist -: Der Minister hat nichts gegen pädagogische Konzepte, solange sie nicht die bestehenden Schulformen in Frage stellen bzw. da er das gerade selbst gemacht hat mit seiner Oberschule: solange sie nicht das Gymnasium in Frage stellen.
Auf der Suche nach weiteren Preisträgern aus Niedersachsen: Der Deutsche Schulpreis 2007 ging übrigens an die Robert-Bosch-Gesamtschule, Hildesheim.
Das ideelle Roland-Neßler-Gesamtgymnasium Niedersachsen blieb bisher ohne Sieg.
Und da nicht sein kann, was nicht sein darf, betitelt die HAZ den Artikel so:
Göttinger IGS zur "besten Schule" gekürt
Wenn Anführungszeichen zurücknehmen, was gemeldet wird... - oder wie weiland die DDR nicht anerkannt wurde, indem man sie ohne " " nicht erwähnen durfte ...
Skeptisch darf man freilich auch sein, was die Bereitschaft der allerneuesten rot-grünen Mitte angeht, sich für gemeinsames Lernen einzusetzen: Lern' nicht mit den Schmuddelkindern (im Freitag 23/11)
Es hat sich ein Jargon der Verachtung, der Legitimation sozialer Ungleichheit breit gemacht – in der Politik, den Medien, der Wirtschaft und auch der Wissenschaft. „Seien Sie doch ehrlich, Sie und ich würden auch alles dafür tun, dass unsere Kinder auf ein Gymnasium gehen und nicht mit den Schmuddelkindern spielen“, kann da der Leiter eines Instituts für Schulentwicklungsforschung öffentlich bekennen. „Und eine Partei, die das Ende des Gymnasiums fordert, würde nicht wiedergewählt werden. Deshalb wird es dazu nie kommen. So einfach ist das.“
Weil sie diese Verachtung, dieses Ressentiment, mit ihrer Arbeit praktisch widerlegen: Herzlichen Glückwunsch an Wolfgang Vogelsaenger und Kolleg/inn/en!
Lichtenberg sagt:
Ein Narr, der sich einbildet, ein Fürst zu sein, ist von dem Fürsten, der es in der Tat ist, durch nichts unterschieden, als daß jener ein negativer Fürst und dieser ein negativer Narr ist, ohne Zeichen betrachtet sind sie gleich. [A 117]
Der Bauer, welcher glaubt, der Mond sei nicht größer als ein Pflug-Rad, denkt niemals daran daß in einer Entfernung von einigen Meilen eine ganze Kirche nur wie ein weißer Fleck aussieht, und daß der Mond hingegen immer gleich groß scheint, was hemmt bei ihm diese Verbindung von Ideen, die er einzeln alle hat? Er verbindet in seinem gemeinen Leben auch wirklich Ideen vielleicht durch künstlichere Bande, als diese. Diese Betrachtung sollte den Philosophen aufmerksam machen, der vielleicht noch immer der Bauer in gewissen Verbindungen ist. Wir denken früh genug aber wir wissen nicht daß wir denken, so wenig als wir wissen daß wir wachsen oder verdauen, viele Menschen unter den Gemeinen erfahren es niemals. Eine gnaue Betrachtung der äußeren Dinge führt leicht auf den betrachtenden Punkt, uns selbst, zurück und umgekehrt wer sich selbst einmal erst recht gewahr wird gerät leicht auf die Betrachtung der Dinge um ihn. Sei aufmerksam, empfinde nichts umsonst, messe und vergleiche; dieses ist das ganze Gesetz der Philosophie. [A 130]
Vernunft und Einbildungskraft haben bei ihm in einer sehr unglücklichen Ehe gelebt. [B275]
... was man sich in Bezug auf Ministerdenk dr.Kutz-mäßig ungefähr so vorstellen muss:

... eine wohl ungewollt brilliante Darstellung des status praesens dessen, was reserveoffiziersbildungsmanagementmäßig von Bildungsdebatten übrig geblieben ist: PISA ... BLACKBOX und OUTPUT!
Putt-Putt-Modelle ...
gebattmer - 2011/06/13 18:13
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