Update Ukraine (XXXIII) & Syriana: Staatsattrappen, Rackets, Regime, Milizen und Badass Jihadis in Black - Eingreifendes Denken?
Ein kurzer Blick auf Ursachen und weitere Entfaltung des Ukraine-Konflikts. Tomasz Konicz in Streifzüge 62/2014
Hier und hier oder sowieso hier: Tomasz Konicz - Nachrichten aus Osteuropa
Vgl. zur Lage der Ukraine schlaglichtartig auch:
... Im Aufsichtsrat des ukrainischen Gasproduzenten Burisma sitzt kein einziger Ukrainer mehr. Cheflobbyist ist indessen Hunter Biden, Sohn von US-Vizepräsident Joe Biden. Damit haben die USA mehr als einen Fuß in der für den Westen nunmehr offenen Tür zur Ukraine. 49 Prozent des einträglichen ukrainischen Gastransportsystems gehören inzwischen den USA und der EU.... (Daniela Dahn: Von allen Seiten Nebelkerzen, Freitag Ausgabe 46/14)
+ Ukraine’s Made-in-USA Finance Minister
Exclusive: A top problem of Ukraine has been corruption and cronyism, so it may raise eyebrows that new Finance Minister Natalie Jaresko, an ex-U.S. diplomat and newly minted Ukrainian citizen, was involved in insider dealings while managing a $150 million U.S. AID-backed investment fund, writes Robert Parry. (December 5, 2014 - Consortiumnews)
Ansonsten - wird ja überwiegend nicht mal der Prominentenappell "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!" von Horst Teltschiks obskurer Truppe angemessen zur Kenntnis genommen und wie auch immer kritisch eingeschätzt. Frau Beck von den Grünen, die als Sprecherin der Osteuropapolitik der Grünen-Fraktion, mehr direkt als indirekt, das friedenspolitische Engagement von zahlreichen Prominenten aus Politik, Kultur und Wissenschaft, mit dem Hitler-Stalin-Pakt vergleicht, demonstriert aktuell, wie Arschdenk funktioniert.
Dagegen:
Eine Betrachtungsweise der Welt, die durch Aufzeichnung ihrer umwälzenden Widersprüche das Eingreifen ermöglicht:
Rojava ist eine Herausforderung nahezu
aller bestehenden Staatsattrappen,
Rackets, Regime und Milizen in der Re-
gion, die sich der Sprengkraft dieses Projekts
durchaus bewusst sind. Denn selbstverständ-
lich würde dieses Modell- sollte es sich festigen
können - auf die gesamte Region ausstrahlen.
Der inklusive Charakter dieses emanzipatori-
schen Anlaufs ist geeignet, die erzreaktionä-
ren und patriarchalen Strukturen der Region
aufzusprengen. Jede Frau im Nahen und Mitt-
leren Osten, die nicht mehr wie ein Stück Vieh
behandelt werden will, könnte zumindest ver-
suchen, sich in die befreiten, selbstverwalte-
ten Gebiete durchzuschlagen, um bewaffnet
jedem islamistischen Frauenhasser notfalls
die Eierwegschießen zu können. Was in Roja-
va begonnen wurde, wird in der Region sehr
aufmerksam verfolgt. Bei einer afghanisehen
Solidaritätsdemonstration für Kobane, die
Mitte Oktober in Kabul stattfand, trugen ver-
schleierte Frauen Transparente und Plakate
von bewaffneten Kämpferinnen der »Frauen-
verteidigungseinheiten« (YPJ).
Nicht nur die Barbarei, auch die Emanzipation
kann sich die Krisenkonstellation zunutze machen,
wenn progressive Kräfte sich nicht mehr krampfhaft
an die zerfallenden kapitalistischen Kategorien
von Staat und Nation klammern, sondern im
Krisenprozess adäquate Organisationsformen
aufzubauen versuchen.
