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How To Squeeze Greece (IX): Grundkurs Demokratie* - Der Parlamentschef vs The Surplus Recycling Mechanism: Syriza’s finance minister has a big idea – but will Germany accept it?

Am 26.01. ließ der Präsident des Europäischen Parlaments (- also des einzigen direkt, alle fünf Jahre in allgemeinen, unmittelbaren, freien, geheimen Europawahlen von den Bürgern der EU gewählten Organs der Europäischen Union), Martin Schulz, - wie es sich gehört - in einer Presserklärung wissen:
    Im Namen des Europäischen Parlaments möchte ich dem neuen Ministerpräsidenten Griechenlands, Alexis Tsipras, gratulieren. Es ist ein historischer Sieg für seine Partei.
    Der Standpunkt des Europäischen Parlaments ist klar. Alexis Tsipras ist der demokratisch gewählte Ministerpräsident eines Mitgliedstaats der Europäischen Union; in diesem Zusammenhang steht ihm das uneingeschränkte Recht zu, von den europäischen Institutionen als ein Vertreter der Regierung Griechenlands anerkannt zu werden.
Erklärung von Martin Schulz zur Vereidigung von Alexis Tsipras als Ministerpräsident Griechenlands - Pressemitteilungen - Brüssel - 26-01-2015

Am 01.02. meldet tagesschau.de um 07:41 Uhr, dass ein "Parlamentschef Schulz" Tsipras ermahnt habe, er solle "verbal abrüsten..."
[Die WELT titelt zum Inverview, auf das sich die Meldung bezieht, immerhin noch: EU-Parlamentspräsident Schulz fordert, Griechenlands Regierungschef muss seine Attacken gegen Merkel beenden. Auch anderen Krisenländern sei nicht zu erklären, "wenn er einseitig Regeln aufkündigt".]

Was ist das für eine Radau-Sprache in den Nachrichtenredaktionen, insbesondere der ARD?
Was legitimiert den Präsidenten des EU-Parlaments zu solchen Ermahnungen?
Und was bitte ist ein "Parlamentschef"?


Immerhin ungefähr 86.300 Ergebnisse liefert die Hauptstelle für das Nachrichtenrichtenwesen auf die entsprechende Anfrage, u.a. so schöne wie
- EU-Parlamentschef Schulz ist „entsetzt“. Er habe „keinen Bock“ auf ideologische Debatten mit dem griechischen Regierungschef Tsipras
- EU-Parlamentschef will Athen Haircut ausreden
- Parlamentschef tritt ab: Ober-Eschbach: Fritzel wirft hin oder auch
- Der Druck auf EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nimmt wieder zu. Die erforderlichen Unterschriften liegen vor, sagt Parlamentschef Martin Schulz. Quelle: Handelsblatt Online - Steuerdeals in Luxemburg: Juncker muss wahrscheinlich vor den U-Ausschuss, 29. Januar 2015

Jetzt wissen wir immer noch nicht genau, was ein Parlamentschef ist, haben aber eine Ahnung davon, was Funktion und Aufgabe des Präsidiums und der Konferenz der Präsidenten wären, also zB dafür zu sorgen, dass das Parlament die parlamentarische Kontrolle über die Europäische Kommission und den Rat der Europäischen Union ausübt. Also etwa konseuquent zu überprüfen, was 2012 angekündigt wurde:
Etwa eine Billion Euro gehen in der EU Jahr für Jahr durch Steuerhinterziehung und Steuerumgehung verloren, sagt der EU-Steuerkommissar. Jetzt will die Kommission härter gegen Steuersünder vorgehen. (FAZ 06.12.2012)
Und also konsequent zu ermitteln, was da inzwischen unternommen wurde von der Kommission und wie hoch die Gesamtsumme der durch die offenbar vom jetztigen Kommissionschef Junkers beförderten Steuerhinterziehungen und Steuerumgehungen in der EU zu veranschlagen ist (vgl. Luxemburg-Leaks). [Nachtrag 06.02 - FAZ.Net: Dass sich im Europaparlament nur ein Sonder- und nicht ein Untersuchungsausschuss mit den fragwürdigen Steuerpraktiken in Luxemburg (und anderen Ländern) befassen wird, macht keinen guten Eindruck. Die rechtlichen Bedenken, die gegen eine formale Untersuchung angeführt werden, erscheinen nicht zwingend, so dass der Verdacht naheliegt, hier halte die große Juncker-Koalition noch einmal die schützende Hand über ihren Kommissionspräsidenten…]

Was aber macht der der gute Sozialdemokrat Schulz?
Er watscht den demokratisch gewählten Ministerpräsidenten eines Mitgliedstaats der Europäischen Union ab
und macht den Chef ** im Sinne dessen, was ich mal sozialdemokratischen Stalisnismus genannt habe:
Wir wissen, was das Optimum dessen ist, was die Linke rausholen kann in diesem System, weil wir uns auf die Traditon der Arbeiterbewegung berufen, auch wenn wir alle Prinzipien verraten haben; die soziale Frage bleibt bei uns am besten aufgehoben, auch wenn wir mit der Agenda 2011 diese in eine asoziale verwandelt haben. Deshalb dürfen wir jeden, der noch links von uns steht, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln als außerhalb der Ordnung stehend denunzieren ... Oder so ähnlich ....

Eine demokratische Legitimation der Interventionen des Herrn Schulz kann ich nicht erkennen.

____________________________
** Chef
Chef (aus dem Französischen entlehnt, von lateinisch caput ‚Kopf‘) bezeichnet:
- allgemein Vorgesetzter
- Oberhaupt einer deutschen Adelsdynastie, siehe Deutscher Adel #Nachfolgeorganisationen des deutschen Adels
...
- Chef eines Regimentes bzw. Regimentschef war eine Ehrenbezeichnung, vergleichbar dem so genannten Ehrenoberst in der Britischen Armee.
- Führer und Disziplinarvorgesetzter einer militärischen Einheit: Kompaniechef
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Demokratie oder

http://www.chef-sache.eu/fileadmin/templates/images/ChefsacheLogo_Logo_Leiste.jpg www.chef-sache.eu

gegen Das 40-Punkte-Programm der SYRIZA?

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Update:
Syriza’s finance minister has a big idea – but will Germany accept it?
Yanis Varoufakis wants to revive a Keynesian mechanism that may prove unpalatable yet from which Germany directly benefited in the postwar period (The Guardian Friday 30 January
- in deutscher Übersetzung von Sabine Tober/nds)

Yanis Varoufakis
'Varoufakis claims that the notion of a surplus recycling mechanism is simple in theory and revolutionary in its implications.'

Heiner Flassbeck, a professor of economics at Hamburg University, is one of the few German economists to highlight this point. Flassbeck points out that: “We’re asking debtor countries to repay their debt, but at the same time we are preventing them from doing it […] In Germany, unfortunately, the historical lessons are not even discussed. Nobody knows what happened, really, to Germany, what happened to the Germany reparations payments, that they were cancelled.” It’s good that Varoufakis now has a platform to remind them.
The Paradox of the Creditor Debtor Relationship - Germany the Creditor Nation
Dr. Heiner Flassbeck: Germany is asking debtor countries to repay their debts but at the same time preventing them from doing it - The Real News, June 30, 2013


Syriza-Bashing: Ein Versuch, den deutschen Irrsinn zu verstehen
Glaubt Merkel eigentlich selbst, dass ihre Spardoktrin richtig ist? Wieso ist die deutsche Öffentlichkeit so Austerity-Geil? Und warum machen die deutschen Sozialdemokraten mit? Eine Erkundung. misik.at



Update2:
Vgl. aus aktuellem Anlass auch How To Squeeze Greece (VII) - DEGRIGES (Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft mbH)

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* Internationaler UNESCO Bildungsserver für Demokratie-, Friedens- und Menschenrechtserziehung: Demokratie verstehen

Nationaldrüsenfieber (II): TTIP

    »Würden Sie jeden Abend drei Doughnuts essen?«, fragt der britische Gesundheitsdienst NHS die Adressaten einer Anzeigenkampagne, die er damit nicht etwa zum Abnehmen, sondern zu besonnenem Alkoholkonsum motivieren will, denn: »Eine Flasche Wein hat genauso viele Kalorien wie drei Doughnuts.« Dahinter steckt wohl die Erkenntnis, dass man Menschen erst gar nicht mit rationalen Argumenten (Abhängigkeit, Leberschäden, mit Brummschädel neben Unbekannten aufwachen) zu kommen braucht, sie dafür aber umso besser auf Schlüsselreize anspringen, die mehr oder weniger buchstäblich auf den Bauch abzielen.

    image_fmbg_0_60-1195546797So auch in der Debatte über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP. Bis auf die verbliebenen drei deutschen Kommunisten interessiert es niemanden, dass die Verlierer des gepriesenen Mehr an Wettbewerb wie immer die Lohnabhängigen sein werden; und dass Unternehmen Staaten wegen kapitalfeindlicher Gesetze vor überstaatlichen Schiedsgerichten verklagen können sollen, empört bestenfalls noch ein paar Idealisten, die sich einfach nicht mit der alternativlosen Postdemokratie abfinden wollen.

