Das wird in dieser Allgemeinheit jede und jeder unterschreiben können, nur ist damit natürlich noch nichts gesagt.Wenn Kommunismus das Gemeinschaftliche betont und der Liberalismus den einzelnen, dann wollte Rosa Luxemburg beides zugleich – höchstmögliche Gemeinschaftlichkeit bei der Kontrolle darüber, daß Eigentum und Macht im Interesse aller gebraucht werden, und größtmögliche Freiheit individueller Entfaltung, radikaler Kritik und Öffentlichkeit. Eine Gesellschaft ohne Freiheit wäre für sie nur ein neues Gefängnis gewesen, so wie ihr eine Gesellschaft ohne Gleichheit immer nur eine Ausbeutergesellschaft war. (…)
Das zwanzigste Jahrhundert war durch Perioden der Entfesselung des Kapitalismus und seines Übergangs in offene Barbarei und durch Perioden seiner Zähmung und des Entstehens von – letztlich noch einmal scheiternden – Gegenentwürfen gekennzeichnet. Gerade jetzt vollendet sich die Ausdehnung des Kapitalismus. Er stößt damit an die Grenzen der irdischen Natur. Die Ressourcenökonomie muß über die Kapitalakkumulation siegen, wenn es nicht zur ökologischen Katastrophe kommen soll. Genauso müssen aber auch die sozialen Rechte von bald sieben bis acht Milliarden Menschen dominieren über die Verwertungsinteressen transnationaler Konzerne. Einer Welt, die privilegierte Zentren herausbildet, sich in Festungen einmauert und globale Unsicherheit verursacht, werden wir nur entkommen, wenn sich Zusammenarbeit und gemeinsame Entwicklung durchsetzen.
Archäologie CVXVVIX: Pavlog's Dog

Einzige Konstante in der einige Male unterbrochenen Karriere der Combo ist Sänger David Surkamp, der in den Siebzigern gerne als „Stimme aus einer anderen Welt“ bezeichnet wurde – keiner beherrschte den entrückten Falsettgesang so wie er, manche warfen ihm sogar den Gebrauch von Helium zur Unterstützung seines Organs vor. Schlagzeuger Mike Safron begleitete den außergewöhlichen Frontmann als einziger die meiste Zeit über, und mittlerweile unterstützt auch Davids Frau Sara die Band, übernimmt sogar das Artwork und produktionstechnische Aufgaben. Und was die meisten alteingesessenen Rock-Veteranen noch vor ein paar Jahren als unmöglich abqualifiziert hätten, ist nun doch tatsächlich wahr geworden.

„Echo & Boo“ ist weder ein Nachruf auf alte Zeiten, noch verklärende Hippie-Nostalgie, sondern ein astreines Rock-Album mit massiven Folk-Anleihen, das annähernd in der Tradition der EAGLES, von CCR oder BOB DYLAN steht. Durch den Südstaaten-Background war die Band seit jeher auch im Blues verwurzelt, der Folk typischer amerikanischer Färbung zieht sich wie ein roter Faden durch den Bandkatalog, und wird auch auf „Echo & Boo“ konsequent weitergesponnen. Dass man hier keinen Metal erwarten darf, ist selbsterklärend. Da PAVLOV’S DOG aber sonst in vielen Genres beheimatet sind – vom Prog- über Art- bis Kraut-Rock und wieder zurück – hat eine Rezension hier durchaus ihre Berechtigung.
Wer sich einmal mit der (mittlerweile zwar entschärften, aber immer noch gewöhnungsbedürftigen) weinerlichen Stimme Surkamps arrangiert hat, der heute in seinem Oevre einem Bob Dylan sehr nahe kommt, entdeckt ein melancholisches Klanguniversum aus Flöten, Gitarren, Mandolinen und Pianos. Gleichzeitig ist die Platte ein Abgesang auf den Amerikanischen Traum („The Death Of North American Industry Suite“), und irgendwo auch fast schon wie ein Soundtrack für geplatzte Träume und neue Hoffnungen. Magische Momente wie das kurze Violin-Solo in „We All Die Alone“, der GENESIS-hafte Auftakt zum Titelsong oder der Sonntagmorgen-Easy Listening-Jazz „I Don’t Do So Good Without You“ mit seinen zurückgenommenen Bläser-Arrangements verbinden sich zu einem Gesamtwerk von distanzierter Schönheit. Und so entsteht ein fragiler Kosmos von zeitloser Ausstrahlung, dessen Existenz eigentlich ein kleines Wunder darstellt.
Dieser Rezension bei Stormbringer ist nichts hinzuzufügen!
gebattmer - 2011/01/17 21:25