Meine Lieblings-HAZ titelt gestern (nicht gerade in einem Artikel, aber auf der Seite 1):
Zerfallender Staat
In Niedersachsen sinkt der Anteil der Abiturienten
Abgesehen davon, dass es immer ein Problem ist, wenn ein Anteil sinkt, haben wir hier das Problem: Nur noch 27,7 Prozent eines Jahrgangs erwarben nach Angaben des Landesbetriebs für Statistik 2008 die allgemeine Hochschulreife, ein Jahr zuvor waren es noch 30 Prozent. Die bundesweite Quote stieg im selben Zeitraum von 31 auf 31,7 Prozent. Im Vergleich der Länder ist Niedersachsen das einzige, dessen Anteil an Studienberechtigten sank.
Nun kann man wissen, woran das liegt; - interessanter sind hier und heute wieder die von meiner Lieblings-HAZ bemühten Begründungen, warum das gut ist, wie es ist:
am 5.1. ... Roland Neßler vom Philologenverband warnte indes davor, die Leistungsanforderungen für das Abitur weiter zu senken. „Dann ist die Gefahr zu groß, im Studium zu scheitern.“
am 6.1. ... Horst Audritz, Vorsitzender des Philologenverbands, wandte ein, eine sinkende Abiturientenquote sei nicht unbedingt besorgniserregend. Wenn der Anteil derjenigen Schüler, die Abitur machten, in einem Jahrgang immer weiter wachse, leide langfristig auch die Qualität des Abschlusses generell darunter.
... „Es kommt nicht auf die Schulform an, sondern auf das einzelne Kind“, sagte Ministeriumssprecher Andreas Krischat.
Interessant ist an den verqueren bis unverständlichen Äußerungen die unausgesprochene Prämisse, dass Gymnasial-Matura-sonstwas-Tauglichkeit langfristig generell leidend naturgegeben konstant verteilt sei, so dass, wolle man den Anteil der Abiturienten steigern - oder wenigstens nicht sinken lassen - die Anforderungen gesenkt werden müssten. Ganz abgesehen davon, dass man gerade dies erfolgreich umgesetzt hat, indem man mit Kerncurricula und Zentralabitur, kombiniert mit großen Klassen und Oberstufenkursen, Fachlehrermangel und für alle - Lehrer und Schüler - verschlechterten Arbeitsbedingungen, umgestellt hat auf einen Lernertyp, der bereit ist, angepasst kurzfristig sich draufzuschaffen, was verlangt wird, und so bereit ist, kein echtes eigenes Lerninteresse entwickeln zu wollen (was auch bedeutet, dass mehr von denen, die dazu nicht bereit sind, eben hinten runterfallen), hätte ich eine Lösung anzubieten, für die, die so denken:
Und aus den USA eine wissenschaftliche Untersuchung, die behauptet, dass Kinder, die gelegentlich von ihren Eltern geschlagen werden, glücklicher sind als ihre unglücklichen Altersgenossen, die derartige Erziehungsmethoden nie kennenlernen durften
"Positive Effekte"
Nachzulesen ist das aktuell in britischen Zeitungen, wörtlich in der Sonntagsausgabe der Times und in einem Bericht des Telegraph ... Die wissenschaftliche Studie, auf die sich der Kommentator und die Medienberichte stützen, stammt von Marjorie Gunnoe, einer Psychologieprofessorin am Calvin College in Grand Rapids, Michigan, spezialisiert auf "Child Development and Youth Faith Formation". Die Studie von Gunnoe ist derzeit noch nicht im Netz zu finden.
Ihre bisherigen Erkenntnisse, soweit sie von den genannten Medienberichten überliefert werden: Kinder, die im Alter bis sechs Jahren gelegentlich "körperlich gezüchtigt"[1] wurden, schnitten mit größerer Wahrscheinlichkeit als Teenager in der Schule besser ab, wollten eher zur Universität und engagierten sich eher in freiwilligen, "ehrenamtlichen" Tätigkeiten (volunteer work) als ihre Altersgenossen, die ohne solche Klapse, Schläge, Ohrfeigen usw. [2] erzogen wurden. Der "Erfolg" der Kinder wurde laut Newsweek-Blog in folgenden Kategorien gemessen: "academic rank, volunteer work, college aspirations, hope for the future, and confidence in their ability to earn a living when they grow up".
