El músico brasileño Gilberto Gil, que asegura que la lucha ha sido la contraparte de su exitosa carrera musical, hace un viaje en la película "Viramundo" para buscar sus orígenes musicales en Brasil, África y Australia. El documental del cineasta suizo Pierre-Yves Borgeaud, que usa la lente de las comunidades indígenas que luchan para preservar su identidad cultural después de los gobiernos coloniales, se estrenó el sábado por la noche en el festival internacional de documentales "Visions du Reel", en Nyon (Suiza).
Wenn Sie Gilberto Gil noch nicht kannten, empfehle ich hier mal reinzuhören: Gilberto Gil - Drão oder ins aktuelle Album: Estrela von Gilberto Gil oder Piece of Land von Miriam Mekeba (!)
Guantanamo zu schliessen war eines der Wahlversprechen von Barack Obama. In dem auf einem Militärstützpunkt auf Kuba gelegenen Gefängnis sitzen seit 2002 sogenannte “kämpfende Feinde” der USA ein, wie sie George Bush nach den Attentaten vom 11. September 2001 in seinem ‘Krieg gegen den Terrorismus’ genannt hat.
Usbeken, Syrer oder Algerier. Alle verhaftet aufgrund von Verdächtigungen oder Verleumdungen. Unter ihnen auch pakistanische und afghanische Hirten, die man einfach irrtümlich eingesperrt hat. Mehrere Jahre nun haben diese Männer im Gefängnis auf Cuba verbracht. Umsonst und vergeblich. Auch unter Folter – kein Geständnis. Sie haben nichts, was sie gestehen könnten. Einer nach dem anderen wurden sie in die Freiheit entlassen, ohne Prozess, ohne grosses Aufhebens. Offiziell will Amerika seine Irrtümer nicht eingestehen…
Aber auch heute noch, 11 Jahre nach ihrer Überstellung, warten zig Unschuldige hinter Stacheldraht. Sie sind zu Parias geworden, gebrandmarkt durch ihren Aufenthalt in Guantanamo und müssen in ihren Heimatländern um ihr Leben fürchten. Immer öfter kommt es zu Hungerstreiks in der Haftanlage. Inzwischen sollen 60% der Gefangenen die Nahrung verweigern – um so auf ihre willkürliche Gefangennahme aufmerksam zu machen.
Nach langer Recherche konnten unsere Reporter in Guantanamo drehen und mit Zeugen aus dem amerikanischen Gefangenenlager auf Kuba sprechen.
Nur noch bis zum 24.06. zu sehen bei Arte+7 (ab Min 14:46). Unbedingt ansehen !! - und vgl. auch : Vergessene Kriege und die Meldung von heute: Das US-Verteidigungsministerium beugt sich dem öffentlichen Druck. Erstmals hat das Pentagon eine Liste aller Namen der Gefangenen von Guantanamo vorgelegt. Darunter sind auch 46 sogenannte unbefristete Häftlinge. (SPON)
Wem gehört eigentlich Guantanamo Bay?
Man kann ja der Partido Comunista de Cuba sicherlich so manches vorwerfen. Den Vorwurf, nichts gegen die fortdauernden schweren Menschenrechtsverletzungen in der Guantanamo Bay Naval Base unternommen zu haben, habe ich noch nicht gehört. Immerhin könnte man eine Mitverantwortung annehmen, denn
In Artikel 1 des Vertrags von 1903 gewährte Kuba tatsächlich die Pacht "für die Zeit, die für die Zwecke einer Bunkerstation und Marinebasis erforderlich ist". Doch in Artikel 3 heißt es: "Während die Vereinigten Staaten die fortdauernde Oberhoheit der Republik Kuba über die oben beschriebenen Land- und Wasserflächen anerkennen, gesteht die Republik Kuba zu, daß die Vereinigten Staaten während der gesamten Zeit der nach den Bestimmungen dieses Vertrags erfolgenden Besetzung der besagten Flächen die vollständige Jurisdiktion und Kontrolle über besagte Flächen und innerhalb dieses Gebiets ausüben."
Wem also gehört Guantanamo Bay, - wer hat die Oberhoheit?
Am 23. Februar 1903 wurde von der verfassunggebenden Versammlung Kubas aufgrund des Platt-Amendments ein Leihvertrag mit den USA vereinbart. Kuba trat das Gebiet für 99 Jahre ab, wobei es das Recht für die freie Durchfahrt kubanischer Handelsschiffe eingeräumt bekam. Das gepachtete Gebiet ist 117,6 km² groß und heute mit Flughafen und Befestigungsanlagen ausgestattet. Ebenfalls in diesem Vertrag enthalten war ein weiterer Hafen in Bahía Honda, der aber schon 1912 an Kuba zurückgegeben wurde. Bis 1934 bezahlten die USA 2000 US-Dollar pro Jahr als Pachtgebühr.
Im Jahr 1934 wurde der kubanische Präsident Ramón Grau San Martín abgesetzt, der Vertrag wurde aufgehoben. Nach einer Erneuerung des Vertrages im selben Jahr blieb nur Abschnitt 7 über das Recht der Nutzung der Bucht als Marinestützpunkt erhalten. Weiterhin wurde der Pachtvertrag nachträglich auf unbestimmte Zeit verlängert. Ab dem Jahre 1938 wurde die Pachtgebühr auf 4085 US-Dollar erhöht.
Seit der Revolution 1959 und der Machtergreifung Fidel Castros akzeptiert Kuba die amerikanische Präsenz auf kubanischem Boden nicht mehr und fordert die Rückgabe der Bucht. Die Pachtzahlungen der USA werden jährlich in Form eines Schecks im Juli zugestellt. Im Jahr 1959 wurde dieser einmal eingelöst. Kuba bestreitet seither die Gültigkeit des geänderten Vertrages, da er durch militärischen Druck zustande gekommen sei, während die USA die einmalige Scheckeinlösung als Bestätigung der Fortsetzung der Pacht ansehen....
