Erneut haben rund 200 angehende Abiturienten in Köln randaliert. Zwei Jugendliche wurden in der Nacht zum Dienstag schwer am Kopf verletzt, als Schüler in rivalisierenden Gruppen aufeinander losgingen, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein weiterer Jugendlicher sei leicht verletzt worden. Die Schüler waren am Humboldt-Gymnasium in der Südstadt aneinandergeraten. Nach ersten Erkenntnissen bewarfen sie sich mit Gegenständen, ein Polizeisprecher sprach von Wasserbomben, Farbbeuteln und Eiern. Die Polizei ermittelt wegen Verstößen gegen das Waffengesetz, Körperverletzung und Landfriedensbruch.
Die Polizei prüft nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch einen Zusammenhang zu einem weiteren Vorfall in der Nacht: Auf einer Straße in Rodenkirchen seien Molotowcocktails gezündet worden. Allerdings sollen weder Menschen noch Gebäude beworfen worden sein. Ein Tatverdächtiger sei festgenommen worden, weitere seien flüchtig.
Bereits in der Nacht zum Montag hatten mehrere Hundert Abiturienten insgesamt 15 Einsätze der Kölner Polizei ausgelöst und Sachbeschädigungen an sieben Gymnasien verursacht. Laut Polizei waren auch Anzeigen wegen teils gefährlicher Körperverletzung sowie Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz geschrieben worden. Man habe Drogen sowie Baseballschläger und eine zur Schlagwaffe umgebaute Fahrradkette beschlagnahmt. (Der Tagesspiegel: heute 13:14 Uhr, Köln, vgl auch SPON: "Abi-Krieg" in Köln: Außer Kontrolle)
Bei den Tatverdächtigen soll es sich durchweg um dem Aussehen nach junge Menschen mit deutschem Hintergrund handeln; die Polizei will dazu zur Zeit keine genaueren Angaben machen. Es sind aber auf mehreren Fotos blonde junge Menschen ausgemacht worden. Dass es auch zu sexuellen Übergriffen gekommen ist, kann nicht ausgeschlossen werden. Einige der Tatverdächtigen hatten in sog. sozialen Medien angekündigt, einen gewissen Erich Kästner "ficken" zu wollen (#wirfickendenerich - wir verlinken hier nicht!). Da dort von "Entjungferung" die Rede ist, muss wohl von einer akuten Bedrohungslage ausgegegangen werden!
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilte die Vorfälle als „abscheulich und nicht hinnehmbar“; die offensichtliche Beteiligung von Menschen mit höherem Bildungshintergrund an den Taten dürfe aber „nicht dazu führen, dass nun Abiturienten gleich welcher Herkunft unter einen Generalverdacht gestellt werden“.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sprach von einer „neue[n] Dimension der organisierten Kriminalität“. Gegenüber den Medien erklärte er: „Wenn zweihundert Abiturienten sich zu einer enthemmten Horde zusammen finden und das offenbar so geplant war, dann ist das nicht weniger als ein zeitweiliger Zivilisationsbruch“.
Die ehemalige Bundesministerin Kristina Schröder (CDU) forderte dazu auf, „gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen in der christlichen Kultur“ zu diskutieren. Man dürfe das Thema „der Gewaltbereitschaft vieler deutscher junger Männer, die das Abitur ablegen wollen, auf keinen Fall totschweigen.“ Auch Julia Klöckner (CDU) forderte eine Debatte über „christlich- abendländische Männlichkeitsnormen“.
De Maizière sprach sich dafür aus, die Abschiebung straffällig gewordener Abiturienten zu erleichtern und darüber zu reden, die Regel zu ändern, nach der nur eine Haftstrafe von drei Jahren oder mehr sich auf das Abiturzulassungsverfahren auswirke.
Der Verfassungsrechtler und frühere Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz fordert mehr Prävention und eine Stärkung des Rechtsstaats. Scholz sieht ein wachsendes „Gefahrenpotenzial für die öffentliche Sicherheit“ durch die zunehmende Zahl von Abiturienten.
