Dylans Biographie revisited
Günter Amendt rezensiert im Freitag "I´m not there" (und zeigt dabei auch, was Filmkritik leisten kann/muss .... siehe einen weiter unten!):...
Haynes´ Film wäre wohl schon bald von der Bildfläche verschwunden, hätte er nicht Cate Blanchett als Jude Quinn einen großen Auftritt verschafft, der ihr bereits diverse Preise und eine Oscar-Nominierung eingebracht hat.
Blanchett spielt den hypernervösen, von Amphetaminen getriebenen und vom Starruhm gestressten Dylan der Jahre 1965 und 1966. Die optische, gestische und mimische Ähnlichkeit mit dem Original ist verblüffend. Die Episode ist inszeniert als Remake von D.ÊA. Pennebakers Don´t Look Back unter Einbeziehung von Murray Lerners Newport-Material, das in einer 80-Minuten-Fassung erst vor Kurzem unter dem Titel The Other Side Of The Mirror veröffentlicht wurde. Auch Martin Scorseses No Direction Home wurde als Vorlage benutzt. Doch was soll das? Welchen Sinn macht es, eine bereits inszenierte Realität noch einmal zu inszenieren, wenn am Ende nicht mehr herauskommt als eine Verdoppelung ohne Erkenntnisgewinn und ästhetischen Mehrwert? Die in Schwarzweiß gehaltenen Szenen verlieren schnell ihren Reiz und kippen ins Komische. Auch die Auftritte des Allen-Ginsberg-Doubles und die Szene, in der sich das Albert-Grossman-Double und das Pete-Seeger-Double hinter der Bühne prügeln sind nur komisch. Reines Laientheater. Und je länger man Blanchett bei der Vorführung ihrer Kunstfertigkeit zuschaut, desto mehr beschleicht einen das Gefühl, in eine kinematografische Karaoke-Show geraten zu sein. Es muss ein Film, wie der von Todd Haynes gewesen sein, der Adorno zu dem Aphorismus veranlasst hat: Am Film stören mich nur die Bilder.
Gotenhafen revisited - ein Seelischer Stunt
Die „Gustloff“ – das war ein Sehnsuchtsort für Tausende. „Gustloff“ hieß: Die letzte Chance auf Rettung. Ein großer Film hätte das werden können. Doch Regisseur Joseph Vilsmaier, sonst ausgewiesener Fachmann für die Kriegszeit – von „Rama Dama“ (1991) bis zu „Stalingrad“ (1993) und „Der letzte Zug“ (2006) –, lässt die Chance aus, das Schiff als mystischen Ort zu inszenieren, als Ziel von verzweifelten Hoffnungen. Es liegt einfach im Hafen, von der ersten Filmminute an. Schiff als mystischer Ort kommt gut, einfach im Hafen liegen ist doof = Filmkritik. Seinerzeit also schrieb ich:
Gerade bricht die Gräfin auf dem Eis ein (Tabu) und ich denk noch, Ferch spielt den Kapitän der Wilhelm Gustloff, da wird schon wieder endlich ein Tabu gebrochen und
Valerie Niehaus spielt die Marinehelferin Erika Galetschky, Kai Wiesinger den „Gustloff“-Kapitän Hellmut Kehding. (HAZ, 04.04.07)

Und Herr Grimm von der HAZ wird langsam zum Lordsiegelbewahrer des neudeutschen Tabubruchs (oder auch zum Herrn der Minen*):
„Flucht und Vertreibung“ (so der von der ARD ursprünglich geplante Titel) – das ist politisch vermintes Gelände, noch immer. ... (Grimm in der HAZ am 28.02.07)
Jahrzehntelang war das Drama nicht nur „politisch brisant“, wie ZDF-Redakteur Klaus Bassiner sagt. Es war politisch vermint. (Grimm in der HAZ am 04.04.07)

