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Archäologie CVXVVVIII: Gesine Piaf - Le ça ira - 1953/2011


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via Carlos Kommentar vom 6.1.11 zu De Lapuente (s.u.)

aus Si Versailles m'était conté (Versailles - Könige und Frauen) - übrigens ein Film mit einer Wahnsinns-Besetzung, aber un film royaliste de ce vieux pétainiste de Sacha Guitry, qui souhaite attiser notre admiration pour le Roi Soleil et notre compassion pour Marie Antoinette. Il contient cependant une séquence dont tous les révolutionnaires se souviennent: quand Edith Piaf, à la tête de la populace, lance le "ça ira".

Et qui chante aujourd'hui?
Was sich Gesine da erlaubt hat, das ist wahrhaft unverfroren...

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Merkel-Spitzen
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Meine Güte, es ist ja von erschütternder Harmlosigkeit, was Gesine Lötzsch da so schreibt...

Wenn Kommunismus das Gemeinschaftliche betont und der Liberalismus den einzelnen, dann wollte Rosa Luxemburg beides zugleich – höchstmögliche Gemeinschaftlichkeit bei der Kontrolle darüber, daß Eigentum und Macht im Interesse aller gebraucht werden, und größtmögliche Freiheit individueller Entfaltung, radikaler Kritik und Öffentlichkeit. Eine Gesellschaft ohne Freiheit wäre für sie nur ein neues Gefängnis gewesen, so wie ihr eine Gesellschaft ohne Gleichheit immer nur eine Ausbeutergesellschaft war. (…)
Das zwanzigste Jahrhundert war durch Perioden der Entfesselung des Kapitalismus und seines Übergangs in offene Barbarei und durch Perioden seiner Zähmung und des Entstehens von – letztlich noch einmal scheiternden – Gegenentwürfen gekennzeichnet. Gerade jetzt vollendet sich die Ausdehnung des Kapitalismus. Er stößt damit an die Grenzen der irdischen Natur. Die Ressourcenökonomie muß über die Kapitalakkumulation siegen, wenn es nicht zur ökologischen Katastrophe kommen soll. Genauso müssen aber auch die sozialen Rechte von bald sieben bis acht Mil­liarden Menschen dominieren über die Verwertungsinteressen transnationaler Konzerne. Einer Welt, die privilegierte Zentren herausbildet, sich in Festungen einmauert und globale Unsicherheit verursacht, werden wir nur entkommen, wenn sich Zusammenarbeit und gemeinsame Entwicklung durchsetzen.

Das wird in dieser Allgemeinheit jede und jeder unterschreiben können, nur ist damit natürlich noch nichts gesagt.
Kritik und Kunst schon neulich ...

... ob da jede/r unterschreiben würde, da bin ich nicht so sicher: Kürzlich hat sich in dieser Richtung erst ein Gumbrecht im Freitag vergaloppiert: Misere der Meisterdenker - Die einst mutigen ­Positionen der Intellektuellen sind zur Norm geronnen... nun sei riskantes Denken angesagt - so bebildert:
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... und Albrecht von Luckes Entgegnung - so bebildert -
ist auch nur teilweise überzeugend:
imagex272x189Es empfehle sich eine andere Intellektuellen-Definition zu Rate zu ziehen. Der Intellektuellen-Begriff Antonio Gramscis abstrahiert von der Frage der richtigen Moral – anders als Gumbrecht jedoch keineswegs von der gesellschaftlichen Verortung. Organische Intellektuelle sind bei Gramsci, anders als ihre traditionellen Vorgänger, diejenigen, die jede Klasse oder Bewegung braucht, um die kulturelle Deutungsmacht zu erlangen. Entweder als, so Gramsci, „Angestellte der herrschende Klassen und der politischen Herrschaft“, oder eben auch als Vordenker der Opposition.
Jede soziale Gruppe, die Hegemonie anstrebt, muss Intellektuelle aus ihren eigenen Reihen hervorbringen oder die traditionellen Intellektuellen assimilieren und für ihre Ideologien einnehmen. Gelingt dies der Linken zukünftig nicht besser, muss man für ihre Zukunft wahrlich schwarz sehen...


Es könnte sein, dass der Begriff der kulturellen Hegemonie hier etwas verkürzt gefasst ist; der Schlussfolgerung ist auch nur insoweit zuzustimmen, als soziale Gruppen ihre eigenen Intellektuellen hervorbringen müssen (zum genaueren Verständnis könnte„Nützliche Schemata“ - Kultur und künstlerische Praktiken bei Antonio Gramsci und Pierre Bourdieu hilfreich sein).
Assimilierte und eingenommene Intellektuelle scheinen mir - zumindest im heutigen Deutschland - ein unsicheres Ticket zu sein: Martin Walser bekennt in dem FOCUS-Beitrag seine Sympathie für Westerwelle: „Seit er sichtbar und hörbar geworden ist, schau ich ihn an und hör ihm zu, und er gefällt mir.“ Sollten es die Medien tatsächlich schaffen, Westerwelle ins Aus zu manövrieren, schreibt Walser, „werde ich zum ersten Mal in meinem Leben FDP wählen“.
MRR
nannte den DKP-Sympathisanten Walser (was ich nicht denunzierend meine, ich war das auch) 1976 wahrscheinlich treffend, wenn auch aus falschen Gründen, einen "geistreichen Bajazzo der revolutionären Linken in der Bundesrepublik Deutschland". In den Chefetagen der FAZ galt Reich-Ranicki zur gleichen Zeit als linker Vogel! Und ich bleibe dabei: Walsers Texte der 60er und 70er Jahre - einschließlich des von MRR vernichteten "Jenseits der Liebe" sind bis heute, was Form und Inhalt angeht, einfach gut! Vielleicht ist es wirklich so einfach: Schriftsteller schreiben, das sollen sie ordentlich machen, als moralische Instanzen taugen sie nur sehr bedingt. Eine/die Linke sollte nicht darauf setzen, sie als "Bündnispartner" einzunehmen.

