Captain Nemo's Nautilus' motto was Mobilis in mobili, which may be roughly translated from Latin as, "moving amidst mobility", "moving within the moving element", or "changing in the changes". Hubert Mounier hat 1993 daraus mit seiner Band L'Affaire Louis Trio dieses schöne Lied gemacht
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Quand les vérités sont trop lasses
Pour douter du temps qui passe
D'autres ont déjà pris leur place
Alors elles s'effacent
Quand les vérités sont banales
Elles s'étalent dans le journal
Il vaut mieux tourner la page
Partir en voyage ...
Personnalité attachante de la scène pop et chanson française, tout en clair-obscur, le chanteur Hubert Mounier est mort lundi 2 mai à l’âge de 53 ans, d’une crise cardiaque. Ich mag dieses Chanson von ihm sehr gern:
In den USA, in Marokko und der Ukraine - immer mehr Länder bauen 27 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer erneut an Grenzschutzanlagen aus Beton. Die Türkei geht nun laut Tagesanzeiger einen Schritt weiter: Angeblich wollen die türkischen Behörden alle 300 Meter ein "automatisiertes Maschinengewehr" auf die Mauer setzen, dass alle Lebewesen beschießt, die sich der neuen Grenzsicherung nähern.... RT Deutsch 4.05.2016 • 17:23 Uhr
Bereits im Februar hatte der Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung von den Plänen der türkischen Regierung berichtet, ein "physisches Grenzsicherungssystem" im Südosten zu errichten, das sich nicht nur aus einer drei Meter hohen Betonmauer, Stacheldraht und Wärmebildkameras zusammensetzen soll. Es seien Anlagen geplant, die automatisch anfangen zu schießen, sollte die Warnung in türkischer, englischer und arabischer Sprache keine Wirkung erzielen.
In Deutschland gab es zuletzt zu Zeiten der DDR Grenzmauern (die Berliner Mauer) und Wachtürme sowie Grenzzäune mit Selbstschussanlagen, denen zwischen 1970 und 1984 mindestens zehn Menschen zum Opfer fielen.
Ohne zynisch werden zu wollen und die Opfer zu verhöhnen: Zehn Tote in vierzehn Jahren an einer (geopolitisch und -strategisch höchst relevanten) Grenze, - das wirkt aus heutiger Sicht geradezu putzig ...
Nun haben sich die geopolitisch und -strategisch höchst relevanten Grenzen verschoben (nicht von selbst, freilich): nach Osten = die zu Russland (Dem Baltikum geht es wie einst Westberlin. Eine Kolumne von Theo Sommer; ZEIT Online 3. Mai 2016) und nach Süd-Südosten = Fortress Europe, feat.The Sultan of Civil War (Pepe Escobar).
Es spricht einiges dafür, dass es bei dem EU-Türkei-Deal nicht nur um Rücknahme und Resettlement von Flüchtlingen geht, sondern dass EU und NATOstan nach Süden und Osten arrondiert werden.
It may be enlightening to go back to what happened nine years ago, at the Munich security conference. Vladimir Putin already could see it coming, if not in detail at least conceptually. The inevitable geo-economic expansion of China via the One Belt, One Road (OBOR), the official denomination of the New Silk Roads – which are bound to unify Eurasia. The steady progress of the Shanghai Cooperation Organization (SCO), evolving from a sort of Asian economic/trade community towards a sort of Asian NATO as well. The success of the “4+1” coalition in Syria should be read as a precursor to the SCO’s increased international role.
What’s left for the Empire of Chaos in the Eurasian front is the wishful thinking of attempting to encircle both Russia and China, while both keep actually expanding all across the Eurasian Heartland, shedding US dollars and buying gold, signing a flurry of contracts in yuan and selling oil and gas to all and sundry. Under Pressure? Well, call it a song by Queen and David Bowie; It's the terror of knowing/What this world is about/Watching some good friends/Screaming, "Let me out!"
Read more: http://sputniknews.com/columnists/20160331/1037277119/us-europe-asia-gopolitics-escobar.html#ixzz47i8nw9Xv
Airbus Defence and Space liefert die nötige Technologie für das Arrondierungsprojekt, wie SPON und Tagesspiegel berichteten, auf jeden Fall schonmal für eine der modernsten Grenzschutzanlagen der Welt, die Saudi-Arabien derzeit errichtet – mit deutscher Hilfe. Der Rüstungskonzern Airbus (früher EADS) liefert die Technik für das Zwei-Milliarden-Euro- Projekt.
Auf der Seite von Airbus Defence and Space, die Auskunft geben soll über das Geschäftsfeld Communications, Intelligence & Security ist zur Zeit der Bereich Border Security. Design and provision of complex terrestrial and maritime border security systems using many types of sensors including radar and video surveillance
nicht erreichbar. Schade eigentlich; man wüsste gern mehr darüber, was hier im Portfolio ist ... Die Nachrichtenlage ist hier dürr, Wikipedia kann auf der Airbus Defence and Space-Seite unter 1.3 Kommunikation, Aufklärung und Sicherheit auch nur anbieten: „Grenzsicherungssystem“ – Hier kannst du einen neuen Wikipedia-Artikel verfassen.
Na dann. Fuck me running ...
2022 -A new European order
Robot guards patrolling the border
Cybernetic dogs are getting closer and closer
Armoured cars and immigration officers
A burning village in Kosovo
You bombed it out now you're telling us go home
Machine guns strut on the cliffs of Dover
Heads down people look out! we're going over
Burnin up! can we survive re-entry
Past the mines and the cybernetic sentries
Safe european homes built on wars
... Und Rio Reiser und die Scherben haben noch früher gesehen, dass es Wüsten aus Angst und Hass gibt, wo die Menschen verdursten auf der Suche nach Liebe, krank vor Verzweiflung und vom Warten müde ... Silly und Rio Reiser beim Konzert "Gewalt ohne mich" 1992
Ich komm aus der Wüste aus Stahl und Glas.
