Sprachproblem
Ich habe gerade bemerkt, dass auf dem Foto unten fast nur Neger (als Vertreter der Unterschicht) zu sehen sind. Das verschiebt das Problem natürlich ein wenig, m.a.W. : es würde, wenn der Betrachter es denn so sieht, soziale Konflikte zu ethnischen machen (die sie nicht sind bzw. zu denen sie in den letzten 15-20 Jahren gemacht wurden - siehe die Zerlegung Jugoslawiens).
Und wenn ich jetzt von "Negern" geredet habe, habe ich sie wahrscheinlich diskriminiert. Wenn ich African Americans geschrieben hätte, ginge es ihnen allerdings auch nicht besser.
So ähnlich ist das mit des Sozialdemokraten Leugnung der Unterschicht:
„Wenn die politische Korrektur der Sprache auf der irrigen Meinung beruht, durch bloße Namensgebung ließen sich die Verhältnisse und sogar die Gefühle der Menschen reformieren, so ist sie vermutlich Teil eines noch größeren, eines säkulären Aberglaubens: der Mensch, das Bewußtsein des Menschen sei Sprache und sonstnichts.“
Und in der Realität, d.h. an den Lebenssituationen benachteiligter Gruppen, hat sich dadurch auch nichts geändert. Eher ist die Sprache ihnen gegenüber ‚unehrlich‘geworden, da sie sie sprachlich integriert und aufwertet, aber die realen Verhältnisse verschleiert und beschönigt. Allein über die Sprache kann nach MARKOVITS an sich
nur ‚äußerlich‘ eine Integration angenommen werden.
„Schwächere Gruppen, wollen sie in dem ungleichen Gefecht mit Stärkeren überhaupt eine Chance haben, müssen sich zuerst eine Identität schaffen, innere Stärke und Sicherheit entwickeln. Ohne jegliche Form der Absonderung, der Abschottung gegenüber Mehrheiten käme ‚Integration‘ einem Verschlingen gleich, einer
demütigenden Assimilation, die in Sich-Aufgeben und völliger Niederlage münden würde.“
Früher hätte man das, was der Zitierte "schwächeren Gruppen" empfiehlt, Klassenbewusstsein genannt
Die Zitate finden sich in einem Aufsatz, den man bei google ziemlich weit oben findet, wenn man "political correctness" eingibt:
Linguistik-Server Essen
Andrea Wirthgen:
Political Correctness
Die „korrigierte“ Sprache und ihre Folgen
Als Einführung empfehlenswert.
Die andere Seite des Sprachproblems: Die Wahrnehmung, dass die verordnete Umbenennung nichts mit der Lage der Benannten zu tun hat und auch meine Wahrnehmung der Benannten nicht ändert, provoziert die - wiederum sprachliche - Rebellion gegen die Verordnung: Dann wird hemmungslos von Negern, Zecken usw. dahergeredet ...
Es spricht einiges dafür, dass das Zitat, das dem o.g. Aufsatz vorangestellt ist, etwas richtig benennt:
„Solange wir nicht wissen, worin
die Probleme bestehen, solange
wir keine Analyse haben, macht es
überhaupt keinen Sinn, sie durch
die Einführung einer neuen
Sprache beseitigen zu wollen.“
- Andererseits können wir wissen, worin die Probleme bestehen und Analysen gibt es wohl auch.
Und wenn ich jetzt von "Negern" geredet habe, habe ich sie wahrscheinlich diskriminiert. Wenn ich African Americans geschrieben hätte, ginge es ihnen allerdings auch nicht besser.
So ähnlich ist das mit des Sozialdemokraten Leugnung der Unterschicht:
„Wenn die politische Korrektur der Sprache auf der irrigen Meinung beruht, durch bloße Namensgebung ließen sich die Verhältnisse und sogar die Gefühle der Menschen reformieren, so ist sie vermutlich Teil eines noch größeren, eines säkulären Aberglaubens: der Mensch, das Bewußtsein des Menschen sei Sprache und sonstnichts.“
Und in der Realität, d.h. an den Lebenssituationen benachteiligter Gruppen, hat sich dadurch auch nichts geändert. Eher ist die Sprache ihnen gegenüber ‚unehrlich‘geworden, da sie sie sprachlich integriert und aufwertet, aber die realen Verhältnisse verschleiert und beschönigt. Allein über die Sprache kann nach MARKOVITS an sich
nur ‚äußerlich‘ eine Integration angenommen werden.
„Schwächere Gruppen, wollen sie in dem ungleichen Gefecht mit Stärkeren überhaupt eine Chance haben, müssen sich zuerst eine Identität schaffen, innere Stärke und Sicherheit entwickeln. Ohne jegliche Form der Absonderung, der Abschottung gegenüber Mehrheiten käme ‚Integration‘ einem Verschlingen gleich, einer
demütigenden Assimilation, die in Sich-Aufgeben und völliger Niederlage münden würde.“
Früher hätte man das, was der Zitierte "schwächeren Gruppen" empfiehlt, Klassenbewusstsein genannt
Die Zitate finden sich in einem Aufsatz, den man bei google ziemlich weit oben findet, wenn man "political correctness" eingibt:
Linguistik-Server Essen
Andrea Wirthgen:
Political Correctness
Die „korrigierte“ Sprache und ihre Folgen
Als Einführung empfehlenswert.
Die andere Seite des Sprachproblems: Die Wahrnehmung, dass die verordnete Umbenennung nichts mit der Lage der Benannten zu tun hat und auch meine Wahrnehmung der Benannten nicht ändert, provoziert die - wiederum sprachliche - Rebellion gegen die Verordnung: Dann wird hemmungslos von Negern, Zecken usw. dahergeredet ...
Es spricht einiges dafür, dass das Zitat, das dem o.g. Aufsatz vorangestellt ist, etwas richtig benennt:
„Solange wir nicht wissen, worin
die Probleme bestehen, solange
wir keine Analyse haben, macht es
überhaupt keinen Sinn, sie durch
die Einführung einer neuen
Sprache beseitigen zu wollen.“
- Andererseits können wir wissen, worin die Probleme bestehen und Analysen gibt es wohl auch.
gebattmer - 2006/10/18 00:07
Mit der Sprache ist es ein bisschen ....
Mal schaun, dann wern wa ja sehen.
Also da unterschreibe ich bloß, daß die user (nicht nur von Sprache, Geld und Alkohol) ganz schnell rauskriegen, wozu das gut ist.
Der Funktionalismus des vortheoretischen Alltagsbewußtseins läßt sich aber ganz sicherlich nicht durch eine Quantifizierung aus seinem Irrtum befreien, er wisse Bescheid.
Bloß mal so und bis hier.