GBlog&search

 

GBlog&count



GBlog&listen


Van Morrison
Roll with the Punches


Chilly Gonzales und Jarvis Cocker
Room 29


Blackfield (Aviv Geffen & Steven Wilson)
Blackfield V


Jeff Beck
Loud Hailer




Daniel Hope
Escape to Paradise


Daniel Hope
Spheres


Jonathan Rudess
Explorations


Animals As Leaders
The Joy Of Motion


Colosseum
Valentyne Suite


Jack Bruce
Harmony Row


Spooky Tooth
Spooky Two



Utopia
Ra


Richie Havens
Nobody Left to Crown




Dimitri Schostakowitsch, Mariss Jansons
Sinfonien 1-15


Moondog & the London Saxophoni
Sax Pax for a Sax

GBlog&read - Nutzen Sie die Hinweise zur Orientierung und kaufen Sie dann beim Buchhändler um die Ecke



Uwe Timm
Ikarien



Christoph Ransmayr:
Cox oder Der Lauf der Zeit





Steffen Kopetzky
Risiko


José Saramago
Kain


Eva Menasse
Quasikristalle


Roberto Bolaño
2666


Tschingis Aitmatow
Der erste Lehrer


Uwe Timm
Rot


Leonardo Padura
Adiós Hemingway


Antonio Skarmeta
Mit brennender Geduld


Jose Saramago
Die Stadt der Blinden


Edgar Hilsenrath
Nacht: Roman



Rolf Dubs
Lehrerverhalten

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Sarrazin und die Sarazenen: Robuster Tabubruch

"Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein. Das hat, so sonderbar es scheinen mag, doch seine Berechtigung." Karl May, Winnetou I

Die Wikipedia zur Etymologie des Begriffes Sarazenen:
Griechisch Sarakenoi, syrisch Sarkaye und lateinisch Saraceni bezeichnete in der Spätantike (2. bis 4. Jahrhundert) zunächst einen oder mehrere Nomadenstämme auf der Sinaihalbinsel, und zwar nach der Darstellung von Ptolemaios im Gebiet von Nabatäa. Die Herkunft des Wortes ist nicht sicher. Unter den zahlreichen Etymologien, die in moderner Zeit vorgeschlagen wurden, begegnet am häufigsten eine seit dem 18. Jahrhundert aufgekommene Herleitung aus arabisch scharqi („östlich, orientalisch, Orientale“). Ebenfalls bedenkenswert erscheint als mögliche arabische Wurzel sariq, Plural sariqin („Plünderer“).

Bedeutungsentwicklung
Die Bedeutung wurde seit der Spätantike sukzessive erweitert, zuerst auf die übrigen arabischen Stämme der vorislamischen Zeit (Eusebius, Hieronymus), und dann im Laufe der kriegerischen Auseinandersetzungen mit maurischen und arabischen Armeen in Europa auf die islamischen Völkerschaften schlechthin. In dieser erweiterten Bedeutung wurde das Wort seit der Zeit der Kreuzzüge aus dem Griechischen und Lateinischen auch in die europäischen Volkssprachen übernommen.

Der Gebrauch im christlichen Schrifttum war hierbei geprägt von einer die bezeichneten Völker abwertenden, gelehrten Volksetymologie. Bereits bei Hieronymus und Sozomenos, also in vorislamischer Zeit, erscheint die Worterklärung, dass die Agarener (oder Hagarener), die Nachfahren der Hagar, der verstoßenen Sklavin und Nebenfrau Abrahams, sich fälschlich als „Sarazenen“ bezeichnet hätten, um sich als Abkömmlinge der Sarah, der Freien und Ehefrau Abrahams auszugeben und sich dadurch aufzuwerten. Diese Worterklärung, die die Sarazenen als verkappte Agarener, und damit in Anknüpfung an die paulinische Deutung des alttestamentlichen Themas (Gal. 4,21-31) als Angehörige eines von Gott heilsgeschichtlich verstoßenen Volkes deutete, wurde bei den christlichen Autoren des Mittelalters seit dem Aufkommen des Islam zu einem anti-islamischen Topos, der in der europäischen Literatur über die Kreuzzüge und den Islam weitere Verbreitung erlangte.

