Archäologie (CDXLVIII): Die VW-Connection des Sigmar Gabriel - Volkswagen, individuelle Macht & kapitalistische Produktion. Oder: 1,7/6,5/11 Mrd. €
Woran man sich vielleicht erinnern sollte, wenn man Nachrichten wie diese liesthört:
Der STERN am 31. Januar 2008:
Brüssel will mehr Alternative Energien statt Kohle? Bundesumweltminister Gabriel ist dafür. Weniger CO2-Ausstoß für die Industrie? Da ist er dabei. Klimaschutzziele auch für die deutschen Automobilhersteller? Nicht mit Gabriel! VW und Co. wissen: Auf alte Geschäftsbeziehungen ist Verlass! Von Jan-Philipp Hein
... Die Hintergründe von Gabriels Nebenjob als Fraktionschef im niedersächsischen Landtag klärten die Wolfsburger dann „intern“ im Zusammenhang mit der VW-Affäre. Der einst mächtige Personalchef Peter Hartz hatte Parteifreund Gabriel den VW-Auftrag verschafft nachdem im November 2002 der Vertrag von Hartz vorzeitig um fünf Jahre verlängert wurde. Im vierköpfigen Aufsichtsratspräsidium stimmte Gabriel gemeinsam mit Klaus Volkert für die neue Vereinbarung. Anschließend sprach man in Wolfsburg von einer „Lex Hartz“. Die CDU warf Gabriel vor, dem Ansehen von Politik und Wirtschaft erheblich geschadet zu haben.
Über Umwege kehrte Gabriel so doch wieder auf die begehrte VW-Honorarliste zurück. Im Oktober 2003 hatte Hartz Gabriels Firma den schriftlichen Auftrag, für VW tätig zu werden erteilt. Gabriel als Gesellschafter und Geschäftsführer bei CoNeS kümmerte sich fortan auf diese Weise um VW.
Zuständig für Gabriel und seine Firma war die VW-Abteilung Regierungsbeziehungen, die von Gabriels Parteigenossen, dem ehemaligen saarländischen SPD-Wirtschaftsminister Reinhold Kopp geleitet wurde. Dort lieferte Gabriel auch einen Bericht über seine Lobbyistentätigkeit ab.
Mehrfach sei Gabriel für VW nach Brüssel gereist, um sich mit hochrangigen Vertretern der EU zu treffen. In den Gesprächen habe er sich für die Interessen von Volkswagen stark gemacht. Der Autobauer fühlte sich durch die Brüsseler Regulierung gegängelt und versuchte, durch Lobbyarbeit allzu strenge EU-Vorschriften u.a. bei der Umwelt zu verhindern.... (fair-news 2009)
+ E10 = die fehlenden 10% - oder: Wie das Einknicken vor der Autolobby hinter dem Chaos an der Tankstelle verschwindet
+ Revisited: Der Frettchen-Cayenne-Krimi
+ Newspeak gambit (IX): High-Net-Worth-Individuals und Family Offices. Oder: Party für die Lumpenbourgeoisie (VIII): Neues von der Hannover-Connection
Worüber man vielleicht nachdenken sollte, wenn man diese Meldungen gelesengehört hat:
We are Germans ... und wir freuen uns, wenn der KdF-Wagen 11.100.000.000 Euro Gewinn einfährt ??
Zur Erinnerung: Jahresbilanz - VW fährt elf Milliarden Gewinn ein; Tagesschau vom 27.02.2015
Und nun sollen wir uns Sorgen machen um das Ansehen deutscher Unternehmen und deutscher Ingenieurskunst in der Welt?? - Fuck me running!!
Es sei empfohlen, das in etwas größeren Zusammenhängen zu sehen:
+ Individuelle Macht & kapitalistische Produktion. Die Familie Piech-Porsche und das VW-Imperium (Winfried Wolf - lunapark21)
+ Stephan Krull: Die Rolle des Porsche-Piëch-Clans bei Volkswagen (via nds - Hier als Podcast!)
Volkswagen: Ein Mythos, der noch lange bedient werden kann ... So oder so.