(Langsam schwant mir auch, wer die Minenleger gewesen sein müssen: Wenn Wisbar Nacht fiel über Gotenhafen 1959 drehen und 1960 aufführen konnte, muss das ja in den 60ern passiert sein ... Und seitdem war alles tabuisiert, was deutsches Leid thematisieren wollte: Keine Flakhelfer-Kurzgeschichten von Böll, keine Borchert-Schmonzetten in deutschen Lesebüchern mehr!?** - Nur gut, dass die Vertriebenenverbände über all die Jahre gerettet werden konnten!)
Nun weiß Grimm aber ganz viel über das Projekt, u.a. dass Heinz Schön, der live dabei war und schon Wisbar beraten hat (seitdem gilt der heute 81-Jährige als „Lordsiegelbewahrer der ,Gustloff‘-Geschichte“...), auch diesmal wieder - den Drehbuchautor Rainer Berg - inspirierend tätig war:
„Wir haben viele Tage und Nächte zusammengesessen“, sagt Berg. Die „Gustloff“ sei „der Untergang eines Traumschiffes als Sinnbild für den Untergang des Dritten Reiches“.
Wollen wir an diesen Satz mal ran? Da hat offenbar der alte KdF-Siegelbewahrer dem Berg so zugesetzt, dass ihm Satzbau und alle Metaphern verrutscht sind. Oder- fast wahrscheinlicher - die Tabubrecher denken so:
Einen der Kapitäne, Hellmut Kehding, spielt Wiesinger. „Das ist schon sehr starker Tobak“, sagt der 40-jährige Hannoveraner. „Es gibt Rollen, die spielen sich von alleine. Das ist hier anders.“ „Meine Großmutter hat sich mit meiner Mutter im Arm aus einem unter Beschuss stehenden Zug in den Wald gerettet“, erzählt Valerie Niehaus. „Wir alle haben diese Geschichten in unseren Seelen. Und wir dürfen und müssen uns damit beschäftigen.“ Ein „seelischer Stunt“ sei dieser Film. „Hier geht es um Herz und Mut.“
Stunt kommt aus dem Englischen und heißt soviel wie „besonders geschicktes oder gewagtes Kunststück“. Das Wort ist jedoch schon sehr eingedeutscht und wird vorrangig im Bezug auf Filmaufnahmen verwendet, bei denen die gefährlichen Szenen, die den Stars nicht zugemutet werden sollen, durch Stuntmen oder Stuntwomen erledigt werden.
Es gibt viele verschiedene Arten von Stunts. Die häufigsten sind:
* Stürze, z. B. von Treppen oder Gebäuden
* Sprünge z. B. aus Fenstern
* Inszenierte Kämpfe, auch mit (Schuss-) Waffen...
* Stunts mit Fahrzeugen z. B. Unfälle, Trickfahren
Die Stuntfirmen bieten meist komplette Leistungen an, als sogenannte 2nd Unit (Second Unit).
Seelischer Stunt, Herz und Mut ... so redet sie und so glotzt sie auch, die deutsche Marinehelferin von der Second Unit der Ufa ("inspiring people")
Nachträge:
* Bei "Minen" fällt mir immer Boris Vians "Die Ameisen" ein:
Ich stehe immer noch auf der Mine. Heute morgen sind wir auf Patrouille gegangen, und wie immer ging ich als letzter, sie sind alle daran vorbei gelaufen, aber ich habe das Klicken unter meinem Fuß gehört und bin sofort stehengeblieben. Die Dinger gehen erst los, wenn man seinen Fuß wegnimmt. Ich habe den anderen zugeworfen, was ich einstecken hatte und habe ihnen gesagt, sie sollen weggehen. Ich bin ganz allein. Ich soll warten, bis sie wiederkommen, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollen nicht wiederkommen, und ich könnte versuchen, mich flach auf den Bauch zu werfen, aber ich habe Angst, dann vielleicht ohne Beine leben zu müssen. Ich habe nur mein Notizbuch und den Bleistift behalten. Ich werde sie wegwerfen, bevor ich mich auf das andere Bein stelle, und das muß ich, weil ich den Krieg satt habe und weil mir die Ameisen kommen.
[frz: j' ai les fourmilles = mir schläft (hier: das Bein) ein]
Vian verdient eine eigene Würdigung - hier erstmal dieser Hinweis und der Anfang der Geschichte. Ich kann das nicht genau rekonstruieren, aber vermutlich ist diese Geschichte der eigentliche Auslöser für meine Kriegsdienstverweigerung gewesen. Kennen gelernt habe ich Vian durch Werner Rosenthal, den Vater eines Freundes, der ein großer Kafka-Verehrer war und daher den Wagenbach-Verlag gut kannte; - in den 60er Jahren in Schule und Medien eher ein Tabu, Herr Grimm! Vian ist wohl auch ein gutes Beispiel dafür, dass Krieg literarisch anders zu verarbeiten ist als in deutscher Larmoyanz. Aber vielleicht braucht man dafür auch die Gnade der nicht-deutschen Geburt ...
** Jan Philipp Reemstma hat in einem bemerkenswerten Aufsatz (in einem bemerkenswerten Heft : Mittelweg 36 zum Thema "Aspekte der Nachkriegsliteratur", 1992) am Beispiel von Borcherts "Draußen vor der Tür" die adoleszente Geschwätzigkeit und den Kitsch der deutschen Nachkriegsliteratur nachgewiesen. Hier ein Auszug.
NadelUndHirn weist auf einen interessanten Text hin:
Chotjewitz, Peter O.: Mord als Katharsis, in: Kreuzer, Helmut [Hg.]: Emil Ludwig und Peter O. Chotjewitz: Der Mord in Davos. Texte zum Attentatsfall David Frankfurter, Wilhelm Gustloff, Herbstein 1986, S. 119-209.
Rolf Lyssy hatte schon 1974 in «Konfrontation» anhand von Gerichtsakten den Fall rekonstruiert, der 1936 weit über die Schweizer Grenze hinaus Aufmerksamkeit erregte. Der Rabbinersohn David Frankfurter, der sein in Deutschland begonnenes Medizinstudium an der Universität Bern weiterführt, ist bestürzt über die nationalsozialistische Judenverfolgung. Um ein Zeichen zu setzen, erschiesst er am 4. Februar 1936 in Davos den Leiter der Landesgruppe Schweiz der NSDAP, Wilhelm Gustloff. Der Prozess in Chur findet unter starkem Druck aus Deutschland statt. Latenter Antisemitismus durchzieht die Verhandlungen, das Gericht lässt weder politische noch psychologische Motive gelten und verurteilt Frankfurter zu 18 Jahren Zuchthaus und anschliessender Landesverweisung. 1945 erfolgt die Begnadigung, danach wandert Frankfurter nach Israel aus, wo er am Schluss des Films interviewt wird. Er bereut nichts.
Traumschiff in GotenhafenBei Gotenhafen fällt mir ein, dass Robert Harris in "Vaterland" eine Karte des Großdeutschen Reiches in den Grenzen von 1964 hat (... sollten doch die Krim Gotenland und Sewastopol Theoderichshafen heißen... Das war schon so fertig wie die Nummernschilder der DDR-Kreise sofort nach dem Beitritt!)
Harris hatte die geniale Idee, die Geschichte 1942 anzuhalten und ihr eine andere Wendung zu geben, derzufolge die deutsche Wehrmacht nicht in Stalingrad steckenblieb, sondern bis in den Kaukasus und den Ural weitermarschierte. Dort allerdings wird sie in einen aufreibenden, von den Amerikanern unterstützten Partisanenkampf verwickelt. Die europäischen Länder haben längst ihre Souveränität verloren, und was heute als europäische Idee in langwierigen Verhandlungen nur zäh vorankommt, hat Deutschland unter seiner Vormachtstellung schon längst verwirklicht.
