Soldaten sind ... und Schröder war ... Symbolpolitik
Herr Struck wiederholt seit meinem Eintrag hier das mit dem Herzen und der Soldatengrube in jedem Interview. Wahrscheinlich meinen sowas die Feuilletonisten, die seit dem absehbaren Ende von Rosa Grünlich (Gremliza) deren Beitrag zur kulturellen Modernisierung Deutschlands debattieren, - wie Harry Nutt in der FR:
Abschied vom rot-grünen Projekt genommen. Wird dessen wirtschafts- und sozialpolitisches Scheitern unumwunden eingestanden, so ist man geneigt, im Bereich der Symbolpolitik eine positive Bilanz zu ziehen. Das Gespann Schröder/Fischer habe außenpolitisch eine gute Figur gemacht, während deren Vorgänger bei den intellektuellen Kadern immer wieder auch Schamgefühle und Unbehagen evozierten. Trotz permanenter politischer Improvisation und einer sich nie einstellenden handwerklichen Routine wirkte Rot-Grün im habituellen Feld überraschend stilsicher. Im Moment des politischen Scheiterns erweist sich die rot-grüne Phase so als eine kulturell notwendige in der Geschichte des Bundesrepublik.
Mathias Wedel stellt richtig (in KONKRET 7/2005):
Tatsächlich ist mit Gerhard Schröder und den grünen Besserverdienenden etwas erreicht worden, was es seit Ludwig dem XVI. nicht mehr gab - die Auflösung aller Politik in Stilfragen. In der "Berliner Republik" und der "neuen Mitte" wurde ausdifferenziert, was in und was out war: Prosecco, Sushi, Streik, Irakkrieg und braune Sandalen. Das ist anziehend für Leute, die diesem Problemfeld ihre berufliche Existenz gewidmet haben.
Wer meint eine seriösere Quelle zu brauchen:
Im Aufmacher der SZ am Wochenende zieht der einstige Grünen-Politiker und jetzige Professor für Politikwissenschaft Hubert Kleinert eine kritische Bilanz der rot-grünen Jahre: "Rot-Grün spielte nicht den Bremsklotz, sondern die Lokomotive beim Wandel von der Parteien- zur Mediendemokratie. Von der Leipziger Krönungsmesse für den Kanzlerkandidaten Schröder im April 1998 bis zur rot-grünen Wahlkampfführung heute: So viel personalisiertes Inszenierungstheater, so viel Geschiele auf Wirkung, Umfrage- und Popularitätswerte war nie. Und nie so wenig substanzielle öffentliche Debatte jenseits des Talk-Show-Politainments."
Eigentlich hatte (schon wieder) Wiglaf Droste zu beidem (Krieg und kulturelle Modernisierung) in der taz vom 31.3.1999 schon alles gesagt:
"I found Schröder such a nightmare when I met him", berichtet Jane Kramer, die famose Reporterin des New Yorker. "This man has no culture at all. Absolutely none." Schröder, erzählt sie, habe den New Yorker für ein Frauenmagazin gehalten und sie in einem aufgedonnerten Spesenritterlokal mit Bonvivant-Gehabe zu beeindrukken und von seinem savoir vivre zu überzeugen versucht. Auf jede ihrer Fragen habe er nur mit "Eat! Eat!" geantwortet. Man kann es sich lebhaft vorstellen; wenn man sieht, wie sich Schröder eine Havanna in den Hals steckt, dann trauert man über diese Verschwendung von soviel gutem Tabak an sowenig Mensch, an einen aggressiven Parvenü, der mit Statussymbolen jeglicher Art das Loch zwischen seinen Ohren zu kaschieren sucht. Gegen Schröder, das kann man ohne Übertreibung sagen, war Helmut Kohl in all seiner Grauenhaftigkeit ein Restsozialdemokrat und Sozialpolitiker.
Es ist kein Zufall, daß Gerhard Schröder mit Klaus Meine befreundet ist, dem Sänger der Leopardenunterhosenband Scorpions - das ist sein
geistiger Zuschnitt, und die ästhetische Liga, in der Schröder spielt, heißt Dieter Bohlen - zwei Gewinnervisagen von ununterbietbarer Banalität.
Zur Seite steht Schröder ein Außenminister, der vom selben Schlag ist wie er: Einer, der sich aus dem Kleinbürgermief hochgebrüllt und -geprügelt hat und der, nachdem er die Seiten gewechselt hat, den feinen Mann markiert. Und der, um in dieser Position zu bleiben oder sie auszubauen, im Wortsinn alles tut - auch Leute über die Klinge springen lassen, im Koso- oder sonstvo.
Es ist aber eher zwecklos, das an dieser Stelle zu schreiben. Denn erstens
haben Sie, die Sie das lesen, diese Männer gewählt (jedenfalls die meisten von Ihnen) und möchten sie schon allein deshalb auch weiterhin zumindest halbwegs dufte finden, und zweitens sind Sie gar nicht bei diesem Text oder bei sich, jedenfalls nicht mit dem Herzen. Denn "mit den Herzen", das mußte man in den letzten Tagen vieldutzendfach hören und lesen, sind die Deutschen in diesen
schweren Zeiten ausschließlich "bei unseren Soldaten und ihren Familien".