Kompetenzorientierte Zusatzaufgabe:
Bringen Sie die Kennziffern 1,7/6,5/11 Mrd. € in einen sinnvollen Zusammenhang - unter besonderer Berücksichtigung der Aussage des Bundesfinanzministers, er wolle im Haushalt 2016 umfangreiche Einsparungen vornehmen, um die finanziellen Belastungen durch die Flüchtlinge schultern zu können. Die Maßnahmen sollen bis zu 2,5 Milliarden Euro bringen.
Mehr zu VW und zur deutschen Autolobby im neuen LobbyPlanet Berlin
Oben Lobby, unten Showroom: Direkt am Boulevard Unter den Linden sitzt das Berliner Lobbybüro von Volkswagen. In unserem neuen Stadtführer LobbyPlanet Berlin ist das VW-Gebäude eine Station auf unseren Routen durch die deutsche Lobbyszene. Den VW-Skandal nehmen wir zum Anlass, die VW-Station vorzustellen ... Der Leiter der Berliner Konzernrepräsentanz, Michael Jansen, ... war von 2006 bis 2009 Leiter des Büros von Angela Merkel in der CDU-Bundesgeschäftsstelle ...
Bei Licht betrachtet: Diese Bundesregierung kann gar nicht auf Distanz zur Autolobby gehen. Sie ist die Autolobby.
+ UK, France and Germany lobbied for flawed car emissions tests, documents reveal - Arthur Neslen, theguardian, Thursday 24 September 2015
Exclusive: Countries publicly calling for investigations into VW emissions rigging scandal have privately fought to keep loopholes in car tests for carbon emissions
- Bundeswirtschaftsminister Gabriel hat die Abgas-Manipulationen von VW in den USA als "völlig inakzeptabel" bezeichnet.
Der Schaden, den einige Leute für das Unternehmen und die Mitarbeiter verursacht hätten, sei riesig, sagte Gabriel auf der IAA in Frankfurt. Der SPD-Politiker forderte eine schnelle Aufklärung der Affäre. Man dürfe aber nicht das Unternehmen insgesamt oder gar die deutsche Autoindustrie schlecht reden ...
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Der STERN am 31. Januar 2008:
Brüssel will mehr Alternative Energien statt Kohle? Bundesumweltminister Gabriel ist dafür. Weniger CO2-Ausstoß für die Industrie? Da ist er dabei. Klimaschutzziele auch für die deutschen Automobilhersteller? Nicht mit Gabriel! VW und Co. wissen: Auf alte Geschäftsbeziehungen ist Verlass! Von Jan-Philipp Hein
- ... Sigmar Gabriel wettert gegen die EU-Kommission. Die führe unter dem "Deckmantel des Klimaschutzes" einen Wettbewerbskrieg gegen deutsche Autohersteller, so der Umweltminister. Dass er für den größten deutschen Autobauer VW vor wenigen Jahren gearbeitet hat, verschweigt der Sozialdemokrat dabei.
Stavros Dimas traute vermutlich seinen Ohren nicht, als er vor ein paar Tagen hörte, dass sein deutscher Amtskollege seine Pläne zur Emissionsbegrenzung von Neuwagen als "Wettbewerbskrieg" bezeichnete. Nicht nur das militärische Vokabular dürfte den EU-Umweltkommissar erstaunt haben. Sondern auch der Fakt, dass ein deutscher Umweltminister Industriepolitik macht - eine Aufgabe, die eigentlich dem Wirtschaftsminister zufällt.
Vielleicht wusste der Grieche aber auch, dass Sigmar Gabriel (SPD) 2003 und 2004 für den größten Autobauer der EU gearbeitet hat: Volkswagen. Für diese Dienste zahlte VW mehr als 100.000 Euro an "Cones", eine Firma Gabriels. Der damalige VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder war zugleich Präsident des Dachverbands der Europäischen Automobilhersteller (ACEA). Ein Protokoll des Prüfausschusses des VW-Aufsichtsrats belegt das Engagement des jetzigen Umweltministers über dessen damalige Firma Cones: "Zweck, Inhalt und Abwicklung des Vertrags hätten dem Interesse der Volkswagen AG und der ACEA entsprochen und seien nicht zu beanstanden", heißt es. Heikel: Gabriel war Anfang 2003 als niedersächsischer Ministerpräsident abgewählt worden. Bis dahin saß er qua Amt im Aufsichtsrat von VW. Das Land Niedersachsen hielt damals 18 Prozent der Aktien...