Zusammengefasst lässt sich sagen: nach neueren Erkenntnissen lässt sich der Anteil der Abiturienten, der eigentlich konstant sein müsste, durch Schläge bis zum sechsten Lebensjahr eher erhöhen als durch individuelle Förderung in der Schule (die - s. o. zerfallender Staatfailed states - sowieso nicht zu bezahlen ist)! Happy New Year!
AMG:
"Despite a productive career, Deodato will always be best-known for a 1972 hit record, his catchy adaptation of "Also Sprach Zarathurstra (Theme From 2001: A Space Odyssey)." He began his career playing in a popular local rock group as a teenager. At 17, he was asked to arrange for a recording session orchestra and, despite never having written a score before, the teenager succeeded at quickly learning what was necessary. Although Deodato spent time studying engineering, he eventually decided to make a career in music due to the popularity of his writing. After working in Brazil's studios, he moved to the United States in 1967. Deodato wrote for the American studios and was involved in the still fertile bossa nova movement. He wrote arrangements for Astrud Gilberto, contributed three charts to Wes Montgomery's Down Here on the Ground, and was soon working for major names in several fields including Aretha Franklin, Bette Midler, Frank Sinatra, Earth, Wind & Fire, Stanley Turrentine, and Antonio Carlos Jobim, among others. With the release of Prelude in 1973 (his first solo album and the one that included the "Theme From 2001"), Deodato became a major name for a time. He recorded sets for CTI, MCA, and Warner Bros. through 1979, although the efforts tended to be over-arranged and none caught on as well as Prelude. Since that time, Deodato was mostly outside of jazz, working as a producer and arranger behind the scenes, including for Kool & the Gang during 1979-1983."
Donnerstag | 17.12.2009
18.15 - 18.45 (30 min.) 16:9 Stereo
Das Plümecke
Klaus Röhl und seine Kultkneipe
Klaus Röhl ist der Inhaber und Wirt der Kultkneipe "Plümecke" in Hannovers Stadtteil List. Röhl, in Hannover geboren, in der Region aufgewachsen, führt eine Tradition fort, die das "Plümecke" weit über die Grenzen der Stadt bekannt gemacht hat.
Die Einrichtung im Stil der 1970er-Jahre, alle Gäste werden geduzt, bezahlt wird die Zeche auf dem Bierdeckel am Tresen. Die Curry-Wurst ist Kult.
Röhls Philosophie ist es, den Gästen aller Alters- oder Berufsgruppen eine unverwechselbare Atmosphäre zu bieten. Das "Wirt-Sein" hat der gelernte Tischler und Kaufmann mit Erfahrung im Getränkegroßhandel seit über 20 Jahren verinnerlicht. Röhl ist "Plümecke" und "Plümecke" ist Röhl. Seine Frau Brigitte und inzwischen auch der Sohn Sascha gehören zum Team für Küche, Tresen und Service.
Seit über hundert Jahren gibt es in dem Haus in der List eine Kneipe. Zunächst typische "Malocherkneipe", entwickelte sich das "Plümecke" - benannt nach einem früheren Besitzer - zur Politkneipe, in der unterschiedliche Gruppierungen der linken Szene ihr Domizil fanden*. In den 1990er-Jahren lösten sich die politischen Diskussionskreise auf, und Klaus Röhl war es, der nun das Lokal zu einem Treffpunkt der privaten und beruflichen Stammtische machte. Das "Plümecke" und sein Wirt sind eine Institution geworden.
Die Sendungin der NDR-Mediathek hier - ab 22'07 Herr L., Herr G., Herr R., Frau R.-P., Herr W., Herr G., Herr B., Herr V. und dieser Herr B. an diesem Tisch.
2. *Entdeckt für die "linke Szene" hat das Plümecke Manfred Lauermann, der zur Zeit u. a. an einer Geschichte (... es gibt noch mehr Geschichten) dieser Institution arbeitet.
Nach SPIEGEL-Informationen erzählte Oberstleutnant Lance "Gipper" Bunch, Kommandeur der 335th Fighter Squadron Unit, bei seiner Vernehmung, dass es während des Einsatzes Meinungsunterschiede über die Frage gegeben hat, wie viele Bomben abgeworfen werden sollten. Der Fliegerleitoffizier des deutschen Obersts Georg Klein, der den Codenamen "Red Baron" trägt, habe sechs Bomben gefordert. Die Besatzung der F-15 widersprach ausdrücklich.
