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»Quasikristalle« (II): We are all facets of someone else’s internalization

Ganz wunderbar: gestern Abend im Literarischen Salon der Universität Hannover:
Joachim Otte und Eva Menasse
Ein sehr anregendes Gespräch über Perspektiven, Verweise und über das Erzählen überhaupt, das auch Aufschluss darüber gab, warum so viele Rezensenten den Roman für "gescheitert" erklären ... - und doch die einzelnen Kapitel als Erzählungen für gelungen bis große Kunst halten. Das sind sie zweifellos, insbesondere das Auschwitz-Kapitel. Aber warum werden dennoch viele Rezensionen dem Text nicht gerecht?
Ich vermute, es liegt an einer Vorstellung vom Individuum, das das Zentrum eines Romans, der eine Lebensgeschichte erzählt, zu sein habe. Diese Vorstellung eines Zentrums aber zerstört Eva Menasse mit ihrer Erzählweise und gerade das ist das Faszinierende an dem Roman.
Ray Davies hat das in X-Ray schon einmal - ähnlich, mit anderen Metaphern - sehr schön formuliert:

Perhaps everyone exists half in somebody else’s imagination. No one is totally human. We are all facets of someone else’s internalization. Visions of what they want us to be.

Eva-Menasse
Gesprächsmitschnitt [110 Min.]

Visions of what they want us to be
sind das in den Quasikristallen ja nicht, eher Wahrnehmungssplitter von einer Person, die sich erst beim Leser zusammenfügen und zum Bild eines Indiviuums verdichten müssen. Das kann gelingen. Viele Rezensionen lassen darauf schließen, dass es häufig nicht gelingt, - was aber nicht am Text liegt ... Problematischer eher: Der Text ist merkwürdig zeitenthoben. Wo würden Sie Xane jeweils historisch verorten?: Das würde mich schon interessieren, um etwas rauszukriegen nicht nur über die Wahrnehmung bzw. das Wahrgenommen-Werden eines Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven, sondern auch darüber, was da eigentlich gesellschaftlich s0 abgeht. Das ist aber wohl nur oder eher den jeweiligen Perspektiven eingeschrieben und muss herausgelesen werden ...
Die Frage, woran sich Erzählweisen zu bewähren haben ...


»Quasikristalle« - Eva Menasse liest

Quasikristallmäßig erhellend auch der Bruder: Wozu Europa? - Robert Menasse.

Nietzsche’s Marginal Children: On Friedrich Hayek

How did the conservative ideas of Friedrich Hayek and the Austrian school become our economic reality? By turning the market into the realm of great politics and morals.
Corey Robin, The Nation - May 7, 2013
    ... It would be a mistake to draw too sharp a line between the marginal children of Nietzsche —with political man on one branch of the family tree, economic man on the other. Hayek, at times, could sound the most Schmittian notes. At the height of Augusto Pinochet’s power in Chile, Hayek told a Chilean interviewer that when any “government is in a situation of rupture, and there are no recognized rules, rules have to be created.” The sort of situation he had in mind was not anarchy or civil war but Allende-style social democracy, where the government pursues “the mirage of social justice” through administrative and increasingly discretionary means. Even in The Constitution of Liberty, an extended paean to the notion of a “spontaneous order” that slowly evolves over time, we get a brief glimpse of “the lawgiver” whose “task” it is “to create conditions in which an orderly arrangement can establish and ever renew itself.” (“Of the modern German writings” on the rule of law, Hayek also says, Schmitt’s “are still among the most learned and perceptive.”) Current events seemed to supply Hayek with an endless parade of candidates. Two years after its publication in 1960, he sent The Constitution of Liberty to Portuguese strongman António Salazar, with a cover note professing his hope that it might assist the dictator “in his endeavour to design a constitution which is proof against the abuses of democracy.” Pinochet’s Constitution of 1980 is named after the 1960 text.
    Still, it’s difficult to escape the conclusion that though Nietzschean politics may have fought the battles, Nietzschean economics won the war. Is there any better reminder of that victory than the Detlev-Rohwedder-Haus in Berlin? Built to house the Luftwaffe during World War II, it is now the headquarters of the German Ministry of Finance.
Auszug via nds

Forms & Feelings (IV): Untitled

stein2

Stein1

Metamorphosis II
Eine Muschel und ein Stein - gesehen kürzlich am Strand in der Hohwachter Bucht ...

Forms & Feelings (IIIa): Ästhetisierung und Quantifizierung

Georg Seeßlen notiert am 29. April unter Kleinigkeiten (29):
    Das Wesen des Kapitalismus in dieser Zeit ist es, neben den letzten Ressourcen der Natur die inneren Räume des Menschen zu kolonialisieren. Begehren und Angst, Phantasie und „Kreativität“. Um diesen Akt der internen Kolonialisierung voranzutreiben, müssen einerseits die qualitativen Elemente des Lebens, sagen wir: Glück, Liebe, Freiheit, Bildung etc. in quantitative umgewandelt werden. Denn nur durch Quantifizierung kann etwas den beiden Grundkräften des Marktes, dem Tausch und dem Wettbewerb, unterworfen werden. So kann zum Beispiel aus „Sex“ oder aus „Schönheit“ erst eine Ware werden, wenn man es quantifizieren, vergleichen, ranken, austauschen, profitabel einsetzen kann.

    Das zweite ist die Ästhetisierung des Lebens. Sie hat ihre kapitalistische Geschichte im Auseinandergehen von Gebrauchs- und Tauschwert der Ware. Die Ware kann von Anbeginn an sich nicht darauf beschränken, nützlich zu sein. Sie muss immer auch „schön“ sein. Das gilt sogar und insbesondere für die schrecklichsten aller Waren, die Waffen. Die Menschen ermorden sich gegenseitig mit schönen Objekten. Sie sind so schön, dass man sie, kaum hat man modernere Mordinstrumente entwickelt, im Museum bewundern kann, neben sakralen Gegenständen und anderen Kunstwerken. Im radikal ästhetisierten Blick ist auch eine Atombombenexplosion schön.

    Ästhetisierung und Quantifizierung als Voraussetzung der Verwandlung jeden Objektes, jeden Aspektes, jeder Geste und jeder Handlung in eine Ware, scheinen einander auf den ersten Blick gegensätzlich. Schließlich kann man sich doch kaum einen größeren Gegensatz vorstellen als den zwischen einem Künstler und einem Statistiker, zum Beispiel. Doch sehen wir unsere Medien an, wird einem nur umso klarer: Quantifizierung und Ästhetisierung haben sich in ein unausstehliches aber effizientes Paar zur Forcierung der inneren Landnahme gefunden.

    Der Überakkumulation von Kapital im Finanzkapitalismus steht auf diese Weise eine Überakkumulation von „Kreativität“ gegenüber (denn „Ästhetisierung“ im weitesten Sinn ist die verbliebene Arbeit für die Realwirtschaft, jene Arbeit also, die man nicht beliebig rationalisieren, mechanisieren, digitalisieren und ökonomisch herabstufen kann). Und dieser Überdruck findet sich kontrolliert und organisiert in der Quantifizierung.
Die Frage ist, ob mein Blick auf Stein und Muschel, auf den Schokoladenschuh, die Poller, Netze und Räder auch bereits ein kolonialisiert ästhetisierter ist ...
Vgl. dazu auch: Ästhetik III: Das Naturschöne

Forms & Feelings (III): Metamorphosis of a Chocolate Shoe

Schuh1_klSeit dem 6. Dezember - das kann ich genau sagen - stand der Schuh auf meinem Tisch. Den langen Winter und den kalten Frühling über veränderte er sich nicht. Wurde weder grau noch ranzig weißlich.
Vor einigen Tagen aber begann sich er sich merkwürdig zu verformen. Ich habe das leider nicht dokumentiert und so nur die letzten Stadien des - allerdings nun von mir beschleunigten - Prozesses festhalten können.


