CRISIS , WHAT CRISIS ? (LXXIX): Befreite Ukraine - Befreiung zu was?
Verstörend und ehrlich gesagt Angst machend: Zwei Meldungen von heute.
Die eine aus hallo Sonntag - Hannoversches Wochenblatt (ein Werbeblatt aus dem Hause Madsack, wie meine LieblingsHAZ):
In der e-paper-Hannover-Ost-Version sieht die so aus:
... in der hier heute ausgelieferten Version sieht sie so aus:
Die andere Meldung stammt aus dem FAZ-Ukraine-Blog:
Rabbi rät Juden zum Verlassen von Kiew und zur Ausreise
Aus Angst vor antisemitischen Übergriffen inmitten des Chaos in Kiew hat der ukrainische Rabbiner Moshe Reuven Asman die Juden zum Verlassen der Stadt aufgefordert. „Ich habe meine Gemeinde aufgefordert, das Stadtzentrum und auch die ganze Stadt zu verlassen und wenn möglich auszureisen“, zitierte ihn die israelische Zeitung „Haaretz“ am Samstag. „Ich will das Schicksal nicht herausfordern, aber es gibt ständig Warnungen über mögliche Angriffe auf jüdische Einrichtungen“, habe der Rabbiner der Zeitung „Maariv“ gesagt. Die Schulen der Gemeinden habe er schließen lassen. Auch die israelische Botschaft in Kiew habe Juden gewarnt, vorerst ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Regierung müsse alles unternehmen, um Übergriffe auf Juden zu stoppen.
--> Es stellt sich einerseits die Frage:
Wie rechts ist die Maidan-Bewegung?
Peter Nowak, tp 24.02.2014
Vgl. Sein Kampf
+ Die WELT: Ukraine droht ein Zerfall wie Jugoslawien
+ einen äußerst tendenziösen Beitrag von Silvia Stöber, tagesschau.de: Gefährliche geopolitische Spiele
--> Es stellt sich also andererseits die Frage: Wer spielt denn da die gefährlichen geopolitischen Spiele??
--> Und es stellt sich überdies die Frage: So what?
Die Opposition hat Präsident Wiktor Janukowitsch aus Kiew vertrieben, die Probleme aber sind geblieben. Das Land ist überschuldet, abhängig von russischem Gas und Moskaus Geld. Die Wirtschaft stagniert, im chronisch korrupten Energiesektor versickern Milliarden, die das Land gar nicht mehr hat. [...]
Damit das Geld in der Ukraine aber nicht einfach versickert, wird der Westen erneut jene Reformen fordern, die bereits der IWF bei früheren Verhandlungen über Hilfen verlangte – und die jede Regierung schmerzen würden:
Wechselkurs-Flexibilisierung: Der IWF dringt darauf, dass die Ukraine den Wechselkurs der Grywna frei gibt. Janukowitsch hatte versprochen, den Kurs der Währung an den Dollar zu koppeln. Er glaubte, dass Julija Timoschenko 2010 die Präsidentschaftswahlen auch deshalb verlor, weil sie 2008 als Premierministerin die Währung von fünf Grywna auf acht Grywna pro Dollar abwerten musste. Viele Bürger empfanden das als schleichende Enteignung.
Knallhartes Sparprogramm: Der Staat gibt weitaus mehr Geld aus als er einnimmt, und das nicht nur, weil das Umfeld von Präsident Janukowitsch in die eigene Tasche gewirtschaftet hat. 2011 und 2012 lag das Haushaltsdefizit bei 6,2 Prozent beziehungsweise 7,2 Prozent der Wirtschaftsleistung, im vergangenen Jahr waren es drei Prozent. Weil Einnahmen fehlen, lebt der Staat seit Jahren über seine bescheidenen Verhältnisse. Bei den nächsten Wahlen könnte die neue Regierung aber für Kürzungen abgestraft werden.