Im gesamten Reich ist Deutsch Unterrichtssprache, die Reichsmark ist die Einheitswährung und der Volkswagen das Auto für den kleinen Mann. Das Europaparlament hat seinen Sitz in Berlin, wo Albert Speer seine gigantischen Pläne verwirklicht hat und sich das Empire State Building wie Spielzeug ausnimmt. Der St. Peters-Dom, wird dem staunenden Touristen erzählt, paßt sechzehn Mal in den Dom von Speers Großer Halle. (hier weiter zu dem Roman und der Geschichte seiner (fast nicht) Veröffentlichung)Nachtrag zu der Karte:
Interessant, dass sie den Balkan fast so abbildet, wie er (jedenfalls was Serbien angeht) bald aussieht!
Was die Öffentlich-Rechtlichen so anbieten:
Reich bebilderte Informationen zur Wilhelm Gustloff und ihrer letzten Reise und ihren Passagieren auf den Seiten von Radio Bremen
Nützliches Wissen III - Geld II
Hätten die Experten der internationalen Finanzwelt im Juni 2002 den Beitrag des KONKRET-Chefanalysten Stefan Frank gelesen, stünden sie jetzt vielleicht nicht da wie die Kuh, wenn's donnert.
"Amy Wong ist geschockt. Ihr Blick ruht auf der höchsten Kreditkartenabrechnung seit Monaten. "Ich weiß nicht, woran es liegt", stöhnt sie und blickt wieder verstört auf das Blatt. Amerikas Ökonomen freuen sich insgeheim über solche Probleme. Das Vertrauen der amerikanischen Verbraucher in ihre Wirtschaft ist zurückgekehrt"."Handelsblatt", April 2002
"The fundamental business of the country, that is, production and distribution of commodities, is on a sound and prosperous basis".
US-Präsident Herbert Hoover, Oktober 1929
Eine Rezession erkennt man daran, daß der Aufschwung sich ankündigt. Kündigt er sich sehr häufig an, ist es eine sehr schwere Rezession. Weil dann alle deprimiert sind, spricht man auch von einer Depression.
Ein Patient, dem der Arzt sagt, er brauche sich keine Sorgen zu machen, sollte fragen: "Ist es wirklich so ernst?" Doch wenn der Patient unter dem narkotisierenden Einfluß der Wirtschaftspresse steht, fragt er das nicht mehr. "U.S. economy roars ahead at 5,8 % rate." Diese Botschaft stand kürzlich in großen Buchstaben auf der Titelseite einer amerikanischen Tageszeitung. "Roars" klingt wie das Motorengeräusch eines großen Autos, und 5,8 Prozent sind sehr viel.
Käme es in den USA zu einer Depression, wären darüber alle so traurig, daß es in Deutschland gleich auch eine gäbe, vielleicht käme sie sogar bis nach Hannover. Deshalb ist es wichtig, daß "wir alle aufpassen" (Gerhard Schröder) und das verhindern.
Depressionen in den USA bekämpft man am besten, indem man das Borgen von Geld erleichtert. Dr. Greenspan senkt die Zinsen dann in geraden Monaten um 0,25, in ungeraden um 0,5 Prozentpunkte, oder aber je nach Wetter. Für die, denen das noch zu wenig ist, vergißt er dabei nie anzukündigen, daß sie durchaus noch weiter ermäßigt werden können. Im letzten Jahr fielen die Leitzinsen um insgesamt 4,75 Prozentpunkte. Als sie das letzte Mal so niedrig waren, war Kennedy noch nicht tot.
Niedrige Zinsen führen dazu, daß Amerikaner anfangen, Häuser zu kaufen. Deshalb stiegen die Immobilienpreise im vergangenen Jahr um durchschnittlich 5 bis 10 Prozent, in Kalifornien sogar um über 20 Prozent, obwohl dort im Sommer immer der Strom ausfällt. In diesem Jahr werden wohl 6 Millionen Immobilien ihren Besitzer wechseln. Häuser kaufen kann jeder. Dafür gibt es Baufinanzierer: "Bay Area Lending: No verification of your stated income. No verification of your stated assets. First mortgages, no limit." Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten! No limit! Um 10 Prozent auf 5,4 Billionen Dollar stieg die Hypothekenschuld der privaten Haushalte im vergangenen Jahr. Damit konnte die Unternehmensverschuldung (5 Billionen Dollar) knapp überflügelt werden.
[...]
Ich sag's doch immer: Jeder (Bank-) Vorstand sollte sich einen guten marxistischen Ökonomen halten ...
Nützliches Wissen II - Geld
Des Geld, indem es die Eigenschaft besitzt, alles zu kaufen, indem es die Eigenschaft besitzt, alle Gegenstände sich anzueignen, ist also der Gegenstand im eminenten Besitz. Die Universalität seiner Eigenschaft ist die Allmacht seines Wesens; es gilt daher als allmächtiges Wesen … Das Geld ist der Kuppler zwischen dem Bedürfnis und dem Gegenstand, zwischen dem Leben und dem Lebensmittel des Menschen. Was mir aber mein Leben vermittelt, das vermittelt mir auch das Dasein der andren Menschen für mich. Das ist für mich der andre Mensch.
"Was Henker! Freilich Händ’ und Füße
Und Kopf und Hintre, die sind dein!
Doch alles, was ich frisch genieße,
Ist des drum weniger mein?
Wenn ich sechs Hengste zahlen kann
Sind ihre Kräfte nicht die meine?
Ich renne zu und bin ein rechter Mann
Als hätt’ ich vierundzwanzig Beine."
Goethe, Faust (Mephisto) [33]
Shakespeare im Timon von Athen:
"Gold? Kostbar, flimmernd, rotes Gold? Nein, Götter!
Nicht eitel ficht’ ich.
So viel hievon macht schwarz weiß, häßlich schön;
Schlecht gut, alt jung, feig tapfer, niedrig edel.
Dies lockt … den Priester vom Altar;
Reißt Halbgenesnen weg das Schlumrnerkissen:
<564>Ja, dieser rote Sklave lost und bindet
Geweihte Bande; segnet den Verfluchten;
Er macht den Aussatz lieblich, ehrt den Dieb
Und gibt ihm Rang, gebeugtes Knie und Einfluß
Im Rat der Senatoren; dieser führt
Der überjähr’gen Witwe Freier zu;
Sie, von Spital und Wunden giftig eiternd,
Mit Ekel fortgeschickt, verjüngt balsamisch
Zu Maienjugend dies. Verdammt Metall,
Gemeine Hure du der Menschen, die
Die Völker tört"
Und weiter unten:
"Du süßer Königsmörder, edle Scheidung
Des Sohns und Vaters! glänzender Besudler
Von Hymens reinstem Lager! tapfrer Mars!
Du ewig blüh’nder, zartgeliebter Freier,
Des roter Schein den heil’gen Schnee zerschmelzt
Auf Dianas reinem Schoß! sichtbare Gottheit,
Die du Unmöglichkeiten eng verbrüderst,
Zum Kuß sie zwingst! du sprichst in jeder Sprache,
||XLII| Zu jedem Zweck! o du, der Herzen Prüfstein!
Denk, es empört dein Sklave sich, der Mensch!
Vernichte deine Kraft sie all verwirrend,
Daß Tieren wird die Herrschaft dieser Welt!" [34]
Shakespeare schildert das Wesen des Geldes trefflich. Um ihn zu verstehn, beginnen wir zunächst mit der Auslegung der goethischen Stelle.