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Forms & Feelings: Marina Grande - Sorrento


Forms & Feelings (II): Sorrento - Amalfi - Procida

He runs away and plays His laughter is just awoken - Jack Bruce zum 70.

She shakes her head and says
That her last word is spoken
Tumbling down
Something she found
Where happiness lay
Not far away
Hear it now

You got so many ways
When the last chains are broken
Tumbling down
You hear a new sound
It's dark into day
Not far away
Hear it now

When summer leaves
The tangles that it weaves
Are floating in the wind
Hard to begin
To get back in
You stay but it's never in only one piece
You got to find release

He runs away and plays
His laughter is just awoken
Tumbling down
The eyes of a clown
And truth sings today
Not far away
Hear it now




JB70front

Da kann man sehen, welch wunderbare Lieder Jack Bruce uns geschenkt hat - und weshalb die - wenn überhaupt - Würdigungen im Feuilleton, die nur Cream kannten, so beschämend zu kurz griffen: Faszinierend zB : Milonga - Jack Bruce mit der HR-Bigband (2006)


    When I run my hand thro' your hair
    There is never science or sin
    It was the touch of your skin
    That teaches my body to breathe
Milonga auch hier: Jack Bruce & The Cuicoland Express at Canterbury Fayre 05 (ab 0:37:40)
Naja: und auf jeden Fall Milonga de mis amores - Brigada Internazionale di Daniele Sepe

The Fine Art Of Playing The Bass: Jack Bruce

Nachtrag zu: Mit 900 PS und 300 km/h in die Planke - Wer bremst, verliert!

Letzteres ist nicht etwa eine pubertäre Jackass-Aufgabe, sondern ein offenbar ernstgemeinter Kommentar zu einer Debatte, die ausgeblasen wurde, bevor sie überhaupt begann (bzw. wieder aufgenommen werden konnte):
Tempolimit auf deutschen Autobahnen?
Ein Herr G. von der sozialdemokratischen Partei hatte dazu eine Idee (nämlich das Thema im Wahlkampf zu besetzen), die aber ein Herr S. von ebendieser nicht so gut fand; und da der ADAC die Idee auch nicht gut fand und eine nichtrepräsentative Internetumfrage unter 123 Autofahrern ergab, dass ein Temolimit nicht gut wäre, wurde wahlkampfbedingt und überhaupt von den deutschen Medien die Debatte kurzerhand für beendet erklärt und die Idee in die Tonne getreten.
Auf welchem Niveau da wortgekotzt wird, ist schon erstaunlich:
    So wie die Steuererhöhungswünsche fast ausschließlich von jenen geteilt werden, die keine, kaum oder nur wenig Steuern zahlen, so finden sich unter den Freunden des Tempolimits Bahnfreunde, Entschleunigte und jener Teil des Moralestablishments, der mit seinen armseligen Kisten schon heute auf der Überholspur auf Einhaltung der Richtgeschwindigkeit driongt, auch um ungeduldigere Menschen auf das eigene, mittelmäßige Tempo einzubremsen. Genötigt wird auf deutschen Autobahnen öfter von den Lahmen als von den Rasanten ...
    Auch die Besitzer von Limousinen und Sportwagen mit viel PS bevorzugen komfortable Reisegeschwindigkeiten abseits des Rennsportlichen. Der mündige Bürger entscheidet sich für maßvolle Zügigkeit, so wie er sich für Biomärkte und Passivhäuser begeistert ...
So ein Herr P. in der Zeitung W. Ein schönes Beispiel
- für Arschdenk in der sozialen Überdruckkammer,
- für gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit,
- dafür, was aus den konsumfreudigen Citoyens geworden ist
- und i. Ü. für die Unfähigkeit zu sagen, was man sagen will:
... komfortable Reisegeschwindigkeiten abseits des Rennsportlichen... Was ist Bedeutung von dieses: Diesseits oder Jenseits??
Mit 300 km/h in die Planke: Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn (II). Oder: Harry, hol schon mal den Panzer!
900 PS an der Planke : Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn. Oder: 12 Monkeys' Uncle

Archäologie CCXLXII: In Penny Lane There Is A Barber Showing Photographs

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Tony Slavin Hair Stylist, Liverpool 1957; via Abbey Road

Die Ästhetik des Widerstands (II) - Vorgeschichte: Abschied von den Eltern

Es zählt ohne Frage zu den wichtigsten Büchern des 20. Jahrhundert: Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss, der auf knapp 1000 Seiten in alten Mythen nach Strategien sucht, um sich in einer mörderischen Geschichte zu behaupten und dabei immer wieder an Utopien, Träume, Irrtümer, Narben wie Verbrechen der Emanzipationsbewegung erinnert. Ein Buch das weiterhin seine Relevanz besitzt; in einer Zeit, da der nun eingetretene Fortschritt diese Versuche auf den Müll der Geschichte werfen und am liebsten der Erinnerungslosigkeit preisgeben will. (Weiteres zum Buch ist mit Hilfe einer Besprechung von Lorettas Leselampe hier zu erfahren).

Der Bayerische Rundfunk hat sich nun dankenswerterweise an einer Hörspielfassung eines weiteren Werkes von Peter Weiss versucht: Abschied von den Eltern. Dabei wird der Tod der Eltern für den Erzähler Auslöser zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Das äußerst gelungene Hörstück wird von Robert Stadlober gelesen und musikalisch von The Notwist bearbeitet. (Audioarchiv kritischer Theorie & Praxis)

Sie können die sechs Teile des Hörspiels dort aus dem AA-Archiv herunterladen oder aus dem - sehr empfehlenswerten - Hörspiel-Pool des BR (ich will ihn auch nie wieder Reichssender München nennen!). Hörprobe hier.

Im Pool finden Sie aktuell z.B. auch eine Aufnahme vom 28.10.1949 aus dem Lessingtheater Nürnberg mit Elisabeth Bergner: Arthur Schnitzler: Fräulein Else

___________________________
Bei dieser Gelegenheit: Eine Anmerkung zur kultusministeriell getriebenen Vergoogl'ung des (Netz-)Wissens:
Ich hätte in dem Beitrag gerne auf eine interessante Seite zu Weiss' Erzählung verweisen, habe aber keine gefunden. Das liegt daran, dass irgend jemand in einer kultusministeriellen Kommission einmal auf die Idee gekommen ist, diese Erzählung zum verpflichtenden Unterrichtsgegenstand in der Gymnasialen Oberstufe zu machen, ggfs. auch noch zum Gegenstand eines zentralen Abiturs. Wohlmeinend wahrscheinlich, aber mit der Folge, dass die Erzählung dabei umkommt! Gibt man nämlich den Titel etwa bei google ein, bekommt man ca. 660 000 Ergebnisse, von denen die ersten X.000 aus Lerntippsammlungen, Hausaufgabenhilfen, Schülerforen usw., mithin überwiegend dummes Zeug bis schwerer Mist sind, der aber vom nächsten Jahrgang, der die nunmehr zu dem Buch von Weiss oder wie der heiss verkommene Pflichtlektüre wieder verordnet bekommt und also anklickt, was vorne steht, so dass das ewig vorne bleibt und möglicherweise Brauchbares noch weiter nach hinten rutscht, so dass die Referate dazu immer blöder werden. Das meine ich mit Vergoogl'ung des Wissens.
Irgendwelche depperten Bildungsmodernisierer sagen immer mal wieder, das gesamte Wissen finde sich doch im Netz, man müsse doch nur den Schülerinnen und Schülern iPads geben, damit sie es sich aneignen können... Welche eine brutale Verdummungsstrategie!