    Was hingegen in schönster Vorhersagbarkeit zu öffentlicher Aufregung führt, ist der kombinierte Appell an Magen und Nationaldrüse. Musste im vergangenen Jahr noch die drohende Invasion der US-Chlorhühnchen als Argument der TTIP-Gegner herhalten, ist es nun die Sorge um Schwarzwälder Schinken und andere Regionalmarken. Dem Deutschen als solchem bekommt der Billigsupermarktschinken nämlich nur, wenn das Schwein mit einheimischen – mindestens aber europäischen – Hormonen und Antibiotika gemästet wurde und sich wenigstens zum Räuchern mal im Schwarzwald aufgehalten hat. Schweine aus Kentucky hingegen enthalten womöglich sogar Gene!

    Aber bitte keine überzogene Panik: Der Drang von US-Unternehmen, den deutschen Markt mit »Spezialitäten« à la Thüringer Rotwurst und Hessischer Handkäs zu überschwemmen, dürfte ähnlich hoch sein wie das Interesse von Dr. Oetker an der Produktion chinesischer Tausendjähriger Eier. Und nicht zuletzt der Dresdner Christstollen™ dürfte dank der unermüdlichen Imagearbeit der Markenschützer von Pegida auf absehbare Zeit vor einer feindlichen Übernahme sicher sein.



    Svenna Triebler in Konkret 02/2015
So what?
TTIP soll Parlamenten Finanzmarktregulierung entziehen
Die EU-Kommission plant, dass alle neuen Gesetze des Bundes und der Länder zukünftig vorab einer "zentralen Anlaufstelle" der USA vorgelegt werden müssen - Peter Mühlbauer, tp 28.01.2015


Sieh unten: Deutsche Identität ...

Archäologie (CCCLXXIV): 27. Januar 1945 / 2015 - "Night Will Fall" hat mein Leben verändert - Zu spät? Antisemitische Reaktionen auf Tagesthemen-Kommentar und deutsche Identität mit und ohne Auschwitz: Nationaldrüsenfieber

Danke, Anja Reschke, für den Kommentar

Anja-Reschke.jpg

... und für die Beschreibung Ihrer Reaktion auf “Night Will Fall” von Alfred Hitchcock (26.01.2015 | 73:05 Min. | UT | Video tgl. ab 20 Uhr - Verfügbar bis 03.02.2015 - ansonsten hier zu sehen!
Mir ging es genau so, anderen offenbar auch:
Mein Leben wäre anders verlaufen, wenn ich als Kind und Jugendlicher Hitchcocks “Night Will Fall“ gesehen hätte.
Manfred Fröhlich im FREITAG, 28.01.2015 | Night Will Fall hat mein Leben verändert - Zu spät?

http://cdn4.spiegel.de/images/image-801483-breitwandaufmacher-rhca.jpg

Blogtagesschau.de über Antisemitische Reaktionen auf den Tagesthemen-Kommentar

Wenn Sie den Film gesehen haben und auch wieder diesen furchtbar hilflosen Zorn spüren, dann sollten Sie Billy Bragg + Wilco: Mermaid Avenue: The Complete Sessions: All You Fascists hören:


... und dann noch mal drüber nachdenken, ob Sie wirklich dem Gedenk-Identitäts-Geschwurbel des Bundespräsidenten sich anschließen möchten, das ja offensichtlich so formuliert ist, dass alle meinen, sich da wiederfinden zu können:

„Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz.“

Den Satz finde ich furchtbar. Wolfgang Lieb schreibt dazu:
    Nach der Nachkriegsdebatte um die deutsche („Kollektiv“-) „Schuld“ am Holocaust, die zuerst Bundespräsident Theodor Heuss in eine „Kollektivscham“ und später Richard von Weizsäcker in eine „Kollektivhaftung“ umdeuteten, will sich nun Gauck mit dem umstrittenen Begriff der „deutschen Identität“ zu der Ausschwitz gehöre, in die Geschichtsbücher eintragen lassen.

    „Aus dem Erinnern ergibt sich ein Auftrag“ sagt Gauck zum Schluss seiner Gedenkrede; erinnert er – oder sein Umfeld – sich denn gar nicht, dass schon der Begriff „nationale Identität“ den Keim der Ab- und der Ausgrenzung in sich trägt, die ja der Anfang von Fremdenfeindlichkeit meist verbunden mit Rassismus sind? Wer eine „nationale Identität“ postuliert und das noch ohne konkrete Definition, widerspricht sich selbst, wenn er ein paar Sätze später fordert, dass „wir uns jeder Art von Ausgrenzung und Gewalt entgegenstellen“...
    (Gauck: “Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz” – ein Widerspruch in sich; Wolfgang Lieb; nds)
Das sehe ich auch so, finde den Satz aber wegen seiner Verkürzung noch viel schlimmer. Er sagt ja nicht, dass es keine deutsche Identität ohne die Lehren aus Auschwitz geben könne (die dann zu benennen wären, um zB auszuschließen, dass mit der Berufung auf Auschwitz völkerrechtwidrige Angriffskriege geführt werden), - und wenn man die Negation rausnimmt, lautet er:

Es gibt eine deutsche Identität mit Auschwitz.

Die müsste man dann wohl so beschreiben:
    Die meisten der Beteiligten traten oft bei meinen Kontrollgängen durch die Vernichtungsstellen an mich heran, um ihre Bedrückung, ihre Eindrücke an mich loszuwerden, um durch mich beruhigt zu werden. Aus ihren vertraulichen Gesprächen hörte ich immer und immer wieder die Frage heraus: Ist das notwendig, was wir da machen müssen? Ist das notwendig, daß Hunderttausende Frauen und Kinder vernichtet werden müssen? Und ich, der ich mir unzählige Male im tiefsten Innern selbst die Frage gestellt, mußte sie mit dem Führer-Befehl abspeisen, damit vertrösten. Mußte ihnen sagen, daß diese Vernichtung des Judentums notwendig sei, um Deutschland, um unsere Nachkommen für alle Zeit von den zähesten Widersachern zu befreien. Wohl stand für uns alle der Führer-Befehl unverrückbar fest, auch daß die SS ihn durchführen mußte. Doch in allen nagten Zweifel. Und ich selbst durfte auf keinen Fall meine gleichen Zweifel bekennen. Ich mußte mich, um die Beteiligten zum psychischen Durchhalten zu zwingen, felsenfest von der Notwendigkeit der Durchführung dieses grausam-harten Befehls überzeugt zeigen. Alle sahen auf mich. Welchen Eindruck machten solche Szenen, wie oben geschildert, auf mich, wie reagierte ich darauf. Daraufhin wurde ich genau beobachtet, jede Äußerung meinerseits durchgesprochen. Ich mußte mich sehr zusammenreißen, um nicht einmal in der Erregung über eben Erlebtes meine inneren Zweifel und Bedrückungen erkennen zu lassen. Kalt und herzlos mußte ich scheinen, bei Vorgängen, die jedem noch menschlich Empfindenden das Herz im Leibe umdrehen ließen. Ich durfte mich noch nicht einmal abwenden, wenn allzumenschliche Regungen in mir hochstiegen. Mußte kalt zusehen, wie die Mütter mit den lachenden oder weinenden Kindern in die Gaskammern gingen. [...] Ich mußte dies alles tun – weil ich derjenige war, auf den alle sahen, weil ich allen zeigen mußte, daß ich nicht nur die Befehle erteilte, die Anordnungen traf, sondern auch bereit war, selbst überall dabeizusein, wie ich es von den von mir dazu Kommandierten verlangen mußte ... (Martin Broszat: Kommandant in Auschwitz. dtv, München 1963, S. 197 ff. (23. Auflage. 2011)
Das ist, in Fortführung des Gedankens von Lieb, das Problem einer nationalen Identität in Deutschland; sie ist nicht zu retten und nicht zu modernisieren, weil national hier völkisch und anal-zwangscharaktermäßig konnotiert ist und bleibt. Und wenn hier "Wir sind das Volk" gerufen wird, dann ist das nicht der Souverän, der sapere aude handelt, sondern das Blut, das kocht.
= Die Beförderung des Nationaldrüsenfiebers durch den Pflugscharen-zu-Schwertern-Präsidenten ...

