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Oops! Linksextremistisches Potenzial: "Mehrheit vermisst in Deutschland echte Demokratie"

... so der Titel in der WELT heute zu einem Artikel, der dann etwas ganz anderes meldet, nämlich, dass die, die diese Ansicht teilen, dem schwer linksradidalen Potenzial zuzuordnen sind, das - so das Fazit des Artikels und der Studie, auf die er sich bezieht - viel gefährlicher ist als das rechtsradikale:

Studie: Linksextreme Einstellungen sind weit verbreitet
Wissenschaftler der Freien Universität Berlin präsentieren Ergebnisse eines Forschungsprojektes zu demokratiegefährdenden Potenzialen des Linksextremismus


Schon erstaunlich, was für einen theoretisch und methodisch schwach geländerten Unsinn die Freie Universität Berlin da als "Ergebnisse eines Forschungsprojektes" veröffentlichen mag (- eine Zusammenfassung von den Autoren in der FAZ). Wenn dann noch Reinhard Mohr in der WELT das verwurstet, kommt heraus:

http://img.welt.de/img/deutschland/crop137728696/0429407143-ci16x9-w780/DWO-IP-Linksextreme-Aufm.jpg

... dass also der gesunde Menschenverstand, wenn er sich einmal nicht in Form historischer Dummheit und Instrument der herrschenden Klasse outet (vgl. Marx: Die moralisierende Kritik und die kritisierende Moral, in: MEW 4, 1974, S. 331 ff.), als linksradikal zu denunzieren ist:
Wenn man ein politisches Fazit der FU-Studie ziehen wollte, dann dies: Statt eines nachgeholten Antifaschismus, der sich in seiner moralischen Gratis-Überlegenheit sonnt, kommt es darauf an, die demokratische Mitte zu stärken. Von beiden Rändern des politischen Spektrums droht Gefahr, nicht zuletzt durch alte Ressentiments und einen neuen Irrationalismus, der der Vernunft den Kampf angesagt hat.

Die Message ist schon klar - und im Kern recht simpel: Erstaunlich bleibt, wieso die vom Forschungsverbund SED-Staat auf 653 Seiten aufgeblasen werden muss und vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bezahlt wird ...

Update:

Irgendwelche Spaßvögel haben jetzt den Fragenkatalog der Studie als Online-Quiz ins Netz gestellt. Der Linksextremismus-Test im Netz umfasst wohl die 25 ursprünglichen Fragen aus der Studie, die auch in der Langfassung zu finden sind und gibt auch grob und vereinfacht die Einordnung in die Skala wieder. Sie können den Text z.B. beim Metronaut machen! Der i. Ü. treffend anmerkt:
Insgesamt halte ich diese Art von wissenschaftlichem Vorgehen, nämlich eine handvoll Fragen mit mehr oder weniger klassischen Aussagen aus dem linken Spektrum per repräsentativer Umfrage rauszuhauen, und daraus prozentual zu schließen, wie linksradikal/extrem die Bevölkerung ist, für methodisch mindestens schwierig. Man erkennt am Fragedesign vielmehr, was die Autoren der Studie für linksradikal oder linksextrem halten. Das ist ja auch eine Form der Erkenntnis.

Gut gesagt (EVERYONE'S A CRITIC II): Dialektik der Aufklärung - so ungefähr



Als Ergänzung zu "Christlich-jüdische Tradition", Aufklärung und Auschwitz
IÜ: Interessante Texte von der Antilopen Gang (auch wenn ich die Musik nicht mag) ...
via Alissa und Rosa B.

Gut gespielt: Investigating The Rhapsody

Ich bin begeistert: Gerade lief bei ARTE
Gustavo Dudamel und Herbie Hancock in L.A.
Los Angeles Philharmonic Opening Gala 2011
- Es gibt davon nur noch diesen teaser:



Fantastisch, wie Herbie Hancock die Rhapsody in Blue spielt. Das müssen Sie hören und sehen!
Deshalb das Photo hier: Achten Sie mal auf seine Blicke, seine Mimik, seine Hände - die suchenden Bewegungen und die List und Ironie in der Auseinandersetzung mit der Partitur. Endlich habe ich ein Bild davon, wie ich mir einen Künstler beim Hervorbringen von Kunst vorstellen kann! - Wunderbar auch zu sehen, wie Dudamel ihn dabei beobachtet: immer gespannt auf den nächsten Anschlag.
Hier ein Eindruck davon, besser hören (und sehen) Sie's bei ARTE+7.



Mark Swed schrieb dazu (LATimes September 28, 2011):
    Not surprisingly, Hancock had a distinctive approach to the "Rhapsody" as well. He played on a Fazioli piano, which is not as forthright as the orchestra’s Steinways, but it suited his delicate dreaminess. He played the score as written. And not as written.

    That is to say the notes were pretty much all there (Hancock’s classical technique is adequate but he labored through some of the flashier passages). But he didn’t so much play the “Rhapsody” as investigate it. He toyed with passages, trying things out one way, then another. Two similar measures were rarely approached similarly.

    Only once or twice did Hancock actually contribute a little something of his own, and perhaps he would have been less reticent had he not been required to stick to the printed page and had the concerto not just kept barreling along as concertos do.

    Dudamel followed Hancock respectfully. He encouraged individual players to make their own flourishes in response to the piano. He did not, however, hold back on the big orchestral effects, and again this made for Gershwin with a personality split between jazz and the grandly symphonic.

    Gershwin’s way, when playing the "Rhapsody," was to dazzle by being offhand. Hancock and Dudamel went their own radically different ways, but they didn’t, perhaps, go far enough. Hancock seemed itching to improvise. If so, he should feel entitled.
Stimmt, - zuweilen wünschte man sich, Hancock würde mehr Improvisation wagen; andererseits finde ich gerade dieses tastende Untersuchen faszinierend.

Jazz "ist wirklich ein Gemisch vieler Dinge. Er hat etwas vom Ragtime, vom Blues, vom Klassizismus und von den Spirituals, […] aber im Grunde ist er eine Sache des Rhythmus. Nach dem Rhythmus kommen bedeutungsmäßig die Intervalle, Tonintervalle, die dem Rhythmus eigen sind.“
(George Gershwin: Der Komponist und das Maschinenzeitalter. via Wikipedia)

Hancock about rhythm changes!!: "HERBIE HANCOCK: The Music of Gershwin" -



Dazzling by being offhand! Gershwin plays Gershwin: Rhapsody in Blue (solo piano) -

Gut gesagt (EVERYONE'S A CRITIC)

"Varoufakis erklärte in seiner Pressekonferenz, dass die meisten Finanzminister als gelernte Anwälte keine Ahnung von Ökonomie hätten. Sie würden vielmehr auf Regeln und vereinbarte Zahlen pochen."

Griechenland vs. Eurogruppe - Wassilis Aswestopoulos, tp 21.02.2015

Da könnte was dran sein!
Ich erinnere mich an eine sehr treffende Aussage von Hermann Kant zur "Wende" 1989/90, dass da nun die Rechtsanwälte (und die Pfarrer) das Volk vertreten wollten/sollten; - so hatte er sich das nicht vorgestellt. Kann ich immer noch gut nachvollziehen.

Economist James Galbraith recently spent a week with Greek finance minister Yanis Varoufakis. He shares with Fortune what he learned while looking at the nation’s fiscal crisis from the inside:
“They made the mistake of exposing to Yanis that they are playing a very hard game, but not playing it very well, from the point of view of basic political skills... I think the Europeans want to pretend to be confused, but the confusion exists in their minds, not in the Greek position.”
Greece’s fate: In Angela Merkel’s hands? by Shawn Tully; FORTUNE February 20, 2015

| Europäischer Frühling - Februar 2015 : interessante Linkliste bei Luxemburg-Online

Archäologie (CCCLXXVI): Die Enteignung und Ermordung griechischer Juden zur Stützung der inflationsgefährdeten Drachme zur Finanzierung der Besatzungskosten der Wehrmacht - Enteignungen, Deportationen und Massenmorde als Quelle der deutschen Staatsfinanzen

Wenn man ansatzweise verstehen will, worum es in dem vermeintlichen Schuldenstreit zwischen Griechenland und Deutschland geht, dann muss man - abgesehen von der aktuellen Auseinandersetzung um die Austeritätspolitik und Deutschlands Rolle in der EU - die Gechichtswissenschaft bemühen, und hier - das gibt es! - die Forschung zur deutschen Finanzpolitik im Nationalsozialismus.

Götz Aly hat in seinem 2005 erschienenen Buch Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus , das vor allem wegen der Tendenz zu einer monokausalen Erklärungsstruktur, die als „historisch-materialistisch gewendete Kollektivschuldthese“ bezeichnet wurde, schwer in der Kritik war, in den Teilen, in denen er sich mit der Kriegsfinanzpolitik der Nazis befasst, u.a. in Bezug auf Griechenland gerade heute wesentliche Zusammenhänge herausgestellt.
Danach wurde das Finanzierungsmuster Staatsanleihen bereits 1938 mit der sog. Reichspogromnacht etabiert:
    So setzte das Regime die Reichspogromnacht, an die sich die Umwandlung des gesamten Vermögens der deutschen Juden in unveräußerliche Staatsanleihen anschloss, genau zu dem Zeitpunkt in Szene, als die extreme Kreditkrise das Reich in den Staatsbankrott zu treiben drohte. Den "Cash flow" hielt es mit der so genannten "Judenbuße" aufrecht. Sie erhöhte die laufenden Reichseinnahmen mit einem Schlag um gut sechs Prozent. Rechnet man die Einnahmen aus der Reichsfluchtsteuer und andere Diskriminierungsprofite hinzu, zeigt sich, dass mehr als neun Prozent der laufenden Reichseinnahmen im letzten Vorkriegshaushalt aus Arisierungserlösen stammten, also den Volksgenossen überhaupt nicht belasteten. Damit war ein Finanzierungsmuster etabliert, das man im Krieg nur noch variieren musste.

    Die Kriegsfinanzpolitik der Nazis beruhte auf dem Grundsatz, dass die eroberten Länder die enorme Kriegsrechnung zu begleichen hätten. Die Wehrmacht und das Finanzministerium konfrontierten sie mit maßlos überhöhten Besatzungskosten und Kontributionen, die willige und einfallsreiche Beamte mittels Währungsmanipulationen und anderen Tricks bei Bedarf weiter nach oben schraubten. Nicht nur der Sold der Soldaten, Waffen, Rohstoffe und Dienstleistungen wurden in der Währung des jeweiligen Stationierungslandes bezahlt, sogar die Kosten der Luftangriffe auf England mussten in Francs beglichen werden, wenn sie von französischem Boden aus erfolgten.

    Der Raubkrieg füllte vor allem die Reichskasse, doch das Regime ermunterte auch seine Soldaten, die besetzen Länder leer zu kaufen. Sie mutierten zu "bewaffneten Butterfahrern" und schickten Päckchen und Pakete mit Schuhen aus Nordafrika, mit Samt und Seide, Likör und Kaffee aus Frankreich, mit Tabak aus Griechenland, mit Honig und Speck aus Russland und ganze Heringsfässer aus Norwegen. Heimaturlauber hatten nicht selten Pelze und Uhren im Gepäck, ganz Findige brachten äußerst günstig erstandene Möbel und Antiquitäten heim ins Reich. Die legalisierten Beutezüge stärkten die Kampfmoral der Soldaten und das Ansehen des Führers bei ihren so üppig versorgten Familien. Sie hatten aber noch einen anderen wohl kalkulierten Effekt: Die inländische Kaufkraft wurde abgeschöpft, Inflation, Mangel und Hunger exportiert.

