Archäologie (CCCXVIII): Monotheismus und Gewalt: Das anthropomorph-patriarchalische Scheusal, die Strafe für den Tanz um das Goldene Kalb und das Kalifat - Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend.
ISIL hat nun durch seinen Sprecher Adnani ein Kalifat ausgerufen und al-Baghdadi alias Ibrahim Ibn Awwad Ibn Ibrahim Ali Ibn Muhammad al-Badri al-Hashimi al-Husayni al-Qurashi, den geheimnisvollen Anführer, von dem es wie vom Anführer der Taliban kaum ein Bild gibt, zum Kalifen ernannt (Audio), der zudem der Führer aller Muslime sein soll. Und weil es nun einen "Islamischen Staat" geben soll, wurde aus dem Namen Irak und die Levante gestrichen. Das erschien des Islamisten wohl mittlerweile zu klein gestrickt, hat man sich doch globale Aufmerksamkeit verschafft, den Konkurrenten al-Qaida beiseite gedrängt und den Nahen Osten ins Beben und die bestehenden Grenzen ins Wanken gebracht. (ISIL erklärt neues Kalifat für alle Muslime - Florian Rötzer, tp 30.06.2014)
Interessante Informationen zum Kalifat heute in Tag für Tag im Deutschlandfunk : Isis öffnet die Büchse der Pandora - von Wolfgang von Erffa
Weil die Auseinandersetzung um die legitime Nachfolge des Propheten Mohammed offensichtlich für die Betroffenen relevant ist -
Kam durch den Monotheismus die Gewalt in die Religionsgeschichte? Von Thomas Klatt (dlf 27. Juni 2014, 09:43 Uhr)
Hoch interessant! Klatt lässt Jan Assmann und Micha Brumlik zu der Frage zu Wort kommen: Hier hören!
Assmanns Essay Monotheismus und Gewalt kreist um die "Monotheismus-These" : "Die sogenannten monotheistischen Religionen sind intrinsisch gewalttätig ..."
Moses Massenhinrichtungs-Strafaktion am Fuße des Berg Sinai oder
Isis-Extremisten bei einer Massenhinrichtung (Anmerkung: Echtheit der Bilder nicht geklärt) ???
Echtheit der Bilder nicht geklärt: Hilfreich ist hier Assmanns Unterscheidung zwischen historisch und narratologisch Überliefertem: Ich empfehle wieder - zur notwendigen Dekonstruktion der religiösen Narration überhaupt -
Kain, Roman von Josè Saramago, Frank Stieren liest Drei erste Seiten
... In einem fruchtbaren Land beobachtet Kain zufällig, wie Abraham mit seinem Sohn Isaak einen Altar errichtet. Als der Greis das Messer zückt, um den Knaben einer Anordnung des Herrn gemäß zu opfern, fällt Kain ihm in den Arm und rettet Isaak des Leben. Der Engel, der Abraham davon abhalten soll, seinen Sohn zu töten, verspätet sich. Er habe ein Problem mit seinem rechten Flügel gehabt, entschuldigt er sich... [Klick to enlarge to read]
Saramago: Ob Christen, Juden oder Muslime: sie alle legten ihrem Glauben dasselbe anthropomorph-patriarchalische Scheusal zugrunde.
Nur so lässt sich das alles überhaupt ansatzweise verstehen: Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. - Zur Kritik des neoliberal zugerichteten Jammertales, dessen Heiligenschein (oder kehrseitiges Gezücht) immer noch die Religion ist, siehe gleich hier unten: ISIS als neue Erscheinungsform des beinharten ökonomischen Konkurrenzkampfs auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung ...
Interessante Informationen zum Kalifat heute in Tag für Tag im Deutschlandfunk : Isis öffnet die Büchse der Pandora - von Wolfgang von Erffa
Weil die Auseinandersetzung um die legitime Nachfolge des Propheten Mohammed offensichtlich für die Betroffenen relevant ist -
- Da die politische und religiöse Nachfolge des Propheten ungeklärt war, wurde sie an die vier ersten Kalifen, auch rechtgeleitete Kalifen genannt, weitergeben: an Abu Bakr, Umar, Uthman und Ali. Von den Schiiten wurde diese Erbfolge nie anerkannt; sie halten allein Ali, den vierten Kalifen, und seine Nachkommen für erbberechtigt. Hieraus resultiert die bittere Feindschaft zwischen Salafiten und Schiiten, die in den letzten Tagen zur Ermordung Hunderter gefangener schiitischer Soldaten und Polizisten durch ISIS geführt hat.
Kam durch den Monotheismus die Gewalt in die Religionsgeschichte? Von Thomas Klatt (dlf 27. Juni 2014, 09:43 Uhr)
Hoch interessant! Klatt lässt Jan Assmann und Micha Brumlik zu der Frage zu Wort kommen: Hier hören!
Assmanns Essay Monotheismus und Gewalt kreist um die "Monotheismus-These" : "Die sogenannten monotheistischen Religionen sind intrinsisch gewalttätig ..."