Ich komm aus der Wüste aus Angst und Haß,
wo die Menschen verdursten auf der Suche nach Liebe,
krank vor Verzweiflung und vom Warten müde.
Ich komm aus dem Land der vergifteten Straßen,
wo man den Tag verkaufen muß, um sorglos zu schlafen.
Wo das Leben schneller ist als ein Herz schlagen kann
und tausend Lügner sprechen bevor einer die Wahrheit sagen kann.
Ich komm vom Planeten der verzweifelten Götter.
Ich komm vom Planeten der reichen Bettler,
wo die Liebe verkauft wird und der Haß verschenkt,
wo die Mörder belohnt werden und die Heiligen gehenkt.
Hilf mir!
Hilf mir!
Zeig mir den Weg hier raus!
Laß mich nicht hängen,
gib mir 'ne Antwort,
zeig mir den Weg hier raus.
Hilf mir!
Diese Meldung kommt ein Jahr zu spät: Weniger als fünf Prozent der Hilfsmilliarden haben Griechenland geholfen – mehr als 95 Prozent flossen in europäische Banken zurück.
Das ist zwar nicht neu, wurde nun aber auf Heller und Pfennig nachgerechnet. „Mit den Hilfspaketen wurden vor allem europäische Banken gerettet“, sagt ESMT-Präsident Rocholl, der die Studie leitete.
Pikanterweise bezieht sich dieses Ergebnis auf das erste und zweite Hilfspaket – also auch auf das Programm, das auf massiven deutschen Druck vor einem Jahr nochmals verlängert wurde.
Die Syriza-Regierung wollte damals aus den „Hilfen“ aussteigen, Berlin sagte Nein – und oktroyierte Athen sogar noch ein drittes Programm auf, das auch schon wieder Probleme bereitet!
Leider scheint niemand bereit, aus diesem Skandal irgendwelche Konsequenzen zu ziehen. Wir retten die Falschen – aber was soll’s, die Deutsche Bank will ja schließlich auch überleben…
(Lost in Europe, ebo am 4. Mai 2016)
Der Kolumnist erwog heute zunächst die Schaffung eines 500-zeiligen Gedichts in der Form eines sapphischen Hendekasyllabus: über Barack Obama, Elisabeth II und Silvia Renate Sommerlath, beziehungsweise alle drei zusammen, unter Mitwirkung einiger transsexueller Corgis, eines schwulen portugiesischen Wasserhunds und eines sadomasochistischen Elchs, und hatte sich bereits mit Standardwerken zur Perversionsforschung eingedeckt …
Known for his unique style, Valery Barykin’s prints contrast the aesthetic of the beloved American Pin-Up culture and its heightened sexuality with the sharp-edged and saturated colors of Soviet Russia’s propaganda posters. His upbringing was surrounded by socialist advertisements and mass produced American pin-up photographs that slowly made their way into Russia after the fall of the Soviet Union.
The women in his works often resemble Soviet Russian film stars such as Lyudmila Gurcgenko and Natalya Fateeva who are sometimes scantily clad and the object of attention. Barykin displays his outrageously gorgeous and provocative women in unexpected everyday familiar situations as they enthusiastically continue to perform their stereotyped roles and female duties.
Born in 1966 in Ivanovo, Russia, Valery Barykin’s unique style emerged from his upbringing in a strict military family and his years as soldier in the Soviet army. The strict socialist advertisements of his youth and the slow trickling in of mass-produced American pin-up photographs that made their way into the country after the fall of the Soviet Union helped to develop his distinctive style. He began combining these two opposites into his own illustrated scenes depicting the US’ liberal sexual freedom juxtaposed against strict Soviet propaganda extolling the values of Communism.
Die Rechten verändern Deutschland. Eine Umwertung der Werte hat begonnen. Ein Paradigmenwechsel. Ein politischer Umbruch, dessen Ende nicht abzusehen ist. Der Aufstieg der AfD kommt weder überraschend, noch war er unaufhaltbar. Die anderen Parteien und die Medien haben hilflos zugesehen. Jetzt ist es zu spät. Die rechte Revolution hat begonnen.
Revolution? Ja. Die AfD will ein anderes Deutschland. Die Chancen der Rechten stehen gut. Mit ihnen ist die neue Zeit.
Auf dem Parteitag der AfD in Stuttgart hat Jörg Meuthen, einer der beiden AfD-Chefs, gesagt: "Geben wir Herrn Bundesjustizminister Maas ein Mal, ein wirklich einziges Mal allerdings völlig recht: Unser Parteiprogramm sei ein Fahrplan in ein anderes Deutschland. Das stimmt. Und zwar in ein Deutschland weg vom links-rot-grün verseuchten 68er-Deutschland, von dem wir die Nase voll haben." Man könne auch sagen, "vom leicht versifften 68er-Deutschland." Begeisterung im Saal. Standing Ovations. Oder, wie man im Deutsch der AfD sagen würde: frenetischer Beifall. Wohlgemerkt: Meuthen gilt in der AfD als Mann der Mitte und der Mäßigung. So maßlos ist heute die Mitte...
Rechtspopulismus ist kein Unfall - sondern das notwendige Ergebnis eines neoliberalen, postdemokratischen Systems. Das Murren der Unzufriedenen schwillt zum Grölen der Aufsässigen. Der deutsche Links-Politiker Jan Korte hat gesagt: "Es ist ein großer linker Irrglaube gewesen, dass es immer nur noch schlimmer werden muss, und die Leute sagen, jetzt hoch die internationale Solidarität. Das Gegenteil ist der Fall: Je schlimmer es wird, umso stärker werden die Ressentiments, umso stärker wird die Rechte." So ist es. Wer Angst hat, macht anderen Angst.