Deswegen gibt es für die syrischen
Kurden auch kaum Unterstützung von den lo-
kalen Akteuren, wie etwa dem Barzani-Clan
im ehemaligen Nordirak, der Kobane nur auf-
grund wachsenden öffentlichen Drucks sym-
bolisch unterstützte - und der Rojava selbst-
verständlich als eine Bedrohung der eigenen
Machtfülle wahrnimmt.
Die kurdische Befreiungsbewegung hat
somit mehr geleistet als nahezu die gesamte
deutsche Linke, die noch immer im Morast
der zerfallenden kapitalistischen Kategorien
feststeckt: Sie hat die staatlichen Zerfallspro-
zesse intuitiv antizipiert und eine praktika-
ble Strategie entwickelt, um der aufkommen-
denjihadistischen Barbarei eine emanzipato-
rische Alternative entgegenstellen zu können...
Tomasz Konicz: New World Order - An der Sollbruchstelle: Ist der Islamische Staat ein Prototyp postkapitalisitscher Barbarei?
Konkret 12/14
Solidarität mit Rojava - Peter Nowak, tp 29.10.2014
- Winter is coming – und in der Ukraine wird er ungeachtet aller konkreten Witterungsbedingungen sehr hart ausfallen. Zwar ließ der scheidende EU-Kommissionspräsident Barrosso Ende Oktober anlässlich der vorläufigen Einigung zwischen der Ukraine und Russland über künftige Gaslieferungen verlauten, dass nun „niemand in Europa mehr frieren“ müsse, doch die Realität zwischen Lviv und Lugansk wird sich kaum dieser Beschwörungsformel fügen.
Wohl hat Kiew auch rund eine Million Tonnen Steinkohle aus Südafrika, größtenteils auf Kredit, erworben, die dem geschundenen Land über die kalte Jahreszeit helfen sollen. Aber angesichts der dennoch zu erwartenden Engpässe bei der Energieversorgung hat die Regierung in Kiew die vorgeschriebenen Raumtemperaturen in den Plattenbauten der Ukraine auf 16 Grad Celsius absenken lassen. Diese Energiekrise resultiert nicht nur aus der Unwilligkeit des aufständischen Donezker Kohlereviers, den Rest des auf Westkurs gebrachten Landes mit Kohle zu versorgen, sondern bei den monatelangen schweren Kämpfen ist in den abtrünnigen Volksrepubliken Donezk und Lugansk auch ein Teil der Förderkapazitäten und der industriellen Infrastruktur zerstört worden, mittels derer das zerrissene Bürgerkriegsland mit dem für die Heizperiode unabdingbaren Energieträger Steinkohle hätte versorgt werden können: Die Mehrzahl der Kohlebergwerke im Donezkbecken hat ihren Betrieb aufgrund der Verwüstungen einstellen müssen, während das Schienennetz durch zahlreiche Sprengungen und Sabotageakte stark beschädigt ist. Da polnische Steinkohle aus dem schlesischen Industrierevier sich zur Verfeuerung in den ukrainischen Kraftwerken nicht eignet, musste Kiew den Energieträger aus der südlichen Hemisphäre importieren – bei einem Transportweg von 10.000 Kilometern...