"The crew told him that this was not going to happen" - dies werde nicht passieren, war die Antwort. Es seien nur zwei Bomben nötig.
Darüber hinaus zeigen Auszüge des Funkverkehrs zwischen dem US-Piloten "Dude" und dem deutschen Fliegerleitoffizier, dass die Besatzung nicht nur ein- oder zweimal warnende Tiefflüge vorgeschlagen habe, sondern gleich fünfmal. "F-15 recommended a SHOW OF FORCE five times throughout the mission in order to disperse the people", steht in dem Bericht - die F-15 habe im Verlauf dieses Einsatzes fünfmal eine solche Machtdemonstration empfohlen, um die Leute an den Tanklastern auseinanderzutreiben. Doch "Red Baron" antwortete: "Negativ. Das Ziel soll sofort angegriffen werden."
Achtung!
Jetzt wir singen zusammen die Geschichte
Über den schweinköpfigen Hund
Und den lieben Red Baron
After the turn of the century
In the clear blue skies over Germany
Came a roar and a thunder men have never heard
Like the scream and the sound of a big war bird
Eins, zwei, drei, vier ....
Up in the sky, a man in a plane Baron von Richthofen was his name
Eighty men tried and eighty men died
Now they're buried together on the countryside
Ten, twenty, thirty, forty, fifty or more
The Bloody Red Baron was rollin' out the score
Eighty men died tryin' to end that spree
Of the Bloody Red Baron of Germany
Left, two, three, four ....
Ten, twenty, thirty, forty, fifty or more
The Bloody Red Baron was rollin' out the score
Eighty men died tryin' to end that spree
Of the Bloody Red Baron of Germany
Wir sind beim Bombenabwerfen etwas aus der Übung, deshalb haben wir wahrscheinlich noch nicht mitbekommen, dass man jetzt nicht mehr so viele braucht - und dass man neuerdings eigentlich erst bescheid sagt:
Guernica
Am 26. April 1937 bombardierte die Legion Condor Guernica... vermutlich 3 He 111 und 18 bis 23 Ju 52 mit maximal 40 Tonnen Bomben beladen ... Die höchsten Schätzungen sprechen von 2000 Todesopfern.(23) Von den rund 400 Häusern waren 71% völlig zerstört, 7% schwer beschädigt und 21% leicht beschädigt. Der gesamte Ortskern der 1000 Jahre alten Stadt zwischen den Straßen San Juan, Adolfo Urioste und Don Tello wurde vernichtet.
Hier noch etwas zum Kotzen: Bombenfliegermarsh Der Legion Condor
Rotterdam
... verlangte das Oberkommando 18, den "Widerstand in Rotterdam mit allen Mitteln zu brechen", um eine schnelle militärische Eroberung der Niederlande zu erzwingen. Die Entscheidung sollte mit einer massiven Bombardierung der mit 620.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landess durch die Luftwaffe eingeleitet werden.
Von den Verteidigern inzwischen aufgenommene Übergabeverhandlungen erreichten die deutschen Kommandostellen am 14. Mai zu spät. Nur die zweite Staffel des anfliegenden Kampfgeschwaders 54 konnte durch einen Gegenbefehl zurückbeordert werden. 57 Bomber der im Anflug auf Rotterdam befindlichen ersten Staffel führten den Angriff aus. Über 90 Tonnen Bomben zerstörten die Altstadt, in der über 800 Zivilisten ums Leben kamen, nahezu vollständig. An die 25.000 Häuser brannten aus, 78.000 Menschen wurden obdachlos.
Warschau
Die deutsche Luftwaffe setzte 1.200 Maschinen ein. Schwer zu treffende Ziele versuchte sie mit Brandbomben zu zerstören. Am 26. September begann die Artillerie das brennende Warschau zu beschießen. Gleichzeitig rückte die Infanterie vom Nordwesten in die Stadt vor. Angesichts der hohen Verluste auch unter der Zivilbevölkerung mit 26.000 Toten erklärte der Kommandant der Stadt, General Juliusz Rómmel (1881-1967), am 27. September die bedingungslose Kapitulation Warschaus. In Gegenwart Hitlers erfolgte fünf Tage später der Einmarsch der Wehrmacht in die polnische Hauptstadt.