Da muss ich dem Jakob Augstein mal Recht geben. So ist das wohl.
Wenn Sie zB heute Morgen im Deutschlandfunk in Kontrovers: Ist die AfD eine Anti-Islam-Partei? reingehört haben, könnte Ihnen aufgefallen sein, wie es den Strategen der Bewegung gelungen ist, Agenda-Setting zu betreiben, kulturelle Hegemonie zu errringen. Wenn ich mal annehme, dass die Redaktion nicht bewusst Anrufer aus dem Pegida-Spektrum auswählt, sondern schon durchlässt in die Sendung, was das so anruft, dann ist allein die Tatsache, dass die Anrufer sich trauen anzurufen und für das, was sonst in den obszönen Kommentarhöllen der Meta-Tagesschau anonym rausgehauen wird, mit Name und Stimme einzustehen, ein Beleg für Augsteins These. Da hat sich in der Tat etwas verändert und man muss wohl feststellen, dass die Strategie der Vordenker der neuen Rechten, sich an Antonio Gramscis Strategie der "kulturellen Hegemonie" zu orientieren aufgeht: Bevor Wahlerfolge rechtsextremer Parteien möglich sind, müssten deren ideologische Positionen durch Beeinflussung öffentlicher Debatten in der Gesellschaft verankert werden. Als erster Schritt auf dem Weg dahin wird das Prägen von Elitendiskursen angesehen, etwa durch publizistische Aktivitäten an der Grenze zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus (wo inzwischen Sloterdijk, Safranski, Sarrazin oder Heinsohn zu finden sind --> "Halbfaschistischer Sumpf"). Oder Broder - s. o. - et al.
Es sei hier nochmals verwiesen auf Liane Bednarz' Analyse Clausnitz ist kein Zufall – Die gefährliche „Widerstands“-Saat der Neuen Rechten geht auf, in der sie sich u.a. mit Götz Kubitscheks Textserie „Widerstandsschritte“ auf dem Online-Auftritt der „Sezession“ auseinandersetzt!!
Nochmal Lesebefehl!!
In Paraguay putschte sich 1954 der deutschstämmige Diktator Alfredo Stroessner an die Macht. 35 Jahre lang ließ er Widersacher unterdrücken: landlose Bauern, Kommunisten und demokratische Parteien. 1972 rüttelte ein deutscher Ethnologe die Weltöffentlichkeit auf und berichtete von Menschenjagden auf die Aché-Indianer. Weltweite Proteste von Menschenrechtsorganisationen halfen wenig, deutsche Diplomaten stellten sich auf die Seite des Stroessner-Regimes und sprachen von einem "Störfall" und "angeblicher" Indianerverfolgung. Heute steht fest, dass die Aché-Indianer systematisch verfolgt und versklavt worden sind. Nur noch wenige sind am Leben. Inzwischen hat das Auswärtige Amt seine Akten aus dem Archiv freigegeben.
Sie können das Feature hier anhören und hier nachlesen. Empfohlen!!
Lehrreich im Hinblick auf die Geschichte deutscher Außenpolitik aka Verfolgung deutscher Interessen im Ausland.
As leader of the Colorado Party, Stroessner exercised nearly complete control over the nation's political scene. Although opposition parties were nominally permitted after 1962 (the Colorado Party had been the only legal party in the country since 1947), Paraguay remained for all intents and purposes a one-party state. Elections were so heavily rigged in favor of the Colorados that the opposition had no realistic chance of winning, and opposition figures were subjected to varying degrees of harassment. Furthermore, Stroessner's Paraguay became a haven for Nazi war criminals, including Josef Mengele, and non communist peaceful opposition was crushed...
Paraguay was a leading participant in Operation Condor, a campaign of state terror and security operations officially implemented in 1975 which were jointly conducted by the military governments of six Latin American countries (Chile, Argentina, Bolivia, Paraguay, Uruguay and Brazil) with the support of the United States... Stroessner wurde vom bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel (CSU) 1973 der Bayerische Verdienstorden verliehen. (en.wikipedia - de.wikipedia weiß von Mengele nichts und über Condor nichts Genaues!)
Wenn ein Millionenheer von Flüchtlingen ... (XXV): AdSense / Schlupfloch nach Europa in Libyan waters wird geschlossen (Obama in Hannover II)
Nachtrag:
Im Netz kursiert eine Rede von Al Gaddafi zur Masseneinwanderung nach Europa - Ursachen und Loesungen, angeblich gehalten auf dem Gipfeltreffen der AU und EU in Sirte am 22.11.2006. The Africa-EU Partnership nennt dieses Gipfeltreffen nicht, auch bei der Eu-Kommission finden sich nur Hinweise auf Europa-Afrika-Gipfel zu Migration und Entwicklung 2006 in Rabat und 2008 in Paris ... Strange things going on: Die Rede (wenn sie denn so gehalten und übersetzt wurde, wie sie in den verfügbaren Clips kursiert), die einerseits im Zusammenhang mit den aktuellen Migrationsproblemen interessante Aspekte des Kolonialismus beleuchtet , aber andererseits mündet in den Appell, Migration überhaupt zu unterbinden und das Schengen-System abzuschaffen, wird gern verlinkt von allen möglichen dubiosen Seiten, die Europa dicht machen wollen und sich nun auf Gaddafi als Kronzeugen einer rigiden Migrationspolitik und einer Abschaffung des Asylrechts berufen! ... Entweder ist da was faul an diesem Video-Dokument, oder Al Gaddafi hat hier 2006 bereits angeboten, was die EU dann anschließend mit ihm umgesetzt hat (s.o. Europas Geschäfte mit Gaddafi).
Wie auch immer; - die Kooperation hat ja eine Weile gut funktioniert und man fragt sich nur, warum der sog. Westen den Al Gaddafi im Zuge der sog. Arabellion abgeschaltet hat ...