Der Philologenverband Niedersachsen kritisierte in diesem Zusammenhang erneut die geplante Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe in Niedersachsen als „leistungsfeindlich“.
So könnte man das hochjazzen. Tut man aber nicht. Sind ja deutsche Abiturienten, die nur spielen wollen.
Dass diese Erscheinungsform enthemmter Gewalt eher runtergespielt wird, kann man der Berichterstattung des Deutschlandfunks entnehmen: pikanterweise in Campus & Karriere wird heute kritisch berichtet - im Hinblick auf das Ausmaß der enthemmten Gewalt und das Versagen der zuständigen Behörden und der Polizei: Abi-Schlacht in Köln - Polizei ergreift Gegenmaßnahmen [AUDIO]
Eher dummes Zeug redet dort dann die Kulturwissenschaftlerin Katrin Bauer: Abitur-Rituale im Wandel - Interview mit [AUDIO]
Ich bin nicht für Skandalisierung - und vielleicht sind die Abiturienten ja auch nur Opfer der sozialen Übrerdruckkammer, in der es keine sinnvollen Protestformen mehr zu geben scheint - ; mir fiel nur auf,
- dass die mediale Präsentation der offenbar gewaltbereiten "Abiturienten" auf Inszenierungen sich bezieht, die auch der IS verwendet - ironische Distanz ist nicht erkennbar! - :
KKBN 2015 - Elite15 RDK : Zum Ende der Mottowoche 2015 bescheren wir euch mit einem kleinen, aber feinen Video, denn KKBN wäre nicht KKBN, wenn es nicht noch ein abschließendes Präsent geben würde. Viel Spaß damit, liebe Freunde, und passt gut auf euch und eure Schulen auf! ;)
- dass Krawalle medial doch recht unterschiedlich verhandelt werden.
Tschechows Gewehr bezeichnet eine literarische Technik: Ein Element wird in die Geschichte eingeführt, dessen Zweck nicht sofort klar ist, das aber später eine Rolle spielen wird. Der russische Schriftsteller Anton Tschechow sagte dazu: "Man kann kein Gewehr auf die Bühne stellen, wenn niemand die Absicht hat, einen Schuss daraus abzugeben" und "Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann wird es im letzten Akt abgefeuert".
... Tschechows Gewehr ist eine sehr nützliche Technik, die es vor allem möglich macht, dass Autoren später in der Geschichte ein Element verwenden können, ohne dass es wie Aus Dem Arsch herbeigezogen wirkt (Deus Ex Culus).
[http://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/De/TschechowsGewehr]
Sehr interessante Seite übrigens: Dieses Wiki ist ein Katalog der Werkzeuge für das Verfassen von Fiktion.
Man schreibt das Jahr 1932. Der Tiefpunkt der Depression in den USA ist erreicht, Amerika hat ein Riesenheer von Arbeitslosen, Resignierten und Verzweifelten. In Los Angeles findet in einem billigen Vergnügungsschuppen ein Tanzmarathon statt – Veranstaltungen für ein sensationslüsternes Publikum, wie sie damals häufig abgehalten wurden. Wochenlang quälen sich die Teilnehmer über den Tanzboden von der Hoffnung auf das Preisgeld von 1 500 Dollar getrieben – zum Schluss mehr tot als lebendig kriechen sie dahin. Wer vor Erschöpfung zusammenbrechen, wird weggeschleppt...
Überleben auf der Flucht als Qualifikationsnachweis: "Gelobt sei, was hart macht!"
"Schauen Sie sich die Flüchtlingswege an: wie aufwendig und gefährlich die sind. Dies schafft
nur, wer sein Leben in die Hand nehmen will. So jemand hat doch hervorragende
Voraussetzungen, ... (Ein Junge aus Mali) hat mit seiner Flucht gezeigt, was für einen Willen
er besitzt. Sobald er dann auch noch Deutsch kann, sind das gute Voraussetzungen."