Oliver Tolmein Chirurgische Schläge ohne Narkose
Veröffentlicht in: Konkret 06 / 99, S. 46 Militärs bomben gerne und erfolgreich, weil es für den Luftkrieg keine rechtlichen Grenzen gibt: "Nun könnten menschenfreundliche Seelen sich leicht denken, es gebe ein künstliches Entwaffnen oder Niederwerfen des Gegners, ohne zuviel Wunden zu verursachen, und das sei die wahre Tendenz der Kriegskunst. Wie gut sich das auch ausnimmt, so muß man doch diesen Irrtum zerstören, denn in so gefährlichen Dingen, wie der Krieg eins ist, sind die Irrtümer, welche aus Gutmütigkeit entstehen, gerade die schlimmsten. Da der Gebrauch der physischen Gewalt in ihrem ganzen Umfang die Mitwirkung der Intelligenz auf keine Weise ausschließt, so muß der, welcher sich dieser Gewalt rücksichtslos bedient, ohne Schonung des Blutes bedient, ein Übergewicht bekommen, wenn der Gegner es nicht tut. Der Krieg ist ein Akt der Gewalt, und es gibt in der Anwendung derselben keine Grenzen."
Carl von Clausewitz. Vom Kriege (1832)
Da hat der kleine rote Baron seinen Clausewitz aber gut gelesen! Ich wäre bereit, das Zitat auch dem „Baron der Herzen“ zu überlassen ...
Update - einen Tag später - oder: wie man bei google auf 1 kommt:
Upgrade:
In der Blogsphäre gibt es Antworten auf die Frage: Gehörte der Fliegerleitoffizier ‘Red Baron 20′ zur KSK?
Die Bundeswehr-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK) war unmittelbar an der Aufklärung der LkW-Entführung durch die “Taliban” beteiligt und hatte ihren direkten Anteil bei dem von den Fliegerpiloten mehrfach hinterfragten Befehl zum Bombenabwurf mitten zwischen die Tanklastwagen...
ZB bei RADIO UTOPIE
... ein Augenzeuge über die Nacht des Bombardements bei Kunduz: Tanklastwagenfahrer Abdul Malek
Ich hatte es schon einmal ( oder auch hier und hier) so formuliert:
Ich möchte dem nichts hinzufügen; nur vielleicht noch dies: Ich hatte in Verfolgung meines gesetzlich fixierten Bildungsauftrages im Politikunterricht darauf Wert gelegt, dass zwischen Isaf und OEF getrennt wird. Wenn das nicht mehr gewünscht wird, möge man mir Bescheid geben ...
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In light of his overwhelming back catalog of songs that can stop people dead in their tracks, Ray Davies must be considered in the same breath as Lennon/McCartney, Brian Wilson, Bob Dylan, Pete Townshend and Jagger/Richards as the preeminent songwriters of the ’60s rock revolution. Davies refused to Americanize his sound like all the rest, remaining true to his “pint of bitter, 20 Benson & Hedges and a packet of crisps” English roots. And no Kinks album better voices that traditional spirit than The Kinks Are The Village Green Preservation Society, a record that sold poorly when released in 1968 but is now appreciated as a Kinks klassic. Davies has even breathed new life into Village Green with The Kinks Choral Collection (Decca), newly recorded versions of Kinks gems backed by the Crouch End Festival Chorus.
“The Village Green Preservation Society”:
Davies: As “The Village Green Preservation Society” is supposed to be about things I want to preserve, I thought I would try that song. My father used to talk about variety shows in north London when I was a kid. They died out a long time ago. It was left over from old Victorian London. People used to come on and do what they called a “turn”: sing a song or tell jokes and juggle. Pre TV. I went once with my dad and can just remember seeing a comedian called Max Miller (pictured left). The cockney king of stand up. A big influence. Vaudeville is not purely English. They were popular in the U.S., where Bob Hope (pictured right) and Laurel and Hardy started. All before my time, I might add.
Update
A feature film about The Kinks is set to be made.
Tentatively titled 'You've Really Got Me', the film is set to explore the rocky relationship between bandmates and brothers, Ray and Dave Davies
Directed by the film and music video director Julien Temple, who has previously directed documentaries about Sex Pistols and Glastonbury, the film already has Ray Davies involved in the project.