Sie können sich ja die Rede einmal anhören, - aber wachsam (vgl. auch den Text dazu bei youtube):
Ich hoffe, das ist jetzt keine Schmähkritik und ich weiß auch nicht, wie ich drauf komme, aber irgendwie erinnert mich Thilo Sarrazin an dieses schöne Beispiel misslungenen Designs. Ich kann das nicht erklären...
Es freut mich melden zu können: Es gibt noch richtig gute Rockmusik, - zB erscheint morgen The Jayhawks’ninth record Paging Mr. Proust opens with one of the best songs the band has ever released, “Quiet Corners & Empty Spaces”. It’s the kind of song that, nearly 30 years into his influential career, one might presume that Gary Louris could knock out in his sleep. It contains all of the beloved, defining elements of the band: the plaintive lyrical introduction, shimmering folk-country guitars, and soaring harmonies, all of it anchored by Marc Perlman’s loping, confident bassline. If Louris were to create a paint-by-numbers system that churned out nine more of these in sequence and call it an album, I’m not sure there’d be much to complain about. The patented Jayhawks sound is just that good. (popmaters, by Ed Whitelock, 25 April 2016)
Ganz großartig die Passage:
Sogar der Auftritt zweier globaler Verteranen, des bereits ergrauten Mister Obmama und Frau Merkels, dieser eisernen Alten, brachte keine merkliche Veränderung. Beide versprachen, das Ende der Welt würde möglichst lange kontrolliert aufgeschoben werden. "Ein kontrolliertes Ende der Welt". Lächerlich. Apokalypse tröpfchenweise...
Die Kosten für den Abriss der AKW und die Lagerung des Atommülls belaufen sich nach Angaben der AKW-Betreiber auf 47 Milliarden Euro – zu Preisen von 2014. Bis 2099 wächst diese Summe laut „Stresstest“ des Bundeswirtschaftsministeriums durch Inflation und nuklearspezifische Kostensteigerungen auf 182 Milliarden Euro an. Davon entfällt voraussichtlich ein Drittel auf Abriss und Verpackung sowie zwei Drittel auf Atommüll-Lagerung und -Transporte. Die Rückstellungen der Konzerne betrugen – ebenfalls Stand 2014 – 38 Milliarden Euro, davon 21 Milliarden Euro für Abriss und Verpackung und 17 Milliarden Euro für die Lagerung des Atommülls. Für die Zwischen- und Endlagerung sollen E.on, RWE, EnBW und Vattenfall nach dem Willen der Atom-Finanzkommission einen Aufschlag in Höhe von 6,142 Milliarden Euro zahlen. Als Gegenleistung werden sie aus der Haftung für alle künftigen Kostensteigerungen bei der Atommüll-Lagerung entlassen. (energie-experten.org)
Tagesschau-Sprecherin: "Guten Abend, meine Damen und Herren! In dem sowjetischen Kernkraftwerk Tschernobyl ist es offenbar zu dem gefürchteten GAU gekommen, dem größten anzunehmenden Unfall …"
Es sind die ersten Meldungen im deutschen Fernsehen: am 28. April. Dass schon 60 Stunden zuvor das Atomkraftwerk in der Ukraine explodiert war, wird erst Tage später klar ...
Die Geschichte vom Molkezug
In dieser Geschichte geht es um 250 Tonnen radioaktiv verstrahltes Molkepulver aus der Molkerei Meggle in Bayern. Erzählenswert ist sie in obigem Zusammenhang, weil man am Beispiel dieser vergleichsweise Bagatelle Kostenrisiken abzuschätzen lernen könnte, aber auch, weil sie echt schräg ist und weil das einiges aussagt über die Funktionsweise von Systemen: Tschernobyl - Krisenmanagement und Konsequenzen in Deutschland. Der Zug mit 242 Güterwaggons geisterte durch Deutschland. Molkezug ergibt bei der Wahrheitsmaschine immerhin 165 Ergebnisse
Die Geschichte berichten Matthias Lauerer und Jochen Leffers (bei SPIEGEL ONLINE einestages); - was die Kosten angeht, kann man aus den diversen Artikeln zumindest dies als einigermaßen gesichert rausholen - wohlgemerkt: wir reden jetzt hier nur von dem bisschen Milch von bayerichen Kühen, die was abbekommen haben, und was das kostet, diese Milch zu entsorgen:
Wohin mit der radioaktiv belasteten Milch, wenn niemand sie mehr kaufen will?
Das bayerische Landwirtschaftsministerium riet Molkereien dringend: Macht Käse draus! Und tatsächlich wurden große Milchmengen zu Käse verarbeitet. Als Abfallprodukt entstand aus dem Käswasser Molke, eingetrocknet Molkepulver. In großen Mengen. Und das war besonders stark verstrahlt: mit einer Cäsiumbelastung von rund 5800 Becquerel pro Kilogramm, also gut dreimal so hoch wie der zulässige Grenzwert in der Europäischen Gemeinschaft.
Der größte Batzen lagerte bei der Meggle Milchindustrie GmbH. Der Gigant unter Bayerns Milchproduzenten nahm Käsereien die Strahlenmolke ab und ließ sie zu 5046 Tonnen trocknen.
Toni Meggle mietete dann von der Deutschen Bundesbahn 242 leere Bahnwaggons - als rollendes Zwischenlager. Das war nicht umsonst, aber günstig. Pro Waggon und Tag kassierte die Bahn lediglich drei Mark.