Das Wort saracenus und seine volkssprachlichen Entsprechungen haben im Verlauf ihrer mittelalterlichen Bedeutungsentwicklung neben der primären ethnischen oder religiösen Bedeutung „islamischen Völkern zugehörig“ zum Teil auch die weitere Bedeutung „heidnisch“ oder allgemein „fremdartig, alt“ angenommen (so in Bezeichnungen von Bauwerken oder Ruinen der römischen Antike als „sarazenisch“, daher auch engl. sarsen (stone) für Megalithen in prähistorischen Monumenten), außerdem in bestimmten Zusammenhängen die übertragene Bedeutung „schwarz, dunkel“. Sprach- und sachgeschichtlich ist deshalb oft schwer oder nur anhand des jeweiligen Kontextes zu entscheiden, ob gegebene Verwendungsweisen auf der primären oder einer sekundären Bedeutung beruhen.

Als zu Beginn des 15. Jahrhunderts in romanischen und deutschsprachigen Ländern erstmals Gruppen der ursprünglich aus Indien stammenden, über Byzanz und den Balkan zugewanderten Roma auftauchten und von der einheimischen Bevölkerung als Angehörige eines fremden, dunkelhäutigen und aus dem Osten stammenden Volkes wahrgenommen wurden, wurde neben anderen Bezeichnungen wie „Ägypter“, „Zigeuner“ (beides schon im byzantinischen Sprachgebrauch vorgebildet), „Heiden“ und „Tataren“ zuweilen auch die Bezeichnung „Sarazenen“ für Roma verwendet, so hauptsächlich in romanischen Sprachen und unter deren Einfluss dann im 15. Jh. vereinzelt auch im Deutschen.

Abgeleitete Namen
Personennamen
Besonders in Frankreich und der Schweiz ist noch heute der Familienname Sar(r)asin bzw. Sar(r)azin verbreitet, in der deutschsprachigen Schweiz auch Saratz, in Italien und der italienischsprachigen Schweiz Sar(r)aceno, Sar(r)acino, im Englischen die aus dem Französischen bzw. Anglonormannischen noch weiter entwickelte Form Sarson. Vorläufer solcher Namen ist im Mittelalter ein in den lateinischen Quellen seit dem 11. Jh. vielfach dokumentierter Name oder Beiname Saracenus, der in vielen Fällen wegen einer „sarazenischen“ Herkunft des Trägers, in anderen Fällen aber auch nur wegen eines zeitweisen Aufenthaltes bei den „Sarazenen“ oder, wie lat. Maurus, nordfrz. Moreau, engl. Moore, zur Hervorhebung einer besonders dunklen Haut- oder Haarfarbe entstand. Sofern der Name erst im Spätmittelalter in Gebrauch kam, ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass er im Hinblick auf die mögliche Bedeutung „Zigeuner“ gewählt wurde.


PI-Werbung-7Wenn also der Name Sarrazin auf die sarazenische Herkunft des Trägers verweist, dann haben wir es hier mit einem interessanten Fall von kultureller Obsthändler-Identitätsdiffusion zu tun. Das muss ähnlich wehtun wie die Obsessionen eines Mr Liwek “Lionheart” Ozog aus Tombstone, AZ 85638, USA, der den Chef macht bei Fact - Fiction (a transatlantic press network based in the USA: ... widmet sich vornehmlich der Politik, der Wirtschaft, den Medien, der Geschichte und Zeitgeschichte. Es ist konservativ, politisch-inkorrekt, kapitalistisch, religiös neutral, anti-islamistisch, anti-ideologisch, vertritt aber die christlichen Wurzeln des Abendlandes und deutsche Interessen... - ein ähnlich bräunliches Gemisch also wie PI -), dessen deutscher Ableger mit viel islamophober Zustimmung die schönsten Passagen des Sarrazin-Interviews im Netz verbreitet.

