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Architekturdebatten: Auf Geheiß der SED ... - Geschichtspolitik

In Hannover tobt (nicht gerade, aber immerhin) eine Debatte um die nunmehr vom Nds. Landtag beschlossene Sprengung des Plenarsaalgebäudes; - eines in mehrfacher Hinsicht interessanten Baus des Architekten Dieter Oesterlen aus den 60er Jahren.
Dazu Sid Auffahrt, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Bürgerbeteiligung Landtag, im Interview mit dradio Kultur (hier als podcast).

HannLandtag_neu_9795_imagelarge
Der Entwurf des Kölner Architekten Eun Young Yi hatte sich bereits im Architektenwettbewerb durchgesetzt...

Während sich meine Lieblings-HAZ recht kritisch mit dem Neubau-Beschluss des Landtages befasst

- sehr schön Neufferts "Nackt im Lampenladen" ... Die absurde Vergrößerung des Raumbedarfs, der Wunsch nach einer kostentreibenden Tiefgarage und ein Siegerentwurf im Architektenwettbewerb, der „Transparenz“ als Anmaßung übersetzt, sind eindeutige Hinweise, welche Überzeugungen sich unter den Parlamentariern Bahn gebrochen haben. Hier übt sich eine Gruppe in Unbescheidenheit, die miterleben muss, dass ihre tatsächliche Bedeutung angesichts neuer politischer Institutionen in Europa schwindet. Was liegt da näher, als dass sich der Kaiser neue Kleider anlegt? Das Parlament wird in seinem neuen transparenten Lampenladen nackt und bloß dastehen. (HAZ 12.03.10) -

geht alle Distanz und Kritik verloren, sobald die SED im Spiel war und die DDR nochmals nachträglich liqudiert und gemeldet werden muss, dass in Potsdam für das Dreifache dessen, was der hannoversche Lampenladen kosten soll, ein Disneyland-Landtags-Stadtschloss errichtet wird - auferstanden aus Ruinen:

potsdam
Ein neuer Landtag für 120 Millionen
Potsdam (dpa). In Brandenburgs Landeshauptstadt beginnen übermorgen die Bauarbeiten für einen neuen Landtag. Das Gebäude kostet 120 Millionen Euro, hat viel Platz für Büros und Tagungsräume sowie eine Tiefgarage mit 170 Stellplätzen. Es entsteht in der Gestalt des alten Stadtschlosses von Friedrich dem Großen, der hier im Winter wohnte. Die Überreste des 1945 ausgebrannten Schlosses waren auf Geheiß der SED 1959 gesprengt und beseitigt worden... Brandenburgs Landeshauptstadt erhält quasi ihr herausgerissenes Herz zurück ...
(HAZ vom 23.03.10)


Diese Meldung muss man sich auf der Zunge oder sonstwo zergehen lassen.


Dazu 3 - 4 Anmerkungen:



1. "... 1945 ausgebrannt..." :


stadtschlossDie Zerstörung des Stadtschlosses in Potsdam am 14. April 1945, dessen Trümmer - wahrscheinlich tatsächlich mit freundlicher Unterstützung der SED-Kreisleitung - in den 50er Jahren weggeräumt wurden, war ein Kollateralschaden der Operation Crayfish, bei der 724 Flugzeuge der Royal Air Force den Befehl hatten, insbesondere den Verkehrsknoten Potsdam lahm zu legen. Denn vom Hauptbahnhof aus wurden Soldaten und Flak-Helfer an die Oderfront zum Kampf gegen die Rote Armee geworfen.
( mehr hier)

Ich bin kein Militärhistoriker und liebe auch das Militär nicht, hege aber eine gewisse Bewunderung für die Leistungen der Anti-Hitler-Koalition bei der Niederschlagung des deutschen Faschismus; zumal wenn die die Royal Air Force durch Zerstörung der Munitionszüge im Bahnhof von Potsdam verhindert hat, dass noch mehr Waffenbrüder der Roten Armee beim Vormarsch auf Berlin ums Leben gekommen sind.
(Oder - um den Militärstrategen in unseren Medien das Ding mal im Munde umzudrehen - : Die Munitionszüge im Potsdamer Hauptbahnhof waren 1. Geiselnahme der eigenen Bevölkerung und 2. die Tanklaster der Nazi-Warlords, die als Waffe gegen die Feldlager der eigenen Verbündeten eingesetzt werden sollten; - ihre Zerstörung unter Inkaufnahme von Kollateralschäden also zu rechtfertigen!)