Was dabei herauskommen soll:
Josef Hader (in der Anstalt) über Humanismus

Fast so gut wie die Pretty Things ...

... nur die Halle war größer:
The Rolling Stones with Tom Waits - Little Red Rooster
Oakland, Oracle Arena - 4/5/2013


via Kingblind.

Zum Vergleich: The Pretty Things

Blair Witch Project - dem New Labour Tony zum 60.

Ein schönes Beispiel für Hofschranzenjournalismus im öffentlich-rechtlichen Rundfunk: ein Beitrag des Reichssenders München, der offensichtlich heute Vormittag durch alle angeschlossenenen Rundfunkanstalten unserer Gaue gereicht wurde (gehört bei ndr info):

Tony Blair wird 60 - So schaut Großbritannien auf den Ex-Premier

ding_dongWie Großbritannien schaut, vermag ich dem Beitrag nicht zu entnehmen...
Was mich denn doch noch auf den kürzlichen Todesfall mit dem hübschen Nebeneffekt, dass Ding Dong The Witch Is Dead auf Platz 1 (?) der BBC-Charts kam, zurückkommen lässt, ist - neben dem zugegebenermaßen eher doofen Wortspiel - der (meinetwegen verschwörungstheoretische) Gedanke, dasss die beiden zusammen - eben in ihrem Blair Witch Project - Großbritannien zu dem gemacht haben, was Owen Jones eindringlich schildert:

How to ... Wie man die Arbeiterklasse abwickelt: "Prolls: Die Dämonisierung der Arbeiterklasse"


Die Musik zur Party hier!

God Only Knows: "Ich denke, also bin ich kein Christ." - und das Verschwinden des Außen

1. Anlässlich des Erscheinens des 10. Bandes der Kriminalgeschichte des Christentums ist eine Begleitbroschüre erhältlich, - zum download auf der Website des Rowohlt-Verlages. - Empfehlenswert!

2. Willi Winkler hat kürzlich ein anrührendes Portrait Deschners veröffentlicht: Der Antichrist (Süddeutsche 03.05.13, die Seite drei).

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3. Reinhard Jellen im Gespräch mit dem genialen Maler, Karikaturisten und Beach-Boys-Fan Manfred Deix über die katholische Kirche (tp 05.05.2013).
"Ich bete, dass es die Kirche in der jetzigen Form noch lange gibt"
Schöne Wendung zum Schluss:

Ein Mensch hat einmal über die Beach Boys geschrieben: Von allem Irdischen gereinigter Schmerz, der sich in Schönheit artikuliert."...

Manfred Deix: Das ist ein guter Mann, der das gesagt hat.

Aber hat das nicht schon wieder etwas Christliches?

Manfred Deix: Na, das scheint ein religiös angehauchter Mensch zu sein, aber es ist schön wenn so jemand so Respekt hat vor der Musik, dann kann ich ihm nur zustimmen, egal ob er christlich ist oder nicht.

Na ja, der Satz ist von mir und ich bin eigentlich Marxist!

Manfred Deix: Was sind Sie?

Marxist.

Manfred Deix: Ja ja, okay.



4. Karl Marx, zitiert anlässlich seines heutigen 195. Geburtstages zur Kritik der Religion - nicht zu den Beach Boys :

Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung

»Deutsch-Französische Jahrbücher«, Paris 1844

    |378|Für Deutschland ist die Kritik der Religion im wesentlichen beendigt, und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.

    Die profane Existenz des Irrtums ist kompromittiert, nachdem seine himmlische oratio pro aris et focis |Gebet für Altar und Haushalt| widerlegt ist. Der Mensch, der in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels, wo er einen Übermenschen suchte, nur den Widerschein seiner selbst gefunden hat, wird nicht mehr geneigt sein, nur den Schein seiner selbst, nur den Unmenschen zu finden, wo er seine Wirklichkeit sucht und suchen muß.

    Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur |Ehrenpunkt|, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

    Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

    |379|Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.

    Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.

    Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.


5. Zu den Beach Boys sei noch zitiert: Jens Balzer über God Only Knows:
    Hier wenden sich die himmlischen Stimmen der Beach Boys tatsächlich an den lieben Gott selbst: die ergreifendste Männerchor-Harmonie der Geschichte; und doch schon mit jenem heimlich-unbehaglichen Twist, der Good Vibrations dann später so satanisch erscheinen lässt. (im Rolling Stone Jubiläums-Special: 222 Songs)
Ich gebe zu, das klingt ein wenig pathetisch-verschwurbelt, aber wenn Sie einmal Gelegenheit haben, nur den backing track dieses in der Tat göttlichen Songs zu hören, werden Sie wissen, was Balzer meint. Zu finden ist der auf dem Album Stack-o-Tracks von 1968. Da klingt in der Musik - gegen den Gesang und den Text - etwas davon an, dass die Religion nur die illusorische Sonne ist, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.

Zur Dialektik dieser Bewegung - was also geschieht, wenn der Mensch in Kalifornien sich um sich selbst bewegt -: Jörg Häntzschel: "Das kalifornische Denken. Selbstoptimierung, Technikverehrung und politische Utopien sind die großen Themen der Gegenwart. Aber wie konnte es eigentlich so weit kommen?" in der SZ vom 03.05.13 - zur Ausstellung The Whole Earth. Kalifornien und das Verschwinden des Außen im Haus der Kulturen in Berlin.
________________________

Vgl. auch 'Kritik und Kunst' zur Kritik des Kichentagsmottos 'Soviel Du brauchst'…

Vgl. ansonsten auch iBelieve - Gott ist tot ... und die Diözesen gehen in die Offensive

Verstehe ich nicht: Hanns Martin Schleyer-Preis 2013

Der Hanns Martin Schleyer-Preis ist eine Auszeichnung für „Verdienste um die Festigung und Förderung der Grundlagen eines freiheitlichen Gemeinwesens“. Die Daimler AG stiftete den Preis 1982 aus Anlass des fünften Todestages von Hanns Martin Schleyer. Verliehen wird der Preis von der Hanns Martin Schleyer-Stiftung. Der Preis ist seit der Verleihung des Jahres 2013 (die die Ehrungen für 2012 und 2013 umfasst) undotiert, zuvor war er mit einem Preisgeld von 12.000 Euro verbunden. (wikipedia)
Hier auch die Hanns Martin Schleyer-Preis Preisträger und ihre Vortragsthemen, wobei auffällt, dass über die am 26. April 2013 zelebrierte Verleihung der Hanns Martin Schleyer-Preise 2012 und 2013 in der Presse doch recht einseitig berichtet wurde. Dass der Preisträger für 2013 ein Herr Maucher von der Firma Nestlé ist, war kaum zu lesen. Vielleicht war das peinlich, weil der sich mal mit dem von ihm geprägten Begriff Wohlstandsmüll (1997 Unwort des Jahres), mit dem er Menschen herabwürdigte, die arbeitsunwillig seien, um die Festigung und Förderung der Grundlagen eines freiheitlichen Gemeinwesens verdient gemacht hat!?
Der andere Preisträger war ein Herr Schmidt - wie ich schon erwähnte: ein aus mir unerfindlichen Gründen hierzulande sehr geschätzter Politiker, um den allerdings medial ein ziemliches Bohei veranstaltet wurde. Vgl z. B. die FAZ: Schmidt erhält Schleyer-Preis - Aussöhnung nach 36 Jahren .