In stiller, wehmutweicher Abendstunde
Umklingen mich die längst verschollnen Lieder,
Und Tränen fließen von der Wange nieder,
Und Blut entquillt der alten Herzenswunde.

Und wie in eines Zauberspiegels Grunde
Seh ich das Bildnis meiner Liebsten wieder;
Sie sitzt am Arbeitstisch, im roten Mieder,
Und Stille herrscht in ihrer sel'gen Runde.

Doch plötzlich springt sie auf vom Stuhl und schneidet
Von ihrem Haupt die schönste aller Locken,
Und gibt sie mir - vor Freud' bin ich erschrocken!

Mephisto hat die Freude mir verleidet.
Er spann ein festes Seil von jenen Haaren,
Und schleift mich dran herum seit vielen Jahren.

Heinrich Heine

... der ja aber viel erkannt hat beim Herumgeschleiftwerden von Mephisto: Ich plädiere für mephistophelisches Denken, für negative Dialektik. Mephisto sieht doch auch eher so aus, als interessiere ihn wirklich etwas, während die Denker, mit denen der Freitag die Intellektuellen-Debatte bebildert, schwer an ihrem Denken leiden ...

HarzTeufel_beschnitten_gl
Wir waren da am letzten Wochenende: Schauen Sie sich mal Raymond Faures Harzbilder an!

Archäologie CVXVVVII: Iron Butterfly

Wiedergefunden! Ein wundervolles Album: Sun & Steel (1975)
... sorry, no better video found ...

The Fine Art Of Playing The Drums III

The Fine Art Of Playing The Drums
The Fine Art Of Playing The Drums II

Drumming on screen:
Drum-Kit
via Freitag/Alltag

Feynsinns Lieblings-Chart

Feynsinn schreibt heute sehr treffend:
Es ist nichts Neues, aber manchmal ist es einfach deutlicher, wenn man Diskussionsgrundlagen nicht in einem Wust komplexer Zusammenhänge präsentiert. Es gibt solche, die sprechen für sich, zum Beispiel die Entwicklung der Lohnquote seit der “Agenda”. Die Hartz-Markierungen sind von mir.

"Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten."
Daniel Patrick Moynihan

hartzeinkommen

Nicht ganz ohne Zusammenhang zum Drücker: eigentlich gemein, das Peter Hartz da gar nicht mehr eingeladen wird! Was macht eigentlich Peter Hartz?

Am Drücker: Maschmeyers Paradise Castle Party III

Es ist eine Menge Papier bedruckt worden in den Büros der Anwaltskanzlei Prinz in Hamburg. Gut 80 Seiten umfasst das Schreiben, das gleich in vielfacher Ausfertigung das Haus verlassen hat: Indem er alle Intendanten der neun Landesrundfunkanstalten der ARD einzeln anschrieb, versuchte der Medienanwalt Mathias Prinz, die Ausstrahlung eines wenig schmeichelhaften Films über seinen Mandanten Carsten Maschmeyer zu verhindern. Die Dokumentation Der Drückerkönig und die Politik zeichnet die Karriere des Unternehmers aus Hannover nach und beleuchtet die Verbindung des Gründers des Finanzdienstleisters AWD mit den Mächtigen der Politik. Besonders mit den Ministern der rot-grünen Ära von Ex-Kanzler Gerhard Schröder, die das System der privaten Vorsorge vorangetrieben haben, soll sich Maschmeyer besonders gut gestellt haben - das ist auch ein Geschäftsfeld des AWD. Der Vorgang, die einzelnen ARD-Anstalten unter Druck zu setzen, um die Ausstrahlung eines Film im Ersten zu verhindern, ist neu, die Empörung im Senderverbund entsprechend groß. Der Film soll aber wie geplant an diesem Mittwoch um 21.45 Uhr im Ersten gezeigt werden. sueddeutsche.de

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Teile der Hannover-Connection mit Besuch von der anderen großen Finanzoptimiergesellschaft

Update 22.20 Uhr:


awd_ihr_berater-Media-Naja, viel gab das nicht her ... Hat das ÖRFernsehen weniger Informationen als selbst mir zugänglich sind oder dürfen die denn, wenn man sie hätte, doch nicht verwendet werden?
Warum also Herr Prinz im Auftrag von Herrn M. solch einen Wind macht bei der ARD ist nach Ansicht des Films völlig unklar:
Der einzig richtig Doofe ist doch der ehemalige IG-Metaller Riester!

Und dass ansonsten einer jetzt reich ist und arrogant und nun Freunde hat, während andere arm sind und vor der Kamera weinen, ist doch in dieser Gesellschaft kein Skandal, sondern eher facebookmäßiger Alltag ...




Update nächster Tag:
Immerhin: ... überdurchschnittlich gute Quote ...
Insgesamt 3,86 Millionen Zuschauer sahen am Mittwochabend die Sendung im Ersten mit dem Titel Der Drückerkönig und die Politik, teilte die ARD mit. Der Marktanteil lag bei 12,5 Prozent der Zuschauer ab drei Jahren.
(sz)

Die Nordwest Zeitung wird deutlicher, der Politikprofiler auch.

Der Film in der ARD-Mediathek.

Erstaunlich (oder nicht): Hier und heute gibt Herr M. ein Interview (!) - resp.: "stellte sich dem BILD-Verhör":
...
BILD: Sie haben unbestritten gute Kontakte zu Regierungspolitikern und dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Wie sehr haben Sie davon profitiert?