Da Kuba den US-Stützpunkt in den 1960er Jahren vom Strom- und Wassernetz abkoppelte, wird dieser seither von den USA aus mit Schiffen und Flugzeugen versorgt. Um den Verbrauch der Dieselgeneratoren zu senken, wurden im Jahre 2005 vier Windkraftanlagen installiert, die bei Betrieb unter Volllast in der Lage sind, ein Viertel des Spitzenverbrauchs des gesamten Stützpunkts zu decken.[4] Eine eigene Meerwasserentsalzungsanlage produziert Trinkwasser. Ein 28 Kilometer langer Grenzzaun mit 44 Türmen sowie ein Minenfeld umschließen die Bucht.
Die ursprüngliche militärische Bedeutung des Stützpunktes für die USA als Nachschubbasis für den Kohle-, Wasser- und Munitionsbedarf der Dampfschiffe der US-Flotte ist mit Ende der Dampfschifffahrt nicht mehr gegeben. Die jüngste Nutzung von kleinen Teilen der Basis seit 2002 als Gefangenenlager hängt damit zusammen, dass die zivile Gerichtsbarkeit der USA auf das vom Militärrecht bestimmte Gelände außerhalb des US-Territoriums keinen unmittelbaren Zugriff hat....
Zwischen 1962 und 1999 wurden 8.262 Verletzungen des kubanischen Hoheitsgebietes und 5.236 "provocaciones" durch "US-Bürger" registriert. Das Militärgebiet war bis Ende 2001 durch einen Vorhang stacheliger Kaktusstauden geschützt. Mitte Januar 2002 wurde ein starker Stacheldrahtverhau gebaut, 28 Kilometer lang, mit 44 Wachtürmen. Rund 4.000 zusätzliche Soldaten schützen diesen neuen Zaun: Offiziell hieß es: "The most recent addition to the base is the Southern Command Joint Task Force Guantanamo. Following the attacks on New York and Washington on September 11, 2001, Joint Task Force 160 returned to Guantanamo Bay to stand up the War on Terrorism Detainee Mission. JTF 160 was later joined by JTF 170 and recently the two forces and their related missions were merged into the current Joint Task Force Guantanamo." (zitiert aus: www.usgtmo.navy.mil)
Die Rechtslage um den Stützpunkt der Vereinigten Staaten / Alfred de Zayas (der - das muss erwähnt werden - nicht unumstritten ist ob seiner obskuren Positionen zu Flucht und Vertreibung im Umfeld des Zweiten Weltkriegs; der aber andererseits bei den Vereinten Nationen als Völkerrechtsexperte anerkannt ist) dazu in einem Artikel für die FAZ (!!) aus dem Jahre 2003:
Seit 1959 behauptet Kuba im bilateralen Verhältnis und vor den Vereinten Nationen, daß die Pachtverträge von 1903 und 1934 nach dem modernen Völkerrecht nichtig seien und Guantánamo "illegal und gegen den Willen des kubanischen Volkes besetzt gehalten" werde. Natürlich hat Kuba keine Möglichkeit, die Vereinigten Staaten aus Guantánamo zu vertreiben. Es kann nur protestieren, und diese Proteste haben völkerrechtlich die Funktion, die Vereinigten Staaten daran zu hindern, den Kubanern eine stillschweigende Zustimmung zu unterstellen. Dadurch ist es den Vereinigten Staaten unmöglich, die Hoheit über das Gebiet mit dem Hinweis auf die Besetzung und ein altbewährtes Recht zu beanspruchen.
Kuba argumentiert weiter, der Pachtvertrag sei nichtig, weil die Vereinigten Staaten einen schwerwiegenden Verstoß gegen dessen Bestimmungen begangen hätten. In Artikel 1 und 2 des Vertrags ist eindeutig bestimmt, zu welchen Zwecken das Pachtobjekt genutzt werden darf, nämlich "als Bunkerstation und Marinebasis und zu keinem anderen Zweck". Nach Artikel 60 der Wiener Konvention über das Vertragsrecht ist ein Vertrag bei schwerwiegenden Verstößen gegen seine Bestimmungen nichtig. Eine Verwendung des Territoriums als Internierungslager (für knapp vierzigtausend haitianische Flüchtlinge von 1991 bis 1994, später für gut zwanzigtausend kubanische Bootsflüchtlinge) oder als Kriegsgefangenenlager und Verhörzentrum, in dem möglicherweise Prozesse und Hinrichtungen durchgeführt werden sollen, ist offensichtlich unvereinbar mit Ziel und Zweck des Vertrages und stellt einen schwerwiegenden Verstoß dar, der eine einseitige Beendigung des Vertragsverhältnisses durch Kuba rechtfertigt.
Will man auf der offiziellen Seite der Guantanamo Bay Naval Base Näheres erfahren, wird man freundlicherweise vom Firefox gewarnt. Das finde ich ganz nett in PRISM-Zeiten; - man weiß ja gar nicht, was die andere Seite einer https-Verbindung bei einem ausliest, wenn der Commander des Navy Installations Command nicht mal ein gültiges Sicherheitszertifikat hat, weil er keine Zertifikatsausstellerkette angibt! Man sollte annehmen, " pw: obama" wäre als Angabe für das Ende der Kette hinreichend vertrauenswürdig gewesen, aber womöglich traut der Commander dem Oberkommandierenden schon nicht mehr:
The entire moral edifice on which Obama built up his presidency and the values he espoused at the core of his "audacity of hope" when he began his long march to the White House five years ago - transparency, accountability, legitimacy, multilateralism, consensus - lie exposed today as a pack of lies. (Asia Times)
Die dominierende Charakteristik jenes Tages vor sechs Jahrzehnten lautet: Volksaufstand gegen das diktatorische SED-Regime in der Ostzone. Die Hauptbegründung: 701 Städte und Gemeinden waren seinerzeit Schauplatz der Proteste. Das klingt gut. Auch dass 1,2 Millionen Menschen auf den Straßen demonstrierten. Allerdings waren das nur etwa sechs Prozent der damals 18,2 Millionen DDR-Bewohner. In annähernd 1.000 Betrieben wurde am 17. und 18. Juni gestreikt! Sicher beachtlich, aber in den übrigen 19.000 Industriebetrieben ging offenbar alles seinen gewohnten Gang. ...
