"Christlich-jüdische Tradition", Aufklärung und Auschwitz
Gestern Abend treffen sich ein sog. Philosoph und ein Journalist (Ob Pegida oder AfD, der Konservatismus kommt mit Macht zurück. Bei „Precht“ im ZDF lernt man darüber aber wenig - Jürgen Busche, FREITAG 0615) : Precht im Gerspräch mit Herrn Schwennicke von Cicero
Und da ging es wieder um die neue Gretchen-Frage und in diesem Zusammenhang eben auch um das Konstrukt der christlich-jüdischen Tradition, von dem sich Precht eher vordergründig distanziert (ab 20:40), wenn er darauf verweist, dass die christliche Philosphie des späten Mittelalters wesentlich aufgrund der arabischen Quellen und Kommentare vorangekommen ist. Zu einer Würdigung der arabischen Aufklärung kommt er nicht; jedenfalls darf er sie nicht so nennen ...
Und da folge ich Almut Shulamit Bruckstein Çoruh ohne jede Einschränkung:
Es stockt einem der Atem bei so viel Geschichtsvergessenheit. Es ist gruselig, mit welchem Pathos der geistigen und moralischen Überlegenheit die selbst ernannten Vertreter des jüdisch-christlichen Abendlandes muslimischen Zeitgenossen, ganz egal welcher Nationalität und welcher kulturellen Prägung, die europäische Aufklärung vorhalten. Das Eis bleibt dünn, nach gerade einmal siebzig Jahren.
MaW: Wer die Aufklkärung ins Feld führt und nicht einen Gedanken zu deren Dialektik anschließt, also nicht einmal erkennen lässt, dass er mitdenkt, dass in Auschwitz das Scheitern der Aufklärung manifest wurde, das in der „Einheit von formaler und instrumenteller Vernunft“ ihres Denkens, in ihrem „spezifisch abendländischen, auf Selbsterhaltung und Herrschaft abzielenden Rationalitätstypus“ angelegt ist, - der sollte besser schweigen. Oder jedenfalls nicht so tun, als seien die Werte der Aufklärung nun plötzlich - seit 1945 - 1949 - 1968 - 1989 - oder endgültig mit der Schröder/Fischer-Gang (aka rot-grün) neu und rein zur Geltung gekommen, so dass wir sie für uns - gegen andere - in Anspruch nehmen könnten.
Können wir nicht und werden wir nie können, weil der Widerspruch, der in der Frage steckt, warum die Aufklärung Auschwitz nicht verhindern konnte, vermutlich nicht zu lösen ist.
Wieslaw Walkuski via metalonmetalblog
Und da ging es wieder um die neue Gretchen-Frage und in diesem Zusammenhang eben auch um das Konstrukt der christlich-jüdischen Tradition, von dem sich Precht eher vordergründig distanziert (ab 20:40), wenn er darauf verweist, dass die christliche Philosphie des späten Mittelalters wesentlich aufgrund der arabischen Quellen und Kommentare vorangekommen ist. Zu einer Würdigung der arabischen Aufklärung kommt er nicht; jedenfalls darf er sie nicht so nennen ...
- ... Die Moderatoren der Debatte „erklären gar nichts, berühren niemals etwas Tieferes in den Dingen, sie bewegen sich weit entfernt von den Wissenschaften, sie haben nicht einen Funken von jener menschlichen Begabung, die Dinge selbständig zu durchdenken, daher missachten sie auch die Auslegungen der Weisen und lesen traditionelle Texte nach ihrem eigenen begrenzten Verständnis“. Und falls die Kritiker sich gar als Hüter der Aufklärung aufspielen, um die Tradition der anderen verächtlich erscheinen zu lassen, so seien diese wohl „noch größere Idioten als die einfältigen Frommen, noch größere Schwätzer, die ihre Reden mit großem Einfluss und immensem Schaden unter der Intelligentsia losplatzen lassen“.
Der Autor dieser scharfen Worte ist der judeo-arabische Philosoph Moses Maimonides (1135-1204). Er ist der größte unter den rabbinischen Gelehrten, gehört zu den arabischsprachigen Juden des Maghreb, seine Philosophie ist Teil der arabischen Aufklärung...
Die jüdisch-christliche Tradition ist eine Erfindung. Von A. S. Bruckstein Çoruh (Tagesspiegel 12.10.2010)
Und da folge ich Almut Shulamit Bruckstein Çoruh ohne jede Einschränkung:
Es stockt einem der Atem bei so viel Geschichtsvergessenheit. Es ist gruselig, mit welchem Pathos der geistigen und moralischen Überlegenheit die selbst ernannten Vertreter des jüdisch-christlichen Abendlandes muslimischen Zeitgenossen, ganz egal welcher Nationalität und welcher kulturellen Prägung, die europäische Aufklärung vorhalten. Das Eis bleibt dünn, nach gerade einmal siebzig Jahren.
MaW: Wer die Aufklkärung ins Feld führt und nicht einen Gedanken zu deren Dialektik anschließt, also nicht einmal erkennen lässt, dass er mitdenkt, dass in Auschwitz das Scheitern der Aufklärung manifest wurde, das in der „Einheit von formaler und instrumenteller Vernunft“ ihres Denkens, in ihrem „spezifisch abendländischen, auf Selbsterhaltung und Herrschaft abzielenden Rationalitätstypus“ angelegt ist, - der sollte besser schweigen. Oder jedenfalls nicht so tun, als seien die Werte der Aufklärung nun plötzlich - seit 1945 - 1949 - 1968 - 1989 - oder endgültig mit der Schröder/Fischer-Gang (aka rot-grün) neu und rein zur Geltung gekommen, so dass wir sie für uns - gegen andere - in Anspruch nehmen könnten.
Können wir nicht und werden wir nie können, weil der Widerspruch, der in der Frage steckt, warum die Aufklärung Auschwitz nicht verhindern konnte, vermutlich nicht zu lösen ist.
Wieslaw Walkuski via metalonmetalblog
gebattmer - 2015/02/02 19:08
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/1022393594/modTrackback