Maschmeyer: „Ich habe niemals mit Bundeskanzler Gerd Schröder über Einführung der privaten Altersvorsorge gesprochen. Auch habe ich Herrn Riester und Herrn Rürup – nach denen die Privatrenten benannt wurden – erst lange Zeit nach Einführung dieser Altersvorsorgeprodukte kennengelernt. Profitiert haben von der Förderrente schon 15 Mio. Bundesbürger.“

BILD: Warum haben Sie in der Vergangenheit die Nähe zu Spitzenpolitikern gesucht, darunter auch zum heutigen Bundespräsidenten Wulff?

Maschmeyer: „Es ist logisch, wenn man in einer Stadt lebt, dass man sich trifft und kennenlernt. Aus solchen Beziehungen können Freundschaften entstehen zu Politikern, Managern, Musikern und Wissenschaftlern.“


Zum Treffen und Kennenlernen in einer Stadt siehe den Verweis oben, Paradise Castle ... und Party für die Lumpenbourgeoisie II: Lohnvorschussausfallversicherung und auch Hannover-Connection II oder auch: Würstchen, Sauerkraut, Krökeln und Kotzen (- oder : Die Akte Lindenberg: Udo und die Hannover-Connection). Herr Selenz als Chef der damaligen Preussag Stahl AG weiß auch noch etwas darüber (nicht nur über den Cayenne-Krimi)!

Update 24.01.:
Nds: Reporter und Redaktion des NDR-Magazins „Panorama“ müssen Carsten Maschmeyer mächtig auf die Füße getreten sein: Der Gründer des AWD-Konzerns geht gegen die Autoren des Films „Der Drückerkönig und die Politik“ mit allen Mitteln vor.
Der Anwalt Strate will für Maschmeyer ein Gutachten verfassen, in dem er zu möglichen Straftaten des Reporters Lütgert nach den Paragraphen 240 und 241a des Strafgesetzbuchs und Paragraph 33 des Kunsturhebergesetzes Stellung nimmt. In Paragraph 240 StGB geht es um Nötigung, im Paragraphen 241a um „politische Verdächtigung“, die dritte der genannten Vorschriften stellt Bildnisse unter Strafe, die gegen den Willen eines Abgebildeten verbreitet werden. Die Taten sind allesamt mit Freiheitsstrafe bewehrt. Zudem, schreibt Maschmeyers Anwalt, liege es nicht völlig fern, das „offenkundig sinnlose Heranpirschen von NDR-Kamerateams an Herrn Maschmeyer und seine Mitarbeiter auch noch an anderen Vorschriften zu messen“.

Quelle: FAZ

Update 07.02.:
Der NDR zeigt nun seinen Film über AWD-Gründer Carsten Maschmeyer in einer neuen Version und wirbt ironisch mit “juristischen Regieeinfällen”.
Die Panorama-Redaktion des NDR hat nach einstweiligen Verfügungen bei den Landgerichten Berlin und Köln eine neue Version der ARD-Reportage über den AWD-Gründer Carsten Maschmeyer (Der Drückerkönig und die Politik) gefertigt. Beim NDR nennen sie das “Judges Cut” und bewerben es ironisch: “Mit ganz neuen juristischen Regieeinfällen”.
Panorama

Archäologie CVXVVVI: Eric Burdon "Monterey"

Einmaliger Song, faszinierendes Video:



Zugabe: Eric Burdon & The Animals - Love Is: Ring Of Fire

Archäologie CVXVVV: The Stones record song with Bill Wyman



The Rolling Stones have reunited with their former bassist Bill Wyman to record a tribute song in honour of their late pianist Ian Stewart.

The song, a cover of Bob Dylan's 'Watching The River Flow', is set to be included on a tribute album for Stewart, who died of a heart attack in 1985. He had played and recorded with the band since their inception in 1962.

Fansite Iorr.org reports that the Dylan cover features "all Rolling Stones members including Bill Wyman". Original member Wyman left The Rolling Stones in 1992.

The album, which is called 'Boogie For Stu', has been helmed by pianist Ben Waters. It also features a contribution from his cousin, PJ Harvey, reports Spinnermusic.co.uk.

Waters has previously confirmed that Keith Richards plays on three tracks on the album, which is out in March.



The Rock Doctor.

Archäologie CVXVVIV: Mohammed Amin al-Husseini - Der Mufti und die Nazis

Gestern Abend war auf Phoenix ein sehr interessanter Dokumentarfilm von Heinrich Billstein zu sehen:

Phoenix kündigt den Film so an:
Die Geschichte von Mohammed Amin al-Husseini, des ehemaligen Muftis von Jerusalem, ist eng verwoben mit der Geschichte des Dritten Reiches. Der Hass auf die Juden vereinte den Araberführer mit den deutschen Nazis und verschaffte ihm dort Zugang zu höchsten Kreisen. Als freiwilliger Helfer im NS-Vernichtungsprogramm diente er sich den Nationalsozialisten an.
In der arabischen Welt galt er schon zu Lebzeiten als Legende. Er wurde verehrt und bewundert von seinen Landsleuten, verachtet und bekämpft von seinen Feinden. 16 Jahre lang war al-Husseini religiöses Oberhaupt der arabischen Muslime, 30 Jahre lang ihr politischer Führer und lange Zeit auch politischer Repräsentant der arabischen Welt.
Von den Briten verfolgt, gelang al-Husseini während des Zweiten Weltkrieges die abenteuerliche Flucht nach Deutschland. Von 1941 bis 1945 lebte er in Berlin und war eng mit der Staatsmacht verbunden. In dieser Zeit stützte er das verbrecherische System ideologisch und politisch und verteidigte es skrupellos. Die Beziehung zwischen dem Mufti und den Nazis ist so frappant wie erschreckend und eine bis heute unbekannte Geschichte des Dritten Reiches.


Das ist so geschrieben, wie es heute offenbar geschrieben werden muss oder kann; - wenn man mehr wissen will, kommt man - jedenfalls im Netz - auf recht unangenehme Seiten, wobei nicht ganz klar ist, ob die neuen Rechten den Mufti antisemitisch oder antiislamisch verwursten möchten...