- Was bedeutet in diesem Zusammenhang "intrinsisch gewalttätig"? "Intrinsisch" soll heißen, dass die Gewalt den monotheistischen Religionen (und nur ihnen) inhärent ist. .. Der Begriff "inhärent" - das muss ich hier präzisieren - ist nur im Sinne einer Implikation, einer angelegten Möglichkeit gemeint und nicht im Sinne einer logischen Konsequenz, die früher oder später mit Notwendigkeit eintreten muss. Die Quelle dieser potentiellen Gewalt sehe ich in dem, was ich die "mosaische Unterscheidung" genannt habe. Auf diese offenbar ganz besonders anstößige Kategorie wird noch mehrfach einzugehen sein. Gemeint ist die Unterscheidung zwischen wahr und falsch im Bereich der Religion, die einer Unterscheidung entspricht, die etwa Parmenides, Platon und Aristoteles in den Bereich des Denkens eingeführt haben. Sie beruht auf einem emphatischen Wahrheitsbegriff, der die Kategorie der Unvereinbarkeit impliziert. Was als wahr gelten soll, schließt alles aus, was damit unvereinbar ist. So ist mit der Vorstellung eines wahren Gottes die Verehrung von anderen Götter und deren Bildern unvereinbar. Die Unterscheidung schließt keineswegs aus, dass andere Religionen andere Götter weiterhin anbeten. Im Rahmen einer auf einem solchen Wahrheitsbegriff basierenden Religion entfaltet sich eine Orthodoxie, die für die eigene Gruppe das Falsche festlegt und ausmerzt. Im Kern handelt es sich also um eine Gewalt, die nach innen wirkt und sich gegen die Abtrünnigen aus den eigenen Reihen richtet....
Wogegen die erst im Rahmen des Gottesbundes denkbare spezifisch religiöse Gewalt sich richtet, wird mit der Episode des Goldenen Kalbes (Ex 32) deutlich gemacht. Hier tritt erstmals in der Exodusgeschichte die Vorstellung des Götzendienstes als der falschen Religion in den Vordergrund. Die Strafaktion, die Mose daraufhin durchführt, indem er von den Leviten 3000 Mann niedermetzeln lässt, ist der (nicht historisch, sondern narratologisch) erste Fall religiöser Gewalt. Damit setzt Mose ein Zeichen der Abschreckung, das die mit dem Bund gezogene Grenze zwischen Bundestreue, der wahren Religion, und Abfall (zu falschen Göttern) drastisch unterstreicht. Von Gewalt ist im Buch Exodus schon vorher die Rede. Pharao lässt die Israeliten in der gewalttätigsten Weise unterdrücken. Mose erschlägt einen Ägypter, als er mitansehen muss, wie dieser einen Hebräer quält; Gott schlägt die Ägypter mit zehn furchtbaren Plagen und lässt das Heer der Verfolger im Schilfmeer ertrinken. Das ist politische Gewalt, die mit schwerer Unterdrückung und revolutionärer Befreiung einhergeht. Erst im Rahmen des Gottesbundes, der am Sinai gestifteten, auf Treue gegründeten Religion, kommt es zu religiöser Gewalt, Gewalt im Namen Gottes. Diese Form von Gewalt kann es erst geben auf dem Boden der Unterscheidung zwischen wahrer und falscher Religion bzw. Treue und Abfall ("Sünde")...
Moses Massenhinrichtungs-Strafaktion am Fuße des Berg Sinai oder
Isis-Extremisten bei einer Massenhinrichtung (Anmerkung: Echtheit der Bilder nicht geklärt) ???
Echtheit der Bilder nicht geklärt: Hilfreich ist hier Assmanns Unterscheidung zwischen historisch und narratologisch Überliefertem: Ich empfehle wieder - zur notwendigen Dekonstruktion der religiösen Narration überhaupt -
Kain, Roman von Josè Saramago, Frank Stieren liest Drei erste Seiten
... In einem fruchtbaren Land beobachtet Kain zufällig, wie Abraham mit seinem Sohn Isaak einen Altar errichtet. Als der Greis das Messer zückt, um den Knaben einer Anordnung des Herrn gemäß zu opfern, fällt Kain ihm in den Arm und rettet Isaak des Leben. Der Engel, der Abraham davon abhalten soll, seinen Sohn zu töten, verspätet sich. Er habe ein Problem mit seinem rechten Flügel gehabt, entschuldigt er sich... [Klick to enlarge to read]
Saramago: Ob Christen, Juden oder Muslime: sie alle legten ihrem Glauben dasselbe anthropomorph-patriarchalische Scheusal zugrunde.
- Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewusstsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben, oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Societät. Dieser Staat, diese Societät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Compendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur (Ehrgefühl), ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.
Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüth einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.
Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.
Nur so lässt sich das alles überhaupt ansatzweise verstehen: Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. - Zur Kritik des neoliberal zugerichteten Jammertales, dessen Heiligenschein (oder kehrseitiges Gezücht) immer noch die Religion ist, siehe gleich hier unten: ISIS als neue Erscheinungsform des beinharten ökonomischen Konkurrenzkampfs auf dem Gebiet der privatisierten Kriegführung ...
gebattmer - 2014/06/30 18:54
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