"At the heart of it is the extraordinary love-hate relationship between these two brothers: love/hate, sibling rivalry is at the core." Julien Temple told Screen Daily. "I think it's a very rich social, cultural nexus around The Kinks. Their story is the untold story of all those big bands of the 1960s." He added. The cast for the film, or a potential release date is yet-to-be-announced.
via The Rock Doctor
Nicht oft hat es so viele verdutzte Gesichter gegeben wie vor ein paar Tagen, als der Zusammenschluß der Deutschen Bank mit der Disconto-Gesellschaft bekannt wurde. Das gewiß schwierige Vorbereitungsstadium war in diskreteste Nachtfarbe gehüllt gewesen, und nicht ein Laut drang zu den findigen Finanzjournalisten, die sonst jedes wispernde Mäuschen im Keller eines Bankpalastes zu registrieren pflegen. Den größten Redaktionen blieb vor dieser Nachricht die Luft weg, und selbst in den längsten Kommentaren spürt man die noch nicht ganz wiedergewonnene Lungenkraft. Die Verblüffung ist berechtigt, denn mit dieser Vereinigung zweier ohnehin überragender Bankinstitute entsteht ein Finanzungetüm, ein Leviathan, dessen Pranken und Zähne bald fühlbar werden. Was ist daneben Vater Staat, in dem wir alle in rebellischen Momenten einen reißenden Oger zu sehen gewohnt sind? Eine Armenkasse, ein Klingelbeutel in der Kirche einer Hungergemeinde. Und, wenn nicht alles trügt, scheint grade der Staat von der neuen Geldübermacht als Trainingsobjekt für ein paar vorbereitende Exerzitien in Aussicht genommen zu sein. Auf der düsseldorfer Tagung des Reichsverbands der Deutschen Industrie hat neulich Herr Doktor Kehl, der Jüngste in der Gerusia der Deutschen Bank, mit jener frischen Vehemenz, über die Herr Hjalmar Schacht früher verfügte, als er noch nicht so viel Weihrauch inhaliert hatte, ein Programm vom Vorrang der Wirtschaft gegenüber dem Staat eingehend erörtert. Es ist wieder große Mode, auf die öffentliche Hand zu schimpfen, gegen die vom Staat auferlegten Soziallasten zu wettern. Lang ist es noch nicht her, da war der Staat gut genug, um Subventionen herzugeben, und die ach so sieche Wirtschaft ließ sich gern von ihm goldene Prothesen bezahlen. Das ist vorüber, und heute konzentriert sich alles, um den Staat da, wo er als Kapitalist und Unternehmer auftritt, zu enteignen und seine Betriebe in die private Hand zu bringen. Wir sind seit Thomas Morus an sozialistische Utopien gewöhnt, wir pflegten die Gesellschaft der Zukunft immer frei und heiter zu sehen, erlöst von dem Erbfluch der ungerechten Eigentumsverhältnisse. Nun, man kann sich auch kapitalistische Utopien denken. G. K. Chesterton hat eine geschrieben, »Der Napoleon von Nottinghill« heißt sie, eine nachdenkliche kleine Satire, die um 1970 spielt, in einer Zeit, die sich dadurch auszeichnet, daß alles, aber auch alles radikal entkommunalisiert ist; sogar Wasserwerke, Brücken und Straßenreinigung sind in die Privatwirtschaft übergegangen, der Staat, funktionslos geworden, wird vertreten von einem Bäckerdutzend Subalterner, die sich mangels Beschäftigung zu Tode langweilen und von denen einer den Titel König führt. »Die Sozialisierung marschiert«, sagten die Genossen Minister der Noskezeit, und vor ein paar Jahren waren die Kommunisten witzig genug, im preußischen Landtag einmal die Anfrage zu stellen, wohin die Sozialisierung denn marschiert sei. Niemals ist eine Antwort erfolgt.
Eines unterscheidet den Kapitalismus allerdings sehr gründlich von seinen Gegenspielern: er handelt nur nach den Geboten kältester Zweckmäßigkeit. Er kennt nicht Sentimentalität, nicht Tradition. Er würgt, wenn es sein muß, schnell und sicher den Verbündeten von gestern ab und fusioniert sich mit dem Feind. Die beiden Riesenbanken, die sich jetzt zu gemeinsamem Tun zusammengeschmolzen haben, waren intime Konkurrenten und standen sich herzlich schlecht. Abneigungsgefühle haben sie nicht gehindert, das Hausinteresse dem größern Gebilde zu opfern. Könnte dieser Vorgang nicht beispielhaft wirken? Der Kapitalismus erhöht und verstärkt seine Bollwerke, denn er hat alles zu verlieren, und seine einzelnen Glieder verzichten klug auf die Eigensüchte des Moments. Aber die Andern, die nichts zu verlieren haben als ihre Ketten und über nichts verfügen als über eine Reihe umstrittener Ideologien, die raufen sich um ihre Dogmatik, die spalten und splittern sich in kleinste Teile, so daß sie nicht einmal mehr durch Quantität zu wirken vermögen.
