Falsch Gm8 (X): Der Philologenverband - immer dabei, aber jetzt flott G9
15.02.2013 Niedersächsischer Philologenverband für Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium
In ungewöhnlich scharfer Form - so meine LieblingsHAZ am Wochenende - hat Niedersachsens Philologenverband die Rückkehr zum Abitur nach 13 statt wie bisher nach zwölf Schuljahren gefordert. Die vor acht Jahren eingeführte Verkürzung der Schulzeit erweise sich „zunehmend als folgenreicher Eingriff in die Bildungs- und Erziehungsarbeit des Gymnasiums“, heißt es in einem Beschluss des Vorstands der Organisation, die die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt. (16.02.2013 / HAZ Seite 1 Ressort: POLI)
Der vorgetragenen Kritik am G8 ist ja zuzustimmen, aber abgesehen davon, dass dieser Verband nicht die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt, sondern die, die in dieser ständischen Organisation organisiert sein wollen, um die ständischen Interessen der Gymnasiallehrer und ihrer Schulform zu vertreten, gehört schon eine gehörige Portion Chuzpe dazu, die Rückkehr zum G9 von der neuen rot-grünen Landesregierung zu fordern (die im Koalitionsvertrag vorsichtig einen „ergebnisoffenen Dialog“ unter anderem zu der Frage angekündigt, ob die Gymnasien eine Wahlmöglichkeit zwischen einer kürzeren und einer längeren Schulzeit bekommen sollen), nachdem eben dieser Verband - trotz anfänglicher Bedenken - der in bildungspolitischen Grundfragen verwandten schwarz-gelben Koalition im Hinblick auf die Ein- und brachiale Durchführung des G8 jahrelang nicht widersprechen mochte. Wobei das wohl zu milde formuliert ist:
Was jetzt kritisiert wird, ist im wesentlichen von den eigenen Leuten, d.h. den unter Schwarz-Gelb ins Kultusministerium und die Landesschulbehörde aufgestiegenen Mitgliedern und Fuktionären des PhVN zu verantworten.
Dass man denen jetzt so vor's Schienbein tritt, lässt auf große Not und Panik schließen.
Die könnten insofern begründet sein, als die neue Landesregierung plant, zunächstmal den Gesamtschulen das G9 zu gestatten (was die Damen und Herren CDU-Kultusminister - von eben diesem PhVN applaudiert - denen verboten hatten, was - nebenbei - die Gesamtschulen zu einer teilweisen Aufgabe ihrer Grundanliegen zwang!). Die Kolleginnen und Kollegen vom PhV wissen auch, dass ihrem Gymnasium - bei Übergangsquoten von in Großstädten über 50% - massiv Schülerinnnen und Schüler verloren gingen, wenn das von Eltern und Schülern bevorzugte G9 eben an IGS/KGS und nicht am Gymnasiun zu haben wäre!
Herr Audritz, der Vorsitzende des PhVN in der Presseerklärung, führte weiter aus, dass auch der verstärkte und begrüßenswerte Zustrom zu den Gymnasien aus allen Bevölkerungsschichten und von Schülern mit Migrationshintergrund in den letzten Jahren zunehmend eine veränderte Situation geschaffen habe: „Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen. Dazu brauchen wir jedoch wieder mehr Zeit.“
Sag ich doch: "Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen." ...
Wir, nicht die Gesamtschulen wollen zum Abschluss führen , - und wir bestimmen auch, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist !
Hinter der Anpassung an wohl nicht mehr zu leugnende Tatsachen, was die veränderte Klientel der weiterführenden Schulen angeht, die einen höheren Bildungsabschluss anstrebt, kriecht aus der scheinbar fortschrittlichen Forderung der alte gymnasiale Besserwisser-Standesdünkel hervor.
Mir stellt sich immer noch die Frage, wie man meint wissen zu können, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist ...