... drei unterschiedliche Gesichter wies der 17. Juni 1953 auf – Gesichter, die sich im Laufe des Tages ablösten und die zu drei unterschiedlichen Interpretationen der Geschehnisse führten. Die eine verschwand mit dem Ende der DDR, die zweite hat die vergrößerte Bundesrepublik unbesehen übernommen. Zu einer dritten – der von einer Arbeiterrevolte, aus der schon mangels politischer Führer und eines ausformulierten Programms keine Volksrevolution werden konnte – bekennen sich heute viele Zeithistoriker.
... Die deutsche Arbeiterklasse konnte als ebenso zuverlässiger Faktor des Antikommunismus gelten wie das Groß- und Kleinbürgertum. Auch das war Bestandteil der Amerikanisierung der fünfziger Jahre gewesen. Seit der neoliberalen Wende nach 1973 schien diese Klasse nicht mehr so wichtig. Dabei hat sie mehr zum Sturz der SED beigetragen als die Pfarrer und Künstler im Vordergrund: 1989 nicht durch einen Aufstand, sondern dadurch, dass viele Bau- und Fabrikarbeiter via Ungarn der DDR ihre Arbeitskraft entzogen. Der bürgerliche 3. Oktober in Entgegensetzung zum proletarischen 17. Juni lässt das vergessen. Siehe unten Europe’s Social Contract ...!!!
By DAVID C. UNGER, foreign affairs editorial writer for The New York Times, visiting Professor at Johns Hopkins University, Bologna and member of Council on Foreign Relations
Published: June 8, 2013
What began as a debt and currency crisis in the European Union risks becoming a crisis of liberal democracy itself. Four years of grinding austerity across much of the Continent has caused millions of middle- and working-class voters to lose faith in the ability of mainstream political parties to protect their basic interests. It would be a sad paradox if the European movement, conceived in the ruins of fascism and two world wars, and for decades democracy’s best advertisement to the Communist East, undermined its democratic achievements in pursuit of a perverse economic dogma. ...
The European Union’s recent offer to let Spain, France and five other hard-pressed nations extend their budget-cutting deadlines is not nearly enough. These countries need to stimulate their economies, not merely slow down their economic contraction. (And while it is refreshing that the International Monetary Fund now acknowledges that it underestimated the negative effects of Greece’s first bailout and austerity program, it shows no inclination to reduce the similarly negative effects of the successor program now in place.) ...
After World War II, Socialist and Christian Democratic parties jointly fashioned safety net programs that reduced poverty, enhanced living standards, reduced inequality and made European social policy the envy of much of the developed world. That social contract now appears to be shredded. ...
The Germans, too, should be nervous. They have benefited from the austerity policies in a temporary and narrow sense, by reducing the tax burden of bailouts and gaining an export edge from the rest of the euro zone’s weakness. But these policies are perhaps irrevocably changing the Europe that Germans live and trade in. While the debt crisis seems to be in temporary remission for now, the larger crisis of European governance and democracy is visibly deepening.
In the decades after the First World War, most continental European governments responded to economic crisis with variants of austerity and ended up losing liberal democracy. That is a history that Europe must take care not to repeat.
Via NYT International Weekly - Süddeutsche Zeitung 14.06.
Es ist ja nicht zu leugnen, dass das europäische Sozialstaatsmodell der Nachkriegszeit (- wieviel auch immer davon Ideologie war!!), über Integrationskräfte verfügte, deren Notwendigkeit zur Stabilisierung bürgerlich-kapitalistischer Ordnungen vor dem Hintergrund des Scheiterns der Weimarer Republik bzw. der Austeritätspolitiken der 30er/30er Jahre und der Katastrophe des vom faschistischen Deutschland organisierten WK II kaum bezweifelt wurde:
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“ CDU: Ahlener Programm 1947
Das hatte sich dann in dieser (Verbal-) Radikalität schnell erledigt, aber das Problem ist weiterhin virulent, so dass Karl-Hermann Flach 1971 in seiner den Sozialliberalismus theoretisch fundierenden Streitschrift Noch eine Chance für die Liberalen - noch oder wieder - ähnlich argumentiert wie Unger und die CDU von 47; - letztlich in Anlehnung an Rousseau:
Worin besteht nun das höchste Wohl aller, das der Zweck ... der Gesetzgebung sein soll?
Es besteht in Freiheit und Gleichheit ...
Unter Gleichheit ist nicht zu verstehen, dass alle eine durchaus gleichgroße Kraft und einen genau ebenso großen Reichtum besitzen, sondern dass Gewalt nur Kraft Gesetz im Staat ausgeübt werden darf, dass ferner kein Staatsbürger so reich sein darf, um sich einen anderen kaufen zu können, noch so arm, um sich verkaufen zu müssen... Will man dem Staat Bestand verleihen, so darf man weder zu Reiche noch Bettler dulden.
Die sozial-liberalen Knabenblütenmorgenträume währten bekanntlich nicht lange; - Schmidts Immelmann-Turn zur Austeritätspolitik und des Grafen Papier beendet diesen - intellektuell immerhin redlichen - Versuch, Liberalismus im Sinne von Citoyennetée zu denken. Seitdem geben die Liberalen wieder den petit bougeois.
In dem von Unger aufgezeigten historischen Kontext erweist sich denn auch die historische Mission der Sozialdemokratie als accomplished (vgl. auch Wolfgang Streeck: Das Ende der Nachkriegsdemokratie) und insofern ist es nur konsequent, wenn diese sich nach 150 Jahren abschaltet mit diesen Herren und dem Herrn S., der einen Kandidaten macht, der aktuell von einem abgehalfterten BILD-Mann gecoacht wird, der bis zum letzten Sonntag noch Lobbyist bei der Firma Deutsche Annington war* .
Sie wollen doch aber nicht bestreiten, dass ein Test besser als eine Schulnote ist?
Wolfram Meyerhöfer: Doch. Nur ist der Testwert anders problematisch als eine Note und zudem kein bisschen aussagekräftiger. In Bezug aufs Menschenmessen stellt sich die Frage aber noch anders. So ist es die eine Sache, dass wir mit Noten Menschen selektieren, um Zukunftschancen nach den Kriterien der Institution Schule zu vergeben. Dafür hat man sich halt entschieden, wenn man Lehrer wird. Es ist aber eine völlig andere Sache, wenn wir alles Kognitive und Seelische auf eine Zahlenskala pressen wollen. Das gilt insbesondere, wenn Schüler keine Möglichkeit haben, sich diesem Vermessen zu entziehen. Letztlich degradieren wir unsere Kinder mit derlei Verfahren zu kognitiven Mastschweinen.
