School's Out - We Don't Need No ... : Über den allenthalben beklagten Mangel an Erziehung
Weil hier die Osterferien beginnen und für die Abuturient/inn/en die Schule fast aus ist - bis auf die grotesken Zentralabiturprüfungen to come - hier mein schon einige Jahre alter und iÜ einziger Versuch eines NoEducationSchoolsOut-Mashup:
Headmaster's DeeLite: Alissa' s SchoolsOut SpecialMix
Im Feuilleton der Süddeutschen von heute veröffentlicht Andreas Zielcke einen interessanten Artikel über Missbrauch in der Realität - Jugendelend in Romanen, überschrieben "In den Höllen der Kindheit".
Auch er verwendet die beliebte Klage, die Schulen gelten längst als überfordert, die nachholende Erziehung zu leisten, deren Mangel auf Wohlstands- und Armutsverwahrlosung gleichmaßen zurückgeführt wird:
Die Jugend ist woanders, sieht etwas anderes, will etwas anderes - jenseits der Erziehung.
Wie aber war das damals, als man mit Philpp Ariès die Kindheit als Lebensphase eigenen Rechts und eigener Würde entdeckte? Als man mit Jean Piaget und Lawrence Kohlberg die moralische Entwicklung der Kinder entfaltete? Als man in ihnen die Freiheit, die Träume der Welt und die bessere Zukunft sah?
Nun aber erkennt man, dass sie nicht selbst, sondern nur als Projektion der Eltern wahrgenommen werden, die ihnen die Zukunft, aber keine Zeit widmen, und vor allem, dass man sie moralisch erzieht in einer Welt, die derlei Erziehungsziele mit manifester Amoral dementiert.
Ich bin nicht sicher, dass man das erkennt, aber es wohl richtig, dass in einer AckermannBohlenBuebGuttenbergSchawahnSinnZetsche-Kultur die Moral in der Erziehung einen schweren Stand hat und Erziehung hilflos erscheint, weil vermittelte Moral und Werte nicht als substantiell für das wirkliche Leben in der gesellschaftlichen Realität erfahren werden können. Das kann aber kein Grund sein, mit dem "damals"-Idealismus-Verdikt Ariès, Piaget und Kohlberg in die Tonne zu treten, sondern müsste Anlass sein, den Widerspruch genauer herauszupräparieren, der offensichtlich ja nicht zwischen Nicht-Erziehung durch Eltern und überforderter Schule besteht (ich halte diese Argumentation iÜ für vordergründig und verkommen unehrlich, wohl auch keiner empirischen Überprüfung standhaltend, vielmehr Teil des Unterschichten-Vernichtungs-Diskurses und der Ablenkung vom völligen Versagen des deutschen Schul-/Erziehungssystems), - den Widerspruch also genauer herauszupräparieren der zwischen postulierten Werten einer Gesellschaft und ihrer Praxis besteht: Der Kaiser ist nackt / „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (Adorno: Minima Moralia, I, 18; Gesammelte Schriften, Bd. 4, S.19). Darauf hat dann Peter Brückner geantwortet, es gäbe aber ein richtigeres Leben...
Headmaster's DeeLite: Alissa' s SchoolsOut SpecialMix
Im Feuilleton der Süddeutschen von heute veröffentlicht Andreas Zielcke einen interessanten Artikel über Missbrauch in der Realität - Jugendelend in Romanen, überschrieben "In den Höllen der Kindheit".
Auch er verwendet die beliebte Klage, die Schulen gelten längst als überfordert, die nachholende Erziehung zu leisten, deren Mangel auf Wohlstands- und Armutsverwahrlosung gleichmaßen zurückgeführt wird:
Die Jugend ist woanders, sieht etwas anderes, will etwas anderes - jenseits der Erziehung.
Wie aber war das damals, als man mit Philpp Ariès die Kindheit als Lebensphase eigenen Rechts und eigener Würde entdeckte? Als man mit Jean Piaget und Lawrence Kohlberg die moralische Entwicklung der Kinder entfaltete? Als man in ihnen die Freiheit, die Träume der Welt und die bessere Zukunft sah?
Nun aber erkennt man, dass sie nicht selbst, sondern nur als Projektion der Eltern wahrgenommen werden, die ihnen die Zukunft, aber keine Zeit widmen, und vor allem, dass man sie moralisch erzieht in einer Welt, die derlei Erziehungsziele mit manifester Amoral dementiert.
Ich bin nicht sicher, dass man das erkennt, aber es wohl richtig, dass in einer AckermannBohlenBuebGuttenbergSchawahnSinnZetsche-Kultur die Moral in der Erziehung einen schweren Stand hat und Erziehung hilflos erscheint, weil vermittelte Moral und Werte nicht als substantiell für das wirkliche Leben in der gesellschaftlichen Realität erfahren werden können. Das kann aber kein Grund sein, mit dem "damals"-Idealismus-Verdikt Ariès, Piaget und Kohlberg in die Tonne zu treten, sondern müsste Anlass sein, den Widerspruch genauer herauszupräparieren, der offensichtlich ja nicht zwischen Nicht-Erziehung durch Eltern und überforderter Schule besteht (ich halte diese Argumentation iÜ für vordergründig und verkommen unehrlich, wohl auch keiner empirischen Überprüfung standhaltend, vielmehr Teil des Unterschichten-Vernichtungs-Diskurses und der Ablenkung vom völligen Versagen des deutschen Schul-/Erziehungssystems), - den Widerspruch also genauer herauszupräparieren der zwischen postulierten Werten einer Gesellschaft und ihrer Praxis besteht: Der Kaiser ist nackt / „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ (Adorno: Minima Moralia, I, 18; Gesammelte Schriften, Bd. 4, S.19). Darauf hat dann Peter Brückner geantwortet, es gäbe aber ein richtigeres Leben...
gebattmer - 2010/03/19 22:47
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