Was durch das Geld für mich ist, was ich zahlen, d. h., was das Geld kaufen kann, das bin ich, der Besitzer des Geldes selbst. So groß die Kraft des Geldes, so groß ist meine Kraft. Die Eigenschaften des Geldes sind meine – seines Besitzers – Eigenschaften und Wesenskräfte. Das, was ich bin und vermag, ist also keineswegs durch meine Individualität bestimmt. Ich bin häßlich, aber ich kann mir die schönste Frau kaufen. Also bin ich nicht häßlich, denn die Wirkung der Häßlichkeit, ihre abschreckende Kraft ist durch das Geld vernichtet. Ich – meiner Individualität nach – bin lahm, aber das Geld verschafft mir 24 Füße; ich bin also nicht lahm; ich bin ein schlechter, unehrlicher, gewissenloser, geistloser Mensch, aber das Geld ist geehrt, also auch sein Besitzer. Das Geld ist das höchste Gut, also ist sein Besitzer gut, das Geld überhebt mich überdem der Mühe, unehrlich zu sein; ich werde also als ehrlich präsumiert; ich bin geistlos, aber das Geld ist der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein? Zudem <565>kann er sich die geistreichen Leute kaufen, und wer die Macht über die Geistreichen hat [1*], ist der nicht geistreicher als der Geistreiche? Ich, der durch das Geld alles, wonach ein menschliches Herz sich sehnt, vermag, besitze ich nicht alle menschlichen Vermögen? Verwandelt also mein Geld nicht alle meine Unvermögen in ihr Gegenteil?
Wenn das Geld das Band ist, das mich an das menschliche Leben, das mir die Gesellschaft, das mich mit der Natur und den Menschen verbindet, ist das Geld nicht das Band aller Bande? Kann es nicht alle Bande lösen und binden? Ist es darum nicht auch das allgemeine Scheidungsmittel? Es ist die wahre Scheidemünze, wie das wahre Bindungsmittel, die […] [2*] chemische Kraft der Gesellschaft.
Shakespeare hebt an dem Geld besonders 2 Eigenschaften heraus:
1. Es ist die sichtbare Gottheit, die Verwandlung aller menschlichen und natürlichen Eigenschaften in ihr Gegenteil, die allgemeine Verwechslung und Verkehrung der Dinge; es verbrüdert Unmöglichkeiten;
2. Es ist die allgemeine Hure, der allgemeine Kuppler der Menschen und Völker.
Die Verkehrung und Verwechslung aller menschlichen und natürlichen Qualitäten, die Verbrüderung der Unmöglichkeiten – die göttliche Kraft –des Geldes liegt in seinem Wesen als dem entfremdeten, entäußernden und sich veräußernden Gattungswesen der Menschen. Es ist das entäußerte Vermögen der Menschheit.
Was ich qua Mensch nicht vermag, was also alle meine individuellen Wesenskräfte nicht vermögen, das vermag ich durch das Geld. Das Geld macht also jede dieser Wesenskräfte zu etwas, was sie an sich nicht ist, d. h. zu ihrem Gegenteil.
Wenn ich mich nach einer Speise sehne oder den Postwagen brauchen will, weil ich nicht stark genug bin, den Weg zu Fuß zu machen, so verschafft mir das Geld die Speise und den Postwagen, d.h., es verwandelt meine Wünsche aus Wesen der Vorstellung, es übersetzt sie aus ihrem gedachten, vorgestellten, gewollten Dasein in ihr sinnliches, wirkliches Dasein, aus der Vorstellung in das Leben, aus dem vorgestellten Sein in das wirkliche Sein. Als diese Vermittlung ist das [Geld] die wahrhaft schöpferische Kraft.
Die demande [3*] existiert wohl auch für den, der kein Geld hat, aber seine demande ist ein bloßes Wesen der Vorstellung, das auf mich, auf den 3ten, <566>auf die [anderen] ||XLIII| keine Wirkung, keine Existenz hat, also für mich selbst unwirklich, gegenstandlos bleibt. Der Unterschied der effektiven, auf das Geld basierten und der effektlosen, auf mein Bedürfnis, meine Leidenschaft, meinen Wunsch etc. basierten demande ist der Unterschied zwischen Sein und Denken, zwischen der bloßen in mir existierenden Vorstellung und der Vorstellung, wie sie als wirklicher Gegenstand außer mir für mich ist.
Ich, wenn ich kein Geld zum Reisen habe, habe kein Bedürfnis, d.h. kein wirkliches und sich verwirklichendes Bedürfnis zum Reisen. Ich, wenn ich Beruf zum Studieren, aber kein Geld dazu habe, habe keinen Beruf zum Studieren, d.h. keinen wirksamen, keinen wahren Beruf. Dagegen ich, wenn ich wirklich keinen Beruf zum Studieren habe, aber den Willen und das Geld, habe einen wirksamen Beruf dazu. Das Geld – als das äußere, nicht aus dem Menschen als Menschen und nicht von der menschlichen Gesellschaft als Gesellschaft herkommende allgemeine – Mittel und Vermögen, die Vorstellung in die Wirklichkeit und die Wirklichkeit zu einer bloßen Vorstellung zu machen, verwandelt ebensosehr die wirklichen menschlichen und natürlichen Wesenskräfte in bloß abstrakte Vorstellungen und darum Unvollkommenheiten, qualvolle Hirngespinste, wie es andrerseits die wirklichen Unvollkommenheiten und Hirngespinste, die wirklich ohnmächtigen, nur in der Einbildung des Individuums existierenden Wesenskräfte desselben zu wirklichen Wesenskräften und Vermögen verwandelt. Schon dieser Bestimmung nach ist es also schon die allgemeine Verkehrung der Individualitäten, die sie in ihr Gegenteil umkehrt und ihren Eigenschaften widersprechende Eigenschaften beilegt.
Als diese verkehrende Macht erscheint es dann auch gegen das Individuum und gegen die gesellschaftlichen etc. Bande, die für sich Wesen zu sein behaupten. Es verwandelt die Treue in Untreue, die Liebe in Haß, den Haß in Liebe, die Tugend in Laster, das Laster in Tugend, den Knecht in den Herrn, den Herrn in den Knecht, den Blödsinn in Verstand, den Verstand in Blödsinn.
Da das Geld als der existierende und sich betätigende Begriff des Wertes alle Dinge verwechselt, vertauscht, so ist es die allgemeine Verwechslung und Vertauschung aller Dinge, also die verkehrte Welt, die Verwechslung und Vertauschung aller natürlichen und menschlichen Qualitäten.
Wer die Tapferkeit kaufen kann, der ist tapfer, wenn er auch feig ist. Da das Geld nicht gegen eine bestimmte Qualität, gegen ein bestimmtes Ding, menschliche Wesenskräfte, sondern gegen die ganze menschliche und <567>natürliche gegenständliche Welt sich austauscht, so tauscht es also – vom Standpunkt seines Besitzers angesehn – jede Eigenschaft gegen jede – auch ihr widersprechende Eigenschaft und Gegenstand – aus; es ist die Verbrüderung der Unmöglichkeiten, es zwingt das sich Widersprechende zum Kuß.
Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zur Welt als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die Kunst genießen willst, mußt du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du Einfluß auf andre Menschen ausüben willst, mußt du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein. Jedes deiner Verhältnisse zum Menschen – und zu der Natur – muß eine bestimmte, dem Gegenstand deines Willens entsprechende Äußrung deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, d. h., wenn dein Lieben als Lieben nicht die Gegenliebe produziert, wenn du durch deine Lebensäußrung als liebender Mensch dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist deine Liebe ohnmächtig, ein Unglück. |XLIII|| Ökonomisch-philosophische Manuskripte


