Die neue Apartheid - Der Neoliberalismus und seine "Neger"
Rassismus und der globale Kapitalismus hängen eng zusammen, erklärt Achille Mbembe in seiner Dankesrede zur Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises. Lesebefehl: Die Rede finden Sie hier (in der Süddeutschen Zeitung vom 1.12.15):
- ... Derzeit entsteht eine neue conditio humana, eine neue Form der Menschseins. Die Menschheit beginnt, die große Unterteilung in Mensch, Tier und Maschine, die die Moderne und den Humanismus noch so stark geprägt hat, hinter sich zu lassen. Gestern noch machte Rassismus soziale Unterschiede salonfähig und sorgte dafür, dass unerwünschte Personengruppen in einen Rahmen gezwängt wurden, aus dem sie von Rechts wegen oder gar durch Anwendung von Gewalt nicht zu entkommen vermochten. Heute aber entstehen neue Formen von Rassismus, die ohne den Rückgriff auf biologische Gegebenheiten Legitimierung finden.
Dem Rassismus von heute genügt beispielsweise die Forderung, die Grenzen zu schließen, Jagd auf Ausländer zu machen oder Flüchtlinge in ihre Heimat zurückzuschicken. Dem Rassismus von heute genügt es, auf die Unvereinbarkeit von "Zivilisationen" zu pochen, die Verschiedenheit der Menschenkategorien und Kulturen zu betonen oder auch den "anderen" Gott zu einem Götzenbild zu erklären, das geradezu zur Verhöhnung einlädt und das daher ohne Rücksicht auf Verluste geschändet werden kann.
In der derzeit in der westlichen Welt herrschenden Krise manifestiert sich diese Art von Rassismus als extreme Ausprägung des Nationalismus. Sie entwickelt sich weiter, obwohl jüngste Fortschritte in der Genetik und Biotechnologie die Inhaltslosigkeit des Rassenkonzepts bestätigt haben. Doch statt der Vorstellung von einer rassenfreien Welt neuen Auftrieb zu verleihen, lassen diese technischen Fortschritte paradoxerweise das alte Konzept der Klassifizierung und Differenzierung der letzten Jahrhunderte vollkommen überraschend wieder aufleben...
gebattmer - 2015/12/01 18:03
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