Der das in einem Interview von sich gegeben hat, ist nicht irgendjemand. Weder irgendein
kleiner Handwerksmeister, den seine Verbitterung über "die deutsche Jugend" zu so
mancher Faschisterei verleitet, noch ein aus der Spur gelaufener Pegida-Anhänger, der sein
Ideal von deutschen Tugenden auch schon mal an Nichtdeutschen entdeckt. Es ist der
Arbeitgeberpräsident höchstpersönlich, d.h. der Chef des Verbandes der deutschen
Unternehmer, Ingo Kramer, der in einem SZ-Interview zur Flüchtlingsfrage aus seinem
Arbeitgeberherzen keine Mördergrube gemacht hat. Bemerkenswert? ...
Dieser Unternehmervertreter verrät damit gar nicht nebenbei so Einiges über das Verhältnis
von Wille und Qualifikation, das er sich als Voraussetzung für Beschäftigung in deutschen
Betrieben wünscht. Es ist nicht der Wille zur Arbeit, den er fordert, auch nicht der Wille zur
Arbeit gegen Lohn im Dienste von Kapitaleigentümer bzw. Eigentümergesellschaften.
All das reicht ihm nicht, all das gilt ihm als eine selbstverständliche Voraussetzung in einer quasi
zur Naturnotwendigkeit erhobenen Wirtschaftsweise, in der nur derjenige an Geld
kommt, der sich eigentumslos, wie er ist, bereit erklären muss, sein Arbeitsvermögen ganz in den
Dienst der kapitalistischen Gewinnrechnung zu stellen. Ebenso abstrahiert der Herr Kramer in der
Stellungnahme erst einmal gänzlich von der Ausbildung, von Können und Wissen, also von
fachlicher Qualifikation. Allein die Kenntnis der deutschen Sprache erwähnt er als " gute Voraussetzung";
wobei wohl auch für ihn diese sachliche Ausstattung des Arbeitsvermögens mehrnationales Integrations-
als Arbeitserfordernis ist. Begeistert zeigt sich der BDA-Präsident dagegen von einem Willen, der rücksichtslos
gegen das eigene Leben an seinem Ziel festhält
- dessen nähere Würdigung im Fall dieser Flüchtlinge aus Afrika ihm allerdings völlig fern liegt....
Da ich mich für Fußball so wenig interessiere wie für andere eher seltsame Formen des menschlichen Verkehrs (möglicherweise ein mittelschichtspezifisches Sozialisationsdefizit der 50/60er Jahre), kannte ich einen Herrn Blatter bisher nur dem Namen nach. Nun waren in der letzten Woche die Meldungen über sein Racket nicht zu übersehen und ich fand dazu bei [E.O.M.S.] diese schöne Ansprache dieses Herrn zur Frage how our persseptions of ze worrld are often shaped behind our contrroll at the Oxford Union in 2013 .
Der Redenschreiber hat zweifellos sein Bestes gegeben, was ein schönes Newspeak gambit angeht, aber der Redner fährt das so gegen die Wand, dass man sich fragt, wie sich eigentlich Eliten rekrutieren ...
Die GBlog-Suche nach »Newspeak gambit « hat 9 Resultate geliefert.
Die GBlog-Suche nach »Die anomische Herrschaft der Rackets« hat 31 Resultate geliefert.
Abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, wieso man diese popelig klingenden Abkürzungen wählt (die nach DDR-wie-BRD-Muff riechen à la JUMO, DEHOGA, HARIBO, Vokuhila usw.), und ich erstmal dazu neige, das auf der Ebene des Postillon zu erledigen ("Versehentlich mitmarschierender Moslem steckt 52 PEGIDA-Demonstranten mit Islam an "), spricht ja doch einiges dafür, das Phänomen genauer in den Blick zu nehmen (was ja nicht heißt, um Verständnis dafür zu werben). In der Süddeutschen Zeitung von heute findet sich dazu ein Gastbeitrag von Byung-Chul Han: Sehnsucht nach dem Feind:
Aus der lähmenden Angst, abgehängt
zu werden oder nicht mehr dazuzugehö-
ren, befreien sich Menschen, indem sie ei-
nen imaginären Feind konstruieren. Pegi-
da - "Patriotische Europäer gegen die Isla-
misierung des Abendlandes" - eröffnet ei-
nen solchen imaginären Raum, in dem die
Angst, die jeder für sich oder um sich hat,
externalisiert wird und mit einem anderen
Objekt, hier mit dem Islam, besetzt wird.