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f3/KantWasIstAufkl%C3%A4rung.png

How To Squeeze Greece (VIII): Tsiprology ... und der öffentlich-rechtliche Rundfunk: "Herr Ferber, tanzen die Griechen uns jetz schon auf der Nase herum?" und "Die Russen-Connection der Griechen-Radikalos"


via E.O.M.S.

Heute Morgen - NDR Info | 29.01.2015 | 07:20 Uhr - eröffnet eine Frau Koßmann ein Interview mit dem CSU-Europaabgeordneten Markus Ferber mit den Worten:

"Herr Ferber, tanzen die Griechen uns jetzt schon auf der Nase herum?"

... im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wohlgemerkt, nicht in der BILD, die heute aufmacht: Die Russen-Connection der Griechen-Radikalos*
... und also eine schöne Vorlage der NDR-Qualitätsmorgenjournalistin für Ferber: "Tsipras wird auf Granit beißen" ... und mehr gefährlich dummes Zeug ....

______________________
* Der griechische Außenminister Nikos Kotzias in einem Interview:
“An meinem ersten Tag hier im Amt lese ich, es habe einen einstimmigen Beschluss der EU über die Ukraine und Russland gegeben. Davon wusste ich nichts. Wir haben die Kommission angerufen. Es wurde uns gesagt, kein Problem, dann datieren wir eure Zustimmung einen Tag zurück. Anscheinend ließ sich die frühere Regierung so behandeln. Ich sagte, das kann nicht Ihr Ernst sein. Hätte ich das akzeptiert, hätte Griechenland seine Rechte verloren. Statt sich zu entschuldigen, haben sie eine Kampagne gestartet, wonach wir prorussisch seien und abhängig von Russland.”


How To Squeeze Greece

TIPP: Asaf Avidan – Gold Shadow - Männerbilder

statt TTIP ...

http://static.universal-music-services.de/asset_new/356194/881/view/Asaf-Avidan-2014.jpg

Eine unglaubliche Stimme:
Asaf Avidan // Gold Shadow
Hier bei SoulGuru können Sie in das neue Album reinhören.

Auch zu betrachten unter dem Aspekt der Inszenierung von Männerbildern:
Der Israeli mit der Kopfstimme und der Burkamann unten ...


The Doors - Break On Through (To the Other Side)
Hanni El Khatib - Servant

Aufklärung, nächster Akt

Islam, Christentum, Judentum - welche Religion ist die richtige? Christian Stückl hat Lessings "Nathan der Weise" am Münchner Volkstheater inszeniert. Bei all den Glaubenskriegen in der Welt ist es das Stück der Stunde.
Eine lesenswerte Rezension von Christine Dössel zu einer offenbar sehr sehenswerten Inszenierung (Süddeutsche Zeitung, 26. Januar)


Aufklärung bei GBlog

»So was hätt einmal fast die Welt regiert!/Die Völker wurden seiner Herr, jedoch/Dass keiner uns zu früh da triumphiert -/Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch!«

Der Epilog, der am Ende von Brechts »Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui«* als Schrift auf dem sich schließenden Vorhang erscheint, ist grauenhaft akutell.
Ein wenig kurz gesprungen ist es, wenn man die - gelöschten - Leserkommentare zur Titelgeschichte des “Spiegel” über Auschwitz als Beleg für die Gültigkeit der Warnung Brechts nimmt, weil ja der Denkschritt fehlt, mit dem vermittelt würde, dass die Christians, Danielas und Richards (es hat nach arbeit macht frei gerochen. super satire darf alles) aus dem noch fruchtbaren Schoß gekrochen sind (der doch wohl iS Brechts als kapitalistische Produktionsweise mit den entsprechenden Dispositionen im psychischen Überbau gedacht werden müsste). Dennoch: Gut dass Burk das dokumentiert hat:

http://fs1.directupload.net/images/150123/859359wt.png

klick here to enlarge und um zu sehen, zu was die große Feier der freedom of speech nebst freedom of Veröffentlichung des entlarvenden eigenen Fotos führt ...

Wie lässt sich also der Schoß, aus dem das kroch und kriecht, fassen um ... ja was eigentlich mit ihm zu machen? Da ist Brechts Metaphorik eher weniger hilfreich: ... ihn zumindest nicht weiter zu befruchten könnte ein Ansatz sein ...



_____________________________
* Zu den legendären Inszenierungen des Berliner Ensembles gehören .... Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Die Inszenierung von Peter Palitzsch und Manfred Wekwerth mit dem chaplinesken Ekkehard Schall in der Titelrolle - nach der Premiere am 23. März 1959 noch Jahrzehnte auf dem Spielplan - (ich habe da noch eine alte VHS-Cassette) finde ich immer noch politischer und subtiler als Heiner Müllers legendäre Inszenierung mit Martin Wuttke.

Archäologie (CCCLXXIII): 27. Januar 1945 - Per La Vita - Esther Bejarano

Here´s the album "Vögel träumen auf den Zweigen - Lieder aus dem Widerstand", recorded in 1987 in Hamburg. Esther Bejarano is accompanied by Edna and Joram Bejarano and some other musicians. The play wonderful jewish songs like "Jisrolek", "Sog nischt kejnmol", "Dos kelbl" and "Mir lebn ejbig". On this album are furthermore two Eisler songs, "Zu ejns, zwaj, draj" and his collaboration with Bertolt Brecht, "Ballade von der `Judenhure´ Marie Sanders.
Esther Bejarano - Vögel träumen auf den Zweigen - Lieder aus dem Widerstand. Zero G Sound hat diese wunderbare Schallplatte, die verschollen war, wiedergefunden.

e8a5019a-38ee-4f6d-a5c4-2e2f898479e11980 erschien im Röderberg-Verlag Fania Fénelons "Das Mädchenorchester in Auschwitz".
Fania Fénelon war Pianistin und Sängerin des Orchesters, Esther Bejarano spielte Akkordeon und Alma Rosé, Violinvirtuosin, Tochter des jüdischen Konzertmeisters an der Wiener Hofoper Arnold Rosé und Nichte des Dirigenten und Komponisten Gustav Mahler, war eine der Dirigentinnen:

Die Mitglieder waren weibliche Häftlinge, die durch die Aufnahme ins Orchester vor der Vernichtung durch Arbeit und vor dem Tod in den Gaskammern bewahrt wurden. Die brutale und musikliebende SS-Oberaufseherin Maria Mandl, seit Oktober 1942 inoffizielle Leiterin des Frauenlagers Auschwitz-Birkenau, war eine Befürworterin des Orchesters. Sie unterstützte die Errichtung einer besonderen Baracke (Lagerabschnitt B I b in unmittelbarer Nähe des Stacheldrahtzaunes) für die Musikerinnen. Der Block trug die Nr. 12, ab Herbst 1943 Nr. 7. In der Baracke gab es einen mit Holzdielen ausgelegten Boden und einen Ofen, um die Musikinstrumente vor Feuchtigkeit zu schützen. Josef Kramer, seit Mai 1944 Lagerkommandant, wollte vor allem, dass die Arbeitskommandos im Gleichschritt marschierten, begleitet vom Mädchenorchester. Auch wirkte ein Orchester gut, wenn SS-Größen das Lager besichtigten.
Die Musikerinnen mussten immer wieder auch Privatkonzerte geben. So ließ beispielsweise Josef Mengele, ein Liebhaber klassischer Musik, sich öfter vorspielen. An einem Sonntag musste das Orchester gemeinsam mit einem Liliputzirkus auftreten. Die Kleinwüchsigen vertrauten dem SS-Arzt, der mit ihnen scherzte und sie danach selbst in die Gaskammer führte. Auch Josef Kramer bestand auf Sonderveranstaltungen. Fania Fénelon schilderte solch eine Situation, als eine Läuferin erregt die Tür aufstieß und rief:
"Achtung! Mädchen, schnell! Herr Kommandant Kramer kommt! Eingefroren in ein eindrucksvolles Stillgestanden erwarten wir Kramer. Er tritt ein, begleitet von zwei SS-Offizieren... Er geht auf die für diesen Zweck aufgestellten Stühle zu, setzt sich, nimmt die Schirmmütze ab und legt sie neben sich hin... Immer noch Stillgestanden, wie es sich gehört, wenn man mit einem Offizier spricht, fragt Alma ängstlich: 'Was möchte der Herr Lagerführer hören?' 'Die Träumerei von Schumann.' Und sehr gefühlvoll fügt er hinzu: 'Das ist ein bewundernswertes Stück, das geht ans Herz.'... Entspannt hebt der Lagerführer seinen Kopf und teilt mit: 'Wie schön, wie erregend!'."
Quelle: wikipedia, siehe auch hier.
Archäologie LXXII: Per La Vita - Esther Bejarano

Esther Bejarano erinnert sich: "Der Dr. Mengele, der hat sich vor uns hingestellt, und dann hat er eine Handbewegung gemacht. Mit seinem Daumen zeigte er entweder nach links oder nach rechts. Wenn er nach links gezeigt hat, da hatte man noch eine Galgenfrist, nach rechts, das hieß: Du gehst ins Gas."
Auschwitz – ein deutsches Schreckenswort. www.dw.de-vor 1 Stunde (dort auch: Die Auschwitz-Überlebende und Musikerin Esther Bejarano)

Ansingen gegen den Hass
http://www.taz.de/uploads/images/684x342/cyber_bejarano1_ap_6sp_sw.jpg
Gemeinsam mit der Hip-Hop-Band Microphone Mafia tritt Esther Bejarano am Dienstag in Köln auf. Eine Begegnung mit der 90-Jährigen, die Mitglied des Mädchenorchesters von Auschwitz war. Kölner Stadt-Anzeiger-vor 1 Stunde

Bejarano & Microphone Mafia - Die "Judenhure" Marie Sanders (Brecht)

Eine tolle Frau! Ich kann nur jedem empfehlen (denen, die nicht zu den 81 Prozent der Deutschen gehören, die laut aktueller Studie der Bertelsmann-Stiftung die Geschichte der Judenverfolgung "hinter sich lassen" möchten, aber besonders denen, die sich bei den 81% wiederfinden) sich mit der Biografie und dem künstlerischen und politischen Werk dieser Frau auseinanderzusetzen!

Archäologie L: 27. Januar 1945 - die Rote Armee befreit das KZ Auschwitz

... und mein Foto
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God Only Knows Revisited: "Ich denke, also bin ich kein Christ."

Aus aktuellem Anlass hochgezogen vom 2013-05-05 und mit einer Anmerkung versehen: 1. Anlässlich des Erscheinens des 10. Bandes der Kriminalgeschichte des Christentums ist eine Begleitbroschüre erhältlich, - zum download auf der Website des Rowohlt-Verlages. - Empfehlenswert!

2. Willi Winkler: Der Antichrist (Süddeutsche 03.05.13)

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3. Reinhard Jellen im Gespräch mit dem genialen Maler, Karikaturisten und Beach-Boys-Fan Manfred Deix über die katholische Kirche (tp 05.05.2013).
"Ich bete, dass es die Kirche in der jetzigen Form noch lange gibt"
Schöne Wendung zum Schluss:
    Ein Mensch hat einmal über die Beach Boys geschrieben: Von allem Irdischen gereinigter Schmerz, der sich in Schönheit artikuliert."...

    Manfred Deix: Das ist ein guter Mann, der das gesagt hat.

    Aber hat das nicht schon wieder etwas Christliches?

    Manfred Deix: Na, das scheint ein religiös angehauchter Mensch zu sein, aber es ist schön wenn so jemand so Respekt hat vor der Musik, dann kann ich ihm nur zustimmen, egal ob er christlich ist oder nicht.

    Na ja, der Satz ist von mir und ich bin eigentlich Marxist!

    Manfred Deix: Was sind Sie?

    Marxist.

    Manfred Deix: Ja ja, okay.


4. Karl Marx, zitiert anlässlich seines heutigen 195. Geburtstages zur Kritik der Religion - nicht zu den Beach Boys :

Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung

»Deutsch-Französische Jahrbücher«, Paris 1844

    |378|Für Deutschland ist die Kritik der Religion im wesentlichen beendigt, und die Kritik der Religion ist die Voraussetzung aller Kritik.

    Die profane Existenz des Irrtums ist kompromittiert, nachdem seine himmlische oratio pro aris et focis |Gebet für Altar und Haushalt| widerlegt ist. Der Mensch, der in der phantastischen Wirklichkeit des Himmels, wo er einen Übermenschen suchte, nur den Widerschein seiner selbst gefunden hat, wird nicht mehr geneigt sein, nur den Schein seiner selbst, nur den Unmenschen zu finden, wo er seine Wirklichkeit sucht und suchen muß.

    Das Fundament der irreligiösen Kritik ist: Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. Die Religion ist die allgemeine Theorie dieser Welt, ihr enzyklopädisches Kompendium, ihre Logik in populärer Form, ihr spiritualistischer Point-d'honneur |Ehrenpunkt|, ihr Enthusiasmus, ihre moralische Sanktion, ihre feierliche Ergänzung, ihr allgemeiner Trost- und Rechtfertigungsgrund. Sie ist die phantastische Verwirklichung des menschlichen Wesens, weil das menschliche Wesen keine wahre Wirklichkeit besitzt. Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.

    Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes.

    |379|Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. Die Forderung, die Illusionen über einen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf. Die Kritik der Religion ist also im Keim die Kritik des Jammertales, dessen Heiligenschein die Religion ist.

    Die Kritik hat die imaginären Blumen an der Kette zerpflückt, nicht damit der Mensch die phantasielose, trostlose Kette trage, sondern damit er die Kette abwerfe und die lebendige Blume breche. Die Kritik der Religion enttäuscht den Menschen, damit er denke, handle, seine Wirklichkeit gestalte wie ein enttäuschter, zu Verstand gekommener Mensch, damit er sich um sich selbst und damit um seine wirkliche Sonne bewege. Die Religion ist nur die illusorische Sonne, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.

    Es ist also die Aufgabe der Geschichte, nachdem das Jenseits der Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits zu etablieren. Es ist zunächst die Aufgabe der Philosophie, die im Dienste der Geschichte steht, nachdem die Heiligengestalt der menschlichen Selbstentfremdung entlarvt ist, die Selbstentfremdung in ihren unheiligen Gestalten zu entlarven. Die Kritik des Himmels verwandelt sich damit in die Kritik der Erde, die Kritik der Religion in die Kritik des Rechts, die Kritik der Theologie in die Kritik der Politik.