    Dieser Mechanismus hätte versagt, wenn die Ausgeplünderten Zahlungsunfähigkeit hätten anmelden müssen. Doch da war das 1938 in Deutschland erprobte Modell vor. Obwohl Ungarn und Griechenland Götz Aly Akteneinsicht verwehrt haben und obwohl in der BRD wie in der DDR Dokumente vernichtet wurden, aus denen sich Restitutionsansprüche hätten ableiten lassen, kann der Historiker in detektivischer Kleinarbeit rekonstruieren, wie Beamte und Offiziere der deutschen Militärverwaltung überall in Europa dafür sorgten, dass vor den Deportationen das Vermögen der Juden erst akribisch erfasst, dann konfisziert und verkauft wurde. Die Erlöse aus dem Raub flossen in den jeweiligen Staatshaushalt, wurden nach den Regeln der Geldwäsche umgebucht und als Besatzungskosten an das Reich oder direkt an die Wehrmacht weitergeleitet. Der Mord an den europäischen Juden, das kann Aly überzeugend zeigen, folgte einer zweckrationalen Logik.
    (Rezension im Deutchlandfunk, Politische Literatur (Archiv) vom 11.04.2005)

Der Mord an den europäischen Juden folgte einer zweckrationalen Logik




Die Inhaltsangabe bei Wikipedia ist in diesem Falle hilfreich (nicht um sich damit zufrieden zu geben, sondern um angeregt zu werden, das zu nachzulesen!):
    Der zweite Teil des Buches, Unterwerfen und ausnutzen, behandelt ausführlich die Methoden, mit denen die Kriegskosten des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg auf die besiegten Länder abgewälzt wurden, um die finanzielle Belastung der Deutschen zu mindern. Neben der direkten Bezahlung der Besatzungskosten müsse hier laut Aly beachtet werden, dass deutsche Soldaten die besetzten Länder über das System der Reichskreditkassenscheine regelrecht leerkaufen konnten. Dass auch massenhaft Güter an die Heimat weitergeleitet wurden, wurde von der Regierung geduldet oder sogar gefördert. So seien Kriegsgewinne der breiten Bevölkerung zugutegekommen. Auch die Einziehung von Feindvermögen und das der Juden sowie der Einsatz von Zwangsarbeitern seien der deutschen Staatskasse und damit indirekt der deutschen Bevölkerung zugutegekommen. Im Laufe des Krieges sei die völlige Destabilisierung der Wirtschaft in den besetzten Gebieten in Kauf genommen worden, um die materielle Not im Reich in Grenzen zu halten und damit befürchtete Unzufriedenheit zu verhindern. Schon im Frühjahr 1941, vor Beginn des „Unternehmens Barbarossa“, sei ein Hungerplan entworfen worden, der zwecks Sicherung der Ernährung im Deutschen Reich die Dezimierung der slawischen Bevölkerung in den zu besetzenden Gebieten der Sowjetunion um viele Millionen Menschen vorsah.

    Thema des dritten Teils ist Die Enteignung der Juden. Aly zufolge führt „jede Konzeption, die sich allein auf die privaten Profiteure [der sogenannten Arisierung] konzentriert, in die Irre“ und verfehlt „den Kern der Sache, wenn die Frage beantwortet werden soll, wo das Eigentum der expropriierten und ermordeten Juden Europas geblieben ist.“ Tatsächlich sieht Aly nämlich das „Prinzip Staatsraub“ und in der Arisierung einen „groß angelegte[n] gesamteuropäische[n] Geldwäschevorgang zum Vorteil Deutschlands“. Im Weiteren werden beispielhaft Enteignungen bei Verbündeten und in besetzten Gebieten beschrieben, die stets der deutschen Kriegskasse, insbesondere der Versorgung der Wehrmacht dienten. Besonders ausführlich geht Aly dabei der Enteignung und Ermordung griechischer Juden nach. Diese dienten der Stützung der inflationsgefährdeten Drachme, was wiederum die Besatzungskosten der Wehrmacht zu finanzieren half.
Vgl. auch How To Squeeze Greece (VII) - DEGRIGES (Deutsch-Griechische Warenausgleichsgesellschaft mbH)


1. Fazit
Alys Buch besorgen - bei der Bundeszentrale für Politische Bildung für 4,50€ und lesen!!
Aktuell:
Die Spur des Goldes
Inflation in Griechenland 274
Die Juden von Saloniki 281
Gold an der Athener Börse 290
Deutsch-griechisches Schweigen 297
Von Rhodos nach Auschwitz 299

http://deutsch.llco.org/files/2011/06/aly.jpg
Der englische Titel ist eigentlich treffender als der deutsche "Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus". Dass der westliche Wohlfahrtsstaat auch auf Raub und Rassenkrieg beruht, dürfte hinlänglich bekannt sein, - man muss das dann nicht nationalen Sozialismus nennen, weil die Praxis einer partiellen Umverteilung der Beute zum Zwecke der Ruhigstellung der Massen im Faschismus nichts mit Wohlfahrtsstaat oder mit Sozialismus zu tun hat... Dazu mehr im

2. Fazit
Mit Alys These eines national-sozialistischen Volksstaats, einer "Gefälligkeitsdiktatur", von der Millionen Millionen Deutsche profitierten, während Hitler gleichzeitig einen Vernichtungskrieg in ganz Europa entfesselte, kann ich mich immer noch nicht anfreunden, aber ich bin da gerade wieder unsicher geworden.
Willi Winkler zitiert gestern in seiner Rezension von Melvin Laskys Deutsches Tagebuch 1945 eine Passage, die zu denken gibt:

Oberleutnant Lasky trägt zwar das fesche
Käppi der Army, poussiert auch mit
dem einen oder andern deutschen Frol-
lain, aber mehr als alles andere interessiert
ihn der deutsche Geist und wie er so he run-
terwirtschaften konnte. Das Schlimmste
sei die Kollaboration, schmettern zwei jun-
ge Frauen in Berlin, und sie meinen nicht
die mit den Nazis, sondern das Fraternisie-
ren mit den siegreichen Soldaten der Alli-
ierten. Hätten sie Pistolen gehabt, sie hät-
ten bis zur letzten Frau als Partisanen ge-
gen die Russen gekämpft. Lasky mag es
gar nicht glauben: "Wo war ihr Stolz, wo ir-
gendeine Form von Charakter? ( ... ) Die bei-
den Mittelschichtsmädchen, die ich hier
vor mir hatte, waren in ihr wahres jämmer-
liches Leben zurückgefallen; die Flucht
aus den kleinbürgerlichen Realitäten in
die fanatischen Fantasiebilder von einem
faschistischen Vaterland war vorbei.
Der Schein der Hingabe war verflogen,
die Schäbigkeit blieb
."


Die Flucht aus den kleinbürgerlichen Realitäten in die fanatischen Fantasiebilder von einem faschistischen Vaterland, das - wie Aly zeigt - ja auch materiell belohnt hat, ist schon ein interessantes Erklärungsmuster für Massenloyalität ...
Und: Man ist geneigt zu sagen: Da hat sich nicht viel verändert, wenn man sich die aus dem kleinbürgerlichen Leben hervorbrechenden Maulschaumteppiche in den Kommentaren zur aktuellen Debatte ansieht. Mir scheint allerdings die materielle Belohnung für die Masse akutell auszubleiben. - Was das Problem der Fantasiebilder nicht einfacher macht ... "Weimar and Greece, Continued" -->

How To Squeeze Greece (XII): "Weimar and Greece, Continued"

Paul Krugman (NYT Feb 15)

Try to talk about macroeconomics, and you’re sure to encounter accusations that your policies would turn us into Weimar Germany ...
Thinking about this led me to an interesting question. We know that part of the reason large postwar reparations were such an unreasonable and irresponsible demand was the dire, shrunken state of the German economy after World War I. So how does Greece compare? The answer startled me:




Austerity, it turns out, has devastated Greece just about as much as defeat in total war devastated imperial Germany. The idea of demanding that this economy triple the size of its primary surplus is … disturbing.

Archäologie (CCCLXXV): Humpty-Dumpty 1990: „Zehn-Punkte-Programm zur Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas“ heißt jetzt „Vorschlag zur unverzüglichen Einführung der D-Mark in der DDR im Austausch gegen Reformen“ - Und: Friedensvertrag heißt jetzt 2+4-Vertrag

Nothing new under the sun:
Die Bundesregierung will eine Währungsunion mit der DDR und verwirft die zuvor geplante Vertragsgemeinschaft. Politisches Kalkül dominiert ökonomische Vernunft
Lesenswert aus historischem Interesse und wegen der aktuellen Bezüge: Jörg Roesler im FREITAG 0715
    ... In einer ... Denkschrift hatte die Volkswirtschaftliche Abteilung der Deutschen Bank zu einer Öffnung der DDR-Ökonomie gegenüber dem Weltmarkt vermerkt: „Für eine volle Konvertibilität ist realistischerweise ein großzügiger Zeithorizont zu veranschlagen […]. Ein schrittweises Vorgehen ist – auch nach historischen Erfahrungen – eher zu empfehlen als ein ‚großer Wurf‘.“ Ähnlich klang es in einem am 20. Januar vom bundesdeutschen „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ publizierten Sondergutachten: „Für geraume Zeit kann es hingenommen werden, dass der Staat in manchen Bereichen unternehmerisch tätig bleibt“, argumentierten die Wirtschaftsweisen dieses Gremiums.
    Doch Kanzler Kohl schenkte nicht dem gebündelten Sachverstand Gehör, sondern einer Randgruppe um Thilo Sarrazin, Mitglied einer von Staatssekretär Horst Köhler (dem späteren Bundespräsidenten) geleiteten Arbeitsgruppe im Finanzministerium...
Vgl. Sarrazin, die Treuhand und die Abwicklung der DDR

https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/1990-turbo-gezuendet/@@images/70274579-3a96-4eab-9b55-df6b47906255.jpeg

Und wer ist heute in der Randgruppe zur Abwicklung Griechenlands im Finanzministerium tätig??

Humpty-Dumpty 1990.2: Das F-Wort vermieden

    Bekanntlich endete die Londoner Schuldenkonferenz mit dem Abkommen vom 27. Februar 1953, das eine Regelung der Reparationen für die von Nazi-Deutschland besetzten Länder bis zu einer „endgültigen Friedensregelung“ vertagte. Als diese 37 Jahre später in Form der deutschen Vereinigung erfolgte, tat die deutsche Regierung alles, um die Erinnerung an die Vereinbarung von London zu löschen. Die deutsche Einheit wurde mit dem 2+4-Vertrag besiegelt. Warum die Regierung Kohl/Genscher den Begriff „Friedensvertrag“ vermied, stand in der FAZ vom 12. Februar 1990: „Für Bonn gilt es, eine Form zu finden, die einen Friedensvertrag – der nach dem Londoner Schuldenabkommen gewaltige Schadenersatzzahlungen an zahlreiche Staaten der Welt zur Folge hätte – überflüssig macht.“ ...

    Seit 1990 hat fast jede Athener Regierung erklärt, man habe keinesfalls auf Reparationen verzichtet.
    Dem setzt die Berliner Regierung eine verwegene Argumentation entgegen. Auf eine Anfrage der Linken antwortet sie im Februar 2014, die KSZE-Staaten, und damit Griechenland, hätten 1990 den 2+4-Vertrag „zur Kenntnis genommen“, mithin dessen „Rechtswirkungen auch für sich anerkannt“. Dieser Vertrag enthalte bekanntlich „die endgültige Regelung der durch den Krieg entstandenen Rechtsfragen“ – also auch der Reparationsfrage...
- so heute Niels Kadritzke in der taz Über deutsche Halbwahrheiten - Die Nazis nahmen während der Besatzung griechische Kredite auf. Die heutige Bundesregierung will diese nicht zurückzahlen. Kadritzke macht auch nochmals darauf aufmerksam, dass in der Auseinandersetzung von zwei unterschiedlichen Forderungen die Rede ist:
- Reparationszahlungen, die Athen vom Nachfolgestaat des Dritten Reiches fordert, das Griechenland von April 1941 bis Oktober 1944 besetzt, terrorisiert und ausgeplündert hat, und
- solchen, sie sich aus der von der deutschen Besatzungsmacht bei der griechischen Zentralbank aufgenommenen zinslosen Zwangsanleihe ergeben. Dabei unterschrieb sie eine Verpflichtung auf Rückzahlung, die nach griechischer Auffassung bis heute gültig ist.