... Die Hintergründe von Gabriels Nebenjob als Fraktionschef im niedersächsischen Landtag klärten die Wolfsburger dann „intern“ im Zusammenhang mit der VW-Affäre. Der einst mächtige Personalchef Peter Hartz hatte Parteifreund Gabriel den VW-Auftrag verschafft nachdem im November 2002 der Vertrag von Hartz vorzeitig um fünf Jahre verlängert wurde. Im vierköpfigen Aufsichtsratspräsidium stimmte Gabriel gemeinsam mit Klaus Volkert für die neue Vereinbarung. Anschließend sprach man in Wolfsburg von einer „Lex Hartz“. Die CDU warf Gabriel vor, dem Ansehen von Politik und Wirtschaft erheblich geschadet zu haben.
Über Umwege kehrte Gabriel so doch wieder auf die begehrte VW-Honorarliste zurück. Im Oktober 2003 hatte Hartz Gabriels Firma den schriftlichen Auftrag, für VW tätig zu werden erteilt. Gabriel als Gesellschafter und Geschäftsführer bei CoNeS kümmerte sich fortan auf diese Weise um VW.
Zuständig für Gabriel und seine Firma war die VW-Abteilung Regierungsbeziehungen, die von Gabriels Parteigenossen, dem ehemaligen saarländischen SPD-Wirtschaftsminister Reinhold Kopp geleitet wurde. Dort lieferte Gabriel auch einen Bericht über seine Lobbyistentätigkeit ab.
Mehrfach sei Gabriel für VW nach Brüssel gereist, um sich mit hochrangigen Vertretern der EU zu treffen. In den Gesprächen habe er sich für die Interessen von Volkswagen stark gemacht. Der Autobauer fühlte sich durch die Brüsseler Regulierung gegängelt und versuchte, durch Lobbyarbeit allzu strenge EU-Vorschriften u.a. bei der Umwelt zu verhindern.... (fair-news 2009)
+ E10 = die fehlenden 10% - oder: Wie das Einknicken vor der Autolobby hinter dem Chaos an der Tankstelle verschwindet
+ Revisited: Der Frettchen-Cayenne-Krimi
+ Newspeak gambit (IX): High-Net-Worth-Individuals und Family Offices. Oder: Party für die Lumpenbourgeoisie (VIII): Neues von der Hannover-Connection
Worüber man vielleicht nachdenken sollte, wenn man diese Meldungen gelesengehört hat:
We are Germans ... und wir freuen uns, wenn der KdF-Wagen 11.100.000.000 Euro Gewinn einfährt ??
Zur Erinnerung: Jahresbilanz - VW fährt elf Milliarden Gewinn ein; Tagesschau vom 27.02.2015
Und nun sollen wir uns Sorgen machen um das Ansehen deutscher Unternehmen und deutscher Ingenieurskunst in der Welt?? - Fuck me running!!
Es sei empfohlen, das in etwas größeren Zusammenhängen zu sehen:
+ Individuelle Macht & kapitalistische Produktion. Die Familie Piech-Porsche und das VW-Imperium (Winfried Wolf - lunapark21)
+ Stephan Krull: Die Rolle des Porsche-Piëch-Clans bei Volkswagen (via nds - Hier als Podcast!)
- Der Abgang von Ferdinand Piëch aus dem Aufsichtsrat von Volkswagen ließ die Automobilindustrie erbeben. Die Beschäftigten hielten den Atem an – „Gott sei Dank nicht die Bänder“, so ein Aktionär – und öffentlich bedankten sich VW-Chef Winterkorn und der kommissarische AR-Vorsitzende Berthold Huber bei dem „genialen Techniker“ (Winterkorn), bei dem „großartigen Unternehmer, Ingenieur und Visionär“ der – so Winterkorn – die Automobilindustrie der zurückliegenden fünf Jahrzehnte geprägt hätte. Das sind übrigens die gleichen Zuschreibungen, die seinem Großvater Ferdinand Porsche (SS-Oberführer und Kriegsverbrecher) gemacht wurden – allerdings von Adolf Hitler, der den Titel „genialer Konstrukteur“ bei der Grundsteinlegung des Volkswagenwerkes am 26. Mai 1938 vor 70.000 begeisterten Claqueuren in die Welt setzte. Seither geistert mit Porsche das Attribut „genialer Konstrukteur“ durch die Welt und wird von interessierter Seite immer wieder befeuert.