Interessant finde ich:
  • die Frage nach dem Erklärungswert des "Antisemitismus" (worüber in der 10. Klasse immer noch Referate gehalten werden müssen, als erkläre das irgendwas - wenn man nicht wenigstens sich mit Goldhagens Begriff des eliminatorischen Antisemitismus auseinandersetzt!): Die Frage, die man jetzt stellen muss, lautet anders: Waren die Nazis Antisemiten? Oder hatten sie nur was gegen die Juden? Denn mit anderen Semiten kamen sie gut aus.

    die Frage nach historischen Kontinuitäten, die deutsche Balkan- resp. Yugoslawien- Politik - von der bosnischen SS-Divison Handschar bis zur Zerlegung Yugoslawiens durch Kohl/Genscher/Schröder/Fischer - betreffend (ab 39' - oder vgl auch hier) ...

    die Einsichten in die Komplexität der Folgen des Kolonialismus und ihre Reduktion auf simple Freund-Feind-Schemata (»Hitler – König der Herzen«) , die der Film eröffnet ...

    die Informationen, die der Film zur faschistischen Nahost-Strategie gibt: Rommel von Süden, die anderen von Griechenland und vom Kaukasus nach Palästina (ab 25') ...

    und natürlich letztlich die Frage, wie hier und heute mit der Geschichte des deutschen und des islamischen Antisemitismus (mangels eines klareren Begriffs bleiben wir zunächst bei diesem) umgegangen wird.
Die letzte Frage zu beantworten könnte hilfreich sein: Über Nazikollaborateure in der Dritten Welt und ihre deutschen Apologeten hat Karl Rössel eine dreiteilige Radiosendung für das zweite Programm des Südwestrundfunks (SWR) gemacht. Den ersten Teil über arabische Kriegsverbrecher und die Verharmlosung ihrer Taten durch deutsche Islamwissenschaftler hat der SWR mittlerweile nur noch in einer gekürzten - sprich zensierten - Fassung auf seiner Internetseite. Die Zeitschrift KONKRET hat in ihrer Ausgabe vom März 2009 das Manuskript ungekürzt veröffentlicht.

Unbedingt ansehen:

Turban und Hakenkreuz - Der Großmufti und die Nazis from Mideast Freedom Forum Berlin on Vimeo.

Siehe auch immer wieder nochmal hier!

Moral Education IV

Heute in meiner LieblingsHAZ in der Rubrik Kleinanzeigen --> Verschiedenes:

Touaregfahrerin, Vorstandsgattin i.R., in den attraktiven 60ern, 171, NR, NT, sucht ebensolchen sportlichen ungebundenen Akademiker (65) für Opernhaus, Theater, ein Glas Wein und unterhaltsame Kurzurlaube.

Eine schöne Vorlage für Gremlizas Was Gabriele Henkel alles mit der Hand macht wäre das gewesen:
Wie die Leistungsträgerin nicht nur den Touareg, sondern auch Bildung vorzeigen will, um an den Ebensolchen heranzukommen, was aber sprachlich etwas in das Höschen geht, weil u.a. unklar bleibt, wer oder was da ruht: des Gatten Vorstandstätigkeit, der Gatte selbst, die Gattenschaft oder nur die Begattung?
Das müsste der ungebundene Akademiker schon wissen, um den weiteren Code zu entschlüsseln ...
Ansonsten eine schöne Vorlage für eine Romanfigur Martin Walsers.

Archäologie CVXVVIII: Joe Strummer & Bob Dylan

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* Strummer appeared on a BBC feature on Dylan's 60th birthday (alongside Stevie Wonder!) where he can be heard singing Dylan's praises not to mention performing "Blowin' in the Wind" and "Just Like Tom Thumb's Blues".


* Dylan partially covered "London Calling" on his show at the Brixton Academy in November of 2005.

via music ruined my life

Archäologie CVXVVII: Ken Loach

KenLoachFilms1
Ken Loach gibt nach und nach seine Filme frei. Sie können in voller Länge und in Originalfassung auf YouTube angesehen werden:
KenLoachFilms21

via keimform

Besonders empfehlenswert:

Land And Freedom
1936. David an unemployed young man, leaves Liverpool to join the fight against Fascism in the early days of the Spanish Civil War. He joins an international section of the Republican Militia on the Aragon front where he experiences the trials and anguish of the war.
Wounded, he convalesces in Barcelona and is caught in the conflict on the Republican side between the Communist Party and his revolutionary comrades in the militia.
The resolution of this conflict and David's return to the front may seem tragic but his belief in the possibility of revolutionary change is unshaken. His story is revealed only after his death, sixty years later, in letters discovered by his granddaughter.


und Loachs Beitrag zum (anderen) 11. September

11'9"01 September 11 - Ken Loach



ZEiT-Interview mit Ken Loach

Archäologie CVXVVI: Franz Kafka - Der Process / Hörspiel I

10 Stunden Hörspiel und Download; - der Bayerische Rundfunk muss gelobt werden ob dieses Projekts:

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Ohne Anfang
Max Brod, der Freund Franz Kafkas, meinte es gut, als er, ein Jahr nach dessen Tod, im Verlag Die Schmiede einen Roman herausbrachte, der genau genommen gar nicht existierte:
Der Prozess, 1925 veröffentlicht, begründete tatsächlich den Weltruhm Kafkas. Doch nicht einmal Anfang und Ende dieses Werks können als gesichert gelten, auch nicht der einleitende, seit frühester Lektüre so vertraute und markante Satz:

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.

Denn der Autor hinterließ nur sechzehn, nicht nummerierte handschriftliche Konvolute, und diese wollte er obendrein vernichtet wissen.