2. "... ihr herausgerissenes Herz" :

Die Formulierung spielt mit dem Motiv, das Jörg Friedrich in seinem - um es vorsichtig zu formulieren - sehr umstrittenen "Der Brand" anspielt: "Potsdam wurde zerstört, um den preußischen Militarismus geschichtlich zu annullieren." Mit anderen Worten: Die Briten hätten eine Verbindung der Hohenzollern-Herrscher bis zu Hitler gesehen und deshalb die Zerstörung Potsdams noch in den letzten Kriegstagen gewollt... Die SED hat die Liquidierung des Preußentums (deutscher Geschichte ... bla ...) dann vollendet.
So durchzieht die geschichtsrevisionistische Opfertheorie Friedrichs einen simpel-blöden Artikel über einen Neubau und Geschichte wird zum Verschwinden gebracht.

3. Wenn man der SED in dieser Sache etwas vorwerfen kann, dann ihren üblen nationalistischen Opportunismus (vgl. Dresden):
Schon 1950 hing ein Transparent an der Stadtschlossruine: "Zerstört durch USA-Bomber", hieß es dort, obwohl allein britische Bomber den Angriff geflogen haben. Später sprach die DDR-Führung von über 3 500 Toten durch "den anglo-amerikanischen Luftangriff". (Quelle: s. o. Berliner Zeitung)

4. und letztens: Geheiß:

2) gebot, auftrag, befehl, mhd. gleichfalls in beiden formen, geheiჳ und geheiჳe.

a) geheisz des herrn, der obrigkeit u. ä., geheisz oder gebott, edictum, jussum MAALER 163d: ouch wer den meisteren des hantwerkes wederseczig were in iclichin gewelliclichin geheyse .. MICHELSEN rechtsd. aus Thür. 271, aus Weimar 14. jh.; kleine kindere .. die sust nicht usz deme huse hetten gegangen ane geheisze der eldern (liefen mit). K. STOLLE Erf. chron. 212a, HAUPT 8, 309; ihrer obrigkeiten geheisz und befehl. SCHUPPIUS 415; scharfes, unbilliges geheisz, mandatum severum et improbum. STIELER 825; dem geheisz nicht nachkommen, deserere officium. das.; auf des königs geheisz (befehl), ordre. RÄDLEIN 337b;
...
b) gottes geheisz, gebot: weil (indem) irs thut aus meinem befelh und geheisz, so thu ichs selbs. LUTHER b. Dietz 2, 42a;
...
3) in neuerer zeit aber ist sein gebrauch beschränkt worden. ADELUNG gibt es als »ein mündlicher befehl, im gemeinen leben und nur mit einigen vorwörtern: er hat es ohne mein geheisz gethan; auf wessen geheisz ist das geschehen?; personen, die auf das geheisz ihrer herzen das bündnis der ehe schlossen.« auch jetzt ist es eigentlich nur so mit auf oder ohne gangbar: auf dein geheisz, tuo jussu. STIELER 825; ohne mein geheisz, injussu meo. ALER 867b, aber auch noch aus seinem geheisz, wie im 16. jh. 2, b; widersinnig tadelt er nunmehr, was der jüngling auf seinen rath, auf sein geheisz vollbracht hat. GÖTHE 39, 145. veraltet klingt dagegen: nur dein rath, dein geheisz, dein befehl können mich dazu vermögen. 16, 197 (br. aus d. Schw. 1).


Auf wessen Geheiß wurden in Hannover in den 60er Jahren folgende interessante Baudenkmale gesprengt und beseitigt??
HannWasserkunstRS
HannFrieSchloesschen
HannNeues-Haus

Stark verkürzt möchte man sagen: auf Geheiß der Automobilindustrie, in deren Interesse - nicht nur in Hannover - das Konzept der autogerechten Stadt durchgesetzt wurde. (Dazu eine sehr interessante Dissertation im Netz: Gregor M. Rinn,
Das Automobil als nationales Identifikationssymbol - Zur politischen Bedeutungsprägung des Kraftfahrzeugs in Modernitätskonzeptionen des „Dritten Reichs“ und der Bundesrepublik --> hier, vgl. insbes. S. 104ff. und 123ff. !!)

Wie der Hannoveraner Kurt Schwitters schon sagte, “Hannover strebt vorwärts nach weit.”
HannAegi51Hastrabau
Der Aegidientorplatz um 1951. Man beachte den starken Autoverkehr
HannAegiHochstr
Die Aegi-Hochstraße in den Siebzigern: hier kam das Wesen der fordistischen Modernisierung der Stadt zur ultimativen Erscheinung - leider demontiert ...
.. wie der hier
abriss_450
wie offenbar üblich in Deutschland "auf Geheiß" ...

Schönen Abend noch und guten Appetit
HannSpn1-6

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Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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