Die externalisierte Angst entlastet die See-
le. Das Objekt der Angst ist nun benenn-
und bekämpfbar, selbst wenn es im Imagi-
nären situiert ist. Vermittels des imaginä-
ren Feindes erlangen Menschen wieder
den Zutritt ins System. Über das Imaginäre
finden sie ins System zurück, von dem sie
sich abgehängt fühlen. Der Ausschluss des
imaginären Fremden befreit sie von dem
Gefühl, nicht dazuzugehören. Er erzwingt
das Gefühl der Zugehörigkeit ins System.
Auffallend für die Beteiligten ist, dass sie
schweigend marschieren. Sie formulieren
keine Ziele, stellen keine konkreten Forde-
rungen auf. Sie weigern sich zu reden. Der
Grund ist offenbar: Sie wollen sich nicht
aus dem imaginären Raum hinausdrängen
lassen. Hier hilft es wenig zu versuchen, sie
auf die Realität zurückzubringen und sie
darauf hinzuweisen, dass es in Dresden
kaum Muslime gebe, dass von der Islami-
sierung nicht die Rede sein könne. Sie ent-
ziehen sich der Realität, um ihren imaginä-
ren Raum zu schützen, der für sie befrei-
end wirkt. Sie werden daher jeden Ver-
such, sie auf den Boden der Realität zurück-
zubringen, aggressiv abwehren. Hier liegt
eine Verneinung vor, zu der nur eine Psy-
choanalyse Zugang hätte.
Die Protestierenden externalisieren ih-
re Angst, indem sie sie auf den imaginären
Feind beziehen. Hier ist wieder die Logik
des Sündenbocks am Werk. Früher waren
es die Juden, nun sind es die Muslime. Die
Geschichte Wiederholt sich. Die Politiker
schauen nur zu und begnügen sich mit
Ferndiagnosen. Oder sie schüren die
Angst, um politisch daraus Kapital zu
schlagen. Eigentlich sollten sie froh sein,
dass die Wut der Protestierenden sich
nicht gegen sie, sondern gegen den imagi-
nären Feind richtet. Pegida ist das Zerrbild
einer Gesellschaft, in der die Politik ver-
sagt hat. Menschen begeben sich ins Imagi-
näre, um sich das Gefühl zu verschaffen,
wieder in die Gesellschaft zu gehören...
... warum kein Klassenkampf mehr stattfindet. Das neoliberale Herrschaftssystem sei ganz anders strukturiert als die alten systemerhaltenden Mächte – nicht mehr repressiv, sondern seduktiv, also verführend. Dadurch sei die Unterdrückung nicht mehr so sichtbar wie in disziplinarischen Regime. Laut Han formt der Neoliberalismus aus dem unterdrückten Arbeiter einen freien Unternehmer, einen Unternehmer seiner selbst. Jeder sei heute ein selbstausbeutender Arbeiter seines eigenen Unternehmers, jeder sei Herr und Knecht in einer Person. Dadurch verwandele sich der Klassenkampf in einen inneren Kampf mit sich selbst. Und, besonders wichtig: Wer heute scheitert, beschuldigt sich selbst und schämt sich. Man problematisiere sich also selbst statt der Gesellschaft... (WISSEN BLOGGT: Vom Klassenkampf zur Selbstausbeutung)
"The world's gonna hear the roar of our engines" sagt Clint Eastwood in meiner American Pride's Tragical History Tour: His Bobness wirbt für Autos eines niederländischen Konzerns. Oder: Would You Buy A Used Car From This Man?.