[...]
Beabsichtigt war das so nicht. „Das hat uns auch gewundert“, sagte der bildungspolitische FDP-Fraktionssprecher und Beisitzer im Landesvorstand, Björn Försterling, zu der Entscheidung der knapp 300 Delegierten, ohne Diskussion einen Änderungsantrag des Landesfachausschusses Schule in den verabschiedeten Leitantrag „Bildung ist Zukunft“ aufzunehmen.
Die FDP-Leitlinien zur künftigen Bildungspolitik sehen nun eine Aufnahmeprüfung der weiterführenden Schulen vor, falls Grundschulen und Eltern unterschiedlicher Meinung über das Leistungsvermögen der Kinder sind. Dies würde den Elternwillen in Niedersachsen erheblich einschränken. Bislang können Eltern ihre Kinder auch mit einer Hauptschulempfehlung an einem Gymnasium anmelden. „Die meisten haben offensichtlich gar nicht begriffen, was sie da entschieden haben“, sagte ein führender Liberaler zu dem Votum. np von heute
Ich könnt es erklären:
Ich hatte unten Denkwerkzeuge empfohlen; - Herr Rustler bietet Ihnen z.B. am 5. Dezember Six Thinking Hats an
und er erläutert:
Kurz und knapp vorgestellt stehen die Farben für folgende Arten des Denkens:
* Weiß: Objektive Fakten und Fragen
* Rot: Emotionen, Intuition und Ahnungen
* Schwarz: Gefahren, Schwächen, Nachteile
* Gelb: Vorteile, Möglichkeiten und Chancen
* Grün: Alternativen und neue Sichtweisen
* Blau: Meta-Hut, dieser Hut strukturiert das Denken
Die Erklärung ist recht einfach: Die FDP hatte nur den gelben Hut auf: Vorteile, Möglichkeiten und Chancen: die eigene Brut auf dem Gymnasium endlich von denen zu befreien, die da eigentlich nicht hingehören ....
So hat es denn auch auch Herr Berger von meiner LieblingsHAZ (nicht) verstanden, der die menschelnde Argumentation, die auch ankommen wird, schon mal unters Volk bringt, damit die Prekariatseltern endlich davon lassen, für ihre Kinder über Bildung mehr erreichen zu wollen, als ihnen zusteht ... :
Ausgerechnet die Liberalen kratzen an einem Heiligtum der Schulpolitik, am freien Elternwillen. Ausgerechnet jene Partei, die sich wie keine andere der Freiheit des Einzelnen verschrieben hat. Aber es kann tatsächlich gute Gründe geben, über den freien Elternwillen noch einmal nachzudenken. Die wachsende Schwäche der Hauptschulen, die nicht mehr genug Schüler finden, dürfte kein Argument sein, denn maßgeblich bei allen schulpolitischen Überlegungen muss in erster Linie das Wohl des Kindes sein. Das aber kann massiv leiden, wenn ehrgeizige Eltern ihre Kinder auf Schulen schicken, die sie mental und seelisch überfordern. Die sogenannte Abschulung bringt das ganze Kinderelend dann zutage. Da kann es ratsamer sein, in strittigen Einzelfällen mit einer Art Eingangstest noch einmal nachzuprüfen, ob nicht vielleicht doch der Besuch einer Realschule ratsamer ist als der Aufstieg zum Gymnasium. Michael B. Berger
30.11.2009 / HAZ Seite 6
Ich hatte schon einmal darauf hingewiesen, dass hier ein fatales Denkmuster zugrunde liegt: Dem mitleidheischenden Appell an das Wohl des Kindes steht eine unhinterfragt vorausgesetzte selektive Schulstruktur gegenüber, dem sich Kind und Eltern zu fügen haben. Dass das Problem andersrum gelöst werden könnte oder müsste, gerät nicht in den Blick.