Michael Schilling schreibt in seinem Nachruf voraus - Warum Helmut Schmidt nicht sterben darf:
34b3ae66415a4d5a7f013aba9bcff13e_image_document_large_featured_borderlessDie erste Großtat vollbrachte er 1962, indem er als Innensenator von Hamburg die Wasser der Sturmflut eigenhändig über die Deiche zurück ins Flußbett der Elbe schippte, wobei er einen Kommandoton anstimmte, der seinen Bürgermeister Nevermann fragen ließ: "Aber Helmut, die Hamburgische Verfassung gilt doch noch?" Sie galt nicht mehr. Das zweite Opus magnum war, den gelernten SS-Führer Hanns Martin Schleyer der RAF zu überlassen, nicht, freilich, damit sie nachhole, was das Nürnberger Tribunal versäumt hatte, sondern damit der Staat und sein Staatsmann sich als unbeugsam erwiesen.

Warum also haben die Schleyer- Nachfahren, wo doch Waltrude Schleyer zeit ihres Lebens kein Verständnis für die Härte des Staates hatte, ihm dem Preis rübergereicht? Vermutlich, damit er seinerseits die SS-Akten zumachen und nochmal richtig zu Staatsraison und Vernunft schwurbeln konnte:

Fragezeichen1Ich habe Hanns Martin Schleyer gut gekannt. Ich habe ihn geschätzt; denn er war ein Mann, der sich um einen fairen sozialen Ausgleich bemüht hat. Sein Leben bis 1977 spiegelt die deutsche Nachkriegsgeschichte ...
Heute sind Menschen auf allen Kontinenten von links-extremen und rechts extremen Terroristen bedroht. Aber heute wie damals können die Regierenden und die Gesetzgebenden ihr Handeln und dessen Folgen nur dann im eigenen Gewissen verantworten, wenn sie zuvor ihre Vernunft auf das Äußerste angestrengt haben. ...


Helmut Schmidt - Stand: 15. März 2013 - Rede anläßlich der Verleihung des Hanns Martin Schleyer-Preises an HS am Freitag, dem 26. April 2013 in Stuttgart

Zeitschriftenschau 5/13: Europa

europa
Eine schöne Zeichnung von Wieslaw Smetek aus dem aktuellen Heft von DIALOG - dem deutsch-polnischen Magazin (ich verwies schon früher), das ich heute im Briefkasten hatte.

Angesichts der aktuell überall aufflackernden nationalen Affekte muss - gegen die fürchterlichen Vereinfacher und widerlichen Nationalisten - die Idee eines nicht Maastricht-Nizza-Lissabon-marktintegrierten, sondern demokratisch legitimierten vereinten Europa verfolgt werden. TINA!!

Kay Sokolowsky über den deutschen Krisen-Chauvinismus: Kein Herz für Deutschland
KONKRET 5/13

Hans-Ulrich Wehler: Die Explosion der Ungleichheit - Ein Problem von Macht und Herrschaft
Blätter 4/13

Interessante Gedanken zu einer postnationalen Demokratie in Europa:

Wolfgang Streeck: Was nun, Europa? - Kapitalismus ohne Demokratie oder Demokratie ohne Kapitalismus
Blätter 4/13
(vgl. auch: CRISIS , WHAT CRISIS ? (LVI): La Fin Du Bal - Das Ende der Nachkriegsdemokratie)

Jürgen Habermas: Demokratie oder Kapitalismus
Blätter 5/13 - noch kein Link verfügbar

Elmar Altvater: Der politische Euro
Blätter 5/13 - noch kein Link verfügbar

Adam Krzemiński: Vaterland unserer Vaterländer?
Das Verhältnis zwischen den Nationalstaaten und der EU muss neu gestaltet werden
Ojczyzna naszych ojczyzn? Relacje między państwami narodowymi a Unią Eurpejską trzeba określić na nowo
Dialog 103/2013

Lesebefehl! - Und wenn es die Texte nicht online gibt, sollten Sie sie sich gedruckt besorgen!

Nachtrag: Wenn Sie nicht mehr so gut lesen, aber besser sehen & hören können:
Sehr anregend: Salongespräch: Wozu Europa? Gast: Robert Menasse. Moderation: Daniel Binswanger
Der österreichische Romancier und Essayist Robert Menasse hat mit "Der europäische Landbote" ein leidenschaftliches und kluges Plädoyer für die EU verfasst. Ein Gespräch mit einem unbeirrbaren Europa-Enthusiasten.



Aufruf unterzeichnen!
Europa geht anders.
Verhindern wir die 'Troika für Alle' - Nein zum Wettbewerbspakt

Mit 300 km/h in die Planke: Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn (II). Oder: Harry, hol schon mal den Panzer!

Das ist mir jetzt unangenehm. So war das nicht gemeint mit den Überlegungen zum volkswirtschaftlichen Nutzens des Schredderns von Kraftsportwagen im Beitrag unten!

Ferrari-platzt-bei-Tempo-300-ein-Reifen-Nachrichten-Laatzen-Aus-der-Region-Hanno_2013-05-02_17-27-31

Immerhin haben wir jetzt noch mehr Daten von der A7 zum aggregieren:
Zu der Rechnung unten können wir hinzufügen
die 510 PS (des Ferrari Scuderia 430),
die 300 km/h,
die 17 Schutzplankenfelder,
die (wiederum!) 130.000 € Schaden;

sodass wir jetzt folgenden Zwischenstand haben: Die (3) 153 Jahre alten Fahrer kommen mit 1.410 PS auf eine Schadenssumme von 260.000! Und das in nur 4 Tagen!