5. Zu den Beach Boys sei noch zitiert: Jens Balzer über God Only Knows:
    Hier wenden sich die himmlischen Stimmen der Beach Boys tatsächlich an den lieben Gott selbst: die ergreifendste Männerchor-Harmonie der Geschichte; und doch schon mit jenem heimlich-unbehaglichen Twist, der Good Vibrations dann später so satanisch erscheinen lässt. (im Rolling Stone Jubiläums-Special: 222 Songs)
Ich gebe zu, das klingt ein wenig pathetisch-verschwurbelt, aber wenn Sie einmal Gelegenheit haben, nur den backing track dieses in der Tat göttlichen Songs zu hören, werden Sie wissen, was Balzer meint. Zu finden ist der auf dem Album Stack-o-Tracks von 1968. Da klingt in der Musik - gegen den Gesang und den Text - etwas davon an, dass die Religion nur die illusorische Sonne ist, die sich um den Menschen bewegt, solange er sich nicht um sich selbst bewegt.

6. Weil in der letzten zeit viel über die »kultur des abendlandes« gesprochen wurde, empfehle ich, sich mit den, ach, so menschenfreundlichen christilichen wurzeln »unserer« kultur zu befassen. Man könnte einmal in Karlheinz Deschners »Kriminialgeschichte des Christentums« schmökern. (1-Euro-Blog - Mit Gott und dem Führer)
... Oder in Deschners »Mit Gott und dem Führer«, - hier zum Download!

Update:
Päpstliche "Laudatio" auf Hitler - Peter Bürger, tp 28.01.2015
Der Anteil des Rechtskatholizismus am Scheitern der Weimarer Demokratie ist nicht gering. Ein Mammutwerk des Historikers Christoph Hübner sorgt für mehr Klarheit

Il y a des juges (V): Sind die Terroristen nun Feinde oder Bürger?

Ein fulminanter Essay von Prof. Dr. Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof, (in der ZEIT, 20. Januar 2015)
    ... Die Medien sind voll von Bekenntnissen des Schreckens, der Ablehnung, der “Entschlossenheit zum Kampf”. Seite an Seite schritten die Protagonisten der uneingeschränkten Solidarität über die Champs-Élysées, eingehakt die Helden von Gaza mit den Verteidigern des freien Worts aus der Türkei. ...
    Können wir ernstlich erwarten, uns das ganze Elend aus zwei Dritteln der Welt mit Hilfe von sechs Meter hohen Mauern und eines sogenannten “Kriegs gegen den Terror” vom Leibe zu halten, ohne dass ein paar zum Letzten Entschlossene von da draußen in unsere Welt eindringen und Rache üben? Und können wir ernstlich erwarten, dass sie das auf eine Weise tun, die nicht besonders schmerzlich ist? ...
Lesebefehl!

Il y a des juges

Jeden Morgen liest Hegel Zeitung (II): Was macht eigentlich die Satire?

Jeden Morgen liest Hegel Zeitung und Fefes Blog, - und was fällt ihm so auf, die Frage umwälzend, was denn die Satire sei, um seine Vorlesungen über die Ästhetik. Band 2: Die Satire für Duncker & Humblot, Berlin 1835–1838, fertig zu kriegen:

http://asset-e.soup.io/asset/9691/8398_ece4.jpeg
[--> Fact check: How many private jets actually flew in to Davos?]

... und auf der Suche nach dem Weltgeist geht er auf die Seite des World Economic Forum Annual Meeting 2015 und findet unter den Speakers auch
    H.R.H. Prince Turki Al Faisal Al Saud
    Prince of Saudi Royal Family; Chairman, King Faisal Center for Research and Islamic Studies, Saudi Arabia
    Studied at Princeton, Cambridge and Georgetown universities. 1972-77, Adviser to Royal Court; 1977, Head, Public Intelligence Department; 2002, ...
... und immer an Denkern interessiert, die wie er Totalität total gut finden, klickt er weiter, um zu erfahren, wozu der Prinz wohl sprechen werde: ... und denkt bei sich: Wenn man die Rechtsauffassungen und so für übliche Straftaten ergehenden Urteile vergleicht, findet man nicht viel Unterschied zwischen Saudi Arabien und dem Islamischen Staat. (- hatte er bei Fefe gelesen!)

https://pbs.twimg.com/media/B7z1HcsCUAEliRF.jpg

... und dann notiert er:
    Dies Subjekt aber - und damit meint er nicht den Prinzen, sondern den Satiriker -, das die Äußerlichkeit von sich stößt, ist seiner geistigen Seite nach noch nicht die wahre Totalität, welche zu ihrem Inhalte das Absolute in Form der selbstbewußten Geistigkeit hat, sondern ist, als von dem Gegensatz gegen das Wirkliche behaftet, eine bloß abstrakte, endliche, unbefriedigte Subjektivität. - Ihr gegenüber steht eine ebenso endliche Wirklichkeit, die nun auch ihrerseits frei wird, doch eben deshalb, da das wahrhaft Geistige aus ihr heraus in das Innere zurückgegangen ist und sich in ihr nicht mehr wiederfinden will und kann, als eine götterlose Wirklichkeit und ein verdorbenes Dasein erscheint. In dieser Weise bringt die Kunst jetzt einen denkenden Geist, ein auf sich als Subjekt beruhendes Subjekt in abstrakter Weisheit mit dem Wissen und Wollen des Guten und der Tugend in einen feindlichen Gegensatz gegen das Verderben seiner Gegenwart. Das Unaufgelöste dieses Gegensatzes, in welchem Inneres und Äußeres in fester Disharmonie bleiben, macht das Prosaische des Verhältnisses beider Seiten aus. Ein edler Geist, ein tugendhaftes Gemüt, dem die Realisation seines Bewußtseins in einer Welt des Lasters und der Torheit versagt bleibt, wendet sich mit leidenschaftlicher Indignation oder feinerem Witze und frostigerer Bitterkeit gegen das vor ihm liegende Dasein und zürnt oder spottet der Welt, welche seiner abstrakten Idee der Tugend und Wahrheit direkt widerspricht.

    Die Kunstform, welche diese Gestalt des hervorbrechenden Gegensatzes der endlichen Subjektivität und der entarteten Äußerlichkeit annimmt, ist die Satire, mit welcher die gewöhnlichen Theorien niemals haben zurechtkommen können, indem sie stets in Verlegenheit blieben, wo sie dieselbe einschieben sollten. Denn von Epischem hat die Satire gar nichts, und zur Lyrik gehört sie eigentlich auch nicht, indem sich im Satirischen nicht die Empfindung des Gemüts ausspricht, sondern das Allgemeine des Guten und in sich Notwendigen, welches, zwar mit subjektiver Besonderheit vermischt, als besondere Tugendhaftigkeit dieses oder jenes Subjekts erscheint, doch nicht in freier, ungehinderter Schönheit der Vorstellung sich genießt und diesen Genuß ausströmt, sondern den Mißklang der eigenen Subjektivität und deren abstrakter Grundsätze, der empirischen Wirklichkeit gegenüber, mißmutig festhält und insofern weder wahrhafte Poesie noch wahrhafte Kunstwerke produziert.
Der Idealismus ist ja wenigstens da treffend, wo er die Illusionen der Idealisten begrifflich fasst und zumindest eine Idee davon hat, dass die endliche Wirklichkeit, die nun auch ihrerseits frei wird, doch eben deshalb, da das wahrhaft Geistige aus ihr heraus in das Innere zurückgegangen ist und sich in ihr nicht mehr wiederfinden will und kann, als eine götterlose Wirklichkeit und ein verdorbenes Dasein nicht erscheint, werter Hegel, sondern als solche gelten muss!

Also: Nicht ein edler Geist, ein tugendhaftes Gemüt, dem die Realisation seines Bewußtseins in einer Welt des Lasters und der Torheit versagt bleibt, wendet sich mit leidenschaftlicher Indignation oder feinerem Witze und frostigerer Bitterkeit gegen das vor ihm liegende Dasein und zürnt oder spottet der Welt, welche seiner abstrakten Idee der Tugend und Wahrheit direkt widerspricht, sondern das vor uns liegende Dasein selbst zürnt oder spottet der Welt! Ein edler Geist, ein tugendhaftes Gemüt, dem an der Schärfung seines Bewußtseins in einer Welt des Lasters und der Torheit gelegen ist, nennt das Realsatire. Oder es entfährt ihm zuweilen ein herzliches Fuck Me Running ...

Was also macht die Satire?
Sie lässt sich vereinnahmen für eine falsche Debatte um die Meinungsfreiheit und sieht nicht, dass die Welt selbst sich verspottet ...