Das Konzept, 16 files ohne eine eindeutige Reihenfolge anzubieten, entspricht dem der historisch-kritischen Ausgabe sämtlicher Handschriften, Drucke und Typoskripte zu Franz Kafkas fragmentarischem Werk Der Process, die Roland Reuß und Peter Staengle 1997 im Verlag Stroemfeld/Roter Stern publizierten.


Der Process
Mit Rufus Beck, Samuel Finzi, Corinna Harfouch, Jürgen Holtz, Milan Peschel, Jeanette Spassova, Thomas Thieme, Manfred Zapatka
Ton: Andreas Meinetsberger
Regie: Klaus Buhlert
BR 2010, 16 Teile

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Zum Download unbedingt empfohlen!
Ursendung: bis 6. Januar 2011, täglich 20.30 Uhr, Bayern 2
Download: abgeschlossen am 28. Januar 2011, Hörspiel Pool
Hörbuchveröffentlichung: 14. Januar 2011, Der Hörverlag

Nach wie vor faszinierend:
Kafka-The-Trial-1962-Trailer
The Trial (1962)

Directed by Orson Welles
Starring Andy Perkins, Orson Welles, Jeanne Moreau, Romy Schneider, Elsa Martinelli

Zuweilen XI: Man könnte natürlich vor die Tür gehen und allen einen guten Tag sagen

Zuweilen bemerkt man erst, wenn man vom Tod eines Menschen erfährt, dass er einem eigentlich schon länger gefehlt hat.
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Peter O. Chotjewitz ist am 15. Dezember im Alter von 76 Jahren gestorben.
Vor kurzem hatte er sich von der Konkret-Redaktion noch ein Buch zur Rezension gewünscht: Sabine Peters' Roman über seinen Schriftstellerkollegen Christian Geissler, mit dem der ehemalige Rechtsanwalt Chotjewitz das politische Engagement, insbesondere für die Gefangenen der RAF, teilte und der 2008 ebenfalls an Krebs gestorben war. Da er die Buchbesprechung nicht mehr schreiben konnte, bat Chotjewitz am 1. Dezember KONKRET-Redakteurin Marit Hofmann, ihn spontan zu seiner Lektüre zu interviewen.
Das kurze Gespräch, in dem auch die Themen Krebs und Tod zur Sprache kamen, ist auf Seite 64 in der Printausgabe nachzulesen. Bis zuletzt war er bemüht, seine Gesprächspartnerin aufzumuntern.


...
Vor einem Jahr hast du einen Text über den Umgang mit dem Krebs unter dem Titel "Tod den Ärtsten" geschrieben. Siehst du Parallelen dazu, wie Geissler auf die Krankheit und den Medizinbetrieb reagiert hat?

Auch Geissler hat, wie ich es nun tun werde, die Therapien abgebrochen.




christian geissler
zutraulich


als dein jagender atem
niedergemacht hatte klein
all meine wörter

zum trösten

sind um
dich her
ins bersten

geflogen

flüsternamen
aus deiner liebe
viele

jeder

hat seinen gesagt
leise
als wind

unter die last deiner geflügelten angst



Nicht niedergemacht und kleingemacht die Wörter schrieb Chotjewitz zuletzt:

... Die 68er sind jetzt um die 68 und dürfen, prekär verrentet, noch einmal das 68er-Wohlfühl-Gefühl genießen, und die Enkel erleben das, wovor ihre Eltern sie immer gewarnt haben. "Stuttgart 21" wiederbelebt, das muss man der Baumafia lassen, einen historischen Erfahrungshorizont, der Identität stiftet und dem Aussteiger in spe, der gerne auf die Chance verzichtet, überhaupt einzusteigen, die Chance bietet, am eigenen Leib zu erleben, wie sich das angefühlt hat, als Oma beim Schahbesuch eine Dachlatte auf den Kopf kriegte. Funktionierende Gesellschaften brauchen Niederlagen, um dumm zu bleiben. Jahrzehntelang war das 68er-bashing ein Volkssport. Jetzt flattern sie wieder über den Bildschirm, vorbildlich.
chotjewitz_tazblog
Vergessen wir auch nicht: Was einst im römischen Kolosseum der Kampf mit den wilden Tieren war, ist heute die Demo, die mit hoheitlicher Zwangssaftigkeit aufgelöst wird, egal ob angemeldet: Erschütternde Szenen fürs Herz, blau geschlagene Augen, blutende Nasen, hysterische Mütter, jauchzende Kleinkinder, feixende Jugendliche, vermummte Gestalten (zumeist Ordnungshüter), Polizisten, die um ihre Frühstückseier fürchten.

Oppositionelle Kundgebungen dienen der öffentlichen Frustabfuhr, das ist ihre Aufgabe, ihre historische Dimension, sozialpsychologische Hygiene. Die Väter des Grundgesetzes beiderlei Geschlechts wussten um den Verfassungsrang des Demonstrationsrechts. Gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei sind die Rülpser und Fürze der Demokratie, befreiende Magenwinde, die den schmerzenden Leib von den schädlichen Faulgasen befreien, die das Leben in dieser irrationalen und lange überholten ökonomischen, sozialen und politischen Ordnungsödnis uns tagtäglich zumutet.

Die gequälte Volksseele ist eine echte Kassandra. Lange hat sie geschwiegen. Stumm wie Homer zugeschaut, wie die Geldverwalter ihre Stadt in eine verspiegelte Fata Morgana verwandelt haben. Jetzt schlägt sie ihre zweischneidige Streitaxt dem trojanischen Pferd in die Flanken, um die Laokoons der Bad Banks zu erwürgen, wie eine schreckliche Seeschlange und ihre politischen Kommissionäre aus dem Muff ihrer gepanzerten Leibwächter und sonnenbebrillten Dienstwagen und Villen zu vertreiben. Schluss mit dem Fortschritt durch fortschreitende Vernichtung...