GBlog: Falsch Gm8
Vgl. auch: Die Kompetenzkatastrophe (I) - Oder: Machtausübung durch Individualisierung: Pastoralmacht relaunched
In ungewöhnlich scharfer Form - so meine LieblingsHAZ am Wochenende - hat Niedersachsens Philologenverband die Rückkehr zum Abitur nach 13 statt wie bisher nach zwölf Schuljahren gefordert. Die vor acht Jahren eingeführte Verkürzung der Schulzeit erweise sich „zunehmend als folgenreicher Eingriff in die Bildungs- und Erziehungsarbeit des Gymnasiums“, heißt es in einem Beschluss des Vorstands der Organisation, die die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt. (16.02.2013 / HAZ Seite 1 Ressort: POLI)
Der vorgetragenen Kritik am G8 ist ja zuzustimmen, aber abgesehen davon, dass dieser Verband nicht die niedersächsischen Gymnasiallehrer vertritt, sondern die, die in dieser ständischen Organisation organisiert sein wollen, um die ständischen Interessen der Gymnasiallehrer und ihrer Schulform zu vertreten, gehört schon eine gehörige Portion Chuzpe dazu, die Rückkehr zum G9 von der neuen rot-grünen Landesregierung zu fordern (die im Koalitionsvertrag vorsichtig einen „ergebnisoffenen Dialog“ unter anderem zu der Frage angekündigt, ob die Gymnasien eine Wahlmöglichkeit zwischen einer kürzeren und einer längeren Schulzeit bekommen sollen), nachdem eben dieser Verband - trotz anfänglicher Bedenken - der in bildungspolitischen Grundfragen verwandten schwarz-gelben Koalition im Hinblick auf die Ein- und brachiale Durchführung des G8 jahrelang nicht widersprechen mochte. Wobei das wohl zu milde formuliert ist:
Was jetzt kritisiert wird, ist im wesentlichen von den eigenen Leuten, d.h. den unter Schwarz-Gelb ins Kultusministerium und die Landesschulbehörde aufgestiegenen Mitgliedern und Fuktionären des PhVN zu verantworten.
Dass man denen jetzt so vor's Schienbein tritt, lässt auf große Not und Panik schließen.
Die könnten insofern begründet sein, als die neue Landesregierung plant, zunächstmal den Gesamtschulen das G9 zu gestatten (was die Damen und Herren CDU-Kultusminister - von eben diesem PhVN applaudiert - denen verboten hatten, was - nebenbei - die Gesamtschulen zu einer teilweisen Aufgabe ihrer Grundanliegen zwang!). Die Kolleginnen und Kollegen vom PhV wissen auch, dass ihrem Gymnasium - bei Übergangsquoten von in Großstädten über 50% - massiv Schülerinnnen und Schüler verloren gingen, wenn das von Eltern und Schülern bevorzugte G9 eben an IGS/KGS und nicht am Gymnasiun zu haben wäre!
Herr Audritz, der Vorsitzende des PhVN in der Presseerklärung, führte weiter aus, dass auch der verstärkte und begrüßenswerte Zustrom zu den Gymnasien aus allen Bevölkerungsschichten und von Schülern mit Migrationshintergrund in den letzten Jahren zunehmend eine veränderte Situation geschaffen habe: „Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen. Dazu brauchen wir jedoch wieder mehr Zeit.“
Sag ich doch: "Wir wollen aber jeden gymnasialfähigen Schüler auch zu einem qualifizierten und erfolgreichen Abschluss führen." ...
Wir, nicht die Gesamtschulen wollen zum Abschluss führen , - und wir bestimmen auch, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist !
Hinter der Anpassung an wohl nicht mehr zu leugnende Tatsachen, was die veränderte Klientel der weiterführenden Schulen angeht, die einen höheren Bildungsabschluss anstrebt, kriecht aus der scheinbar fortschrittlichen Forderung der alte gymnasiale Besserwisser-Standesdünkel hervor.
Mir stellt sich immer noch die Frage, wie man meint wissen zu können, was ein "gymnasialfähiger Schüler" ist ...
GBlog: Falsch Gm8
Vgl. auch: Die Kompetenzkatastrophe (I) - Oder: Machtausübung durch Individualisierung: Pastoralmacht relaunched
gebattmer - 2013/02/17 15:33
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/264162952/modTrackback