Eine der schönsten Passagen in seinem Werk ... Man bedenke:
Jedes deiner Verhältnisse zum Menschen – und zu der Natur – muß eine bestimmte, dem Gegenstand deines Willens entsprechende Äußrung deines wirklichen individuellen Lebens sein. - und frage nach den Bedingungen, unter denen wirklich individuelles Leben in diesem Sinne denkbar ist ...
Im Sinne der Verbreitung nützlichen Wissens hier nochmal der Hinweis auf die OnlineMEW.
Oder auch hier nochmal ...
Update 2010:
dctp.tv: Philosophie des Geldes
Das Bürgertum zerfällt
Auch die Landtagswahlen des Jahres 2008 sind von dem Zerfall des Bürgertums geprägt. In Hessen, Niedersachsen und Hamburg fiel die Distanz zur „bürgerlichen“ CDU in keiner anderen Gruppe derart signifikant groß aus wie bei den Wählern mit Abitur und Hochschulabschluss, vor allem bei solchen weiblichen Geschlechts. Da es sich hier um wesentliche Fermente der Wissensgesellschaft handelt, ist diese Entwicklung für die CDU sehr gefährlich...
Nicht zuletzt deshalb scheint das altbürgerliche Lager aus CDU/CSU und FDP seit einiger Zeit und auf mittlere Sicht - trotz einer leicht besseren Resonanz in der Generation der in den siebziger Jahren Geborenen - auf der nationalen Ebene strukturell mehrheitsunfähig zu sein. Darin mag es begründet sein, dass die Themen dieser Monate nicht aus dem Erzählungsrepertoire der Unionsparteien stammen.
Die Republik diskutiert über den Mindestlohn und die Verlängerung des Arbeitslosengeldes für die Älteren, wettert über die Schere bei den Einkommen, zu hohe Gehälter für Manager und deren Steuerhinterziehung. Ein bürgerlicher Diskurs ist das nicht. Und es fällt schon ins Auge, wie wenig Bundeskanzlerin Merkel, die noch vor vier Jahren mit dem Anspruch durch das Land zog, Werte und Einstellungen prägen zu wollen, in der Lage ist, einer genuin christlich-demokratischen Interpretation des gesellschaftlichen Handlungsbedarfs den Weg zu bahnen. Doch wozu braucht man dann die CDU? Die Antwort kann gewiss nicht allein koalitionspolitisch ausfallen.
Professor Dr. Franz Walter lehrt Politikwissenschaft an der Universität Göttingen, hier via faz.net
- eine der intelligenteren Analysen des status praesens des bundesrepublikanischen Parteiensystems! Lesenswert!
Archäologie XV