Im Frühjahr erscheint von Peter O. Chotjewitz der Erinnerungsband: Mit Jünger einen Joint aufm Sofa, auf dem schon Goebbels saß, herausgegeben von Jürgen Roth (Verlag Büchse der Pandora).

Peter O.Chotjewitz: Eine vage Geschichte

Archäologie CVXVV: John Lee Hooker - Motor City Burning (1967)





When John Lee Hooker enters the Chicago studio on 27th September 1967, it's been 1 year he did not record any session and 2 months there was a 5 day riot in Detroit causing 43 dead among whom 33 were black people. John Lee Hooker composed a song about it and sang 3 others in this session, one of the best of the decade. On guitar, rarely mentioned for a reason I ignore, there was Buddy Guy. Two singles will be released from this session. Two months later, he'll record another one with the same band minus Buddy Guy, but the session will be very weak. All the songs from both sessions will be gathered on an LP released in 1968 under the name of Urban Blues. An uneven one for sure. More problematic, only the BGO CD version will feature the song "Want Ad Blues", the more widely known and easy to find MCA one withdrawing this song for the strange inclusion of 3 songs from the session John Lee Hooker did with Earl Hooker in 1969 and entitled If You Miss 'Im... I Got 'Im (you can get this almost complete session here). So, here's the only way to listen to the 27th September session: on a specific EP consisting of the 4 songs recorded this day. And the atmosphere is quite heavy and showed that this old blues man was as relevant to modern times than younger rockers such as the MC5, Jefferson Airplane or the Stones. Savor it here. Pictures are from the Detroit 1967 riots.


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via Forgotten Songs

Nachtrag: 30.12.2010 - Hagen Rether rasiert sich

Jahresendfiguren III: Season's Greetings and thank you for the fish

lennon31

Lennon-Handschrift-happy-xmas

Mit Lennons Zeichnung und dem Faksimile verabschiede ich mich für dieses Jahr, wenn nicht für länger...
Eigentlich ist dies mehr ein (Internet-Lese-)Tagebuch für mich selbst als eine Veröffentlichung (gewesen?). Ob ich das noch brauche, weiß ich nicht nicht mehr so genau...

Wenn es außer mir selbst noch jemand gelesen hat: Season's Greetings and thank you for the fish ...

lennon31_ausschnitt

Jahresendfiguren II: Fatale Sarrazin&Assange-Melange

Kritik und Kunst haben einen schönen Beitrag im SpON-Forum gefunden (es geht um das Glühbirnenthema):

Da oben sitzen, wie man immer wieder feststellen kann, keine Leuchten.
Auch der Biosprit ist so ein Oberschwachsinn. Statt sparsame Autos zu bauen, wird der Urwald vernichtet, und man kann sich gegen diesen absoluten Blödsinn nicht wehren.
Und Deutscher Biosprit ist auch nicht besser.
Schafft diese Oberleuchten ab.
Früher nannte man solche Tölpel Schildbürger.
Sarrazin (wenn ich auch nicht alles akzeptiere)und Wikileaks an die Macht. (User „derletztdemokrat)


Das scheint mir den Wutbürger treffend zu charakterisieren: Ein dumpfes Ressentiment gegen "oben", ein urwaldmäßiges Umweltbewusstsein, entschuldigender Nationalismus gepaart mit einer latenten Gewaltbereitschaft und eine Sympathie für einerseits xenophobe Arschdenker (mit pflichtgemäß-partieller Distanzierung) und andererseits diffuse Öffentlichkeits-wenn-das Volk-alles-weiß-wird-es-schon richtig-entscheiden-Wahnvorstellungen ...

... wie ich schon zitierte: Kieseritzky - Anatomie für Künstler
Politische Motive, hörte man auf Umwegen wieder von Ardisson, ließen sich nicht ausmachen, nichts als fremdbestimmte Wahnideen, manische Verfolgungswahnstimmungen und ein irrationales Verhältnis zur Realität. Auf wen träfe diese vorzügliche Definition nicht zu, bei Lichte betrachtet. >S. 189<

Kein Einzeldenk: da wächst zusammen, was zusammen gehört und schon immer die Grünen oder zuletzt die FDP (und auch die NPD?) gewählt hat ... Vor der möglichen neuen Mehrheit graust es mir wie vor der bisherigen ...

Jahresendfiguren I: Satan Claus


J.X. Williams (193? - Present) Numerous critics have proclaimed J.X. Williams (birthname unknown) as one of the most influential figures in American avant-garde cinema (along with Stan Brakhage and Kenneth Anger) as well as an innovative cult director for several notorious exploitation films produced in the 1960's and 1970's. Tarantino, Scorsese, Waters and other directors acknowledge a huge creative debt to Mr. Williams yet his films are rarely exhibited today, due to legal issues and the poor condition of surviving prints.

Words of J.X. Williams about this film:

"In the mid-Seventies, I was working as a projectionist for this crummy movie theatre in downtown LA. The owner owed me six weeks back wages and when I ask him for the money, the scumbag has the gall to inform me that I'm getting laid off Christmas week.

If he'd known my reputation for mischief, he might have thought twice about it.

On my last day of work, I had to project a Christmas matinee for kids. Before the main feature, I added an unannounced opener to the program called "Satan Claus". I fled the theatre right after my film ended but I heard the owner had to refund the entire box office. Even then, several outraged parents filed a lawsuit against the theatre.

Merry Christmas, you cheap bastard!"

