Up-and-Downgrade: Abitur in Niedersachsen
Zerfallender Staat
In Niedersachsen sinkt der Anteil der Abiturienten
Abgesehen davon, dass es immer ein Problem ist, wenn ein Anteil sinkt, haben wir hier das Problem: Nur noch 27,7 Prozent eines Jahrgangs erwarben nach Angaben des Landesbetriebs für Statistik 2008 die allgemeine Hochschulreife, ein Jahr zuvor waren es noch 30 Prozent. Die bundesweite Quote stieg im selben Zeitraum von 31 auf 31,7 Prozent. Im Vergleich der Länder ist Niedersachsen das einzige, dessen Anteil an Studienberechtigten sank.Nun kann man wissen, woran das liegt; - interessanter sind hier und heute wieder die von meiner Lieblings-HAZ bemühten Begründungen, warum das gut ist, wie es ist:
am 5.1. ... Roland Neßler vom Philologenverband warnte indes davor, die Leistungsanforderungen für das Abitur weiter zu senken. „Dann ist die Gefahr zu groß, im Studium zu scheitern.“
am 6.1. ... Horst Audritz, Vorsitzender des Philologenverbands, wandte ein, eine sinkende Abiturientenquote sei nicht unbedingt besorgniserregend. Wenn der Anteil derjenigen Schüler, die Abitur machten, in einem Jahrgang immer weiter wachse, leide langfristig auch die Qualität des Abschlusses generell darunter.
... „Es kommt nicht auf die Schulform an, sondern auf das einzelne Kind“, sagte Ministeriumssprecher Andreas Krischat.
Interessant ist an den verqueren bis unverständlichen Äußerungen die unausgesprochene Prämisse, dass Gymnasial-Matura-sonstwas-Tauglichkeit langfristig generell leidend naturgegeben konstant verteilt sei, so dass, wolle man den Anteil der Abiturienten steigern - oder wenigstens nicht sinken lassen - die Anforderungen gesenkt werden müssten. Ganz abgesehen davon, dass man gerade dies erfolgreich umgesetzt hat, indem man mit Kerncurricula und Zentralabitur, kombiniert mit großen Klassen und Oberstufenkursen, Fachlehrermangel und für alle - Lehrer und Schüler - verschlechterten Arbeitsbedingungen, umgestellt hat auf einen Lernertyp, der bereit ist, angepasst kurzfristig sich draufzuschaffen, was verlangt wird, und so bereit ist, kein echtes eigenes Lerninteresse entwickeln zu wollen (was auch bedeutet, dass mehr von denen, die dazu nicht bereit sind, eben hinten runterfallen), hätte ich eine Lösung anzubieten, für die, die so denken:
Der Erfolg kommt mit dem Versohlen
Thomas Pany 05.01.2010
Und aus den USA eine wissenschaftliche Untersuchung, die behauptet, dass Kinder, die gelegentlich von ihren Eltern geschlagen werden, glücklicher sind als ihre unglücklichen Altersgenossen, die derartige Erziehungsmethoden nie kennenlernen durften
"Positive Effekte"
Nachzulesen ist das aktuell in britischen Zeitungen, wörtlich in der Sonntagsausgabe der Times und in einem
Bericht des Telegraph ... Die wissenschaftliche Studie, auf die sich der Kommentator und die Medienberichte stützen, stammt von Marjorie Gunnoe, einer
Psychologieprofessorin am Calvin College in Grand Rapids, Michigan, spezialisiert auf "Child Development and Youth Faith Formation". Die Studie von Gunnoe ist derzeit noch nicht im Netz zu finden.
Ihre bisherigen Erkenntnisse, soweit sie von den genannten Medienberichten überliefert werden: Kinder, die im Alter bis sechs Jahren gelegentlich "körperlich gezüchtigt"[1] wurden, schnitten mit größerer Wahrscheinlichkeit als Teenager in der Schule besser ab, wollten eher zur Universität und engagierten sich eher in freiwilligen, "ehrenamtlichen" Tätigkeiten (volunteer work) als ihre Altersgenossen, die ohne solche Klapse, Schläge, Ohrfeigen usw. [2] erzogen wurden. Der "Erfolg" der Kinder wurde laut Newsweek-Blog in folgenden Kategorien gemessen: "academic rank, volunteer work, college aspirations, hope for the future, and confidence in their ability to earn a living when they grow up".

Zusammengefasst lässt sich sagen: nach neueren Erkenntnissen lässt sich der Anteil der Abiturienten, der eigentlich konstant sein müsste, durch Schläge bis zum sechsten Lebensjahr eher erhöhen als durch individuelle Förderung in der Schule (die - s. o. zerfallender Staat failed states - sowieso nicht zu bezahlen ist)! Happy New Year!
Siehe auch:
Erkenntnisproblem VI - Labelling
und:
Adventskalender der Denkzwerge
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