Daran musste ich denken, als vorhin wieder einmal einer dieser tiefergelegten, soundmäßig auf Leopard II gepimptenAMG-Mercedes durch meine Straße fuhr. Die Pimp-Strategie der Fortbewegung bei hohem Verkehrsaufkommen in Wohngebieten: Anhalten, aufbrüllen lassen, abwarten, bis etwa 80 Meter freie Strecke vor einem sind, auf denen dann mit qualmenden Reifen und dem Sound eines angreifenden Leopard II beschleunigt werden kann, um die Energie dann in den rotlackierten Bremsbacken hinter den überdimensionierten Alufelgen in irgendeiner Senke verschwinden zu lassen. Wie der Pimp aussieht, der die Karre fährt, mag ich jetzt nicht beschreiben. Man kann sich aber vorstellen, wie der Fahrer des Fahrzeugs B- SL 6555 von vorn aussehen könnte, wenn man - s. o. - den MERCEDES SL 55 AMG 550 PS von hinten sieht, - und wo er doch sein Kennzeichen protzlärmend selbst in die Tube stellt. Drin sitzen könnte also einer wie Bushido.
Mit fällt dabei immer die Szene aus "The Game" ein, in der Michael Douglas - schon reichlich genervt von dem Spiel - durch die Stadt fährt und dann auch noch von einem Motorradfahrer überfallen wird. Seine Reaktion: Nee, jetzt auch nicht das noch! - oder so ähnlich - Und dann greift er zur Waffe, die auf dem Beifahrersitz liegt, und bläst den einfach weg. - Eine jener gemeinen Szenen, die den Zuschauer so überwaltigen, dass er sich nicht mehr von der Gewalt distanzieren kann und spontan sich mit dem so zum Killer gewordenen Opfer oder Rächer identifiziert.
Es gibt mir zu denken, dass ich mich vorhin einen Augenblick lang in die Rolle Michael Douglas' wünschte ...
Letzteres ist nicht etwa eine pubertäre Jackass-Aufgabe, sondern ein offenbar ernstgemeinter Kommentar zu einer Debatte, die ausgeblasen wurde, bevor sie überhaupt begann (bzw. wieder aufgenommen werden konnte): Tempolimit auf deutschen Autobahnen?
Ein Herr G. von der sozialdemokratischen Partei hatte dazu eine Idee (nämlich das Thema im Wahlkampf zu besetzen), die aber ein Herr S. von ebendieser nicht so gut fand; und da der ADAC die Idee auch nicht gut fand und eine nichtrepräsentative Internetumfrage unter 123 Autofahrern ergab, dass ein Temolimit nicht gut wäre, wurde wahlkampfbedingt und überhaupt von den deutschen Medien die Debatte kurzerhand für beendet erklärt und die Idee in die Tonne getreten.
Auf welchem Niveau da wortgekotzt wird, ist schon erstaunlich:
So wie die Steuererhöhungswünsche fast ausschließlich von jenen geteilt werden, die keine, kaum oder nur wenig Steuern zahlen, so finden sich unter den Freunden des Tempolimits Bahnfreunde, Entschleunigte und jener Teil des Moralestablishments, der mit seinen armseligen Kisten schon heute auf der Überholspur auf Einhaltung der Richtgeschwindigkeit driongt, auch um ungeduldigere Menschen auf das eigene, mittelmäßige Tempo einzubremsen. Genötigt wird auf deutschen Autobahnen öfter von den Lahmen als von den Rasanten ...
Auch die Besitzer von Limousinen und Sportwagen mit viel PS bevorzugen komfortable Reisegeschwindigkeiten abseits des Rennsportlichen. Der mündige Bürger entscheidet sich für maßvolle Zügigkeit, so wie er sich für Biomärkte und Passivhäuser begeistert ...