Das in Säcke verpackte Molkepulver wurde in Eisenbahnwaggons verladen. Bundesumweltminister Walter Wallmann riss die Verantwortung an sich. Er habe sich, prahlte der Minister damals, für die verseuchte Molke "zuständig gemacht" und werde "sie unschädlich machen". 242 Güterwaggons machten sich auf den Weg. In Bonn rang man mit dem damaligen bayerischen Staatskanzleichef Edmund Stoiber um eine Lösung: Für 3,8 Millionen Mark ging das Pulver in Bundesbesitz über. Das lästige Pulver wurde schließlich in die Obhut der Bundeswehr übergeben. Auf militärischem Gelände, teils im bayrischen Feldkirchen, teils bei Meppen im Emsland wurden die verplombten Waggons mit der radioaktiven Fracht nun von Soldaten bewacht.
Auch der Verkauf der Molke nach Afrika stand zeitweilig zur Diskussion; wurde aber wieder verworfen. Weitere Jahre zogen ins Land - bis in der niedersächsischen Stadt Lingen eine Anlage zur Reinigung des Pulvers errichtet worden war. Die Arbeiten dauerten zwei Jahre und kosteten rund 70 Millionen Mark. Wieder machte sich der Molke-Zug mit dem verstrahlten Pulver auf den Weg. Ende 1990 endlich kamen die letzten Waggons im stillgelegten Kernkraftwerk an, wo man die Strahlenmolke dekontaminierte.
Die letzten Säcke wurden am 7. Dezember 1990 entsorgt. Bundesumweltminister Klaus Töpfer ließ die Molkewaschanlage vollständig abbauen und in Teilen verkaufen. Den zunächst geplanten Komplettverkauf in die Ukraine lehnten die Grünen und andere Kernkraftgegner damals unisono ab. Die vom Cäsium-137 verseuchten Ionentauscher kamen nach Angaben von Franz Roiner in den Salzstock von Gorleben.
Womit wir wieder bei der Frage nach der Zwischen-/Endlagerung wären und letzlich bei der Politischen Ökonomie der Atomindustrie.
Sie können das ja mal zusammenrechnen; - aber wie gesagt: es ging hier nur um 5046 Tonnen Molke ... aus dem Käse aus der Milch von bayerischen Kühen ... aus dem April 1986 ...
Hier der Trailer zur restaurierten Fassung der Episode 58, die Sie hier komplett unrestauriert sehen können (Gar nicht so doof: The Monkees match wits with the insane Wizard Glick (Rip Taylor), who is out to control the minds of television viewers worldwide. Eher schwer aktuell ...):
View on YouTube - Da finden Sie auch eine deutsch synchronisierte Episode:
Da ich im Zusammenhang mit Obama in Hannover feststellen musste, das theguardian mehr weiß oder mehr zu veröffentlichen bereit ist als thegermanqualitypress, habe ich da noch gestöbert und gefunden:
"Schlupfloch nach Europa" titelt die WELT (um14:15) ... Der niedrige Wasserstand an der marokkanischen Küste hat zu einem Massenansturm auf die spanische Exklave Ceuta geführt. Mehr als hundert Menschen gelang es, den Grenzzaun zu überwinden.
Screenshot heute 16.30
So ist das vermutlich nicht gemeint, was da als erstes kommt, wenn man "Ceuta" eingibt bei der Wahrheitsmaschine ....
Langsam könnten die Griechen das mal lösen, und schlechte Versorgung klingt etwas eigenartig. Sie haben doch Millionen bekommen auch für Verpflegung, es gibt nicht so viel Freiwillige dort um das zu organisieren was ich verstehen kann.
Und der Satz Sie stecken fest ist auch nicht ganz optimal, Sie müssen Asyl beantragen im ersten EU Land.
Das ist kein feststecken sondern der normale Wertegang, Griechenland ist Urlaubsland für Millionen Menschen.
Also herrscht dort weder Krieg noch Unterdrückung, und wenn Millionen Urlauber versorgt werden können.
Dann muss es auch eine gut funktionierende Infrastruktur vorhanden sein, Geld dafür haben Sie bekommen.
Gruß (Rechtschreibung und Zeichensetzung im Original)
Update 25.04.:
Vermutlich auch nicht so gemeint ist, was zu den Ergebnissen des G5 in Hannover verlautbart wird: Staatschefs wollen Libyen stabilisieren
Ein Thema des Treffens der Staats- und Regierungschefs der USA, Deutschlands, Großbritanniens, Frankreichs und Italiens war wie erwartet die Lage in Libyen. "Es ist gut, dass es jetzt zumindest eine Einheitsregierung gibt, auch wenn sie fragil ist", sagte Bundeskanzlerin Merkel nach dem Termin. Gemeinsam werde man alles unternehmen, um ihr den Rücken zu stärken. Wie das konkret aussehen soll, wurde bei dem G5-Gipfel aber nicht beschlossen. (NDR-Live-Blog aus Hannover, 25.04., 17.45)
During Monday afternoon’s two-hour meeting, the US president and the four EU national leaders are also likely to discuss stemming the flow of migrants from Libya by placing EU naval patrols in Libyan waters.
The patrols, the most serious intervention in Libya since the toppling of Muammar Gaddafi in 2011, would be capable of sending refugees back to the country.
On Libya, Obama said he did not regret America’s military intervention in the country in 2011, even though other countries including Germany had declined to be involved in the operation. “I still believe it was the right thing for us to intervene. I do believe that it was important to plan and resource what would happen next,” he said. “We didn’t do it as effectively as we should have. The fact that we have a government of national accord obliges us to encourage it.”
Merkel agreed there was a duty to support Libya’s unity government but said the country had never been a functioning state as we know it.
The meeting of the G5 will focus on the power vacuum in the Middle East and its impact on mass migration into Europe. It is likely to discuss the extent to which the EU naval mission needs the permission of Fayez al-Sarraj, the Libyan prime minister, to operate in Libyan waters.
Danach gefragt, was sie machen würde, falls eine große Zahl von Flüchtlingen über Italien nach Europa einreisen würde, antwortete die deutsche Kanzlerin: Dann sei Rom dafür zuständig, die Menschen unterzubringen und zu registrieren.
