Aufklärung in the Slaughterhouse (III): The Hungry Crocodiles Are Dancing in the Light : Sloterdijks Lob der Grenze, Frau von Storchs Annahme, Frauen seien anders als Kinder verständig, - und ein Brief aus dem Flüchtlingscamp (+ updated: Sprache formt Wahrheit)
Unter dem Titel Sarrazin II: Aufklärung in the Slaughterhouse und die Architekten der deutschen Einheit vom 2009/10/25 musste ich melden:
Überrollung, Lügenäther, keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung, territorialer Imperativ ...
Philosoph Sloterdijk lobt Grenze und Nationalstaat: Sloterdijk grenzt sich wenig überzeugend vom "AfD-Ideen-Müll" ab, so Florian Rötzer (tp, 31.01.2016); - eine lesenswerte Auseinandersetzung mit dem Cicero-Interview. Allerdings scheint mir die Charakterisierung dessen, was aktuell von der AfD kommt, als "AfD-Ideen-Müll" etwas zu kurz zu greifen:
Die stellvertretende AfD-Chefin Beatrix von Storch hat ihre Äußerung zu einem möglichen Schusswaffengebrauch gegen Frauen und Kinder an der Grenze eingeschränkt. Nachdem sie zunächst auf ihrer Facebook-Seite die Frage, ob man Frauen mit Kindern notfalls mit Waffengewalt am Grenzübertritt stoppen sollte, bejaht hatte, relativierte sie ihre Aussage am Abend. Sie erklärte, ihr "Ja" habe sich nur auf die Frauen bezogen, nicht aber auf die Kinder. (SPON, Sonntag, 31.01.2016 – 19:46 Uhr)
Ich finde das noch obszöner als das, was vorher von ihrer Vorsitzenden beim Mannheimer Morgen rausgelassen wurde . Von Storch, die auch Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) in Berlin ist, sagte: "Gegen Kinder ist der Schusswaffeneinsatz richtigerweise nicht zulässig. Frauen sind anders als Kinder verständig", deshalb könne der Gebrauch von Waffen gegen sie "innerhalb der gesetzlich engen Grenzen" zulässig sein. Eine Voraussetzung sei beispielsweise, dass zuvor ein Warnschuss abgegeben wurde.
Das ist nicht Ideen-Müll, das ist - im Kontext: Von welchen Frauen ist denn hier die Rede? - originär faschistisches Vernichtungsdenken. Das klingt wie eine Dienstanweisung Himmlers für SS- Truppen in der Sowjetunion, oder??
- Hier offensichtlich vorgedacht von Sloterdijks langjährigem Assistenten Marc Jongen, von der FAZ als Der Parteiphilosoph der AfD ausgewiesen.
Ich wäre für: Einsperren. Damit könnte der von Sloterdijk, Safranski, Sarrazin, Petry et al. enteierte Staat nochmal zeigen, dass er in der Lage ist, als nicht verwilderter Leviathan sich zu behaupten -, wie Robert de Niro so wunderbar formulierte -: 'I had to bust your balls.'
Stattdessen: Der Überbietungswettbewerb in der Flüchtlingsdebatte - Fast täglich gibt es neue Vorstöße deutscher Politiker. In der Debatte um Flüchtlinge herrscht mittlerweile ein Überbietungswettbewerb, wer die schärferen Töne anschlägt. (Pro Asyl)
Dass dabei subtile Stimmungsmache gefährlicher ist als der AfD-Schießbefehl bzw. diesen provoziert (Auf einmal darf gesagt werden, was unsäglich ist - Kommentar von Heribert Prantl) zeigt eine Analyse des Sprachlog (In der Wahrheit liegt die Lüge):
Fefe weist aus aktuellem Anlass auf diese bemerkenswerte Aussage von Horst Seehofer hin:
View on YouTube
Auslage eines Fachgeschäfts für Flüchtlingsbedarf
Via PLANET MOCHO - Im linken Schaufenster sehen Sie den Schlüssel zur Integration, Ornamente deutscher Leitkultur und den Hinweis darauf, dass Integration ein schmerzhafter Prozess sein wird; rechts die allegorische Darstellung der deutschen Sozialsysteme ...
