Kaube setzen! Und: Sitzenbleiben!!
Jürgen Kaube setzt sich heute in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (S. 63) unter dem Titel "Milchmädchen, bleib sitzen" im Zusammenhang der Debatte um das Sitzenbleiben (die seine Kollegin Schmoll jüngst mit dem Beitrag befeuerte, dann könne man ja gleich die Schule abschaffen) mit der Studie: Klassen-Wiederholungen - teuer und unwirksam (Klaus Klemm im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung; Grafik hier) auseinander.
Der Studie des renommierten Bildungsforschers zufolge betragen die jährlichen Gesamtausgaben für Klassenwiederholungen in Deutschland 931 Millionen Euro. Diese Berechnung umfasst die zusätzlichen Personalausgaben für die Schulen und die Schulverwaltung, den laufenden Sachaufwand sowie die Investitionsausgaben differenziert nach jedem einzelnen Bundesland. Die Studie berücksichtigt dabei auch die unterschiedlichen Verfahren der Zuweisung von Lehrerstellen (Klassenbezug oder Schülerzahlenbezug) in den Bundesländern...
Kaube bemerkt nicht die feine Ironie, die darin liegt, dass ein Bildungsforscher mit solchen Berechnungen den Widersinn entlarvt, Bildung und Bildungs(irr)wege junger Menschen quantitiv erfassen zu wollen (und das auch noch bezahlt von der B-Stiftung!).
Kaube steigt vielmehr voll drauf ein, hält Klemm für ein Milchmädchen und macht seine eigene Rechnung auf, in der er eine niedliche kleine Schule mit drei Klassen modelliert, in der auf jeder Stufe zwei Schüler sitzenbleiben. ...Also sind sechs Schüler sitzengeblieben, aber die Schule hat nur zwei zusätzliche Schüler, die zusätzliche Kosten verursachen .... Abschließend fragt er: Oder haben wir jetzt etwas übersehen und müssen selbst nachsitzen?
Ich fürchte, mit Nachsitzen ist es nicht getan, denn Kaube hat wohl übersehen, dass wir hier bildungsmäßig zur Output-Steuerung übergegangen sind, während er noch von einem statischen Inside-Modell ausgeht. Output-Steuerung bedeutet, wenn ich das richtig verstehe, dass vom zu betrachtenden System Schule (S1) ein bestimmtes Quantum an Kompetenz (K) zu einem bestimmten Zeitpunkt (Z) zur Verfügung zu stellen ist, - und das zu einem bestimmten Preis (GK). Da nun Kompetenz blöderweise z. T. immer noch an stoffliche Träger (M) gebunden ist und dem nächsten System (S2) zum Zwecke der Produktion weiterer Kompetenz (K') oder gleich dem übernächsten System (Systemsystem = S'S) zum Zwecke der Vernutzung menschlicher Arbeitskraft denn doch deren stoffliche Träger, also Menschen (M), zugeführt werden müssen, scheint es sinnvoll, die Systeme S1 und S2 als Profitcenter zu betrachten und zu kalkulieren, zu welchem Preis (GK) diese die Ware AK (= K + K') produzieren. Da diese, wie bereits erwähnt, teilweise noch an stoffliche Träger gebunden ist, liegt es nahe, die Gesamtkosten (GK + GK') durch die Anzahl (X) der in bestimmten Zeiteinheiten (Z) hervorgebrachten stofflichen Träger (XM) zu teilen, um eine Idee von den Kosten p.P. (GKpP) zu haben; - was schon wichtig ist, damit der Gesamtprozess G - W(AK + PM) - W' - G' im Hinblick auf die Zuführung kompetenter AK kalkulierbar bleibt. Ich gebe allerdings zu, dass die Annahme, die ermittelte Größe (GKpP) sei von Interesse, nur gilt, wenn man davon ausgeht, dass der Inhaber von G' einen Teil von G' in Form von Steuern abführt und sich für deren effizienten Einsatz interessiert, worauf die einschlägigen Veröffentlichungen der INSM allerdings schließen lassen.