Ein schönes Foto von Iggy Pop and David Bowie (keine Pose, keine Selbst-/Inszenierung) - via if charlie parker ...'s series: They Were Collaborators. Daraus auch dies:
Terry Gilliam, Neil Innes, Eric Idle and Terry Jones:

Nachtrag: Auf der wunderbaren Seite von tom sutpen, stephen cooke, richard gibson and kimberly lindbergs findet sich einleitend the quote (the quote I always forgot to quote):
"And, of course, that is what all of this is - all of this: the one song, ever changing, ever reincarnated, that speaks somehow from and to and for that which is ineffable within us and without us, that is both prayer and deliverance, folly and wisdom, that inspires us to dance or smile or simply to go on, senselessly, incomprehensibly, beatifically, in the face of mortality and the truth that our lives are more ill-writ, ill-rhymed and fleeting than any song, except perhaps those songs - that song, endlesly reincarnated - born of that truth, be it the moon and June of that truth, or the wordless blue moan, or the rotgut or the elegant poetry of it. That nameless black-hulled ship of Ulysses, that long black train, that Terraplane, that mystery train, that Rocket '88', that Buick 6 - same journey, same miracle, same end and endlessness."
-- Nick Tosches, Where Dead Voices Gather
Ergänzung später März:

Archäologie XIV

The Present Day Composer #56
Réver un impossible rêve
Porter le chagrin des départs
Brûler d'une possible fièvre
Partir où personne ne part
Aimer jusqu'à la déchirure
Aimer, même trop, même mal,
Tenter, sans force et sans armure,
D'atteindre l'inaccessible étoile
Telle est ma quête,
Suivre l'étoile
Peu m'importent mes chances
Peu m'importe le temps
Ou ma désespérance
Et puis lutter toujours
Sans questions ni repos
Se damner
Pour l'or d'un mot d'amour
Je ne sais si je serai ce héros
Mais mon coeur serait tranquille
Et les villes s'éclabousseraient de bleu
Parce qu'un malheureux
Brûle encore, bien qu'ayant tout brûlé
Brûle encore, même trop, même mal
Pour atteindre à s'en écarteler
Pour atteindre l'inaccessible étoile.
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Oder "Amsterdam" by Bowie, Cale and Scott Walker
The FineArt of Playing the Guitar - & Bass! (VII)
Tal Wilkenfeld Home
Und hier die wunderschöne Version des Meisters von A Day In The Life
Botschaft des Comandante en Jefe

„Es ist meine tiefste Überzeugung, dass die Antworten auf die heutigen Probleme der kubanischen Gesellschaft, die ein durchschnittliches Bildungsniveau von 12 Schuljahren, knapp eine Million Hochschulabgänger und die reale Studienmöglichkeit für alle seine Bürger ohne jegliche Diskriminierung aufweist, mehr Antwortvarianten für jedes konkrete Problem benötigen, als die auf einem Schachbrett enthaltenen. Kein einzelnes Detail kann unberücksichtigt bleiben und es ist kein leichter Weg, wenn die Intelligenz des menschlichen Wesens in einer revolutionären Gesellschaft über seine Instinkte herrschen soll.“
„Es ist meine elementare Pflicht, mich nicht an Ämter zu klammern, und erst recht nicht den Weg für jüngere Menschen zu versperren, sondern Erfahrungen und Ideen beizutragen, dessen bescheidener Wert aus dem außerordentlichen Zeitabschnitt stammen, der meinem Leben entsprach.“
Der vollständige Text hier.

Der Springerpresse fiel zur Ankündigung Fidel Castros, von allem Ämtern zurückzutreten, keine sachlichere Schlagzeile ein als "Der brutale Mann aus Kuba" (Welt, 20.2.2008). In KONKRET 08/2006 wagte Sarah Wagenknecht bereits vor Castros Erkrankung ganz nüchtern einen Ausblick auf die Post-Castro-Ära (KONKRET 08/2006).
Aktuell * Hugo Velarde: Erbe eines Mythos - Wollte die kubanische Revolution eine Zukunft haben, müsste sie sich von ihren sakralen Elementen befreien
Propaganda - jetzt: Wahrnehmungsmanagement
Nicht dass ich Frau Wegner und ihre Einlassungen mag, aber wie die Hinrichtung inszeniert wird, ist schon interessant. Man schaue sich den Panorama-Spot genauer an:
... oder wie man von Zumwinkel zum roten Winkel kommt...
Billig ... - in jeder Hinsicht ...
Eine klare Analyse von Georg Fülberth in Konkret 3/08:
Neues Deutschland? - Was die Wahlerfolge der Linkspartei bewirken.
Update:
Wahrnehmungsmanagement bei Nemeticos Politblog
via Opablog
The FineArt of Playing the Guitar (VI)
'Irish Tour '74' was taken from several live concerts all over Ireland in 1974. Rory and Co. played in Belfast, Dublin and Cork. (Back On My) Stomping Ground was taken from a jam session recorded during the tour on the Lane Mobile Unit.

Taste it: <a href="">
Blister On The Moon
Bonus Track:
Cuby & The Blizzards - Live 1968
Wirklichkeit
... das Typische an einer paranoiden Störung: Ungereimtheiten ... Sie haken nach ... und irgendwann wird die Wirklichkeit zu einer einzigen Bedrohung ...
Was, wenn die Wirklichkeit eine einzige Bedrohung wäre .../ ist ...?
(Ratten-) Hirnforschung stellt Kinderpsychologie auf den Kopf (?!)
Angst wird von ganz kleinen Kindern höchstwahrscheinlich ganz anders im Gedächtnis abgespeichert als von älteren - aber überraschenderweise auch ganz anders, als sich die Kinderpsychologie das bisher vorstellte. Dies legte eine Studie nahe,
die in der aktuellen Ausgabe des Journal of Neuroscience veröffentlicht wird.
in Sidney, Jee Hyun Kim und Rick Richardson, testeten das Verhalten von Razten, denen zunächst beigebracht wurde, dass einem bestimmtes Geräusch ein "milder Schock" auf dem Fuß folgte. Später
hörten sie nur das Geräusch, ohne Folgen. Dabei verlernten
sie die Angst wieder.
Das Auslöschen von Gedächnisinhalten, die mit der erlernten Angst verknüpft werden, wird einer bestimmten Gehirnregion zugewiesen, der Amygdala (Mandelkern).
In einer weiteren Runde wurde den Ratten erneut Angst gelehrt, dem Geräusch folgte wieder ein Schock. Danach sollten die Ratten die Angst wieder verlernen. Die beiden Forscher Jee Hyun Kim und Rick Richardson betäubten diesmal aber die Amygdala der Ratten. Es stellte sich heraus, dass nur die mindestens 23 Tage alten Ratten dazu imstande waren, ihre Furcht zu vergessen. Die jüngeren Ratten konnten ihre Angst nur mithilfe des Mandelkerns verlernen.
Kim und Richardson folgerten, dass der Prozess der Angstbewältigung ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr von
der Amygdala, sondern von anderen Mechanismen übernommen wird. Im Gegensatz zur bisher in der Kinderpsychologie herrschenden Meinung heisst dies aber nicht, dass Ängste von kleinen Kindern zu
hartnäckigen Traumatisierungen führen müssen, weil der
Löschvorgang über die Amygdala nach Ansicht der beiden
Wissenschaftler im Gegensatz zu dem über die später erlernten
Mechanismen bei den Ratten "vollständiger" zu sein schien.
08.02.2008