Neues von der Panzerfront gibt es auch :

1. Rüdiger Suchslands Anmerkungen zur SS-Vergangenheit von Oberinspektor Derrick (tp) mit dem schönen Titel "Du Stefan, ich hol schon mal den Panzer..." "Nein Harry, Du musst die Brücke halten":
Stephan Derrick fügt sich in die anderen von Vergangenheit und Verdrängung gezeichneten Staatsdiener des Nachkriegszeitfernsehens: Die Frontkämpfer Trimmel, Finke und Lutz, die Söhne Schimanski und Haferkamp und vor allem Herbert Keller, der einst im Berliner Bunker als Funker des Führers Dienst getan hatte und am 30.4.1945 den Tod Hitlers den Deutschen verkündete...
(Derrick)..., der vom Führer mit dem Totenkopf des SS-Panzergrenadierregiment 1 "Totenkopf" in den Kampf um den "Endsieg" geschickt wurde, und dabei wer weiß was erlebt hatte, kommandierte nun kameradschaftlich den HJ-Pimpf Harry Klein, der zuvor unter Bernhard Wicki "Die Brücke" bis zum letzten Mann verteidigt und den sinnlosen Kampf als einziger überlebt hatte. Nie sprachen die beiden die beiden über die Vergangenheit. Wissen heißt schweigen, verstehen heißt verzeihen. Ein nachkriegsdeutscher Volkssturm, ein Männerbund des Schweigens.


2. Ein „Tiger“ im Panzermuseum
Meine Lieblings-HAZ berichtet heute, dass im Deutschen Panzermuseum in Munster im Heidekreis seit dieser Woche der Kampfwagen IV deer deutschen Wehrmacht zu sehen ist. Ein bisschen unwohl ist Herrn von der Brelie schon beim Berichten, weil er die "neue Richtung" (: Sammlung der Bundeswehr erinnert an Holocaust und Zwangsarbeit) denn doch nicht so recht erkennen kann ... der erste Eindruck in den fünf Ausstellungshallen und auf dem Gelände davor wird geprägt von Panzern aus aller Welt. - 30 km von Bergen-Belsen entfernt. - Ich meine, da sollte man Harry, Herbert, Horst und Stephan einfach die Panzer zeigen, die sie sehen wollen, und nicht die Opfer deutscher Vernichtungslager instrumentalisieren, um dem Museum und der Bundeswehr einen Persilschein auszustellen: Das ist eher widerlich!*
Dann lieber ehrlich wie im Rest des Artikels über den Tiger, also das Vor-Vor-Modell des Leopard (s. u.):
Der Kampfwagen IV der deutschen Wehrmacht mit einem Gewicht von 56 Tonnen ist in Kassel gebaut und mit einer Kanone aus Krupp'scher Produktion ausgerüstet worden. Lediglich 1350 Exemplare hatten die deutschen Soldaten zur Verfügung. Und nur sechs „Tiger“ sind erhalten geblieben und in einschlägigen Museen in Russland, England, Frankreich und in den USA zu sehen. Der siebte Museumstiger wurde am Dienstag im Rahmen eines kleines Festaktes dem Deutschen Panzermuseum übergeben. Er gehört einem Privatmann, der anonym bleiben möchte, aber gut 20 Jahre dafür geopfert hat, um ihn aus Schrott wieder originalgetreu zusammenzubauen. Nach der Kesselschlacht von Falaise in der Normandie war der Panzer vermutlich von seiner Besatzung aufgegeben worden. Sein heutiger Eigentümer fand die Einzelteile vor Jahrzehnten auf einem Panzerfriedhof. Erst als der „Tiger“ seine ursprüngliche Form wiedererlangt hatte, Anfang des laufenden Jahres, wurde er dem Museum in Munster als Leihgabe angeboten. „Das ist ein Glücksfall und eine Herausforderung für uns“, sagt Direktor Raths. Jetzt komme es darauf an, den legendären Ruf des „Tigers“ distanziert zu beurteilen und den Panzer militärhistorisch korrekt zu bewerten. Die Bundeswehr, die mit ihrer „Lehrsammlung“ das Museum in Munster bereichert, ist voll des Lobes über das Verhalten des Leihgebers und den restaurierten „Wunderpanzer“.

Ja, so ist das hier: Voll des Lobes ist die Bundeswehr über das Verhalten eines bedauernswerten Menschen, der 20 Jahre seines Lebens daran verschwendet hat, aus Schrott einen Kampfwagen IV der deutschen Wehrmacht originalgetreu zusammenzubauen ... Statt dem Mann einen guten Therapeuten oder wenigstens einen schönen Lebensabend zu wünschen, wird er ob seines Opfers mit Lob vollgemacht ...
Und wieso eigentlich "Wunderpanzer"?? Was die militärhistorisch korrekte Bewertung der Kiste angeht, gibt der Artikel doch einen schönen Hinweis: Unmittelbar neben dem neuen Exponat „Tiger“ zieht ein T-34 aus russischer Produktion die Blicke auf sich.
Das ist wohl gerechtfertigt, denn eine der größten Leistungen der ruhmreichen Roten Armee - wenn ich das als Kriegsdienstsverweigerer sagen darf - war es sicherlich, unter dem Befehl von Rokossowski, Watutin und Konev mit ungefähr 5000 T-34 im Sommer 1943 am Kursker Bogen die letzte deutsche Großoffensive zurückzuschlagen und eine Gegenoffensive einzuleiten, - also die Tiger, Panther und die anderen Vorfahren des Leo2 aus dem Land zu jagen! (Unternehmen Zitadelle - wikipedia ... - i. Ü.: wer solche Texte bei wikipedia einstellt, muss ein ähnliches Problem haben wie der Tiger-Zusammenschrauber ...)

t34
Sowjetisches Ehrenmal (Berlin-Tiergarten)

______________________
* Wie ich neulich schon einmal bemerken musste: Zuweilen scheint es mir fast nötig zu sein, darauf hinzuweisen: Es war nicht die Bundeswehr, die Auschwitz befreit hat. Und es war nicht die Bundeswehr, die Bergen-Belsen befreit hat!

900 PS an der Planke : Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn. Oder: 12 Monkeys' Uncle

Das Schönste an Deutschland ist die Autobahn - das ist der Name des lesenswerten Georg-Seeßlen-Blogs.
Da dort die Autobahn selbst nur selten vorkommt (z. B. hier: ON THE ROAD (2)), möchte ich hier dieses schöne Beispiel für das Leben auf deutschen Autobahnen, hier der A7, - resp. für einen Unfallbericht (Deutsch, Klasse 5) - beisteuern:

autobahnunfall
... Der 68-jährige Mann war in Richtung Norden unterwegs, als um 8.21 Uhr in Höhe Dreieck Drammetal das Heck seines Ferrari 360 Modena Spider ausbrach. Der Supersportwagen (400 PS) raste in die Mittelleitplanke und überschlug sich. Bei dem Unfall wurden Trümmerteile auf die Gegenfahrbahn geschleudert, was in Fahrtrichtung Süd zu einem Stau und einem schweren Folgeunfall mit mehreren Beteiligten führte.
Dabei fuhr ein 45-jähriger Mann aus Verden mit seinem Porsche Panamera Turbo (500 PS) zwischen der Mittelleitplanke und der linken Fahrspur- in den wartenden Verkehr... Bei dem Folgeunfall blieb es bei Sachschäden in Höhe von etwa 55.000 Euro. Der Ferrari mit einem vor dem Unfall aktuellen Wert von 75 000 Euro endete als Totalschaden.