Ist aber auch egal, denn:

Ob Sarrazin sich total geirrt hat oder nicht, ist in der Draufsicht auf das Problem des Landes völlig unwichtig, aber er hat sich als Tabubrecher für das Ganze nützlich gemacht. Und es wird noch viele Tabus zu brechen geben, wenn etwas Vernünftiges dabei heraus kommen soll.
Bettina Röhl als Gefangene der Sarazenen:


IFB-5735_Die_Gefangene_der_Sarazenen_I-1960_8p_3-00e
... Was Sarrazin gesagt hat, muss jemand sagen dürfen, ohne, dass er persönlich vernichtet wird. Sarrazin hat ein Recht, mit dem was er gesagt hat, auf das Gegenargument. Und die Gesellschaft und die Bürger dieses Land haben ein Recht auf Diskussion. Die Reaktionen, die Sarrazin erzeugt hat, beweisen, dass das Thema Integration von einem gefährlichen Ungeist totgebügelt wird, obwohl es das wahrscheinlich virulenteste Thema der Gegenwart ist.
Ohne jede Grundlage werden Phantastereien, Ideologien und alle möglichen Verklemmungen gepaart mit skrupelloser Karrieresucht und einem unerträglichen Gutmenschentum zu einer verquasten Pampe gerührt. Wie gesagt, ob Sarrazin unter- oder übertreibt, ob er überhaupt richtig oder gänzlich falsch liegt, oder ob Sarrazin sich im Ton vergriffen hat oder nicht, ist ein eigenes Thema für sich, dass aber nur diskutiert werden kann, wenn Meinungsfreiheit und wenn Fakten herrschen, respektive eine Chance haben, erkannt zu werden...



Eine Wortkotze ohnegleichen, - schön aber rührt sie den Topos des heroischen Tabu-Brechens in ihre verquaste Pampe; eine Technik, die auch als Plasberg-Methode in den öffentlichen Schein-Debatten grassiert:

... Und warum geht's im hiesigen Diskurs, was das Sortieren brauchbarer und unbrauchbarer Gruppen angeht, so verkrampft zu? Bei dieser Frage gäbe es eine Durchfallquote von null Prozent sogar bei Kopftuchmädchen. Plasberg durfte die Antwort vorwegnehmen, in Frageform: „Ist das ein Erbe der Nazi-Unkultur, dass wir solche Diskussionen nicht mehr führen können?“ Streberhaft preschte Oswald Metzger vor: „Aus meiner Sicht ohne jede Frage. Also, das Erbe der deutschen Geschichte des letzten Jahrhunderts wird uns ewig“ - hier stockte Metzger, und in seine „Ähs“ hinein, noch bevor er den Satz mit „bleiben“ beenden konnte, stellte Plasberg seine Anschlussfrage: „Zurecht oder zu Unrecht?“

Und das musste wirklich einmal gefragt werden. Dafür hat sich der ganze Lärm gelohnt. Auch wenn fünfundneunzig Prozent der türkischen Bevölkerung in Berlin von heute an aus lauter Trotz auch noch Kopftuchjungen produzieren, diesen Erfolg kann Thilo Sarrazin niemand mehr nehmen. Das Erbe der deutschen Geschichte ist für die Deutschen dauernde Belastung und Verpflichtung. Zurecht oder zu Unrecht? Rufen Sie Plasberg an, schicken Sie ihm eine Mail, und versäumen Sie nicht den Fakten-Check zum Holocaust und zum Existenzrecht Israels.

Plasberg wollte aber auch wirklich genau wissen, ob die geschichtspolitische Erblast unsere Debattenkultur erdrückt, und belohnte seinen Lieblingsschüler Metzger mit der Nachfrage: „Sollten wir uns jetzt davon befreien?“ Jetzt? Sofort, aus Metzgers Sicht. Oder nie, darum aber erst recht. „Aus meiner Sicht: Die Erblast tragen wir, aber wir können uns davon befreien.“ Durch enthemmtes Schwätzen.

Von der „Heftigkeit“ des Streits in seiner Sendung wollte Plasberg zurückschließen auf die Legitimität seiner Strategie der maßlosen Dramatisierung. Frage an Matussek: „Wofür ist Sarrazin das Indiz? Ist er eher der Brandstifter für Sie oder eher ein Ventil für einen Überdruckkessel?“ Matussek entschied sich erwartungsgemäß für Ventil und lieferte Plasberg das Stichwort der von Sarrazin verdienstvollerweise berührten „Tabufelder“. Plasberg, triumphierend: „Sehen Sie einmal, was da passiert, wenn man ein Tabu verletzt.“ Diesen Satz musste Plasberg nicht mehr als Frage formulieren. Er war die Antwort. In der verkehrten Welt der Fernsehdebatte ist ein Tabu dadurch definiert, dass es gebrochen werden muss.