Aber!
KAPITÄN SCHWANDT schreibt zum Brief aus dem Flüchtlingscamp von Raphaele Lindemann, den immerhin auch die FAZ u.a. würdigen, der aber - so ist zu befürchten, auch wenn inzwischen - in Kürze Überbietungswettbewerb an den Rand gedrückt werden wird:
Einige Facebook-Freunde haben mich auf den Beitrag eines jungen Arztes hingewiesen, der die dramatische Lage in einem Flüchtlingscamp beschreibt. Was Raphaele Lindemann beschreibt, berührt einen mehr als jede Nachrichtensendung oder Diskussion. Es ist ein ungefilterter Blick in die Wirklichkeit, im Winter 2016. Diese Menschen – Flüchtlinge wie Helfer – brauchen unsere Unterstützung. Wir haben Raphaele gefragt, ob wir seinen Text für Alle, die nicht bei Facebook sind, veröffentlichen dürfen. Er schrieb zurück: “Ich fühle mich geehrt durch Euer Interesse. Ich Ihr macht ‘n super Job und Grüße an den Kapitän!”
Lest diesen Beitrag. Und dann beurteilt selbst, wie die Ereignisse eines Tages einzuordnen sind, an dem Frauke Petry von der AfD Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge in Gespräch bringt, einen Tag, nachdem ein Flüchtlingsheim mit einer Handgranate angegriffen wurde.
Lesebefehl!!
Letzte Meldung: Anschläge auf Asylunterkünfte - Merbitz: „ Es herrscht Pogromstimmung“
Asylunterkünfte in Leipzig, Grimma, Oelsnitz und Chemnitz waren am Wochenende das Ziel von Anschlägen. In einem Fall ermittelt die Polizei wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion. Polizeipräsident Bernd Merbitz spricht von einer Pogromstimmung.
(Leipziger Volkszeitung, 02. Februar 2016)
- In einer Presseerklärung vom 19. d.M. kündigt der Presseerkärer von Cicero einen neuen robusten Tabubruch für den 22. d.M. an: Ein Herr Slaughterhouse werde den Sarrazin-Kritikern Feigheit vorwerfen:
Berlin. Der Philosoph Peter Sloterdijk wirft den Kritikern des ehemaligen Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin Opportunismus vor. „Man möchte meinen, die deutsche Meinungs-Besitzer-Szene habe sich in einen Käfig voller Feiglinge verwandelt, die gegen jede Abweichung von den Käfigstandards keifen und hetzen“, wetterte Sloterdijk im Politikmagazin ‚Cicero’ (Novemberausgabe). Weil der Bundesbankvorstand so „unvorsichtig“ gewesen sei, „auf die unleugbar vorhandene Integrationsscheu gewisser türkischer und arabischer Milieus in Berlin hinzuweisen“, sei „die ganze Szene der deutschen Berufsempörer“ gegen Sarrazin auf die Barrikaden gegangen.
„Sobald einmal ein scharfes Wort aus einem anderen Narrenkäfig laut wird, bricht auf der Stelle eine abgekartete Gruppendynamik los“, kritisierte Sloterdijk. Dabei gehe es zu, „als gelte es, einen Wettbewerb in Empörungsdarstellung zu gewinnen“. Auch Bundesbank-Chef Axel Weber habe sich „gegen die Epidemie des Opportunismus als nicht immun“ erwiesen. Des Philosophen Fazit: „Das Beispiel zeigt, wie tief bei uns der Sprachkarren im Dreck steckt.“
- „Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben“, sagte Sloterdijk im Gespräch mit dem Magazin Cicero (Februarausgabe), „diese Abdankung geht Tag und Nacht weiter“.