Mr. MoonJune Recommends: Nicolas Meier (mit dem Meister)

Nicolas Meier spielt in letzter Zeit ab und an mit dem Meister, zB hier:
Jeff Beck Live 2013 - Yemin


In just a few short years UK-based Swiss guitarist Nicolas Meier has carved a reputation out as one of the UK’s most original guitarists. Drawing on a love of Turkish, Eastern music, Flamenco, Tango all mix with jazz, Meier has developed his own unique sound with his regular group.

Empfohlen sei zum Kennenlernen: "Giant Steps" (J. Coltrane), from the Nicolas Meier Trio+ album "Kismet"

Mehr hier: (wegen der iframes-Unverträglichkeit dieser Seite hier nur eine Abbildung des BandcampPlayers, also bitte <-- hier klicken!)

Update Ukraine (XXXVII): Das Gesetz Nr. 113 - VIII „Über die partielle Mobilmachung“

Die staatliche Nachrichtenagentur Ukrinform meldet:
Kiew, den 20. Januar /Ukrinform/. In der Ukraine begann die in 2015 erste Welle der Mobilmachung.
Das entsprechende Gesetz Nr. 113 - VIII „Über die partielle Mobilmachung“ ist in der parlamentarischen Zeitung „Stimme der Ukraine“ (Golos Ukrajny – ukr.) veröffentlicht.
Laut dem Dokument soll die Mobilmachung im Jahr 2015 in drei Abschnitten innerhalb von 210 Tagen durchgeführt werden.
Ab dem 18. März bis zum 1. Mai 2015 soll auch die Beurlaubung der Soldaten erfolgen, die zum Militär während der Mobilmachung in der Sonderperiode gemäß dem Erlass des Präsidenten der Ukraine vom 17. März 2014 gingen.
Es sollte daran erinnert werden, dass der ukrainische Staatspräsident Petro Poroschenko das Gesetz über die partielle Mobilmachung am 19. Januar unterzeichnet hatte.

(via Hans Springstein - Nachrichtenmosaik Ukraine Folge 123 beim FREITAG)

Kommentar: Georg Restle, WDR, zur Zuspitzung der Lage in der Ukraine
+ Kai Ehlers über Poroschenkos blutige Märchenstunde


Scheiße, ich dachte immer Teilmobilmachung sei ein Scheißwort aus dem letzten Jahrhundert! Klingt so nach 1914 ...
Hatten wir vergesen, wie Restle sehr treffend formuliert, wir haben ja Pegida ...

http://www.tagblatt.ch/storage/scl/online/international/2187411_m3w560h330q75v50359_teil.jpg?version=1406020167

gestern, 14:43 dpa-AFX
MOSKAU (dpa-AFX) - Russland hat im Streit um offene Gasrechnungen der krisengeschüttelten Ukraine 2,44 Milliarden US-Dollar Schulden eingefordert. Der staatliche Monopolist Gazprom habe dem ukrainischen Energiekonzern Naftogaz eine Zahlungsaufforderung geschickt, sagte Gazprom-Chef Alexej Miller am Dienstag in Moskau Agenturen zufolge.

Da macht Wonka-Poroschenko schonmal die Tore auf!

Schwere Kämpfe in der Ostukraine - Florian Rötzer, tp 22.01.2015


Wieslaw Walkuski via metalonmetalblog

Macht? - Power has been called many things. Pretty isn’t one of them (II): Think Tank Networks - Wealth: Having It All and Wanting More

Dieter Plehwe: Traditionelle Analysen zur politischen Einflussnahme vergleichen häufig nationale Zusammenhänge. Weil europäische und andere internationale Entscheidungszentren seit etwa zwei Jahrzehnten viel wichtiger geworden sind, müssen sich die Analysen viel stärker auf transnationale Einflussstrategien richten, die nicht nur auf Brüssel, sondern gerade auch auf Berlin oder Paris zielen. Traditionell steht in der Analyse die Stärke und der Charakter der "Lobby", egal ob Verband der Automobilindustrie oder Greenpeace, im Vordergrund. Zusätzlich wird die Bedeutung wissenschaftlicher Expertise zur Untermauerung von Positionen berücksichtigt.
Aber es gibt eine Leerstelle, nämlich der Transfer aus der Wissenschaft in die Lobby-, Medien und Politikpraxis bzw. auch umgekehrt, aus den Interessengruppen und der politischen Praxis in die Wissenschaft. Mit der Analyse von Experten, Beratungs- und Lobby- bzw. Advocacy Zusammenhängen wollen wir die zentrale Rolle dieser Transfermechanismen, die nicht selten in politiknahen Forschungs- und Beratungsinstituten bzw. Think Tanks gebündelt werden, ins Rampenlicht rücken.
...

Plehwe, der am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) arbeitet, zur Forschung in Sachen Denkfabriken - im Telepolis-Interview mit Marcus Klöckner, 20.01.2015
Plehwe hat am WZB eine Webseite aufgebaut, auf der sich eine Liste von "Austeritäts-Think Tanks" befindet.

Auf ein interessantes Beispiel aus Plehwes Publikationen sei verwiesen:
Fischer, Karin/Plehwe, Dieter (2013): "The 'Pink Tide' and Neoliberal Civil Society Formation. Think Tank Networks in Latin America". In: State of Nature - An Online Journal of Radical Ideas, No. Winter, Special Issue "Welfare and Inequality".
Fischer und Plehwe untersuchen hier die Aktivitäten von ATLAS (The Atlas Economic Research Foundation) und HACER (The Hispanic American Center for Economic Research) insbesondere in Chile - dem Land, in dem mit dem Putsch gegen Allende 1973 das neoliberale Menschenexperiment begann.
    Aktuell dazu:
Chile reopens Pablo Neruda death investigation to test for poisoning - Nobel-winning poet’s body to be retested for evidence that might support claims his death in 1973 was a Pinochet-ordered murder
The Guardian, Wednesday 21 January 2015

http://www.stateofnature.org/wp-content/uploads/2013/01/fischerplehwe.PNG
Power Structure Research und Elitenforschung bei GBlog


Das Ergebnis des neoliberalen Menschenversuchs so far:


Am Montag veröffentlichte Oxfam anlässlich des bevorstehenden Weltwirtschaftsforums in Davos ihre Untersuchung. Sie zeigt, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer schneller wächst. Der Oxfam-Bericht beruft sich auf Zahlen der Credit Suisse.

Anhand derer zeigt die Wohlfahrtsorganisation auf, wie die Ungleichheit in der Welt voranschreitet: Im Jahr 2009 lagen 44 Prozent des Wohlstands bei einem Prozent der Weltbevölkerung. 2014 waren es schon 48 Prozent. Geht diese Konzentration in gleichem Tempo weiter, wird es bereits 2016 mehr als die Hälfte sein, rechnete Oxfam aus. Die Reichen werden dann mehr besitzen als alle anderen Menschen der Erde zusammen haben.

Damit nicht genug. Von dem restlichen Wohlstand von 52 Prozent im Jahr 2014 lag nahezu alles, nämlich 46 Prozent, beim reichsten Fünftel der Weltbevölkerung. Die restlichen 80 Prozent der Menschheit teilen sich demnach etwa 5,5 Prozent des Wohlstands. Im vergangenen Jahr hatten die globalen Eliten ein durchschnittliches Pro-Kopf-Vermögen von 2,7 Millionen Dollar. Zugleich müsse eine Milliarde Menschen mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag auskommen. Einer von neun Menschen hat nicht genug zu essen...

(WirtschaftsWoche 19. Januar)

http://s1.ibtimes.com/sites/www.ibtimes.com/files/styles/v2_article_large/public/2015/01/19/oxfam.PNG?itok=kjKU0Hg3

Das Oxfam-Paper "Wealth: Having It All and Wanting More" kann hier kostenfrei als PDF heruntergeladen werden.