Reform des undurchsichtigen Gassektors: Vor Jahren scheiterten die Verhandlungen über ein Hilfspaket mit dem IWF an dessen Forderung nach mehr Transparenz in der Energiebranche. Der IWF dringt auf eine massive Anhebung der Gaspreise für Privathaushalte, die bislang von der Regierung subventioniert werden. Während Industriebetriebe die vollen Kosten tragen, bezahlten Privatkunden zuletzt nur rund 16 Prozent der tatsächlichen Kosten für russisches Gas.
Quelle: SPON
via nds - und nds kommentiert:
Es ist genau dasselbe Austeritätsprogramm, das den EU-Krisenländern aufoktroyiert wurde, öffentliche Ausgaben kürzen, Energiepreise und Steuern heraufsetzen. Die Menschen in der Ukraine können einem leid tun, sie haben den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben...
In der Ukraine ist das postsowjetische Entwicklungsmodell zusammengekracht, das alle neue unabhängige Staaten (bis auf das Baltikum) prägt. Diesen klugen, wenn auch nicht ganz korrekt formulierten Satz habe ich heute in dem Artikel Maidan - und wie weiter? von Lilia Shevtsova (in der Süddeutschen Zeitung) gelesen. Leider findet sich hier auch keine Analyse dieses - gescheiterten - postsowjetischen Entwicklungsmodells, dass ja primär ökonomisch und nicht nur politisch begriffen werden müsste, um Perspektiven entwickeln zu können ...
Update: Die wirtschaftliche Lage in der Ukraine - Heiner Flassbeck, tp 26.02.2014, [oder hier: flassbeck-economics ]
...Das ist der typische Fall eines Landes, das versucht hat, seine Transformation in eine Marktwirtschaft auf der Basis von heimischen Nachfrage- und Lohnsteigerungen (die in einem sehr armen Land natürlich heiß ersehnt werden) zu vollziehen und immer wieder an Grenzen stößt, weil die Inflation erheblich zulegt. Solche Länder scheitern dann regelmäßig an der Leistungsbilanzschranke....
Die eine aus hallo Sonntag - Hannoversches Wochenblatt (ein Werbeblatt aus dem Hause Madsack, wie meine LieblingsHAZ):
In der e-paper-Hannover-Ost-Version sieht die so aus:
... in der hier heute ausgelieferten Version sieht sie so aus:
Die andere Meldung stammt aus dem FAZ-Ukraine-Blog:
Rabbi rät Juden zum Verlassen von Kiew und zur Ausreise
Aus Angst vor antisemitischen Übergriffen inmitten des Chaos in Kiew hat der ukrainische Rabbiner Moshe Reuven Asman die Juden zum Verlassen der Stadt aufgefordert. „Ich habe meine Gemeinde aufgefordert, das Stadtzentrum und auch die ganze Stadt zu verlassen und wenn möglich auszureisen“, zitierte ihn die israelische Zeitung „Haaretz“ am Samstag. „Ich will das Schicksal nicht herausfordern, aber es gibt ständig Warnungen über mögliche Angriffe auf jüdische Einrichtungen“, habe der Rabbiner der Zeitung „Maariv“ gesagt. Die Schulen der Gemeinden habe er schließen lassen. Auch die israelische Botschaft in Kiew habe Juden gewarnt, vorerst ihre Häuser nicht zu verlassen. Die Regierung müsse alles unternehmen, um Übergriffe auf Juden zu stoppen.
--> Es stellt sich einerseits die Frage:
Wie rechts ist die Maidan-Bewegung?
Peter Nowak, tp 24.02.2014
Vgl. Sein Kampf
+ Die WELT: Ukraine droht ein Zerfall wie Jugoslawien
+ einen äußerst tendenziösen Beitrag von Silvia Stöber, tagesschau.de: Gefährliche geopolitische Spiele
--> Es stellt sich also andererseits die Frage: Wer spielt denn da die gefährlichen geopolitischen Spiele??