Danach sähe das so aus:

Deutschlands Schulden an Griechenland übersteigen dessen Verschuldung

Die spanische Zeitung El Publico vertritt, Deutschland schulde Athen mehr Geld zu zahlen, als die gesamte öffentliche Verschuldung Griechenlands beträgt.
Unter Berufung auf Daten aus Studien bekannter und renommierter spanischer Historiker und Wirtschaftswissenschaftler veröffentlicht die linksgerichtete Zeitung unter dem Titel “Die Schulden des nazistischen Deutschlands übersteigen, was Merkel und EU von Athen verlangen” eine ausführliche Bilanz der Ereignisse seit der Erhebung der 3 Mrd. Euro entsprechenden Zwangsanleihe durch das Hitler-Regime, der Konferenz des Jahres 1953 über die Streichung von 63% der gesamten Auslandsverschuldung Deutschland, bis hin zum sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag ... (via Griechenland-Blog)


_______________________________________
Nachtrag zur Londoner Schuldenkonferenz mit dem Abkommen vom 27. Februar 1953:
Kein Abs für Athen
Der Deutsche-Bank-Manager verhalf mit dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 den Bundesdeutschen zu Wohlstand und Wirtschaftswunder – für Griechen ist so was nicht zu vertreten
Von Otto Köhler (junge Welt 17.02.)
der daran erinnert, dass
    Hermann Josef Abs der ideale deutsche Verhandlungsführer zur Regelung ungeklärter Vermögensfragen (war). Schon seit 1938 war er als Vorstandsmitglied der Deutschen Bank zuständig für die »Arisierung« jüdischer Vermögen...
    Abs hatte die deutsche Wirtschaft so erfolgreich vor der »Arisierung« durch die NSDAP geschützt, dass ihm sein Banker-Kollege Baron Kurt von Schröder – der, in dessen Villa Hitler am 4. Januar 1933 in die Regierung vermittelt wurde – 1945 bestätigte: »Abs erwies sich für die Partei und die Regierung als sehr wertvoll, indem er seine Bank benutzte, um die Regierung bei Geschäften in okkupierten Ländern und im sonstigen Ausland zu unterstützen.«
    Seit 1940 war er im Aufsichtsrat der IG Farben, also auch über die IG Auschwitz, die am 7. April 1941 gegründet wurde, als ein »fester Eckpfeiler für ein gesundes Deutschtum im Osten«. In dieser Position war er Angehöriger der Interessengemeinschaft Auschwitz, wo im Rahmen des Programms »Vernichtung durch Arbeit« die SS der IG für ihr Werk in Auschwitz KZ-Häftlinge zur Verfügung stellte, bis die so entkräftet waren, dass sie zwecks Entlastung, wie es im Jargon von Wirtschaftsleuten heißt, der SS in ihre Gasöfen rücküberstellt werden konnten. Auch Abs trug für Zwangsarbeit direkte Verantwortung. Im Aufsichtsrat der IG stimmte er am 30. Mai 1942 zu, dass der Arbeitskräftemangel durch verlängerte Arbeitszeit und durch den Einsatz von Frauen, Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen ausgeglichen werden solle....
Sehr zu empfehlen: Otto Köhlers Archiv ist legendär!!
Vgl. "... und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben"
Vgl. auch Wie Ludwig Erhard im Januar 1945 zusammen mit dem später gehängten SS-Einsatzgruppenführer Otto Ohlendorf die Soziale Marktwirtschaft erfand. Von Otto Köhler

Humpty-Dumpty: Troika heißt jetzt Institutionen (II) - The Black Knight vs. Moscovici

Über die Hintergründe der unten zitierten Aussage von Schäubles Sprecher Jäger in der BPK
    ZUSATZFRAGE JUNG: Aber wenn ich die Griechen richtig verstanden habe, wollen sie ja diese Institution loswerden, nicht den Begriff dafür.

    JÄGER: Das wäre eine ganz andere Frage. Das wird nicht gehen. Die Institutionen werden auch in Zukunft ihre Arbeit verrichten und ihre Aufgabe im Rahmen der vertraglichen Bestimmungen erfüllen müssen.
informiert aktuell Niels Kadritzke auf den Nachdenkseiten, der auf der Basis der vom griechischen Finanzministerium veröffentlichten beiden Kommuniqué-Entwürfe vom 11.02. die Differenzen sehr präzise darstellen kann:
    In dem Moscovici-Text wird zunächst festgehalten, welche Vorstellungen die griechische Seite über ein neu auszuhandelndes Programm entwickelt hat. Da ist die Rede von der Verpflichtung auf einen „breiteren, sozial gerechten und stärkeren Reformprozess, mit dem Ziel von dauerhaft verbesserten Wachstumsaussichten“. Hervorgehoben wird zudem die Notwendigkeit eines faireren und effektiveren Steuersystems und einer Bekämpfung der humanitären Krise. Griechenland habe, so heißt es weiter, vor allem zugesagt, keine einseitigen Maßnahmen zu treffen und eng mit ihren europäischen und internationalen Partnern zusammen zu arbeiten. Dabei werde Athen alle bestehenden Verpflichtungen einhalten, „gesunde und dauerhaft ausgeglichene Staatshaushalte“ garantieren, sowie alle finanziellen Verpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern erfüllen.

    Nach Darlegung dieser Prinzipien kommt der entscheidende Satz (in exakter, also nicht besonders flüssiger Übersetzung): „Obiges stellt eine Basis für eine Verlängerung der laufenden Kreditvereinbarung dar, welche die Form eines (viermonatigen) Zwischenprogramms annehmen könnte, als ein Übergangsstadium zu einem neuen Vertrag über Wachstum für Griechenland, das in dieser Periode erörtert und beschlossen werden wird.“

    Mit diesem Text war eine zentrale Bedingung der griechischen Seite erfüllt. Die Regierung Tsipras kann den Begriff “Verlängerung” nicht hinnehmen ohne die Präzisierung, dass die damit einhergehenden Auflagen verändert werden müssen. Für Varoufakis brachte dieser Text auch deshalb eine wichtige Klärung, weil er ausdrücklich auf die humanitäre Krise in Griechenland verwies, die eine Umschichtung des Programms erforderlich mache.

    Ganz anders las sich dagegen der von Dijsselbloem vorgelegte Text. Auch darin war von den griechischen Zusagen die Rede, einen „breiteren und tieferen Reformprozess“ einzuleiten, der auf Wachstum und Beschäftigung, aber auch auf die Stabilität des Finanzsektors ziele. Gelobt wurde auch, dass sich Athen auf „längst überfällige Reformen“ verpflichte, insbesondere was den Kampf gegen Korruption und Steuerhinterziehung und eine effizientere öffentliche Verwaltung betrifft.
    Aber beim kritischen Punkt der „Verlängerung“ des Kreditprogramms, tauchte auf einmal die Formulierung auf: Die griechische Seite habe „angedeutet, dass sie vorhabe(n), das Programm erfolgreich zu beenden, wobei die Pläne der neuen Regierung berücksichtigt werden sollen“.

    Hier war also auf einmal vom „Abschluss“ des alten Programms die Rede. Dass dieses Programm womöglich verändert werden könnte, wird nur ganz knapp angedeutet: mit dem Hinweis auf die Möglichkeit, die in das laufende Programm „eingebaute Flexibilität“ auszunutzen; und mit der Formulierung, man könne dabei einige Ideen der neuen Regierung „berücksichtigen“. Aber gerade diese Möglichkeit wird bereits durch den nächsten Satz wieder relativiert, in dem es heißt: die griechische Seite habe zugesagt, eng mit den Partnern zusammenzuarbeiten, „insbesondere auf dem Gebiet der Steuerpolitik, der Privatisierung, der Arbeitsmarktreformen, des Finanzsektors und der Rentenpolitik“.

    Dieser Katalog der „Zusammenarbeit“ enthält also explizit drei Sachgebiete – nämlich Privatisierungen, Arbeitsmarktreformen und Renten/Pensionen – die für die Regierung Tsipras die zentralen Kritikpunkte am alten „Memorandum“ sind, die sie also gerade im Hinblick auf ein neues Abkommen neu verhandeln will. Die Klarstellung aus dem Moscovici-Text, dass die „Verlängerung“ des Programms zugleich – und parallel – die Veränderung oder ein Umschreiben der Vereinbarungen mit den „drei Institutionen“ ermöglichen soll, wurde einfach gestrichen.
Wer für die Liquidierung des Moscovici-Entwurfs gesorgt hat, wird in Athen nicht gesagt, aber natürlich wird vermutet, dass Dijsselbloem die veränderten Fassung von deutscher Seite diktiert bekam. Noch einmal: Das Vorgehen der Bundesregierung erinnert mich an Rambouillet & Activation Order ...

Ein umfassendes Bild über die Reform-Agenda der Tsipras-Regierung bietet das non-paper, das Varoufakis am 11. Februar in Brüssel vorgelegt hat. Dieses Konzept wurde in englischer Fassung in der heutigen Ausgabe der “Efimerida ton syntakton” zugänglich gemacht, und ist hier abzurufen).

Zugabe: Monty Python-The Black Knight : None shall pass!

    Humpty Dumpty sat on a wall,
    Humpty Dumpty had a great fall,
    All the King’s horses and all the King’s men,
    Couldn’t put Humpty together again.

Humpty-Dumpty: Raider heißt jetzt Twix und Troika heißt jetzt Institutionen. - Athenae Delenda Est.

(... und wie damals die Titanic meinte: Haider heißt jetzt Wix, so heißt die Europäische Verfassung jetzt "Grundlagenvertrag"! ... - schrieb ich 2007-06-25)



24 bzw 8 Jahre später meldet die FAZ: Die Troika heißt jetzt „Institutionen“ und Fefe meldet, dass Tilo Jung mal nachgefragt hat - in der BPK:
    FRAGE JUNG: Herr Jäger, war das ein Joke, dass Sie nicht mehr Troika sagen wollen?

    JÄGER: Nein, das war kein Joke. Sie wissen, dass es einerseits Inhalte gibt und andererseits Begriffe, mit denen wir Inhalte umschreiben. Wenn es sich ergibt, dass im Zuge politischer oder gesellschaftlicher Entwicklungen Begriffe für obsolet gehalten werden, dann kann man sie durch neue ersetzen, das ist so ungewöhnlich nicht. Wenn es der Wunsch der griechischen Gesprächspartner ist, die Troika nicht mehr Troika zu nennen - Ich muss hinzufügen: Der Begriff Troika ist in den Verträgen als solcher ja gar nicht genannt, der hat sich aus der Praxis in Griechenland heraus entwickelt. Wir haben diesen Begriff jetzt über viele Monate und Jahre benutzt. Wenn unsere griechischen Freunde auf diesen Begriff verzichten wollen, dann sind wir gerne dazu bereit, was allerdings nicht im Umkehrschluss bedeutet, dass die Überprüfungsfunktion durch die drei beteiligten Institutionen davon in irgendeiner Weise berührt wäre.

    ZUSATZFRAGE JUNG: Aber wenn ich die Griechen richtig verstanden habe, wollen sie ja diese Institution loswerden, nicht den Begriff dafür.

    JÄGER: Das wäre eine ganz andere Frage. Das wird nicht gehen. Die Institutionen werden auch in Zukunft ihre Arbeit verrichten und ihre Aufgabe im Rahmen der vertraglichen Bestimmungen erfüllen müssen.