„Wir haben das Lob der Grenze nicht gelernt“, sagte Sloterdijk. In Deutschland glaube man immer noch, „eine Grenze sei nur dazu da, um sie zu überschreiten“. Innerhalb Europas schere Deutschland damit aus. „Die Europäer werden früher oder später eine effiziente gemeinsame Grenzpolitik entwickeln. Auf die Dauer setzt der territoriale Imperativ sich durch. Es gibt schließlich keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung....
Der Lügenäther ist so dicht wie seit den Tagen des Kalten Kriegs nicht mehr.“
Überrollung, Lügenäther, keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung, territorialer Imperativ ...
Denkbrühe, Phrasenauswurf und Wortkotze, syntaktisch hemmungslos und mit schwach verankerten Sinngeländern
Philosoph Sloterdijk lobt Grenze und Nationalstaat: Sloterdijk grenzt sich wenig überzeugend vom "AfD-Ideen-Müll" ab, so Florian Rötzer (tp, 31.01.2016); - eine lesenswerte Auseinandersetzung mit dem Cicero-Interview. Allerdings scheint mir die Charakterisierung dessen, was aktuell von der AfD kommt, als "AfD-Ideen-Müll" etwas zu kurz zu greifen:Die stellvertretende AfD-Chefin Beatrix von Storch hat ihre Äußerung zu einem möglichen Schusswaffengebrauch gegen Frauen und Kinder an der Grenze eingeschränkt. Nachdem sie zunächst auf ihrer Facebook-Seite die Frage, ob man Frauen mit Kindern notfalls mit Waffengewalt am Grenzübertritt stoppen sollte, bejaht hatte, relativierte sie ihre Aussage am Abend. Sie erklärte, ihr "Ja" habe sich nur auf die Frauen bezogen, nicht aber auf die Kinder. (SPON, Sonntag, 31.01.2016 – 19:46 Uhr)
Ich finde das noch obszöner als das, was vorher von ihrer Vorsitzenden beim Mannheimer Morgen rausgelassen wurde . Von Storch, die auch Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD) in Berlin ist, sagte: "Gegen Kinder ist der Schusswaffeneinsatz richtigerweise nicht zulässig. Frauen sind anders als Kinder verständig", deshalb könne der Gebrauch von Waffen gegen sie "innerhalb der gesetzlich engen Grenzen" zulässig sein. Eine Voraussetzung sei beispielsweise, dass zuvor ein Warnschuss abgegeben wurde.
Das ist nicht Ideen-Müll, das ist - im Kontext: Von welchen Frauen ist denn hier die Rede? - originär faschistisches Vernichtungsdenken. Das klingt wie eine Dienstanweisung Himmlers für SS- Truppen in der Sowjetunion, oder??
- Hier offensichtlich vorgedacht von Sloterdijks langjährigem Assistenten Marc Jongen, von der FAZ als Der Parteiphilosoph der AfD ausgewiesen.
Ich wäre für: Einsperren. Damit könnte der von Sloterdijk, Safranski, Sarrazin, Petry et al. enteierte Staat nochmal zeigen, dass er in der Lage ist, als nicht verwilderter Leviathan sich zu behaupten -, wie Robert de Niro so wunderbar formulierte -: 'I had to bust your balls.'