Das ist mir jetzt unangenehm. So war das nicht gemeint mit den Überlegungen zum volkswirtschaftlichen Nutzens des Schredderns von Kraftsportwagen im Beitrag unten!
Immerhin haben wir jetzt noch mehr Daten von der A7 zum aggregieren:
Zu der Rechnung unten können wir hinzufügen
die 510 PS (des Ferrari Scuderia 430),
die 300 km/h,
die 17 Schutzplankenfelder,
die (wiederum!) 130.000 € Schaden;
sodass wir jetzt folgenden Zwischenstand haben: Die (3) 153 Jahre alten Fahrer kommen mit 1.410 PS auf eine Schadenssumme von 260.000! Und das in nur 4 Tagen!
Neues von der Panzerfront gibt es auch :
1. Rüdiger Suchslands Anmerkungen zur SS-Vergangenheit von Oberinspektor Derrick (tp) mit dem schönen Titel "Du Stefan, ich hol schon mal den Panzer..." "Nein Harry, Du musst die Brücke halten":
Stephan Derrick fügt sich in die anderen von Vergangenheit und Verdrängung gezeichneten Staatsdiener des Nachkriegszeitfernsehens: Die Frontkämpfer Trimmel, Finke und Lutz, die Söhne Schimanski und Haferkamp und vor allem Herbert Keller, der einst im Berliner Bunker als Funker des Führers Dienst getan hatte und am 30.4.1945 den Tod Hitlers den Deutschen verkündete...
(Derrick)..., der vom Führer mit dem Totenkopf des SS-Panzergrenadierregiment 1 "Totenkopf" in den Kampf um den "Endsieg" geschickt wurde, und dabei wer weiß was erlebt hatte, kommandierte nun kameradschaftlich den HJ-Pimpf Harry Klein, der zuvor unter Bernhard Wicki "Die Brücke" bis zum letzten Mann verteidigt und den sinnlosen Kampf als einziger überlebt hatte. Nie sprachen die beiden die beiden über die Vergangenheit. Wissen heißt schweigen, verstehen heißt verzeihen. Ein nachkriegsdeutscher Volkssturm, ein Männerbund des Schweigens.
2. Ein „Tiger“ im Panzermuseum
Meine Lieblings-HAZ berichtet heute, dass im Deutschen Panzermuseum in Munster im Heidekreis seit dieser Woche der Kampfwagen IV deer deutschen Wehrmacht zu sehen ist. Ein bisschen unwohl ist Herrn von der Brelie schon beim Berichten, weil er die "neue Richtung" (: Sammlung der Bundeswehr erinnert an Holocaust und Zwangsarbeit) denn doch nicht so recht erkennen kann ... der erste Eindruck in den fünf Ausstellungshallen und auf dem Gelände davor wird geprägt von Panzern aus aller Welt. - 30 km von Bergen-Belsen entfernt. - Ich meine, da sollte man Harry, Herbert, Horst und Stephan einfach die Panzer zeigen, die sie sehen wollen, und nicht die Opfer deutscher Vernichtungslager instrumentalisieren, um dem Museum und der Bundeswehr einen Persilschein auszustellen: Das ist eher widerlich!*
Dann lieber ehrlich wie im Rest des Artikels über den Tiger, also das Vor-Vor-Modell des Leopard (s. u.):
Der Kampfwagen IV der deutschen Wehrmacht mit einem Gewicht von 56 Tonnen ist in Kassel gebaut und mit einer Kanone aus Krupp'scher Produktion ausgerüstet worden. Lediglich 1350 Exemplare hatten die deutschen Soldaten zur Verfügung. Und nur sechs „Tiger“ sind erhalten geblieben und in einschlägigen Museen in Russland, England, Frankreich und in den USA zu sehen. Der siebte Museumstiger wurde am Dienstag im Rahmen eines kleines Festaktes dem Deutschen Panzermuseum übergeben. Er gehört einem Privatmann, der anonym bleiben möchte, aber gut 20 Jahre dafür geopfert hat, um ihn aus Schrott wieder originalgetreu zusammenzubauen. Nach der Kesselschlacht von Falaise in der Normandie war der Panzer vermutlich von seiner Besatzung aufgegeben worden. Sein heutiger Eigentümer fand die Einzelteile vor Jahrzehnten auf einem Panzerfriedhof. Erst als der „Tiger“ seine ursprüngliche Form wiedererlangt hatte, Anfang des laufenden Jahres, wurde er dem Museum in Munster als Leihgabe angeboten. „Das ist ein Glücksfall und eine Herausforderung für uns“, sagt Direktor Raths. Jetzt komme es darauf an, den legendären Ruf des „Tigers“ distanziert zu beurteilen und den Panzer militärhistorisch korrekt zu bewerten. Die Bundeswehr, die mit ihrer „Lehrsammlung“ das Museum in Munster bereichert, ist voll des Lobes über das Verhalten des Leihgebers und den restaurierten „Wunderpanzer“.