Das erinnert an Lewis Carrolls Alice hinter den Spiegeln:
    „Wenn ich ein Wort verwende“, erwiderte Humpty Dumpty ziemlich geringschätzig, „dann bedeutet es genau, was ich es bedeuten lasse, und nichts anderes.“
    „Die Frage ist doch“, sagte Alice, „ob du den Worten einfach so viele verschiedene Bedeutungen geben kannst“.
    „Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat – und das ist alles. […]“
Als Humpty-Dumpty-Argumente werden Behauptungen bezeichnet, die in einer Diskussion als gültig angeführt werden, ohne dass eine andere Begründung für sie angegeben wird als die Berufung auf faktische Macht, die es erlaubt, auf wirkliche Argumente zu verzichten; - wie zB Wolfgang Schäuble im Interview zum Schuldenstreit (tagesthemen 22:15 Uhr, 17.02.2015)
Man könnte Jägers Äußerungen aber auch - mit Seeßlen - als Impulsgeste deuten:
    ... erkennt man in Sätzen wie diesen die Impulsgeste. Es sind Sätze, die keineswegs nichts sagen. Sie sagen: „Nichts“. Wir werden aufhören zu sprechen, Diskurse und Debatten waren gestern, Sätze mit Aussagen: Pffffft! Die Redegeste ist nicht anders als eine Selbstermächtigung. Wenn es nach .... geht, braucht Macht keinen Sinn und kein Ziel mehr. Man redet einfach irgendwas. Und erklärt damit, dass es in der Postdemokratie zwischen den Regierenden und den Regierten wahrhaft nichts zu sagen gibt.
Die nicht so moderne, nicht diplomatisch bzw. lobbymäßig geschulte Herr Jäger, also blödere Variante für die Freunde des BILD/PEGIDA-Niveaus bedient im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ein Herr Krause: Der redet auch einfach igendwas, aber mehr so Aldi-Kassiererinnen und Realschullehrer-tümlich. Die Botschaft ist die gleiche: Für das Vertrauen in den Euro ist aber nicht Griechenland wichtig, sondern dass die Regeln gelten, die für ihn vereinbart wurden...
„Die Frage ist“, sagte Humpty Dumpty, „wer die Macht hat die Regeln zu bestimmen – und das ist alles.“

Die Schäubles aber sollten bedenken:
    Humpty Dumpty sat on a wall,
    Humpty Dumpty had a great fall,
    All the King’s horses and all the King’s men,
    Couldn’t put Humpty together again.

How To Squeeze Greece (XI): Athenae Delenda Est. The economic equivalent of the Carthaginian peace: 4.5 percent of GDP - Oder: Rambouillet revisited & Activation Order: They’ve decided to push Greece over the edge ...

Nach dem Griechenland-Debakel in der Eurogruppe wüsste man gerne, wer wie (falsch) gespielt hat. Denn offenbar hätte die Pokerpartie ganz anders ausgehen können.
Folgt man mehreren Agenturberichten, so legte EU-Währungskommissar Moscovici zu Beginn der Sitzung ein Papier vor, das eine Alternative zum aktuellen PROGRAMM vorsah.
Moscovici soll die “humanitäre Katastrophe” im Land anerkannt und ein viermonatiges Überbrückungsprogramm vorgesehen haben, schreibt z.B. dpa. Für Athen wäre dies annehmbar gewesen.
Kurz vor dem Beginn des Treffens habe Eurogruppenchef Dijsselbloem den Vorschlag aber zurückgezogen und durch ein eigenes Papier ersetzt, so dpa weiter.
Dieses wiederum soll auf Druck von Finanzminister Schäuble passiert sein. Hat Berlin also den Kompromissvorschlag der EU-Kommission abgeschossen – noch vor der Debatte? ...
(Lost in EUrope Der unabhängige EU-Blog aus Brüssel, 17.02.)

Man muss nicht Paul Krugman heißen, um dieses "Angebot" (alles so zu lassen, wie es schon vor dem Regierungswechsel gewesen ist) für inakzeptabel zu halten:
    OK, this is amazing, and not in a good way. Greek talks with finance ministers have broken up over this draft statement, which the Greeks have described as “absurd.” It’s certainly remarkable. On my reading, here’s the key sentence:

      The Greek authorities committed to ensure appropriate primary fiscal surpluses and financing in order to guarantee debt sustainability in line with the targets agreed in the November 2012 Eurogroup statement. Moreover, any new measures should be funded, and not endanger financial stability.

    Translation (if you look back at that Eurogroup statement): no give whatsoever on the primary surplus of 4.5 percent of GDP.

    There was absolutely no way Tsipras and company could sign on to such a statement, which makes you wonder what the Eurogroup ministers think they’re doing.

    I guess it’s possible that they’re just fools — that they don’t understand that Greece 2015 is not Ireland 2010, and that this kind of bullying won’t work.

    Alternatively, and I guess more likely, they’ve decided to push Greece over the edge. Rather than give any ground, they prefer to see Greece forced into default and probably out of the euro, with the presumed economic wreckage as an object lesson to anyone else thinking of asking for relief. That is, they’re setting out to impose the economic equivalent of the “Carthaginian peace” France sought to impose on Germany after World War I.

    Either way, the lack of wisdom is astonishing and appalling.


Athenae Delenda Est


http://i2.wp.com/lykavitos.gr/wp-content/uploads/2015/02/image23.jpg?fit=800%2C9999

Mir fällt dazu nichts mehr ein. - Viellleicht doch noch dies: Seit April 2013 kann man wissen:
Schulden-Theorie: Excel-Panne stellt Europas Sparpolitik in Frage
Die US-Forscher Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart lieferten den wissenschaftlichen Überbau für die weltweite Sparpolitik: Bei Staatschuldenquoten von mehr als 90 Prozent leide das Wachstum. Doch die beiden Star-Ökonomen haben sich verrechnet. (SPON, 17.04.2013)
... und man kann auch wissen, dass es für den heiligen primary surplus of 4.5 percent of GDP keine - nicht mal eine 'wirtschaftwissenschaftliche' - Begründung gibt (- vgl. zuletzt Deutsche Nettoexporte ja, Kredite für Griechenland nein – wie passt das zusammen? (flassbeck-economics, 16. Februar 2015)!

Was also bleibt? - Rather than give any ground, they prefer to see Greece forced into default and probably out of the euro, with the presumed economic wreckage as an object lesson to anyone else thinking of asking for relief. (s.o. Krugman)

Und das erinnert dann doch sehr an den - programmiert gescheiterten - Vertrag von Rambouillet von 1999, den zu unterzeichnen die jugoslawische Delegation verweigerte, nachdem in die letzte Entwurfsfassung sehr kurzfristig, inhaltlich nicht veränderbar und ohne entsprechendes UN-Mandat die „Einladung“ zur Implementierung von NATO-Truppen in einer Stärke von 30.000 Mann, sowohl im Kosovo als auch in der gesamten BR Jugoslawien, unter Zuerkennung vollständiger zivilrechtlicher und strafrechtlicher Immunität von NATO und NATO-Personal, sowie unter kostenloser und uneingeschränkter Nutzung der gesamten jugoslawischen Infrastruktur durch die NATO, eingebracht wurde.[70]

Das vorher feststehende Ergebnis war damals die Operation Allied Force:
"Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Heute Abend hat die NATO mit Luftschlägen gegen militärische Ziele in Jugoslawien begonnen ..." (Gerhard Schröder)

Wer heute wagt, einen Millimeter links von Tony Blair und Gerhard Schröder zu stehen, dem schlägt der nackte Hass und der geballte Vernichtungswillen entgegen. Und zwar nicht nur der Konservativen und harten Rechten, sondern aus dem Klüngel der Profiteure und Mitprofiteure der zeitgenössischen sogenannten professionellen Technokratenpolitik in der Mitte, aus dieser (vor allem) Männerwelt in Ministerien und Kabinetten, EU-Kommission und EU-Rat, Parteizentralen, Thinktanks und Consulter-Welt, plus der dazugehörigen Embedded Journalists. Die Profiteure dieser Klüngelei, die die Bürger so satthaben, wissen, dass der Syriza-Typus ihre Macht bedroht.
Woher kommt der blinde Hass gegen Syriza? Misik!

Sehr schöner Kommentar von Varoufakis zur Spieltheorie

    "The trouble with game theory, as I used to tell my students, is that it takes for granted the players’ motives. In poker or blackjack this assumption is unproblematic. But in the current deliberations between our European partners and Greece’s new government, the whole point is to forge new motives. To fashion a fresh mind-set that transcends national divides, dissolves the creditor-debtor distinction in favor of a pan-European perspective, and places the common European good above petty politics, dogma that proves toxic if universalized, and an us-versus-them mind-set."
No Time for Games in Europe. By YANIS VAROUFAKIS; NYT FEB. 16, 2015 via Fefes Blog:
Können wir nicht in Deutschland auch mal solche Politiker haben, bitte?

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XCIV): How quickly Russian troops can invade the European capitals

Kürzlich im Russian federal 'Channel 5'



Untertitel von Ukraine Crisis Media Center

Die anomische Herrschaft der Rackets (XV): Der Islamische Staat als global agierender Terrorkonzern

Sehr empfehlenswerter Aufsatz von Tomasz Konicz: Geschäftsfeld: Barbarei (aus: BIG Business Crime Nr. 1/2015)
    Die Direktorin des US-Thinktanks Institute for the Study of War, Jessica Lewis, erläuterte gegenüber The Telegraph: „Sie haben einen Geschäftsplan und ihr primäres Geschäftsfeld besteht in Expansion durch Eroberung. Es ist eine sehr effektive Institution und das macht sie zu einem sehr effektiven militärisch-nationalen Konzern.“
    Beide Zeitungen berufen sich auf eine Analyse des Institute for the Study of War, bei der die „al-Naba“ genannten Jahresberichte des IS eingehend untersucht wurden, die für die „Geschäftsjahre“ 2012 und 2013 erstellt und der interessierten Öffentlichkeit zur Einsicht vorgelegt wurden.

    Wie es für ein Unternehmen üblich ist, stehen hierbei vor allem Zahlen im Mittelpunkt. In professionell erstellten und seriös anmutenden Infografiken werden die Fortschritte des IS bei seiner Terrorkampagne im Irak dokumentiert.

    Der interessierte Leser kann so einer gediegenen Grafik entnehmen, die in ihrer Aufmachung den Public-Relations-Abteilungen westlicher Unternehmen entsprungen sein könnte, dass IS im vergangenen Geschäftsjahr 2013 (das von November 2012 bis November 2013 reichte) exakt 7681 militärische Operationen im Irak durchführte; hierunter fielen 1083 Mordanschläge, 607 Mörserattacken, 1015 Sprengstoffangriffe gegen Häuser und Gebetsräume von Ungläubigen, 537 Autobomben oder 238 Selbstmordanschläge (160 mit „Selbstmordwesten“, 78 mit Fahrzeugen durchgeführt). Etwas vage wurden lediglich die Anzahl „vertriebener Schiiten“ und „bekehrter Ungläubiger“, mit jeweils „mehr als 100“ angegeben...

    Ein weiterer Beweggrund, mit konzernartigen „Jahresberichten“ für Finanzmittel zu werben, wird bei einem Blick auf das Zielpublikum dieser Machwerke ersichtlich. Es handelt sich überwiegend um reiche Geschäftsmänner aus den Golfdespotien der arabischen Halbinsel, denen so umfangreiches Informationsmaterial zu Hand gegeben wird, das sich in seiner Aufmachung nicht wesentlich von den Hochglanzbroschüren unterscheidet, die für gewöhnlich um Investitionen im Erdölsektor oder in der Energiewirtschaft werben....

    Ein Teil der Einnahmen der Golfstaaten aus dem Erdöl, mit dem die Aufrechterhaltung des Autowahns in den Zentren des kapitalistischen Weltsystems ermöglicht wird, fließt somit an die Terrormilizen in dessen peripheren Zusammenbruchsregionen. Die Deviseneinnahmen für das Erdöl, das in den Tanks sprithungriger SUVs verfeuert wird, wandeln sich so mittelbar in die „Produkte“ dieses Terrorkonzerns: In geköpfte „Ungläubige“, in Flüchtlingselend, abgehackte Hände, archaischen Tugendterror, gesprengte Moscheen und Kirchen, vergewaltigte Frauen und Kinder....
Lesebefehl!

