The Amazon-Foxconn-Fortune-Teller: Der Wildledermantelmann von 1977
Auf Franz Josef Degenhardts Album "Wildledermantelmann" aus dem Jahre 1977 (!) findet sich der Titel "Arbeitslosigkeit (Umdenken Mister - umdenken Mister)", an den man denken muss, wenn man von Wanderarbeitern aus Rest-Europa hört, liest oder sieht, die bei Foxconn in Bad Hersfeld e-commerce oder sowas ähnliches zusammenlöten bzw. -packen*:
... Nein, wenn es wirklich etwas Deprimierendes an diesem Film gab, dann war das, wie reibungslos diese ökonomische Selbstmordmaschine funktioniert und wie wir gezwungen sind, als kleine Rädchen im Getriebe gegen unseren Willen dabei mitzumachen. Der Busfahrer, der die Leiharbeiter wie Vieh durch die Gegend karren muss, weil er sonst seinen Job verliert; die Ferienwohnungenbesitzer, die Wohnungen an die Leiharbeiter vermieten müssen, damit sie ausgelastet sind.
Die Manager, Vorarbeiter usw., die ebenfalls um ihren Job fürchten. Die Landräte und Bürgrmeister, die Angst vor Entlassungen und neuen Arbeitslosen haben. Wahrscheinlich ist nicht einmal der Amazonchef ein schlechter Mensch, da er unter Konkurrenzdruck steht. Und zum Schluss die Leiharbeiter selber, die willig mitwirken in der Hoffung auf eine Festanstellung, die sich natürlich nie erfüllen wird. lebowski - Ein Skandal, der keiner ist - im Freitag
Da mag lebowski wohl recht haben (wie Big Lebowski ja eigentlich immer fucking recht hat); weiter als Degenhardt 1977 ist damit aber auch nicht gekommen. Eher weniger weit, also vielleicht näher dran, aber ohne Perspektive. Aber dafür kann er nichts, denn die Grundlage für Degenhardts Optimismus, dass diese Revolution nicht von Dauer sei, - die er im Abspann des 70er-Jahre-Disco-mäßig** arrangierten Songs ab 6:08 in traditionell akustischer Manier - sozusagen unplugged - vorträgt, ist (leider) entfallen.
__________________________
* Die roten Schuhe: Echte Globalisierung ist, wenn chinesische Medien über die schlechte Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in Deutschland berichten, nachdem in deutschen Medien kein gutes Haar an der schlechten Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in China (Foxconn, das Original) gelassen wurde...
** Anmerkung für Musikarchäologen: der funky backing track stammt übrigens von Randy Pie, der Band des Ex-Rattles-Drummers Dicky Tarrach; ansonsten waren Rale Oberpichler und die Gruppe Ougenweide beteiligt.
- sehen sie
vor dieser vision
vor dieser echten REVOLUTION
wird alles übrige klein
bedeutungslos
und dafür muß man opfer bringen
jeder
egoistische interessen
haben da mal hintenanzustehen
sicher
ungerechtigkeiten
oder besser noch disparitäten
wird's dabei natürlich geben
wie bei jeder REVOLUTION
damit muß man leben
und ad nützt kein lamentieren
heulen
händchenhalten
wenn paar dinge oder leute auf der strecke bleiben
das ist sowieso meist schrott
brauchbar sind die MOBILEN
die beweglichen
zu beispiel
wenns mal keine arbeit gibt
bei KRUPP in ESSEN
nun
wird eben umgeschult
oder besser noch
dann zieht man dahin wo´s ARBEIT gibt
nach MÜNCHEN oder HAMBURG
und vielleicht sogar
nach RIO oder KAPSTADT
femder Länder
abenteuer
weg von mutterns ofen
ja der ARBEITER 2000
der wird wieder ein nomade sein
mit sack und pack und campingwagen
zieht er durch die welt
ein freier mann
für eine gute ARBEIT zieht er meilenweit
UMDENKEN mister UMDENKEN mister
und zwar schnell
und zwar radikal ...
... Nein, wenn es wirklich etwas Deprimierendes an diesem Film gab, dann war das, wie reibungslos diese ökonomische Selbstmordmaschine funktioniert und wie wir gezwungen sind, als kleine Rädchen im Getriebe gegen unseren Willen dabei mitzumachen. Der Busfahrer, der die Leiharbeiter wie Vieh durch die Gegend karren muss, weil er sonst seinen Job verliert; die Ferienwohnungenbesitzer, die Wohnungen an die Leiharbeiter vermieten müssen, damit sie ausgelastet sind.
Die Manager, Vorarbeiter usw., die ebenfalls um ihren Job fürchten. Die Landräte und Bürgrmeister, die Angst vor Entlassungen und neuen Arbeitslosen haben. Wahrscheinlich ist nicht einmal der Amazonchef ein schlechter Mensch, da er unter Konkurrenzdruck steht. Und zum Schluss die Leiharbeiter selber, die willig mitwirken in der Hoffung auf eine Festanstellung, die sich natürlich nie erfüllen wird. lebowski - Ein Skandal, der keiner ist - im Freitag
Da mag lebowski wohl recht haben (wie Big Lebowski ja eigentlich immer fucking recht hat); weiter als Degenhardt 1977 ist damit aber auch nicht gekommen. Eher weniger weit, also vielleicht näher dran, aber ohne Perspektive. Aber dafür kann er nichts, denn die Grundlage für Degenhardts Optimismus, dass diese Revolution nicht von Dauer sei, - die er im Abspann des 70er-Jahre-Disco-mäßig** arrangierten Songs ab 6:08 in traditionell akustischer Manier - sozusagen unplugged - vorträgt, ist (leider) entfallen.
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* Die roten Schuhe: Echte Globalisierung ist, wenn chinesische Medien über die schlechte Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in Deutschland berichten, nachdem in deutschen Medien kein gutes Haar an der schlechten Behandlung von Wander- und Saisonarbeitern in China (Foxconn, das Original) gelassen wurde...
** Anmerkung für Musikarchäologen: der funky backing track stammt übrigens von Randy Pie, der Band des Ex-Rattles-Drummers Dicky Tarrach; ansonsten waren Rale Oberpichler und die Gruppe Ougenweide beteiligt.
gebattmer - 2013/02/18 18:13
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