Auf die Nachfrage des bayerischen CSU-Landtagsfraktionschefs Thomas Kreutzer, was passiere, wenn die italienische Regierung dieser Verpflichtung nicht nachkommen könne oder wolle und sich wieder Hunderttausende auf den Weg nach Deutschland machten, sagte Merkel: "Dann macht Österreich den Brenner dicht."
Gestern machte meine Lieblings-HAZ so auf (S. 1 - und brachte eine andere Meldung randspaltig auf S.2)
Das Größenverhältnis stimmt in etwa so. Klar, - eine redaktionelle Entscheidung! Wir sollen/wollen uns ja seit der Regelung der vorläufig endgültigen Flüchtlingsfrage auch nicht mehr damit beschäftigen. Da der kleine Textschnipsel nicht so gut lesbar ist, hier die Meldung:
UN bestätigen Tragödie im Mittelmeer
Rom. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hat bestätigt, dass bei einer der schlimmsten Flüchtlingstragödien der vergangenen Jahre im Mittelmeer möglicherweise bis zu 500 Menschen ertrunken sind. Das UNHCR berief sich am Mittwoch auf Augenzeugenberichte, wonach zwischen Libyen und Italien ein Schiff mit Hunderten Migranten untergegangen sei. Die Organisation hatte in der griechischen Stadt Kalamata mit 41 Überlebenden gesprochen. Demnach soll sich das Unglück in der vergangenen Woche ereignet haben.
Dazu: Versunken - Der Untergang der Titanic dauerte zwei Stunden und 40 Minuten, er ist nahezu perfekt dokumentiert. Anders als die Schiffsunglücke dieser Tage. Carolin Emcke, SZ vom 23.04.2016 - Lesebefehl!!
Vergangene Woche, fast am selben Tag, an dem die Computerspiel-Entwickler das Video über den Untergang der Titanic in zwei Stunden 40 Minuten Echtzeit ins Netz stellten, ist im Mittelmeer ein Schiff versunken. Vermutlich. Weder die griechische noch die italienische Küstenwache waren in der Lage, den Schiffbruch zu bestätigen. Die Meldungen über Hunderte tote Geflüchtete wurden deshalb tagelang im Konjunktiv formuliert. Die Opfer gab es erst einmal nur als Möglichkeitsform. Am Mittwoch dann bestätigte der UNHCR, dass auf dem Weg von Libyen nach Malta ein Boot mit bis zu 500 Menschen an Bord gekentert sei. Es handelt sich um die größte Flüchtlingstragödie der letzten zwölf Monate. Die Namen der Toten sind nicht bekannt. Wie viel Tee oder Kaffee sie mitführten auf ihrer Flucht, nach Europa auch nicht. Niemand weiß, wie lang und breit das überfüllte Schiff gewesen ist oder welche Geräusche zu hören waren, als es versank. Nur dass niemand kam, um die Menschen vor dem Ertrinken zu retten, das ist gewiss.
Der HAZ-Aufmacher Merkel lädt Staatenlenker zum Gipfel nach Hannover ist gewiss in jeder Hinsicht ein echter Bringer: Die Hannoveranerin und der Hannoveraner können sich geschmeichelt fühlen und mögen die Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit eher ertragen. Im Übrigen ist Staatenlenker ein schöner Euphemismus, der suggeriert, hier könne irgendwas geregelt werden, was dringend der Regelung bedarf.
So richtig aus dem Knick kommen will niemand mit einer Antwort auf diese Frage. Also vorsichtiges Herantasten. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 hat Obama der sächsischen Landeshauptstadt Dresden eine eintägige Stippvisite abgestattet. Die geschätzten Kosten beliefen sich damals nach Medienberichten auf etwa 30 bis 40 Millionen Euro. Das G8-Treffen in Heiligendamm im Jahr 2007 soll mit 100 Millionen Euro zu Buche geschlagen haben. Ganz so teuer wird der Besuch in Hannover wohl nicht, glaubt Annekatrin Gebauer vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung. Aber: "Konkrete Zahlen liegen uns frühestens in einem halben Jahr nach dem Besuch vor", sagte sie NDR.de.
Man kann wohl davon ausgehen, dass Hannover-G5 so zwischen Elmau, Dresden und Heiligendamm liegen wird: also bei ca. 70 - 90 Mio €.
Zum Vergleich: Die Operation „Mare Nostrum“ hat in nur einem Jahr 130.000 Flüchtlinge aus Seenot gerettet.... Die Finanzierung der Operation Triton wird deutlich unter den für die italienische Operation verausgabten Mitteln liegen. Nach Angaben von Frontex sollen sich die Kosten auf rund 2,8 Millionen Euro monatlich belaufen. Mare Nostrum hatte ein monatliches Budget von ca. 9 Millionen Euro. ( Europas Schande: „Triton“ und „Mare Nostrum“ im Vergleich, Pro Asyl,17.10.2014)
Nur mal so hochgerechnet: Von dem, was diese Hannover-Propaganda-Show kostet, könnten die Italiener mit Mare-Nostrum-Mitteln ca. 100 000 Flüchtlinge aus Seenot retten.
Aber das kann man natürlich nicht vergleichen. Oder: Wenn die gerettet werden, ist das ja die Einladung an alle ... Oder: Man muss halt Prioritäten setzen. Oder: Deutschland kann ja nicht die ganze Welt retten ... Und überhaupt: Man weiß doch gar nichts Genaues ... Fuck me running.
Hübsch aktuell: Kurt Sowinetz - Alle Menschen san ma zwider (1972)
In der Rolle als Wiener Misanthrop lässt der große Volksschaupieler Sowinetz (der auch mit Helmut Qualtinger und Walter Kohut Kabarett gemacht hat) die demolierten Charakterzüge des aktuell Wutbürger genannten faschistoiden Kleinbürgers schön hervortreten. Schwer aktuell auch die Rücknahme des aufklärerischen Impetus von Friedrich Schillers „Ode an die Freude“ bzw. deren von Ludwig von Beethoven vertonter Version durch den Philister:
View on YouTube - empfohlen, weil Sie da gleich eine Transkription des des Textes bekommen.