Ja, so ist das hier: Voll des Lobes ist die Bundeswehr über das Verhalten eines bedauernswerten Menschen, der 20 Jahre seines Lebens daran verschwendet hat, aus Schrott einen Kampfwagen IV der deutschen Wehrmacht originalgetreu zusammenzubauen ... Statt dem Mann einen guten Therapeuten oder wenigstens einen schönen Lebensabend zu wünschen, wird er ob seines Opfers mit Lob vollgemacht ...
Und wieso eigentlich "Wunderpanzer"?? Was die militärhistorisch korrekte Bewertung der Kiste angeht, gibt der Artikel doch einen schönen Hinweis: Unmittelbar neben dem neuen Exponat „Tiger“ zieht ein T-34 aus russischer Produktion die Blicke auf sich.
Das ist wohl gerechtfertigt, denn eine der größten Leistungen der ruhmreichen Roten Armee - wenn ich das als Kriegsdienstsverweigerer sagen darf - war es sicherlich, unter dem Befehl von Rokossowski, Watutin und Konev mit ungefähr 5000 T-34 im Sommer 1943 am Kursker Bogen die letzte deutsche Großoffensive zurückzuschlagen und eine Gegenoffensive einzuleiten, - also die Tiger, Panther und die anderen Vorfahren des Leo2 aus dem Land zu jagen! (Unternehmen Zitadelle - wikipedia ... - i. Ü.: wer solche Texte bei wikipedia einstellt, muss ein ähnliches Problem haben wie der Tiger-Zusammenschrauber ...)
Sowjetisches Ehrenmal (Berlin-Tiergarten)
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* Wie ich neulich schon einmal bemerken musste: Zuweilen scheint es mir fast nötig zu sein, darauf hinzuweisen: Es war nicht die Bundeswehr, die Auschwitz befreit hat. Und es war nicht die Bundeswehr, die Bergen-Belsen befreit hat!
Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn - das ist der Name des lesenswerten Georg-Seeßlen-Blogs.
Da dort die Autobahn selbst nur selten vorkommt (z. B. hier: ON THE ROAD (2)), möchte ich hier dieses schöne Beispiel für das Leben auf deutschen Autobahnen, hier der A7, - resp. für einen Unfallbericht (Deutsch, Klasse 5) - beisteuern:
... Der 68-jährige Mann war in Richtung Norden unterwegs, als um 8.21 Uhr in Höhe Dreieck Drammetal das Heck seines Ferrari 360 Modena Spider ausbrach. Der Supersportwagen (400 PS) raste in die Mittelleitplanke und überschlug sich. Bei dem Unfall wurden Trümmerteile auf die Gegenfahrbahn geschleudert, was in Fahrtrichtung Süd zu einem Stau und einem schweren Folgeunfall mit mehreren Beteiligten führte.
Dabei fuhr ein 45-jähriger Mann aus Verden mit seinem Porsche Panamera Turbo (500 PS) zwischen der Mittelleitplanke und der linken Fahrspur- in den wartenden Verkehr... Bei dem Folgeunfall blieb es bei Sachschäden in Höhe von etwa 55.000 Euro. Der Ferrari mit einem vor dem Unfall aktuellen Wert von 75 000 Euro endete als Totalschaden.