Having It All and Wanting More

... im Alltag (heute bei einem Spaziergang vor der Yuppie-Muckie-Bude am Maschsee gesehen):

https://lh3.googleusercontent.com/-oWPkZt6EWjc/VKuyfQXyPjI/AAAAAAAAAXs/Kqq24SCGweo/s782-fcrop64=1,05770000f39fffff/newyear_weights_DE.jpg

Archäologie (CCCLXXII): 50 Years Ago Today....The Who "I Can't Explain"



Naja, nicht ganz getroffen, aber wenn heute der 15. Januar wäre: Can you believe it? "I Can't Explain" is 50 today. 50, half a century old!! Well it's not totally true as it was first released in the States first in December 1964 actually! BUT it's U.K. launch was January 15, 1965 ... (in der BRD im Februar '65 erschienen) - via Anorak Thing

Um die historische Distanz deutlich zu machen, hier zwei Fotos aus Hannover und London zu der Zeit:





... Die Baby-Boomer-Kinder in den Kinderwagen sind nun auch schon über 50 und Pete Townshend wird im Mai 70 -
I can't explain:

Roger Daltrey – lead vocals, tambourine
John Entwistle – bass guitar, handclaps
Keith Moon – drums, handclaps
Pete Townshend – lead and rhythm 12-string guitar, handclaps
The Ivy League – backing vocals
Perry Ford – piano
Jimmy Page - rhythm guitar

Archäologie (CCCLXXI): Mielkes Möbel

http://polpix.sueddeutsche.com/polopoly_fs/1.2306514.1421396899!/httpImage/image.jpg_gen/derivatives/640x360/image.jpg

Eine neue Dauerausstellung in der Berliner Stasi-Zentrale zeigt, in welchem Ambiente die SED-Führung residierte. Die Schau kommt einer "dirigierten Geschichtskultur" sehr nahe. (Ausstellung über Stasi-Inneneinrichtung - Süddeutsche Zeitung)

Das wirkt irgendwie niedlich und man kann sich angesichts heutiger Bedrohungsszenarien kaum vorstellen, welche Bedrohungskapazität von diesem popeligen Büro ausgegangen sein soll.

Erstaunlich aus heutiger Sicht, dass sich eine Bevölkerung, die sich z. T. heute gern "Volk" nennt, solange davon hat einschüchtern lassen ...
... Wenn man das mal vergleicht mit den Distanzierungsanforderungen, die heute an Muslime gestellt werden ...

Fuck Me Running: Less Than 2 Percent Of Terrorist Attacks In The E.U. Are Religiously Motivated

http://d35brb9zkkbdsd.cloudfront.net/wp-content/uploads/2015/01/terrorism-EU-2-638x599.png

The murdering spree by two gunmen on the offices of a French satirical magazine have incited horror across the world. That’s completely justified. But what’s been lost in the mass outpourings of solidarity and condemnations of barbarity is the fact that so few of the terrorist attacks carried out in European Union countries are related to Islamist militancy. In fact, in the last five year, less than 2 percent of all terrorist attacks in the E.U. have been “religiously motivated.”
In 2013, there were 152 terrorist attacks in the EU. Two of them were “religiously motivated.” In 2012, there were 219 terrorist attacks in EU countries, six of them were “religiously motivated.”
(ThinkProgress auf der Basis der Daten von Europol)

Are All Terrorists Muslims? It’s Not Even Close
... However, and this will probably shock many, so you might want to take a breath: Overwhelmingly, those who have committed terrorist attacks in the United States and Europe aren’t Muslims. Let’s give that a moment to sink in. (…)
So here are some statistics for those interested. Let’s start with Europe. Want to guess what percent of the terrorist attacks there were committed by Muslims over the past five years? Wrong. That is, unless you said less than 2 percent.
As Europol, the European Union’s law-enforcement agency, noted in its report released last year, the vast majority of terror attacks in Europe were perpetrated by separatist groups. For example, in 2013, there were 152 terror attacks in Europe. Only two of them were “religiously motivated,” while 84 were predicated upon ethno-nationalist or separatist beliefs. (…)
And as a 2014 study by University of North Carolina found, since the 9/11 attacks, Muslim-linked terrorism has claimed the lives of 37 Americans. In that same time period, more than 190,000 Americans were murdered.
In fact in 2013, it was actually more likely Americans would be killed by a toddler than a terrorist. In that year, three Americans were killed in the Boston Marathon bombing. How many people did toddlers kill in 2013? Five, all by accidentally shooting a gun.

(The Daily Beast - Out of Proportion, 01.14.15; - toddlers sind übrigens Kleinkinder!)

... (IV): Bal tragique ... Oder: Boko Haram’s Nigerian victims urged to start satirical magazine. Oder: In fact in 2013, it was actually more likely Americans would be killed by a toddler than a terrorist.

En faisait référence à un dramatique fait divers du 1er novembre de la même année - l'incendie d'un dancing à Saint-Laurent-du-Pont qui fit 146 morts - pour rendre compte de la mort du général De Gaulle, titelte Hara-Kiri Hebdo - unter dem Chefredakteur Cavanna :
http://i-cms.linternaute.com/image_cms/400/1041588-bal-tragique-a-colombey-1-mort.jpg
Nachdem daraufhin die wöchentliche Ausgabe L’hebdo Hara-Kiri verboten wurde, gründeten die ursprünglichen Mitarbeiter von Hara-Kiri das Wochenmagazin Charlie Hebdo.

Wollen wir das probeweise - zur Erkundung der Möglichkeiten und Grenzen der Satire - einmal umdrehen?

Boko Haram hatte am 3. Januar Baga und umliegende Ortschaften angegriffen. Der Angriff vom Januar galt offenbar zivilen Selbstverteidigungsmilizen, die das Militär im Kampf gegen die Gruppe unterstützen. Nach Einschätzung von Amnesty wurden dabei mehrere hundert Menschen ermordet. (tagesschau.de)

http://www.amnesty.org/sites/impact.amnesty.org/files/imagecache/news-highlight/206247_Doro_Gowon_7_Jan_2015.jpg

Welche Meldung könnte eine Satire-Zeitschrift - „bête et méchant“ - daraus machen, wenn kurz darauf in Paris 12 Menschen bei einem Angriff auf eine zivile satirische Selbstverteidigungsmiliz sterben, - folgte sie dem Muster von damals? Wäre das Satire?

Ich verkneife mir den Einfall (auch wenn er sehr schön die widerlich-eurozentristische Doppelmoral bloßstellte, den einen Angriff hochzufahren als Angriff auf Presse-/Meinungsfreiheit und westliche Werte und den anderen allenfalls als weiteren Beleg für die Bedrohung derselben zu nehmen ...), kann aber verweisen - dank eines Hinweises der sehr geschätzten Mrs. Mop - (im Kommentar = unbedingt lesen!) - auf

Boko Haram’s Nigerian victims urged to start satirical magazine ( NewsThump, 15.01.)
... Satire at its best!

... muss aber auch - Nachtrag - darauf verweisen, dass die separatistische, antisemitische und rassistische Rechte sich nicht entblödet, den Ball/bal aufzunehmen:
Bal tragique à Charlie-Hebdo : Les traîtres liquidés par leurs protégés islamo-immigrés (Editorial de Boris Le Lay - BREIZ ATAO - Journal de l'Etat National Breton)!
Das ist bête et méchant, aber keine Satire, das ist völkische Hasspredigt! (Siehe unten: ... the vast majority of terror attacks in Europe were perpetrated by separatist groups); - oder wie schon Tucholsky sagte: Eine Satire, die zur Zeichnung einer Kriegsanleihe auffordert, ist keine.

