Kriminalität und Massenmedien
1. Kein "Mord wie jeder andere"
Thomas Fischer auf „Zeit online“ über „Eine Tote in Freiburg, die ‚Tagesschau‘ berichtet nicht. Die Nichtmeldung führt zum Sturm der Berichterstattung – Deutschland im kommunikativen Krisenmodus.“- ... Wie viele "Morde wie jeder andere" kennen Sie denn, liebe Leser, liebe Chopiniterpretinnen, liebe Ingeborg-Bachmann-Verehrer und liebe Kriminologiesachverständige? Was ist für Sie ein "normaler" Mord? Wie viele malträtierte, aufgeschnittene, zerschlagene, entstellte Leichen haben Sie in Ihrem Leben schon gesehen, berührt, beweint? Was ist für Sie ein "gewöhnlicher", ein berichtenswerter, ein regionaler Mord?
Muss die Tagesschau berichten, wenn in Leipzig ein verfaulter Obdachloser mit zertrümmertem Schädel und "Tierfraß" im Gesicht auf der Müllkippe gefunden wird? Möchten Sie zur besten Sendezeit unterrichtet werden über die Spuren, welche die "mindestens zehn Stampftritte auf den Kopf des bewusstlosen Jugendlichen" hinterließen, die täglich vor deutschen Schwurgerichten verhandelt werden? Haben Sie einmal darüber nachgedacht, wie viele Brückenvenen in den Hirnen von Säuglingen und Kleinkindern jährlich durch heftiges "Schütteln" abreißen, ausgelöst von Müttern oder Vätern, überfordert oder gestresst, besoffen oder bloß wütend, und wie diese Mütter und Väter drauf waren am Abend des "tragischen Todes" ihres Kindes oder bei jener Tat, die das Kind als Schwerbehinderten zurückließ? Und vor allem: Wann haben Sie sich zum letzten Mal darüber beschwert, dass die Tagesschau Ihnen all diese Informationen vorenthielt? ...
- + Christian Pfeiffer macht kurz Pause vom Videospiele-Verteufeln (Fefe) und bringt ein paar Zahlen und hinreichend begründete Hypothesen - um nicht zu sagen Fakten - auf den Tisch (des WDR):
- ... Die Zahl der vollendeten Vergewaltigungen ist zwischen 2004 und 2015 um etwa ein Fünftel gesunken. 2004 waren es 7.505, 2015 noch 5.934 - und dies parallel zum einem ständigen Wachstum des Anteils von Menschen, die aus dem Ausland zu uns gekommen sind. ... wie hoch jeweils das Risiko sei, durch Deutsche oder Ausländer vergewaltigt zu werden ... ist die falsche Fragestellung. Richtigerweise müsste gefragt werden: Wie sind die Merkmale von Männern, die Frauen vergewaltigen? Dann merken Sie, dass Nationalität bei Kriminalität keine Rolle spielt, aber sehr wohl Faktoren, die in der Kindheit prägend sind...
Auch die Prägungen in einer bestimmten Kultur sind gelernte Vorgänge. Wir haben in Deutschland sehr viele Menschen aus Ländern bekommen, in denen es männliche Dominanz gibt wie etwa in der Türkei. Wir haben 1998 damit begonnen, solches Macho-Verhalten systematisch zu erfassen und in Verbindung mit Kriminalitätsverhalten zu bringen. Am Beispiel Hannover zeigte sich, dass etwa 30 Prozent der männlichen jungen Türken gestandene Machos waren. Das Spannende ist, dass wir 2013 dieselbe Untersuchung wiederholt haben und einen steilen Rückgang auf zehn Prozent festgestellt haben. Parallel dazu hat eine Integration ins Bildungswesen und in Sportvereine stattgefunden.
Macho-Kultur baut sich also drastisch ab durch einen kulturellen Lernprozess. Das sind keine festen Merkmale bestimmter Nationen, sondern kulturell gelernte Verhaltensmuster, die sich sehr schnell auch verflüchtigen, wenn die Menschen eine Integrationschance haben.
2. "Menschen werden gejagt, niemand schreit auf"
"Übergriffe wie der in Sömmerda sind zu häufig geworden, als dass die Gesellschaft empathisch reagieren könnte. Diese Stille ist beunruhigend." Kommentar von Cornelius Pollmer (Süddeutsche Zeitung)gebattmer - 2016/12/14 19:09
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