Wir entmenschlichen sie also durch Verfahren, die ihren, man muss schon sagen, "gesellschaftlichen Wert" umso höher einstufen, umso weniger sie faktisch selbstständig, individuell, kreativ, ja, schlicht Kinder sind. Und das ist es, dieses Denken, was die PISA-Macher unserem Bildungssystem in Summe als neue Doktrin einverleiben und dabei euphemistisch "Qualität" oder ähnlich nennen, wobei sie im Hintergrund vor allem einen Bildungsmarkt im bisher noch staatlich geschützten Segment vorbereiten, also auf eine noch weitere Ökonomisierung von Bildung und Individuen abzielen. Umgekehrt muss man aber doch zugeben, dass PISA endlich die Debatte um die soziale Selektivität des Bildungssystems in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt hat.
Wolfram Meyerhöfer: Nein, das ist nichts weiter als ein Marketing-Märchen. Die soziale Selektivität des Bildungssystems ist seit Jahrzehnten bekannt, die hat man mit den im Schulsystem vorhanden Daten schon lange aufzeigen können. In der ersten PISA-Runde ging es auch nicht um soziale Selektivität, sondern um angeblich schlechte deutsche Schul-Leistungen. Diese wurden ertestet, indem man Tests mit in Deutschland völlig fremden Aufgaben konstruierte.
Nachdem man mit dieser Skandalisierungsstrategie PISA als bedeutsam konstruiert hatte, brauchte man für die zweite Runde dann einen neuen Skandal. Da hat man sich auf die soziale Selektivität gestürzt und alte Hüte als vermeintliche Neuigkeiten vermarktet. Die dritte Runde im Jahr 2009 wurde dann kaum noch zur Kenntnis genommen, denn alle verfügbaren Skandale waren bereits verbraucht. Zudem werden inzwischen auch die Testwerte besser, denn mittlerweile wird in Schulen zunehmend auf PISA-Aufgaben hin unterrichtet.
Sie bleiben also dabei, was Sie auch bereits zusammen mit dem Landesverband Hessen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erklärt haben: "PISA ist der falsche Weg!"? Zu welchen Konsequenzen aber führt das dann?
Wolfram Meyerhöfer:PISA konnte deshalb so viel Reformdruck in die falsche Richtung, nämlich jene von Ökonomisierung und Standardisierung von Bildung entfalten, weil es seit langem eine riesige Unzufriedenheit mit dem Schulwesen gab und gibt. Schule entkleidet die bildsamen Gegenstände von nahezu allem Bildsamen und unterrichtet das, was übrig bleibt. Mathematik, Literatur oder Geografie sind faszinierend, solange sie keinen Eingang in ein Klassenzimmer finden. Langeweile, Frust und die Wut des enttäuschten Geistes nähren daher jede Schulschelte. Entsprechend wurde die PISA-Beschämung begrüßt. Dabei wurde dann nur leider übersehen, dass PISA gar keinen Weg aufzeigt, um den bildsamen Gegenständen im Unterricht wirklich Raum zu verschaffen...
Dass man heutzutage einfach abschaltet, hat vermutlich mit einem Wechsel der Inszenierungsweise staatlicher Machtausübung zu tun. Die Technokraten der Troika brauchen und verlangen keine pomp-and-circumstance-Inszenierung, der kalte TINA-Marktlogik-Sachzwang reicht völlig aus:
Fahr' wohl, mein wiehernd Roß und schmetternd Erz,
Mutschwell'nde Trommel, muntrer Pfeifenklang,
Du königlich Panier, und aller Glanz,
Pracht, Pomp und Rüstung des glorreichen Kriegs! –
Und o du Mordgeschoß, des rauher Schlund
Des ew'gen Jovis Donner widerhallt,
Fahr' wohl! Othellos Tagwerk ist getan! –
Othello:
O farewell,
Farewell the neighing steed, and the shrill trump,
The spirit-stirring drum, th' ear-piercing fife;
The royal banner, and all quality,
Pride, pomp, and circumstance of glorious war!
And O you mortal engines, whose rude throats
Th' immortal Jove's dread clamors counterfeit,
Farewell! Othello's occupation's gone.
Othello Act 3, scene 3, 350–357
If there were one speech that revealed Othello's "tragic flaw," this would be it. The noble Moor, who has led a life of astounding exploits and military glory, has ultimately staked his self-image and peace of mind on his marriage to a Venetian woman of privilege. When the villain Iago craftily persuades Othello that his wife has been unfaithful—a highly improbable event—the general bids farewell not just to marital bliss, but to his livelihood ("occupation"). No longer, he cries, can he experience "all quality,/ Pride, pomp, and circumstance of glorious war!"
Othello obviously isn't talking about his high school graduation. "Pomp and circumstance" (and "quality" and "pride") are the glories and ceremonies of warfare. In war's splendid rituals, Othello has forged his identity. Although we often use "pomp and circumstance" negatively, to denote affectation and overwrought exhibitionism, the Renaissance would have been more generous: pomp and circumstance were considered inherent, positive duties of the exalted classes.
No more pomp and circumstance as inherent, positive duties der herrschenden Klassen: es reicht die schlichte Hosenanzug-Inszenierung des Merkelianismus.
Ein bisschen schade und fade ist das schon, weil die "Pomp and circumstance"-Inszenierung ja immer auch etwas Anrührendes hatte (- das Massenornament der deutschen Faschisten ausdrücklich ausgenommen!).
Ein schönes Beispiel ist Edward Elgars Pomp and Circumstance March no.1 in D major - hier von ihm selbst dirigiert at the opening of the Abbey Road Studios, London, on November 12 1931 (!!) - und bis heute gespielt bei der Last Night of the Proms ( ('Land of Hope and Glory')!!
Ein anderes schönes Beispiel ist die Hymne of the Soviet Union, original 1984 promotional version played by USSR TV for many years. (Fully restored, converted to stereo and widescreen.)