... Und wenn die anfangen Schlagzeuge zu verbrennen, bin ich jetzt auch persönlich betroffen. Dann gibt's hier keine Werbefilme für die IS mehr!


(exileonmoanstreet: I.S. (Infidel Sound?)

Vgl. auch Die anomische Herrschaft der Rackets (V): Gnadenlos platter, testosterongesättigter, marketingtechnisch zelebrierter Männlichkeitskult: The Badass Jihadis in Black vs. Blackwater

TTIPP: Landesschulgesetze und Landeshochschulgesetze als Investitionshemmnisse

Interview mit Andreas Keller, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Vorstandsmitglied für Hochschule und Forschung (junge Welt, 16.02.)

Sie skizzierten zuletzt das Zukunftsszenario eines von einem US-Konzern betriebenen Gymnasiums in Berlin-Neukölln, das die Behörden dichtmachen wollen, weil fast alle Schüler durchs Abitur rasseln. Die Macher drohen im Gegenzug damit, das Schulamt vor einem privaten Schiedsgericht zu verklagen. Wäre so etwas wirklich denkbar?


Die Gefahr besteht – zumindest solange das Bildungswesen nicht ausdrücklich aus dem Geltungsbereich des TTIP ausgenommen wird. Das TTIP ist nicht nur ein Freihandels-, sondern auch ein Investitionsschutzabkommen. Es richtet sich nicht nur gegen Zölle, sondern auch gegen sogenannte nichttarifäre Handelshemmnisse. Als solche könnten nach Maßgabe des Abkommens alle Gesetze und Verordnungen angesehen werden, die Kitas, Schulen und Hochschulen in einem EU-Mitgliedsstaat stärker regulieren als in den USA. Wenn in Deutschland höhere Qualitätsstandards für den Unterricht oder die Ausbildung von Lehrkräften gelten, könnte ein US-Investor dagegen vor einem Schiedsgericht klagen.
...
Auch staatliche Bildungseinrichtungen könnten unter TTIP leiden. Wenn eine private Schule oder Hochschule nicht gleichermaßen staatlich finanziert wird wie eine öffentliche Einrichtung, könnte sie das als nichttarifäres Handelshemmnis monieren. Im bereits bestehenden Freihandelsabkommen GATS ist die Gefahr durch den sogenannten Subventionsvorbehalt gebannt. TTIP droht diesen Schutz in Frage zu stellen...


https://www.ostfalia.de/export/sites/default/de/studienberatung/images/welcome_at_ostfalia/titel_ostfalia_in_schulen.jpg_1295867718.jpg

Vgl. Nationaldrüsenfieber (II): TTIP

Demenz beginnt in der Grundschule

Ich zitiere wfschmids Begriffskalender vom 05.02.:

Grundschulunterricht irritiert das Gehirn durch unsaubere, unanschauliche oder gar falsche Information.
In der Grundschule werden ametropische Infektionen demonstriert. Voraussetzung für diese Infektion ist das Vertrauen der Kinder in ihre Lehrerin.
Eines Tages erhalten sie in einer Unterrichtsstunde die Aufgabe, die von der Lehrerin eigens mitgebrachten Holzwürfel abzuzeichnen.
Als die Lehrerin aber kontrollierend durch die Reihen geht, muss sie feststellen, dass die Zeichnungen ihrer Kinder ganz und gar nicht ihren Vorstellungen entsprechen. Die zeichnerischen Ergebnisse gleichen eher Kartoffeln als Würfeln.
Die Lehrerin geht kopfschüttelnd an die Tafel und zeichnet exakt die geometrische Figur eines Würfels. Sie kommentiert streng: „So sieht ein richtiger Würfel aus!“ „Ihr aber habt Kartoffeln gezeichnet!“
Die Lehrerin weiß nicht, das Neunjährige einen Würfel natürlicherweise perspektivisch richtig zeichnen. Ihre Würfel sehen deshalb wie Kartoffeln aus.
Im Unterricht aber erfahren sie, dass sie sich nicht auf ihre Sinne verlassen können. Es gilt nicht das als richtig, was sie sehen, sondern allein das, was im Unterricht gesagt wird. So beginnen sie, nicht mehr genau hinzuschauen, sondern zu projizieren.



Das ist dann im weiteren Verlauf von Schule das Problem: Es wird nicht mehr selbst wahrgenommen und gedeutet, sondern es wird wahrgenommen, in welcher Domäne und in welchem Deutungsrahmen der jeweiligen Lehrperson wahrgenommen und gedeutet werden soll. Die Ent-Eignung der Sinne (und die Einführung der Tauschwert-Orientierung des Denkens):

Lehren als Lernbehinderung

Klaus Holzkamp hat auf den Unterschied zwischen defensivem und offensivem Lernen aufmerksam gemacht. Ich halte die Kategorien, die er u. a. in seinem Vortrag Lehren als Lernbehinderung? (1990) entwickelt hat, immer noch für unverzichtbar zur Analyse des Lehr-/Lernverhältnisses (vom Standpunkt des Lernsubjekts).
Vgl. Falsch Gm8 (XII): Bildungsdefizite durch verkürzte Schulzeit (?)

Demenz beginnt in der Grundschule - und bricht sich Bahn in Wirtschaftsforschungsinstituten und Wirtschaftspresse

Die Wahrheit des IfW und der Wirtschaftswoche

Oh Wunder der Prozentrechnung, du hast schon immer davon gelebt, dass man die Basis verschweigt, von der aus du dich abspielst!


Und so trifft sich, was Heiner Flassbeck über Empirie und Wirtschaftswissenschaften und -presse schreibt, ganz wunderbar mit dem, was wir oben zum Beginn der Demenz in der Grundschule bemerkten: So beginnen sie, nicht mehr genau hinzuschauen, sondern zu projizieren.


For more information please reread (den verlinkten Beitrag)

Splitter: -Parteien (XV): Wahlen in Zeiten der Postdemokratie: Hamburg und St. Pauli

Soviel kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt bereits sagen:

Wahlbeteiligung: 55,5% (wahl.tagesschau.de 18.50)
Die Wahlbeteiligung sank gegenüber 2011 von 57,3 auf 54 Prozent - obwohl heute erstmals auch Sehchzehn- und Siebzehnjährige mitwählen durften. (tp)
Vgl. Parlamentswahl in Griechenland 2015 am 25. Januar 2015: 63,87% (ein solcher Wert wurde in HH zuletzt 2004 erreicht)

Update: Wie schön - wie ich schon mehrmals bemerkte - dass man sich noch auf jemanden verlassen kann: Roberto J. De Lapuente berechnet regelmäßig nach Wahlen:
    Das Wahlergebnis hinter dem Wahlergebnis

    Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg wählten ...

    ... 43,4 Prozent aller Wahlberechtigten keine Partei.
    ... 24,5 Prozent aller Wahlberechtigten die SPD.
    ... 8,6 Prozent aller Wahlberechtigten die CDU.
    ... 6,6 Prozent aller Wahlberechtigten die Grünen.
    ... 4,6 Prozent aller Wahlberechtigten die Linke.
    ... 4,0 Prozent aller Wahlberechtigten die FDP.
    ... 3,3 Prozent aller Wahlberechtigten die AfD.
ad sinistram

Vgl. Splitter: -Parteien

Nachtrag:

https://klausbaum.files.wordpress.com/2015/02/sankt-pauli.jpg?w=529&h=515
via Notizen aus der Unterwelt

Interessant ist in der Tat das Vorläufige Ergebnis der Bürgerschaftswahl 2015 (Wahlkreisstimmen) in den Hamburger Wahlkreisen: Wahlbeteiligung und Stimmenanteile der Parteien in Prozent im Hinblick auf Wahlbeteiligung und Ergebnisse! Have a look!

Nachtrag:
In St. Pauli holt die Satire-"Partei" von Martin Sonneborn mit 4,2 Prozent mehr Stimmen als die CDU (4,0 Prozent). ntv

How To Squeeze Greece (X): Before we will broker a deal to transition power in Greece …

1. In einer von der Athener Nachrichtenagentur publizierten inoffiziellen Note wird von Amtsträgern der griechischen Regierung enthüllt, “bei der Eurogruppe am Mittwoch gab es Drohungen, dass es keine Fortsetzung der Beratungen gäbe, wenn wir nicht die Verlängerung (des Memorandums) unterzeichnen würden“. (in.gr via Griechenland-Blog)

2. Die neue griechische Regierung will an Schwarzgeld auf Schweizer Konten ran. Führende Syriza-Politiker künden an, dass der neu gewählte Ministerpräsident Alexis Tsipras und seine Genossen der Syriza-Partei den Schweizer Finanzplatz unter die Lupe nehmen wollen.
Schätzungen zufolge horten hellenische Superreiche hierzulande unversteuerte Gelder in Milliardenhöhe. «Wir werden Überweisungen in die Schweiz genau überprüfen», sagte Nikos Filis, Vorsitzender der Syriza-Fraktion im griechischen Parlament im Interview mit der «SonntagsZeitung». (via TagesAnzeiger.ch)

3. Wie der griechische Finanzminister den Kapitalismus retten möchte
    Varoufakis, der zuletzt als Professor in Texas an der Seite seines Freundes James K. Galbraith wirkte, zeigt sich in diesen Buch als brillanter Postkeynesianer mit einer großen Bewunderung für den US-dominierten Nachkriegskapitalismus – was, nebenbei gesagt, alle Charakterisierungen als gefährlicher Linksradikaler ziemlich absurd erscheinen lässt. Varoufakis zeichnet eine große globale Analyse: Das Wunder der Nachkriegszeit war, dass eine starke hegemoniale Ökonomie, nämlich die der Vereinigten Staaten, alle Überschüsse der Welt aufkaufte, das globale Kapital anzog, aber weise genug war, diese Mittel in die schwächeren Staaten so zu reinvestieren, dass diese nach und nach selbst ihre Produktionsbasis erweiterten. “Recycling der Überschüsse”, nennt Varoufakis das. “Hegemonie unterscheidet sich von Beherrschung oder bloßer Ausbeutung, weil der wahre Hegemon weiß, dass er in die Fähigkeiten seiner Partner, Surplus zu produzieren, investieren muss.” Auf diese Weise wurde nicht nur die Weltproduktion gesteigert, sondern auch die Nachfrage geschaffen, die nötig ist, um diese gesteigerte Produktion aufzukaufen. Amerika hat sich, obwohl dominierend, selbst beschieden, weil es begriffen hatte, dass das für die Stabilität des Systems notwendig ist und am Ende alle davon profitieren. “Selbstbeschränkung ist eine seltene und verstörende Tugend.”...


Robert Misik schließt seinen Artikel mit der wohl treffenden Einschätzung Varoufakis ist ein Mann mit einem Plan, am ehesten ein radikaler modernistischer Sozialdemokrat. Varoufakis fordere eine solche Hegemonie im Deutschland-dominierten Nach-Nachkriegs-Eu-Kapitalismus eben von Deutschland. Das wäre eine schöne Gelegenheit für die deutsche Sozialdemokratie, sich auf alte Ziele zu besinnen, aber da die alle aufgegeben wurden, schlägt man dort umso heftiger auf den Sozialdemokraten ein, der man selbst einmal war ...

Misik verweist darauf, dass Varoufakis die Veröffentlichung der Neuauflage seines Buches “Der globale Minotaurus” vorgezogen und gratis zum Download freigegeben hat.
    Europe after the Minotaur
    Greece and the Future of the Global Economy

    excerpts from The Global Minotaur: America, Europe and the Future of the Global Economy
    YANIS VAROUFAKIS
    Zed Books
    LONDON
    This eBook is licensed to gebattmer ...
Vgl. auch den Literaturhinweis im Adresscomptoir.