Stattdessen: Der Überbietungswettbewerb in der Flüchtlingsdebatte - Fast täglich gibt es neue Vorstöße deutscher Politiker. In der Debatte um Flüchtlinge herrscht mittlerweile ein Überbietungswettbewerb, wer die schärferen Töne anschlägt. (Pro Asyl)
Dass dabei subtile Stimmungsmache gefährlicher ist als der AfD-Schießbefehl bzw. diesen provoziert (Auf einmal darf gesagt werden, was unsäglich ist - Kommentar von Heribert Prantl) zeigt eine Analyse des Sprachlog (In der Wahrheit liegt die Lüge):
- ... Nahles tut also viel mehr, als die offensichtliche Aussage zu machen, dass nur diejenigen Sozialleistungen bekommen, die die Bedingungen erfüllen: Sie suggeriert, dass es eine nennenswerten Anzahl an integrationsunwilligen Flüchtlingen gibt – groß genug, um einen Gastbeitrag in der FAZ zu rechtfertigen. Das klingt besser, als den Abschuss von Flüchtlingen zu fordern, aber es trägt umso mehr zu deren Dämonisierung und zur kippenden Stimmung in der Gesellschaft bei.
- Am 29. Januar 2016 veröffentlichte die FAZ – die Zeitung für nichts weniger als Deutschland – auf Seite eins einen kleinen Kommentar einer ihrer Herausgeber, Berthold Kohler, zu dem Handgranatenanschlag auf ein Asylbewerberheim in Villingen-Schwenningen: Dieser sei, so lasen wir,
- "der Höhepunkt einer langen Reihe von Brandstiftungen und anderen Anschlägen... Offenbar waren nicht bei jeder dieser Straftaten fremdenfeindliche Motive im Spiel. Doch kann niemand daran zweifeln, dass die Migranten (…) Zielscheiben einer zunehmend terroristische Züge tragenden Gewalt werden. Der Staat muss sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen, denn auch von dieser Seite her wird sein Gewaltmonopol angegriffen."
Fefe weist aus aktuellem Anlass auf diese bemerkenswerte Aussage von Horst Seehofer hin:
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Auslage eines Fachgeschäfts für Flüchtlingsbedarf
Via PLANET MOCHO - Im linken Schaufenster sehen Sie den Schlüssel zur Integration, Ornamente deutscher Leitkultur und den Hinweis darauf, dass Integration ein schmerzhafter Prozess sein wird; rechts die allegorische Darstellung der deutschen Sozialsysteme ...
Aber!
KAPITÄN SCHWANDT schreibt zum Brief aus dem Flüchtlingscamp von Raphaele Lindemann, den immerhin auch die FAZ u.a. würdigen, der aber - so ist zu befürchten, auch wenn inzwischen - in Kürze Überbietungswettbewerb an den Rand gedrückt werden wird:
Einige Facebook-Freunde haben mich auf den Beitrag eines jungen Arztes hingewiesen, der die dramatische Lage in einem Flüchtlingscamp beschreibt. Was Raphaele Lindemann beschreibt, berührt einen mehr als jede Nachrichtensendung oder Diskussion. Es ist ein ungefilterter Blick in die Wirklichkeit, im Winter 2016. Diese Menschen – Flüchtlinge wie Helfer – brauchen unsere Unterstützung. Wir haben Raphaele gefragt, ob wir seinen Text für Alle, die nicht bei Facebook sind, veröffentlichen dürfen. Er schrieb zurück: “Ich fühle mich geehrt durch Euer Interesse. Ich Ihr macht ‘n super Job und Grüße an den Kapitän!”
Lest diesen Beitrag. Und dann beurteilt selbst, wie die Ereignisse eines Tages einzuordnen sind, an dem Frauke Petry von der AfD Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge in Gespräch bringt, einen Tag, nachdem ein Flüchtlingsheim mit einer Handgranate angegriffen wurde.
Lesebefehl!!
Letzte Meldung: Anschläge auf Asylunterkünfte - Merbitz: „ Es herrscht Pogromstimmung“
Asylunterkünfte in Leipzig, Grimma, Oelsnitz und Chemnitz waren am Wochenende das Ziel von Anschlägen. In einem Fall ermittelt die Polizei wegen Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion. Polizeipräsident Bernd Merbitz spricht von einer Pogromstimmung.
(Leipziger Volkszeitung, 02. Februar 2016)
gebattmer - 2016/01/31 20:35
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