Dazu müsste man mal die anderen Hüte aufsetzen. Ich hätte keine Lust, der FDP das zu empfehlen, aber die Betroffenen sollten's wenigstens merken und nicht auf das dumme Gelbhut-Geschwurbel vom Kinderelend reinfallen.
Insofern denn doch erstmal ein Beweis für die Brauchbarkeit von Denkwerkzeugen ...
Florian Rustler hat 2008 auf seinem creaffective blog einen Adventskalender der Denkwerkzeuge veröffentlicht, der hier noch einmal angeboten sei ( beginnen Sie hier unten auf der Seite mit dem ersten Fenster und gehen Sie dann - wieder unten - auf die vorherige Seite: dann wird es ein richtiger Atzventzkalender). - via norberto42
Denkwerkzeuge sind wohl nützlich, um dem Denken eine Struktur zu geben, wenn man z. B. ein Problem lösen will. Sie lösen allerdings nicht das Problem, dass Problemlösen noch keine Problemlösung ist. Wie ich schon einmal bemerkte: ... wenn einer nicht denken gelernt hat, keine Theorien sich hat aneignen können, die ihm mehr Weltaufschluss ermöglichen als ein Denken ohne, dann ist da auch nichts zu enhancen, dann nützen auch Rustlers Werkzeuge nichts.
Ein schönes Beispiel dafür ist die niedersächsische FDP ... siehe den nächsten Beitrag.
Sehr schön bei CARTA: Der Wagenknecht-Lafontaine-Komplex oder: Das Leben der Anderen, Teil II
In meinem Arbeitszimmer hängt eine Schwarz-Weiß-Aufnahme der amerikanischen Fotografin Ruth Orkin: „American Girl in Italy 1951“. Orkin hat für dieses Bild 15 Männer jeden Alters kunstvoll arrangiert: Sie lehnen, sitzen, stehen an einer Straßenecke und betrachten, beäugen und begaffen eine junge Frau, die, sichtlich genervt, an den 15 Männern vorbei muss.
Man könnte Orkins Bild als Allegorie verstehen auf das Verhältnis der deutschen Journaille zur Politikerin Sahra Wagenknecht. Dieses Verhältnis ist so lust- wie angstbesetzt...
Unbedingt empfehlenswert auch der Beitrag: "Was bin ich?”: Die Suchmaschine des Robert Lembke
Robert Lembke betrieb mit “Was bin ich?” eine Suchmaschine, die die brüchigen Identitäten seines bundesrepublikanischen Publikums stabilisierte. Lembkes Suchmaschine war auf die Reduktion von Komplexität sowie auf die Herstellung von Erwartungssicherheit ausgerichtet – und erwies sich über Jahrzehnte als stabiles Programm. [...]
Nachdem ich kürzlich den FREITAG öffentlich (also jedenfalls Freitag-Community-öffentlich) gekündigt habe, worauf der Verleger selbst sich meldete (wen es interessiert: hier), bin ich nun doch wieder dankbar für den Hinweis auf Elmar Altvaters und Raul Zeliks Schrift und Debattenseite: Vermessung der Utopie - Mythen des Kapitalismus und die kommende Gesellschaft:
Wir – Elmar Altvater und Raul Zelik – möchten mit unserem Gesprächsbuch >Vermessung der Utopie< (Blumenbar-Verlag – als PDF-Download hier auf der Seite) einen Diskussionsanstoß geben. Der Staatssozialismus ist gescheitert, aber auch der real existierende Kapitalismus steuert zielstrebig auf seinen Zusammenbruch zu.
Höchste Zeit also, über eine Gesellschaft nach dem Kapitalismus zu sprechen. Dabei geht es nicht um phantastische Wolkenkuckucksheime, sondern um >konkrete Utopien<, also um politische Initiativen, die eine andere Gesellschaft möglich machen, aber in der Realität von heute angesiedelt sind....
Als Diskussionsgrundlage stehen hier auf der Seite 10 Thesen aus dem Buch zur Debatte.
»Als Historiker weiß ich, dass es keine Dauerlösungen gibt. Auch der Kapitalismus, egal, wie zäh er ist und wie sehr er auch in den Köpfen der Menschen als etwas Unabänderliches erscheint, er wird verschwinden, früher oder später.« Eric Hobsbawm, 2009
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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