Man kann doch ohne große Mühe zur Kenntnis nehmen - anders als die terribles simplificateurs -:
    Boko-Haram-Terror in Nigeria
    Zwar haben Boko-Haram-Führer immer wieder ihre Anlehnung an die großen islamistischen Terrornetzwerke bekundet, doch die Gruppe hat weniger mit radikalem Islam zu tun, als sie selbst zugibt. Ihre Anschläge richten sich nicht vorrangig gegen Christen - die meisten Opfer sind Muslime. Boko Harams Wurzeln liegen in der Armut Nordnigerias, zusätzlichen Auftrieb erhält die Miliz durch die Ignoranz der Regierung: Präsident Goodluck Jonathan äußert lieber Mitgefühl mit den Pariser Anschlagsopfern als mit den Toten in Baga. Im Februar will Jonathan wiedergewählt werden. Bis dahin, so vermuten Experten, wird er im Norden nichts unternehmen - zu egal ist den Mächtigen im Süden die Gewalt dort.
    Südlich der Sahara sind islamistische Terroristen wie in anderen Weltregionen eine winzige Minderheit gegenüber dem Heer moderater Muslime, die ihren Glauben gewaltfrei leben. Nicht der Islam hat diese Extremisten hervorgebracht, sondern ihr spezifischer lokaler Kontext. Gerade in Afrika zeigt sich außerdem, dass der Terror keine muslimische Spezialität ist. Die radikal-christliche Lord's Resistance Army (LRA), die ihren Ursprung in Uganda hat, beruft sich auf die Zehn Gebote des Christentums. Etwa 100 000 Menschen hat die von Joseph Kony gegründete Rebellengruppe auf dem Gewissen - von den Zehntausenden Kindern, die sie zu Kindersoldaten gemacht hat, ganz zu schweigen.

    (Süddeutsche Zeitung: Die Wahrheit ist der Tod, 17.01.)

    Are All Terrorists Muslims? It’s Not Even Close
    ... However, and this will probably shock many, so you might want to take a breath: Overwhelmingly, those who have committed terrorist attacks in the United States and Europe aren’t Muslims. Let’s give that a moment to sink in. (…)
    So here are some statistics for those interested. Let’s start with Europe. Want to guess what percent of the terrorist attacks there were committed by Muslims over the past five years? Wrong. That is, unless you said less than 2 percent.
    As Europol, the European Union’s law-enforcement agency, noted in its report released last year, the vast majority of terror attacks in Europe were perpetrated by separatist groups. For example, in 2013, there were 152 terror attacks in Europe. Only two of them were “religiously motivated,” while 84 were predicated upon ethno-nationalist or separatist beliefs. (…)
    And as a 2014 study by University of North Carolina found, since the 9/11 attacks, Muslim-linked terrorism has claimed the lives of 37 Americans. In that same time period, more than 190,000 Americans were murdered.
    In fact in 2013, it was actually more likely Americans would be killed by a toddler than a terrorist. In that year, three Americans were killed in the Boston Marathon bombing. How many people did toddlers kill in 2013? Five, all by accidentally shooting a gun.

    (The Daily Beast - Out of Proportion, 01.14.15; - toddlers sind übrigens Kleinkinder!)

Der Gottesstaat hat viele Gesichter und der Tod sowieso und offenbar gibt es Zeiten, in denen Satire nicht viel mehr sagen kann als



Über die Zeitereignisse sage ich nichts; das ist Universalanarchie, Weltkuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahnsinn! Der Alte muß eingesperrt werden, wenn das so fortgeht.

... oder: "Da stimmt etwas an der Rollenverteilung nicht", so Max Uthoff, "früher haben die Journalisten Journalismus gemacht und wir Satire. Und jetzt dreht sich das ein bisschen um."

For more information please reread - und den Kommentar und hier und hier!

... (III): Zur Dialektik der Satire

Wilfried Schmickler in Mitternachtsspitzen: Mitternachtsspitzen EXTRA, Samstag, 17. Januar 2015, 21.45
„Zugegeben, ich bin zurzeit ziemlich verwirrt und tue mich ein wenig schwer mit der Satire. Und das vor allem, seitdem diese Satire so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und selbst der reaktionärste Hansel einen auf Charlie macht und einfällt in den Chor der westlichen Werteverteidiger. Und jetzt alle: die Satire darf alles! ...

Wenn die Satire alles darf, dann darf man sie auch fragen , ob sie im Endeffekt auch alles muss, was sie darf. - Ich denk mal drüber nach - und dann melde ich mich wieder, in alter Schärfe."

Danke, Wilfried Schmickler, für die Klarstellung, dass die Antwort auf die Frage: Was darf die Satire? nicht lautet: Das wird man ja wohl nochmal sagen dürfen!


... Kurt Tucholsky gab kurz vor seinem Freitod im Übrigen noch eine andere Antwort:
https://static.twoday.net/gebattmer/images/Tuchos-treppe.jpg







Bedenkenswert auch Heinrich Heine am 9. Juli 1848 (Brief an Campe)

Über die Zeitereignisse sage ich nichts; das ist Universalanarchie, Weltkuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahnsinn! Der Alte muß eingesperrt werden, wenn das so fortgeht.



Und noch ein Fundstück:
    Die Satire ist ein ideeller Sieg - beim Fehlen eines
    materiellen. Daher ist unschwer zu folgern, daß die
    Satire ihre maximale Größe dort erreichen wird, wo eine
    sich neu herausbildende Klasse oder eine soziale Gruppe,
    welche eine Ideologie hervorgebracht hat, die erheblich
    die herrschende Ideologie der herrschenden Klasse über-
    ragt, noch nicht entwickelt genug ist, den Feind mate-
    riell zu besiegen. Daher gleichzeitig ihre gigantische
    Sieghaftigkeit, ihre Verachtung für den Rivalen und
    ihre heimliche Angst vor ihm, daher ihre Giftigkeit,
    daher die gewaltige Energie ihres Hasses, daher -
    sehr oft - der Gram, der die vor Heiterkeit funkelnden
    Gestalten der Satire mit einem schwarzen Rand umrahmt.
    hierin liegt der Widerspruch der Satire, hierin ihre
    Dialektik.

    Lunatscharski, Anatoli; Jonathan Swift und sein "Märchen von einer Tonne", in: Das Erbe, Dresden 1965, p. 132

Unbedingt nachsehen: Jürgen Becker und Wilfried Schmickler (ab 42:05) , die Gäste: Enissa Amani, Thomas Reis und Serdar Somuncu
(oder hier: Thomas Reis 14:00, Enissa Amani 22:00, Serdar Somuncu 32:25, Wilfried Schmickler 42:05)
+ ...
+ ... Je suis Jeanine: Freedom of speech is now compulsory
+ ... (II)

... (II)

http://1.bp.blogspot.com/-hNvbwv9lWLA/VLgvpI-fMbI/AAAAAAABUA0/cctbCeOFZII/s1600/french-disaster21388.jpg
    “I think – I know – that satire does frighten fascists. Fascists don’t like satire. They don’t like it at all. And they especially don’t enjoy visual satire. Because of its unique power to communicate. As Wittgenstein [Ludwig] asserted, the only thing of value is the thing you cannot say. Sometimes you can’t communicate the idea or the emotion, but a drawing can. You draw something, and people say: ‘Oh, I see what you’re getting at now’.” And that thought, Steadman says, “brings us back to what happened in that room at Charlie Hebdo. Some things,” he adds, “there are no words for”.
Ralph Steadman on Charlie Hebdo, the Right to Offend and Changing the World, via EOMS
By common consent one of the greatest living satirical cartoonists in the world, Ralph Steadman, at 78, is still raging against the dying of the light.

Steadman's original piece for Newsweek in reaction to the Charlie Hebdo Murders finde ich in jeder Hinsicht anregender als die Seiten der aktutellen Ausgabe von Charlie Hebdo (zugegeben: nach flüchtiger Durchsicht) ...
Auch bei der politischen Karikatur muss ja nach der künstlerischen Qualität gefragt werden dürfen ...

...

Archäologie (CCCLXX): The First Supergroup, A Machine That Kills Fascists - plus: The Crimson King Alive

Steampacket03

The group was formed in 1965 by Long John Baldry after the break-up of his previous group the Hoochie Coochie Men. It included Rod Stewart who had been with Baldry in the Hoochie Coochie Men, vocalist Julie Driscoll, organist Brian Auger and guitarist Vic Briggs. They were managed by Giorgio Gomelsky, who had previously been involved with the Rolling Stones and the Yardbirds.
Rod Stewart zum 70sten. Danke an den Riffmaster.


This machine kills fascists

http://theprogressiveaspect.net/wp-content/uploads/2014/07/King-Crimson-2014-620x350.jpg
King Crimson Live at The Orpheum

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

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