Unfallberichtsmäßig finde ich die Präzision der Angaben faszinierend. Ich könnte nie auf die Minute genau sagen, wann das Heck meines Nissan Primera ausbricht! Ansonsten sind die aggregierten Daten interessant: Die 113 Jahre alten Fahrer kommen mit 900 PS auf einen Schaden von 130.000 €!
Das ergibt 0,125 PS-Lebensjahre und damit einen potentiellen Schaden von 1.040.000 € je Lebensjahr-PS. [Ich biete die Formel hiermit Versicherungsmathematikern bzw. der Bundesbank an!!] (What Data Can't Do)
Es ist - wenn wir schon bei der Mathematik sind - angesichts der demografischen Entwicklung und angesichts der Tatsache, dass der Unfall in einem der reichsten Länder der Erde sich ereignete, einigermaßen wahrscheinlich, dass nicht dauernd alte FIATs und SEATs ineienander und in die Planke brettern, wie in Griechenland und Spanien. - I. Ü.:
Die 130.000 gehen, wenn ich das richtig sehe, werkstatt- bzw. versicherungs- und also wachstumsmäßig ins BIP ein. Das ist das Schöne am Wachstum.
Andererseits: Was ist -volkswirtschaftlich betrachtet - ein (kaputter) Panamera im Vergleich zu einem exportablen Leopard 2 und was ein Modena-Spider-Totalschaden im Vergleich zu einer frischen Panzerhaubitze*?! Da hat die herrschende Leere wohl doch recht: Soviel Binnennachfrage kann gar nicht an die Planke gebrettert werden, dass sie die Exporte ersetzen könnte! Wenn ich richtig gerechnet habe, müssten 14.583 Porsche und Ferrari solcherart an die Planke gesetzt werden, um an den Deal mit dem Emirat über die Kampfpanzer und Panzerhaubitzen mit einem Gesamtvolumen von 1,89 Milliarden Euro ranzukommen!
Nochmal andererseits: Ich hatte vor langer Zeit ja schon den Audi Panzerspähwagen entdeckt (Wie das Wesen des Q7 zur Erscheinung kommt):
Ich schrieb damals: Heute im Straßenverkehr unterwegs, hatte ich in Ansicht eines Q7 die Idee, ob es nicht sinnvoller wäre, unsere ISAF-Einheiten mit eben diesen auszurüsten. Das wäre so ein Mittelding zwischen shock-and-awe und Werbung für die Überlegenheit eines westlichen Konsummodells, auch und gerade im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit (was die Grünen ins Boot holen könnte) ... Wenn nicht der örtliche Warlord und/oder Heroingroßhändler schon einen hat ... Für Katar wäre ein Panamera-Panzerspähwagen sicherlich noch attraktiver. In Dubai gibt's einen - noch unbewaffneten - Prototyp.
Der Frettchen-Cayenne ist den Herren dort wahrscheinlich zu popelig...
* Was ich - als Kriegsdienstverweigerer - nicht wusste und was mich eigentlich auch nicht interessiert: Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Mehrzweckgeschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern klar abgrenzen. Es ist ihnen daher möglich, sowohl sichtbare Ziele im direkten Richten mit Flachfeuer als auch Ziele hinter Deckungen mit indirektem Steilfeuer zu bekämpfen – was allerdings auf größere Entfernungen auch mit Feldkanonen möglich ist.
Immerhin weiß ich jetzt, dass das Militär in Katar mit Hilfe von Krauss-Maffei Wegmann sowohl sichtbare Ziele im direkten Richten mit Flachfeuer als auch Ziele hinter Deckungen mit indirektem Steilfeuer bekämpfen kann.
... So kommt man von der A7 in Höhe Dreieck Drammetal ins Flach- oder Steilfeuer in Katar:
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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