Ich fasse zusammen:
[- wobei der in der Klammer mathematisch modellierte Kostenfaktor sich selbstverständlich nur auf den Anteil der Bildungsausgaben an den wenn überhaupt entrichteten Steuern der G'-Eigentümer in ihrer Gesamtheit bezieht, ansonsten geht das zu Lasten aller anderen, bei denen der Staat (auch: G-Kapitalist) Steuern eintreibt]
Wo also liegt Kaubes Fehler? Er liegt auf der Hand: Kaube - immerhin Diplom-Volkswirt - lässt Z außen vor, also die Zeiteinheit, in der das benötigte Quantum an K (+ K') produziert wird, - ein Fehler, den er schon mit einem Blick auf den Systemwechsel von G9 auf G8 hätte bemerken können - und was i.Ü. nur unter der Prämisse zulässig wäre, dass
a. nicht alle stofflichen Träger (M) von K bzw. K' im Prozess G-W-G' benötigt werden, weil immer mehr K' bereits in PM inkorporiert ist, und/oder
b. das vom Gesamtsystem benötigte Quantum an K + K' dem Systemsystem (S'S) auch von außen zugeführt werden kann, z.B. durch Ausnutzung von krisenbedingten Wanderungsbewegungen, also Zufuhr von insbesondere K'EU, - was sich insofern rechnet, als die Produktionskosten von K' dann in GR,I, P, E anfallen und hier nur die Kosten zur Herstellung der nötigen Sprachkompetenz (KSp bzw KSp') zu kalkulieren wären, die aber sicherlich auch gern von den stofflichen Trägern der K'EU - im Interesse der Herstellung hiesiger Employability (ED) - selbst aufgebracht werden und insofern vernachlässigt werden können.
Aber Kaube sagt oder weiß ja nicht, dass er von dieser Prämisse ausgeht! Insofern wäre doch zu einer Wiederholung statt nur zu Nachhilfe zu raten: Keine Schule lässt heute noch leichtfertig einen Schüler sitzen, sie bespricht das offen mit den Eltern, sie sucht auch nach anderen Schulformen, die möglicherweise besser geeignet sein könnten ; - es wäre nett, Frau Schmoll, Sie würden in diesem Sinne mal mit den Eltern des Kollegen Kaube sprechen!
P.S.: Für die Formel hätte ich gern einen WiWi-Nobelpreis oder irgendwas in der Art!
Der Studie des renommierten Bildungsforschers zufolge betragen die jährlichen Gesamtausgaben für Klassenwiederholungen in Deutschland 931 Millionen Euro. Diese Berechnung umfasst die zusätzlichen Personalausgaben für die Schulen und die Schulverwaltung, den laufenden Sachaufwand sowie die Investitionsausgaben differenziert nach jedem einzelnen Bundesland. Die Studie berücksichtigt dabei auch die unterschiedlichen Verfahren der Zuweisung von Lehrerstellen (Klassenbezug oder Schülerzahlenbezug) in den Bundesländern...
Kaube bemerkt nicht die feine Ironie, die darin liegt, dass ein Bildungsforscher mit solchen Berechnungen den Widersinn entlarvt, Bildung und Bildungs(irr)wege junger Menschen quantitiv erfassen zu wollen (und das auch noch bezahlt von der B-Stiftung!).
Kaube steigt vielmehr voll drauf ein, hält Klemm für ein Milchmädchen und macht seine eigene Rechnung auf, in der er eine niedliche kleine Schule mit drei Klassen modelliert, in der auf jeder Stufe zwei Schüler sitzenbleiben. ...Also sind sechs Schüler sitzengeblieben, aber die Schule hat nur zwei zusätzliche Schüler, die zusätzliche Kosten verursachen .... Abschließend fragt er: Oder haben wir jetzt etwas übersehen und müssen selbst nachsitzen?