Allein 16 der 20 umsatzstärksten deutschen Unternehmen stellen Lernmittel zur Verfügung. Eine durch den Verband Bildungsmedien geförderte Studie der Universität Augsburg hat schon vor einigen Jahren Zuwachsraten von fast 70 Prozent binnen eines Jahres offenbart. Heute gibt es mehr (nicht von Behörden geprüfte) Materialien als je zuvor. Und weil in Zeiten klammer kommunaler Kassen die Schulbuch-Etats sinken, weil die Kopierkontingente gedeckelt und aktuelle Schulbücher seltener angeschafft werden, gelingt es Firmen breitenwirksam, die Schulen mit selektiven, tendenziösen und manipulativen Inhalten zu speisen. Lehrer laden diese herunter und bringen sie so in die Klassenzimmer ... Tim Engartner, Professor für die Didaktik der Sozialwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt, Süddeutsche Zeitung, 17.04.
Alain Bashung et Françoise Hardy (2007)
Françoise Hardy kämpft seit mehr als zehn Jahren gegen ihre Krebserkrankung. Bashung starb 2009 an Krebs, sein letztes großes Konzert finden Sie hier bei mir: Chansons gegen Menschenverachtung
Im allgemeinen werden die Bewohner Göttingens eingeteilt in Studenten, Professoren, Philister und Vieh; welche vier Stände doch nichts weniger als streng geschieden sind. Der Viehstand ist der bedeutendste. Die Namen aller Studenten und aller ordentlichen und unordentlichen Professoren hier herzuzählen, wäre zu weitläufig; auch sind mir in diesem Augenblick nicht alle Studentennamen im Gedächtnisse, und unter den Professoren sind manche, die noch gar keinen Namen haben. Die Zahl der Göttinger Philister muß sehr groß sein, wie Sand, oder besser gesagt, wie Kot am Meer; wahrlich, wenn ich sie des Morgens, mit ihren schmutzigen Gesichtern und weißen Rechnungen, vor den Pforten des akademischen Gerichtes aufgepflanzt sah, so mochte ich kaum begreifen, wie Gott nur so viel Lumpenpack erschaffen konnte.
Es waren und sind doch nicht Satiriker wie Heinrich Heine, Monty Python, Serdal Sermuncu und meinetwegen auch Jan Böhmermann, die der Sprache so sehr das Mieder gelockert haben oder lockern, dass heute alle sogenannten Comedians, Rapper und U-tuber an ihren Brüsten fingern können. Sehr verkürzt gesagt reagiert - gute - Satire auf ungerechtfertige und unerträgliche Herrschaftsansprüche und verletzt dazu bewusst Tabus und Geschmacksgrenzen. Comedy macht letzteres auch, bedient aber eher ungerechtfertige und unerträgliche Herrschaftsansprüche, was es der Satire immer schwerer macht, noch mit Tabus zu spielen, wenn alle bereits eingerissen sind.
Wenn Sie sich einmal die Mühe machen, das "Schmähkritik" betitelte Gedicht zur Kenntnis zu nehmen - ausnahmsweise mal ohne den rechtsrelevanten Kontext (bei SPON aus dem Protokoll der kompletten Passage aus der "Neo Magazin Royale"-Sendung vom 31.3. herauszupräparieren), dann könnte auffallen, dass sich der Text auch aktueller Arschkrampen-Unflat-Sprache bedient, aber sich vor allem bezieht auf Elemente der Volks- und Kinderpoesie, wie Rühmkorf sie dokumentiert hat. Wer immer das geschrieben hat, sie/er muss sich ganz gut auskennen in der Volkspoesie.
Frau Wirtin hat auch einen Pastor
Der trug um den Schwanz nen Trauerflor
Er konnt es nicht vergessen
Daß ihm die böse Syphilis
Die Eichel abgefressen
Frau Wirtin hat auch nen Kaplan
Dem hat's der Türspalt angetan
Einst trieb er's durch die Ritze
Da schlug der Wind die Türe zu
Weg war die Pfeifenspitze
Der Pfarrer von Kempten
Der stärkt seine Hemden
Mit eigenem Samen
In Gottes Namen
Amen
Der Pfarrer von Konnersreut
Der maust's Reserl bals ihn freut
Und wenn sich's Reserl nimmer rührt
Dann ist's stigmatisiert
Der Pfarrer von Speyer
Hat blecherne Eier
Beim Beichten der Lackel
Macht er so ein Spektakel
Der Pfarrer von Loretto
Dem seiner wiegt netto
Zwei Kilo ein Pfund
Sonst ist er gesund
oder auch:
Schade, Soraya kriegt kein Kind
Schade, der Schah hat Luft im Pint
Das wär doch auch etwas gewesen für 103, aber der Volksmund war halt schwer zu belangen ...
Nochmal meine These: Die Ziegenficker-Nummer ist nur begrenzt aufklärerisch und eben letztlich unpolitisch, weil sie am politischen Kern der Auseinandersetzung um die Pressefreiheit in der Türkei vorbeigeht, aber sie ist - literarisch - nicht so schlecht, wie allgemein behauptet wird. Was nicht heißt, dass sie nicht auch grauslich, niveaulos und unverschämt ist.
Den Text hat - kommen wir doch darauf zurück - für den Kontext, der vermutlich zuerst da war, keine/r geschrieben, der/die das Handwerk nicht versteht.
Wenn weder Text noch Text/Kontext verstanden werden, muss schon wieder verwiesen werden auf John Cleese on Stupidity - oder (neu!) auf Das Böhmermann-Paradoxon - Isolde Charim in der Wiener Zeitung vom 15.04.