Dass sie nicht mehr gespielt wird vom USSR TV, liegt wohl erstmal daran, dass auch dieser Staatssender abgeschaltet wurde, zum anderen aber wohl auch daran, dass solche Inszenierung von Herrschaft obsolet geworden ist. Wo wir sie noch sehen, empfinden wir sie als albern und aus der Zeit gefallen. Das ist einerseits sicherlich gut, andererseits kann man fragen, welche Integrationskräfte Herrschaftsverbände überhaupt noch haben ...
Es lohnte, den Clip einmal genauer zu analysieren. Mein Eindruck: brillant gemacht im Hinblick auf das Wort-Ton-Bild-Verhältnis, -nicht zu vergleichen mit den hilflos-doofen Social-Marketing-Kampagnen wie "Du bist Deutschland" o. ä. - Das ist eben der Unterschied zwischen P&C und PR!
Im Übrigen ...
kann Georg Seeßlens vorzügliche Definition nicht oft genug wiederholt werden:
Merkelianismus besteht aus einfachen Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt. Darunter: Stärkung der staatlichen Gewalt, Polizei, Überwachung, Militär, Geheimdienst. Darunter: Abbau des Staates als fürsorgendes und beschützendes Instrument der Gemeinschaft, Übereignung des Geschehens an die großen Spieler des Marktes. Darunter (und da schließt sich der Kreis): Erzeugung eines neuen Wir-Gefühls, in dem die Politik des Neoliberalismus als Schicksal angesehen wird, dem gegenüber nur familiäre Wärme und gleichzeitig Härte helfen kann.
Die griechische Regierung hat überraschend beschlossen, den staatlichen Hörfunk sowie das Fernsehen in seiner jetzigen Form zu schließen. Die Sender der Rundfunkanstalt ERT (erstaunlich, wie schnell Wikipedia akutalisiert wird!) würden noch in der Nacht abgeschaltet, teilte Regierungssprecher Simos Kedikoglou mit.
"Es kann keine heiligen Kühe geben, die nicht geschlachtet werden können, wenn überall gespart wird", sagte der Sprecher - via Tagesschau
Mit der Schließung von ERT sollen offenbar Auflagen des Sparprogramms erfüllt werden. Griechenland hatte erst am Montag einen Rückschlag bei der Privatisierung von Unternehmen hinnehmen müssen: Niemand wollte die Gasfirma DEPA kaufen. Derzeit sind die Vertreter der Troika in Athen, um die Fortschritte des Landes bei der Umsetzung des Sparprogramms zu untersuchen.
PPP-mäßig Ziel erreicht: public is gone & private rules the market! Erstaunlich, wie klar uns hier vorgeführt wird, was noch geplant ist im neuen Europa!
Update:Das am Dienstag verkündete Dekret war bereits das 19. seiner Art, berichtet Errikos Finalis, Mitglied der außenpolitischen Kommission des Linksbündnisses Syriza. "Sie lösen die Institutionen der bürgerlichen Demokratie auf. Das Parlament hat nichts mehr zu sagen. Nach etwa drei Monaten, wenn so ein Dekret längst umgesetzt wurde, haben die Abgeordneten lediglich die Möglichkeit, es zu bestätigen oder nachträglich abzulehnen. Allerdings ohne Debatte."
Der Vorgang erinnert – wie übrigens auch die von der EU unter anderem auf Druck der Berliner Regierung durchgesetzte Austeritätspolitik – stark an die deutsche Notstandspolitik in den frühen 1930er Jahren vor der Machtergreifung der Nazis.
Finalis kritisiert auch andere Elemente, die den Rahmen der bürgerlichen Demokratie verlassen, zum Beispiel die Zwangsverpflichtung der Lehrer oder die Reaktivierung von Gesetzen aus der Bürgerkriegszeit in den 1950er Jahren. So könne jemand wegen der Anstachelung zur Rebellion zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden, wenn er zu Streiks oder zu Widerstand gegen Großprojekte wie den Goldbergbau in Chalkidiki im Norden des Landes aufruft. Es habe bereits verschiedene Festnahmen mit solcher Begründung gegeben.
Und auch die Symbolik stößt vielen auf. ERT war nach dem Sturz der Militärdiktatur in den 1970er Jahren gegründet worden. Der andere öffentliche Sender, der unangetastet bleibt, wurde hingegen vom Militär aufgebaut. Entsprechend lautete einer der am Dienstag von der Menge vor dem Sender skandieretn Slogans: "Brot, Bildung, Freiheit – die Diktatur endete nicht 1973." (Die griechische Militärdiktatur wurde 1973 von einem Volksaufstand gestürzt, dessen zentrale Parole "Brot, Bildung, Freiheit" war.) Wolfgang Pomrehn - Telepolis
Wie man stilvoller einen Staatssender abschaltet, hätte man von Deutschland lernen können:
Die letzten Sendeminuten des DFF am 31.12.1991
Das ist doch brillant inszeniert, - da hätte sich der Grieche mal bei Frau Merkel erkundigen sollen, welche Lieder man zu solch einer Abschaltung ins Medley nimmt, damit's dem Zuschauer leichter wird ums Herz .(Siehe oben: ... Grundzutaten: Erzeugung eines Nebels von Harmonie, egal wie erkauft, gelogen, geträumt ...). ZB Adieu, mein kleiner Gardeoffizier. Den Knaller von Robert Stolz hat schließlich Nana Mouskouri (!!!) auch mal gesungen; das hätte sich doch angeboten, sowas kurz vor 12 ins Programm zu nehmen. Aber möglicherweise war die Mouskouri dem Samaras verdächtig, weil sie gegen die Militärdiktatur und 20 Jahre im Exil war ...
Den letzten Song im Medley vor dem final countdown muss ein großer Ironiker - oder doch nur ein kleiner Ostalgiker? - eingeschleust haben: Auf Wiedersehn, auf Wiedersehn,
Bleib nicht so lange fort
Denn ohne dich ist's halb so schön,
Darauf hast du mein Wort.
Auf Wiedersehn, auf Wiedersehn,
Das eine glaube mir:
Nachher wird es nochmal so schön,
Das Wiedersehn mit dir. Rudi Schuricke Lyrics
Beach Boys legend Brian Wilson has returned to Capitol Music Group and he is currently recording and self-producing his 11th solo studio album at Hollywood’s Ocean Way Studios. Wilson has been joined in the studio by friends he personally invited to record with him, including guitar icon Jeff Beck.