- J.X. Williams

Satan Claus (neé Schickelgruber) is the patron saint of greedy department store owners and bratty spoiled li'l rich kids. Unlike St. Nicholas, whose mission was to ensure that the poor would not have to go without at Christmas, Satan Claus caters to the spoiled rich who always want more, more, more. Satan Claus has also been known to ensnare unsuspecting dyslexics looking for Santa. ...
The Uncyclopedia

Archäologie CVXVIV: Van Morrison - Under Review 1964-1974 (Rockumentary)

Van Morrison Under Review 1964-1974 is a 2 hour documentary film which covers this extraordinary musician and performers music during that period. From the formation of Them, through Vans classic solo period taking in albums such as Astral Weeks, Moondance, St. Dominics Preview, Tupelo Honey, Veedon Fleece and Its Too Late To Stop Now, this was a time of quite startling creativity in a musical career that has rarely failed to delight fans and critics alike. This program looks again at these records, and the man who made them, and in doing so provides the most enlightening, revealing and entertaining Van Morrison documentary yet to emerge.

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Van-Morrison-8

Fundstück, geschmacklos: Der traurige König

Es ist Dienstagabend, das erste TV-Interview nach dem Tod von Loki.

Manchmal dachte ich, frag jetzt nicht weiter, Maischberger. Tu ihm nicht weh. Frag den traurigen König nicht, wie er trauert – denn man sah es ja.

Die Augen rot unterlaufen, der Blick meist gesenkt. Es vergehen Minuten, bis er antwortet. Sein Haar ist nicht gekämmt. Er sieht aus wie ein Witwer ohne Frau. Wenn Frau Maischberger über die aktuelle Politik redet, dann wachte der Witwer auf. Dann hat er Geistesblitze.

Helmut Schmidt sagt: „Das war Lokis Meinung und es ist meine Meinung. Wir leben weiter. Kein Molekül, keine Energie ist verloren.“

Zu einem großen Interview gehörten immer zwei. Sandra Maischberger hat ein großes Interview geführt. Note 1, großer Respekt.


Herzlichst
unterschrift-wagner

Widerlich wie immer, der Wagner, und Frau Maischberger kann einem leid tun ob dieses Lobs. Die Geistesblitze des Weltökonomen bewegen sich wie immer auf dem Niveau von Wasserstandsmeldungen.



Der Hauptmann der Reserve, ab Juni 1962 Innensenator der Freien und Hansestadt Hamburg erlangte vor allem als Krisenmanager bei der Sturmflut 1962 an der deutschen Nordseeküste in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 Popularität und sehr hohes Ansehen... Ohne dazu durch gesetzliche Grundlagen legimitiert zu sein, nutzte Schmidt bestehende Kontakte zur Bundeswehr und NATO, um auch mit Soldaten, Hilfsgütern, Hubschraubern und Pioniergerät von Bundeswehr und Alliierten schnelle und umfassende Hilfe zu ermöglichen... Er wird hierzu mit den Worten zitiert: „Ich habe das Grundgesetz nicht angeguckt in jenen Tagen“. wikibla

Für 83 Prozent der Bundesbürger verkörpert Helmut Schmidt das Deutschland, das sie sich wünschen. Und er genießt die höchste Achtung als moralische Instanz. SpOn

Michael Schilling
Nachruf voraus
Warum Helmut Schmidt nicht sterben darf.


Hannelore Schmidt scheint, gleichlautenden Nachrufen zum Trotz, eine ganz nette Frau gewesen zu sein. Der Schachtelhalm segne ihr Andenken. Nun jedoch, da der Wunsch der Schmidts, zusammen zu sterben, wie eine hinterbliebene Redakteurin des Norddeutschen Rundfunks trauerte, "leider nicht in Erfüllung gegangen ist", müssen wir stark sein. Denn lang kann es nicht mehr hin sein bis zu den Nachrufen auf den der Loki nunmehr als Single folgenden Altkanzler, den größten Staatsmann aller Zeiten, den tiefsten Denker und mutigsten Lenker, den klügsten Pragmatiker und weisesten Philosophen, den Freund der Künstler und der Künste, den Anwalt der kleinen wie der größten Männer, von den mittleren nicht zu reden.

Keine dumme Kuh wäre groß genug, daß auf ihre Haut ginge, was der Leitartikel, das Feuilleton, der Funk und das Fernsehen über den gerade verblichenen Helmut Schmidt sich zusammenhudeln werden. Maulwerker werden seinen Sarg tragen, die Geistlichen aller Kirchen ihn begleiten. Auf dem Weg zur letzten Ruh' wird ein Trara sein, in dem jede Frage danach untergehen wird, was der Schmidt, außer entschlossen in die Gegend zu gucken und mit sich selbst um die Wette zu paffen, im sogenannten Berichtszeitraum eigentlich Berichtenswertes vollbracht hat.

Nach Abzug seiner Reden über Gott, Kant, Barlach und die Welt, die bei näherem Hinsehen nichts provozieren als Fremdscham (siehe dazu Gremlizas "Rechts, wo der Blinddarm ist" in dem von Ulrich Sonnemann herausgegebenen Wie frei sind unsere Politiker?, 1968, sowie ders. "Schmidt vs. Schmidt" in Literatur Konkret 1988), bleiben von Schmidts Gesammelten Werken nicht mehr als zwei. Die erste Großtat vollbrachte er 1962, indem er als Innensenator von Hamburg die Wasser der Sturmflut eigenhändig über die Deiche zurück ins Flußbett der Elbe schippte, wobei er einen Kommandoton anstimmte, der seinen Bürgermeister Nevermann fragen ließ: "Aber Helmut, die Hamburgische Verfassung gilt doch noch?" Sie galt nicht mehr. Das zweite Opus magnum war, den gelernten SS-Führer Hanns Martin Schleyer der RAF zu überlassen, nicht, freilich, damit sie nachhole, was das Nürnberger Tribunal versäumt hatte, sondern damit der Staat und sein Staatsmann sich als unbeugsam erwiesen.