Unfallberichtsmäßig finde ich die Präzision der Angaben faszinierend. Ich könnte nie auf die Minute genau sagen, wann das Heck meines Nissan Primera ausbricht! Ansonsten sind die aggregierten Daten interessant: Die 113 Jahre alten Fahrer kommen mit 900 PS auf einen Schaden von 130.000 €!
Das ergibt 0,125 PS-Lebensjahre und damit einen potentiellen Schaden von 1.040.000 € je Lebensjahr-PS. [Ich biete die Formel hiermit Versicherungsmathematikern bzw. der Bundesbank an!!] (What Data Can't Do)

Es ist - wenn wir schon bei der Mathematik sind - angesichts der demografischen Entwicklung und angesichts der Tatsache, dass der Unfall in einem der reichsten Länder der Erde sich ereignete, einigermaßen wahrscheinlich, dass nicht dauernd alte FIATs und SEATs ineienander und in die Planke brettern, wie in Griechenland und Spanien. - I. Ü.:
Die 130.000 gehen, wenn ich das richtig sehe, werkstatt- bzw. versicherungs- und also wachstumsmäßig ins BIP ein. Das ist das Schöne am Wachstum.

Andererseits: Was ist -volkswirtschaftlich betrachtet - ein (kaputter) Panamera im Vergleich zu einem exportablen Leopard 2 und was ein Modena-Spider-Totalschaden im Vergleich zu einer frischen Panzerhaubitze*?! Da hat die herrschende Leere wohl doch recht: Soviel Binnennachfrage kann gar nicht an die Planke gebrettert werden, dass sie die Exporte ersetzen könnte! Wenn ich richtig gerechnet habe, müssten 14.583 Porsche und Ferrari solcherart an die Planke gesetzt werden, um an den Deal mit dem Emirat über die Kampfpanzer und Panzerhaubitzen mit einem Gesamtvolumen von 1,89 Milliarden Euro ranzukommen!

Nochmal andererseits: Ich hatte vor langer Zeit ja schon den Audi Panzerspähwagen entdeckt (Wie das Wesen des Q7 zur Erscheinung kommt):
audi-panzerspahwagen-highlights-emerging-technologies-05
Ich schrieb damals: Heute im Straßenverkehr unterwegs, hatte ich in Ansicht eines Q7 die Idee, ob es nicht sinnvoller wäre, unsere ISAF-Einheiten mit eben diesen auszurüsten. Das wäre so ein Mittelding zwischen shock-and-awe und Werbung für die Überlegenheit eines westlichen Konsummodells, auch und gerade im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit (was die Grünen ins Boot holen könnte) ... Wenn nicht der örtliche Warlord und/oder Heroingroßhändler schon einen hat ...
Für Katar wäre ein Panamera-Panzerspähwagen sicherlich noch attraktiver. In Dubai gibt's einen - noch unbewaffneten - Prototyp.
panamera-turbo-military-camo
Der Frettchen-Cayenne ist den Herren dort wahrscheinlich zu popelig...

* Was ich - als Kriegsdienstverweigerer - nicht wusste und was mich eigentlich auch nicht interessiert: Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Mehrzweckgeschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern klar abgrenzen. Es ist ihnen daher möglich, sowohl sichtbare Ziele im direkten Richten mit Flachfeuer als auch Ziele hinter Deckungen mit indirektem Steilfeuer zu bekämpfen – was allerdings auf größere Entfernungen auch mit Feldkanonen möglich ist.
Immerhin weiß ich jetzt, dass das Militär in Katar mit Hilfe von Krauss-Maffei Wegmann sowohl sichtbare Ziele im direkten Richten mit Flachfeuer als auch Ziele hinter Deckungen mit indirektem Steilfeuer bekämpfen kann.

... So kommt man von der A7 in Höhe Dreieck Drammetal ins Flach- oder Steilfeuer in Katar:

12 Monkeys

- Siehe 41'30 ff. oder erstmal den Trailer:



The Monkey's Uncle
Terry Gilliam

Archäologie CCXLXI b: Hitler-Tagebücher revisited: Jetzt lernen wir bei Rewe, warum wir stolz sein sollen, Deutsche zu sein

Herr Finkeldey (Kritik und Kunst: Alles klebte, schacherte, tauschte) gesteht:

Ich habe es getan!

Ich habe es mir besorgt.

Das neue Penny/Rewe/Nahkauf-Sammelalbum “Unser Deutschland – Eine Liebeserklärung in 180 Stickern”. Mit viel Erröten erstand ichs, im Penny meines Vertrauens. Und stammel seither, wenn mich die nette Kassiererin fragt “Sammeln Sie unsere Sticker?” ein “Ja”. Denn jetzt gilt es: Eifrig sammeln, kleben, schachern, tauschen. Damit es sich schnell füllt.

Und was da nicht alles die Liebe unserer Kinder zu “unserem” Land befeuern soll!
Lesebefehl!

Hektor Brehl auf vice.com hat sich die Bratze noch genauer angesehen und u.a. diese Kommentare auf der Rewe-Facebookseite gefunden:

rewe_facebook

Lesen - staunen - kotzen!

Ich fragte weiter unten: Könnte es sein, dass die oben erwähnten Gedanken über die moralische Legitimation eines neuen Gesamtdeutschland aus den 80ern sich weitgehend durchgesetzt haben bzw. durchgesetzt wurden?
Es sieht ganz so aus!

Da muss ich nochmal Hartmut Finkeldey zitieren, der auch zitiert:
" (Ich) habe (…) nie in meinem Leben irgendein Volk oder Kollektiv 'geliebt', weder das deutsche, noch das französische, noch das amerikanische, noch etwa die Arbeiterklasse oder was es sonst noch so gibt. Ich liebe in der Tat nur meine Freunde und bin zu aller anderen Liebe völlig unfähig.” (Arendt, Hannah, Brief an Scholem, in: Arendt, Hannah, Ich will verstehen, Selbstauskünfte zu Leben und Werk, herausgegeben von Ursula Ludz, München 1996/97, p. 30-31)

Archäologie CCXLXI: Hitler-Tagebücher revisited - It was thirty years ago these days ...
Archäologie CCXLXI a: Beate Klarsfeld erklärt die Geschichte einer Ohrfeige - It was fourty five years ago these days ...

Nobody Left To Crown: Richie Havens †

Gestern ist im Alter von 72 Jahren Richie Havens gestorben.

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Frau B. (23) sagt: Der sah aus wie Gott.

Havens ist für mich seit seinem Album Nobody Left To Crown (2008) einer der ganz Großen einer Ära, die er selbst mit dem zornigen Freedom in Woodstock mit begründete.

The latest leg of Richie Havens’ journey is entitled
Nobody Left to Crown. A sense of timelessness rings
through the album, as though the passing years have
only strengthened the meaning of Richie Havens’ soul-filled folk rock.
Organically produced by Havens with
Jay Newland and Brian Bacchus, Nobody Left to Crown
attests that Richie Havens has never been more relevant,
necessary even, than he is today – especially considering
that the situation in America is not dissimilar to that of
the 60s. “Songs that I wrote at the time are more pertinent
today than ever, with this connection that links
Vietnam and Iraq”, maintains Richie. Indeed, his fiery
cover of The Who classic “Won’t Get Fooled Again” is
anything but innocent and connects the rebellion of two
generations, with Richie playing the role of ferryman...
Even if at times a certain melancholy emerges,
Richie Havens is not a man to easily abandon his
hopes for a better world. “We are at the dawn of
major change”, he declares with a broad smile.
Nobody Left to Crownis his heartfelt and unwavering
contribution to these f ine aspirations.