4. Die Zeit der Militärjunta war gerade einmal 7 Jahre vorüber als Griechenland am 1.1. 1981 als 10. Mitglied der EWG beitrat...
Eine kurze Geschichte der Beziehungen EWG-EU- Griechenland. Sehr hilfreich zum Verständnis der aktuellen Auseinandersetzungen.
(Der Wurm ist älter als der Apfel - die Schrottpresse)

CRISIS , WHAT CRISIS ? (XCIII): Inherent Vices ... after we had brokered a deal to transition power in Ukraine …

... die Schäden, mit denen man rechnen muss, wenn Powerbrokers in the US (= obviously a nation of truck drivers) realize that the present system must either expand or collapse. Either China and Russia are brought to heel and persuaded to accept a subordinate role in the US=truck drivers-led global order or Washington’s tenure as global hegemon will come to an end. (siehe unten: The Real Reason Washington Feels Threatened by Moscow)

Nachtrag:
Der russische Präsident Wladimir Putin sei von den Ereignissen in der Ukraine Ende 2013 und Anfang 2014 überrascht worden, „nachdem wir einen Deal zur Machtübergabe ausgehandelt hatten.“ Das sagte US-Präsident Barack Obama am 1.2.15. im Gespräch mit Fareed Zakaria von CNN: „… Mr. Putin made this decision around Crimea and Ukraine - not because of some grand strategy, but essentially because he was caught off-balance by the protests in the Maidan and Yanukovych then fleeing after we had brokered a deal to transition power in Ukraine …” (via FREITAG)

In other words and surprisingly enough: Eine Lastwagenfahrer-Nation had brokered a deal to transition power in Ukraine -
Surprising Maps Reveal Most Common Jobs in the US from 1978 to 2014



2014 (!!)

National Public Radio (NPR) recently released a fascinating infographic that reveals the most common job in every state of the United States, and the data may surprise you. They compiled the professions on a series of maps that start in 1978 and track every four years until 2014... To track these changes, NPR created an interactive slider where you can transform the US map with a click of your mouse.
Via My Modern Metropolis

Der Soundtrack dazu: Commander Cody & His Lost Planet Airmen: Truck Stop Rock


Der Film
soll aber auch ganz gut sein: Inherent Vice - Official Trailer
Thomas Pynchon: Natürliche Mängel habe ich jedenfalls gern gelesen ...

Nationaldrüsenfieber (III): Dresden

Die Opferstadt Dresden, vor 70 Jahren von den Briten bombardiert, ist der Nukleus des neudeutschen Geschichtskults und Rekonstruktionsfurors. Demokratie gilt hier als Ausrutscher...,
nebst einer Auseinandersetzung mit Walsers "Auseinandersetzungen mit der deutschen Schuld".

Sehr lesenswerte Kolumne von Georg Diez (SPON 13.02.2015)

Das Weichziel ist der Mensch (II): Der Papst, die Kinder, die Frauen und Tebartz-van Elst

Die Diskussion um die Äußerungen von Papst Franziskus zum Thema „Schlagen von Kindern“ hält an. Am Wochenende kam scharfe Kritik aus der vom Papst selbst eingesetzten vatikanischen Kinderschutzkommission. Franziskus selbst äußerte sich bisher nicht in der Sache. Dafür unterstrich er am Samstag noch einmal, dass er mehr Frauen in kirchlichen Entscheidungspositionen haben möchte. Nur wie das passieren soll, dazu hat er sich erneut nicht geäußert. Was den ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst anbetrifft ist seit diesem Wochenende klar, dass er eine Aufgabe als Delegat für Katechese im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung übernommen hat. Unklar ist, warum der Vatikan daraus ein solches Geheimnis macht.
( © 2015 ZDF & Papstgeflüster. Das Vatikan-Blog)

Vgl. auch
- Wer glaubt schon an Gott? - Ideologie Wie die Religionswissenschaft den Neoliberalismus sieht, ist so lehrreich wie einleuchtend (FREITAG Ausgabe 0515)
+ God Only Knows Revisited: "Ich denke, also bin ich kein Christ."

Das Weichziel ist der Mensch - Eine Kanone namens Bertha - Ein Messer im Herz des Friedens: Drumbeat to arm Ukraine forces gets louder - "Wir müssen uns ehrlich machen" (?!)

Es lohnt immer mal wieder nachzusehen, was aktuell im Catch-up Service von Alexander Kluges dctp zu sehen ist. Z. B.:

- Das Weichziel ist der Mensch - Oberstleutnant Sanftleben erläutert Kernprobleme der Truppe. Georg Schramm als Oberstleutnant Sanftleben.

- Eine Kanone namens Bertha
Im Krieg gegen die Sowjetunion belagerte im Jahre 1942 die deutsche 11. Armee die Festung Sewastopol auf der Krim. Für den Beschuss wurde die damals mächtigste Kanone der Wehrmacht, die sogenannte "Dicke Bertha" herangeschafft.
Der beliebte Charakterdarsteller und Musiker Helge Schneider spielt den Artillerieoffizier, der den Transport des schweren Geschützes kommandiert. Das Problem liegt darin, nach dem Einsatz eine solche Masse von Stahl, verteilt auf 16 Güterwagen, wieder heim ins Reich zu schaffen. Am Ende dient diese Kanone, ebenso wie die 11. Armee, im April 1945 zur Verteidigung der "Festung Harz". Teile der Handlung spielen auf dem auch heute umkämpften Boden der Ukraine.


http://d1dxvqgwsofldg.cloudfront.net/images/9_2684_1420541286.jpg

+ Und all die bunten Blumen, die haben müden Tod…
Wir sehen Helge Schneider im Jahr 1914, also vor 100 Jahren, in verschiedenen Rollen: als Oberstleutnant der Artillerie, als Detektiv der Agentur Pinkerton in Sarajewo und als Trommler im Trommelfeuer. Anschließend ist er als Mafia-Boss von heute im Drogenkrieg tätig. Schließlich zeigt er sich in Rollen aus dem Jahre 1918, dessen 100jähriges Gedenken erst in vier Jahren auf uns zukommt. Alles dies mit Saxophon.
Der Titel der Sendung stammt aus dem „Gaskampflied“, das im Jahr 1916 entstand. In diesem Lied heißt es: „Und all die bunten Blumen, sie haben müden Tod“, nämlich durch Giftgas. Die Trauer, die in den Worten dieses Liedes liegt, ist intelligenter als alle Tatsachen des 1. Weltkriegs.


+ Ein Messer im Herz des Friedens / 1618 bis 1648: alle bastelten alle an der Aufheizung des Konflikts
Man spricht vom 30-jährigen Krieg. Tatsächlich handelt es sich um mehrere Kriegsszenarien, die aufeinander folgten. Das einzige, was fast 30 Jahre nicht gelang, war, dass man die Kette der Konflikte beendete. Der Brandstifter waren zu viele. Die Jahres dieses mörderischen Krieges sind durch höchst unterschiedliche Protagonisten gekennzeichnet: was für ein Charakter war Generalissimus Graf Tilly, der Magdeburg verbrannte? Wie lässt sich der „Kriegsunternehmer“ Wallenstein beschreiben, der vom Krieg lebte und an ihm starb? Was für ein Bild gibt der Schwedenkönig Gustav Adolf, der im Nebel einer Schlacht kläglich umkam, von Räubern nackt ausgezogen und seines Glanzes beraubt?
Der Historiker Ralf-Peter Fuchs über den 30-jährigen Krieg, dessen verwirrende Fronten (wenn auch nicht im Ausmaß) an die Konflikte in der heutigen Ukraine erinnern. (Vormerken! Montag 23.3.2015)

Wenn es dann nicht zu spät ist.


Drumbeat to arm Ukraine forces gets louder. Even Brookings and Times "liberals" (und FAZ et al. sowieso) are on board. Alle basteln alle an der Aufheizung des Konflikts. That means danger...

- The New York Times does what it’s told: What the media’s not telling you about our next likely foreign intervention (Patrick L. Smith, in: Salon, Feb 6, 2015)
... I stand astonished we are hurtling toward armed confrontation at this speed, with no one in sight to check what starts to look like an obsessive-compulsive addiction to some kind of regeneration through violence.
“The U.S. has already dragged us into a new Cold War, trying to openly implement its idea of triumphalism,” Mikhail Gorbachev, whose subtle grasp of the divide between East and West is second to nobody’s, said in an interview last week. “Where will that lead all of us? Have they totally lost their heads?”
On this side of the concertina wire, we are amid a propaganda campaign that exceeds itself as we speak. The latest is an old Pentagon “study” leaked to the networks Wednesday —and dutifully reported in grave tones—purporting to establish that Vladimir Putin suffers from Asperger’s syndrome. Any younger reader who does not understand why this column brays regularly about a return to the suffocating absurdities of the 1950s, now you know. Future generations will laugh, but we cannot now...


- Der Tag, an dem die Welt zerfiel. (FAZ 07.02.2015, von Mathias Müller von Blumencron)
Vorwürfe, Anschuldigungen, unverhohlene Drohungen: Niemals zuvor in den vergangenen zwanzig Jahren lagen Ost und West so weit auseinander, traten die Differenzen so offen zu Tage wie auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Der Ukraine-Konflikt droht zur Weltkrise zu werden...
In einer wüst heruntergerappelten Tirade stellte der russische Außenminister Sergej Lawrow die Ukraine-Krise als den Endpunkt einer langen Liste von Enttäuschungen dar, die vor 25 Jahren mit einem großen Missverständnis des Westens begann ...

... was allerdings Michail Sergejewitsch Gorbatschow in einem Interview last week (s. o.) auch schon gesagt hatte, aber vielleicht nicht so heruntergerappelt ...

- The Real Reason Washington Feels Threatened by Moscow. The Fallujah Option for East Ukraine - by MIKE WHITNEY, CounterPunch Weekend Edition February 6-8, 2015)
... Powerbrokers in the US realize that the present system must either expand or collapse. Either China and Russia are brought to heel and persuaded to accept a subordinate role in the US-led global order or Washington’s tenure as global hegemon will come to an end.
This is why hostilities in East Ukraine have escalated and will continue to escalate. This is why the U.S. Congress approved a bill for tougher sanctions on Russia’s energy sector and lethal aid for Ukraine’s military. This is why Washington has sent military trainers to Ukraine and is preparing to provide $3 billion in “anti-armor missiles, reconnaissance drones, armored Humvees, and radars that can determine the location of enemy rocket and artillery fire.” All of Washington’s actions are designed with one purpose in mind, to intensify the fighting and escalate the conflict. The heavy losses sustained by Ukraine’s inexperienced army and the terrible suffering of the civilians in Lugansk and Donetsk are of no interest to US war-planners. Their job is to make sure that peace is avoided at all cost because peace would derail US plans to pivot to Asia and remain the world’s only superpower...


