The Shock Doctrine
Im Zusammenhang mit Naomi Kleins neuem Buch “The Shock Doctrine: The Rise of Disaster Capitalism.” weisen die NachDenkSeiten auf einen Beitrag der Autorin im Alternet und auf ein Interview mit dem Spiegel hin. Außerdem hat Brigitta Huhnke ein Gespräch zwischen Amy Goodman und Naomi Klein übersetzt.
The Shock Doctrine Short Film
Download des Kurzfilms hier möglich. (via redblog)
Update 31.11.:
In Konkret 12/07:
Warum "Die Schock-Strategie" Naomi Kleins nicht zu schocken vermag
Slavoj Zizek, der Dittsche unter den Marxisten, hat mal gesagt, daß die Menschen in westlichen Gesellschaften sich lebhaft die unwahrscheinlichsten Katastrophen vorstellen können, aber auch nur die kleinste Änderung des Kapitalismus für ausgeschlossen halten. Naomi Klein denkt diesen Satz weiter: Je größer die Katastrophe, die einer Gesellschaft widerfährt, desto wahrscheinlicher ist es, daß die Menschen danach jede Restrukturierung ihres Lebensraumes auf neoliberal-kapitalistische Weise hinnehmen. Die Schock-Strategie nennt Klein das. Die Entfremdung der Menschen von ihrer Lebenswelt wird kriegerisch, ökologisch, monetär oder politisch inszeniert, um ihnen um so gründlicher die Bedingungen des unwiderstehlichen Kapitalismus aufzuzwingen.
Klein verarbeitet sehr viel Stoff sehr anschaulich, sie spannt den Bogen von Pinochets Zusammenarbeit mit dem neoliberalen Chefdenker Milton Friedman bis zum Wiederaufbau New Orleans' auf Kosten der Flutopfer. Aber ihre zentrale These ist dünn. Sie wird immer skurriler, je mehr Material sie ausbreitet. Die Konterrevolutionen seit 1973 haben wir also Friedman und einem Netzwerk marktradikaler Think-tanks zu verdanken? Die Brutalität des Kapitalismus wird exterritorialisiert, indem Klein seine Dynamik an entfesselte Märkte und eine verschwörerische Politik delegiert. Kein Blick ins Innere der Fabriken, sie stolpert nicht über die Bemerkung Marxens, wonach "man ... eine ganze Geschichte der Erfindungen seit 1830 schreiben (könnte), die bloß als Kriegsmittel des Kapitals wider Arbeiterproteste ins Leben traten".
Naomi Klein ist Demokratiefan, die fatalen Entscheidungen fallen bei ihr immer außerhalb demokratisch legitimierter Wege. Aber wieso ist das überhaupt in einer Demokratie möglich? Klein ist sich sicher, daß unter freien Umständen die Leute nach ihren Interessen wählen - und kritisiert, daß diese Umstände durch externe Manipulation sabotiert werden. Sie hält Wahlen für ein Mittel der Selbstermächtigung und nicht für die Einwilligung der Bürger in die Herrschaft des Staates. So wird sie nicht darüber verrückt, daß die Patriotismuswelle, die Thatcher für sich ausnutzen konnte, durch und durch authentisch war.
Klein kann noch so viele Fakten präsentieren, alles schnurrt auf eine Verschwörung zusammen. In einer Welt, in der das Wohl von "Völkern" davon abhängt, ob ihre Regierungen Milton Friedman und seine Schüler als Berater engagieren, wäre individueller Terror gerechtfertigt. Klein ist bürgerlich genug, sprich: marktkonform und demokratisch anständig, diesen Schluß nicht zu ziehen.
The Shock Doctrine Short Film
Download des Kurzfilms hier möglich. (via redblog)
Update 31.11.:
In Konkret 12/07:
Warum "Die Schock-Strategie" Naomi Kleins nicht zu schocken vermag
Slavoj Zizek, der Dittsche unter den Marxisten, hat mal gesagt, daß die Menschen in westlichen Gesellschaften sich lebhaft die unwahrscheinlichsten Katastrophen vorstellen können, aber auch nur die kleinste Änderung des Kapitalismus für ausgeschlossen halten. Naomi Klein denkt diesen Satz weiter: Je größer die Katastrophe, die einer Gesellschaft widerfährt, desto wahrscheinlicher ist es, daß die Menschen danach jede Restrukturierung ihres Lebensraumes auf neoliberal-kapitalistische Weise hinnehmen. Die Schock-Strategie nennt Klein das. Die Entfremdung der Menschen von ihrer Lebenswelt wird kriegerisch, ökologisch, monetär oder politisch inszeniert, um ihnen um so gründlicher die Bedingungen des unwiderstehlichen Kapitalismus aufzuzwingen.
Klein verarbeitet sehr viel Stoff sehr anschaulich, sie spannt den Bogen von Pinochets Zusammenarbeit mit dem neoliberalen Chefdenker Milton Friedman bis zum Wiederaufbau New Orleans' auf Kosten der Flutopfer. Aber ihre zentrale These ist dünn. Sie wird immer skurriler, je mehr Material sie ausbreitet. Die Konterrevolutionen seit 1973 haben wir also Friedman und einem Netzwerk marktradikaler Think-tanks zu verdanken? Die Brutalität des Kapitalismus wird exterritorialisiert, indem Klein seine Dynamik an entfesselte Märkte und eine verschwörerische Politik delegiert. Kein Blick ins Innere der Fabriken, sie stolpert nicht über die Bemerkung Marxens, wonach "man ... eine ganze Geschichte der Erfindungen seit 1830 schreiben (könnte), die bloß als Kriegsmittel des Kapitals wider Arbeiterproteste ins Leben traten".
Naomi Klein ist Demokratiefan, die fatalen Entscheidungen fallen bei ihr immer außerhalb demokratisch legitimierter Wege. Aber wieso ist das überhaupt in einer Demokratie möglich? Klein ist sich sicher, daß unter freien Umständen die Leute nach ihren Interessen wählen - und kritisiert, daß diese Umstände durch externe Manipulation sabotiert werden. Sie hält Wahlen für ein Mittel der Selbstermächtigung und nicht für die Einwilligung der Bürger in die Herrschaft des Staates. So wird sie nicht darüber verrückt, daß die Patriotismuswelle, die Thatcher für sich ausnutzen konnte, durch und durch authentisch war.
Klein kann noch so viele Fakten präsentieren, alles schnurrt auf eine Verschwörung zusammen. In einer Welt, in der das Wohl von "Völkern" davon abhängt, ob ihre Regierungen Milton Friedman und seine Schüler als Berater engagieren, wäre individueller Terror gerechtfertigt. Klein ist bürgerlich genug, sprich: marktkonform und demokratisch anständig, diesen Schluß nicht zu ziehen.
gebattmer - 2007/10/02 10:48
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