Porsches Schwiegersohn Anton Piëch, dem fanatischen Nazi und Vater von Ferdinand Piëch, wurde diese zweifelhafte Ehre nicht zu Teil – schließlich war er als Jurist nur der „Geschäftsführer“ des Rüstungsbetriebes „Volkswagenwerk“, dessen Kasse mit 10 Millionen Reichsmark er bei seiner Flucht aus Wolfsburg im Frühjahr 1945 raubte und sicher nach Österreich brachte – eine der Quellen des Reichtums des Familienclans.
Am 10. April 1945 befreiten die Soldaten der US-Army die Überlebenden der 20.000 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus den Klauen von Porsche, Piëch und der SS: Zwangsarbeit als weitere Quelle des Reichtums des Clans...
Volkswagen: Ein Mythos, der noch lange bedient werden kann ... So oder so.
Kompetenzorientierte Zusatzaufgabe:
Bringen Sie die Kennziffern 1,7/6,5/11 Mrd. € in einen sinnvollen Zusammenhang - unter besonderer Berücksichtigung der Aussage des Bundesfinanzministers, er wolle im Haushalt 2016 umfangreiche Einsparungen vornehmen, um die finanziellen Belastungen durch die Flüchtlinge schultern zu können. Die Maßnahmen sollen bis zu 2,5 Milliarden Euro bringen.
Update 27.09.
+ VW-Skandal: Bundesregierung muss auf Abstand zur Autolobby gehen (LobbyControl 25.09.)Mehr zu VW und zur deutschen Autolobby im neuen LobbyPlanet Berlin
Oben Lobby, unten Showroom: Direkt am Boulevard Unter den Linden sitzt das Berliner Lobbybüro von Volkswagen. In unserem neuen Stadtführer LobbyPlanet Berlin ist das VW-Gebäude eine Station auf unseren Routen durch die deutsche Lobbyszene. Den VW-Skandal nehmen wir zum Anlass, die VW-Station vorzustellen ... Der Leiter der Berliner Konzernrepräsentanz, Michael Jansen, ... war von 2006 bis 2009 Leiter des Büros von Angela Merkel in der CDU-Bundesgeschäftsstelle ...
Bei Licht betrachtet: Diese Bundesregierung kann gar nicht auf Distanz zur Autolobby gehen. Sie ist die Autolobby.
+ UK, France and Germany lobbied for flawed car emissions tests, documents reveal - Arthur Neslen, theguardian, Thursday 24 September 2015
Exclusive: Countries publicly calling for investigations into VW emissions rigging scandal have privately fought to keep loopholes in car tests for carbon emissions
- Leaked documents seen by the Guardian show the three countries lobbied the European commission to keep loopholes in car tests that would increase real world carbon dioxide emissions by 14% above those claimed.
Just four months before the VW emissions scandal broke, the EU’s three biggest nations mounted a push to carry over loopholes from a test devised in 1970 – known as the NEDC – to the World Light Vehicles Test Procedure (WLTP), which is due to replace it in 2017.
“It is unacceptable that governments which rightly demand an EU inquiry into the VW’s rigging of air pollution tests are simultaneously lobbying behind the scenes to continue the rigging of CO2 emissions tests,” said Greg Archer, clean vehicles manager at the respected green thinktank, Transport and Environment (T&E). “CO2 regulations should not be weakened by the backdoor through test manipulations.”
Vehicle emissions are responsible for 12% of Europe’s carbon emissions and by 2021, all new cars must meet an EU emissions limit of 95 grams of CO2 per km, putting accurate measurements of real emissions at a premium.
The loopholes would not only raise real world CO2 emissions from new cars to 110g CO2 per km – well above the EU limit – but increase fuel bills for drivers by €140 per year according T&E. ...
gebattmer - 2015/09/25 19:06
Mal wieder
Dieser blog hier wird allmählich mein alternativer Nachrichenkanal ... sehr gut !
Danke
Im Übrigen geht es mir genau so bei Dir, was die Kulturarchäologie angeht!