--> Und es stellt sich überdies die Frage: So what?
Die Opposition hat Präsident Wiktor Janukowitsch aus Kiew vertrieben, die Probleme aber sind geblieben. Das Land ist überschuldet, abhängig von russischem Gas und Moskaus Geld. Die Wirtschaft stagniert, im chronisch korrupten Energiesektor versickern Milliarden, die das Land gar nicht mehr hat. [...]
Damit das Geld in der Ukraine aber nicht einfach versickert, wird der Westen erneut jene Reformen fordern, die bereits der IWF bei früheren Verhandlungen über Hilfen verlangte – und die jede Regierung schmerzen würden:
Wechselkurs-Flexibilisierung: Der IWF dringt darauf, dass die Ukraine den Wechselkurs der Grywna frei gibt. Janukowitsch hatte versprochen, den Kurs der Währung an den Dollar zu koppeln. Er glaubte, dass Julija Timoschenko 2010 die Präsidentschaftswahlen auch deshalb verlor, weil sie 2008 als Premierministerin die Währung von fünf Grywna auf acht Grywna pro Dollar abwerten musste. Viele Bürger empfanden das als schleichende Enteignung.
Knallhartes Sparprogramm: Der Staat gibt weitaus mehr Geld aus als er einnimmt, und das nicht nur, weil das Umfeld von Präsident Janukowitsch in die eigene Tasche gewirtschaftet hat. 2011 und 2012 lag das Haushaltsdefizit bei 6,2 Prozent beziehungsweise 7,2 Prozent der Wirtschaftsleistung, im vergangenen Jahr waren es drei Prozent. Weil Einnahmen fehlen, lebt der Staat seit Jahren über seine bescheidenen Verhältnisse. Bei den nächsten Wahlen könnte die neue Regierung aber für Kürzungen abgestraft werden.
Reform des undurchsichtigen Gassektors: Vor Jahren scheiterten die Verhandlungen über ein Hilfspaket mit dem IWF an dessen Forderung nach mehr Transparenz in der Energiebranche. Der IWF dringt auf eine massive Anhebung der Gaspreise für Privathaushalte, die bislang von der Regierung subventioniert werden. Während Industriebetriebe die vollen Kosten tragen, bezahlten Privatkunden zuletzt nur rund 16 Prozent der tatsächlichen Kosten für russisches Gas.
Quelle: SPON
via nds - und nds kommentiert:
Es ist genau dasselbe Austeritätsprogramm, das den EU-Krisenländern aufoktroyiert wurde, öffentliche Ausgaben kürzen, Energiepreise und Steuern heraufsetzen. Die Menschen in der Ukraine können einem leid tun, sie haben den Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben...
In der Ukraine ist das postsowjetische Entwicklungsmodell zusammengekracht, das alle neue unabhängige Staaten (bis auf das Baltikum) prägt. Diesen klugen, wenn auch nicht ganz korrekt formulierten Satz habe ich heute in dem Artikel Maidan - und wie weiter? von Lilia Shevtsova (in der Süddeutschen Zeitung) gelesen. Leider findet sich hier auch keine Analyse dieses - gescheiterten - postsowjetischen Entwicklungsmodells, dass ja primär ökonomisch und nicht nur politisch begriffen werden müsste, um Perspektiven entwickeln zu können ...
Update: Die wirtschaftliche Lage in der Ukraine - Heiner Flassbeck, tp 26.02.2014, [oder hier: flassbeck-economics ]
...Das ist der typische Fall eines Landes, das versucht hat, seine Transformation in eine Marktwirtschaft auf der Basis von heimischen Nachfrage- und Lohnsteigerungen (die in einem sehr armen Land natürlich heiß ersehnt werden) zu vollziehen und immer wieder an Grenzen stößt, weil die Inflation erheblich zulegt. Solche Länder scheitern dann regelmäßig an der Leistungsbilanzschranke....
gebattmer - 2014/02/23 19:27
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