Was macht denn der Onkel da?
Ich fänd ja besser:
Kinderpsychologe stellt Hirnforscher auf den Kopf
An dem Text ist dreierlei bemerkenswert:
1. Entweder ist das Forschungsergebnis windig oder die Zusammenfassung schlecht:
2. Der Hypothese/Vermutung ("höchstwahrscheinlich") liegt die Annahme einer Vergleichbarkeit neuronaler Prozesse zwischen Ratten und Menschen zugrunde, oder ?
3. Die Schlussfolgerung, Ängste von kleinen Kindern müssten nicht zu ... Traumatisierungen führen, weil der Löschvorgang über die Amygdala nach Ansicht der beiden Wissenschaftler ... bei den Ratten vollständiger zu sein schien..., ist so zwingend, dass man gefahrlos gleich anfangen kann, "ganz kleine Kinder" (auch ein schöner Begriff im wissenschaftsjournalismus) zu treten.
Vermutlich ist ja schon das doofe Konditionierungsmodell völlig untauglich, die Entstehung von Angst beim Menschen zu erforschen, - un d vermutlich unterschätzt es auch die Psyche der Ratte! Andererseits: Wenn ich "Hirnforschung" lese, kriege ich neuerdings immer Angst!
Menschlichkeit in Zeiten der Cholera

Ein Dokument des allseitigen Versagens, des herrschenden Zynismus und bunzdummer Presse:
Was melden wir denn hier? Dass einer "so einige Ideen" hat? Dass einer gerade noch mit

eigentlich Verantwortung übernommen hat - für die größte Bratze, die bildungspoltiisch jemals in einer Legislaturperiode in Niedersachsen veranstaltet wurde. Hat man das nicht alles vorher wissen können? Was soll die Rede von Lehrplänen, eines angesichts der KMK-Bildungsstandards und der selbst zu verantwortenden, mit heißer Nadel hingelegten und in jeder Hinsicht unzulänglichen CuVo obsoleten Begriffs (der andererseits die Praxis dessen, was man in den Schulen angerichtet hat, gut beschreibt)? Was soll der anbiedernede, gleichzeitig erbarmungslos deutlich das eigene Unwissen offenbarende Hinweis auf "neue Lernformen", - eine Sau, die bereits jeder durch das Dorf geritten hat ...?
Noch unerträglicher ist der Kommentar eines Herrn Kallmeyer, der das alles hochschreibt. Man müsste ihm das Archiv der HAZ um die Ohren hauen, in dem zu lesen ist, wie er das abfeierte, was er heute als vom gleichen Personal schwer bedenkenswert empfunden wiederum feiert - nur andersrum. Eine Wortkotze ohnegleichen ...:
Der dilettantische Start in das achtjährige Gymnasium sollte eine Lehre sein: Bildung hat zwar viel mit Zahlen zu tun, Erfolg in der Bildung lässt sich aber nicht mit mathematischen Gleichungen erzielen. Erschreckender als die Klage, dass die Kinder im Unterricht überfordert werden, ist die Frage von Eltern, wo zwischen Deutsch, Englisch, Physik und Förderstunden denn die Kindheit bleibe. Kinder müssen jenseits von Klassenzimmern Erfahrungen sammeln können – beim Sport, in Cliquen oder eben auch beim „Rumhängen“ mit Altersgenossen.
Rumhängen mit Altersgenossen kann leicht zu schweren Verletzungen bei Angehörigen des Prekariats führen: aber "voll schwul" ist ja bei Bertelsmann als Stigmatisierung von Losern inzwischen akzeptabel:

Schon egal!! Finden wir "dufte"!
Interessante Anmerkungen zum sozialen Hintergrund der neuen Kampagne zum Diebstahl der Kindheit a. B. Hessen von Frank Hoffmann: Bildung als Hausaufgabe:
Auszug:
... Seit in den zum Abitur führenden Schulen in Hessen flächendeckend die Matura nach 12 und nicht mehr nach 13 Schuljahren abgelegt werden muss, sind Kinder wie Eltern überfordert und verzweifelt. Die zunächst von gar nicht so wenigen Eltern begrüßte verkürzte Schulzeit sorgt in allen Bundesländern, in denen sie eingeführt wurde (so etwa im Bayerischen), für erhebliche Verwerfungen. Wegen jener gerade von Konservativen gepflegten deutschen Ideologie, die Familie sei der Hort der Persönlichkeitsentwicklung, wird die Freizeit der Jugendlichen privat im Familienkreis und in den Vereinen organisiert. Das geht von der Ballettschule bis zu den Roten Falken, vom Sportverein bis zu den Pfadfindern, von den Reitstunden bis zum Konfirmandenunterricht, von der Jugendmusikschule bis zu abendlichem Sprayen von Graffitis. Die oftmals persönlichkeitsprägenden außerschulischen Aktivitäten, die in zivilisierten Ländern wie etwa England oder Frankreich zu einem großen Teil von den Schulen, die dort Ganztagsschulen sind, abgedeckt werden, entfallen nun zugunsten eines beschleunigten Lernens von praxisorientiertem und beruflich verwertbarem Wissen.
In Hessen ist dieses Projekt dermaßen schlampig und überstürzt umgesetzt worden, dass die Wut in der Mitte der Gesellschaft angelangt ist. Eltern, die für ihre Kinder einen ähnlichen Schulabschluss wie den ihren erwartet hatten, müssen plötzlich die Abende mit dem Pauken der in der Schule nur vorgestellten Lernstoffe verbringen. Bei weitem nicht in jeder weiterführenden Schule wird ein finanzierbares Essen angeboten, das diesen Namen verdiente, teure Klaviere bleiben unbespielt, das Ballettröckchen hängt nur noch im Schrank. Kurz: Das Handtuch brennt im hessischen Reihenhäuschen.
Die Verantwortung, Lernziele auch zu erreichen, bleibt bei den Familien. Ganz im Sinne der oben erwähnten deutschen Ideologie. Es sind nicht die Schulen, die dafür zu sorgen haben, dass das von ihnen geforderte Programm auch erfüllt wird, sondern die Eltern und Familien. Und da Familien in den hessischen Großstädten inzwischen eine eher verschwindende Minderheit sind, liegt diese neue Verantwortung für einen höheren Bildungsabschluss vor allem bei der allein erziehenden Frau. Dass sie das verstanden haben, ließen vor allem die weiblichen Wähler die Kultusministerin wissen.
Die Niedersächsin braucht da etwas länger, so kann sich hier der Ministerpräsident selbst an die Spitze der Bewegung stellen, bevor ihm die Klientel der bildungsnahen Modernisierungsgewinner wegläuft, weil sie merkt, dass für eigenen Kinder nicht mehr viel drin ist. Wann merken die, dass nur die wenigsten derer, die jetzt zum Abitur getreten werden, nach dem Bachelor nicht auch noch den Master machen dürfen ... Auch dazu: Frank Hoffmann im Freitag!
Archäologie XIII - 1. Februar