Seit Jahren frage ich jeden, der den Niedergang der Welt mit dem Seufzer "Ja, früher, als Schmidt noch Kanzler war" begreint, welchen Taten Schmidts seine Bewunderung gelte. Keiner wußte mehr als die angeführten zwei zu nennen, die meisten nicht einmal die. Und so bleibt Schmidts Vita ein neuerliches Attest der Weisheit der beiden Sprüche, mit denen mein Vater mich einst in den Ernst des Lebens hinausgeschickt hat: Wer angibt, hat's nötig. Und: Wer angibt, hat mehr vom Leben.

konkret 01/11

Fragiles System - Zur Psychopathologie einer Ding-Gesellschaft

Luhmann: "Es geht immer um die Differenz von System und Umwelt. Wie reagiert eine Einheit auf alles andere, welche Grenzen werden gebildet und wie filtern Grenzen die Information aus der Umwelt, die im System als Information erlebt und verarbeitet werden. Man hat also mit jedem System sozusagen die ganze Welt im Blick, aber immer gespalten durch die Differenz von System und Umwelt."

Ein Gedankenspiel:
In den letzten Tagen drängte sich mir zuweilen die Frage auf, wie es eigentlich kommt, dass ein System, dass sich selbst als "eines der reichsten Länder der Erde"; "Exportweltmeister" usw. charakterisiert, das meint, Weltwirtschafts- und Finanzkrisen erfolgreich mit Schirmen managen zu können, um danach sofort einen "Aufschwung" zu zeigen, sich in vielen Subsystemen als fragil erweist, wenn es durch so etwas wie "Winter" empfindlich gestört werden kann.
Hilfreich fand ich den heutigen ARD-Brennpunkt:
Offenbar wurde diese Sendung aktuell ins Programm genommen , weil man meinte, den Menschen erklären zu müssen, was Winter ist und wie man sich im Winter verhalten sollte. Dass die Annahme, solche Erklärung sei notwendig, nicht ganz blöde ist, zeigten in der Tat einige der eingespielten Clips: Da sind Menschen ausgerutscht und haben sich etwas gebrochen ("Glatteis-Opfer"), da müssen Versicherungsvertreter (in 4erGruppe) versuchen mit der Bahn zu fahren, weil die A7 vereist ist und der Flieger nicht fliegen kann, weil er vereist ist; da steigen offenbar Menschen in T-Shirt und Turschuhen in ihre Autos und Rettungskräfte müssen sie auf der vereisten Autobahn wärmen und die Bahn bleibt stehen, weil die Weichen eingefroren sind!

Erstaunlich: Auf Glatteis kann man ausrutschen, Weichen können einfrieren, im Winter kann es kalt werden? Der Mensch braucht einen (medialen) Life-Coach, um dieses Chaos, gar die Kathastrophe bewätigen zu können?

Das ist offenbar so, weil man annehmen muss, dass da irgendwas verloren gegangen ist, so dass massenhaft Menschen verkindern: ein irrationales Verhältnis zur Realität sich breit macht.
Könnte es sein, dass im „Steigerungsspiel der Moderne“ (Gerhard Schulze) der Just-in-time-Imperativ der Ökonomie und die auf Perfektionierung, Vermehrung, Intensivierung und die Zyklen des Erlebnis- und Warendurchlaufs immer mehr verkürzende permanente Erweiterung der Ding-Welt mittlerweile so auch in die Psyche der Subjekte eingesickert ist, dass System wie Subjekte (als selbstreferentielle Systeme) offenbar von selbst nicht mehr in der Lage zu struktureller Koppelung mit anderen Systemen - hier: der Natur = Winter - sind, um Informationen aus der Umwelt zu entnehmen und zu verarbeiten??

Die Natur, gern erlebt als Gegenpol zum Konsumdasein, bricht da störend in eine Sphäre ein, die doch gar nichts mit ihr zu tun haben soll. Andererseits sind wir nicht ganz sicher, ob es wirklich noch die gute alte Natur ist mit einem Winter, wie ein Winter nun mal ist, oder nicht doch die Zunahme extremer Wetterlagen aufgrund von uns verursachter Klimaveränderung...

Zur Erhellung können zwei Texte hilfreich sein, die zusammengelesen werden müssten:
Georg Seeßlen - Abschied aus dem Paradies - Vielleicht kann man von den drei großen Kränkungen der Natur sprechen – es wären die von uns Menschen selbst
und
Andrea Roedig - Sisyphos ist Konsument - Zur Weihnachtszeit wird deutlich, was sowieso der Fall ist: Die Dinge nehmen überhand.

Nachtrag:
Die Erfindung des Wetters - ad sinistram

Archäologie CVXVIII: Ode To Billy Joe - The Long Take

Bobby Gentry's wunderbare "Ode To Billy Joe" hier von der Henry Kaiser Band

03 Ode To Billy Joe by Mindbender

Henry Kaiser macht übrigens auch Filme:


An eerie long take filmed by Henry Kaiser on the supercool sea-floor of McMurdo Sound and set to his own music. I find it most unheimlich and despite having watched it a few times over now, it never seems anymore familiar. The diversity of the subtidal fauna is astonishing. Something distinctly unexpected happens around the six-minute mark which is worth waiting for...
via Total Assault On Culture

Nachtrag via The Henry Kaiser Collection:
One of Henry Kaiser's most rewarding musical projects has been his collaboration with trumpeter Wadada Leo Smith (and dozens of friends), re-interpreting the music of Miles Davis - the early 70s electric period of Bitches Brew ...
Given the depth of talent and diversity of instrumentation, it's interesting to note that it's bassist Michael Manring that proves to be the anchor... and driving force. His sinister sounding, heartbeat bass provides the grounding for the band's endless fights. Kaiser's encyclopedic guitar technique mutates at every turn - synchronizing with Smith's rising trumpet lines one minute, locking onto the groove the next. He'll accent with wah-wah & spacey effects, then chunky outbursts, only to eventually take off with searing improv. Following HK's direction-prompting transitions are a treat. Give a listen to the 16 minute plus "Bitches Brew," below. Fantastic.


2-02 Bitches Brew by HKaiser

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

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