Wenn man dann noch liest, wie Nuland und McCain in München Frau Merkel wegen ihrer Ukraine-Diplomatie attackiert haben (Forderung zum Pistolenduell - Stefan Kornelius, der sich ja sonst auch gern mal kriegsgeil zeigt, in der Süddeutschen von heute, S. 2)
und dann noch zur Kenntnis nehmen muss
Osteuropa-Expertin der Grünen kritisiert prinzipielles Nein zu Waffenlieferungen (SZ 8. Februar) :
... Womöglich liege es daran, dass wir Deutschen "auf keinen Fall Partei werden" wollten, mutmaßt die 62-Jährige. Dies sei jedoch keine verantwortbare Position. "Wir müssen uns ehrlich machen", so Beck. Es gebe nicht zwei gleichermaßen schuldige Kriegsparteien in der Ukraine. "Es gibt Angreifer und Verteidiger. Aus meiner Sicht darf man das nicht länger leugnen", sagt sie der Süddeutschen Zeitung...
    Die Tauben, die Falken und der Krieg
    Da sind auf beiden Seiten des Ukrainekonfliktes Tauben und Falken.
    Westliche Falken: Washington, Kiew, Nato, ukrainische Oligarchen, Ostküstenoligarchen
    Westliche Tauben: Paris und Berlin
    + jeweils nachgeordnete Länder
    Bei den Falken sind das: Polen und Balten bei den Tauben: Italien oder Tschechien.
    Aber diese sind keine entscheidenden Spieler auf dem Brett.
    Östliche Falken: die Führung der Volksrepubliken von Donezk und Lugansk sowie die russische Kriegspartei (verkörpert durch großrussische Nationalisten wie Strelkow oder Dugin)
    Östliche Tauben: der Kreml und die russische Friedenspartei (verkörpert durch Leute wie Gorbatschow)…
    Wichtig: Man sollte die Tauben nicht für Neutrale halten, erst recht nicht für Pazifisten, noch weniger für Agenten der Selbstaufgabe oder gar für Lämmchen, die sich bereitwillig dem Wolf hingeben.
    Sie verfolgen lediglich keine versteckte Kriegs- und Eskalationsagenda und versuchen stattdessen, auf einen friedlichen Ausgleich von Interessen hinzuwirken. Selbst Pat Buchanan, eine amerikanischer Konservativer (nicht zu verwechseln mit einem Neocon) hat sich dieser Tage in dieser Richtung geäußert…
    Ein Dugin will den Westen bekämpfen, ein Gorbatschow will dem Westen die Offensive ausreden und mit ihm kooperieren, sobald die Panzer, Artillerie und Feindregierung aus dem russischen Vorgarten abgezogen sind. Das ist der Unterschied. Wladimir Putin gehört übrigens zu den russischen Tauben, auch wenn Spiegel, Bild und Co agendapflichtgemäß das Gegenteil behaupten.

    Quelle: der Freitag via nds
Aber Frau Becks schwer unterkomplexe Analyse (so würde ich das nicht nennen) führt nur zu dem einen Schluss: Wir sollen endlich wieder richtig Partei sein dürfen ...

Und so krabbeln sie - die terribles simplificateurs - auf dem Morgenstern-bewehrten kleinköpfigen Söldner herum und debattieren ohne eine Ahnung davon, wer das Pferd ist, auf dem sie alle sitzen und in den Krieg reiten.




... oder: "Da stimmt etwas an der Rollenverteilung nicht", so Max Uthoff, "früher haben die Journalisten Journalismus gemacht und wir Satire. Und jetzt dreht sich das ein bisschen um."

For more information please reread

Gut gesagt: "Wer lange genug in Saus gelebt hat, soll auch das Recht haben, mal in Braus zu leben"

Baby Pignatari zugeschrieben. Aus: Welt im Spiegel : Die unabhängige Zeitung für eine sauberere Welt / Redaktions-Team: F. W. Bernstein [u.a.] Beitr. u. Fotos von Peter Amend [u.a.], Faksimile-Druck, Frankfurt/M. : Bärmeier u. Nikel 1969

http://img.zvab.com/member/40223l/64154907.jpg

Gernhardt, Robert. Bernstein, F. W. Waechter, F. K.
Welt im Spiegel. WimS 1964-1976.


Wenn Sie irgendwo noch ein Exemplar ergattern (auch ein schönes Wort) können: Kaufempfehlung!

Nachtrag - aus der Nachfolgeorganisation Titanic – November 1979
Oder: Zur Vorgeschichte der akutellen, zumindest teilweise satirischen Islamkritik ...
https://allerleibuntesausdeutschland.files.wordpress.com/2015/02/beispiel05.jpg
via Allerlei Buntes aus Deutschland

Neurowissenschaften und Mentales Kapital : Hard Science???

Neuropsychologie, Neurogesellschaft, Neuropsychiatrie, Neuro-Politik, Neuropsychoanalyse, Neurokontrolle, Neuropädagogik, Neuro-Kriegsführung, Neuro-Didaktik, Neuroinformatik....

Unbedingt hören/lesen: Die Zukunft der Hirnforschung. Von Frank Kaspar. Geist und Gehirn (2/2 - Deutschlandradio Kultur, Zeitfragen, 05.02.2015)
    "In einzelnen Regionen leuchten Farben auf, die angeblich auf einen Blick den Verliebten, den Kriminellen, den Psychopathen oder das Mathe-Ass verraten. Aber sobald man sich den Versuchsaufbau und die Daten dahinter genauer ansieht, wird jedem Neurobiologen klar, wie fragwürdig die Verbindung der Hirn-Scans mit psychischen Phänomenen ist. – Außerdem ist die Vorstellung, dass man einzelnen Hirnregionen spezifische Funktionen zuordnen könnte, eigentlich überholt und mit neueren Erkenntnissen über das hochdynamische System Gehirn nicht zu vereinbaren. Gefährlich wird der Deutungsanspruch der Neurowissenschaft, wenn Forscher behaupten, dass sie eine psychische Veranlagung für kriminelles Verhalten im Gehirn lokalisieren können. Dann geht es nicht mehr um die Verantwortung einer Person für ihr Handeln, sondern es entsteht der Eindruck, dass das Gehirn einen Menschen dazu treibt, sich kriminell zu verhalten."

    Neurobiologe Steven Rose
    von der Open University in London:

    "In der Neurowissenschaft ist mittlerweile eine Menge Geld im Spiel. Das 'Human Brain Project' der Europäischen Union zeigt deutlich, wie sehr die Hirnforschung von wirtschaftlichen Interessen getrieben ist. Das Projekt fördert die Entwicklung neuer Computersysteme und nützt damit vor allem der europäischen IT-Industrie. Die Forscher reden von Therapien für Alzheimer oder Schizophrenie, aber tatsächlich geht es hier um das große Geld und nicht um Gesundheit."
    "Es geht um das große Geld, nicht um Gesundheit"


    Steven Rose beobachtet seit Jahren, wie die Hirnforschung für gesellschaftliche Belange in Beschlag genommen wird. Ob die Neurowissenschaften unser Menschenbild verändern, ist nicht nur eine akademische Frage. Ihre Definitionsmacht hat handfeste Auswirkungen. Um das zu erkennen, braucht man nur in die Schule zu gehen, sagt Steven Rose.

    "Kindern, die in der Schule Probleme haben, werden heute lauter Label angeheftet: Fällt ihnen das Lesen schwer, dann haben sie eine Dislexie, kommen sie im Rechnen nicht mit, eine Diskalkulie, und wenn sie nicht still sitzen können, heißt das jetzt ADHS. In jedem Fall wird das Problem im Gehirn des Kindes gesucht. Man fragt: Ist das genetisch bedingt? Ist es eine Entwicklungsstörung? Gibt es ein Medikament dagegen? All das läuft darauf hinaus, dem Kind eine Störung zu attestieren, anstatt sich das Umfeld anzusehen, in dem es aufwächst. Das ist eine Richtung, in die die Hirnforschung sich gerade entwickelt."
Weiter hier zu hören.


+ Geist und Gehirn (1/2) - Das rätselhafte Organ (Deutschlandradio Kultur, Zeitfragen, 04.02.2015)
+ Ich bin Hirnforscher - dctp Mit Nobelpreisträger Prof. Dr. Thomas Südhof
+ Lernen: Der status praesens der Hirnforschung

"Diktatur der Ästhetik: ... Fleischburka" Oder: Die alte Angst vor dem Ewig-Weiblichen ...

Ein scharfer Denker, der Präsident des päpstlichen Kulturrats im Vatikan, Kardinal Gianfranco Ravasi:
    Mit Aussagen über die Legitimität von Schönheitsoperationen hat (er) ... aufhorchen lassen: Es sei "beeindruckend, wie die Schönheits-Operationen zunehmen, um einem äußerlichen Modell zu ähneln", äußerte sich Ravasi bei der Vorstellung des Tagungsprogramms zur am Mittwoch beginnenden Vollversammlung des päpstlichen Rats. "Es ist, als ob Frauen dazu verpflichtet seien, einem Rollenbild der Werbung zu entsprechen", legte der Kurienkardinal am Dienstag in einem Interview mit Radio Vatikan nach. Gleichzeitig sprach er von einer "Diktatur der Ästhetik".
    Ähnlich kritisch liest sich auch das Arbeitspapier zur Vollversammlung, die von 4. bis 7. Februar im Vatikan die "Kultur der Frau" thematisiert: Für die Ergebnisse plastischer Chirurgie wird darin der Ausdruck "Fleischburka" verwendet, solang es Frauen nur darum gehe, sich den äußerlichen Normen der Konsumgesellschaft anzupassen.
Dieser Text stammt von der Webseite http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/67716.html des Internetauftritts der Katholischen Presseagentur Österreich. Die Debatte um das Video zur Tagung lassen wir mal außen vor.

https://encrypted-tbn3.gstatic.com/images?q=tbn:ANd9GcTBNS0iVOgQiUksAHgMDOzczFuMhaM7bgEXrot0gnAtW8QCVIjgDA

Des Kardinals Wortschöpfung "Fleischburka" schien mir erstmal treffend, insofern er sich auf zweifelsfrei widerwärtige Erscheinungsformen dessen bezieht, was er Konsumgesellschaft nennt (- Andrea Roedig in: Scham heute III - WEIBLICHER KöRPER kann das allerdings präziser beschreiben!).

Allerdings ist es einerseits auch eine billige Islam-Replik und andererseits kriecht da doch auch die alte Angst vor dem Ewig-Weiblichen hervor:

 photo GardenofEden1956_zpsd53cb677.jpg

Wenn man dann noch mit aktuellen Debatten um einen fundamentalistischen Evangelen (Warum predigt sich ein Bremer Pastor ins Abseits? NOZ), der ja in seinem Denken nicht so weit von gewissen Imanen entfernt ist, belästigt wird und dann noch lesen muss, dass Papst Franziskus das Schlagen von Kindern für in Ordnung hält , dann liegt mE nur eine Schlussfolgerung nahe:

Mögen die, die an irgendein überirdisches Wesen glauben wollen, uns mit ihren Aberglauben-internen-Debatten in Ruhe lassen. Mögen sie das unter sich ausmachen und in Gemeindeblättern verhandeln, aber nicht die Öffentlichkeit damit belästigen und mögen die Medien aufhören, über die Interna dieser obsukuren Subkulturen an prominenter Stelle zu berichten. Die Öffentlichkeit hat andere Sorgen.
Und
Gott ist wohl wirklich tot. Nur der Teufel hat noch Konjunktur.


Vgl auch Daniela Dahn zum Burka-Verbot (FREITAG 2814)
+ God Only Knows Revisited: "Ich denke, also bin ich kein Christ."

Revisited: How To Squeeze Greece (VI) - Werden Mercedes, Opel und BMW Steuern zahlen? - EZB und Schäuble lassen Varoufakis abblitzen!

Beitrag vom 09.09.2014:

Aus vor über einem Jahr in Griechenland gegen deutsche Fahrzeughersteller verhängten Geldstrafen von 600 Millionen Euro wurde bisher kein einziger Euro beigetrieben.
Obwohl seit der Enthüllung des Themas der skandalösen Steuerhinterziehung deutscher Fahrzeughersteller (Daimler Benz – Mercedes, Opel und BMW) in Griechenland mehr als ein Jahr verstrichen ist und das Dezernat für Wirtschaftskriminalität (SDOE) Geldstrafen von 600.000.000 Euro verhängte, hat die zuständige Finanzbehörde bisher nicht einen einzigen Euro beigetrieben!
Die von dem SYRIZA-Vorsitzenden Alexis Tsipras bei seinem jüngst erfolgten Besuch bei dem SDOE auf politische “Zweckmäßigkeiten” zurückgeführten Verzögerungen des Beitreibungsmechanismus sind inzwischen auch Gegenstand einer Anfrage des Europa-Abgeordneten der SYRIZA, Dimitris Papadimoulis, an die Europäische Kommission geworden.
Gesamten Artikel lesen »
[Griechenland-Blog]


Heute (SpOn):

Syrizas erste Sparaktion: Griechische Regierung schafft Minister-Limousinen ab

Alexis Tsipras (- das ist jetzt wieder Arschdenk-O-Ton SpOn-) macht nicht nur beim Geldausgeben ernst: Die neue griechische Regierung verkauft ihren Fuhrpark, darunter einen 750.000-Euro-BMW, angeschafft von der Papandreou-Regierung und genutzt bis kurz vor der Wahl von Evangelos Venizelos, Chef der griechischen Sozialisten (Pasok) und früher Finanzminister ...

