Abi-Krawalle in Köln: Gnadenlos platter, testosterongesättigter Männlichkeitskult mit christlich-abendländischem Hintergrund - „Von Reife kann man da nicht so ganz sprechen“

- Erneut haben rund 200 angehende Abiturienten in Köln randaliert. Zwei Jugendliche wurden in der Nacht zum Dienstag schwer am Kopf verletzt, als Schüler in rivalisierenden Gruppen aufeinander losgingen, wie ein Polizeisprecher sagte. Ein weiterer Jugendlicher sei leicht verletzt worden. Die Schüler waren am Humboldt-Gymnasium in der Südstadt aneinandergeraten. Nach ersten Erkenntnissen bewarfen sie sich mit Gegenständen, ein Polizeisprecher sprach von Wasserbomben, Farbbeuteln und Eiern. Die Polizei ermittelt wegen Verstößen gegen das Waffengesetz, Körperverletzung und Landfriedensbruch.
Die Polizei prüft nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur auch einen Zusammenhang zu einem weiteren Vorfall in der Nacht: Auf einer Straße in Rodenkirchen seien Molotowcocktails gezündet worden. Allerdings sollen weder Menschen noch Gebäude beworfen worden sein. Ein Tatverdächtiger sei festgenommen worden, weitere seien flüchtig.
Bereits in der Nacht zum Montag hatten mehrere Hundert Abiturienten insgesamt 15 Einsätze der Kölner Polizei ausgelöst und Sachbeschädigungen an sieben Gymnasien verursacht. Laut Polizei waren auch Anzeigen wegen teils gefährlicher Körperverletzung sowie Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz geschrieben worden. Man habe Drogen sowie Baseballschläger und eine zur Schlagwaffe umgebaute Fahrradkette beschlagnahmt. (Der Tagesspiegel: heute 13:14 Uhr, Köln, vgl auch SPON: "Abi-Krieg" in Köln: Außer Kontrolle)

Auch das "Antanzen" soll im Rahmen der den Krawallen vorausgegangenen "Motto-Woche" beobachtet worden sein, wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet (Kreatives Abitur Wir suchen das beste Abimotto!)

Reaktionen:
- „Von Reife kann man da nicht so ganz sprechen“, kritisiert Polizeipräsident Jürgen Mathies das Verhalten der Schüler.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) verurteilte die Vorfälle als „abscheulich und nicht hinnehmbar“; die offensichtliche Beteiligung von Menschen mit höherem Bildungshintergrund an den Taten dürfe aber „nicht dazu führen, dass nun Abiturienten gleich welcher Herkunft unter einen Generalverdacht gestellt werden“.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) sprach von einer „neue[n] Dimension der organisierten Kriminalität“. Gegenüber den Medien erklärte er: „Wenn zweihundert Abiturienten sich zu einer enthemmten Horde zusammen finden und das offenbar so geplant war, dann ist das nicht weniger als ein zeitweiliger Zivilisationsbruch“.
Die ehemalige Bundesministerin Kristina Schröder (CDU) forderte dazu auf, „gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen in der christlichen Kultur“ zu diskutieren. Man dürfe das Thema „der Gewaltbereitschaft vieler deutscher junger Männer, die das Abitur ablegen wollen, auf keinen Fall totschweigen.“ Auch Julia Klöckner (CDU) forderte eine Debatte über „christlich- abendländische Männlichkeitsnormen“.
De Maizière sprach sich dafür aus, die Abschiebung straffällig gewordener Abiturienten zu erleichtern und darüber zu reden, die Regel zu ändern, nach der nur eine Haftstrafe von drei Jahren oder mehr sich auf das Abiturzulassungsverfahren auswirke.
Der Verfassungsrechtler und frühere Bundesverteidigungsminister Rupert Scholz fordert mehr Prävention und eine Stärkung des Rechtsstaats. Scholz sieht ein wachsendes „Gefahrenpotenzial für die öffentliche Sicherheit“ durch die zunehmende Zahl von Abiturienten.
Der Philologenverband Niedersachsen kritisierte in diesem Zusammenhang erneut die geplante Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe in Niedersachsen als „leistungsfeindlich“.
So könnte man das hochjazzen. Tut man aber nicht. Sind ja deutsche Abiturienten, die nur spielen wollen.
Dass diese Erscheinungsform enthemmter Gewalt eher runtergespielt wird, kann man der Berichterstattung des Deutschlandfunks entnehmen: pikanterweise in Campus & Karriere wird heute kritisch berichtet - im Hinblick auf das Ausmaß der enthemmten Gewalt und das Versagen der zuständigen Behörden und der Polizei:Abi-Schlacht in Köln - Polizei ergreift Gegenmaßnahmen [AUDIO]
Eher dummes Zeug redet dort dann die Kulturwissenschaftlerin Katrin Bauer: Abitur-Rituale im Wandel - Interview mit [AUDIO]
Ich bin nicht für Skandalisierung - und vielleicht sind die Abiturienten ja auch nur Opfer der sozialen Übrerdruckkammer, in der es keine sinnvollen Protestformen mehr zu geben scheint - ; mir fiel nur auf,
- - dass die mediale Präsentation der offenbar gewaltbereiten "Abiturienten" auf Inszenierungen sich bezieht, die auch der IS verwendet - ironische Distanz ist nicht erkennbar! - :

KKBN 2015 - Elite15 RDK : Zum Ende der Mottowoche 2015 bescheren wir euch mit einem kleinen, aber feinen Video, denn KKBN wäre nicht KKBN, wenn es nicht noch ein abschließendes Präsent geben würde. Viel Spaß damit, liebe Freunde, und passt gut auf euch und eure Schulen auf! ;)
- dass Krawalle medial doch recht unterschiedlich verhandelt werden.
Die GBlogSuche nach »Männlichkeitskult« hat 12 Resultate geliefert.
Es könnte das auch etwas zu tun haben mit der Kompetenzkatastrophe.
gebattmer - 2016/03/15 18:16
Trackback URL:
https://gebattmer.twoday.net/stories/1022552466/modTrackback