I've been waiting for something to happen
For a week or a month or a year
With the blood in the ink of the headlines
And the sound of the crowd in my ear
You might ask what it takes to remember
When you know that you've seen it before
Where a government lies to a people
And a country is drifting to war

And there's a shadow on the faces
Of the men who send the guns
To the wars that are fought in places
Where their business interest runs

On the radio talk shows and the t.v.
You hear one thing again and again
How the u.s.a. stands for freedom
And we come to the aid of a friend
But who are the ones that we call our friends--
These governments killing their own?
Or the people who finally can't take any more
And they pick up a gun or a brick or a stone
There are lives in the balance
There are people under fire
There are children at the cannons
And there is blood on the wire

There's a shadow on the faces
Of the men who fan the flames
Of the wars that are fought in places
Where we can't even say the names

They sell us the president the same way
They sell us our clothes and our cars
They sell us every thing from youth to religion
The same time they sell us our wars
I want to know who the men in the shadows are
I want to hear somebody asking them why
They can be counted on to tell us who our enemies are
But they're never the ones to fight or to die
And there are lives in the balance
There are people under fire
There are children at the cannons
And there is blood on the wire


Richie Havens Interpretation von Jackson Browne's Lives In the Balance hat sich mir eingebrannt. Unwiderstehliche Inbrunst nennt Adrian Kreye in seinem Nachruf (in der Süddeutschen heute) Havens Art zu singen - das trifft!

Archäologie CCXLXI: Hitler-Tagebücher revisited - It was thirty years ago these days ...

Als am 28. April 1983 der stern mit dem ersten Abdruck von Hitler-Tagebüchern erschien, lag die Auflage nicht wie üblich bei 1,8 Millionen Exemplaren, sondern bei 2,2 Millionen ...

Es ist immer wieder schön zu lesen, wie Herr Fülberth die jüngere deutsche Geschichte so verdichten kann, dass Erkenntnis sich einstellt. So kommt er in seiner Darstellung der größten Presse-Blamage in der Geschichte der Bundesrepublik (Posse mit Untergrund - im Freitag) denn auch auf das Wesentliche:
    So weit zur Kriminal- und Possen-Geschichte. Nun zur Politik...

    1983 begann man wieder öffentlich über die Beendigung der europäischen Nachkriegsordnung zu reden. Gegen Ende dieses Jahres wurden die US-Mittelstreckenraketen installiert, wodurch schließlich die Kapitulation der Sowjetunion 1990/91 herbeigeführt worden ist. Wer eine Spürnase hatte und sogar über eine Wiedervereinigung zu spekulieren wagte, musste sich Gedanken über die moralische Legitimation eines neuen Gesamtdeutschland machen. Hierher gehörte auch die Beurteilung der NS-Vergangenheit. Mitte der achtziger Jahre begann in der CDU/CSU eine Diskussion darüber, ob am deutschen Nationalstaat festgehalten werden solle. Ihr Fraktionschef Alfred Dregger erklärte den Krieg der Wehrmacht zum Verteidigungskampf gegen den Kommunismus. 1985 stand Kohl mit Reagan in Bitburg vor Gräbern von US-Soldaten und der Waffen-SS. Ein Jahr später begann der Historikerstreit um Ernst Noltes These, der Archipel Gulag sei „ursprünglicher als Auschwitz“ gewesen.

    Der Stern-Vorstoß von 1983 gehörte insofern zu einem Trend. Soweit der Inhalt von Kujaus Erfindungen bekannt wurde, ist Hitler dort teilweise ent- und seine Umgebung belastet worden. Dass der stern sich blamierte und Nolte nicht durchkam, steht auf einem anderen Blatt. Bundespräsident von Weizsäcker erklärte 1985 – gegen Dregger – den 8. Mai 1945 zum Tag der Befreiung, nicht der Niederlage. Insofern bildeten die damaligen Ereignisse eine Phase in der Mentalitätsgeschichte einer Generation ...

    Nachdem Beate Klarsfeld 1968 das ehemalige NSDAP-Mitglied geohrfeigt hatte, konnte niemand, der öffentlich wirken wollte, zugeben, ebenfalls einmal dieser Partei angehört zu haben. Dabei waren ihr doch sehr viele als 20-Jährige beigetreten. Noch Jüngere waren wenigstens in der Hitlerjugend gewesen und hatten sich an Fahrten und Lagerfeuern begeistert. Ab 1945 öffneten sie sich der Demokratie und spalteten ihre frühen Jahre von sich ab – die gehörten nicht mehr zu ihnen. Aber die eigene Biografie war noch da – und sei es unbewusst. Völlig heraushalten ließ sie sich nicht. Die Stern-Farce rührte an eine Saite, die längst entfernt schien.
Erstaunlich, wie lange die Abspaltung der frühen Jahre zuweilen gehalten hat. Ein hierzulande - aus mir unerfindlichen Gründen - sehr geschätzter Autor hat danach noch ziemlich lange gebraucht, um die Saite in sich zum Klingen zu bringen ... Und bei einem - aus mir unerfindlichen Gründen - hierzulande sehr geschätzten Politiker klingt da immer noch nichts ...

Könnte es sein, dass die oben erwähnten Gedanken über die moralische Legitimation eines neuen Gesamtdeutschland aus den 80ern sich weitgehend durchgesetzt haben bzw. durchgesetzt wurden?

Archäologie CCXLXI a: Beate Klarsfeld erklärt die Geschichte einer Ohrfeige - It was fourty five years ago these days ...

Um Fülberths Argumentation würdigen zu können, ist es hilfreich, der Bedeutung dieser Ohrfeige nachzugehen:



Beate Klarsfeld (* 13. Februar 1939 in Berlin), geboren als Beate Auguste Künzel, ist eine deutsche Journalistin. Bekannt wurde sie durch ihr Engagement bei der Aufklärung und Verfolgung von NS-Verbrechen. Um auf die Vergangenheit des damaligen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger (1966 bis 1969) als NSDAP-Mitglied hinzuweisen, initiierte Beate Klarsfeld verschiedene öffentliche Aktionen. So rief sie ihm 1968 im Bonner Bundestag „Nazi, tritt zurück!" zu und wurde abgeführt, aber alsbald freigelassen. Während des CDU-Parteitags in Berlin am 7. November 1968 bestieg sie das Podium, ohrfeigte Kiesinger und rief: „Nazi, Nazi, Nazi!" Sie wurde daraufhin noch an demselben Tag in einem beschleunigten Verfahren zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Ihre Gefängnisstrafe wurde 1969 zu vier Monaten auf Bewährung umgewandelt.

Forms & Feelings (II): Sorrento - Amalfi - Procida

wasser

strand

netze

amal2

amal1

tast

Kürzlich in Kampanien ..

Der Präsident der Region Kampanien begrüßte just zu der Zeit die Kanzlerin:
Stefano Caldoro: Benvenuta Merkel nella nostra terra sempre ospitale. Ora, però, si guardi attorno.... Seine Videobotschaft können Sie hier ansehen ...

Recht gute Beiträge zur Lage finden Sie bei Hartwig Heine : Aus Sorge um Italien
________________________________

Forms & Feelings: Marina...