Je grauslicher, niveauloser und unverschämter Böhmermanns Gedicht ist - vom Ziegenficker bis zum Genitalgeruch -, desto mehr kippt es in Richtung Satire. Denn je grauslicher, desto unglaubwürdiger. Niemand, auch nicht Böhmermann, unterstellt Erdogan im Ernst solche Praktiken. Die Niveaulosigkeit macht aus dem Schmähen einen Schmäh. Je weniger grauslich, je niveauvoller man sich über Erdogan lustig macht - je mehr man der Forderung nach Sachlichkeit und "ernster" Satire Genüge tut -, desto mehr kippt es in Richtung echter Denunziation. Es ist dies die Unterscheidung zwischen Inhalt der Aussage und Art des Aussagens. Wann sagt einer, der sagt: "Es ist verboten, solch eine Schmähkritik zu machen" die Wahrheit? Dieser Gestus, das, was Juristen den "Kontext" oder die "Einbettung" in die Umstände nennen, verschiebt Böhmermanns Aussage. Was im Inhalt denunziert wird, wird durch die Art des Aussagens zur Satire - zu einer mit dialogischer Ökonomie. Denn erst Erdogans Reaktion produziert Böhmermanns zweiten Grund: die wahre Denunziation...
3. Aus den obszönen Kommentarhöllen der Meta-Tagesschau:
Böhmermann war nur das Endglied, aus dem man ersehen kann, wie sich Volksvertreten verbiegen lassen
Am 18. April 2016 um 17:47 von Sieger56
Es geht hier nicht spezifisch um Böhmermann, sondern generell um die Art und Weise wie eine Vertreterin des Volkes kein Rückgrad beweißt. Böhmermann war nur das Endglied, aus dem man ersehen kann, wie sich Volksvertreten verbiegen lassen. Hätten wir in Deutschland einen klaren Standpunkt , könnten sich andere an uns orientieren.
Orientierungslosigkeit, keinen klaren Standpunkt zum Wohle des deutschen Volkes, (wie im Amtseid erklärt) bedeutet Kuschen auf breiter Front. (Rechtschreibung und Zeichensetzung im Original)
Denkbrühe, Phrasenauswurf und Wortkotze, syntaktisch hemmungslos und mit schwach verankerten Sinngeländern
Das ist ein Zauberkessel, worin
Die magischen Kräfte brauen,
Und steckst du in die Ründung den Kopf,
So wirst du die Zukunft schauen –
Die Zukunft Deutschlands erblickst du hier,
Gleich wogenden Phantasmen,
Doch schaudre nicht, wenn aus dem Wust
Aufsteigen die Miasmen!«
Sie sprach's und lachte sonderbar,
Ich aber ließ mich nicht schrecken,
Neugierig eilte ich, den Kopf
In die furchtbare Ründung zu stecken.
An der zentralen Gedenkkundgebung, dem sogenannten Republikanischen Marsch, am Sonntag, den 11. Januar, beteiligten sich dann in Paris etwa 1,5 Millionen Menschen, landesweit wurden mindestens 3,7 Millionen Demonstranten gezählt. Anwesend in Paris waren die französische Regierung und Vertreter aller Parteien außer der Front National.[109] Am Trauermarsch nahmen auch über 50 hochrangige Politiker, darunter 44 Staats- und Regierungschefs, aus dem Ausland teil. Sie versammelten sich auf dem Boulevard Voltaire und schritten symbolisch ein kurzes Stück ab, da die Sicherheitslage die direkte Teilnahme am Marsch nicht erlaubte. Gleich neben dem französischen Präsidenten Hollande marschierten unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und der malische Präsident Ibrahim Boubacar Keïta, neben ihnen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, EU-Ratspräsident Donald Tusk, der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, das jordanische Herrscherpaar Rania und Abdullah, der Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy und der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi. Darüber hinaus waren anwesend der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz, mehrere Minister aus Deutschland, aus Österreich die Nationalratspräsidentin Doris Bures, Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz sowie die Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga vertrat den Schweizer Bundesrat. Auch der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu, der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán und der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, Abdullah bin Zayid Al Nahyan, nahmen teil. (Wikipedia)
Eben (17.04. - 16.30) kommt eine ARD-Blitzumfrage auf's Handgerät: Zwei Drittel finden Entscheidung im Fall Böhmermann falsch
Das sagt ja erstmal noch gar nichts, weil ja zwei Drittel immer auch etwas Richtiges falsch finden können.
In Baums Notizen aus der Unterwelt finden Sie Links zu den relevanten rechtlichen Würdigungen der Entscheidung der Kanzlerin.
Update zur rechtlichen Würdigung: Ex-Bundesrichter Wolfgang Nešković in Cicero vom 18.04.: Im Fall Böhmermann gelingt Merkel das Kunststück, einen Bruch des Rechtsstaatsprinzips mit eben diesem Prinzip zu rechtfertigen. Das entlarvt die politische Abhängigkeit, in die sich die Kanzlerin durch den Flüchtlingsdeal mit der Türkei begeben hat. ...
"Es gibt so viele Arschloch-Typen wie es menschliche Funktionen, Tätigkeiten und Interessengebiete gibt. Und auf jedem Gebiet kann das Verhältnis von AQ zu IQ ein anderes sein. Kein noch so kopfdenkerisches Verhalten bei einem Thema bietet Gewähr dafür, dass nicht schon beim nächsten der Arschdenk mit voller Wucht einsetzt."
Charles Lewinsky, Der A-Quotient
Wise Man Says II
"The illusion of freedom will continue as long as it's profitable to continue the illusion. At the point where the illusion becomes too expensive to maintain, they will just take down the scenery, they will pull back the curtains, they will move the tables and chairs out of the way and you will see the brick wall at the back of the theater."
Frank Zappa
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