Ich fürchte, mit Nachsitzen ist es nicht getan, denn Kaube hat wohl übersehen, dass wir hier bildungsmäßig zur Output-Steuerung übergegangen sind, während er noch von einem statischen Inside-Modell ausgeht. Output-Steuerung bedeutet, wenn ich das richtig verstehe, dass vom zu betrachtenden System Schule (S1) ein bestimmtes Quantum an Kompetenz (K) zu einem bestimmten Zeitpunkt (Z) zur Verfügung zu stellen ist, - und das zu einem bestimmten Preis (GK). Da nun Kompetenz blöderweise z. T. immer noch an stoffliche Träger (M) gebunden ist und dem nächsten System (S2) zum Zwecke der Produktion weiterer Kompetenz (K') oder gleich dem übernächsten System (Systemsystem = S'S) zum Zwecke der Vernutzung menschlicher Arbeitskraft denn doch deren stoffliche Träger, also Menschen (M), zugeführt werden müssen, scheint es sinnvoll, die Systeme S1 und S2 als Profitcenter zu betrachten und zu kalkulieren, zu welchem Preis (GK) diese die Ware AK (= K + K') produzieren. Da diese, wie bereits erwähnt, teilweise noch an stoffliche Träger gebunden ist, liegt es nahe, die Gesamtkosten (GK + GK') durch die Anzahl (X) der in bestimmten Zeiteinheiten (Z) hervorgebrachten stofflichen Träger (XM) zu teilen, um eine Idee von den Kosten p.P. (GKpP) zu haben; - was schon wichtig ist, damit der Gesamtprozess G - W(AK + PM) - W' - G' im Hinblick auf die Zuführung kompetenter AK kalkulierbar bleibt. Ich gebe allerdings zu, dass die Annahme, die ermittelte Größe (GKpP) sei von Interesse, nur gilt, wenn man davon ausgeht, dass der Inhaber von G' einen Teil von G' in Form von Steuern abführt und sich für deren effizienten Einsatz interessiert, worauf die einschlägigen Veröffentlichungen der INSM allerdings schließen lassen.
Ich fasse zusammen:
[- wobei der in der Klammer mathematisch modellierte Kostenfaktor sich selbstverständlich nur auf den Anteil der Bildungsausgaben an den wenn überhaupt entrichteten Steuern der G'-Eigentümer in ihrer Gesamtheit bezieht, ansonsten geht das zu Lasten aller anderen, bei denen der Staat (auch: G-Kapitalist) Steuern eintreibt]
Wo also liegt Kaubes Fehler? Er liegt auf der Hand: Kaube - immerhin Diplom-Volkswirt - lässt Z außen vor, also die Zeiteinheit, in der das benötigte Quantum an K (+ K') produziert wird, - ein Fehler, den er schon mit einem Blick auf den Systemwechsel von G9 auf G8 hätte bemerken können - und was i.Ü. nur unter der Prämisse zulässig wäre, dass
a. nicht alle stofflichen Träger (M) von K bzw. K' im Prozess G-W-G' benötigt werden, weil immer mehr K' bereits in PM inkorporiert ist, und/oder
b. das vom Gesamtsystem benötigte Quantum an K + K' dem Systemsystem (S'S) auch von außen zugeführt werden kann, z.B. durch Ausnutzung von krisenbedingten Wanderungsbewegungen, also Zufuhr von insbesondere K'EU, - was sich insofern rechnet, als die Produktionskosten von K' dann in GR,I, P, E anfallen und hier nur die Kosten zur Herstellung der nötigen Sprachkompetenz (KSp bzw KSp') zu kalkulieren wären, die aber sicherlich auch gern von den stofflichen Trägern der K'EU - im Interesse der Herstellung hiesiger Employability (ED) - selbst aufgebracht werden und insofern vernachlässigt werden können.
Aber Kaube sagt oder weiß ja nicht, dass er von dieser Prämisse ausgeht! Insofern wäre doch zu einer Wiederholung statt nur zu Nachhilfe zu raten: Keine Schule lässt heute noch leichtfertig einen Schüler sitzen, sie bespricht das offen mit den Eltern, sie sucht auch nach anderen Schulformen, die möglicherweise besser geeignet sein könnten ; - es wäre nett, Frau Schmoll, Sie würden in diesem Sinne mal mit den Eltern des Kollegen Kaube sprechen!
P.S.: Für die Formel hätte ich gern einen WiWi-Nobelpreis oder irgendwas in der Art!
gebattmer - 2013/02/24 18:48
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/285825752/modTrackback