Wilson has also asked his former Beach Boys bandmates Al Jardine and David Marks to join him in the studio, as well as session all-stars Don Was and Jim Keltner. He has brought in Vinnie Colaiuta and Tal Wilkenfeld, who for several years have toured and recorded as Jeff Beck’s rhythm section, and members of Wilson’s longtime touring band, including Jeffrey Foskett, Scott Bennett, Paul Mertens, Darian Sahanaja, and Probyn Gregory, have also participated in the sessions.... via Weirdomusic
Ein phantastisches Zusammentreffen: Wilson und Beck - zwei Soundgenies - mit den Wahnsinns-Musiker/innen ihrer Bands ...
When Legends Crumble: Jimmy Plagiarist
Man hätte es wissen können oder hat's geahnt: Many of Led Zeppelin’s signature tunes are shameless rip-off’s of other artist’s ideas. Hier wird es nachgewiesen: now that's what I call bullshit
Zu welchem LedZep-Klassiker haben sich Page&Plant hier von Randy California inspirieren lassen?
Muss man das Bild noch kommentieren? Es zeigt alles, was die Schröder-Fischer-Truppe so verachtenswert macht: Wir Parvenues haben jetzt hier was zu sagen! Und wenn wir was anschaffen lassen, dann ist das gut und nicht schlecht! Und wenn wir Krieg führen ... Wie Schröder, Scharping & Fischer einmal einen Angriffskrieg vorbereiteten
Der kleine Bruder hat ein - nach erstem Reinhören - sehr schönes neues Album fertig, das erste nach Fractured Mindz (2007), das wiederum das erste nach seinem Schlaganfall war.
Seitdem ist er ja spirituell ein bisschen abgedreht, aber wer weiß, wie wir nach dem Schlaganfall drauf sind, und gegen den Titel ist ja erstmal nichts zu sagen (Sag' ich auch immer, - mit dem Zusatz: hoffentlich) .
Außerdem kann er immer noch seine heavily destorted Kinks-Gitarre so wunderbar brettern lassen: The Little Green Amp!! - Die Geschichte muss man aus des großen BrudersX-Ray oder dessen Storyteller-Album kennen, sonst ist das nicht lustig ...
Zugabe: The Kinks' Dave Davies and The Band's Garth Hudson are among the many artists contributing to an upcoming compilation album that features new renditions of songs that date back to the 19th and early-20th century. Due out on June 4, The Beautiful Old offers 19 old-timey tunes, including standards like "I Love You Truly," "After the Ball" and "(The Daring Young Man) on the Flying Trapeze."
Davies lends his vocal talents to "After the Ball," which also features Hudson on accordion. Hudson also plays piano or accordion on nine more tracks on The Beautiful Old. Other noted musicians who contributed to the project are Graham Parker and lauded British folk-rocker Richard Thompson.
The album's songs date from 1805 ("The Last Rose of Summer") to 1918 ("Beautiful Ohio" and "Till We Meet Again"). The Beautiful Old was produced by Austin, Texas-based country-folk musician Gabriel Rhodes, who utilized only instrumentation that was available at the time when these tunes debuted.
Hören Sie mal bei Soundcloud rein, - das sind wunderbare alte Lieder und man bekommt eine Ahnung davon, aus welchen Quellen die populäre Musik bis heute schöpft ...
Ein - in vielerlei Hinsicht - wunderbares Fundstück:
This video is in the public domain. It's a clip of Jim Morrison that was discovered among films that WFSU (a PBS station operated by Florida State University) had donated to the state of Florida in 1989... The video was shot in 1964 (!!!).
In the FSU promotional film, Morrison is seen walking to a mailbox and opening a letter. He stops suddenly with his leg thrust forward as a voice-over says, "We regret to inform you that we are unable to accept your application."
A little while later, Morrison is in a university office, dressed in a jacket and tie and questioning authority.
"We would like to accept you," Morrison is told. "Indeed, we'd like to offer more courses, more sections, but we just don't have the space, that together with the lack of professors."
"But what happened?" Morrison asks. "How come my parents, and the state and the university didn't look ahead?"
James Morrison later dropped out of FSU to attend the University of California Los Angeles film school. And the rest, as they say, is history! :)
Gleichzeitig in einer anderen Gegend der Welt: GEORG PICHT alarmierte ... die bundesdeutsche Öffentlichkeit mit der Warnung vor einer Bildungskatastrophe": Wenn nicht sofort Notmaßnahmen ergriffen würden, könnte spätestens 1970 nur noch die Hälfte der Lehrerstellen an den Volksschulen besetzt werden. Auch die Zahl der Abiturienten und der Studienräte müsse verdoppelt werden, um - nach zwei Weltkriegen - den "dritten großen Zusammenbruch der deutschen Geschichte in diesem Jahrhundert" zu verhindern (SPIEGEL 31/1964). DER SPIEGEL 34/1965
Deutsche Rüstungsunternehmen verdienen so gut am Export von Kleinwaffen wie nie in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten. Der Wert der im Jahr 2012 genehmigten Ausfuhren war doppelt so hoch wie im Vorjahr. So wurden Genehmigungen für die Ausfuhr von Kleinwaffen und Kleinwaffenteilen im Wert von 76,15 Millionen Euro erteilt. Der Betrag liegt höher als alle Vergleichswerte seit Beginn der Erfassung in den Exportberichten der Bundesregierung Ende der Neunzigerjahre. Dies geht aus einer Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt.
"Kleinwaffen sind die Massenvernichtungswaffen des 21. Jahrhunderts", sagte der Linken-Bundestagsabgeordnete Jan van Aken der SZ. "Einmal exportiert, werden sie völlig unkontrolliert von Krieg zu Krieg weitergereicht." Die Regierung solle den Export von Kleinwaffen "nicht verdoppeln, sondern verbieten". In jedem aktuellen Konflikt tauchten auch deutsche Kleinwaffen auf, "selbst in Afghanistan schießen die Taliban mit deutschen Waffen auf deutsche Soldaten", so van Aken.