Wie gesagt: 1999 - schon im Krieg. Jetzt ist nach dem Krieg. Und nach dem Krieg, sagt Herr Struck ....
Abschied vom rot-grünen Projekt genommen. Wird dessen wirtschafts- und sozialpolitisches Scheitern unumwunden eingestanden, so ist man geneigt, im Bereich der Symbolpolitik eine positive Bilanz zu ziehen. Das Gespann Schröder/Fischer habe außenpolitisch eine gute Figur gemacht, während deren Vorgänger bei den intellektuellen Kadern immer wieder auch Schamgefühle und Unbehagen evozierten. Trotz permanenter politischer Improvisation und einer sich nie einstellenden handwerklichen Routine wirkte Rot-Grün im habituellen Feld überraschend stilsicher. Im Moment des politischen Scheiterns erweist sich die rot-grüne Phase so als eine kulturell notwendige in der Geschichte des Bundesrepublik.
Mathias Wedel stellt richtig (in KONKRET 7/2005):
Tatsächlich ist mit Gerhard Schröder und den grünen Besserverdienenden etwas erreicht worden, was es seit Ludwig dem XVI. nicht mehr gab - die Auflösung aller Politik in Stilfragen. In der "Berliner Republik" und der "neuen Mitte" wurde ausdifferenziert, was in und was out war: Prosecco, Sushi, Streik, Irakkrieg und braune Sandalen. Das ist anziehend für Leute, die diesem Problemfeld ihre berufliche Existenz gewidmet haben.
Wer meint eine seriösere Quelle zu brauchen:
Im Aufmacher der SZ am Wochenende zieht der einstige Grünen-Politiker und jetzige Professor für Politikwissenschaft Hubert Kleinert eine kritische Bilanz der rot-grünen Jahre: "Rot-Grün spielte nicht den Bremsklotz, sondern die Lokomotive beim Wandel von der Parteien- zur Mediendemokratie. Von der Leipziger Krönungsmesse für den Kanzlerkandidaten Schröder im April 1998 bis zur rot-grünen Wahlkampfführung heute: So viel personalisiertes Inszenierungstheater, so viel Geschiele auf Wirkung, Umfrage- und Popularitätswerte war nie. Und nie so wenig substanzielle öffentliche Debatte jenseits des Talk-Show-Politainments."
Eigentlich hatte (schon wieder) Wiglaf Droste zu beidem (Krieg und kulturelle Modernisierung) in der taz vom 31.3.1999 schon alles gesagt:
"I found Schröder such a nightmare when I met him", berichtet Jane Kramer, die famose Reporterin des New Yorker. "This man has no culture at all. Absolutely none." Schröder, erzählt sie, habe den New Yorker für ein Frauenmagazin gehalten und sie in einem aufgedonnerten Spesenritterlokal mit Bonvivant-Gehabe zu beeindrukken und von seinem savoir vivre zu überzeugen versucht. Auf jede ihrer Fragen habe er nur mit "Eat! Eat!" geantwortet. Man kann es sich lebhaft vorstellen; wenn man sieht, wie sich Schröder eine Havanna in den Hals steckt, dann trauert man über diese Verschwendung von soviel gutem Tabak an sowenig Mensch, an einen aggressiven Parvenü, der mit Statussymbolen jeglicher Art das Loch zwischen seinen Ohren zu kaschieren sucht. Gegen Schröder, das kann man ohne Übertreibung sagen, war Helmut Kohl in all seiner Grauenhaftigkeit ein Restsozialdemokrat und Sozialpolitiker.
Es ist kein Zufall, daß Gerhard Schröder mit Klaus Meine befreundet ist, dem Sänger der Leopardenunterhosenband Scorpions - das ist sein
geistiger Zuschnitt, und die ästhetische Liga, in der Schröder spielt, heißt Dieter Bohlen - zwei Gewinnervisagen von ununterbietbarer Banalität.
Zur Seite steht Schröder ein Außenminister, der vom selben Schlag ist wie er: Einer, der sich aus dem Kleinbürgermief hochgebrüllt und -geprügelt hat und der, nachdem er die Seiten gewechselt hat, den feinen Mann markiert. Und der, um in dieser Position zu bleiben oder sie auszubauen, im Wortsinn alles tut - auch Leute über die Klinge springen lassen, im Koso- oder sonstvo.
Es ist aber eher zwecklos, das an dieser Stelle zu schreiben. Denn erstens
haben Sie, die Sie das lesen, diese Männer gewählt (jedenfalls die meisten von Ihnen) und möchten sie schon allein deshalb auch weiterhin zumindest halbwegs dufte finden, und zweitens sind Sie gar nicht bei diesem Text oder bei sich, jedenfalls nicht mit dem Herzen. Denn "mit den Herzen", das mußte man in den letzten Tagen vieldutzendfach hören und lesen, sind die Deutschen in diesen
schweren Zeiten ausschließlich "bei unseren Soldaten und ihren Familien".
Wie gesagt: 1999 - schon im Krieg. Jetzt ist nach dem Krieg. Und nach dem Krieg, sagt Herr Struck ....
gebattmer - 2005/06/28 17:47
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