Na gut, reiner Populismus: Tsipras fährt seinen alten A4 weiter, Varoufakis fliegt Economy und fährt in Athen Motorrad und Vize-Verwaltungsreformminister Georgios Katrougalos sagt: "Minister brauchen keine Staatskarossen", also wieder nur ein Angriff auf Deutschland = AUDI, BMW und Daimler!

Da sollten sich doch diese griechischen Linken ein Beispiel an den chinesischen Kommunisten nehmen:
Abfahrt der Delegierten des 18. Parteitages der KP Chinas
KP-China

Mal sehen, ob die Bundesregierung morgen Tsipras wieder Contra gibt: Troika und deutsche Staatskarossen bleiben!

Man könnte den Griechen natürlich auch raten, eine eigene Automobilindustrie aufzubauen, um exportmäßig vorwärts zu kommen.
Da war doch schonmal was: Autoproduktion im Pleiteland Griechenland - Wassilis Aswestopoulos, tp 15.06.2013


Ein erstes Resümee: Was in Griechenland in einer Woche und 5 Jahre lang nicht geschah (Griechenland-Blog)

und ein - sehr lesenswertes - Interview von ZEIT und ZEIT ONLINE (04.02.):
Yanis Varoufakis: "Ich bin Finanzminister eines bankrotten Staates"
- oder auch:
"Wie der Kanarienvogel in der Kohlegrube" - Varoufakis im ARD-Interview (04.02.)

Und dann?!
CDU-Wirtschaftsrat erwartet von Schäuble Unnachgiebigkeit (Süddeutsche 5. Februar 2015 04:41 Uhr ... seit 4 Uhr 41 wird zurückgeschossen ...)
Der Focus meldet Vollzug (05.02.2015, 18:48) :
Griechenland unter Druck - EZB und Schäuble lassen Varoufakis abblitzen .... EZB erhöht Druck im Griechenland-Poker –Schmeißt Draghi jetzt die Griechen raus? - Sagt Mario Draghi den Griechen grad wirklich: Wenn Ihr nicht brav seid, ruiniere ich die Eurozone?
Nein, das ist doch eher unwahrscheinlich.
Sagt Misik.

Undankbare Faulenzer? Die Debatte über Griechenland – und die Fakten
Nach der Wahl in Griechenland geht ein Raunen durch Europa: Weil die neue Regierung sich gegen einen Teil der Sparauflagen stemmen will, werden Premierminister Tsipras und seine Regierung als politische Geisterfahrer bezeichnet, die Griechen als undankbar, das Land als unreformierbar. Zu viele Beamte, der Arbeitsmarkt verkrustet, kein Reformwille – so die Vorhaltungen aus der EU und auch aus Deutschland. Aber stimmt das alles? MONITOR macht den Faktencheck.


How To Squeeze Greece (IX): Grundkurs Demokratie* - Der Parlamentschef vs The Surplus Recycling Mechanism: Syriza’s finance minister has a big idea – but will Germany accept it?
Obviously/definitely not!!

Update Ukraine (XXXVIII): Дама с собачкой - Oder: Wag The Dog. Spätfolgen

Tut mir leid, aber über manche Fotos der Kriegsberichterstattung kann ich nur - zuweilen auch herzlich - lachen. Das ist eine Spätfolge des mehrfachen Ansehens von Barry Levinsons "WAG THE DOG".
Wenn ich zB heute die Дама с собачкой (Die Dame mit dem Hündchen) mit der Bildunterschrift eine ukrainische Soldatin trägt an einem Kontrollpunkt im Dorf Peski einen Hund auf dem Arm sehe



... muss ich an diese großartige Szene aus Barry Levinsons "WAG THE DOG" von 1998 denken:



THEY ARE WALKED OVER TO AN AREA IN WHICH WE FIND THE PET WRANGLER, SURROUNDED
BY SEVERAL ANIMAL CASES WITH DOGS IN THEM.
MOSS, AS HE SPEAKS, IS SURVEYING THE DOGS.

MOSS
Well, it's a little bit of a...

A.D.
...we're going for a direct buy-out.

MOSS
...you have your agent check with the...

TRUDY
No, I know it's going to be fine. I'm so excited, and
I'm looking forward to putting it on my resume. When
you called last...

BREAN TAKES TRUDY ASIDE.

BREAN
Eh, Trudy, could I talk to you for a moment...? You
know, this project is a... "Funny" kind of...

HE WALKS HER ASIDE. MOSS SELECTS A DOG, AND AMES COMES OVER TO HIM, HOLDING
A CELLPHONE.

AMES
(DESCRIBING THE SCENE, INTO THE PHONE)
A schnauzer. What appears to be a...

PET WRANGLER
Lhasa Apso.

AMES
(INTO PHONE)
Lhasa Apso, and a...

HE LOOKS AT THE THIRD DOG.

PET WRANGLER
What you have here is a cross-breed, between a dog
which was substantially a...

AMES GESTURES HIM FOR SILENCE, AS HE LISTENS TO THE PHONE.

AMES
(INTO THE PHONE)
Abso... absolutely, sir... Absolutely.
(TO MOSS)
He wants a kitten.
(PAUSE)

MOSS
(TAKING CHARGE)
Okay. Here's what we're gonna do.

HE GESTURES TO HIS ASSISTANT, WHO COMES OVER FOR A CONFERENCE.

MOSS
(CONT.)
I need a little bit of help...?

ANGLE ON BREAN WALKING TRUDY. HE GESTURES TO AMES.

AMES
Miss, we are going to ask you to sign this little sheet
of paper...

TRUDY
Well, my agent would be ril ril miffed with me, if I
signed anything, uh, to...

AMES
This does not have to do with your Deal. This is for
your Security Clearance.
(PAUSE)

HE TAKES OUT A SHEET OF PAPER FROM HIS POCKET.
THEIR WALK HAS BROUGHT THEM AND THE CAMERA BACK TO MOSS AND THE ASSISTANT, AND
THE DIRECTOR.

DIRECTOR
(TO MOSS)
...fix it in the mix.

ASSISTANT
We're going to do it digitally...

MOSS
...can we shoot one?

DIRECTOR
Alright, now we're gonna...

THE PET WRANGLER HANDS A DOG TO TRUDY. THE ASSISTANT WAVES HIM OFF, AND
LOOKS AROUND, AND HANDS HER A BAG OF POTATO CHIPS.

ASSISTANT
...run with this...

TRUDY
...these'r potato chips...

DIRECTOR
Just, uh, just hold the bag when you run.

MOSS
(TO BREAN)
We need it for the Arm Position, on the screen it'll be
a kitten.

TRUDY
Someone's bringing in a kitten...?

MOSS
No, no, no.... we'll punch in a kitten. Um... Later.

TRUDY
...you're gonna Punch in a Kitten Later.

MOSS
Yes.
(PAUSE)

TRUDY
Why...?

A.D.
Okay, settle, people. Settle... we're gonna try
one...

MOSS
It gives us a wider option.

TRUDY
A wider option of what?

MOSS
(DISTRACTED)
...of kittens...

LA Screenwriter

http://i.ytimg.com/vi/TxfThO_oGo0/hqdefault.jpg

“Why does the dog wag its tail?
Because the dog is smarter than the tail.
If the tail were smarter, it would wag the dog.”
Essay about Wag the Dog and how Media is influenced by Politics - Introduction to Visual Culture

"Christlich-jüdische Tradition", Aufklärung und Auschwitz

Gestern Abend treffen sich ein sog. Philosoph und ein Journalist (Ob Pegida oder AfD, der Konservatismus kommt mit Macht zurück. Bei „Precht“ im ZDF lernt man darüber aber wenig - Jürgen Busche, FREITAG 0615) : Precht im Gerspräch mit Herrn Schwennicke von Cicero



Und da ging es wieder um die neue Gretchen-Frage und in diesem Zusammenhang eben auch um das Konstrukt der christlich-jüdischen Tradition, von dem sich Precht eher vordergründig distanziert (ab 20:40), wenn er darauf verweist, dass die christliche Philosphie des späten Mittelalters wesentlich aufgrund der arabischen Quellen und Kommentare vorangekommen ist. Zu einer Würdigung der arabischen Aufklärung kommt er nicht; jedenfalls darf er sie nicht so nennen ...
    ... Die Moderatoren der Debatte „erklären gar nichts, berühren niemals etwas Tieferes in den Dingen, sie bewegen sich weit entfernt von den Wissenschaften, sie haben nicht einen Funken von jener menschlichen Begabung, die Dinge selbständig zu durchdenken, daher missachten sie auch die Auslegungen der Weisen und lesen traditionelle Texte nach ihrem eigenen begrenzten Verständnis“. Und falls die Kritiker sich gar als Hüter der Aufklärung aufspielen, um die Tradition der anderen verächtlich erscheinen zu lassen, so seien diese wohl „noch größere Idioten als die einfältigen Frommen, noch größere Schwätzer, die ihre Reden mit großem Einfluss und immensem Schaden unter der Intelligentsia losplatzen lassen“.

    Der Autor dieser scharfen Worte ist der judeo-arabische Philosoph Moses Maimonides (1135-1204). Er ist der größte unter den rabbinischen Gelehrten, gehört zu den arabischsprachigen Juden des Maghreb, seine Philosophie ist Teil der arabischen Aufklärung...

    Die jüdisch-christliche Tradition ist eine Erfindung. Von A. S. Bruckstein Çoruh (Tagesspiegel 12.10.2010)
... weil er mit Schwennicke dann die Volte drehen muss, dass wir jetzt - zivilisatorisch - weiter sind (ab 22:20) und einen Vorsprung von ca 300 Jahren haben: wegen unserer Aufklärung!

Und da folge ich Almut Shulamit Bruckstein Çoruh ohne jede Einschränkung:
Es stockt einem der Atem bei so viel Geschichtsvergessenheit. Es ist gruselig, mit welchem Pathos der geistigen und moralischen Überlegenheit die selbst ernannten Vertreter des jüdisch-christlichen Abendlandes muslimischen Zeitgenossen, ganz egal welcher Nationalität und welcher kulturellen Prägung, die europäische Aufklärung vorhalten. Das Eis bleibt dünn, nach gerade einmal siebzig Jahren.

MaW: Wer die Aufklkärung ins Feld führt und nicht einen Gedanken zu deren Dialektik anschließt, also nicht einmal erkennen lässt, dass er mitdenkt, dass in Auschwitz das Scheitern der Aufklärung manifest wurde, das in der „Einheit von formaler und instrumenteller Vernunft“ ihres Denkens, in ihrem „spezifisch abendländischen, auf Selbsterhaltung und Herrschaft abzielenden Rationalitätstypus“ angelegt ist, - der sollte besser schweigen. Oder jedenfalls nicht so tun, als seien die Werte der Aufklärung nun plötzlich - seit 1945 - 1949 - 1968 - 1989 - oder endgültig mit der Schröder/Fischer-Gang (aka rot-grün) neu und rein zur Geltung gekommen, so dass wir sie für uns - gegen andere - in Anspruch nehmen könnten.
Können wir nicht und werden wir nie können, weil der Widerspruch, der in der Frage steckt, warum die Aufklärung Auschwitz nicht verhindern konnte, vermutlich nicht zu lösen ist.


Wieslaw Walkuski via metalonmetalblog

Wise Man Says

"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt." Charles Lewinsky, Der A-Quotient

Wise Man Says II

"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater." Frank Zappa

Haftungsausschluss

The music featured on this blog is, of course, for evaluation and promotion purposes only. If you like what you hear then go out and try and buy the original recordings or go to a concert... or give money to a down on his luck musician, or sponsor a good busker, it may be the start of something beautiful. If your music is on this blog and you wish it removed, tell us and it shall be removed.

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