Die gegenwärtige Debatte skandalisiert, dass eine Menge Geld für eine nicht nach Vorschriften funktionierende Drohne ausgegeben wird. Aber kaum jemand stellt in Frage, dass generell so viel Geld dafür zur Verfügung gestellt wird. Milliardengrab Drohne - tp
[Gemeint ist: ... dass überhaupt Geld für ein solches Projekt zur Verfügung gestellt und nicht diskutiert wird, den Einsatz und die Produktion unbemannter, bewaffneter Drohnen zu ächten ...]
Nachtrag 26.05.:
Der Herr Abgeordnete Tobias Lindner, für die Grünen im Haushaltsausschuss, sagte der F.A.S.: „Wenn der Global Hawk nicht im europäischen Luftraum fliegen darf, steht die Sinnhaftigkeit des ganzen Projekts in Frage..."
MAW: Wenn fliegen darf, dann Sinnhaftigkeit! - So die grüne Logik ...
Auch sonst argumentiert der Tobias, wenn es um sein Spezialgebiet geht, eher haushalts- als friedenspolitisch:
... Die anstehende Haushaltsklausur der Bundesregierung zur Aufstellung des Bundeshaushaltes 2014 macht deutlich, dass es eine anerkannte und zwingende Sparnotwendigkeit insbesondere im Verteidigungsetat gibt. Gleichzeitig verläuft sich das Verteidigungsministerium in millionenschweren Beschaffungsfantastereien, etwa für unbemannte Drohnen. Am Ende steht und bleibt das Problem, dass jeder Euro nur ein Mal ausgegeben werden kann.... (Beschaffungsfantasterei jenseits haushälterischer Realitäten);
Der SPD-Verteidigungspolitiker Hans-Peter Bartels geht drohnenmäßig noch weiter und sagt der FAS: "Wenn wir den Global Hawk für die Nato beschaffen, müssen wir ihn auch überall einsetzen können." Er verlangte von de Maizière, "dass er baldmöglichst ein neues Drohnenkonzept vorlegt..."
Das ist doch beste sozialdemokratische Tradition: Wenn schon Kriegskredite, dann auch richtig und überall rein mit den damit beschafften Waffen!!
Nachtrag 30.05.:
Der Erwerb von extrem teueren, aber nicht zulassungsfähigen Drohen durch die Bundeswehr belastet mittlerweile nicht nur den Bundesverteidigungsminister Karl Thomas de Maizière, sondern auch den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück: Unter seiner Führung beschloss das Finanzministerium nämlich, beim Erwerb der unbemannten Militärfluggeräte auf eine Ausschreibung zu verzichten. Die Begründung dafür wirkt nach dem heute öffentlichen Kenntnisstand nur sehr bedingt haltbar: Der dem Euro Hawk zugrunde liegende Global Hawk, so ein dem Stern zugespieltes Schreiben des Finanzministeriums an den Haushaltsausschuss vom 22. Dezember 2006, sei anderen Modellen "eindeutig überlegen".
Damals jedoch überzeugte diese Begründung offenbar so sehr, dass im Haushaltsausschuss am 31. Januar 2007 nicht nur die Vertreter der Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD, sondern auch die der FDP und der Grünen zustimmten. Nur Gesine Lötzsch von der Linkspartei äußerte Zweifel an der "Sicherheit dieser Technik"... (tp - Politik-News)
Na gut, Lötzschs Zweifel waren - wenn das denn so war - auch nicht gerade anti-militaristisch begründet, aber immerhin waren es welche!
Nachtrag 03.06.: Heribert Prantl: Deutschland, ein Tatort
Was bedeutet das Dirigieren der US-Exekutions-Drohnen von Deutschland aus? Entweder die Bundesrepublik ist nicht wirklich souverän – dann ist sie arm dran. Oder Deutschland ist ein williger Helfer bei Straftaten und Menschenrechtsverletzungen. Dann machen sich die Regierenden strafbar…
Im Grundgesetz, Artikel 102, steht auch der eherne Satz: “Die Todesstrafe ist abgeschafft.” Es ist verboten und verfassungswidrig, auf deutschem Boden oder von deutschem Boden aus eine Exekution zu vollziehen. Und es ist auch verboten und verfassungswidrig, Strafen ohne Gerichtsverfahren und ohne jedes rechtliche Gehör zu vollstrecken. Diese Verbote binden unmittelbar alle staatliche Gewalt in Deutschland. Und aus dieser Bindung ist kein deutsches Staatsorgan entlassen, wenn es US-Amerikaner sind, die diese Verbote verletzten. Es gibt keine Verträge mehr, die den USA quasistaatliche Reservatrechte in Deutschland verleihen…
De facto endet deutsche Souveränität an den Zufahrtsstraßen zu den Einrichtungen der US-Streitkräfte.
Das alles bedeutet: Entweder die Bundesrepublik ist nicht wirklich souverän und muss also fremdes rechtswidriges Handeln auf deutschem Boden dulden; dann ist sie arm dran… Oder die Bundesrepublik ist in voller Souveränität ein williger oder halbwilliger Helfer bei Straftaten und Menschenrechtsverletzungen; dann machen sich die deutschen Regierenden strafbar. Quelle: SZ via nds
Ray Manzarek, a founding member of the 1960s rock group The Doors whose versatile and often haunting keyboards complemented Jim Morrison’s gloomy baritone and helped set the mood for some of rock’s most enduring songs, has died. He was 74.
In Oliver Stone's Doors-Film gibt es eine schöne Szene, in der Jim, John und Robby die ganze Nacht bekifft am Strand liegen und Ray die ganze Nacht an der Orgel sitzt und ein Intro sucht. Am Morgen kommt er rausgerannt: Ich hab's (oder so ähnlich): The organ intro to "Light my Fire" by "The Doors" - slowed down so that you can clearly see the notes used.
Es ist eine 45-minütige Anklageschrift. Ehemalige Mitarbeiter, enttäuschte Kunden, Wirtschaftsprofessoren und Richter erheben in der ZDF-Dokumentation Unheimliche Geschäfte - Die Skandale der Deutschen Bank ihre Stimmen gegen das größte Geldhaus des Landes.