Arschdenk: Der doppelte Bärendienst - oder: Zur Verkommenheit des Wirtschaftsjournalismus

Ein schönes Beispiel für Arschdenk findet sich in meiner LieblingsHAZ vom Wochenende. Herr Ruzic, Wirtschaftsredakteur / Experte für regionale Wirtschaftsthemen, klärt im Wirtschaftsteil (S. 13) auf, warum die "Schlecker-Frauen" nur schwer neue Jobs finden. Dabei bezieht er sich - so sagt er jedenfalls - auf eine aktuelle IAB-Untersuchung, nach der bisher nur rund die Hälfte der Schlecker-Arbeitslosen wieder eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gefunden oder sich selbstständig gemacht hat. Dort heißt es:

Qualifizierung sei ein notwendiger wie erfolgversprechender Schritt, um die Schlecker-Arbeitslosen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu unterstützen – das betonen die 41 Fach- und Führungskräfte der Arbeitsagenturen, die im Rahmen einer qualitativen Studie vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) befragt wurden. Wegen der hohen Zahl an ungelernten Kräften sowie der veralteten technischen Ausstattung bei Schlecker, beispielsweise der Kassen- und EDV-Systeme, seien Qualifizierungsmaßnahmen zentrale Elemente im Vermittlungsprozess.

Weiter heißt es dann in der Presserklärung des IAB:
Die IAB-Befragung hat jedoch auch ergeben, dass von den Fach- und Führungskräften der Arbeitsagenturen Qualifizierung allein nicht als hinreichend bewertet wird. Gerade bei den Schlecker-Arbeitslosen sei die Konzessionsbereitschaft ein entscheidender Faktor. Die Bereitschaft, Einschnitte bei der Wiederaufnahme der Beschäftigung hinzunehmen, sei im Falle der Schlecker-Arbeitslosen von besonderer Bedeutung, da die von der Firma Schlecker gezahlten Löhne im Vergleich zu ähnlichen Tätigkeiten vergleichsweise hoch ausfielen ...
Die Fachkräfte der Arbeitsagenturen hätten sich damit gerade in den ersten Monaten nach der Schlecker-Insolvenz in einem Handlungsdilemma befunden, erklären die Arbeitsmarktforscher: Einerseits waren sie gehalten, die Schlecker-Arbeitslosen möglichst umgehend in den Arbeitsmarkt zu integrieren, auch um die Entstehung von Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern. Andererseits hätten nicht wenige der verfügbaren Arbeitsstellen für die Schlecker-Arbeitslosen einen erheblichen und damit teilweise rechtlich nicht zumutbaren finanziellen Abstieg bedeutet.


Was die IAB-Forscher als Handlungsdilemma der Fachkräfte der Arbeitsagenturen beschreiben, wird dem Ruzic zum mahnenden Beispiel für die Schädlichkeit einer Tarifeinigung mit der dem Anton " einst verhassten Gewerkschaft ver.di":
Plötzlich war der als Lohndrücker bekannte Konzern bereit, seine Mannschaft deutlich über dem Niveau des Flächentarifs zu bezahlen. Die Beschäftigten freute es, die Talfahrt des damals schon kränkelnden Riesen beschleunigte das Ganze noch. Am Ende stand eine der größten Pleiten der deutschen Nachkriegsgeschichte ... ... und "die schlechte Einmündungsquote" ist bei ihm die Folge der zuletzt so hohen der Löhne der "Schlecker-Frauen". Die veralteten Kassen- und EDV-Systeme, also das Qualifikationsproblem, das das IAB als zentral im Vermittlungsprozess beschreibt, erwähnt Ruzic nur kurz gegen Ende seines "Artikels", so dass die Moral dann so ausfallen kann:
Der Konzern hat dem Arbeitsmarkt also schlecht ausgebildete, relativ hoch bezahlte Beschäftigte überlassen – und ihnen damit einen doppelten Bärendienst erwiesen.
[20.04.2013 / HAZ Seite 13 Ressort: WIRT]

Wohlgemerkt: Ihnen - nicht dem Arbeitsmarkt ...!
Die Logik der Unmoral ist bestechend: Nicht mit der Gewerkschaft höhere Löhne durchsetzen, denn sonst wird's nach der Pleite nichts mit der Anschlussverwendung! Immer an die Zumutbarkeitsregelungen denken und mit dem Lohn hübsch drunter bleiben! Sonst Bärendienst!!
Oder - an die Adresse des anderen Sozialpartners -: Wer Beschäftigten relativ hohe Löhne zahlt, geht 1. selbst daran zu grunde und schadet 2. den Beschäftigten nur!
Oder auch: Nicht der Arbeitsmarkt hat ein Problem, sondern Sie haben eins!

Gustave Dore L'Ours Et L'Amateur Des Jardins La Fontaines Fabel L'ours et l'amateur des jardins (dt. Der Bär und der Gartenfreund) endet mit der Moral:

Rien n'est si dangereux qu'un ignorant ami
Mieux vaudroit un sage ennemi.

Nichts bringt so viel Gefahr uns als ein dummer Freund;
weit besser ist ein kluger Feind.


Wes dummer Freund der Ruzic ist, vermag ich nicht zu sagen;
- es könnt der Rösler sein:
„Jetzt gilt es für die Beschäftigten - mehr als 10.000 vornehmlich Frauen, einzelne Mütter und ältere Frauen - schnellstmöglich eine Anschlussverwendung selber zu finden.”

Wes dummer Feind der Ruzic ist,
liegt auf der Hand.

Zu Bärendienst fällt mir noch der Witz vom Jäger und dem Bären ein; - hier eine zweitklassige Fassung aus der Harald Schmidt Show. Baerenwitz_Schulz

Am besten wird der Witz erzählt von Karin in Frank Schulz' meisterhaftem Roman Das Ouzo-Orakel (S. 228 f.)

Zusammengefasst lautet also Ruzics Moral:
Besser sich vom Bären ficken lassen als nach der möglichen Pleite der Bär e.K. lange auf Anschlussverwendung zu warten.

__________________________
Dazu passt:
tp: Armut und Reichtum in deutschen Medien
Nach der Studie (Hans Jürgen Arlt und Wolfgang Storz : Portionierte Armut, Blackbox Reichtum) über die Berichterstattung großer deutscher Zeitungen findet eine kritische Auseinandersetzung mit der Macht großer Privatvermögen nicht statt ...

Faszinierende Frauen in der Rockmusik: Imelda, Beth, Chrissie and Dusty

Amazing Imelda beim Festival Luna Lunera in in Sos del Rey Católico

imelda-red

Aktuell: Thomas Dutronc & Imelda May - Clint (Silence on tourne) - Preview [Hier das komplette Video!]
Und während der Meister ja sonst gerne mit Imelda zaubert, hier:
Beth Hart & Jeff Beck perform "I'd Rather Go Blind" at the 35th Annual Kennedy Center Honors 2012 (December, 26 - CBS)


Und dann Beth mit dem master's apprentice: Much buzzed about singer-songwriter Beth Hart, known for her raw and powerful blues-rock sound, and guitarist Joe Bonamassa, one of the best guitarists of his generation, will release their sophomore album of classic soul covers Seesaw on May 21, 2013


Jeff Beck & Chrissie Hynde at the 2011 Classic Rock Roll of Honor Awards....


Am 16. April wäre Mary Isabel Catherine Bernadette O'Brien aka Dusty Springfield 74 Jahre alt geworden.

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

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