Neu ist das ja alles nicht:
Robustest möglicher Schwachsinn // geändert in: Pack
Deutsche religiöser als vermutet - und man merkt es sofort
Hagen Rether in der Scheibenwischer Gala 29.12.07 : Der Islam<


Ansonsten: Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
Oder immer gut gegen alle terribles simplificateurs: Theweleit: Play Station Cordoba. Yugoslavia. Afghanistan etc. Ein Kriegsmodell (nur noch hier: Booklooker)
”Die Politik der kulturellen Identität besteht darin, Minoritäten innerhalb von Majoritätsgesellschaften anzustiften, ihre je kulturelle Autonomie zu behaupten, zur Not mit Gewalt. (...) Die Begriffserfindung der kulturellen Identität hat keine reale Entsprechung, sie ist ein Kontrafaktum, eine Konstruktion zur Erpressung der zu ihr gehörigen und zur ausbeuterischen Ausgrenzung aller nicht zu ihr gehörigen.” Bazon Brock: Krieg und Kunst - Kulturelle Regelsysteme

Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/5990636/modTrackback

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

Archiv

Mai 2018
April 2018
März 2018
Februar 2018
Januar 2018
Dezember 2017
November 2017
Oktober 2017
September 2017
August 2017
Juli 2017
Juni 2017
Mai 2017
April 2017
März 2017
Februar 2017
Januar 2017
Dezember 2016
November 2016
Oktober 2016
September 2016
August 2016
Juli 2016
Juni 2016
Mai 2016
April 2016
März 2016
Februar 2016
Januar 2016
Dezember 2015
November 2015
Oktober 2015
September 2015
August 2015
Juli 2015
Juni 2015
Mai 2015
April 2015
März 2015
Februar 2015
Januar 2015
Dezember 2014
November 2014
Oktober 2014
September 2014
August 2014
Juli 2014
Juni 2014
Mai 2014
April 2014
März 2014
Februar 2014
Januar 2014
Dezember 2013
November 2013
Oktober 2013
September 2013
August 2013
Juli 2013
Juni 2013
Mai 2013
April 2013
März 2013
Februar 2013
Januar 2013
Dezember 2012
November 2012
Oktober 2012
September 2012
August 2012
Juli 2012
Juni 2012
Mai 2012
April 2012
März 2012
Februar 2012
Januar 2012
Dezember 2011
November 2011
Oktober 2011
September 2011
August 2011
Juli 2011
Juni 2011
Mai 2011
April 2011
März 2011
Februar 2011
Januar 2011
Dezember 2010
November 2010
Oktober 2010
September 2010
August 2010
Juli 2010
Juni 2010
Mai 2010
April 2010
März 2010
Februar 2010
Januar 2010
Dezember 2009
November 2009
Oktober 2009
September 2009
August 2009
Juli 2009
Juni 2009
Mai 2009
April 2009
März 2009
Februar 2009
Januar 2009
Dezember 2008
November 2008
Oktober 2008
September 2008
August 2008
Juli 2008
Juni 2008
Mai 2008
April 2008
März 2008
Februar 2008
Januar 2008
Dezember 2007
November 2007
Oktober 2007
Juli 2007
Juni 2007
Mai 2007
April 2007
März 2007
Februar 2007
Januar 2007
Dezember 2006
November 2006
Oktober 2006
September 2006
August 2006
Juli 2006
Juni 2006
Mai 2006
April 2006
März 2006
Februar 2006
Januar 2006
Dezember 2005
November 2005
Oktober 2005
September 2005
August 2005
Juli 2005
Juni 2005
Mai 2005
April 2005
März 2005
Februar 2005
Januar 2005

Credits


Aesthetik
Archäologie
Ästhetik des Widerstands
Aus der sozialen Überdruckkammer
Bildung
Futurologie
Kritische Psychologie
Lernen
Literatur unterrichten
Medial
Musik
Musikarchiv
Politik unterrichten
Trash
Unterrichten
Welterklaerung
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren