Wie hatte man als doofer Beobachter angesichts von brutalstmöglicher Umverteilung, Finanz- und Realwirtschaftskrise auf die deutsche Arbeiterbewegung gehofft, selbst wenn man wusste, dass Milieus zerfallen sind und tradionelle Bindungen zerbröseln; - mithin Arbeiter sowieso ebenso verschwunden sind wie Bewegung.
Und da meldet sich die gute alte Arbeiterbewegung überraschend zurück: IG Metall warnt vor geringeren Rüstungsausgaben
Die IG Metall hat Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg vor einer massiven Kürzung des Rüstungsetats gewarnt. Mit den jetzt geplanten Einsparungen würden 30.000 Arbeitsplätze in Deutschland vernichtet und die "militärische Luftfahrtindustrie kaputt gemacht", sagten EADS-Gesamtbetriebsratschef Thomas Pretzl und IG-Metall-Konzernbetreuer Bernhard Stiedl. Sie kündigten den Widerstand der Gewerkschaft an.
Das Verteidigungsministerium wolle nicht nur die Wehrpflicht aussetzen, sondern auch bei der Rüstung 9,3 Milliarden Euro einsparen, sagte Stiedl. Statt 60 würde die Bundeswehr nur noch 25 Airbus-Militärtransporter A400M bekommen - wenn überhaupt, denn ein solcher Einschnitt "wäre der Tod für dieses Programm". Ferner würde die letzte Tranche von 37 Eurofightern für die Bundeswehr gestrichen. Auch das Nachfolgeprogramm zum Bau des unbemannten Aufklärungsflugzeugs Talarion würde dem Rotstift zum Opfer fallen. Außerdem sollten 15 Transall-Transportflugzeuge und 100 Tornado-Kampfflugzeuge stillgelegt werden.
In Entwicklung, Fertigung und Wartung stünden somit mittelfristig 15.000, langfristig sogar 30.000 hochqualifizierte Arbeitsplätze bei EADS und Zulieferfirmen auf der Kippe. Am stärksten betroffen wären vor allem südbayerische und württembergische Standorte.
"Kollegen haben Angst um den Arbeitsplatz"
"Die Kollegen haben Angst um ihren Arbeitsplatz, um ihre Existenz", sagte Pretzl. Zum ersten Mal seien ausnahmslos alle Programme betroffen, eine Versetzung der Betroffenen an andere Standorte sei nicht mehr möglich.
"Wir werden als IG Metall diesem Streichkonzert nicht tatenlos zusehen und deshalb dagegen mobilisieren und zu Aktionen aufrufen", kündigte Stiedl an. Würden die Einsparpläne des Verteidigungsministeriums umgesetzt, werde es in Zukunft in Deutschland keine militärische Luftfahrtindustrie mehr geben.
Größtes Sorgenkind sei Talarion, denn ohne dieses Programm werde Deutschland im Zukunftsmarkt der unbemannten Flugzeuge keine Rolle mehr spielen. Dabei gehe es auch um zivile Anwendungen. "Wenn Talarion nicht kommt, wenn man hier den Anschluss verpasst, wird es uns in Zukunft wohl nicht mehr geben", warnte Pretzl. "Wir finden es nicht gut, wenn mit deutschen Steuergeldern ausländische Rüstungsgüter gekauft werden. Wir hätten die Wertschöpfung lieber in Deutschland", sagte Stiedl. Quelle: tagesschau
Schon robust, wie die Kollegen da rüstungsmäßig den Sarrazin geben von wegen deutscher Wertschöpfung, und rührend zugleich, wie die Gewerkschaft Sorgenkinder ausmacht, um die sie sich kümmern muss (ich finde iÜ den Namen dieser Drone widerlich). Weitere Sorgenkinder sind in der mittlerweile von der IGM selbst veröffentlichten Pressemitteilung hier zu finden:
# Es sollen 15 Transall-Transportflugzeuge stillgelegt werden.
# Von den geplanten 60 A400M sollen nur noch 25 beschafft werden.
# Von den 185 Tornados sollen 100 stillgelegt werden.
# Auf die Tranche 3b des Eurofighter, also 37 Flieger, soll verzichtet werden.
Um die Transall hatte ich mir auch schon Sorgen gemacht, weil ich dachte, dass die immer noch mit dem Ding rumfliegen, das ich in den frühen 60er Jahren mal als verwirrter 12Jähriger von Faller oder Revell zusammengeklebt habe; - aber da gibt's wohl eine neuere Version.
Die Bodentruppen fahren ja auch nicht mehr mit dem Opel-Blitz durch die Gegend ... (dessen Modernisierung andererseits auch ein schönes Projekt für die Gewerkschaftsbewegung wäre ...)
Als Erweiterung meiner Sammlung deutscher Eliten gefällt mir die Liste der Entscheider, die da zum Gedankenaustausch zusammengebracht werden sollen; gut finde ich auch die im Programm angekündigte
8.30 Uhr Registrierung der Teilnehmer.
Da diese vermutlich nicht durch Beauftragte des Wohlfahrtsausschusses oder des Rates der Volkdeputierten vorgenommen werden wird, ist Klaus Baums Kritik, diese Veranstaltung passe als Baustein in eine große Serie permanenter oder perennierender Selbstreferentialität des neoliberalen Establishments, wahrscheinlich das Optimum der aktuell möglichen Kritik.
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Als Orientierungshilfe für die Foren zur Frage nach der Verantwortung: Angebot und Nachfrage
Performer: Robyn Archer
Conductor: Dominic Muldowney
Orchestra/Ensemble: London Sinfonietta
Reis gibt es unten am Flusse.
In den obern Provinzen brauchen die Leute Reis.
Wenn wir den Reis in den Lagern lassen
Wird der Reis für sie teurer.
Die den Reiskahn schleppen, kriegen dann noch weniger Reis
Dann wird der Reis für mich noch billiger.
Was ist eigentlich Reis?
Weiß ich, was ein Reis ist?
Weiß ich, wer das weiß!
Ich weiß nicht, was ein Reis ist
Ich kenne nur seinen Preis.
Der Winter kommt, die Leute brauchen Kleider.
Da muss man Baumwolle kaufen
Und die Baumwolle nicht hergeben.
Wenn die Kälte kommt, werden die Kleider teurer.
Die Baumwollspinnereien zahlen zuviel Lohn.
Es gibt überhaupt zuviel Baumwolle.
Was ist eigentlich Baumwolle?
Weiß ich, was eine Baumwolle ist?
Weiß ich, wer das weiß!
Ich weiß nicht, was eine Baumwolle ist
Ich kenne nur ihren Preis.
So ein Mensch braucht zuviel Fressen
Dadurch wird der Mensch teurer.
Um das Fressen zu schaffen, braucht man Menschen.
Die Köche machen das Essen billiger, aber
Die Esser machen es teurer.
Es gibt überhaupt zu wenig Menschen.
Was ist eigentlich ein Mensch?
Weiß ich, was ein Mensch ist?
Weiß ich, wer das weiß!
Ich weiß nicht, was ein Mensch ist
Ich kenne nur seinen Preis.
O Mein Gott, bewegt sich denn die Welt, seit DU zu ihr als Monty Python, John Lennon und Heinrich Heine gesprochen hast - und das ist nun schon wieder ziemlich lange her -, gar nicht mehr?
On March 4, 1966, in an interview printed in the London Evening Standard, John Lennon made the following statement:
Christianity will go. It will vanish and shrink. I needn't argue with that; I'm right and I will be proved right. We're more popular than Jesus now; I don't know which will go first - rock 'n' roll or Christianity. Jesus was all right but his disciples were thick and ordinary. It's them twisting it that ruins it for me.
... American radio stations banned Beatles records. Some even went so far as to organize burning of Beatles records and photographs, and there were scenes of boys and girls jumping on Beatles records, holding burning Beatles photographs and grinning and holding banners that said "Jesus died for you John Lennon" and "John Lennon is Satan"!!!(We hear to this day that the Beatles were "Antichrists", but it seems like God was more like on the Beatles side, because one of the radio stations that organized the record burnings was hit by lightning the very next morning, which caused great damage to the stations equipment and reportedly knocked their news director unconscious!) A member of the Ku Klux Klan said that the Beatles had probably "been brainwashed by communists". With the Beatles American Tour only days away, Beatles manager Brian Epstein told the American Press that John's statement had been completely misinterpreted. But the people who were burning the records did not, or would not, listen and understand.... nocovercharge bei youtube: John Lennon, The Beatles and Jesus?
Almansor:
Wir hörten daß der furchtbare Ximenes,
Inmitten auf dem Markte, zu Granada –
Mir starrt die Zung im Munde – den Koran
In eines Scheiterhaufens Flamme warf!
Hassan:
Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher
Verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.
Es ist Roberto de Lapuente ja zuzustimmen:
Ich gebe es offen zu: ich fürchte mich. Mir wird es schwindelig, wenn ich die Kommentare verfolge, die man Sarrazins Buch angedeihen läßt, wenn ich auf Verkaufsplattformen klicke, bei denen die Kundenrezensionen fast einheitlich voll des Lobes sind für diesen Mann und seine konfusen Thesen. Angst stellt sich ein, wenn ich aus jeder Ecke höre, er sei zwar vulgär und unanständig, aber im Kern habe er, das müsse man honorieren, doch vollkommen recht...
Aber es gibt Hoffnung. Ich will das an zwei Beispielen deutlich machen:
1. Recht
Der erste Satz Sarrazins im SPIEGEL-Vorabdruck lautet
Es ist das Recht einer jeden Gesellschaft, selbst zu entscheiden, wen sie aufnehmen will, und jedes Land hat das Recht, dabei auf die Wahrung seiner Kultur und seiner Traditionen zu achten.
und ist wahrscheinlich auch das erste treffende Beispiel für "Na klar doch!", "Aber immer!", "Da hat er ja wohl recht, oder!?" - also die vielzitierte Zustimmung. Schülerinnen und Schüler eines Politik-Kurses 12/13 haben sofort erkannt, dass hier bereits unzulässig verkürzt wird:
ad 1: Wenn diese Gesellschaft, was wir einmal annehmen, in der Tradition westlicher Demokratien irgendwie qua Gesellschaftsvertrag staatlich verfasst ist (etwa nach § 20 GG), dann stellt sich die Frage, wie diese Gesellschaft dies entscheidet, mithin die nach den Strukturen demokratischer Willensbildung, die dann dieses Recht der Gesellschaft, eine Angelegenheit als res publica zu erkennen und so oder so regeln zu wollen, in allgemein gültiges Recht überführen könnten. Damit wären wir bei der Frage dem Zustand der Öffentlichkeit in diesem Lande und der nach nach den Partizipationsmöglichkeiten (deren Wahrnehmung offenbar in engem Zusammenhang mit den Denkmustern der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit steht).
ad 2: Wenn nun ein solch demokratisch verfasster Rechtsstaat in dieser Angelegenheit Recht setzen soll, ist er dann frei zu entscheiden, wer aufgenommen werden soll - auch im Hinblick auf seine Kultur und seine Traditionen?
Als Mitglied der Vereinen Nationen hätte er zumindest die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in Betracht zu ziehen, deren Artikel 14 Absatz 1 lautet
Jeder hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgung Asyl zu suchen und zu genießen.
Es hat mich hoffnungsvoll gestimmt, dass meine Lieblings-HAZ im Zusammenhang mit einer interessanten Reportage über die Amish People (als Beispiel einer geduldeten bildungsfernen Parallelgesellschaft) immerhin, wenn auch nur in der Wochenendbeilage einen Artikel veröffentlicht, der als Kassiber in der Integrationsdebatte genannten causa Sarrazin gelesen werden muss:
Ein Grund für politisches Asyl? Die deutsche Schulpficht ist in Amerika undenkbar – und für die Vereinten Nationen ein Anlass zum Tadel.
Die Vereinigten Staaten sind ein Land, das Religionsflüchtlingen Zuflucht gewährt. Das galt vor 200 Jahren – und das gilt noch heute. Zu den jüngsten Fällen zählt die Familie Romeike aus Baden-Württemberg. Ein Gericht in Memphis sprach ihnen in diesem Jahr politisches Asyl zu, da in der Heimat der Romeikes gegen die Menschenrechte verstoßen wird. Harte Worte für amerikanische Richter, die in ihrer Begründung die Lebensverhältnisse in Deutschland anprangern. Der Streitpunkt: Die Romeikes wollen ihre fünf Kinder selbst unterrichten. Zu Hause und in eigener Regie. Was in den USA und in den meisten Ländern der Welt als selbstverständlich gilt, nahmen die strenggläubigen Evangelikalen für sich in Anspruch: Unterricht zu geben, der sich an staatlichen Lehrplänen orientiert, aber nach strengen moralischen Vorstellungen verläuft.
Ein Vorhaben, das hierzulande immer mal wieder für Aufsehen und Ärger sorgt. Während es in den meisten Staaten nur eine Unterrichtspflicht für Kinder gibt, hebt sich Deutschland mit seiner Schulpflicht ab.
Im Jahr 2003 hat das Bundesverfassungsgericht klargestellt, dass die Pflicht zum Schulbesuch „der Entstehung von religiös oder weltanschaulich motivierten Parallelgesellschaften“ entgegenwirke und dabei helfe, „Minderheiten auf diesem Gebiet zu integrieren“. … Dass die deutsche Schulpraxis nicht unumstritten ist, wird regelmäßig von den Vereinten Nationen hervorgehoben. Vernor Munoz, UNSonderberichterstatter für das Recht auf Bildung, warf 2006 Berlin vor, den Hausunterricht zu kriminalisieren. Kritiker verweisen zudem auf das Reichsschulpflichtgesetz von 1938, das von den Nationalsozialisten erlassen wurde, um eine ideologische Gleichschaltung der Heranwachsenden zu erreichen. Schulpflicht bestand zwar schon zuvor in Deutschland, aber erst unter den Nazis wurde ein Verstoß gegen dieses Gesetz unter Strafe gestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schulpflicht auch in den Ostblockstaaten mit Vehemenz durchgesetzt – und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder fallen gelassen. Individuelle Möglichkeiten des Lernens sind heutzutage in Osteuropa ebenso möglich, wie beispielsweise in Österreich, Dänemark, Frankreich oder Großbritannien. Dort sind es keineswegs nur religiöse Sektierer, die für ihre Kinder eigene Bildungswege praktizieren, sondern auch gut ausgebildete Eltern, die für sich in Anspruch nehmen, den Unterricht selbst gestalten zu können.
Nicht zimperlich in seiner Argumentation war denn auch US-Einwanderungsrichter Lawrence Burman: „Wir können nicht erwarten, dass jedes Land unserer Verfassung folgt. Aber die Rechte, die bei der Familie Romeike verletzt werden, sind grundlegende Menschenrechte, die kein Land verletzen darf.“
Tatsächlich werden in Nordamerika etwa 1,5 Millionen Kinder von ihren Eltern unterrichtet.
Eine Praxis mit jahrhundertealter Tradition. Das Recht auf „homeschooling“ wird in sämtlichen US-Bundesstaaten gewährt, wenngleich die konkreten Regeln unterschiedlich ausfallen. Während der Bundesstaat New York für sein engmaschiges Kontrollsystem bekannt ist, wird den Familien in anderen Teilen der USA weitestgehend freie Hand gelassen. Üblich sind allerdings häufig Abschlussprüfungen unter staatlicher Aufsicht zum Abschluss eines Schuljahres.
Einen eigenen Weg haben die Amish-Familien in Pennsylvania entwickelt. Ihre Kinder werden entweder von den Eltern unterrichtet oder von unverheirateten Amish-Frauen in gemeindeeigenen Einrichtungen, den sogenannten Einraumschulen. Die Unterrichtsmaterialien entwickeln die Amish größtenteils selbst, um den Alltag jenseits von Autos, Computern und iPads besser darstellen zu können. STEFAN KOCH, HAZ vom 04.09.2010
Wohlgemerkt, ich halte die allgemeine Schulpflicht für eine demokratische Errungenschaft, die unhintergehbar sein sollte, aber interessant ist doch, dass man das offenbar auch anders sehen kann - und sich somit wieder die Frage stellt, wie eine Gesellschaft das denn entscheidet. Dass sie dabei nicht frei ist in ihrer Entscheidung, sondern gebunden an grundlegende Menschenrechte, wie der US-Einwanderungsrichter klarstellt, ist hierzulande offenbar kein anerkannter Standard politischer Debatten (wenn man das, was hier zu Migration, Energie- und Bildungswesen ... abgesondert wird, überhaupt so nennen will).
... Spätestens von Ende dieses Jahres an will die Bundesregierung Arbeitnehmern ermöglichen, in Familienpflegezeit zu gehen. Wer das Angebot annimmt, muss nach Vorstellungen des Bundesfamilienministeriums eine Versicherung abschließen – für den Fall, dass der Arbeitnehmer den Lohnvorschuss nach der Pflegezeit wegen Berufsunfähigkeit oder Tod nicht zurückzahlen kann. An diesem Konzept, von dem die Versicherungswirtschaft profitieren wird, hat auch eine Versicherung mitgeschrieben. Das hat das Ministerium dem „Hamburger Abendblatt“ bestätigt.
Offenkundig wurde das Engagement der Nürnberger Versicherungsgruppe, nachdem Linke-Vorsitzender Klaus Ernst die Bundesregierung um eine Stellungnahme gebeten hatte. In dem Regierungsschreiben, das dem „Abendblatt“ vorliegt, heißt es, „dass im Zusammenhang mit Erstellung des Gutachtens die Nürnberger Versicherungsgruppe sowie die Kreditanstalt für Wiederaufbau Bankengruppe einbezogen wurde“...
Gutachten bei der MaschmeyerRürup AG in Auftrag gegeben
Das Familienministerium sieht in der Beteiligung der Versicherung an dem Konzept dagegen nichts Verwerfliches. Die geplante „Lohnvorschussausfallversicherung“ sei nicht in Absprache mit der Versicherungswirtschaft erarbeitet worden, sagte eine Ministeriumssprecherin. Vielmehr habe man das Gutachten bei der MaschmeyerRürup AG in Auftrag gegeben und dieser Firma „keine Vorgaben hinsichtlich der Einbindung von weiteren Akteuren gemacht“.
Aus dem vorliegenden Konzept ergebe sich lediglich, dass die versicherungsmathematischen Berechnungen und Schadentabellen in Zusammenarbeit mit der Nürnberger Versicherungsgruppe auf Machbarkeit und Kalkulationsgrundlagen „geprüft“ worden seien. Aus Sicht des Ministeriums sei das „im Interesse einer praxisnahen Bewertung des Konzepts nicht zu beanstanden“.
Lohn: 47.500 Euro plus Mehrwertsteuer
Carsten Maschmeyer, früherer Vorstandsvorsitzender des Finanzdienstleisters AWD, und Bert Rürup, ehemaliger Wirtschaftsweiser und Erfinder der Rürup-Rente, stehen hinter der beauftragten Beraterfirma. Sie entwickelt seit Anfang des Jahres Konzepte zur Altersvorsorge und zur Absicherung von Gesundheitsrisiken. Zum avisierten Kundenstamm gehören nach Firmenangaben „politische Entscheidungsträger und staatliche Institutionen“.
Im Familienministerium wird der Auftrag an die noch sehr junge MaschmeyerRürup AG mit einer „besonderen Befähigung“ und „umfassenden Kenntnissen in den Bereichen der Sozialversicherung, des Arbeitsmarktes und der Versicherungswirtschaft“ begründet. Für das Versicherungskonzept, an dem die Nürnberger Versicherungsgruppe mitschrieb, zahlte das Bundesfamilienministerium nach eigenen Angaben an Rürup 47.500 Euro plus Mehrwertsteuer.
Als einzige Quelle im Netz findet sich eben dieser Welt-Online-Artikel; - Gremliza erwähnt's in seiner aktuellen Kolumne:
"Und so wird nun jeder pflegende Angehörige vom Gesetz verpflichtet werden, eine Lohnvorschussausfallversicherung abzuschließen, das heißt: die Pflege auf seine Kosten für private Versicherer profitabel zu machen ..."
Zu Sarrazin ist alles gesagt: am besten in den letzten Tagen von Roberto de Lapuente (Tabubrechende Idiotie - man lese auch die Kommentare), Wilhelm Heitmeier (Interview in SWR2, Download hier, Manuskript hier) und Hermann L. Gremliza (Der real existierende Asozialismus - bereits in Konkret 11/09).
Ansonsten erlaubt bereits die simple Eingabe der Suchbegriffe "Basken" und "Gene" bei irgendeiner Suchmaschine tiefe Einblicke in den alltäglichen Biologismus/Rassismus/Sexismus in diesem Lande:
BZ 24. Juli 2010
Nach der Trennung von Produzent Jack White (69) spricht Janine White (42) über ihr neues, freies Leben... Sie trägt eines dieser hippen Sommerkleider in Camouflage - Tarn-Muster. Fast übersieht man sie zwischen den Bäumen im Garten des Jüdischen Museums. Aber: Janine White (42) – groß, schlank, wild-gelockt – will jetzt gesehen werden, sie will sich nicht verstecken. Nicht mehr. „Ich war immer die Frau im Hintergrund, die Schattenfrau. Mein Mann war das Alphatier“, sagt sie.
20 Jahre war Janine die Frau an der Seite von Musikproduzenten Jack White (800 Millionen verkaufte Platten)...
Ihre dunklen Bambi-Augen flirren im Garten umher, die Locken-Mähne kraust sich über der Stirn, die rechte Hand gestikuliert wild über den Tisch, Grübchen rechts, Grübchen links – Eine-Frau-geht-ihren-Weg-Grinsen....
Die Worte donnern über ihre Lippen, überschlagen sich. „Das sind die Mongolen-Basken-Gene“, entschuldigt sich White. Mutter: Deutsch-Französin. Vater: Türke. Aufgewachsen: in Baden-Baden. Abiturnote: gut. Medien- Studium, Volontariat, Job beim Badischen Tagblatt, danach Bauer-Verlag. Und dann kam Jack! ...
Das Basken-Gen konnte also von der BZ schon im Juli nachgewiesen werden: Bei Frauen zeigt es sich offenbar durch Donnern und Überschlagen von Worten an den Lippen, bei Männern vermutlich an der Mütze:
Hier junge Basken mit Mütze
hier ein Baske ohne Mütze
hier ein Deutscher mit Mütze
und hier ein Deutscher mit baskenähnlicher Mütze, was auf eine Verwirrung im Genpool hindeuten könnte
Es bleibt die Frage, warum in Deutschland immer erst - einerseits blöde, anderserseits unverzichtbare - Tabus gebrochen werden müssen wie das um - wenn es die denn gäbe - das Baskenmützengen oder das Judengen, von dem keiner weiß, ob es Staatsbürgern Israels oder Angehörigen der jüdischen Religionsgemeinschaft oder Bewohnern der persischen Provinz Jehūdāh eigen sein soll, um irgendwie debattenmäßig in Gang zu kommen.
Es hätte doch gereicht, - wenn man denn unbedingt Tabubrüche braucht -den recht intelligenten Tabubruch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan zum Anlass für eine intelligente Debatte zu nehmen, der im Februar 2008 in Köln die in Deutschland lebenden Türken zur Integration aufgefordert hat, zugleich aber vor völliger Aufgabe ihrer kulturellen Identität (Assimilation) gewarnt hatte. Assimilation bezeichnete er als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, - oder ganz sachlich das Jahresgutachten 2010 des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration unter dem Titel „Einwanderungsgesellschaft 2010“!
[Der Sachverständigenrat geht auf eine Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung zurück. Ihr gehören acht Stiftungen an. Neben der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung sind dies: Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Körber-Stiftung, Vodafone Stiftung und ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius]
Anders gefragt: Warum muss hier immer ein deutschstämmiger(?) faschistoider Arschdenker dafür gelobt werden, dass er ein notwendiges, gar unverzichtbares Tabu bricht, um eine seit langem notwendige Debatte anzustoßen, die keines Tabusbruchs bedarf, um geführt zu werden ...??????
Zumal [Nachtrag] wenn er sein Arschdenk auch noch öffentlich ausstellt:
Es ging - in einem SZ-Interview - um die Frage, woher Sarrazins viel zitierte, im Brustton der Faktizität vorgetragene Behauptung eigentlich kommt, dass siebzig Prozent der türkischen und neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung Berlins den Staat ablehnten und in großen Teilen weder integrationswillig noch integrationsfähig seien. Sarrazin gab zu, dass er keinerlei Statistiken dazu habe. Er gab zu, dass es solche Statistiken auch gar nicht gibt.
Bisher hat schlichtweg kein Meinungsforscher der türkischen und arabischen Bevölkerung Berlins diese Frage gestellt. Thilo Sarrazin behauptet also etwas, von dem er schlicht und einfach nichts weiß. Wenn man aber keine Zahl hat, erklärte Sarrazin dem Reporter weiter, muss »man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch«. Tobias Kniebe im sz-magazin
oder so:
In einem Gespräch mit der „taz“ polterte Sarrazin auf die Frage, was er von der Kritik der Ex-Bischöfin Margot Käßmann an seinem Buch hält: „Vielleicht hat sie das Buch nicht gelesen. Oder sie hat beim Lesen wieder ein bisschen zu tief ins Glas geschaut. Wenn die Buchstaben auseinanderlaufen, kann man schon etwas missverstehen.“ via ad sinistram
Vgl. BBC4: Racism - A History Pt 3 (- unbedingt ansehen; wenn keine Zeit: zur Erledigung der pseudowissenschaftlichen Grundlagen des Sarrazinismus wenigstens ab 54')
... und Seeßlen schreibt:
„Die Thesen von Thilo Sarrazin zu Bildung und Zuwanderung sollte man diskutieren, nicht den Autor verteufeln“, schreibt Necla Kelek in der F.A.Z. Na, Bravo! Vielleicht sollte man auch noch mal die Ansprachen eines gewissen Hynkel, alias Charles Chaplin aus „The Great Dictator“ (Sie erinnern sich: „Sauerkraut mit de Wiener Schnitzel. Und de Jüden! Ah, de Jüden!“) dahingehend befragen, ob man sie nicht diskutieren müsse, statt darüber zu lachen...
[Nachtrag] DER FALL SARRAZIN, oder WIE MAN EINEN RECHTSPOPULISTEN HERSTELLT (REDUX) von Georg Seeßlen
Jede Kultur bekommt die Skandale die sie verdient. Und jede politische Kultur bekommt die populistischen Zündler, die sie verdient. Wie die einen ihm dann klammheimlich zustimmen, die anderen sich empört zeigen, allesamt ihm aber das Brennmaterial liefern, das hat mittlerweile seine feste Dramaturgie in den europäischen Demokratien. In den Erscheinungen der Rechtspopulisten bündeln sich nicht nur die verborgenen Impulse von Missgunst, Aggression und ganz einfach Dummheit, sie scheinen, wie andernorts die begnadeten Komiker etwas von der verborgenen Seele einer Gesellschaft auszudrücken, etwas, von dem man nicht gern spricht, und dem man doch auf Schritt und Tritt begegnet, genau das, was einem gebildeten Menschen am eigenen Land so furchtbar peinlich ist...
- unbedingt weiterlesen!
When I was back there in seminary school
There was a person there
Who put forth the proposition
That you can petition the Lord with prayer
Petition the lord with prayer
Petition the lord with prayer
You cannot petition the lord with prayer!
When You’re Strange uncovers historic and previously unseen footage of the illustrious rock quartet and provides new insight into the revolutionary impact of its music and legacy. Directed by award-winning writer/director Tom DiCillo and narrated by Johnny Depp, the film is a riveting account of the band’s history.
Said Depp, “Watching the hypnotic, hitherto unreleased footage of Jim, John, Ray and Robby, I felt like I experienced it all through their eyes. As a rock n’ roll documentary, or any kind of documentary for that matter, it simply doesn’t get any better than this. What an honor to have been involved. I am as proud of this as anything I have ever done.”
The film reveals an intimate perspective on the creative chemistry between drummer John Densmore, guitarist Robby Krieger, keyboardist Ray Manzarek and singer Jim Morrison — four brilliant artists who made The Doors one of America’s most iconic and influential rock bands. Using footage shot between the band’s 1965 formation and Morrison’s 1971 death, When You’re Strange follows the band from the corridors of UCLA’s film school, where Manzarek and Morrison met, to the stages of sold-out arenas.
The film is produced by Wolf Films/Strange Pictures, in association with Rhino Entertainment, and released by Abramorama. Additional credits for WHEN YOU’RE STRANGE include producers Dick Wolf, John Beug, Jeff Jampol, and Peter Jankowski. The film is written and directed by Tom DiCillo (“Johnny Suede,” “Living in Oblivion”). Narrated by Johnny Depp (- sehr schöner Kommentar: You can't burn out when you're not on fire!).
Ich erinnere mich, dass es in meiner Jugend im Kino Vorfilme gab. Nach Wikipedia bezeichnet man als Vorfilm einen in der Regel kurzen Film, der im Kino vor dem eigentlichen Hauptfilm gezeigt wird (also nach der Wochenschau)!
Da die faschistische Filmpolitik den deutschen Kulturfilm ruiniert hatte, das erzieherische Setting der Kino-Kultur aber beibehalten wurde, musste man in den 50er und 60er Jahren auf andere Quellen ausweichen. Ich meine, dass viele Vorfilme - die ich damals in Erwartung des Hauptfilms nicht so recht würdigen konnte - vom National Film Board of Canada stammten.
Das fiel mir ein, als ich kürzlich via Peter Glasers Glaserei auf der aktuellen Seite des NFB vorbeikam. Sehr empfehlenswert: Watch hundreds of films online. Enjoy documentaries, animations and alternative dramas on the web, on your personalized home page ...
Sehr schön z. B. Ben Zelkowicz' The Erlking: This animated short is a visual representation of Goethe's poem, The ErlKing that uses sand-on-glass animation set to the music of Franz Schubert. The moving images, resembling woodcuts, capture the haunting, nightmarish quality of the tale of the ErlKing ... - auch für Deutschlehrer, die die Balladen-Quälerei variieren möchten:
Tony Sheridan is a man who has been at every crossroads of Rock and Roll and now lives in a remote village in northern Germany far from high-energy Hamburg where once he was a star and where his name is featured at the 'Beatles-Platz' memorial. Most people think of Tony as the man who first recorded with the Beatles and who played with them during their seminal time in Hamburg at the start of the Sixties. But, as this documentary shows, there is far more than that to the story of Tony Sheridan.
In his turbulent and rich life he has worked with the Beatles, entertained the troops in Vietnam, played with Elvis Presley's backing band - and abandoned British citizenship to take on the Irish citizenship of the father he rediscovered in adulthood. All that and far more. In this feature for RTE's Documentary on One, Tony tells the story of his life journey - with lots of great music and plenty of good stories along the way. This is a must for anyone who wants to know more about the Beatles, Rock and Roll, life lived to the full - and the best way to string a guitar.
Herr K. erinnerte mich kürzlich an eine sehr treffende Formulierung Peter von Matts, auf die ich ihn wohl Ende der 90er aufmerksam gemacht hatte. In dem Aufsatz "Kultur und Gechwindigkeit - Überlegungen vor einem namenlosen Gedicht" (aus dem Jahre 1996) fragt sich von Matt, welche Antworten auf welche Fragen wohl vom beschleunigten Gehirn des Prothesengotts (m . a. W. vom www) erwartet werden können. Er verdeutlicht sein Unbehagen mit einem kleinen Gedankenspiel zu diesem namenlosen Gedicht (für das er als Quelle einen Brief des in die Schweiz geflohenen Heinrich von Kleist angibt, in dem es heißt, er - Kleist - habe es als Inschrift an einem Haus in seiner Straße gefunden):
Könnte ich nicht im Internet eine Homepage eröffnen mit allen Daten zu meiner Person und abschließen mit dem Vers:
Ich komme, ich weiß nicht, von wo?
Ich bin, ich weiß nicht, was?
Ich fahre, ich weiß nicht, wohin?
Mich wundert, daß ich so fröhlich bin.
Und könnte ich dann von den vernetzten Forschungsstellen, Wissenscontainern und Datenbanken nicht die erwünschte Information abrufen über den Grund dieser meiner Fröhlichkeit?
Vielleicht bekäme ich tatsächlich eine Antwort. Etwa so: „Auch bei orientierungsgestörten Personen können kurzfristige euphorische Zustände regulär auftreten.“
Das wäre unstreitig eine Rückmeldung. Aber ob sie nun so oder etwas anders lauten würde, ich könnte mit ihr in jedem Fall weit weniger anfangen als mit der Frage selbst. Und damit ist der entscheidende Punkt berührt. Offenbar gibt es zweierlei Fragen. Solche, auf die ich mit einer Information antworten kann, und solche, auf die ich nicht mit einer Information antworten kann. Beide haben mit Unwissenheit zu tun, aber die Aufhebung dieser Unwissenheit, der Gewinn von Erkenntnis, läuft jedesmal verschieden ab. Wo es um Information geht, kann die Aufhebung der Unwissenheit beschleunigt werden, und zwar nahezu unbegrenzt, wie sich heute zeigt. Bei den Fragen der anderen Art indessen - also beispielsweise gegenüber dem Satz: „Mich wundert, daß ich so fröhlich bin“ - gibt es keine Möglichkeit zur Beschleunigung der Erkenntnis. Und genau das ist der Skandal solcher Fragen und solcher Sätze, es ist der Skandal nicht nur jener kleinen Gedichte, sondern alles dessen, was mit ihnen im weitesten Sinne verwandt ist. Sie entziehen sich der offiziellen Geschwindigkeit der Zivilisation.
Die neuere Begegnung mit von Matts Gedanken lies mich an den Kurzschluss denken, der der jüngsten Reform (nicht nur der) gymnasialen Oberstufe zu grunde liegt: Information + Kompetenz ergebe so etwas wie Bildung. Mitnichten: Es ergibt statt Erkenntnis eben jene Information, dass auch bei orientierungsgestörten Personen kurzfristige euphorische Zustände regulär auftreten können, die eben keine Frage beantwortet ...
Als ein anderes Beispiel jener skandalösen kleinen Gedichte zitiert von Matt Bertolt Brechts
Der Radwechsel
Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?
Die Ergebnisse der Google-Suche nach dem Text offenbaren das Problem, das von Matt so scharfsinnig benennt: Die Verwurstung von Literatur zur Texterschließungskompetenz, die Unterwerfung der Suche nach Antworten unter die offizielle Geschwindigkeit der Zivilisation, die Erzeugung der Illusion der Aufhebbarkeit von Unwissenheit ... (mit Ausnahme von - das muss gesagt werden -: norberto, der sich seinem Motto "Man ist nicht umsonst Philologe gewesen, das will sagen, ein Lehrer des langsamen Lesens" gemäß dem Gedicht nähert).
Studie: Türkische Grundschulkinder und ihre Familien streben bei gleichen Voraussetzungen wie deutschstämmige Schüler eher die höheren Schularten an
Eine Studie des Soziologen Jörg Dollmann am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) zeigt, dass es nicht die Motivation der türkischen
Bevölkerungsgruppe ist und auch nicht die Einschätzung der (überwiegend deutschen) Lehrkräfte, die dafür verwantwortlich ist, wie viele türkischer Kinder die jeweiligen Schulformen besuchen. Türkische Kinder würden bei gleichem sozialen Hintergrund und gleicher schulischer Leistung sogar häufiger auf anspruchsvolle Schulformen wechseln als Kinder ohne Migrationshintergrund. Die Hauptschule wird, sofern es die schulischen Leistungen zulassen, gemieden.
... Diese erfreuliche Tendenz erklärt aber nicht den hohen Anteil an Haupt- und Sonderschulen.
... Diesen Umstand beleuchtet eine Studieder Johannes Gutenberg Universität in Mainz aus dem Jahr 2008. Die Vergabe von Noten ist der Studie nach zwar immer noch der Haupt-Einflussfaktor dafür, ob die Empfehlung für ein Gymnasium erteilt wird oder nicht. Betrachtet man aber Kinder mit gleicher Durchschnittsnote, dann bekommen Kinder aus der niedrigsten Bildungs- und Einkommensgruppe mit einer Wahrscheinlichkeit von 76 Prozent eine Gymnasialempfehlung, während in der höchsten Bildungs- und Einkommensgruppe nahezu alle Kinder, nämlich 97 Prozent, eine Empfehlung für das Gymnasium erhalten...
Die Schulempfehlung für Viertklässler spiegelt die Sozialstruktur der Kinder wider: 72,4 Prozent der Viertklässler, die im gut situierten Kirchrode zur Grundschule gingen, haben eine Empfehlung für das Gymnasium bekommen. In der Egestorffschule in Linden-Süd waren es nur 14,3 Prozent...
Linden-Süd ist - damit auch Nicht-Hannoveraner den Witz verstehen - so etwas Ähnliches wie Kreuzberg.
Aufs Gymnasium streben allein reicht eben nicht. Da sei letztlich sogar das BVerG davor:
Ein von Hartz IV lebender Gymnasiast aus dem Raum Ludwigshafen hatte versucht, Geld für seine Schulbücher zu erstreiten. Die Bildungspolitik im SPD-regierten Rheinland-Pfalz verlangte ihm ab, die Lehrwerke selbst zu kaufen...
Im Schuljahr 2005/2006 sollte der Junge Lehrwerke für knapp 200 Euro kaufen. Ein Buchgutschein für bedürftige Familien deckte nur 59 Euro davon ab. Das restliche Geld beantragte der junge Mann bei der ARGE und wurde abgewiesen. Dagegen klagte er, scheiterte nun aber vor dem höchsten Sozialgericht...
Die Kasseler Richter sahen keine Anspruchsgrundlage für Schulbücher im Hartz-IV-System. Sie sahen auch keine Chance, die Situation des Gymnasiasten als Notlage zu werten, sodass der Landkreis als Sozialhilfeträger einspringen müsste. Schulbücher seien ein für Kinder und Jugendliche typischer Bedarf, betonten sie. Der sei zwar verfassungswidrig nicht gedeckt gewesen. Der Kläger müsse das aber hinnehmen, weil Karlsruhe nicht verlangt habe, dies rückwirkend zu reparieren... Katja Schmidt im FREITAG:
Keine Fahrkarte zum Gymnasium
Nachtrag: Von den USA lernen heißt siegen lernen: Die Obama-Lösung des Problems: Race To The Top
Beim “Race to The Top” bekommen künftig nur noch Lehrer mit guten Schülern mehr Geld vom Staat. Heute zeigt sich, wer gewinnt. Leistung: “ungenügend” – diese Note wurde 241 Lehrern aus der US-Hauptstadt Washington zum Verhängnis. Weil ihre Schüler in Vergleichstests zu schlecht abgeschnitten hatten, griff die Chefin der Schulbehörde durch. Michelle Rhee feuerte die Pädagogen der öffentlichen Schulen, die Schülern ihrer Meinung nach nicht das gegeben haben, was ihnen zusteht: ordentliche Bildung. Was jahrzehntelang nicht gelang, schafft Präsident Barack Obama mit einem Trick: “Race to the Top”, heißt er. Seit Jahren belegen US-Schüler in internationalen Mathe-Vergleichstests die letzten Ränge. Studien der Universitäten Boston und Chicago ergaben, dass etwa ein Drittel aller Schüler die Highschool ohne Abschluss verlässt. Dies zu ändern war eines von Obamas Wahlversprechen. Staaten, die bereit sind, ihr Schulsystem durch Reformen voranzubringen, werden mit kräftigen Finanzspritzen belohnt. Viele Regierungen haben für den Fall einer Kündigungswelle schon mal vorsorglich Pakte mit den Gewerkschaften geschlossen. Die Schlechten müssen gehen, die Besten bekommen mehr.
“Doch wie findet man die Besten, wenn Lehrer durch das Programm derart eingeschüchtert werden, dass sie vor Angst gelähmt sind?”, fragt die Leiterin einer Grundschule in Washington. Wie viele ihrer Kollegen stand sie grundsätzlich hinter dem Obama-Rennen. “Doch was wir jetzt um uns herum erleben, macht einfach Angst. Man kann doch die Lehrer nicht dafür verantwortlich machen, wenn ihre Schüler in einem sozialen Umfeld aufwachsen, das Lernen einfach unmöglich macht.”
Quelle: taz
Die interaktive Grafik von FTD.de zeigt, dass in Europa außer Deutschland tatsächlich nur wenige Länder Exportüberschüsse produzieren. Solche Überschüsse entstehen, wenn ein Land unterm Strich mehr Waren ausführt als importiert. Das kann man positiv sehen - als Ausdruck der Beliebtheit der heimischen Produkte im Ausland. Es kann aber auch ein Zeichen für die Schwäche des Binnenkonsums sein - und somit für eine ungesunde Schieflage einer Volkswirtschaft oder eines Wirtschaftsraumes.
Wie findet man eine Gesellschaftsform, die mit der ganzen gemeinsamen Kraft die Person und das Vermögen jedes Gesellschaftsmitgliedes verteidigt und schützt, und durch die jeder einzelne, obgleich er sich mit allen vereint, ... nur sich selbst gehorcht und so frei bleibt wie vorher? Dies ist die Hauptfrage, deren Lösung der Gesellschaftsvertrag gibt.
Dieser lässt sich in folgende Worte zusammenfassen: Jeder von uns stellt gemeinschaftlich seine Person und seine Kraft unter die oberste Leitung des allgemeinen Willens, und wir nehmen jedes Mitglied als untrennbaren Teil des Ganzen auf.
Wenn sich jeder allen hingibt, gibt er sich damit niemandem hin, und da man über jedes Gesellschaftsglied dasselbe Recht erwirbt, das man ihm über sich gewährt, so gewinnt man für alles, was man verliert, Ersatz und mehr Kraft, das zu bewahren, was man hat. . ... Die Gesellschaftsgenossen führen als Gesamtheit den Namen Volk und nennen sich einzeln als Teilhaber der Souveränität Staatsbürger (citoyen) ... Solange mehrere vereinigte Menschen sich als einen einzigen Körper betrachten, haben sie nur einen einzigen Willen. Ich behaupte, dass die Souveränität, die nichts anderes als die Ausübung des Allgemeinwillens ist, nie veräußert werden kann und sich der Souverän, der ein kollektives Wesen ist, nur durch sich selbst darstellen lässt. Die Macht kann wohl übertragen werden, nicht aber der Wille Derselbe Grund, aus dem die Souveränität unveräußerlich ist, spricht auch für ihre Unteilbarkeit, denn der Wille ist allgemein, oder er ist es nicht, er ist derjenige der Gesamtheit des Volkes oder nur eines seiner Teile ...
Dann hat der Staat keine ... einander widersprechenden Interessen, das Gemeinwohl tritt überall sichtlich hervor, und es bedarf nur gesunder Vernunft, um es wahrzunehmen. .. Aus dem Vorhergehenden ergibt sich, dass der allgemeine Wille beständig der richtige ist und immer auf das allgemeine Beste abzielt...
Oft aber ist ein großer Unterschied zwischen dem Willen aller (volonté de tous) und dem allgemeinen Willen (volonté générale); letzterer geht nur auf das allgemeine Beste aus, ersterer auf das Privatinteresse und ist nur eine Summe einzelner Willensmeinungen... Man muss verstehen, dass weniger die Anzahl der Stimmen den allgemeinen Willen ergibt, als vielmehr das allgemeine Interesse...
Worin besteht nun das höchste Wohl aller, das der Zweck ... der Gesetzgebung sein soll?
Es besteht in Freiheit und Gleichheit ...
Unter Gleichheit ist nicht zu verstehen, dass alle eine durchaus gleichgroße Kraft und einen genau ebenso großen Reichtum besitzen, sondern dass Gewalt nur Kraft Gesetz im Staat ausgeübt werden darf, dass ferner kein Staatsbürger so reich sein darf, um sich einen anderen kaufen zu können, noch so arm, um sich verkaufen zu müssen... Will man dem Staat Bestand verleihen, so darf man weder zu Reiche noch Bettler dulden. Sobald (nämlich) die öffentliche Betätigung im Dienste des Staates aufhört, die Hauptangelegenheit der Staatsbürger zu sein, und sie ihm lieber mit ihrem Geld als mit ihrer Person dienen, ist der Staat schon seinem Untergang nahe.
Zum Kampf schicken sie Söldner und bleiben zuhause, zur Beratung ernennen sie Abgeordnete und bleiben wieder zuhause. Durch ihre Tätigkeit und ihr Geld haben sie schließlich Soldaten, die das Vaterland unterjochen, und Volksvertreter, die es dann verkaufen... Es lässt sich voraussehen, dass der Algemeinwille dort nicht zur Herrschaft gelangen wird, und die häuslichen Sorgen lassen auch keine anderen Interessen zu. Aus den guten Gesetzen gehen noch bessere hervor, aus den schlechten noch schlechtere. Sobald man bei Staatsangelegenheiten die Worte hören kann "Was geht mich das an?" kann man darauf rechnen, dass der Staat verloren ist... Die Abgeordneten des Volkes sind also nicht seine Vertreter und können es gar nicht sein; sie sind nur seine Beauftragten und dürfen nicht endgültig beschließen. Jedes Gesetz, das das Volk nicht als Person bestätigt hat, ist null und nichtig ...
Was ist denn nun die Regierung? Die ist nur ein Auftrag, ein Amt, in dem einfache Beamte des Staatsoberhauptes (d.i. die durch den Gesellschaftsvertrag vereinigten Staatsbürger)in seinem Namen die Macht ausüben, die er ihnen übertragen hat, und die er, sobald es ihm gefällt, beschränken, abändern und ganz zurücknehmen kann.
DU CONTRAT SOCIAL, PAR J.J. ROUSSEAU, CITOYEN DE GENEVE, 1762
In diesem Sinne zeigt die Chefarztfrau sehr schön und in erfreulich kategorialer Klarheit, worum es bei dem Schulden-WozubrauchtmaneigentlicheinenStaat-Sparen-Gerede eigentlich geht:
Vor Jahren (2003) gab es in der NZZ eine Debatte, was Bürgerlichkeit heute heißen kann. Auf Georg Kohlers Beitrag "Bourgeois und Citoyen - Was heißt bürgerlich?" sei deshalb verwiesen, weil angesichts des Niveaus dieser Debatte schmerzhalt deutlich wird, wie unsäglich das Niveau der Auseinandersetzungen um die Citoyenneté hier und heute ist:
Was heisst «bürgerlich»? - Angesichts der langen und zweifellos kontradiktorischen Merkmalliste ist rasch klar, dass politische Bürgerlichkeit eine anspruchsvolle, schwierige Idee ist, die auf verschiedene Weisen realisiert werden kann. Bürgerliche können eher wirtschafts- oder eher kulturliberal optieren, sie können den Gedanken der Selbständigkeit und Souveränität eher konservativ-nationalstaatlich oder revisionsbereit-transnational interpretieren, sie mögen zum libertär-antigouvernementalen Programm neigen, das die Privatsphäre und die Bürgerrechte gegen die Regierenden für das Zentralgut ziviler Politik hält, oder sie mögen, im Gegenteil, die Eindämmung auch der ökonomischen Oligopole, die Verhinderung der privatgesellschaftlichen (neben derjenigen der staatlich-administrativen) Übergewichte das Vordringliche finden. Drei essenzielle Eigenschaften aber müssen in allen Spielarten demokratischer Bürgerlichkeit bestimmend bleiben, soll man sie dem gemeinsamen Begriff liberal-besitzbürgerlicher Citoyenneté zurechnen können.
Nämlich erstens Realitätssinn, der zu akzeptieren vermag, dass die Welt sich unaufhörlich verändert, dass Bewahren allein nicht genügt, um den Werten selbständiger Lebensgestaltung treu zu bleiben. Zweitens das Bewusstsein, dass vielfache Vermittlungen und schwierige Gleichgewichte nötig sind, sollen die sachlichen Gegensätze zwischen Gemeinschaft und Privatautonomie, Marktfreiheit und Chancengleichheit nicht zu bösen Konflikten führen; drittens ein Stil nüchtern-demokratischer Parteilichkeit für die eigenen Interessen, der den Opponenten nie diffamiert, weil man weiss, dass er und sein Widerspruch gut für das Gedeihen des Ganzen sind. Bürgerlich-Sein heisst, dogmatischen Konservatismus zu vermeiden, den mittleren Weg nicht zu verachten, die Vielfalt, das Fremde und den Gegner als Ausdruck menschenmöglicher Freiheit zu respektieren. Im Rahmen so verstandener Bürgerlichkeit kann es die Partei der Bürger nicht geben. Denn «Bürgerlichkeit» lässt sich unterschiedlich interpretieren wie jedes Konzept, das der Praxis des Politischen nicht autoritär begegnen will. Es gibt nicht die Partei der Bürger, und erst recht wäre es verkehrt, bürgerliche Politik schlicht mit Steuersenkung und ausschliesslicher Interessenvertretung zugunsten der Bessergestellten zu identifizieren. Liberalität ist der Name für eine Haltung, die mehr enthält als Staatskritik und die Begründung und Ausdehnung privatkapitalistischer Wirtschaftsformen.
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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