Hier und hier oder sowieso hier: Tomasz Konicz - Nachrichten aus Osteuropa
Vgl. zur Lage der Ukraine schlaglichtartig auch:
... Im Aufsichtsrat des ukrainischen Gasproduzenten Burisma sitzt kein einziger Ukrainer mehr. Cheflobbyist ist indessen Hunter Biden, Sohn von US-Vizepräsident Joe Biden. Damit haben die USA mehr als einen Fuß in der für den Westen nunmehr offenen Tür zur Ukraine. 49 Prozent des einträglichen ukrainischen Gastransportsystems gehören inzwischen den USA und der EU.... (Daniela Dahn: Von allen Seiten Nebelkerzen, Freitag Ausgabe 46/14)
+ Ukraine’s Made-in-USA Finance Minister
Exclusive: A top problem of Ukraine has been corruption and cronyism, so it may raise eyebrows that new Finance Minister Natalie Jaresko, an ex-U.S. diplomat and newly minted Ukrainian citizen, was involved in insider dealings while managing a $150 million U.S. AID-backed investment fund, writes Robert Parry. (December 5, 2014 - Consortiumnews)
Ansonsten - wird ja überwiegend nicht mal der Prominentenappell "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!" von Horst Teltschiks obskurer Truppe angemessen zur Kenntnis genommen und wie auch immer kritisch eingeschätzt. Frau Beck von den Grünen, die als Sprecherin der Osteuropapolitik der Grünen-Fraktion, mehr direkt als indirekt, das friedenspolitische Engagement von zahlreichen Prominenten aus Politik, Kultur und Wissenschaft, mit dem Hitler-Stalin-Pakt vergleicht, demonstriert aktuell, wie Arschdenk funktioniert.
Dagegen:
Eine Betrachtungsweise der Welt, die durch Aufzeichnung ihrer umwälzenden Widersprüche das Eingreifen ermöglicht:
Rojava ist eine Herausforderung nahezu
aller bestehenden Staatsattrappen,
Rackets, Regime und Milizen in der Re-
gion, die sich der Sprengkraft dieses Projekts
durchaus bewusst sind. Denn selbstverständ-
lich würde dieses Modell- sollte es sich festigen
können - auf die gesamte Region ausstrahlen.
Der inklusive Charakter dieses emanzipatori-
schen Anlaufs ist geeignet, die erzreaktionä-
ren und patriarchalen Strukturen der Region
aufzusprengen. Jede Frau im Nahen und Mitt-
leren Osten, die nicht mehr wie ein Stück Vieh
behandelt werden will, könnte zumindest ver-
suchen, sich in die befreiten, selbstverwalte-
ten Gebiete durchzuschlagen, um bewaffnet
jedem islamistischen Frauenhasser notfalls
die Eierwegschießen zu können. Was in Roja-
va begonnen wurde, wird in der Region sehr
aufmerksam verfolgt. Bei einer afghanisehen
Solidaritätsdemonstration für Kobane, die
Mitte Oktober in Kabul stattfand, trugen ver-
schleierte Frauen Transparente und Plakate
von bewaffneten Kämpferinnen der »Frauen-
verteidigungseinheiten« (YPJ).
Nicht nur die Barbarei, auch die Emanzipation
kann sich die Krisenkonstellation zunutze machen,
wenn progressive Kräfte sich nicht mehr krampfhaft
an die zerfallenden kapitalistischen Kategorien
von Staat und Nation klammern, sondern im
Krisenprozess adäquate Organisationsformen
aufzubauen versuchen.
Deswegen gibt es für die syrischen
Kurden auch kaum Unterstützung von den lo-
kalen Akteuren, wie etwa dem Barzani-Clan
im ehemaligen Nordirak, der Kobane nur auf-
grund wachsenden öffentlichen Drucks sym-
bolisch unterstützte - und der Rojava selbst-
verständlich als eine Bedrohung der eigenen
Machtfülle wahrnimmt.
Die kurdische Befreiungsbewegung hat
somit mehr geleistet als nahezu die gesamte
deutsche Linke, die noch immer im Morast
der zerfallenden kapitalistischen Kategorien
feststeckt: Sie hat die staatlichen Zerfallspro-
zesse intuitiv antizipiert und eine praktika-
ble Strategie entwickelt, um der aufkommen-
denjihadistischen Barbarei eine emanzipato-
rische Alternative entgegenstellen zu können...
Tomasz Konicz: New World Order - An der Sollbruchstelle: Ist der Islamische Staat ein Prototyp postkapitalisitscher Barbarei?
Konkret 12/14
Solidarität mit Rojava - Peter Nowak, tp 29.10.2014
gebattmer - 2014/12/08 20:34
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