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Nguyen Ngoc Loan executes Viet Cong Captain Nguyen Van Lem: February 1, 1968. This Associated Press photograph, "General Nguyen Ngoc Loan executing a Viet Cong prisoner in Saigon," won a 1969 Pulitzer prize for its photographer Eddie Adams. Film also exists of this event, but owing to the more graphic nature of the film, the photograph is more widely known. |
Byrds - Mr Spaceman
... weiter hier
Wahl-Mathematik
Hessen:
CDU 23,7 (36,8); SPD 23,6 (36,7); FDP 6,1 (9,4); Grüne 4,8 (7,5); Linke 3,3 (5,1); Sonstige 2,8 (4,4); Nichtwähler 35,7 (0,0) Prozent.
Niedersachsen:
CDU 24,2 (42,5); SPD 17,3 (30,3); FDP 4,7 (8,2); Grüne 4,6 (8,0); Linke 4,0 (7,1); Sonstige 2,2 (3,9); Nichtwähler 43,0 (0,0) Prozent.
NachDenkSeiten
Auch farbig zu haben:

Interessante Zeiten!
Die Woche vor 40 Jahren
JANUARY 21
George
and Pattie (Boyd) Harrison receive flowers sent to them by members of
U.S. based Official George Harrison Fan Club for their second wedding
anniversary.
During the bands first Australian tour The Who played the first of two
nights at Sydney Stadium with The Small Faces and Paul Jones.
The Bee Gees made their live debut in the US when they played at the Anaheim Centre, California.

via rato
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Guten Tag
Gert Meyer
Rußland: Ergebnisse der gesellschaftlichen Transformation. 30 Tabellen
via Georg Fülberth in KONKRET 2/2008
Erkenntnisproblem V / Archäologie XIII
"Es ist eine Frage der subjektiven Wahrnehmung, der Gewöhnung an unser allmorgendliches Spiegelbild und der grandiosen Verdrängung des eigenen Verfalls. Ich dachte eigentlich auch, dass ich mich in den letzten Jahren praktisch überhaupt gar nicht verändert habe. Bis ich mir Weihnachten die alten Fotos von meiner Abiturklasse angesehen habe."
Und. dann erzählte Georg, warum er diese Fotos noch einmal hervorgekramt hatte. Er war über Weihnachten in München bei seinen Eltern und musste dort zum Zahnarzt gehen, weil der blöde Backenzahn wieder zickte. Eine beeindruckende Praxis sei das gewesen: Wartezimmer mit eigener Multimediaabteilung, teure Materialien, edle Hölzer, moderne Skulpturen, weinroter Lack, die Türen in einem Türkisgrün, das sich nicht nur in den Lacoste-Hemden, sondern auch in der Augenfarbe der Sprechstundenhilfe spektakulär wiederholte. Der Zahnarzt, ein freundlicher, vertrauenerweckender älterer Herr mit Halbglatze und Bauch, hatte die Spritze gesetzt und Georg für ein paar Minuten allein gelassen im Behandlungszimmer. An der Wand gegenüber hing auf Palisanderholz in Silberrahmen ein Diplom: Dr. med. Dr. med. dent. Martin Engert, Master of Science Implantologie.
Martin Engert, dachte Georg, als er den Namen auf der Urkunde vor sich sah. Der Martin Engert? Das konnte doch wohl nicht wahr sein, dass dieser alte, bis auf seinen lächerlichen zauselgrauen Haarkranz komplett glatzköpfige Mann, dessen Arztkittel sich über einem beachtlichen Bauch zum Aufplatzen spannte, tatsächlich Martin Engert sein sollte, der athletische Frauenaufreißer und Basketball-Star aus Georgs Schulzeit. Unmöglich.
Als der Doppeldoktor und Implantologiemeister zurückkam ins Sprechzimmer, fragte Georg mit anästhesierter Backe vorsichtig: "Sagen Sie mal, sind Sie hier in Pasing zur Schule gegangen, aufs Karlsgymnasium?" Der Zahnarzt antwortete: "KGP. Ja, genau" "Wann haben Sie Abitur gemacht?"
„1980", antwortete der Zahnarzt, "warum fragen Sie?" "Weil Sie in meiner Klasse waren", sagte Georg. .
Der Zahnarzt schaute Georg eine Weile ungläubig an, als suche auch eroffenbar vergeblich - ein Wiedererkennungszeichen in Georgs Gesicht, und fragte: "Was haben Sie unterrichtet?"
Myrna Loy, ganz jung:



























































