Ein Erzählen, das in der Sprache versucht, die Biographie der Wörter zu vergegenwärtigen - Uwe Timm (nachträglich) zum 75. Geburtstag
Uwe Timm war kürzlich hier zu einer Lesung und es war ein wunderbares Erlebnis, ihn wieder einmal als Freund und Vertrauten (wir kennen uns gar nicht) zu erleben.
Dass ich das so empfinde, liegt einerseits daran , dass wir z.T. die gleichen Bekannten und Freunde haben (wenn ich ein freundschaftliches Verhältnis des Autors zu seinen Figuren unterstellen darf): ich kannte jedenfalls Kerbel recht gut, Ullrich war ich in Teilen selbst, und ich kannte auch Aschenberger – ich darf sagen – sehr gut (er setzt sich aus HP Bastian, der schon 1975 an Krebs verstarb, und Manfred Lauermann zusammen). Thomas Linde ist mir nicht so nah, aber ich muss gestehen, dass ich bei ihm Rat und Hilfe gefunden habe, als ich einmal die Trauerrede für eine langjährige Freundin und Kollegin halten durfte, die mit 52 Jahren an Krebs verstarb ...
Den anderen Grund für dieses Gefühl der Vertrautheit, vielleicht besser: des Vertraut-Seins vermute ich darin, dass ich als Lesender Uwe Timms Entwicklung als Schreibender und als an einer Haltung Arbeitender über 40 Jahre verfolgen konnte.
Das eine hat mir immer Vergnügen bereitet, das andere (aber das ist ja nicht zu trennen) habe ich immer sympathisch gefunden und mich darin auch wiedergefunden:
An einer Haltung arbeiten.
- "Man kann das schon bei Kindern beobachten, wenn sie aus Lust heraus hemmungslos schwindeln. Sie durchbrechen damit ja spielerisch den Druck der Notwendigkeit, dass alles so ist, wie es ist und vor allem: so sein soll. Es ist die phantasievolle Gegenwehr durch Erzählen, und so beginnt der wunderbare Konjunktiv. Es könnte auch anders sein. Darin liegt das utopische Moment von Literatur, und das ist ganz unabhängig von dem jeweiligen Inhalt."
Die Zartheit des Konjunktivs. Von Anahita Babakhani und Christof Hamann im Deutschlandfunk
Wenn Sie Uwe Timm beser kennen lernen wollen oder ihn schon kennen und gern sehen und hören, empfehle ich Uwe Timm - Lesung und Gespräch mit Christof Hamann:
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gebattmer - 2015/04/27 20:36
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