In der Tat ist die Liste der Rechtsstreitereien der Bank lang, ZDF-Redakteur Ulrich Stein greift die drei bekanntesten Fälle heraus: Es geht um den schmutzigen Handel mit CO2-Zertifikaten und die Vorwürfe, dass die Bank ihre Bilanz geschönt und ahnungslosen Kunden hochriskante Zinsprodukte angedreht haben soll. Neues haben die ZDF-Redakteure nicht entdeckt, aber sie vermitteln eines sehr klar: Diese Bank ist, so ihre These, nicht mehr die Bank, die sie vor einigen Jahrzehnten einmal war. Sie schert sich nicht mehr viel um ihre Kunden, ihr geht es um den Profit.
Die SZ weiß offenbar nicht, was die Deutsche Bank "vor einigen Jahrzehnten einmal war": Eine verbrecherische Organisation, deren Liquidierung die Militärregierung der Vereinigten Staaten für Deutschland empfohlen hat! - Immerhin erstaunlich bei einer Zeitung, die sich als kritisches Leitmedium oder so ähnlich verkauft ...
Alexandre Forte is a Portuguese street artist, currently living in London. This is his art project called Walls – Scratching the surface. He makes impressive portraits by simply scratching the surface of old walls in Moscow, Rome, London, New York and Lisbon. First seen here.
Fragen Sie mich nicht, wie ich auf diese Band gestoßen bin: It was just the name of the band! Bands with weird names tend to also find themselves within the roads less traveled upon instrumentally. That statement also holds true for Kabul Golf Club from Limburg, Holland, whose latest EP is a crazed retrospective look at the 90s post-hardcore scene through a chaotic filter. [rockfreaks.net]
Mag sein, dass das PostHardcorePunkNoiseRock ist; interessanter finde ich wie gesagt diesen schwer ironischen Bandnamen. Insofern nun erstmal nicht die Band, sondern ein altes Photo der Familie Karsai:
For more than a decade, wads of American dollars packed into suitcases, backpacks and, on occasion, plastic shopping bags have been dropped off every month or so at the offices of Afghanistan’s president — courtesy of the Central Intelligence Agency.
All told, tens of millions of dollars have flowed from the C.I.A. to the office of President Hamid Karzai, according to current and former advisers to the Afghan leader.
“We called it ‘ghost money,’ ” said Khalil Roman, who served as Mr. Karzai’s deputy chief of staff from 2002 until 2005. “It came in secret, and it left in secret.” NYT April 28, 2013
... die Meldung ist nicht mehr neu und hat auch nichts mit dem Kabul Golf Club zu tun, aber alles zusammen ergibt ein schönes Bild des endgültigen politischen und moralischen Zusammenbruchs einer Politik, die unsere Freiheit am Hindukusch - so seinerzeit der zuständige Minister der rot-grünen Bunzregierung - verteidigen wollte.
Wenn Sie trotzdem mal hinwollen zum Kabul Golf Club, müssen Sie auf der A 1 kurz hinter Kabul rechts abbiegen:
Sie können aber auch die A76 von Kabul nach Mazar-i-Sharif nehmen und dann links abbiegen; - auf jeden Fall sollten Sie diese Musik mitnehmen. Man muss sie nicht mögen, - sie ist auch nicht so virtuos wie die von Animals As Leaders, aber schön zornig:
Oder auch: "5 minutes 2 midnight" - Kabul Golf Club, taken from the EP "le bal du rat mort", produced by Micha Volders & released by Uproar For Veneration records. All images are sampled from the shortmovie Zoopraxiscope from Hieronim Neumann, 2005.
Ja, wer war denn vor neun Jahren hier Verteidigungsminister, welcher Regierung gehörte er an und welches Kabinett also hat die Beschaffung der "ethisch neutralen"* Gurke, die vom Aufklärungsgeschwader 51 "Immelmann" vom Fliegerhorst Jagel betrieben werden sollte, in Gang gebracht?
... Mach mir den Immelmann-Turn** : Sieht nach Rot-Grün aus!
Jürgen Trittin erläuterte zunächst sein Verständnis von »Militarisierung« und betonte, dass sich die Einstellung zum Militär gewandelt habe. Alte Assoziation ans Kaiserreich seien längst überholt und einer neuen Definition des Militärs gewichen. Die militärische Einbindung in EU und Nato sei Konsens aller Parteien, militärische Operationen würden nur multilateral und in der Regel mit einem Mandat (!!??) durchgeführt. Es ginge für ihn dabei aber vor allem darum, Konflikte zu begrenzen und Nation-Building zu betreiben. Deshalb verwende er den Begriff der »Militarisierung« eher zurückhaltend. Leider sei die Bilanz nach zwanzig Jahren Auslandseinsatz nicht eindeutig. Erfolge auf dem Balkan mündeten heute in die Perspektive einzelner Länder zur Aufnahme in die EU, andererseits sei es in Afghanistan nicht gelungen, geordnete Strukturen herzustellen. Das wertete Trittin aber nicht als militärisches Scheitern, sondern als eine »Fähigkeitslücke« für zivilen Aufbau... Körber Debate: Militarisierung deutscher Außenpolitik?
Aus diesem Anlass nochmal der Hinweis auf: Georg Schramm | Bundeswehr in Afghanistan | 13.4.2010
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* Verteidigungsminister de Maizière nennt sie "ethisch neutrale Waffen". Die Regierung will die Truppen mit eigenen Drohnen bewaffnen. Doch bereits 2010 hatte die Bundeswehr nach SPIEGEL-Informationen Aufständische in Afghanistan mit Hilfe einer US-Drohne töten lassen. "Nicht-tödliche Ausrüstung" nennt man in NATO- bzw. EU-Neusprech das, was man z.B. an die Aufständischen in Syrien liefert.
** Diese Kunstflugfigur besteht aus einem halben Überschlag und einer unmittelbar anschließenden halben Rolle. Der halbe Überschlag wird aus der Horizontalen kommend ansteigend nach oben bis zur Rückenlage geflogen. Mit einer halben Rolle wird dann wieder in die Normalfluglage gerollt. Mit dem Immelmann lässt sich die Flugrichtung schnell und auf engem Raum umkehren und dabei Höhe gewinnen.
... passt doch gut zu "rot-grün", - na gut, wenigstens zu "grün". "Rot" kehrt seit 150 Jahren um und um und um ... und verliert dabei wuchtig an Höhe ...
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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