Sie sagen: (Alles oder) Nichts (?)
Na gut, ... The Center of Capitalism finden Sie hier (; schön dass es endlich ein Bekennerschreiben gibt!), das Original jetzt hier:
Hier also auch nicht mehr! Ich habe jetzt keine Lust mehr, dem Clip im Netz hinterherzulaufen. Sie werden ihn schon irgendwo finden. Wenn nicht: auch egal: Oettingers Nicht-Englisch ist doch nur ein Nebenkriegschauplatz. Schön finde ich allerdings, dass das Zentrum des Kapitalismus sich solche Mühe macht, seines Mietmauls gegoutante Spuren zu vernichten ....
Herr K., der mir den (ersten) Link übermittelte, ist beleidigt. Er meint, es sei ein Zeichen unerträglicher Arroganz der Herrschenden, einem solche Leute vorzusetzen. Georg Seeßlen sieht darin eher ein Wesensmerkmal der Postdemokratie:
Der Außenminister der schwarz/gelben Koalition, Guido Westerwelle, ist zweifellos der Idiot der Familie an Angela Merkels Tisch. Beim „Dreikönigstreffen“ der Liberalen hieß es in seiner Rede: „Die Zeit, wo wir uns im Gestrüpp der Tagespolitik verheddert haben in den letzten zehn Jahren, sie muss ein Ende haben. Es geht um die langen, die großen Linien. Und deswegen wollen wir eine geistig-politische Wende in diesem Land.“ (nach tagesschau.de)
Natürlich musste es zunächst scheinen, der Außenminister wolle beweisen, dass er nicht nur englisch nicht kann, sondern auch bereit ist, die Sprache Goethes und Heines auf Veronica Pooth-Niveau zu senken. Aber sobald man das Bild dazu hat, erkennt man in Sätzen wie diesen die Impulsgeste. Es sind Sätze, die keineswegs nichts sagen. Sie sagen: „Nichts“. Wir werden aufhören zu sprechen, Diskurse und Debatten waren gestern, Sätze mit Aussagen: Pffffft! Die Redegeste ist nicht anders als eine Selbstermächtigung. Wenn es nach der FDP geht, braucht Macht keinen Sinn und kein Ziel mehr. Man redet einfach irgendwas. Und erklärt damit, dass es in der Postdemokratie zwischen den Regierenden und den Regierten wahrhaft nichts zu sagen gibt.
Seeßlen in seinem sehr empfehlenswerten Blog DAS SCHÖNSTE AN DEUTSCHLAND IST DIE AUTOBAHN
Andererseits: Könnte man nicht auch feststellen, dass in Oettingers Rede und Westerwelles Impulsgeste der Inhalt zur ihm einzig gemäßen Form drängt?
Nachtrag 16.02.: Das gilt doch wohl auch für Westerwelles neueste Haider-Impulsgeste: Es ist doch völlig egal, ob der historische Bezug auch nur annähernd zutreffend ist oder nach hinten losgeht und die Hartz-IV-Realität auf den Kopf gestellt wird. Brauchbarer Westerwelle-Faktencheck bei stern.de und interessante Anmerkungen zur Psychopathologie der Leistungsträger bei Als-ob-leben ...
Nachtrag 12.03.:
unbedingt lesen : Auf dem Weg zur Verhaiderung der FDP, oder Jenseits der Staatsräson (und jenseits des Westerwelle-Bashings als Tagesaufgabe) von Georg Seeßlen!
... Problematisch finde ich beim Westerwelle-Bashing als Tagesaufgabe die Klage über Klassenkampf von oben, z.B. hier oder noch problematischer hier:
Die Linkspartei wirft FDP-Chef Guido Westerwelle wegen seiner Sozialstaatsschelte eine Gefährdung des sozialen Friedens in Deutschland vor.
Das ist m. E. eine dümmlich sozialdemokratisch-populistische Argumentation: Bräuchten wir nicht gerade eine robuste Gefährdung welchen sozialen Friedens überhaupt: ich kann den nicht erkennen. Auch dazu Als-ob-leben ... I.Ü. hat das Bundesverfassungsgericht nicht festgestellt, dass die Regelsätze zu niedrig sind. Es hat im Gegenteil eindeutig festgestellt:: “Da nicht festgestellt werden kann, dass die gesetzlich festgesetzten Regelleistungsbeträge evident unzureichend sind, ist der Gesetzgeber nicht unmittelbar von Verfassungs wegen verpflichtet, höhere Leistungen festzusetzen”.
Diese Feststellung bezieht sich auch auf die Kinderregelsätze. via nds
... Anregungen zum Nachdenken über sozialen Frieden vielleicht hier:
Empfehlung:
Bei Lesen was klüger macht finden Sie u. a. ein Textarchiv mit Texten u. a. von Georg Seeßlen und Wenzel Storch, u. a. des letzteren wunderbare Hommage an Topors Tierleben (“Marquis”). - Der Film lief neulich nachts auf Arte.
... na gut; weil das Personal so gut getroffen ist und zuweilen an Oettinger und andere erinnert, ein längerer Ausschnitt. Oder: Wie man bei der Postdemokratie anfängt und am Vorabend der französischen Revolution landet!
... und wieder zur Postdemokratie zurückfindet:
Von Demokratie zur Postdemokratie
Eine Sendung von Markus Metz und Georg Seeßlen
gesendet: Sonntag, 31. Januar 2010, 22:05 Uhr, auf Bayern 2
Nachzuhören hier !
gebattmer - 2010/01/28 18:01
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